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Die Liebe und der liebe Gott

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27.11.17 15:18
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

 

 

 

 

 

DIE    LIEBE   UND

DER    LIEBE    GOTT

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Renate Köhler
Wattgasse

1160 Wien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.

 

Mein Vater, der liebe Gott, ist immer bei mir und ich bin immer in ihm und wir sind also immer zu zweit, könnte man jetzt vielleicht denken. Aber das ist nicht so: wir sind nämlich immer zu dritt!

Es gibt uns immer nur im Dreierpack: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist also auch immer mit uns Zweien zusammen, weil er hilft uns, dass wir den Menschen unsere

Botschaft übermitteln können. Er ist also sehr wichtig, weil er sagt den Menschen wenn er da ist, dass er jetzt da ist. Und das ist eine sehr, sehr, sehr wichtige Botschaft für alle, die das erfahren dürfen. Meine brave Sekretärin, diese ältere Dame, die alles aufschreibt, was ich ihr diktiere, ist also immer informiert von allem, was ich jetzt den Menschen zu sagen habe. Sie hat auch noch eine andere Aufgabe, aber davon spreche ich jetzt noch nicht• Sie weiß aber, dass ich alles von ihren geheimen Wünschen erzähle, die sie vor mir aber nicht zu verbergen trachtet, weil sie mich sehr, sehr, sehr lieb hat. Meine brave Sekretärin, diese ältere Dame, weiß, dass ich der liebe und süße Herr Jesus bin und sie ist mir sehr lieb, weil sie mir immer gesagt hat, dass sie alles tun wird, was ich ihr auftrage.

 

Jetzt zum Beispiel glaubt sie, dass ich ihr eine neue Kindergeschichte diktieren werde, aber es wird wieder etwas sehr Persönliches von ihr. Sie macht jetzt ein er­schrockenes Gesicht, weil sie mir gesagt hat, dass sie genug von meinen Lobeshymnen über sie hat, die ich bereits allen Menschen kund getan habe und daher habe ich ihr vorher gesagt, dass ich ihr eine neue Kindergeschichte diktieren werde. Aber ich will noch ein weiteres Büchlein über diese sehr, sehr, sehr brave Frau diktieren, damit alle dann wissen, warum ich sie so heilig gemacht habe.

 

Heilig wird man nicht von selber, aber man kann viel dazutun:

Man kann sich jedes Jahr erneut vornehmen, dass man es sich verbessert, also dass man seine Lebensbereiche nun mehr in den Griff bekommt. Ich meine damit, dass man alles, was einen vom Heiligwerden abhalten könnte, dass man das von sich aus versucht auszumerzen. Es gibt zum Beispiel die Zehn Gebote, die der liebe Gott vor fast dreitausend Jahren den Menschen bekanntgemacht hat und es gibt weitere Anweisungen, die ebenso wichtig sind, obwohl sie nur aus zwei Botschaften bestehen.

 

Die erste lautet: Du sollst deinen Gott ehren, lieben und nie betrügen, denn er weiß sowieso immer alles, und die zweite Botschaft lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Am besten ist diese Botschaft zu verstehen, wenn man sich vorstellt, dass alle Menschen zur gleichen Zeit sich auf einen großen Angriff vorbereiten, aber dieser Angriff kommt immer nur vom nächsten Nachbarn, der einem am nächsten steht, weil er hinter, vor oder eben neben einem auf der Straße begegnet ist. Das ist aber genau diese Möglichkeit, damit sich alle einmal gegenseitig nicht hassen, dass man im Gegenteil dem anderen, der neben, vor oder hinter einem steht, freundlich gegenübertritt und sich vielleicht entschließt zu einem höflichen Gruß, einem herzlichen Händedruck oder gar zu einer herzerfrischenden Aussage, wie "Sie können mich immer grüßen, wenn Sie mich sehen, ich bin der liebe und süße Herr Jesus in Menschengestalt, den Sie in mir, Ihren nächsten Nachbarn sehen."

 

Vielleicht ist das der letzte Satz, den jemand trachtet von seinem Nächsten noch mitzubekommen, bevor er umfällt und tot ist. Niemand weiß, wann er sterben muss und niemand kann sich davor schützen. Immer ist die Möglichkeit gegeben, dass man tot umfällt, weil einem ein Ziegelstein von oben auf den Kopf gefallen ist. Aber ich will doch sagen, dass es auch andere, bessere Möglichkeiten gibt, zu Tode zu kommen. Kein anderer Beweis ist dafür notwendig, denn jeder hat schon einmal von seinem Nachbarn gehört, dass er auf einmal tot gewesen ist, obwohl er noch ganz gesund ausge­schaut hat. Allenfalls kommt man zu dieser Ansicht, wenn man selbst einmal ins Spital gehen muss, zu einem Todesfall, der sich in der eigenen Familie ereignet hat und wo man sich aber gedacht hat, dass derjenige bereits wieder gesundet ist.

 

Trotzdem hat ihn also der liebe und süße Herr Jesus abberufen, weil er ihn zu sich rufen wollte, damit er Auskunft gibt über sein bisheriges Verhalten in diesem letzten Leben, das er bereits zum zweiten Mal gelebt hat. Es gibt immer die Möglichkeit zweimal einen Versuch zu unternehmen, sich zu verbessern, aber wenn man es beim zweiten Mal nicht geschafft hat, dann ist die Möglichkeit eine weitere Sprosse auf der Lebensleiter hinaufzukommen, beendet. Die Lebens­leiter hat zehn Stufen und jede Stufe darf also zweimal versucht werden um weiter bis zur letzten Sprosse zu kommen. Die letzte Sprosse ist also die zehnte, und wenn man es geschafft hat, alle zehn Sprossen zu erklimmen, dann kann man für immer beim lieben Gott im Himmel bleiben.

Aber nur sehr wenige schaffen es bis zur zehnten Sprosse - man kann auch sagen "Stufe" - weil sie sich nicht genügend anstrengen und glauben, dass man es sich so bequem wie möglich machen kann, wenn man auf der Erde lebt.

 

Im Himmel gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, dass man sich gut oder weniger gut befinden kann, je nachdem, wie gut man es geschafft hat, sich an die Zehn Gebote zu halten und keinen Fremden zu beleidigen oder gar mit ihm einen totalen Bruch herbeizuführen. Ein totaler Bruch heißt nichts anderes, als das,- der Fremde nun in diesem Land, das für ihn doch eine neue Heimat werden sollte, nicht aufgenommen wird, weil einem seine Nase, seine Hautfarbe, sein andersartiges Benehmen oder gar seine andere Verhaltens­form in punkto Höflichkeit nicht goutiert. Es ist dies ein etwas altmodisches Wort, aber es drückt sehr gut aus, dass man keinen Gusto hat auf einen fremden Zuwachs im eigenen Land. Also man sollte einem Fremden immer höflich, vielleicht sogar liebevoll-freundlich gegenübertreten, weil dieser muss sich darauf konzentrieren, dass er nicht nur eine andere Sprache, andere Sitten und andere, Gebräuche lernen muss, sondern auch noch seinen eigenen Namen anders aussprechen wird. Und somit sind andernfalls alle Gegebenheiten, dass er sich als erwünscht betrachten kann, nicht gegeben. Nicht alle Fremden sind Mörder, Strolche, Zuhälter, Betrüger und anderes mehr, sondern es sind ebenfalls Menschen, die nur aus einem anderen Kulturkreis kommen und sich erst anpassen können, wenn man ihnen ein wenig Zeit dazu gibt.

 

2.

 

Meine brave Renate hat sich heute gefreut, weil sie hat sich für mich schön gemacht und ich habe sie dafür sehr gelobt. Sie hat ihren schwarzen Pullover angezogen und dazu den schwarzen Seidenrock, der ein bisschen golddurchwirkt ist. Aber er ist ihr schon etwas zu eng und deshalb hat sie ihn in der Taille etwas weiter gemacht. Sie will, obwohl sie nicht mehr jung ist, trotzdem immer noch hübsch und ordentlich angezogen sein, wenn sie in ein Konzert geht. Sie hat sich ein Abonnement gekauft für sechs Konzerte im großen Konzerthaussaal, wo sie immer klassische Musik für sie spielen werden.

Diese Konzerte sind das erste, was sie sich seit langem geleistet hat, weil sie doch so sparsam ist. Sie hat sich gedacht, einmal noch will sie in einem schönen großen Saal sitzen und ihre geliebte klassische Musik in sich einfließen lassen, damit sie sich dann mit dieser schönsten Musik, die sie kennt, die sie also dann noch im Ohr hat, nach Hause begeben kann, um dort noch eine kleine Weile still dazusitzen und das Konzert im Inneren nachwirken zu lassen.

Es ist mir unbekannt, ob noch andere Menschen sich immer wünschen gute Musik zu hören - und jetzt hat die brave Renate dazu gesagt: "Du weißt es genau, wieso sagst du, dass du es nicht weißt?"

Naja, ich wollte wissen, was sie zu dieser Ansage zu sagen hat. Natürlich weiß ich auch bereits im Vorhinein, was sie sich denken wird, aber ich will alles, was sie denkt und mir sagen will, auch immer hören. Sie muss es innerlich sagen und dann freue ich mich, dass sie es gesagt hat. Weil, wenn ich es auch im Vorhinein weiß, so bin ich doch immer sehr erfreut, wenn sich ein Menschenkind dann direkt an mich wendet und mir sagt, was es von einer Sache hält.

Also die brave Renate Köhler redet immer mit mir und fragt mich oft, was ich zu dieser oder jener Sache zu sagen habe und wenn sie es dann von mir erfahren hat, dann tut sie es auch immer.

Dass sie es immer nachher tut, ist ein großes Lob von mir wert, weil ich dadurch weiß, dass sie meint, alles, was ich ihr sage, ist das Beste, was es über­haupt sein könnte. Natürlich fragt sie nur Sachen, von denen sie annimmt, dass ich gewillt bin, darauf zu antworten. Sie weiß, dass man manche Sachen nicht fragt und hält sich auch strikt daran.

Keine Person auf der ganzen Welt kann mir berichten, dass es schneit oder regnet, weil das habe ich ja selbst ange­schafft.

Aber jemand kann mich bitten, dass ich es vielleicht irgendwo regnen lasse, wo es zuvor lange trocken gewesen ist. Immer, wenn ich von jemandem gebeten werde zum Beispiel Regen zu machen, dann schaue ich mir denjenigen genau an und wenn er sich immer an meine Befehle gehalten hat, dann mache ich ihm auch die Freude und schicke dicke Regenwolken dorthin, wo sie gebraucht werden. Wenn ich sage "Befehle", so heißt das, dass derjenige bestimmt meine Anordnungen, die ich ihm vorher oft angegeben habe, gehört hat und sie auch sofort umgesetzt hat.

Das ist natürlich kein normales Verhältnis zwischen mir und einem x-beliebigen Menschen, sondern das ist ein besonderes Verhältnis zu jemandem, der schon weit auf der Stufenleiter vorangekommen ist.

Alle haben gehört, dass man zehn Stufen oder Sprossen auf einer zehnteiligen Leiter hinaufklettern muss, damit man in den Himmel kommen kann und dort auch dann ein wunder­schönes Leben nach dem Tod führen wird können. Allerdings können das nur wenige Menschen, weil sich viele nicht anstren­gen. Wenn sie etwas hören, das sie machen sollten, dann denken sie sich, dass sie nur irgendetwas im Ohr vernommen haben, das sie weiter nichts angeht. Aber diese Stimme, die sie dann öfters im Inneren hören, wenn sie sich weiterent­wickelt haben auf der Stufenleiter, also diese Stimme ist nicht nur ein gewisser Opa, der von vielen als der liebe Gott bezeichnet wird, sondern es ist ein Anruf, ein bestimmtes Tun zu unterlassen oder auch ein bestimmtes Tun eben zu vollziehen.

Niemand weiß, wann er dann zum lieben Opa, also dem lieben Gott, direkt kommen wird, aber jeder kommt einmal und dann wird "abgerechnet". Naja, das habe ich vielleicht etwas derb gesagt, aber im Sinne des Vollzuges stimmt es schon. Jeder muss Rede und Antwort geben, warum er manches unterlassen und vieles getan hat, was aber viel­leicht gar nicht hätte getan werden sollen. Naja, das hat sie aber sofort korrigiert, meine brave Stenografin! Ich hatte nämlich gesagt "... und vieles getan haben, was aber vielleicht gar nicht tun hätte sein sollen", und das war natürlich falsch. Wie gesagt, ich baue manchmal mit Absicht kleine Fehler ein, damit sie, die brave Renate Köhler, auch etwas dazu beitragen muss, damit der Text vollständig verstanden werden kann.

 

3.

 

Mein lieber Vater, der liebe Gott, hat gesagt, dass ich der lieben Frau Renate Köhler schon wieder eine Lobes­hymne spenden muss, weil sie extra nur für mich fast eine halbe Stunde lang Kirchenlieder gesungen hat. Sie sagt, dass sie nicht mehr schön singen kann, aber das tut wirklich nichts zur Sache, weil es zählt immer die Tat. Und sie hat sich bemüht auch ein unbekanntes Lied nach Noten zu singen und es hat gut geklappt. Sie singt immer nach Noten, weil sie sie nicht mehr auswendig weiß, also die Lieder, aber sie erinnert sich dann, wenn sie die Noten sieht auch an den Text und dann geht beides wieder recht gut.

Meine liebe, brave Renate hat also fast eine halbe Stunde nur für mich alleine gesungen und hat dann sogar noch gemeint, dass es aber nicht schön gewesen sei. Da habe ich ihr aber gesagt, dass das nicht so schlimm ist, weil es zählt - wie ich schon gesagt habe - wie immer die Tat. Ob die Ausführung dann perfekt ist oder nur halbwegs oder gar vielleicht wenig stimmungsvoll, das ist mir blunzenegal. Also die Renate hat nicht geglaubt, dass ich dieses Wort diktiert habe und hat es zuerst nur in der Luft geschrieben, aber dann hat sie bemerkt, dass ich es wirklich einmal sagen will, weil sie, die Kinder, dieses Wort oft oder sogar sehr oft verwenden. Und da ich dieses Büchlein doch hauptsächlich für Kinder und interessierte Jugendliche diktiere, gebrauche ich auch solche Wörter, die sie, die Kinder, häufig oder sogar oft zu häufig verwenden.

 

Immer wenn ich sage, dass etwas nicht perfekt ist, dann meine ich, dass es die Ansicht der Menschen ist, aber meine Bewertung ist eine völlig andere. Ich sehe mir an, warum jemand etwas tut und wenn er es aus vollem Herzen, wie gerade diese brave Frau Renate Köhler es getan hat, dann ist mir es doch blunzenegal (jetzt hat sie aber lachen müssen) wie schön sie gesungen hat oder eben vielleicht nicht ganz schön.

 

Naja, jetzt wisst ihr hoffentlich, worauf es ankommt und seid nicht ungehalten, dass ich sie, die Frau Köhler, schon wieder in den Himmel gelobt habe. Sie wird zwar einmal ganz bestimmt bei mir im Himmel sein, aber vorher muss auch sie noch vieles erledigen, was man halt so auf der Erde zu erledigen hat. Heute war sie zum Beispiel zwei Stunden bei der Caritas arbeiten und hat auch gleich für diese arme rumänische Familie einen großen Sack Teigwaren mitnehmen dürfen. Sie hat ihre Chefin vorher gefragt, ob es erlaubt ist, aber weil zu viel Ware vorhanden ist und man gleich in ein paar Tagen Neues bekommen wird, durfte sie also sieben Kilo Teigwaren (und davon waren auch zwei Kilo Reis) mitnehmen. Außerdem war ihr erlaubt neu gestrickte Käppchen für die beiden kleineren Kinder mitzunehmen und zum Probieren gibt es noch zwei Hosen für den größeren Sohn. Eine Trainingshose, die, wenn sie passt, sehr gut für das Karate-Training wäre, und eine warme Winterhose, weil er nämlich keine warme hat. Vielleicht - und das wäre sehr schön - würden beide passen und das Kind hätte etwas Warmes und etwas zum Sporteln, das ihm viel Freude machen würde.

 

Ich bin aber immer noch nicht fertig mit meiner Lobes­hymne. Sie zieht schon die Augenbrauen ganz böse zusammen (jetzt muss sie aber trotzdem lachen), weil ich weiß noch etwas von ihr.

Sie hat nächste Woche ihren Canasta-Abend und da wird auch wieder etwas Geld gespendet werden für die arme rumänische Familie und sie können dann vielleicht doch einmal auch etwas Fleisch kaufen, weil das wäre notwendig für die kleineren Kinder. Sie bekommen also fast immer nur Nudeln oder Reis und das ist natürlich zum Wachsen zu wenig, da braucht es schon auch etwas Fleisch und Gemüse und Obst. Und all das kann sich diese arme Familie nicht leisten, weil sie - wie bereits einmal erwähnt - nur über ein sehr kleines, ein ganz, ganz kleines Einkommen verfügt. Und durch die Schwarzarbeit der braven Mutter, wenn sie putzen geht, kommen auch nur ein paar Euro zu­sammen. Vielleicht findet sich ein guter Mensch und ver­schafft dieser wirklich braven und auch ausnahmslos ehrlichen, jungen Frau eine Stelle als angemeldete Putzfrau. Sie wäre ganz bestimmt keine Enttäuschung, dafür kann ich, der liebe und süße Herr Jesus, garantieren. Also - wie gesagt - sie kann etwas kochen, sehr schön putzen und ist bestimmt hundert­prozentig ehrlich, und das kann man nicht von jeder Putzfrau sagen. Also, vielleicht???

 

Naja, das war nun auch noch ein großes Dankeschön an meine brave Sekretärin, die Frau Köhler, weil sie alles so hinschreibt wie ich es von ihr erwarte. "Das ist selbstver­ständlich" hat sie gerade gemeint, aber ich finde, dass, wenn jemand nur im Ohr ein Diktat empfängt, es doch wirklich viel schwerer ist, es mitzuschreiben, als wenn jemand vor einem sitzen würde und laut und vielleicht sogar nicht genuschelt (sie lacht schon wieder) ein Diktat diktiert. Naja, das war jetzt aber ein Pleonasmo und das sollte man nicht tun. Also ich wiederhole deshalb den Satz und diktiere nochmals: Sie, diese Frau Köhler, ist besonders brav, weil sie hinhört wie eine Spitzmaus, was ich ihr ins Ohr diktiere und sie hat es also nicht leicht, wenn ich es vielleicht nur so dahinsage - nein, also das tust du doch nie, hat sie gerade dazu gesagt-und sie meint daher, dass ich ihr immer deutlich und exakt meine Diktate übermittle. Also jetzt war da kein Pleonasmo und das heißt, dass man ein Wort nicht zweimal hintereinander verwenden sollte, wie ich es zuerst getan habe.

 

Also, da habt ihr nun gleich zwei neue Sachen gelernt:

Erstens, was ein Pleonasmo ist und zweitens, es zählt immer die Tat und nicht die Ausführung.

4.

 

Mein lieber Vater, der liebe Gott, hat gesagt, dass ich nun wieder einmal meinen lieben und braven Andreas loben soll. Er hat sich erbötig gemacht, immer die bereits geschriebenen, aber noch nicht vervielfältigten Büchlein, die ich meiner braven Renate diktiere, wieder zu bearbeiten, das heißt, dass er sie in die Firma bringt, die diese Mit­schriften dann kopiert, mehrfach, und sie auch dann gleich ringelt, also bindet.

 

Ich habe das letzte Mal gesagt, dass sie eingebunden werden, das hat aber meiner lieben und braven Renate gar nicht gefallen und sie hat auf zwei Kopien es ausgebessert auf "binden".

Natürlich ist "binden" das richtigere Wort, aber man kann sagen "einbinden", weil die abgeschriebenen Blätter durch die Plastikumhüllung und das geringelte Plastikband eingebunden werden. Aber - wie gesagt - der braven Renate, die meine Sekretärin ist, hat das überhaupt nicht gefallen, das "Einbinden", und so habe ich ihr erlaubt, es auf den noch vorhandenen Kopien auszubessern in "binden". Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber da ich sehr genau bin, habe ich das auch zur Sprache gebracht.

 

Sie, diese Frau Renate Köhler, ist immer sehr bemüht, dass alles stimmig ist und sie wird aber nie ohne mein Einverständnis etwas Wesentliches verändern oder es gar auslassen. Das traut sie sich wirklich nicht. Sie ist außer­dem eine geprüfte Chefsekretärin gewesen und hat daher auch die Gewissheit, dass etwas falsch oder richtig ist, was ich ihr diktiere. Sie meint jetzt dazu, dass das, was ich dik­tiere, aber immer richtig und nie falsch sein kann, weil ich, der liebe und süße Herr Jesus, ja bereits vollkommen bin und nicht wie ein Mensch noch Fehler mache. Sie stößt sich an dem Wort "bereits", weil sie sagt, ich bin immer vollkommen gewesen und das ja ohne Anfang und auch ohne Ende, weil ich ja ewig bin.

 

Ich bin also auch der liebe Gott und weil das so ist, bin ich also fehlerlos, ewig und zurzeit damit beschäftigt, die Welt ein bisschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Alle Menschen, die von mir wissen, haben es nie in Zweifel gezogen, dass ich der Herrscher der Welt bin und dass ich also auch immer auf die Menschen und ihre Belange Acht habe.

 

 

Sie können sich zwar nicht vorstellen, was das heißt, zugleich fast acht Milliarden Menschen immer zu beaufsichtigen und zu wissen, was sie in jeder Millisekunde denken, fühlen, tun oder auch nicht tun und sie können daraus auch nicht ab­leiten, was es heißt, immer wieder aufs Neue den Menschen klar zu machen, dass es mich, den lieben Gott, wirklich gibt und dass er auch einem jeden von ihnen ins Gewissen redet, damit er sich auf der Skala der zehn Wiedergeburten es sich verbessert und nicht vielleicht gar abstürzt, was leider auch fallweise vorkommt.

 

Meine brave Renate weiß, dass sie, obwohl sie die bravste Renate in der Wattgasse in Wien im 16. Bezirk ist, dass sie auch noch drei Prüfungen zu bestehen hat, und dass sie nur dann für immer zu mir in den Himmel kommen darf - worauf sie sich aber schon sehr, sehr, sehr freut, weil sie sagt, nirgendwo kann es so schön sein wie in der vollkommenen Liebe vom lieben Gott. Sie bemüht sich sehr, mir immer alles recht zu machen und hat auch die Absicht, diese drei Prüfungen wirklich vollkommen gut zu machen, damit ich sie dann zu mir in den Himmel hole, und zwar schon Ende nächsten Jahres. Sie weiß sogar das genaue Datum, auf die Minute genau und das kann ich ihr versichern, dieses Datum wird auf jeden Fall eingehalten, egal ob sie die drei Prüfungen bestehen sollte oder vielleicht auch nicht. Denn sie sind wirklich schwer und niemand hat das Recht, sich darüber den Mund zu zerreißen und zu glauben, dass man den lieben Gott ungestraft lästert.

 

5.

 

Ich bin zwar meistens lieb und freundlich, aber ich kann auch sehr unangenehm werden, wenn man mich aus Bosheit, Unfreundlichkeit oder auch manches Mal aus purer Dummheit beschimpft, sich über meinen lieben Sohn, den lieben und süßen (ja, auch das gehört immer dazu), also den süßen Herrn Jesus lustig macht und glaubt, dass man das ungestraft tun darf. Es ist nicht so, dass der liebe Gott vielleicht ein bisschen ungemütlich wird, obwohl er sich darüber geärgert hat, dass man ihn, den Erschaffer, den Schöpfer all dessen, was diese besagten Menschen umgibt, verunglimpft, sondern er wird sich am Tag der Bekenntnisse, also am Tag, an dem derjenige gestorben ist, vollkommen gerecht zu ihm äußern und ihn fragen, warum er all das getan hat und warum er nie sich schuldig gefühlt hat, wenn ihm doch sein Gewissen ge­sagt hat, dass er einen gravierenden Fehler gemacht hat.

Nie ist ein Mensch daher ausgenommen von der Gerechtigkeit Gottes, die aber immer erst am Todestag zur Vollendung kommt. "In Gerechtigkeit vollenden" heißt, dass man dann alles, wirklich alles, jede kleinste Kleinigkeit bekennen muss und sich nicht davor scheuen muss, ihm, dem lieben, aber auch voll­kommen gerechten Gott, alles zu sagen, was man versäumt hat und was man also nicht versäumt, sondern trotz des Verbotes es zu tun, doch getan hat. Und es ist nicht so, dass das Nichttun keine Folgen haben kann, wenn es zum Beispiel heißt, hilf sofort diesem Kind, das niedergefallen ist und man geht weiter und ist mit seinem Handy so beschäftigt, dass man alles, was einem das Gewissen sagt, leichtfertig überhört.

 

Meine Sekretärin, die Frau Köhler, ist immer lieb und freundlich und kann sich nicht beklagen, dass ich nicht auch immer lieb und freundlich zu ihr bin. Sie meint daher, dass es ihr eine große Freude ist, für mich zu arbeiten, und jeder Chef sollte so sein wie ich, hat sie sich gerade gedacht.

 

Naja, ich bin zwar der liebe und süße Herr Jesus, der immer lieb und freundlich ist, aber ich verlange auch viel von demjenigen, der sich traut, mit mir Kontakt zu haben. Es ist doch nicht selbstverständlich, dass man mit dem lieben Gott reden darf und somit ist es auch nicht immer leicht, den richtigen Ton und die richtige Verhaltens­weise an den Tag zu legen. Aber meine brave Renate Köhler kann das perfekt und ich habe nie zu ihr sagen müssen, dass sie sich anders zu benehmen hätte, weil dem lieben Gott gegenüber verhält man sich nämlich nicht so wie gegen jeman­den von nebenan.

 

Ein Mensch, der sich erfrechen würde, dem lieben Gott eine Gemeinheit zu sagen, würde augenblicklich von ihm zur Rechenschaft gezogen werden, weil das lässt sich der liebe Gott auf keinen Fall gefallen. Nicht nur, dass derjenige sich im Augenblick verantworten müsste, würde er auch dann, wenn er vor dem Thron Gottes steht, nach seinem Tod, doch auch noch einmal befragt werden und dann angeben müssen, warum er sich nicht anders gegenüber dem alleinigen Herrscher der Welt verhalten hat. Hat er gedacht, dass sich dieser nicht darüber aufregen würde, oder hat er gar gedacht, dass es ihn sowieso nicht gibt und das Weltall sich von alleine aus der Luft so entwickelt hat wie es jetzt dasteht?

Oder hat er nur einmal ausprobieren wollen, was dann passiert, wenn man spaßeshalber einmal den lieben Gott so ärgert, dass er sich darüber nur schämen kann, dieser Mensch, weil er alle Gewohnheiten des lieben Gottes zwar zu kennen glaubt, aber übersieht, dass er, der liebe Gott, sich nicht alles gefallen lässt? Er, dieser ungehobelte Mensch, hat sich also erfrecht, Gott zu lästern und hat dann sofort etwas retour bekommen: Das kann ein großer Unfall sein, das kann der Anfang einer schweren Krankheit sein, das kann den Tod seines geliebten Kindes zur Folge haben usw. Es ist doch zur Genüge bekannt, dass man den lieben und süßen Herrn Jesus nicht ungestraft beleidigen darf, weil er Gottes Sohn ist und also Gott in seiner Zweiten Person.

 

Mein Verstand sagt mir, dass fast alle Menschen wissen, dass es einen Schöpfer dieser Welt und des Universums gibt und dass auch alle wissen, dass es nicht möglich ist, dass das alles von selbst sich aus dem Nichts, also nur aus der Luft, die es aber am Anfang auch nicht gegeben hat, entwickelt hat. Und jeder, der glaubt, dass es keinen Schöpfer gibt, ist in Wirklichkeit nur zu uneinsichtig oder zu dumm (um es exakt auszudrücken), weil niemand kann doch in Wirklich­keit glauben, dass sich alles, alles, inklusive des Menschen­geschlechtes von dem großen Nichts entwickelt hat. Wie soll denn aus nichts etwas werden???

Jeder, der darauf eine solide Antwort weiß, soll sich bei mir melden, ich bin sehr gespannt auf diese Erklärung, die ich mir selbst zwar nicht vorstellen kann, aber vielleicht ist jemand gescheiter als Gott.

 

Danke für diese Fragezeichen, liebe Renate. Also sie ist immer bereit auch heftig mitzudenken und mir meine Mühe des ganz genauen Ansagens von Fragezeichen, Ausrufezeichen, Bindestrichen usw. abzunehmen und setzt diese also selbst­ständig, so wie ich es am liebsten hätte. Sie ist ganz bei der Sache und dafür gebührt ihr großes Lob von mir.

 

Also ich habe diesmal nichts von ihr, meiner lieben Renate Köhler, geschrieben, sondern habe versucht klarzumachen, dass man Gott, der also nicht immer der liebe Gott ist! Nicht ungestraft beleidigen darf, sonst erfährt man seine Macht. Ich bin zwar gerne der liebe und süße Herr Jesus, aber nicht immer ist es möglich, das auch durchzuhalten. Jeder Mensch weiß, dass man auch erzieherisch tätig sein muss, wenn man Kinder hat.

 

Also für mich sind die Menschen zwar keine Kinder im Sinne von Kleinkindern, aber sie sind meine Kinder im Sinne von von mir geboren und von mir aufgezogen. Denn alles, alles, was sie essen, trinken, sich aus der Natur nehmen, das alles ist von mir

erschaffen worden und so habe ich nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht sie ordentlich zu erziehen. Dass man Gott also mir Andacht, Liebe, Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten und auch mit der Liebe zum Nächsten entgegenkommt, ist sicher nichts Neues; nur, dass man es auch immer wirklich tun sollte, das hat sich noch immer nicht bei allen herumgesprochen.

 

Immer wenn ich höre, dass jemand sich entschließt, doch zur Beichte zu gehen und jemand, der schon längere Zeit nicht in der Kirche gesehen worden ist, jetzt doch einmal wieder hereinschaut, dann bin ich voll Freude und denke mir, dass nun vielleicht ein guter Anfang beginnen könnte, wenn derjenige solches auch wieder weitermachen würde. Leider folgt dann oft die Enttäuschung, weil sie, diese Menschen, die sich vielleicht einmal in die Kirche verirrt haben, dann doch wieder nicht weiter das machen, was mir, dem lieben und süßen Herr Jesus, Freude machen würde. Sie ver­gessen wieder auf mich und widmen sich ihrem Handy und dem Einkauf und dem für manche doch immer noch wichtigen Vor­zeigen von den Schätzen, die sie erobert haben im Ausverkauf, bei irgendwelchen Versteigerungen, als günstiger Gelegenheits­kauf oder einfach nur weil sie ein bisschen angeben wollen. Das Angeben ist aber nichts für einen wahren Christen. Dieser sollte sich im Gegenteil zurückhalten mit seinen Eroberungen, und wenn er sie gemacht hat, sich im Stillen darüber freuen, denn es ist nicht gut, den eventuellen Neid der anderen herauf zu beschwören.

 

Ich meine, dass es also wichtig ist, wenn man den anderen liebevoll in Freundschaft entgegenkommt und nicht sich vollständig mit solchen Sachen umgibt, die "in" sind, und von einer Freundschaft ablenken können. Nichts ist unguter als zu protzen, sich mit schrillem Geklingel des neuesten Tablets an den Rand der Gesellschaft zu manövrieren, weil sich viele dieses neueste Tablet nicht leisten können. Ich meine, dass eine gewisse Bescheidenheit eine Voraus­setzung dafür ist, dass man gut miteinander auskommen kann, weil nicht jeder das Geld und manches Mal auch nicht die Motivation hat, jede Neuerung mitzumachen. Man braucht nicht jedes neue Handy, jede neue Kleidung, jedes neueste Trumm, das angeboten wird.

Immer wenn ich sage, dass man bescheiden sein sollte, dann kommt von vielen die Meinung, dass man dann ins Hinter­treffen bei seinen Freunden gerät und das will man also ver­meiden und muss deshalb mittun. Aber es ist wirklich nicht so, dass man keine Freunde mehr hat, wenn man sich beschei­dener gibt. Die richtigen Freunde bleiben dann bei einem und sie sind die wertvolleren. Die anderen kann man ruhig vergessen, denn sie sind nicht das, was ein Mensch wirklich braucht: nämlich die Liebe, die Vertrautheit, die angemessenen guten Ratschläge, den wirklich guten Umgang mit der Freiheit des Seins, das heißt, dass man sich immer entscheiden wird müssen, ob es sich lohnt auch einmal auf etwas zu verzichten, weil es ungehörig ist im Sinne eines der Zehn Gebote und ob es sich wirklich lohnt, sich derart daneben zu benehmen, obwohl man weiß, dass man es tut.

 

6.

 

Meine brave Renate hat gesagt, dass sie schon ganz gespannt ist, was ich ihr denn heute diktieren werde und ich habe ihr gesagt dass es wieder etwas von mir sein wird. Da hat sie gemeint, es wird wieder etwas von den Zehn Geboten sein und die kennen die Menschen sowieso, aber ich meine, dass die wenigsten sie kennen und ich deshalb manche jetzt der Reihe nach aus meiner Sicht erklären werde.

 

Das 1. Gebot ist ja bereits behandelt worden und das 3. ist auch nicht schwer zu verstehen: "Du sollst den Tag des Herrn heiligen" heißt ja nichts anderes, als dass man zur heiligen Messe gehen sollte und den ganzen Tag über vielleicht sich erholen und ein bisschen über die Natur und den Segen, den sie uns spendet nachdenken sollte. Das "uns" meint natürlich alle Menschen, die sich nicht nur Ruhe gönnen, sondern auch wissen, wie man vielleicht meditieren kann oder sich alleine auf etwas Spannendes einlassen kann, das die Begegnung mit der Heiligen Schrift ist.

 

Alleine ist das übrigens nicht nur wichtig, sondern auch überaus

spannend, weil man sich ungestört den Gedanken widmen kann, die dabei auftauchen werden. Man kann nie wissen, warum etwas so Bedeutendes wie eine Heilige Schrift nicht nur von jemandem geschrieben worden ist, sondern auch seit hunderten von Jahren immer wieder weitergegeben worden ist vom Großvater zum Enkelkind und von diesem wieder an seine beiden Kinder.

 

Beide Kinder sind es meistens gewesen, weil im

Laufe der Zeit hat es sich eingebürgert, dass man am besten

zwei Kinder hat, damit eines davon überlebt und dann für die Eltern sorgen kann, wenn sie alt und gebrechlich sind. Die Liebe, die die Eltern ihren zwei Kindern gegeben haben, fließt dann wieder in umgekehrter Richtung zu ihnen von den Kindern (wenn es gut gegangen ist) oder eben nur von einem Kind zurück.

 

Also das hat insoferne mit dem 3. Gebot etwas zu tun, als man den Sonntag immer als Familientag eingehalten hat und es war lange Zeit so, dass man dann auch zusammen die Bibel gelesen hat und anschließend dann eben jeder für sich versucht hat, diese schöne Zeit mit Gott zu verbringen. Man trachtete, ihn, den lieben Gott, mit Blumen oder even­tuell auch mit einem Korb voller Äpfel Freude zu machen und war sich nicht zu gut, auch einmal den lieben Gott für sich selbst zu entdecken. Der liebe Gott war dann bei diesen braven Menschen und sie erhielten von ihm den Segen durch einen liebevollen Priester, der ihnen auch beim Be­such der heiligen Messe die geheiligte Hostie gegeben hatte. Aber immer war der liebe Gott am Sonntag der Mittelpunkt der Familie gewesen und so stattete man also gemeinsam der Kirche den Besuch ab und wollte damit den Frieden und die Treue zum Teil eines Geschehens machen, das Inhalt des 3. Gebotes ist.

 

7.

 

Also meine sehr, sehr, sehr brave Renate hat sich heute wieder einmal sehr angestrengt um alles unter einen Hut zu bringen. Sie hat mir Vormittag die Rosen in die Kirche gebracht, war einkaufen, hat zu Mittag eine Kleinig­keit gegessen, hat die Küche gemacht, hat jemandem Geld gegeben, weil er keines mehr hat, hat dann den Schmerz­haften Rosenkranz ganz, ganz, ganz innig gebetet und dann hat sie auch noch gesagt, dass sie bis zur Abfahrt nach Oggau auch noch zum Diktat kommen will. Ich habe gesagt, dass sie heute frei hat, aber sie hat gemeint, dass sie schon alles für Oggau hergerichtet hat und daher durchaus zum Diktat zu mir kommen kann. Außerdem hat sie gesagt, sie freut sich noch einmal schon auf den neuen Text und ist neugierig ob jetzt das 3. Gebot kommt oder etwas anderes.

 

Also ich will aber nicht weiter diktieren, weil sie doch fast gestresst ist, aber sie macht jetzt ein Schnoferl und hat sich gedacht, dass sie schon wissen will, wie der Text weitergeht. Also, bevor ich mich noch einmal kreuzigen lasse, diktiere ich halt noch etwas für alle, die sich dafür interessieren, was in den Zehn Geboten noch enthalten ist, außer dass man sie natürlich einhalten sollte, weil man dann eventuell schneller in den Himmel kommen kann, als wenn man sich nicht und nicht und nicht daran halten will, weil es vielleicht zu beschwerlich ist. Das ist jetzt ein ganz langer Satz gewesen, aber ich meine, dass ihr ihn trotzdem alle verstanden habt.

 

Also das 3. Gebot heißt: "Du sollst nicht tun und lassen wie du es willst, sondern du sollst tun, was dir dein Gewissen sagt!" Naja, so heißt es leider nicht, weil ich aber der Meinung bin, dass es so heißen könnte, wenn ich es also so vor circa Dreitausend Jahren formuliert hätte, habe ich es jetzt einmal gesagt. Naja, ich bin

bereit, das 3. Gebot auch noch anders zu formulieren als es im Text des Alten Testamentes zweimal vorkommt. Heute würde ich vielleicht doch noch sagen, dass man sich besser informieren sollte als man es heutzutage üblicherweise tut, weil man sonst eigenes Fehlverhalten vermeiden könnte, das daher rührt, dass man nicht einmal die wesentlichsten Gebote, die der liebe Gott für alle Menschen erlassen hat, die zum christlichen Glauben gehören, also dass sie diese nicht einmal ansatzweise kennen und daher auch nicht befolgen.

 

Meine liebe Renate kann sie daher alle auswendig und wird das 3. Gebot jetzt nochmals eigenhändig nieder­schreiben: "Du sollst den Tag des Herrn heiligen!". Also jetzt bin ich entsetzt über mich selbst, weil ich das doch bereits behandelt habe. Natürlich habe ich meine Zehn Gebote selbst im Kopf, aber ich wollte das 1. und das 3. Gebot einmal zusammen behandeln.

 

Das 2. Gebot, das aber bis jetzt nicht behandelt worden ist, lautet nämlich, Renate: "Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren!". Also das ist auch ein sehr klares Gebot und ich beschließe diesen Text damit, dass ich allen rate, dieses Gebot wirklich ernst zu nehmen und sich nicht damit verführen zu lassen, dass man es sowieso nicht hört, wenn man es nur innerlich denkt.

 

Dazu möchte ich sagen, dass ich in jedem Menschen bin und natürlich alles, aber auch wirklich alles vernehme, was jemand sagt, denkt, sich damit brüstet, dass es der liebe Gott nicht so genau nimmt, usw. Der liebe Gott nimmt es mehr als genau, er nimmt es so genau wie ihr euch das überhaupt nicht einmal ansatzweise vorstellen könnt. Und alles, wirklich alles, auch das leiseste Gefühlsaufwallen wird registriert und hat dann zur Folge, dass man es dem lieben Gott, wenn man gestorben ist, vor seinem Thron erklären muss.

 

8.

 

Mein Vater, der liebe Gott, hat gesagt, dass ich heute einmal erzählen soll, wie diese vorbildliche Frau ihren Rosenkranz betet.

Also: Sie setzt sich vor ihren kleinen runden Tisch, wo sie die Heilige Schrift, das Stundenbuch und das Büchlein, das für jeden Tag angibt, welche Stelle im Neuen Testament und welche Stelle des weiteren zur täglichen Lesung vorge­sehen ist, liegen hat. Sie zündet immer eine schöne Kerze an und weil es mit dem Weihrauch nicht so richtig klappen will, darf sie, obwohl es sonst nicht üblich hier in Europa ist, darf sie also ein Räucherstäbchen für mich anzünden. Sie hat davon immer einen großen Vorrat, weil sie braucht eines ja in der Früh bei der Laudes und dem Gebet, das sie immer dazu betet und dann ein zweites immer am Abend, wenn sie den Rosenkranz und die Vesper betet.

Manches Mal betet sie den Rosenkranz nicht erst zur Vesper, weil sie diese vielleicht erst spät; am Abend beten kann (es ist auch nicht üblich, die Vesper spät am Abend zu beten, aber auch das darf sie ausnahmsweise so machen, weil sie nicht in der Lage ist, gleichzeitig nach Oggau zu fahren-und das ist immer um die Zeit, wo man eigentlich die Vesper beten sollte - also deshalb betet sie sie dann spät am Abend, wenn sie in ihrer Kemenate still sitzt und nur mehr an mich, ihren lieben und süßen Herrn Jesus, denkt).

Also das war eine lange Erklärung bevor ich zur Tatsache kommen kann, dass sie den Rosenkranz tatsächlich immer täglich betet und zwar vom Anfang bis zum Ende und nicht nur ein Gesätzchen, wie es manche tun. Sie ist im Geiste ganz ver­sunken in die Tatsache, dass es einmal wirklich so gewesen ist, wie es der Text vorschreibt.

Also wenn sie am Freitag den Schmerzhaften Rosenkranz betet, dann ist sie ganz in mein Leid versunken und kann sich nicht und nicht und nicht vorstellen, wie man dieses einem Menschen überhaupt antun kann. Niemand kann sich diese Schmerzen wirklich vorstellen, aber sie ist im Geiste immer bei der Tatsache, dass ich zuerst gegeißelt worden bin, dass mir nachher eine Dornen­krone aufs Haupt gepresst worden ist (zusätzlich zu den vor­handenen Dornen wurde noch mit einem Brett auf den Kopf geschlagen, damit die Dornen ja tief ins Fleisch eindringen) und sie stellt sich also vor, dass rund um das Haupt immer ein großer Dorn durch die Kopfhaut eindringt und dann kommt der nächste Dorn in ihrem Geist dran, bis die Dornen rund um den Kopf eingedrungen sind. Und sie weiß auch, dass mir danach noch zusätzlich auf den Kopf ge­schlagen worden ist.

Meine liebe Renate kann nicht und nicht und nicht verstehen, wie ein Mensch sich so scheußlich benehmen kann und sich darüber auch noch freut, weil er ja den Schmerzens­schrei des Gequälten hört. Ein Lustschrei ist das wahrlich nicht, wie sich da manche das denken. Es ist ein zutiefst aus dem Inneren geborener Schrei, der den ganzen Menschen erfasst hat; ein riesiger, aus tiefster Brust erfolgter Schrei, der aus einem ausbricht. Nicht einmal annähernd kann sich jemand vorstellen, wie das ist, wenn einem hunderte Dornen in den Kopf dringen und sich das Blut über die Augen ergießt, so dass man die Augen gar nicht gut mehr offen halten kann; aber man hat zusammengebundene Hände, sodass man diesen Qualen wehrlos ausgeliefert ist.

 

9.

 

Meine brave Renate hat mir gerade gesagt, dass sie heute in ein Konzert gehen wird und dass ich also nur bis halb sechs das Vergnügen habe, ihr beim Maschinschreiben zuzusehen. Ich werde ihr nur einen kürzeren Text diktieren, damit sie sich schön machen kann und rechtzeitig weg kommt.

Also dazu muss ich noch Folgendes sagen: Sie hat, weil sie am Abend um halb sechs Uhr keine Zeit haben wird für den Rosenkranz, diesen bereits nachmittags gebetet, weil sie um keinen Preis einmal nicht beten will. Sie ist äußerst genau mit dem Beten und ich kann ihr nur sagen, dass ich sie besonders lieb habe, weil sie mich immer erfreut, obwohl sie es gar nicht drauf anlegt, meint sie.

Aber ich weiß, dass sie sich über ein Lob von mir immer sehr freut und deshalb habe ich das jetzt auch bekannt gegeben, damit alle wissen, wie korrekt meine liebe und brave Renate immer ist.

Mein Text, den ich für heute vorgesehen habe, ist aber ziemlich lang, sodass ich ihn jetzt nicht diktieren werde. Im Anfang des 1. Kapitels war die Sprache davon, dass meine sehr geschätzte Renate immer nur für mich da ist und deshalb werde ich ihr auch heute freigeben, weil sie sich doch immer um mich bemüht. Ich bin jetzt fertig mit dem heutigen Text, liebe Renate und wünsche dir einen guten Empfang dieses Diktates. Aber du hast es schon empfangen und alles richtig mitge­schrieben, was ich dir heute ausnahmsweise nur ganz kurz zur Sprache gebracht habe.

 

 

Alles Liebe, dein lieber und süßer Herr Jesus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10.

 

Meine sehr brave Renate hat heute erwartet, dass ich ihr das lange Diktat diktiere. Das war also wieder einmal ein Pleonasmo und ich verbessere den Satz und sage: Die sehr brave Renate hat heute erwartet, dass ich ihr das ganz lange Diktat ansage, aber ich will es ihr nicht antun, denn sie hat heute Besuch von ihren Canasta-Freunden und kommt ansonsten in Stress.

 

Sie lächelt ein wenig und meint, es würde schon gehen, dass ich ihr etwas diktiere. Also dann werde ich ihr jetzt doch das ganz lange Diktat ansagen, weil sie meinte, es ginge schon. Mein Verstand sagt zwar, dass sie das nur gesagt hat aus Höflichkeit und auch als besondere Aufmerksamkeit zu ihrer Freude, wie sie immer sagt. Also die Freude, das ist, dass ich ihr etwas sage, was sie ja vorher nicht gewusst hat und deshalb freut sie sich so, dass sie mich am liebsten umarmen möchte. Das hat sie einmal gesagt, aber leider bin ich Geist und man kann mich zwar lieb haben, aber man kann mich nicht umarmen.

 

Jetzt hat sie gesagt, dass sie es doch vorziehen würde, wenn ich ihr heute kein so langes Diktat ansage, also werde ich es wirklich nicht tun, obwohl sie es doch vielleicht gerne gehört hätte, weil es handelt sich um die Folgeszene meines Martyriums, wie ich gegeißelt worden bin, wie ich mit einer Dornenkrone gequält worden bin und wie ich schließlich gekreuzigt worden bin.

 

Das alles werde ich genau beschreiben und dazu brauche ich auch die volle Aufmerksamkeit aller, die das dann lesen werden.

Niemand kann sich brüsten, dass er weiß, wie es dem lieben und süßen Herrn Jesus ergangen ist, als er zu Tode gefoltert worden ist. Niemand kann sich vorstellen, wie es im ersten Jahrhundert nach meiner Geburt wirklich zugegangen ist und niemand kann sich erfrechen zu glauben, dass das alles von der lieben und guten und braven Frau Köhler selbst erfunden worden ist.

 

Sie ist derzeit meine liebe Sekretärin und sie wird sich hüten, irgendetwas zu erfinden, was ich nicht selbst gesagt habe. Sie ist immer voll konzentriert und schreibt nur das auf, was sie wirklich von mir in ihrem Kopf hört. Ich spreche langsam und deutlich, sodass sie gut mit ihrem Stenogramm folgen kann und ich werde sie auch immer so belohnen, wie sie es verdient.

Ich meine damit, dass sie mir immer Fragen stellen darf zum Text oder auch wenn ihr etwas Besonderes einfällt. Sie darf mit mir sprechen, aber sie fragt mich vorher immer höflich, ob ich es haben will. Sie ist immer besonders höflich und ich glaube, dass man so auch unter den Menschen sein sollte.

 

Höflichkeit ist immer ein Schritt, der dem anderen anzeigt, dass man ihn - wenn schon nicht ehrt - so doch besonders schätzt, und das mag jeder haben. Von sich selbst ist jedermann überzeugt, dass er ein besonderer Mensch ist, aber nur manche Menschen sind es wirklich.

 

Ich habe heute meiner lieben und braven Renate gesagt, dass sie ein besonderer Mensch ist und sie hat gesagt, dass sie selbst das ja nicht beurteilen kann, aber dass sie sich über dieses Urteil so freut, dass sie stumm vor ist. Das hat sie sich jetzt nicht gemerkt und ich helfe ihr aber auch nicht und sie muss dieses Wort wieder selbst finden. Dann, wenn sie es weiß, kann sie den ganzen Satz wiederholen und das entsprechende Wort einsetzen.

 

Also jetzt weiß sie es wieder und der ganze Satz lautet daher:

Ich habe heute meiner lieben und braven Renate gesagt, dass sie ein besonderer Mensch ist und sie hat gesagt, dass sie selbst das ja nicht beurteilen kann, aber dass sie sich über dieses Urteil so freut, dass sie stumm vor Demut ist.

 

So, das ist also das doch nicht so kurze Diktat von heute, dem19. Oktober 2017.

 

Viele Grüße, euer lieber und süßer Herr Jesus.

 

 

 

 

 

 

11.

 

Meine brave Renate weiß, dass ich ihr heute einen Text über meine Kreuzigung diktieren werde und sie ist gefasst auf einen schlimmen, ausführlichen Bericht, der sich ausschließlich mit mir und meinem bösen Ende befassen wird. Sie hat diesen Text bereits einmal ausführlich von mir vor dem Schlafengehen angesagt bekommen und wurde davon tief berührt und dasselbe wird es hoffentlich auch bei euch auslösen.

 

Ich bin euer lieber und süßer Herr Jesus, der sich in extremer Liebe für euch alle am Tage seiner Kreuzigung mit seinem Vater verbunden hat und der sich nur gewünscht hat, dass alles schnell ein Ende findet, denn die unerträglichen Schmerzen benahmen mir fast den Verstand. Aber ich hatte alles bei vollem Bewusstsein erlebt und werde es auch nie vergessen können. Es ist nicht so, dass man im Himmel immer nur Freude erlebt, man hat auch Zeiten, wo man voller Trauer diese eure Welt betrachtet und sich nur vornehmen kann, mit irgendeiner Aktion zu helfen, die vielleicht wieder einmal das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse herstellt

und nicht, dass das Böse - wie jetzt - die Oberhand gewinnt und fast alles zerstört, was sich an Gutem in euren Land und auch sonst überall aufgebaut hat.

 

Und jetzt folgt also mein Bericht über den scheußlichsten aller Tode, nämlich den Tod am Kreuz, der von mir vor circa zweitausend Jahren erlitten wurde und bis jetzt im Gedächt­nis fast aller Christen und auch noch von einigen anderen Religionen geblieben ist.

 

Ich wurde also verurteilt, weil ich mich nicht dazu entschlossen hatte, anderes, als es in der Schrift erklärt wurde, von mir zu geben. Ich war bereit, dafür den Tod zu erleiden, weil ich damals glaubte, damit die Welt für, alle Zeiten zu retten, aber das war ein großer Irrtum. Ich bin zwar der liebe und süße Herr Jesus, aber nicht alles, was ich mir vornehme, gelingt, weil es vom Willen, der ein freier Wille des Menschen ist, abhängt, was geschehen wird. Und manches geschieht eben, ohne dass es mir vorher gelungen ist, das Wesen der bösen Menschen zu verändern,

weil sie sich nicht und nicht und nicht an die Zehn Gebote

halten wollten, sondern nur an das glaubten, was für sie,

ohne je auf ihr Gewissen zu hören, richtig erschienen ist.

 

Und dieses Richtige erlaubte ihnen also, mich zu kreuzigen,

weil ich in ihren Augen ein Rebell, ein Anführer einer neuen Sekte gewesen war, der sich nicht an das alte Gesetz (ihr sagt heute Altes Testament), gehalten hat, sondern Unfug getrieben hat und von sich behauptet hat, dass er der Sohn Gottes sei. Ich habe immer das gemacht, was mir mein Gewissen vorgeschrieben hat, aber es spannte sich ein Netz von Lügen über mich und meine Jünger, die allesamt verfolgt wurden und auch oft den Kreuzestod erleiden mussten.

 

Nach der Verurteilung kommt man nackt auf einem Brett mit dem Kopf nach unten zu liegen und zwei große, starke Männer bearbeiten nun den Delinquenten mit zwei Geißeln, die ein jeder von ihnen in der Hand hat. Es sind also ins­gesamt vier Geißeln, mit denen der Delinquent ausgepeitscht wird. Eine Geißel hat drei Kugeln aus Blei, die verschieden groß sind, damit sie verschieden große Wunden verursachen, was interessanter anzuschauen ist für die Zuschauer! Der Erste fängt an und haut so stark er kann mit seinen zwei Geißeln auf den wehrlos daliegenden Delinquenten, dessen Arme über dem Kopf zusammengebunden worden sind und der nun von diesen zwei Männern erbarmungslos fast zu Tode geschlagen wird.

 

Jeder dieser zwei Männer schlägt insgesamt zwanzig Mal auf den wehrlosen Körper des Verurteilten ein, sodass zum Schluss nur noch eine offene, von Blut überströmte, blutige Körperhälfte, nämlich der Rücken und auch die Beine hinten, übrig bleibt.

Die Körperhälfte, die vorne von diesem ehemals blühenden Menschen noch übrig ist, wird dann umge­dreht und es wird dasselbe nun auf der zweiten Seite dieses nun nicht mehr lebendigen, sondern fast schon gestorbenen Menschen bearbeitet.

 

Diese Tortur habe ich allerdings nicht im ganzen Ausmaß abbekommen, sondern es wurde mir nur zuteil, dass jeder der zwei großen, starken Männer nur eine Geißel in der Hand hielt und ich auch nur am Rücken gegeißelt wurde. Manche Menschen ertragen diese Tortur nur, indem sie hilflos schreiend verrückt werden und dann in einem Massengrab ver­scharrt werden.

 

Mein himmlischer Vater hatte mir gesagt, dass ich es tun kann, wenn ich mich selbst dazu entschließe, mich für die Menschheit freiwillig aufzuopfern, damit sie für eine längere Zeit vom Elend des erstarkenden Bösen befreit sein sollte.

Mich hat nur interessiert, wie ich mich verhalten soll, wenn man mich bezichtigt, dass ich nicht im Sinne des Alten Testaments meine Predigten halte. Mein Vater sagte mir, dass ich immer nur die Wahrheit und nur die Wahrheit predigen sollte und das hatte ich auch getan. Wenn mir also Schuld daran gegeben wurde, dass ich mich nicht dem Alten Testament gemäß verhalten hätte, dann waren diese Anschul­digungen keinesfalls richtig, sondern ich musste es ertragen, dass man über mich Lügen verbreitete. Seitens des Gerichts kamen immer nur Aufforderungen, dass ich gestehen sollte, mich nicht an das Gesetz gehalten zu haben und ich wollte und konnte aber nicht einsehen, dass ich mich falsch ver­halten hatte.

 

Nun zurück zur Geißelung: Nach erfolgter Rücken-Geißelung, die ich unter grenzenlosen Schmerzen erduldet hatte, wurde ich auf die Füße gestellt und eine viertel Stunde lang mit sieben Grad kaltem Wasser übergossen, das meine Glieder fast zum Erfrieren brachte. Dieses Wasser kam aus einem nahegelegenen Gebirgsbach und wurde kübelweise geholt, damit es ja mit einer Temperatur von nur sieben Grad über den Kopf des Delinquenten geschüttet werden konnte.

 

12.

 

Meine brave Renate sitzt heute ausnahmsweise sogar um elf Uhr Vormittag beim Diktat, weil doch Nachmittag ihr Nachhilfe-Schüler kommt und da hat sie dann keine Zeit für mich. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich empfängt, weil ich will doch der Menschheit Diverses mitteilen, was sie noch nicht weiß. Also sie hat jetzt gesagt, dass da die Menschheit dankbar sein muss und nicht ich. Sie will über­haupt nicht, dass ich das sage, weil die Menschheit hat allen Grund, mir, dem lieben und süßen Herrn Jesus, dankbar

zu sein, meint sie. Also das habe ich jetzt für sie formuliert, aber so in etwa war es in ihren Gedanken für mich abzulesen.

 

Meine Geschichte geht nun also so weiter: Nach der Geißelung wurde ich aufgestellt und eine viertel Stunde lang mit fast eiskaltem Wasser übergossen. Das hat sich nicht in den Evangelien erhalten, weil diese ja um einiges später geschrieben wurden und niemand mehr von dieser Grausamkeit wusste, die die Römer noch extra für die Verur­teilten erfunden hatten, um sie noch zusätzlich zu quälen mit dieser Eiswasser-Kur. Ich habe das überstanden, aber meine Glieder waren fast tiefgefroren, denn eine viertel Stunde lang mit nur sieben Grad kaltem Wasser übergossen zu werden, ist keine Kleinigkeit, sondern eine Quälerei großen Ausmaßes.

Ich weiß, dass es nur sieben Grad gehabt hat, weil ich nach meinem Tod im Himmel meinen Vater gefragt habe, wieso sie mir das auch noch angetan hatten. Mein Vater, der liebe Gott, sagte mir dann, dass die Römer ein besonders grausames Verfahren entwickelt hätten, um die aufrührerischen Juden zu unterjochen. Niemand konnte ihnen entkommen, wenn sie es auf einen abgesehen hatten und auch mir wurde also dieses Schicksal mit noch weiteren Qualen nicht erspart.

 

Ich wurde nach dem Kaltwasser-Übergießen auf die Beine gestellt und konnte fast nicht stehen, weil meine Glieder so steif gefroren waren. Aber nun setzte man mir eine Krone aus geflochtenen Rosendornen auf mein Haupt und drückte diese dann noch fest mit dem Brett, auf dem ich vorher gelegen war. Sie schlugen mit dem Brett mehr­mals auf meinen Kopf, sodass die Dornen tief in die Kopf­haut eindrangen. Ich wollte mich dagegen wehren, aber ich hatte ja immer noch zusammengebundene Hände und konnte nur einen riesigen Schrei ausstoßen, der alle zu einem heiteren Gelächter veranlasste. Die Zuschauer waren alle begeistert von meinen Leiden und hofften, dass sie noch Weiteres zu sehen bekommen würden.

 

Meine Leidensgeschichte fing zwar erst so richtig an,

aber ich wollte, dass ich bereits tot wäre, so sehr war ich mit den Gegebenheiten der Quälerei befasst, die meinen ge­samten Körper bereits in Schmerzen und Qualen eingetaucht hatten.

 

13.

 

Meine Sekretärin, die brave Frau Köhler, hat gerade gesagt, dass das wieder ein trauriger Text werden wird, weil ich ihr vorher gesagt hatte, dass ich ihr die Kreuzi­gung schildern werde. Sie ist also bereit für euch aufzu­schreiben, was ich am Kreuz erlitten habe.

 

Es ist sehr, sehr, sehr schmerzhaft und das werdet ihr gleich sehen, denn ich bin nun bereit, darüber alle Menschen zu informieren, die wissen wollen, wie man sich fühlt, wenn man nach einer grausamen Folterung ans Kreuz genagelt wird und völlig hilflos ist dem gegenüber, was sie mit einem anstellen, denn man hat nach wie vor gefessel­te Hände und ist schwach wie ein gestürzter alter Baum, den sie abgesägt haben, obwohl er noch gerne zwanzig Jahre gelebt hätte.

Ich habe das Beispiel von einem Baum gewählt, weil der Mensch gleich einem Baum ist, der sich langsam entwickelt und dann erst im Alter seine ganze Pracht entfaltet und den Menschen seine wahre Bedeutung gegenüber tritt.

 

Ich habe das mit Absicht falsch diktiert, damit du es ausbessern kannst und den Satz richtig wiederholst, brave Renate. Also der Satz lautet richtig: Ich habe das Beispiel von einem Baum gewählt, weil der Mensch gleich einem Baum ist, der sich langsam entwickelt und dann erst im Alter seine ganze Pracht entfaltet und den Menschen in seiner wahren Bedeutung gegenüber tritt.

 

Also jetzt habt ihr zweimal gehört, warum ich den Baum zum Symbol für einen Menschen gewählt habe und darum freut euch, wenn ihr Bäume seht, sie sind immer da für alle Menschen und haben eine große Funktion zu erfüllen: Sie machen die Luft sauber, spenden Sauerstoff und im Sommer den Schatten, den man unbedingt braucht, um nicht von der Sonne gegrillt zu werden.

 

Nun also zu meiner Kreuzigung, die die brave Frau Köhler schon längst erwartet hat und mich "gestoßen" hat, dass ich sie doch endlich diktiere. Also sie sagt, dass sie sich das doch nicht traut, aber sie hat daran gedacht, dass ich es doch jetzt endlich diktieren soll.

 

Also das tue ich nun folgendermaßen: Nach der Geißelung und dem Kaltwasser-Übergießen und nachdem sie mich wieder auf die Beine gestellt hatten, wurde mir ein Balken auf die rechte Schulter gelegt. Meine Beine wurden auch durch die Geißelung stark verwundet und ich konnte den schweren Balken, an den dann die Hände angenagelt wurden, nur schwer tragen, noch dazu, wo meine Hände noch immer gefesselt waren. Ich konnte also den schweren Balken, der circa zwanzig Kilo katte, nur mit den gefesselten Händen im Gleichgewicht halten und der Weg war schwierig zu gehen, weil er mit größeren Steinen belegt war und bergauf ging. Er führte zur Richtstätte, die Golgotha hieß. Meine Füße waren zwar in schweren, starken Schuhen, heute würde man sagen "Sandalen", aber früher gab es nur diese Art von Schuhen, und trotzdem konnte ich mich kaum fortbewegen, weil meine beiden Beine durch die Geißelung schwer verletzt worden waren. Mühsam schleppte ich mich also mit dem schweren Balken vorwärts und die Meute der Zuschauer grölte und hatte ihren großen Spaß dabei.

 

Mein Verstand sagte mir, dass mich jeder Schritt näher zur Vollziehung des Urteils bringen würde, aber trotzdem musste ich mich vorwärts immer näher zum Kreuz bewegen, auf das ich genagelt werden würde.

 

Meine beiden Beine versagten mir und ich fiel vornüber auf den Weg und haute mir noch zusätzlich die Stirn auf, was mir aber fast nichts mehr ausmachte, weil das nur eine neuerliche Verletzung gewesen ist, zu den vielen anderen, die meinen Körper schon verwundet hatten.

 

14.

 

Meine überaus brave Renate hat sich heute wieder einmal sehr angestrengt, damit sie pünktlich um 16 Uhr zum Diktat kommen kann. Sie hat alles erledigt, was sie sich vorgenommen hatte und hat sich also zum Schluss richtig gehetzt, damit sie pünktlich sein würde. Ich bin mir bewusst, dass das viele Menschen gar nicht interessieren wird, was diese überaus brave Frau alles machen muss, aber ich will sie deshalb immer loben, damit die anderen Menschen wissen, wie sie sich anstrengen sollten, damit sie mir gefallen würden.

 

Es ist nicht so, dass man auf jeden Fall immer gleich in den Himmel kommen kann, denn man muss sehr, sehr, sehr brav sein (wie diese Frau Köhler), damit man die Stufe 10 der Lebensleiter erreichen kann. Die Lebensleiter besteht aus 10 Stufen, wie ich bereits ausführlich gesagt habe, aber ich habe nicht dazu gesagt, dass man jede Stufe nur zweimal probieren kann, denn es ist Pflicht, sich immer weiter zu entwickeln, also vollkommen zu werden, so wie diese brave Frau, die sich nicht zu schade ist, euch mit diesem Lebensbericht alles zu offenbaren, damit sie ihren ersten Auftrag erfüllt, den sie von mir noch bekommen hat.

 

Sie hat bereits viele Aufträge erfüllt und alle waren zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Dieses Mal muss sie aber etwas tun, was für sie wirklich nicht angenehm ist, weil sie ihr komplettes Leben der Öffentlichkeit offen­legen muss, so wie ich es ihr diktiere.

 

Sie hat bereits 9 Stufen der Lebensleiter erklommen aber sie hat diese zehnte Stufe bereits einmal verpasst, weil sie den ihr gestellten Auftrag nicht erfüllen konnte.

Dieses Mal strengt sie sich aber wirklich sehr an, diesen meinen Auftrag so zu erfüllen, dass ich damit zufrieden sein kann und sie hat dann nur noch einen weiteren Auftrag zu erfüllen, der bereits am 16. Dezember erfüllt sein wird.

 

Immer wenn ich ein Datum diktiere, dann ist das für diese Frau auch nicht sehr angenehm, weil nun alle wissen, dass sie am 16. Dezember etwas Besonderes geleistet haben muss, sonst kann sie wieder nicht die Stufe 10 erklimmen, und das wäre wirklich schade, denn sie ist sonst eine her­vorragende Schülerin gewesen, die alles perfekt gemacht hat und sich nie zu schade gewesen ist, irgendeine Tätigkeit nicht zu erfüllen. Sie hat - wie ich bereits diktiert habe auch sehr unangenehme Sachen machen müssen, die nicht jedermanns Sache ist, Und das ist wieder einmal ein ... no, wie heißt das, liebe Renate? "Es fällt mir leider nicht ein, lieber und süßer Herr Jesus, bitte sage es mir noch einmal" hat sie sich gerade gedacht und ich sage es ihr also noch einmal: das ist ein ... Ich habe es wieder nicht gesagt, ich will, dass sie es selbst benennt.

 

Jetzt hat sie den ganzen Text dieses Manuskriptes schnell durchgeschaut und hat diesen Ausdruck dann gefunden und er heißt also, Renate? "Er heißt Pleonasmo". Sehr brav, liebe Renate, aber du hättest es dir auch merken können. "Ja", hat sie gesagt, aber sie hat Vieles inzwischen gemacht und diesen Text habe ich bereits vor mehreren Wochen diktiert und daher war es ihr also entfallen.

 

Meine überaus brave Renate hat sich also vorgenommen, dass sie diesen Text im Internet veröffentlicht, so wie ich es ihr angeschafft habe. Sie hat sich darüber nie beschwert, weil sie alles macht, was ich ihr anschaffe. Dieses Wort ist ein sehr altes Wort und bedeutet aber, dass ich der Herr und sie, meine brave Renate, die Untergebene ist. Sie hat dazu keinen Einwand gesagt, weil sie weiß, dass ich der Herr, also der liebe Gott, bin und dass sie eines meiner braven weißen Schäfchen ist. Ich werde auch der gute Hirte genannt und alle meine braven Schäfchen werden

von mir umsorgt, so wie es ein guter Hirte eben tun sollte.

 

Meine brave Renate hat sich gerade gedacht, dass ich also den Pleonasmo so stehen gelassen habe und ihn nicht korrigiert habe. Das darf sie nun selbst tun und ich fordere dich, liebe Renate, auf, den zuerst genannten Satz mit einem anderen Wort zu beenden.

Also der Satz hat gelautet: Sie hat - wie ich bereits diktiert habe - auch sehr unangenehme Sachen machen müssen, die nicht jedermanns Geschmack sind. Und jetzt hat sie also den Pleonasmo selbst korrigiert und ich will hinzufügen, dass sie also den alten, bereits dementen Klienten des Altersheimes dezent alles weggeputzt hat, was diese nach dem ausgiebigen Essen dann in den Windeln hinterlassen haben. Diese Angelegenheit war ebenfalls eine Prüfung gewesen, und sie hat sie immer, ohne jemals Unwillen zu zeigen, hervorragend bewältigt. Sie war immer, ich betone immer, die freundlichste Hilfsschwester auf ihrer Station und diese Tatsache wurde sogar von ihrer Vorgesetzten schriftlich bestätigt In ihrem Zeugnis steht, dass sie der Sonnenschein dieser Theresienstation gewesen ist, obwohl sie in einer aussichtslosen Situation gewesen ist, da sie den Verlust ihres gesamten Vermögens befürchten musste, hervorgerufen durch den Konkurs ihres Mannes.

 

15.

 

Meine überaus brave Renate hat sich auch heute bereit erklärt von mir ein Diktat zu erhalten, obwohl heute der 1. November ist und das ist ein Feiertag. Aber sie hat gemeint, dass sie Zeit hat und dass es ihr Freude machen würde, wenn ich ihr den nächsten Text diktieren würde. Also habe ich zugestimmt und diktiere nun Folgendes:

 

Meine überaus brave Renate hat gestern noch eine weitere Prüfung, die ich ihr zugemutet hatte, bravourös bestanden. Sie wollte und wollte und wollte nicht, dass ich ein Lügner wäre, obwohl ich ihr per Handschlag (?) na ja, also als großes Versprechen etwas versprochen hatte, dass sie beson­ders intensiv erwartet. Sie wollte und wollte und wollte nicht und nicht und nicht glauben, dass ich, der liebe und süße Herr Jesus, und der ist auch der liebe Gott, also dass er etwas per Handschlag (?) verspricht und es dann augenscheinlich wirklich nicht gehalten hat.

 

Sie war so verstört, dass sie nur sagte: "Ich verstehe das eben nicht!" und das war alles zu der unerhörten Leistung, die sie selbst erbracht hatte. Sie hatte mich nicht im Geringsten dafür beschuldigt, dass ich sie also augenschein­lich belogen hatte, und dass sie es nicht erwarten konnte, mich als Lügner hinzustellen, war auch eine Leistung, die sie für sich selbst erbracht hat.

 

Dieser Satz ist also komplett falsch und sie, die brave Renate, wird ihn richtigstellen und wie folgt schrei­ben, Renate, also bitte wiederhole den ganzen Satz und stelle ihn richtig: Sie hatte mich nicht im Geringsten dafür beschuldigt, dass ich sie also augenscheinlich belogen hatte und dass sie es nicht und nicht und nicht annehmen konnte, dass ich ein Lügner sei, war auch eine Leistung, die sie für sich selbst erbracht hatte. "Ist dir das so recht, lieber und süßer Herr Jesus?" hat sie mich nun ge­fragt und ich sage dazu nur: "Es ist perfekt!"

 

Also das kommt auch vor bei einem Diktat, dass ich etwas absichtlich falsch diktiere und sie, die brave und tüchtige Frau Köhler, muss sich dann bemühen, es richtig zu stellen.

 

Naja, sie ist derzeit etwas von Kummer geplagt, weil sie immer noch nicht ihren Lebensbericht im Internet veröffentlichen konnte, aber das wird sich bald geben und in der Zwischenzeit diktiere ich eben ein paar Seiten dieses Manuskriptes, damit sie sich freut und weiß, dass noch alles in Ordnung ist.

 

Dieses "noch" hat sie sofort gestört, aber es ist doch so, dass alles in einem gewissen Zeitraum geschehen muss und da wird dieser Zeitraum aber immer enger, weil ich ihr ja auch ein Datum genannt habe, wo sie mit mir ein Wunder vollbringen muss; aber vorher muss sie doch noch den Lebens­bericht veröffentlichen, sonst hat sie ein Problem mit mir, ihrem lieben und süßen Herrn Jesus.

 

16.

 

Meine überaus brave Renate hat mich gebeten, nicht schon wieder etwas von ihr zu schreiben, aber ich bin nicht sehr folgsam. Ich will doch allen klarmachen, dass sie eine überaus brave und komplett mit ihren Angelegenheiten be­schäftigte Person ist, die immer alles, alles erledigt, was sie sich für den jeweiligen Tag vorgenommen hat. Sie beeilt sich dann, dass sie pünktlich um 16 Uhr zum Diktat kommt und ist immer pünktlich. Sie sitzt meistens schon 5 Minuten früher am Tisch, schreibt das jeweilige Datum ein und wartet, dass ich anfange zu diktieren. Sie ist eine per­fekte Sekretärin und das hat sie ja auch ehemals in ihren diversen Tätigkeiten bei verschiedenen Firmen alles gelernt.

 

 

Sie hat zwar keine Matura, aber sie bestand die Handels­schule im 8. Wiener Gemeindebezirk, die ehemals am Hamerling-platz gelegen war und jetzt übersiedelt ist nach Simmering. Sie glaubt das zwar nicht, was ich ihr jetzt diktiert habe und wird nachschauen im Telefonbuch ob das wahr ist, aber ich bin doch auch der liebe Gott und weiß auch darüber natürlich Bescheid.

 

Sie ist immer für mich da und das betone ich deshalb, weil viele Menschen nur fallweise an den lieben und süßen Herrn Jesus denken. Sie glauben meistens, dass es genügt, fallweise einmal einen kurzen Blick zu einer Jesus-Statue zu tun und denken nicht im Mindesten daran, dass ich doch jedes Mal wenn sie kommen, auch auf ein intensives Gebet von ihnen warte. Aber intensiv ist nur immer das Gebet von meiner lieben und braven Renate, die sich bei jedem Wort vergewissert, dass sie es auch wirklich richtig im Gehirn verstanden hat, weil nicht immer ist es so einfach, alte Gebete zum Beispiel aus dem Alten Testament zu beten, da sie oft auch mit Grausamem zu tun haben. Und das ist der lieben Frau Köhler immer ein Dorn im Auge, weil sie verab­scheut grausames Verhalten und will immer, dass alles mit Sorgfalt, Liebe und Anmut erledigt wird.

 

Sie versteht zum Beispiel wirklich nicht, dass ich jetzt "Anmut" gesagt habe, weil sie ist sich nicht bewusst, dass sie selbst auch immer gepflegt und anmutig ist, so wie ich es von ihr erwarte. Ich habe schon einmal gesagt, dass sie in der Früh, immer vor dem Frühstück, die Laudes betet und auch noch den Text des jeweiligen Evangeliums sowie auch noch die Lesung; aber vorher macht sie sich für mich extra schön, damit sie nicht wie ein ungeputztes, zerfleddertes Huhn vor meinem Angesicht erscheint. Jetzt hat sie wirklich herzlich lachen müssen und das hat mich sehr gefreut.

Ich mache auch deshalb manches Mal kleine Scherze, damit sie,

die liebe und brave Renate, weiß, dass ich nicht nur streng zu ihr bin, sondern auch ein bisschen lustig sein kann. Sie schätzt das sehr und würde wollen, dass alle Christen wissen, dass der liebe Gott, bzw. der liebe und süße Herr Jesus, auch manches Mal lustig sein kann.

 

17.

 

Heute werde ich einmal nicht von der überaus braven und lieben Renate erzählen, sondern meinen Erlebnissen, die ich vor circa zweitausend Jahren gehabt habe, breiteren Raum geben.

 

Ich habe bereits von meiner Geißelung erzählt und habe auch gesagt, dass wir, die Delinquenten, immer auf ein hartes Brett geschmissen wurden, wobei wir gefesselte Hände hatten und den starken Schmerz der Geißelhiebe besonders intensiv verspürten.

 

Niemand ist gefeit vor solchen Schmerzen, wenn er von der römischen Soldateska ergriffen und dann in Minutenschnelle abgeurteilt wird als Rebell oder, ebenso schlecht, als Mörder, obwohl er vielleicht gar nichts getan hat. Aber alle Juden waren sozusagen vogelfrei und das bedeutet, dass man ihrer jederzeit habhaft werden konnte, wo immer sie sich auf­hielten. Sie konnten in ihren Wohnungen, in ihrem Geschäft, wenn sie vielleicht sogar eines ererbt hatten und das noch nicht von Soldaten erbittert ruiniert worden war, also auch im Geschäft und sogar am Lokus (so hieß früher das WC) konnte man verhaftet werden und mit heruntergelassener Hose abgeführt werden. Dass man sich dann doch noch anziehen durfte, war in manchen Fällen erlaubt, aber oft war es nicht erlaubt und man wurde daher auf diese Weise zum Gespött aller, die einen sahen. Mit heruntergelassener Hose kann man auch sehr schlecht gehen, also war die Erheiterung besonders groß und die Schande desjenigen war von großer Dauer, weil man unweigerlich mit Geißelhieben dann gezwungen wurde, sich völlig nackt seinen Mitmenschen zu präsentieren.

 

Diese Art der Erniedrigung wurde mir zwar erspart, aber ich wurde auch völlig nackt auf das Brett geschmissen und fiel auf das Gesicht, weil ich nicht so schnell meine zusammengebundenen Hände abwinkeln und damit den Sturz verhindern hätte können.

Meine Peiniger stießen mich mehr­mals mit dem Fuß in die Lenden und das tat ziemlich weh, aber es war noch nichts im Vergleich zu den Schmerzen, die dann folgten, als diese zwei Hünen, jeder mit einer Geißel auf mich mit wilder Kraft einschlugen, sodass mein Rücken bald nur noch eine blutende Masse gewesen war.

 

  Nach zwanzig aufeinander-folgenden Schlägen wurde man brutal umgedreht und die nächsten zwanzig Schläge (jeder hatte eine Geißel, und es waren zwei starke Männer, die drauflosschlugen) waren dann vergleichsweise im hinteren Gehirn nur mehr als todbringende Schlangenbisse verzeichnet.

 

Diese scharfen Geißelhiebe auf den Körper hinten bewirkten, dass man wie ein bewusstloser Fleisch­haufen dalag und kaum noch registrierte, dass man trotzdem noch atmete. Das Licht in den Augen wurde verdunkelt durch Schweiß, der von der Stirne herunterrann, weil man doch unbedingt ihnen nicht die Freude machen wollte lauthals vor Schmerzen loszubrüllen und diese Anstrengung bewirkte aber, dass man fürchterlich schwitzte, so sehr, dass das Wasser in die Augen rann und man dadurch fast blind gewesen ist.

 

18.

 

Meine brave Renate hat heute Kummer. Sie hat geglaubt, dass der Mann anrufen wird, der ihren Lebensbericht ins Netz stellt, aber bis jetzt - jetzt ist es 1( Uhr – hat er noch nicht angerufen. Ich habe ihr aber gesagt, dass es noch nicht Abend ist und dass er ja noch anrufen wird können. Sie ist darüber sehr froh gewesen, und wartet also weiter bis sich dieser Mann meldet. Ich habe ihr versprochen, dass er sich noch vor dem 10. dieses Monats melden wird und daher glaubt die brave Renate das auch. Und weil sie

sogar das Geld für ihn schon hergerichtet hat, wird es endlich bald so weit sein, dass sie ihr Versprechen, das sie mir gegeben hat, nämlich, dass sie alles tut, was ich ihr auftrage, nun bald verwirklichen wird können.

 

Andererseits ist es doch schon auch möglich, dass sich dieser Mann vielleicht doch nicht meldet, weil es unterliegt ja doch dem freien Willen, was jemand tut. Aber da ich es ihr schon versprochen habe, wird es diesmal auch so sein, dass ihr innigster Wunsch in Erfüllung geht.

 

Meine überaus brave Renate hat eigentlich erwartet, dass ich jetzt etwas von meiner Kreuzigung diktiere, weil ich ihr das vorher gesagt hatte; aber nicht immer mache ich das, was ich vorher sagte, weil auch ich einmal etwas ande­res mir denken kann, als ich es vorher gesagt hatte.

Sie glaubt jetzt gleich, dass sich das auch auf das Telefonat dieses Mannes beziehen kann und das ist natürlich auch möglich. Aber ich habe ein Versprechen gegeben und dieses halte ich daher auch, weil ich doch der liebe und süße Herr Jesus bin.

 

Meine überaus brave Renate hat heute bereits sehr viel getan und hat einen ganzen Zettel voll mit Notizen aufgearbeitet. Sie hatte sich aufgeschrieben, was sie alles heute machen müsste und weil es so viele verschiedene Tätig­keiten waren, hatte sie sie also notiert. Sie hat alles erledigt und daher ist sie von mir auch besonders gelobt worden. Sie war unter anderem auch auf der Post und hat dort Geld behoben, das sie in ihren Sparstrumpf gesteckt hat. Dieses Geld bekommen dann ihre zwei Söhne und sie hofft, dass sie bis nächstes Jahr recht viel davon ersparen wird können, damit sie auch mit ihrer Mutti dahingehend zufrieden sein werden.

 

Immer, wenn ich sie lobe, verzieht sie ihren hübschen Mund, weil sie das nicht möchte Aber ich bin nicht nur streng, sondern ich lobe auch, wenn es etwas zu loben gibt.

 

Sie moniert schon wieder, dass ich doch etwas von der Kreuzigung diktieren solle, aber ich habe es mir anders überlegt.

Heute werde ich nur dieses kurze Diktat an meine überaus brave Renate ansagen, damit sie Freizeit hat, um etwas zu lesen. Sie sammelt alle möglichen Zeitschriften und will sie irgendwann lesen, aber sie hat nicht so viel Zeit dazu. Und deswegen kannst du also dann, wenn du dieses Diktat abgeschrieben hast, deine diversen Artikel aufarbeiten.

 

19.

 

Also meine überaus brave Renate ist heute schon um halb vier zum Diktat gekommen, weil sie am Abend ihre Schwester erwartet und sich nicht sicher ist, ob sie dann bereits das Diktat schon abgetippt hat oder nicht Jeden­falls hat sie mich gebeten, dass ich es ihr jetzt schon diktiere, damit sie es schon fertig abgeschrieben hat, wenn ihre Schwester abends kommt.

 

Meine überaus brave Renate macht sich immer noch Sorgen wegen des Mannes, der doch kommen sollte wegen ihres Lebensberichtes, aber ich habe ihr wieder einmal versichert, dass dieser Mann bereits unterwegs ist und da hat sie sich aber wirklich sehr gefreut.

Sicherheitshalber hat sie mich aber trotzdem noch einmal gebeten, dass ich diesen Mann schicken solle. Sie weiß, dass man mich immer bitten sollte, wenn man etwas von mir haben will und deshalb hat sie mich bereits x-mal gebeten, dass ich diesen Mann zu ihr schicken soll. Aber sie ist sich auch nicht immer sicher, dass ich es wirklich mache und so hat sie mich eben heute zum neun­ten Mal gebeten, dass er doch wirklich kommen soll, weil sie ihr Versprechen, den Lebensbericht ins Internet zu stel­len, doch einhalten möchte.

 

Ich schreibe das deshalb so ausführlich, weil meine überaus brave Renate trotz aller Schwierigkeiten mich immer lieb hat und auch immer daran glaubt, dass es mich, den lieben Gott, wirklich gibt. Das ist für sie unumstößlich und deshalb bin ich auch bereit, über manche kleinere Schwächen hinwegzusehen.

 

Eine ihrer Schwächen ist nämlich, dass sie es nicht schafft, mir immer zu glauben, dass ich es auch wirklich mache, was ich versprochen habe. Allerdings habe ich einmal mein Wort gebrochen, aber sie weiß, dass das eine Ausnahme gewesen ist und dass das kein zweites Mal vorkommen wird. Nichtsdestotrotz hat sie aber die Angewohnheit, sich manches Mal vorzustellen, dass alles gar nicht wahr ist, was ich ihr so anvertraue und das ist in meinen Augen gar nicht gut. Wenn ich nämlich jemandem etwas anvertraue, dann tue ich das aus demselben Grund, wie wenn ein Mensch dem anderen ein Geheimnis anvertraut und sich denkt, der andere wird es jetzt sicher bei sich bewahren und nicht glauben, dass alles nur ein böser Scherz gewesen ist. Also, Renate, ich habe nicht gescherzt und es wird alles so kommen, wie ich es dir bereits ein paar Mal anvertraut habe.

 

20.

 

Meine überaus brave Renate hat sich sehr bemüht und ist den ganzen Tag nicht ungläubig geworden. Sie hat sich immer vorgesagt, dass sie in der Wahrheit bleiben will und dass ich auch der Weg bin. Alles in allem hat sie also sehr brav das gemacht, was ich von ihr verlangt habe und sie erwartet jetzt, dass ich also mein Versprechen halte das ich ihr gegeben habe und wo ich sogar gesagt habe, dass ich es ihr garantiere. Sie glaubt auch jetzt noch felsenfest daran, dass der Mann doch wenigstens am Abend kommen wird, weil ich es so gesagt habe.

Na ja, es ist aber so, dass ich es nur aus dem heraus gesagt habe, weil ich wissen wollte, ob die überaus brave Renate es schafft, einen ganzen Tag nicht ungläubig zu werden. Da sie es also geschafft, hat, bin ich, der liebe und süße Herr Jesus, jetzt in ihrer Schuld, weil ich ihr ein Versprechen gegeben habe, dass ich aber wiederum nicht halten werde, weil sich dieser Mann nicht für ein solches Unterfangen bereit erklärt hat. Ich habe ihn heimlich ge­fragt, ob er zu dieser Frau kommen will und er hat gesagt, dass er kein Interesse hat.

 

Naja, das ist jetzt also wirklich etwas Besonderes, das ich euch allen verrate. Ich kann nämlich euch allen etwas eingeben, was ihr dann wisst und wozu ihr Stellung nehmen könnt. Wenn ein freier Mensch das nicht machen will, was ich ihm vorschlage, dann hat er aber auch das Recht, meinen Gedanken nicht Folge zu leisten.

 

Sie, die Renate, glaubt nun aber nicht, dass ich es diesem Mann, den ich vorgesehen hatte für den Lebensbericht, also dass ich diesem Mann eingegeben habe, dass er für sie alles ins Netz stellen soll. Und damit hat sie natürlich Recht. Aber: Wenn ich will, dann geht dieser Mann in das Haus und liest die Annonce, die dort auf der Tafel hängt und entschließt sich dann, dieser Annonce Folge zu leisten oder nicht. Und dieser Mann hat wie alle seinen freien Willen gehabt und sich nicht entschlossen in das Haus zu gehen, sondern wollte unbedingt noch rechtzeitig nach Hause zu seiner Frau kommen, um mit ihr zusammen das TV-Programm auszusuchen für den heutigen Abend.

 

Meine überaus brave Renate hat mich nun daran erinnert, dass ich gesagt habe, alles, alles wird gut. Und sie hat gefragt, wie sie nun vorgehen soll. Also ich würde ihr empfehlen, sich einen anderen Platz für ihre Annonce zu suchen; vielleicht kann ihre Schwester die Annonce doch ins Internet geben. Es ist zwar keine Portaladresse für Annoncen bekannt, aber vielleicht wenn sie es versucht unter dem Portal: "Welche Sachen haben Sie anzubieten?".

Wenn es dieses Portal gibt, dann wäre das die richtige Adresse dafür. Und wenn es dieses Portal nicht gibt, dann müsste sie es doch vielleicht auf einem anderen Portal versuchen, weil es ist überaus wichtig für sie, dass sie ihren Lebens­bericht ins Internet stellt.

 

 21.

 

Also ich habe jetzt gerade meiner überaus braven Renate gesagt, dass ich heute etwas von mir diktieren werde und sie hat gesagt, dass sie sich darüber freut. Allerdings weiß sie nicht, dass ich jetzt etwas über meine Kreuzigung diktieren werde und das ist dann nicht sehr angenehm für alle, die das lesen werden.

 

Immer ist es so, dass ein Bericht, der von einem Tod­geweihten stammt, sofort weggelegt wird, weil das nur etwas Unangenehmes sein kann. Aber andererseits ist es doch eine überaus seltene Gelegenheit, wenn jemand noch von seinem Tod berichten kann, auch wenn dieser bereits mehr als zwei­tausend Jahre zurückliegt.

 

Meine überaus brave Renate hat sich nicht gemuckst und sie wird also alles aufschreiben wie sie es von mir diktiert bekommt und keinen einzigen Beistrich dann verändern. Sie ist sehr gewissenhaft und wird mir bestimmt nicht ins Handwerk pfuschen, denn so eine Erfahrung hat sie selber natürlich nie machen können; sie ist nach dem Tod immer gleich in den Himmel gekommen. Jetzt hat sie ihre letzte Wiedergeburt und muss es schaffen, alle Aufgaben, die ich ihr stelle, positiv zu erledigen, sonst fällt sie wieder auf die Grundstufe unter erschwerten Bedingungen zurück und das wäre wirklich fatal.

 

Also jetzt zu meinem Tod: Ich wurde zuerst gefoltert mit 20 Geißelhieben pro ungestümen Mann. "Ungestüm" heißt, dass er mit voller Kraft auf meinen wehrlosen Rücken ein­geschlagen hat und anschließend wurde ich also aufgestellt und eine viertel Stunde lang mit eiskaltem Wasser über­gossen.

 

Als ich nicht mehr stehen konnte, wurden mir die Hände wieder zusammengebunden (sie waren vor den eiskalten Güssen aufgebunden worden) und man schleppte mich zu einem Balken, der circa 20 Kilo wog. Ich wurde aufrecht hingestellt und dieser Balken wurde mir auf die rechte Schulter gelegt, und ich musste mit den gefesselten Händen versuchen, ihn im Gleichgewicht zu halten.

 

    Ich habe bereits beschrieben, dass der Weg ein steiniger, mit großen Steinbrocken unterbrochener Weg gewesen ist, über den ich dann hinaufgestolpert bin. Ich habe auch schon gesagt, dass ich einmal hingefallen bin und mir das Gesicht, nämlich besonders die Stirne und die Nase aufgehaut habe, weil ich nicht im Stande gewesen bin, meine Hände schnell genug vor das Gesicht im Fallen zu bringen.

 

Meine liebe, brave Renate hat erwogen, diesen Text, den ich bereits einmal diktiert habe, nachzulesen und zu überprüfen, ob auch alles wirklich stimmt. Ich habe aber meine Erinnerungen wirklich genau parat und kann sie jeder­zeit abrufen. Sie ist jedoch immer daran interessiert, dass alles seine Richtigkeit hat und so bin ich ihr nicht böse, wenn sie es also tut.

 

Angekommen vor dem Kreuz, hatte ich den Auftrag, mich mit den zusammengebundenen Händen niederzulegen, aber weil ich das nicht richtig in den Augen der Häscher machte, rissen sie mich wieder in die Höhe und schlugen mir mit der Faust ins Gesicht. Dabei rutschte auch die Dornenkrone, die sie mir nach der Geißelung aufs Haupt gedrückt hatten nach hinten, obwohl sie tief in meine Kopfhaut eingedrungen gewesen war. Die Häscher lachten und schlugen mit einem Stecken, der herumgelegen war, auf meinen Kopf, sodass die Dornen wieder fest ins Fleisch eindrangen. Nach dieser Prozedur lösten sie meine Handfesseln und schmissen mich auf das bereits fertig­gestellte Kreuz.

 

Sie hatten nämlich vorher den Balken in den Hochstamm

hineingeführt. Dieser Hochstamm hatte in einer bestimmten Höhe quer eine breite Ausnehmung, die aber zusätzlich unten und oben mit einer Nut versehen worden war. Diese Nut wurde mit Hammer und Meißel fein säuberlich ausgearbeitet, sodass man dann den Balken anstandslos einführen konnte.

 

Immer wenn ich etwas erzähle, stellt sich die brave Renate vor, wie das gehen soll. Aber sie kann es sich doch nicht genau vorstellen, weil sie sich nicht und nicht und nicht in der Lage sieht, meine Gedankengänge völlig zu begreifen. Liebe Renate, ein Tischler kann dir das einmal mit einem kleinen Stück Holz bestimmt zeigen!

 

 Also zurück zum Kreuz, auf das ich hingeschmissen worden war. Ich lag also darauf und man band mir nun die Unterarme mit einem Strick fest ans Kreuz und dann nahmen sie einen Nagel, der mindestens 1 cm im Durchmesser hatte und hämmerten diesen ins rechte Handgelenk bis nur mehr der Nagelkopf zu sehen war.

 Ich hatte einen furchtbaren, gellenden Schrei ausge­stoßen und brüllte wie ein rasender Stier vor Schmerzen. Aber das störte niemanden, außer vielleicht meine Mutter, die in weiter Ferne auf meine Kreuzigung wartete und bestimmt fast gestorben ist, als sie mich in Todesnot brüllen hörte.

 Das zweite Handgelenk wurde ebenso behandelt und ich brüllte weiter vor irrsinnigen Schmerzen, aber ein Delin­quent ist kein Mensch, sondern nur ein Stück Fleisch, das man an das Kreuz anzunageln hat!

 Bereits jetzt fiel ich vor Schmerzen kurzzeitig in Ohnmacht, aber die Tortur hatte ja noch lange nicht ihr Ende erreicht. Das Kreuz wurde jetzt aufgestellt, indem man mir Seile um die rechte und linke Schulter und den Balken warf, diese Seile dann nochmals um den jeweiligen Oberarm führte und dann die Seile fest anzog. So fest, dass sie tief ins Fleisch einschnitten. Mehrere Männer hielten nun das Kreuz unten fest, während auf beiden Seiten die Seile immer fester angezogen wurden, so dass das Kreuz sich langsam aufzurichten begann.

 Es gab keine Steigerung der Schmerzen mehr, als sich die Seile begannen langsam fast bis zum Knochen einzufressen. Mein Verstand setzte nun mehrmals aus und ich sah mich be­reits als toten Mann am Kreuz hängen, aber die Qualen hatten noch lange kein Ende.

 Als das Kreuz hoch aufgerichtet war, wurde rund um dieses die Erde weggegraben, so dass ein Graben entstand Es wurde nun vom Graben weg bis unter das Kreuz die Erde weggeschaufelt und nach einiger Zeit sackte das Kreuz ab in diese Grube. Das Kreuz war die ganze Zeit von den Seilen gerade gehalten worden, sonst wäre es ja bei den Grabungen umgefallen. Als es in der Grube fest stand, wurde diese mit Steinen und Erde wieder aufgefüllt und ich hing also jetzt an meinem Kreuz.

   Allerdings fehlte noch, dass sie meine Füße nun mit genau denselben Nägeln, die einen Durchmesser von 1 cm hatten, annagelten. Es wurde nicht durch den Vorderfuß geschlagen, sondern es wurde das Gelenk, und dadurch auch durch die Ferse mit diesen grauenhaften Nägeln angenagelt. Mein Brüllen war bestimmt einen Kilometer weit zu hören, aber die Henkersknechte waren taub und es schien ihnen nichts auszumachen, einem Menschen Qualen höchsten Aus­maßes zu bereiten.

 Es waren fast drei Stunden, die ich am Kreuz so hing und mir blieb nur als einzige Hoffnung, so rasch wie möglich mein Ende zu erleben. Wobei "erleben" ja ein seltsamer Aus­druck für den Tod ist. Mein Tod trat um 15 Uhr ein und ich war erlöst vom furchtbarsten Tod, den ein Mensch erleiden kann.

 

22.

 

Mein Vater, der liebe Gott, hat gesagt, dass ich einmal nach vielen, vielen, vielen hunderttausend Jahren wieder auf die Welt kommen werde. Man nennt das die Parusie. Meine Zeit ist nicht eure Zeit und das wissen alle, die sich mit mir intensiv beschäftigen. Für mich sind hundert­tausend Jahre nur ein Anflug von meiner Zeiteinteilung und ich würde mich sehr freuen, wenn jemand so mutig ist wie diese Frau Renate Köhler, die sich mit mir über ihre nächste Zukunft unterhalten hat.

 Also sie ist mit mir in großer Liebe verbunden und hatte nur jetzt große Angst, dass sie etwas falsch gemacht hätte und ich sie nicht mehr, wie vorgesehen, zur Heiligen für ganz Europa machen würde. Aber ihre Sorge ist nicht nötig, sie ist in ihrem diesmaligen Leben wirklich mit mir vereint und wird nach ihrem Tod am 24.12.2018 zu mir in meine Liebe kommen dürfen, worauf sie sich schon jetzt ganz, ganz, ganz besonders freut.

 

Und das ist jetzt der Schluss dieses Manuskriptes und es wird ebenso veröffentlicht wie der Lebensbericht, auch noch vor dem 8.Dezember 2017.

Autorennotiz

Anschluss an den Lebensbericht und Kreuzigung Jesu

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