Unendlicher Aufstieg

Ich stand auf dem Berg. Unter mir verneigten sich Bäume, Bäche und Wiesen. Der Himmel war klar, tiefes blau, wie ein unendliches Meer über unseren Köpfen.
​​​Weiße Wolken, Schiffe, die über das Himmelsmeer zogen, bereit für das nächste Abenteuer. Und das war ich auch. Der See im Tal, lapislazuliblau glänzte im Licht der Sonne, badete in ihrem Licht. Mein Blick glitt zu ihm. Er stand neben mir. Das dunkle Haar vom Wind zerzaust, der Schweiß vom Anstieg stand ihm noch auf der Stirn. Er schaute in die unendliche Weite, die ihm genauso wie mir das Gefühl gab, frei zu sein. Für immer frei zu sein. Ungebunden. Jeden Moment in den Himmel aufsteigen zu können, nie wieder zu fallen. Höher zu steigen als die Wolken, in ihrem Dunst baden zu können. Die Welt unscheinbar, klein und unbedeutend zu erleben, so als wäre sie eine Murmel, durchzogen von grünen und blauen Linien. Für einen Moment schloss ich meine Augen, spürte den Wind auf meiner Haut, atmete den Duft von Blättern, Holz und Gräsern ein. Süßlich, frisch. Meine Füße schmerzten als ich einen Schritt auf ihn zu machte und wortlos meine Arme von hinten um seine Taille schlang. Eine Geste, die Unendlichkeit zeigte. Eine naive Hoffnung, dass es niemals aufhörte. Doch das war in Ordnung, für diesen Moment war es gut. Er drehte sich zu mir um und blickte auf mich herab. Ein Grinsen lag auf seinen, von der Sonne ganz spröde gewordenen Lippen. Seine Augen strahlten vor Glück, blaue Seen, die mich voll und ganz einnahmen. Mich denken ließen, dass es nur noch ihn und mich gab. Ihn und mich auf diesem Berg.
"Danke", flüsterte ich.