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Kapitel: | 3 | |
Überschriften: | 1 | |
Sätze: | 22 | |
Wörter: | 645 | |
Zeichen: | 3.907 |
Die Zeit war gekommen und der Jahrgang 1952 wurde eingezogen. Leo, aber ein 51er, und durch besondere Umstände, dies seinerzeit verschoben wurde, obwohl solches bisher vollkommen unmöglich schien.
Er bereits mit sechs Jahren zur Schule und war somit der Jüngste in seiner Klasse und mit 15 Jahren erneut als einer der Jüngsten in der Berufsschule.
Auf dem Weg zur Kaserne für die Grundausbildung, war er unter dreihundert Rekruten ausnahmsweise dieses Mal der Älteste.
Unerwartet traf er auf Mitschüler aus der vierten Klasse Hauptschule, was darauf zurückzuführen war, dass er die erste Hauptschulklasse wiederholen musste. Aber dann wurde der neue polytechnische Lehrgang eingeführt, und für alle hieß es eine neuntes Schuljahr abzuleisten. Leo, mit der vierten seine neun Jahre fertig und für ihn begann das Berufsleben.
In diesem Zug erkannten drei einstigen Mitschüler Leo wieder. Ob sie je Freunde waren, ist fraglich, doch ihre Freude über das Wiedersehen war offensichtlich. Sie luden ihn sogleich in den Buffetwagen zu einem Bier ein, dann zu einem zweiten und dritten. Es gab viel zu erzählen und einer der Jungs hatte Bier in seinem Rucksack, das sie sich teilten. Sie waren übermütig, und der Lustigste von allen war Leo!
Bis zu diesem Zeitpunkt war Leo Witsch ein überzeugter Antialkoholiker, mit einer ausgeprägten Abneigung gegen Genussmittel wie Zigaretten und Alkohol. Diese antisympatie hatte ihren Ursprung in den zahlreichen Samstagsbesuchen im Gewichtheber-Club seines Vaters, zu denen er bereits als kleines Kind mitgenommen wurde. Dort musste er oft, mangels freier Stühle für Kinder, auf dem Schoß von ihm unbekannten Personen sitzen, deren Atem nach Rauch und Alkohol stank – eine Erfahrung, die er einfach hinnehmen musste. Doch an diesem Tag war er zum ersten Mal in seinem Leben betrunken – entgegen dem seit Mitternacht geltenden Alkoholverbot. Er erinnerte sich, wie der Zug im Bahnhof anhielt und alle Burschen mit ihrem Gepäck auf der rechten Seite ausstiegen, wo sie schon erwartet wurden.
Leo stieg mit seinen drei Schulfreunden auf der gegenüberliegenden Seite aus, steuerten auf die Bahnhofskantine zu, stellten ihre Koffer neben der Treppe ab und bestellten sich jeweils ein Seidl Bier.
Während sich die 300 Jungs in Viererreihen formierten, eine lange Schlange bildeten und losmarschierten, stand Leo etwas unsicher auf den Beinen neben seinen drei neuen Kumpels, an die er sich nicht erinnerte, vor seinem Bier, das er nur mit größter Mühe hinunterbekam. Es war grauslich, bitter und schien nicht weniger zu werden, während sich alles langsam um ihn herum zu drehen begann.
Der Wirt kontaktierte die Kaserne und sprach mit Leutnant Probst, einem erfahrenen und lang gedienten Offizier, der kaum glauben konnte, was er da zu hören bekam. Vier neue Rekruten sollen in der Gaststätte am Bahnhof Bier trinken und schon ziemlich betrunken sein. Propst nahm sich einen Fahrer, fuhr im Jeep zum Bahnhof, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Er erinnerte sich an seine fast vierzig Jahre Berufserfahrung, hatte den Krieg erlebt, doch so etwas war ihm noch nie vorgekommen. Er war gespannt auf die vier jungen Männer und wollte sich ab sofort persönlich um die 4 Wehrmänner kümmern. Ja, er spürte, dass eine besondere Aufgabe auf ihn wartete, die ihm noch dazu Abwechslung und auch Freude bereiten würde. Aber irgendwie hatten sie ihn auch schon im Vorfeld beeindruckt.
Und die Begrüßung fiel militärisch aus, er ließ sie gerade stehen, Blick nach vorne, sie mussten ihre Namen nennen und Hände an die Hosennaht, mussten bezahlen und den Betrag ordentlich aufrunden. Im Gänsemarsch jeder sein Gebäck aufnehmen, in den Jeep einsteigen, wobei militärisch laut:
>NEIN! Die Türen bleiben geschlossen, es wird so eingestiegen!<
Und das war erbärmlich anzuschauen, wie sie auf alle vieren bäuchlings sich rein wälzten und der Fahrer den Befehl erhielt, loszufahren. Alle vier irgendwie im Auto teilweise übereinander lagen. Es schüttelte sie durch, mit den Kopf nach unten, die Füße oben und hörten wieder diese Stimme:
>Wenn ihr den Wagen vollkotzt , putzt ihr 14 Tage drei mal täglich 10 Toilettenanlagen, verspreche Ich euch <
Irgendwie schafften es die vier trotz der unruhigen Fahrt, Platz zu finden, fuhren an den marschierenden Präsenzdiener vorbei, hatten schon wieder die Kraft zu lachen und zu winken.
Der Jeep hielt vor einer Holzbaracke, die mit "MAGAZIN" beschriftet war.
Innerhalb von drei Minuten waren sie in eine „Dreier“ -Uniformen gehüllt, das war das Schäbigste und geflickteste, das verfügbar war. Nach weiteren drei Minuten hielt jeder einen Rechen in der Hand, und der Befehl war klar:
Gesamte Gelände vom Laub säubern! Zudem wurden sie darüber in Kenntnis gesetzt, wo sich der Grünschnitt Container befand und wo die großen Jutesäcke für das Laub zum transportieren zu finden waren.
Als die ersten Jungmänner in die Kaserne marschierten und es sich im Gras bequem machten, hatten sie bereits die ersten 300 Quadratmeter gesäubert. Und das Areal soll ja nur 9000 Quadratmeter groß sein?
Leo, ein Elektroinstallateur und vorwiegend mit Stemmen und Verputzen sein Tageswerk. Man könnte also erwarten, dass seine Hände rau und schwielig sind, doch das Gegenteil trifft zu. Leo, die letzten 11 Monaten Spielschuldeneintreiber für den führenden Rotlichtboss der Stadt. tätig und gleichzeitig als verdeckter Ermittler für ein Ministerium im Einsatz – eine lebensgefährliche Rolle, falls seine Tarnung auffliegen würde. Leo hat seine Mission jedoch erfolgreich beendet. Nach einem siebenwöchigen Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Stichverletzung beobachtete er von dort aus eine Welle von Verhaftungen in Justiz, Polizei und Gendarmerie. Die Medien beachteten Leo nicht, da sie über gewichtigere Ereignisse berichteten. Der Ministerialrat hielt sein Versprechen, und der ausgehandelte Deal kam zur Ausführung. Leo genießt nun einen einwandfreien Leumund und hat einen neuen Einberufungsbefehl erhalten.
Ärgern über seine Blödheit, sich im Zug zu betrinken, brachte nichts, der dritte Tag wieder alle drei mit dem Rechen unterwegs, um den Rasen von Laub zu befreien. Alle vier hatten bereits Wasserblasen, teilweise waren diese aufgeplatzt und man sah an manchen Stellen das Fleisch. Leo sich und den "neuen" Freunde, die ihn aus der Schulzeit kennen wollten, helfen. Leo bis jetzt noch nicht darauf gekommen, in welcher Schule sie miteinander gegangen wären. Auch nicht so leicht, denn Leo wechselte in der Hauptschulzeit ja gleich viermal die Schulen.
Leo stellte den Rechen zur Seite, und auch die anderen sollten innehalten und warten. Die kurze Zeit im Lehrsaal und über Nacht war nicht ausreichend, um die Haut zu heilen. Leo begab sich zu seinem Vorgesetzten, dem Offizierstellvertreter Stöckel, meldete, dass sie nicht mehr fähig waren, einen Rechen zu führen, und zeigte seine Handfläche. Stöckel wies alle vier an, zum Kompaniearzt zu gehen, erklärte, wo sie diesen finden. Zu Leo: "Der Kommandant möchte Dich sehen."
An beide Händen, einen Verband, so meldete Leo sich beim Kasernenkommandanten an. Leo bereits einige Stunden im Lehrsaal und als Erstes waren Dienstgrade und wie sie zu erkennen waren gelernt. Leo fand es auch wichtig, um keinen Vorgesetzten zu degradieren und auch nicht in falsche Positionen zu heben.
So versuchte er eine Meldung hinzubringen, er erinnert sich ; zwei silberne Sterne auf Gold?
"Herr Oberstleutnant! Rekrut Leo Witsch meldet sich wie befohlen!".
Leo wird nun genau betrachtet, Leo muss stramm stehen und der Oberst Lieutenant geht um ihm herum, die Hände am Rücken verschränkt. Leo darf sich setzen, und der Kommandant nimmt hinter seinem Schreibtischplatz Platz. An der Tür wird geklopft, er laut: "jetzt nicht!"
"Alkoholiker?" Und er wartet auf Antwort. Leo erwidert: "Nein, war das erste Mal in meinem Leben, wo ich Alkohol getrunken habe". Der Oberstleutnant lächelt; "sie wissen es noch nicht, wenn mich jemand anlügt, steht jener drei Tage im Keller? Dort gibt es 3 t Kohle, die auch auf der Visavis Seite Platz haben. Laubrechen ist dagegen ein Kinderspiel. Also Frage ich noch einmal sind Sie Alkoholiker oder brauchen sie diesen um in die Gänge zu kommen?" Leo bestätigte es noch einmal; "Es war wirklich das erste Mal in seinem Leben, wo er Bier getrunken hat."
Der Kommandant selbst, etwas dick, sicher auch kein Verächter von gutem Essen und Bier, schüttelte den Kopf. "Ich kann es nicht glauben, aber kann auch das Gegenteil nicht beweisen. Erwische ich sie in diesen nächsten drei Monate mit einer Fahne, ich kann es vom Torposten überprüfen lassen, sobald sie die Kaserne betreten, gehören 3000 Kilo Kohle, drei Tage lang Ihnen.
Die Frage stellt sich mir jetzt allerdings, wen sie kein Alkoholiker, wieso interessiert sich Brigadier Leiner, für sie und wünscht sich, dass sie sich hier auch wohlfühlen? Ich soll darauf ein Auge haben. Alles sehr, sehr merkwürdig, finden sie nicht? Ich fragte, ob es von ihm ein privates Anliegen sei, oder eine dienstliche Anweisung? Was denken sie, hat er gesagt?"
Leo überlegte kurz, entschied sich für; "dienstlich, nehme ich an? "
Das ließ den Kommandanten aufspringen, Leo erschrickt etwas, dieser öffnet die Türe; "Abtreten und gute Besserung, und besuchen sie alle Kurse, das Laubrechen ist für sie aufgehoben. Aber das mit den Kohlen bleibt aufrecht!"
Leo noch einmal kurz entschlossen umdrehte, schließlich gab es da einen Brigadier, den er nicht kannte, der wollte aber, dass er, Leo sich hier in der Kaserne, bei der Grundausbildung wohlfühlte. Und das kann er am besten, in dem er seinen Altruismus, oder Helfersyndrom auslebte?
"Herr Oberstleutnant, meine drei Freunde befinden sich in derselben Lage wie ich. Wäre es möglich, auch ihnen das Laubrechnen zu erlassen?" fragte Leo, indem er seine eingebundenen Handflächen nach vorne streckte, den Kopf schräg legte und mit einem Mundwinkel ein Lächeln versuchte.
"Ja, es ist bewilligt. Aber ich erwarte, dass so etwas nicht wieder vorkommt!"
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