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Tiefe Wasser sind nicht still

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27.01.19 12:06
16 Ab 16 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

Autorennotiz

Weiter geht‘s mit einem langen Kapitel :)

Liebe Grüße eure Pune ;)

Kim arbeitet seit gut einer Woche in einer Art Eventhalle wo regelmäßig Auftritte stattfinden, die aber auch eine gemütliche Bar und Theke aufweist. Das Licht ist nicht grell, eher dämmerig gehalten.

Sie arbeitet hinter der Bar und macht die Arbeit die Neulinge halt so tun. Abwaschen, Müll rausbringen, für Nachschub sorgen. All solche Sachen halt.

Ihr Kollegen sind alle weiblich, außer ihr Chef, der auch jeden Tag mit hinter der Theke steht, sobald er die Büroarbeit erledigt hat. Er ist ein sehr guter Chef, der auf seine Frauen hinterm Ausschank aufpasst, denn nicht jeder Gast zeigt Anstand und so kann es durchaus auch mal vorkommen, dass man begrabscht wird, denn hässlich waren alle nicht.

Es gab Franziska, die alle aber immer Fancy nennen. Sie ist schlank gebaut und hat eine füllige Oberweite, welche sie auch gern mit einem tiefen Ausschnitt preisgibt. Doch wirkt sie nie nuttig dabei. Ihre Haare sind dunkelbraun und meist leicht gewellt. Was sie so besonders macht, sind ihre grünen, schon fast leuchtenden, Augen. Sie ist taff und sehr schlagfertig, so wie man das in dieser Bar auch an einigen Abenden braucht.

Dann ist da noch Sally, die Blondine unter den dunklen Köpfen. Auch sie ist schlank, meist sexy gekleidet und ihre Haare trug sie immer zu einem hohen Zopf und einige Strähnen hängen im Gesicht. Manchmal ist sie etwas naiv, doch wirkt sie niedlich dabei. Auch lachen und lächeln tut sie viel.

Ja und dann ist da noch Martha, die Mutti unter den Angestellten. Sie ist mit ihren 50 Jahren die älteste und die erste Angestellte des Schuppens. Trotz des Alters achtet sie sehr auf Ihre Figur und Aussehen. Regelmäßig macht sie Sport, was man auch an ihren Oberarmen gut erkennen kann. Auch sie hat leicht gelocktes Haar, welches schwarz ist. Man könnte meinen, sie wäre die Mutter von Fancy, so ähnlich sehen sie sich.

Der Chef, Rick, sieht eher unscheinbar aus. Er hat kurze, braune Haare, die er nur zu oft nach hinten gelt. Sein Markenzeichen ist eindeutig sein weißes Männer Unterhemd. Selten sieht man ihn mit was anderem. Er muss wohl tausende davon zu Hause im Schrank hängen haben.

Und zu guter letzt, die neue, Kim, aber alle nennen sie Kimmy. Eine junge, unscheinbare Frau. Das sie auf Rockmusik steht und auch das sie in dem Laden gut aufgehoben ist sieht man ihr an. Gerade  was ihr Kleidungsstil angeht. Doch ist sie eher vorsichtig und schüchtern. Ihre langen schwarzen Haare hat sie immer offen und es macht immer den Anschein, dass sie das macht, um sich dahinter verstecken zu können. Anfangs war sie noch recht ruhig, doch von Tag zu Tag wird sicherer im Umgang mit den Gästen und es macht ihr immer mehr Spaß. Arbeit die Spaß macht, besser kann man es nicht haben. Naja, wenn es ihr Privatleben nicht geben würde, in dem ihr Freund eine große Rolle spielt und was in letzter Zeit mehr als kritisch ist. Doch möchte sie darüber gerade nicht nachdenken, sondern ihren Job machen und wieder einen der Schollen Themen zuhören. Nie hat sie nachgefragt, was so toll an diesen Scholle sein soll. Und jetzt mal im Ernst, was ist das bitte für ein Spitzname?!

 

„Mädels, heute ist Dienstag. Wisst ihr was das heißt? Scholle kommt heut wieder.“, grinst Fancy breit über ihr ganzes Gesicht.

„Oh man, hast du dir das rot im Kalender angekreuzt?“, seufzte Martha während sie cool an der Theke gelehnt steht und auf ihr Handy schaut.

„So was merke ich mir halt. Ich meine wir reden hier von...“, „... von Scholle.“, beendete Sally ihren Satz und verdreht leicht lachend die Augen dabei.

Kim steht zu der Zeit an der Spüle und trocknet einige Gläser ab. Es ist noch früh am Tag und somit noch nicht viel los.

„Darf ich mal fragen was genau so toll an diesen Scholle ist? Ich meine ihr habt schon viel erzählt, aber so ganz bin ich da noch nicht hinter gestiegen.“, gibt leicht lachend  zu. Wird hier regelmäßig über ihn geredet und ist er verreist gewesen, bis heute.

Sally kicherte als sie ihr Antwort gibt.

„Fancy steht halt voll auf den Typen und viele andere auch.“.

„Is‘ halt Scholle. Bekannter Typ hier. Geht seit Jahren ein und aus. So‘n Womanizer halt. Dennoch sehr sympathisch. Man kann sich gut mit ihm unterhalten. Toller Zeitgenosse.“, erklärte Martha ihr kurz und knapp und schüttet sich dabei selbst ein Jack Daniels ein.

„Na, du wirst ihn ja heute erleben, denk ich.“, sagt Sally während sie die getrockneten Gläser im Regal verstaut.

 

Die Zeit vergeht wie im Flug und die kleine Halle füllt sich immer mehr mit Leuten. Jung und alt, alles ist vertreten und das wirklich jeden Abend.

Während Martha hinter der Theke steht und den Ausschank übernimmt, bedient Sally die Gäste an ihren Plätzen und Kim kümmert sie um die Sauberkeit der Gläser, Tassen und alles andere. Was man als neue halt so machen muss.

Es ist kurz nach 20 Uhr, als ein Mann in einem schwarzen Anzug sich an die Theke setzt und Martha diesen Gast freudig empfängt.

„Hey, sie einer an. Wenn das nicht Scholle ist?!“.

Kim, die gerade einige Gläser in den Schrank räumt, dreht sich abrupt um, da sie schon die ganze Zeit neugierig auf ihn ist. Dann sieht sie den Mann und fragt sich sofort was ihre Arbeitskollegin denn an ihm findet. Er sieht nicht schlecht aus, nein, doch der Stil verstört sie etwas. Ist es irgendwie das komplette Gegenteil von ihr. Er hat einen schwarzen Anzug an, weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Seine Haare sind glatt zur Seite gekämmt. Dennoch hat er ein sympathisches Gesicht und ist nun wirklich nicht hässlich, doch wirkt er auf die schwarzhaarige wie so ein typischer Banker von der Wall Street.

„Hi Martha. Alles gut bei euch?“, will er wissen.

„Alles Super.“, „Fancy heut nicht da?“, fragt er und hat die neue Mitarbeiterin noch gar nicht wahrgenommen.

„Glaubst du wohl selber nicht. Die hat die Tage runter gezählt, als du in Amerika warst.“, verrät sie ihm und er muss lachen.

„Verrücktes Weib.“

Dann kommt die einzige Blonde Mitarbeiterin von einem Tisch wieder und geht an den Barhockern vorbei und erspäht ihn dann. Sofort lächelt sie und geht schnurstracks auf ihm zu.

„Hey Scholle, schön dich wieder zusehen. Wie geht es dir?“, begrüßt sie ihn herzlich mit einer warmen Umarmung. Dennoch ist diese auf platonischer Ebene, da sie seit kurzem glücklich verlobt ist, was ihm auch sofort auffällt.

„Sally. Freu' mich auch dich zu sehen. Mir geht’s wunderbar.“, gibt er ihr als Antwort und als sie die Umarmung lösen, hält er ihre linke Hand fest und begutachtet den Ring.

„Oh, meine Liebe, hat Alex sich endlich getraut?“, erkundigt er sich und hat dabei immer noch ein Lächeln auf den Lippen.

„Letztes Wochenende. Hier, nach dem Auftritt seiner Band.“, erzählt sie glücklich.

„Na dann, herzlichen Glückwunsch.“, „Danke.“, lächelt sie und geht dann, mit dem Tablett leerer Gläser, hinter die Theke.

Plötzlich kommt auch Fancy aus der Küche und als sie den Mann sieht, strahlt sie bis über beide Ohren, versucht dennoch es etwas zu verbergen. Sie geht auf den Tresen zu und beugt sich so zu ihm rüber, dass man einen wirklich guten Einblick in ihr Dekolletté hat. Die Aussicht lässt er sich nicht nehmen und das sieht man auch.

„Hi Süßer, schon was bestellt?“, möchte sie wissen.

„Ich hab extra auf dich gewartet.“, grinst er und bestellt sich dann ein Bier. Sie dreht sich um und holt aus dem Kühlschrank ein Flaschenbier. Weiß sie genau, dass er nicht so auf gezapftes steht. Gekonnt wirft sie ein Bierdeckel vor ihn hin und stellt anschließend die Flasche darauf. Dankend nimmt er diese in die Hand und trinkt ein Schluck und plötzlich fällt ihm auf, das ein neues Gesicht hier arbeitet. Er stellt das Bier wieder ab und Kim bemerkt sofort sein Blick, sodass sie auch zu ihm schaut.

„Oh ein neues Gesicht. So lange war ich doch gar nicht weg. Die eine ist verlobt, dann eine neue hinter'n Tresen. Hi, ich bin Scholle.“, stellt er sich vor und reicht seine Hand über die Theke. Freundlich streckt sie auch ihre entgegen und stellt sich ebenfalls vor.

„Kimmy. Ich hab schon viel von dir gehört.“, stellt auch sie sich vor.

„Oh, ich hoffe nur Gutes.“, lacht er und Kim symbolisiert mit ihrer rechten Hand ein 'naja'. Sie wirkt gerade sehr selbstbewusst, doch ist sie etwas nervös. Weiß sie selber nicht mal warum, doch verbergen kann sie es gerade ganz gut. Mehr Konversation gibt es vorerst zwischen den beiden nicht, da Fancy sich wieder um ihn kümmert. Sie fragt ihn nach seinen Urlaub, Flug und alles drum und dran. Sie führen, so wie immer, ein Gespräch und eine Zigarette nach der anderen geht dabei drauf. Ihre Arbeit erledigt sie dabei mit Bravur.

Und so geht ein arbeitsreicher Tag, mit einer weiteren neuen Bekanntschaft zu Ende.

Die Tage streichen ins Land und der Samstag Abend ist angebrochen. In den paar Tagen haben sich auch Scholle und Kim des Öfteren unterhalten und viel gelacht zusammen. Dennoch versteht sie Fancy immer noch nicht, denn wie ein Banker schaut er immer noch aus. Doch ist er sehr wirklich sehr sympathisch. Abgeschleppt hat er auch noch keine. Bei dem Thema ist er offen und meint zu Kimmy das er da in der Woche keine Lust drauf hat. Viel zu stressig, da er immer recht lange arbeitet.

Auch wenn es schon etwas später ist, ist von Scholle noch nichts zu sehen. Jedenfalls hat ihn die schwarzhaarige noch nicht erspäht und am Tresen sitzt er auch nicht. Lange kann sie darüber auch nicht nachdenken, wo er denn wohl sein mag, denn der Laden ist echt voll, da heute ein Gig einer Rockband ansteht. Der Stil ist etwas härter, nicht so ein Kuschelrock.

Alle laufen gestresst hin und her und versuchen den Andrang zu meistern. Gläser spülen wie am Fließband für die neue, bis Fancy zu ihr kommt und ihr eine andere Aufgabe erteilt.

„Hey Kimmy, kannst du bitte Klopapier auf dem Männerklo auffüllen? Rick ist gerade im Backstagebereich beschäftigt.“, erklärt sie ihr.

Sie nickt es ab, ist aber nicht begeistert davon. Doch sie ist die Neue und muss halt auch die unangenehme Arbeit erledigen.

Sie geht in die kleine Abstellkammer und nimmt reichlich mit. Da sie nicht zweimal gehen möchte, baut sie sich ein Turm auf und balanciert ihn erfolgreich bis zum Männerklo. Innerlich hofft sie gerade, dass keiner drin ist. Nicht das sie prüde ist, nein. Sie ist schon öfters mal auf den Männerklo gewesen, aber meist ist sie da betrunken gewesen. In dem Zustand interessiert sie es nicht wirklich ob da noch jemand anderes ist. Nur jetzt ist sie jetzt nüchtern und auf Arbeit. Was soll’s, die Aufgabe muss erledigt werden und nach einen tiefen Ein- und Ausatmer betritt sie den Raum. Sie geht ein paar Schritte den engen Gang entlang, bis sie in einem größeren Raum kommt, in dem die Waschbecken sich befinden. Sie hält plötzlich inne, als sie jemanden dort stehen sieht. So gerade kann sie an den Klopapierrollen vorbeischauen und es sieht so aus, als würde er sich gerade einen Lidstrich ziehen, was jetzt nicht so unüblich hier ist. Auch nicht bei den Männern.

Der Mann hat eine schwarze Hose an, die einen leichten Schlag hat. Diese hat auf der Höhe der Taille mehrere schmale, schwarz und rote Nietengürtel, die auf verschiedenen Höhen von der Hüfte hängen. An den Füßen trägt er schwarze Boots und oben herum hat er nichts an. Die schwarzen Haare sind zu einer stacheligen Frisur nach oben gestylt und an den Seiten aber nach unten. Um den Hals trägt er ein schwarzes Band.

„Oh, sorry, ich wusste nicht...“, fängt sie den Satz an und kommt ins stocken, als sich der gut gebaute Mann umdreht. Sein Oberkörper ist durchtrainiert, seine Arme sind auch sehr muskulös und seine Fingernägel sind schwarz lackiert.

„Scholle?!“, spricht sie leise mit einem verwundertem Ausdruck in ihrem Gesicht. Schlagartig wird sie so nervös, dass ihr die ganzen Klorollen herunterfallen und durch den sanitären Raum rollen.

„Oh scheiße!“, flucht sie und macht sich sofort daran die Teile einzufangen. 

„Es... es tut mir echt leid... ich...“, stammelt sie dabei vor sich ihn, was ihr ja schon wieder peinlich ist. Scholle lacht und hilft ihr beim einsammeln.

„Ist schon gut. Ich hab nichts gesehen.“, beruhigt er sie und als er die letzte Rolle aufgehoben hat, hält er sie ihr entgegen. Sie stehen wortlos voreinander und man kann Kim nur zu gut ansehen, wie sie ihn erneut mustert. Vor ihr steht ein komplett anderer Mann. Als hätte er zwei Gesichter oder ein Doppelleben. Zum ersten Mal fallen ihr seine blauen Augen auf, die wegen des Lidstriches herausstechen. Jetzt kann sie Fancy nun doch verstehen, warum sie so auf ihn abfährt. Er sieht einfach nur verdammt geil aus. Das muss sich Kimmy gerade eingestehen. Auch er hält inne und sein Puls schlägt etwas schneller, was nicht so üblich ist bei ihm. Er kennt viele Frauen und gegen One Night Stands hat er auch nichts einzuwenden, doch das Gefühl was er gerade ihr gegenüber empfindet, hat er bei seinen Liebschaften nicht mal annähernd. Doch er lässt sich nichts anmerken und fängt das Grinsen an, was es für die junge Frau gerade nicht besser macht.

„Nervös?“, fragt er sie und spielt dabei etwas mit seinem Charme.

„Ich? Nein! Ich meine... ich...“, stottert sie wieder vor sich hin und der Mann vor ihr fängt an zu lachen. Nicht um sie auszulachen, sondern weil er ihre Verlegenheit gerade echt süß findet.

„Schon gut, das war nur ein Witz.“, klärt er sie auf. 

Sie reagiert mit einem verschmitzten lachen darauf.

„Sorry, es ist nur, ich hab dich so vorher noch nicht erleben dürfen.“, gibt sie ihm gegenüber zu.

„Überrascht, wa?!“, „Ja mehr als das.“, lacht sie und geht dann zu den Toiletten.

„Was machst du hier eigentlich?“, fragt sie ihm während sie alles verteilen geht.

„Der Gitarrist der Band hat sich vorhin den Arm gebrochen und ist nun im Krankenhaus. Sie fragten mich, ob ich einspringen kann.“, antwortet er in den Raum hinein währenddessen er sich weiter anzieht. Gitarrist ist er also auch noch. Eigentlich ein Traummann für Kim, doch ist sie ja fest vergeben. Als sie fertig ist, geht sie wieder zu ihm. Oben herum trägt er ein schwarzes, ärmelloses Shirt in Lederoptik. Teilweise ist der Stoff eingerissen und rotes Material blitzt hervor. Mit einer Zigarette im Mund, zieht er sich gerade eine der zwei Armstulpen hoch, die bis zur Mitte seiner Oberarme gehen. Der rechte ist schwarz und endet oben mit roten Stoff und der andere rot und endet mit schwarzen Stoff. Wieder steht sie vor ihm und er zieht an seiner Kippe. 

„Und? Geht das so?“, will er von ihr wissen. Kim versucht weiter cool zu bleiben, doch merkt sie die ansteigende Hitze, die sich in ihrem Gesicht breit macht. Ist sie Scholle nun auch verfallen, wie Fancy es ist? Was hat sie gerade nur für Gedanken, während ihr Freund zu Hause sitzt? Gut es läuft momentan mehr schlecht als recht zwischen den beiden, doch ist es für sie kein Grund so zu denken. Wenn sie etwas ist, dann treu und ein schlechtes Gewissen macht sich gerade breit. Eine Antwort muss sie ihm aber schon geben, sonst wird die Situation komisch. 

„Unwiderstehlich.“, witzelt sie, gibt ihm einen kleinen Klaps auf seine Brust und geht dann an ihm vorbei. Was zur Hölle hat sie da gerade getan? Sie kennt ihn doch kaum, nur gibt er ihr dieses gewisse Vertrauen um solche Aktionen zu fahren. 

„Dann hab ich ja alles richtig gemacht.“, grinst er und folgt ihr. „Kannst du mir ein Bier an meinen Platz stellen? Ich komme gleich dahin.“, bittet er sie und will vorher nochmal kurz zu Rick in den Backstagebereich.

Kimmy lacht und winkt ab. „Oh nein, bestell das mal brav bei Fancy. Nicht das sie noch eifersüchtig wird. Will mich hier nicht schon unbeliebt machen.“.

Scholle‘s Mundwinkel sind immer noch zu einem Grinsen gehoben, kann er sich vorstellen, dass ihre Kollegin kratzbürstig sein kann.

 

Eine weitere Stunde vergeht, als langsam der geplante Gig zum Auftritt bereit ist. Scholle, der immer noch an der Bar sitzt, wird höflich von der Technik zur Bühne gebeten. Er nimmt daraufhin seine Bierflasche in die rechte Hand, spreizt davon seinen Zeigefinger ab in Richtung Kim und zwinkert ihr zu, bevor er geht. Fancy bekommt das natürlich mit und faucht sie sofort an.

„Was sollte das denn?!“.

Die neue, die wieder an ihrem Spülbecken steht, guckt sie fragend an.

„Was fragst du mich?“.

Fassungslos guckte sie zur Tresenmutti Martha, die daraufhin nur mit den Schultern zuckt.

 

So oft Kim kann, schaut sie dem Auftritt zu und ist mehr als begeistert. Begeistert von Scholle. Wie er auf der Bühne steht und ein Lied nach dem anderen spielt und dabei abgeht. Nach fünf Liedern kommt Sally auf sie zu und redet ihr ins Ohr. Bei der Lautstärke geht es auch nicht anders. Als die Blondine fertig ist, zeigt die neue mit ihren eigenen Finger auf sich und Sally nickt nur. Mit fragenden Blick geht sie zu dem Kühlschrank welcher sich hinter der Bar befindet, nimmt eine Flasche raus und öffnet diese. Dann verlässt sie damit die Bar. Sofort wird Sally von Fancy abgefangen.

„Was macht sie da?“, will sie wissen und bekommt prompt eine Antwort.

„Scholle bat mich darum, das sie ihm was bringt.“, „Aber Anweisung von Rick ist doch, dass sie hinter‘m Tresen bleibt.“, erinnert sie daran.

„Ich weiß, aber er sprach mit ihm und Rick meinte das es ok sei und das es auch langsam Zeit wäre, das sie hier mal wegkommt und zu den Gästen geht.“, erklärt die Blondine. Fancy ist sichtlich sauer und verliert die neue aber nicht aus den Augen.

Kim drängelt sich derweil mit dem einem Getränk durch die Menge und wird von der Security zum Bühnenbereich gelassen. Sie geht die drei Treppen hoch und wartet darauf, dass das Lied vorbei ist. Wieder beobachtet sie ihn und ihr Puls steigt plötzlich wieder. Die hintere Ansicht ist mindestens genau so ansehnlich, wie auch die vordere. Auch singt er im Background mit und sie findet es wirklich gut. Gerade zu genießt sie ihren Standpunkt. Gefangen in seiner Aura die er ungewollt ausströmt. Gefangen in seiner Stimme und dem ganzen Auftritt von ihm.

Als das Lied zu Ende ist, geht er zu ihr hin und nimmt das Getränk entgegen, was sie ihm bereits reicht.

„Du solltest Fancy das nächste mal schicken lassen. Die ist schon sehr kratzbürstig!“, sagt sie ihm laut ins Ohr und bekommt dafür ein nicken und ein Daumen hoch. Er versteht sofort und nimmt es sich zu Herzen. Den restlichen Gig darf ihn weiterhin Fancy bedienen, was Kimmy sehr recht ist. Sie hat schon genug private Probleme und will auf Arbeit keine haben.

 

1 1/2 Stunden später ist alles gelaufen und die kleine Halle leert sich langsam. Die Band hat sich bereits wieder in den Backstagebereich versammelt und Rick’s Mitarbeiter und auch die Techniker machen sauber und räumen auf bzw. ab.

Kurze Zeit später kommt der Chef zu den Mädels und verkündet eine kleine After Show Party, wo auch sie mittrinken können, allerdings sich weiterhin um die Band kümmern sollen. Alle sind hellauf begeistert, außer Kim. Sie ahnt jetzt schon eine endlose Diskussion mit ihrem Freund, der jeden Abend auf sie wartet und jetzt würde sie auch noch später kommen. Eine Sache die bei ihm gar nicht geht. Hier in der Bar ist sowas wohl so üblich, doch hat ihr das bis jetzt noch keiner gesagt. Naja, was soll sie machen außer mitziehen und es dauert auch nicht lange und die Stimmung steigt wieder bei ihr. Die Band ist super drauf und es gibt viel zu lachen. Scholle ist natürlich auch mittendrin und Kimmy kann auch nicht anders, als öfters zu ihm zu gucken. Wie nicht anders zu erwarten sitzt Fancy neben ihm am Tresen und die Neue steht etwas weiter weg, bei Sally.

„Sag mal, läuft eigentlich was zwischen Scholle und Fancy?“, möchte sie wissen und nimmt dabei ein Schluck Bier.

„Nein. Sie würde es sehr gerne, dass weiß jeder, auch Scholle.“, verrät die Blondine ihr, während sie sich ein Wodka Energy mischt.

„Aber?“, hakt Kim nach.

„Er sagte mal, dass er nichts mit dem Personal seiner Lieblingskneipe anfängt und das zieht er wirklich durch.“, erklärt sie ihr weiter, blickt dann zu ihr und nimmt ein Schluck aus ihrem Glas. Sie nimmt die Mimik von der schwarzhaarigen wahr und weitet ihre Augen.

„Oh mein Gott, du bist Scholle auch verfallen?“, „Was?! Nein! Ich meine Psst! Er sieht schon gut aus, ja, aber ich hab einen Freund zu Hause sitzen.“, klärt sie Sally auf und diese grinst nur.

„Seit wann?“, will sie wissen, aber Kim versteht nicht ganz und guckt fragend. „Seit wann was?“, „Seit wann stehst du auf ihn? Ich meine so wie oft du da rüber schaust, ist das schon auffällig.“.

Sally hat recht damit, beobachtet die schwarzhaarige Scholle heute öfters als die ganze restliche Woche. 

„Sally, ich hab ein Freund zu Hause...“, fängt sie ihre Erklärung an, merkt dabei doch wie unnötig das doch gerade ist. Sie wird eh nicht locker lassen und der Alkohol lockert ihre Zunge noch zusätzlich. Sie seufzt. „Seit ich das Klopapier ins Männerklo bringen sollte. Er stand dort nur mit seiner Hose bekleidet. Und dann drehte er sich auch noch um und... hach ey, der ganze Stil von ihm hat mich einfach nur so umgehauen. Ich meine die ganze Woche sitzt der hier im Anzug rum und dann steht da so ne Rocksau vor mir. Sorry, aber er hat mich wirklich beeindruckt.“.

Die Blondine grinst immer mehr. „Oh ja, Scholle ist verdammt gut durchtrainiert und ne geile Sau,  wenn er in seinem Element ist.“, stimmt sie zu.

„Also ist das keine Ausnahme, dass er hier Gitarre spielt?“, wird sie neugierig, denn muss er wohl öfters hier mal in seinem Element sein.

„Absolut nicht. Scholle hat ne eigene Band. Momentan basteln sie wohl an neuen Songs. Allerdings muss er erstmal auf seinen Kumpel warten, der die Drums einspielen soll. Er wohnt in den USA und kommt bald hier hin.“, verrät die Blondine ihr und die Begeisterung zu diesem Mann will einfach nicht mehr abflachen, so sehr sie sich auch bemüht.

„Wow, was ein interessanter Mann.“, sagt Kim ruhig und leise.

„Ja, er ist schon faszinierend.“, kichert Sally und trinkt weiter.

 

Einige Bier und Drinks später, klingelt Kim‘s Handy und als sie sieht wer es ist, verlässt sie die kleine Halle und geht in den Hinterhof. Am Telefon bricht ein Riesen Streit aus zwischen ihr und ihrem Freund. In der Zwischenzeit betritt auch Scholle den Hinterhof um zwei leere Kisten wegzubringen. Das ist bei ihm so üblich das er auch ab und an mal mithilft. Dabei bekommt er den letzten Rest des Streits mit und wie Kim aufgelöst und wütend auflegt. Sie sitzt gerade auf einem Stapel Paletten, als er auf sie zu kommt. Sie schluchzt etwas und versucht sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen als sie ihn bemerkt. 

„Stress?“, fragt er vorsichtig. Sie nickt nur als Antwort. Sein Gesichtsausdruck ist nicht gerade erfreut, als er sie so aufgelöst sieht. Aus seiner rechten Gesäßtasche holt er seine Zigarettenschachtel, öffnet sie und hält sie hier entgegen.

„Hier. Komm erstmal runter.“ bietet er ihr eine an, welche sie auch dankend annimmt. Auch ein Feuerzeug, was er bereits anmacht, hält er zu ihr. Als der Glühstängel an ist, packt er beides wieder weg. Auch er steckt sich noch eine an und beschließt sie nicht alleine zu lassen. Während sie ihre Tränen trocknet, setzt er sich rechts von ihr, auf die Paletten.

„So schlimm gewesen?“, fragt er vorsichtig und aus Kimmy bricht es irgendwie einfach nur so raus.

„Ach, das war mein Freund, der rumstresste. Er meinte ich sollte bereits zu Hause sein und wo ich denn sein würde. Ich erklärte ihm alles, aber er glaubt mir nicht. Dann ist Fancy auch noch so kacke drauf. Das fucked mich gerade echt ab!“. Scholle guckt zu ihr und ihm beschleicht ein schlechtes Gewissen. 

„Das mit der Party war meine Idee und das mit Fancy... ja, da bin ich ja auch irgendwie dran schuld. Sorry, ich wollte dir den Abend nicht vermiesen.“, entschuldigt er sich bei ihr, während sie wieder ihre Tränen wegwischt.

„Der stellt sich einfach nur an. Ich finds echt lustig mit euch. Alles gut, Scholle.“, guckt sie ihn dabei an und lächelt leicht.

Ohne weitere Worte legt er seinen linken Arm um sie und rückt sie an sich.

„Das wird schon wieder. Wenn was ist, weißt du wo du mich findest.“, bietet er ihr ein offenes Ohr an. Ihr Kopf liegt leicht auf seiner Brust und hört sein Herz schlagen. Sein Puls ist erhöht, was sie irgendwie zum grinsen bringt.

„Danke Scholle.“.

Sie verharrten so noch eine kurze Weile und gehen dann wieder zu den anderen.

‚Das wird schon wieder.‘

Das sind die Worte die Scholle ihr vor einer Woche gesagt hat. Doch die Geschichte von der jungen Frau schreibt ihr eigenes Kapitel in ihrem Leben. So kommt die große Kehrtwende.

 

Es ist Samstag und sie hat frei. Ihr Freund hat Geburtstag und dementsprechend gibts auch eine Party bei ihnen zu Hause. Doch es wird ein Abend der schlimm für das Paar enden wird. An sich ist die Fete ein voller Erfolg. So langsam geht sie auch dem Ende zu und die zwei verabschieden einen Gast nach dem anderen, bis nur noch die zwei in der Wohnung sind. Mit einem letzten Bier sitzt Kim in der kleinen Küche. Dann kommt auch ihr Freund, Kai, und setzt sich zu ihr. Man muss sagen das beide ordentlich was getrunken haben und so kommt es, das ein Streit zwischen den beiden ausbricht. Alle möglichen Sachen werden ihr vorgeworfen. Das sie kaum Zeit für ihn hat, dass sie lieber auf Arbeit sei, als bei ihm und und und. Alles bricht aus ihm heraus. Dadurch das das nicht das erste mal ist, dass er sie so anschreit, reicht es der jungen Frau. Sie steht auf und geht ins gemeinsame Schlafzimmer. Er fragt wo sie hin will, doch bekommt er keine Antwort. Folglich steht er auf und geht ihr hinter her. Er sieht wie sie hektisch ihre Tasche und ihren Rucksack packt.

„Was zur Hölle tust du da?“, fragt er lallig.

Sie dreht sich abrupt zu ihm um und schaut dabei wütend drein.

„Weißt du, mir reicht‘s! Ich hab keine Lust mehr mich nieder machen zu lassen von dir! Ich hab alles in den USA für dich aufgegeben und für was?! Dafür das ich mir andauernd anhören darf das mein Job scheiße ist, ich mich nicht um dich kümmere und so‘n scheiß! Ich bin nicht deine verdammte Putzfrau! Mach dein scheiß alleine! Schluss, aus! Ich gehe!“, brüllt sie ihn vor Wut an und macht sich dann weiter ans packen. Nach ihren Vorwurf sieht man, wie in ihm die Wut aufsteigt. Er stoppt sie bei ihrem tun, in dem er ihr Handgelenk grob packt. Sie reißt sich von ihm los, mit voller Kraft.

„Was soll der Mist?! Lass mich!“, „Du wirst nirgendwo hingehen! Du bleibst hier bei mir!“, droht er ihr schon fast und hält sie immer wieder vom packen ab. Sie kann sich immer wieder befreien, doch so kommt es, wie es kommt muss und der Mann wird handgreiflich ihr gegenüber. Der Streit eskaliert und ehe sie sich versieht, fühlt sie seine Faust im Gesicht. Durch die Wucht fällt sie auf das Bett. Vor Schmerz hält sie sich ihre rechte Gesichtshälfte und guckt dann geschockt zu ihm auf. Wie auf Knopfdruck laufen ihr die Tränen die Wangen herunter. Sie ist so geschockt darüber, dass der Mann den sie liebt, ihr sowas nur antun kann. Schnaufend steht er vor ihr. In seinem Blick kann sie gerade keine Reue erkennen, dennoch steht er wie gelähmt vor ihr.

„Du bist so krank, du verdammtes Arschloch!“, traut sie sich noch zu sagen, erhebt sich dann hastig vom Bett, nimmt ihre Taschen und verlässt dann schnell die Wohnung.

Sie läuft einfach los, ohne vorerst ein wirkliches Ziel zu haben. Ihr ist es erst einmal egal, sie will nur weg von hier und die Angst das er sie verfolgt, lässt sie immer schneller laufen. Sie läuft zur nächsten U-Bahnstation und nimmt die Bahn Richtung Arbeit. Ist es gerade ihre einzige Idee und inständig hofft sie, dass noch jemand vor Ort ist.

Dort angekommen geht sie zum Vordereingang und versucht die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg, sie ist bereits geschlossen. Dennoch weiß sie das jemand drin sein muss, denn sie sieht einen Lichtschein. Sie klopft und das mehrmals. Auch das bleibt ohne Erfolg. Zu allem Überfluss fängt es auch noch wie aus Eimern zu schütten und hört so schnell auch nicht auf. Leicht zittrig nimmt sie ihr Handy und ruft mehrmals an, doch keine Reaktion am anderen Ende der Leitung. Sie schnaubt und entschließt sich anschließend zum Hintereingang zu gehen. Als sie den Wagen von ihren Chef stehen sieht, fühlt sie sich darin bestätigt, das hier noch wer sein muss. Überheblich wie sie durch den Alkoholeinfluss ist, macht sie sich daran über das nass, kalte Eisentor zu klettern.

 

In der Zwischenzeit in der Bar. Fancy, Sally, ihr Verlobter Alex, Martha, Rick, Paul, ein Kumpel von Scholle, und Scholle selber sitzen im Aufenthaltsraum um einen niedrigen Couchtisch herum und trinken noch eine Runde nach Schließung der Eventhalle für diesen Abend.

„Sag mal, geht der Zigarettenautomat eigentlich wieder?“, will der Gitarrist wissen, als er seine letzte Zigarette anmacht.

„Nee, war noch keiner hier von der Gurkentruppe.“, meckert Rick über diese unzuverlässige Firma die den Automaten seit zwei Wochen schon repariert haben wollte.

„Na toll, ich hab keine mehr. Feierabend, lass uns gehen.“, brummt er und sein Kumpel guckt ihn ganz verdattert an.

„Du globst doch wohl nich‘ das ick jetzt nach Hause loofe, nur weil du keene Kippen mehr hast, Kollege.“, beschwert der Berliner sich und zeigt seinem Freund dabei den Vogel.

„Maul‘ nicht rum. Hier im Auto hab ich noch ne Schachtel.“, verrät Rick dem Raucher und schmeißt ihm den Schlüssel entgegen. Er fängt ihn mit der rechten Hand und steht auf.

„Geht doch.“, grinste er zufrieden und geht dann Richtung Hinterausgang. Als er diesen betritt, ist Kim gerade dabei, vollgepackt über den Zaun zu gelangen. Sie kommt auch erfolgreich rüber, doch dann rutscht sie an einen der nassen Stahlschaniere ab, in der das Tor eingehängt ist, und fällt zu Boden. Sie fällt direkt auf ihr rechtes Knie und ihre Hose wird sofort durchtränkt, durch den Regen der seit kurzem vom Himmel fällt. Auch so ist sie mittlerweile komplett aufgeweicht.

„Fuck!“, schreit sie laut.

Der Mann hört den Krach und das Fluchen und läuft fraglich auf die junge Frau zu. Als er nah genug an ihr dran ist, erkennt er sie sofort.

„Kimmy?“, kommt von ihm leise aber überrascht. Was macht sie hier mit all den Sachen und wieso ist sie in den Hinterhof geklettert? Irgendetwas stimmt hier nicht und das merkt er um so mehr, als er sich vor sie hockt und helfen will, ein paar Sachen aufzuheben, die ihr bei dem Sturz aus der Tasche gefallen sind. Panisch schnapp sie selber danach und blickt dann erschrocken zu dem Mann auf. Scholle sieht ihr Gesicht und ihm fällt als erstes auf, das ihre rechte Schläfe und ihr rechtes Auge von einem Bluterguss unterlaufen ist.

„Kim, was ist passiert?“, will er wissen und ist sehr ernst dabei. Selber hat er schon genug getrunken, dennoch wird er schlagartig stocknüchtern. Sie schweigt, doch ihr Gesicht verrät pure Verzweiflung, Traurigkeit und Angst. Er versucht es noch einmal.

„Kim sag mir, was ist passiert?“, „Ich... ich hab Schluss gemacht... ich...“, stammelt sie vor sich hin und kämpft mit den Tränen.

„Hat er dich geschlagen?“, äußert er seine Vermutung, sieht es nämlich nicht gut aus, was ihr Gesicht ziert. Während sie es nickend bejaht, fängt sie an zu weinen und fällt ihm in seine Arme. 

„Ich habe Schluss gemacht... wir stritten uns... und... dann ging er auf mich los... ich weiß doch nicht wohin. Ich hab doch niemanden, Scholle.“, wimmert sie und hält ihn immer fester. Sie zittert stark. Sei es durch die nassen Sachen oder dem Schock.

„Du hast doch uns... komm, lass uns rein. Du bist klitschnass und frierst.“, sagt er, hebt als erstes ihre Tasche auf und hilft ihr dann aufzustehen. Hat er schließlich mitbekommen, dass sie ein Absturz gehabt hat und sich verletzt hat. Er stützt sie zusätzlich auf den Weg ins Gebäude. Ihr Gang ist auch an sich nicht sicher, hat sie nun mal sehr viel Alkohol getrunken auf dem Geburtstag. 

Langsam laufen sie zu den anderen und als die zwei den Raum betreten, kehrt sofort stille ein. „Oh mein Gott, was ist passiert?“, fragt Sally geschockt und hält sich ihre linke Hand vor dem Mund.

„Ihr Freund ist ausgerastet. Hier ist ihre Tasche. Könnt ihr Sachen für sie raussuchen, damit sie sich umziehen kann?“, verrät Scholle gefasst, aber so spurlos geht ihre Situation gerade nicht an ihm vorbei. Sorge liegt in seiner Stimmlage. 

„Ja aber natürlich!“, kommt sofort von den drei Frauen die fix aufstehen. Selbst Fancy, mit der sie immer aneckt in letzter Zeit, wegen dem attraktiven Mann, hilft sofort. Sie suchen ihr Sachen raus und gehen auf das Personalklo. Der schwarzhaarige selber besorgt solange Eis für ihr Gesicht und Knie.

 

Nach 20 Minuten sind sie alle wieder in dem Raum versammelt. Kim haben sie auf die Couch verfrachtet. Versorgt mit Kühlpads und einer dünnen Decke. Am Ende ihrer Beine sitzt Rick. Rechts von ihm, auf einem Stuhl, den Mann den sie nicht kennt, den sie aber alle Paul nennen. Dann kommt Scholle, Fancy, Sally, Alex und mit Martha schließt sich der Kreis.

Kim erzählt alles, auch das sie mehrmals versucht hat, in der Bar anzurufen, doch keiner dran gegangen ist und sie deswegen den Weg über den Hinterhof genommen hat. In der Zeit in der sie erzählt, fließt ab und an mal ein Tequila für jemanden, auch für Kim selber. Außer Scholle verzichtet plötzlich auf das klare Getränk. Er hält sich gerade zurück und bleibt bei seinem Bier, welches die anderen noch zusätzlich trinken.

Nach einer aufbrausenden Erklärung und beantworten einiger Fragen der anderen, wurde es ziemlich still um sie, da sie einfach eingeschlafen ist. Sie ist ziemlich fertig und betrunken noch dazu. Sie hatte nicht viel Tequila getrunken, nur wie das bei diesem Getränk so ist, der letzte ist immer schlecht und haut einen aus den Socken.

 

Ahnungslos sitzen sie nun da und überlegen, was sie nun machen sollen.

„Was machen wir mit der kleinen nun?“, wirft Martha als erste die Frage in den Raum, die allen bereits im Kopf rum kreist. Stille. Alle überlegen schweigend, bis Scholle den ruhigen Raum mit Worten füllt.

„Ich nehme sie erstmal mit zu mir.“.

Fancy, die gerade in eine Zitronenscheibe beißt, verschluckt sich an den Saft dieser, als er das sagt und fängt laut an zu husten. Paul, der Scholle ja nun auch schon lange kennt, grinst schelmisch.

„Scholle, du kleener Schlingel.“. Der schwarzhaarige beugt sich zu seinem Kumpel rüber und zeigt auf die schlafende Frau.

„Ich glaube die ist zu nichts mehr im Stande.“. Paul schaut zu ihr rüber und nickt seine Aussage mit voller Überzeugung ab. 

„Da haste wohl recht.“, dabei nimmt er sein Bier vom Tisch und trinkt einen großen Schluck.

„Und sind wir mal ehrlich, Martha und Rick haben kein Platz, da ihre Tochter wieder zu Hause wohnt. Sally und Alex haben nur eine Miniwohnung mit drei Katzen, Fancy hat nur ein WG-Zimmer und bei dir herrscht das große Chaos, nachdem Umzug heute.“, erläutert der Gitarrist die wohnliche Situation der einzelnen anwesenden.

„Aber ick hätt’ jenuch Platz für se.“, klärt der Berliner, mit erhobenen Finger, auf und hat auch nicht unrecht damit, dennoch kann Scholle sie nicht bei ihm lassen. Nicht weil er ihm nicht traut, sondern weil sie ihn so gut wie gar nicht kennt. Und nach so einem Abend bei einer fremden Person aufzuwachen, ist glaube nicht gerade gut für sie.

„Platz ja, aber sie kennt dich doch noch gar nicht. Ich glaube nachdem was ihr heute passiert ist, wäre das nicht zum Vorteil.“, lehnt er seinen Vorschlag ab.

„Scholle hat recht, sie braucht jetzt jemanden der für sie da ist. In deinen Händen ist sie gut aufgehoben. Ich hab oft genug mitbekommen das sie dir bereits viel über ihre private Situation erzählt hat, diese Woche.“, meldet sich Martha nun auch zu Wort, um seine Entscheidung zu unterstützen. Der Berliner resigniert und lehnt sich zurück.

„Ok, ok, ihr habt ja recht. Ick will die kleene ja och net verschrecken.“, sagt er und alle lachen etwas. Paul bringt mit seiner Berliner Schnauze etwas Lockerheit in die Runde. Dennoch müssen sie sich langsam überlegen, wie sie die zwei hier wegbekommen. Ist es bereits nach 4 Uhr morgens. Gut das sie Rick haben, der nie viel trinkt, damit er noch fahren kann.

„Rick, kannst du uns dann eben nach Hause fahren?“, möchte Scholle von ihm wissen.

„Klar. Wir legen se hinten ins Auto und dann bring ich euch eben.“, willigt er ein. Gerne hilft er seinen Freund und seiner Mitarbeiterin.

Gesagt getan. Scholle bindet sich sein schwarzes, langärmliges Hemd eben um seine Hüfte und geht dann zum Sofa und sie davon herunter zu bekommen. Langsam und vorsichtig hebt er Kim hoch und es überrascht ihn gar nicht, dass sie leicht ist wie eine Feder. Davon mal abgesehen ist er sehr gut durchtrainiert. Instinktiv legt sie ihre Arme um seinen Hals und brummt etwas dabei. Anstalten wach zu werden und selber zu laufen macht sie allerdings keine. Ihr Chef nimmt ihre Sachen und seinen Autoschlüssel.

„Kann ich dich hier alleine lassen?“, will der Mann noch von seinen Berliner Kumpel wissen und der grinst nur.

„Klar, ick bin hier ja unter Frauen. Ok und einem Mann. Allet super, Scholle. Ick ruf mir nachher eene Taxe und jut. Meld‘ dich morgen ma‘, ja?“, beruhigt er ihn, damit er sorgenfrei fahren kann.

„Klar mach ich! Macht’s gut, Leute.“, verabschiedet er sich bei allen und macht sich dann auf den Weg zum Auto. Dort angekommen versucht er sie so gut wie möglich ins Auto zu legen. In der Zwischenzeit stellt der Fahrer die Sachen in den Kofferraum. Alles ist verstaut und sie setzen sich in den Wagen, um losfahren zu können.

Bei ihm zu Hause angekommen verteilen sich die Rollen wieder sofort. Rick ist für das Gepäck verantwortlich und Scholle für Kim. Wieder hält sie sich bei ihm unbewusst fest und gräbt ihr Gesicht in sein Hals. Warmer, regelmäßiger Atem kitzelt ihn schon fast und er muss sich selber eingestehen, dass ihm die Situation gerade etwas gefällt. Nicht weil er gerade den starken Mann raushängen lassen kann, sondern weil sie ihm so nah ist. Nach gefühlten, etlichen Treppenstufen sind sie endlich in seiner Wohnung angekommen. Sie betreten diese und man steht schon förmlich im Wohnzimmer. Er geht an der Couch vorbei zu einer großen Türfront, die auch aktuell geöffnet ist. Auf den ersten Blick kann man das Bett sehen, da es direkt hinter der großen Front steht. Er legt sie hin und bevor er sie zudeckt, zieht er ihr noch ihre Boots aus, welche die Mädels ihr angezogen haben, da ihre Chucks komplett durchweicht sind. Ihre Taschen stellt ihr Chef neben das Bett und dann verlassen sie das Zimmer auch wieder. Der Gitarrist greift nach den Türflügeln, welche sich links und rechts befinden und schiebt diese zusammen, um den Raum zu schließen. Kurz hört man ihn aufatmen.

„Melde dich morgen auch mal bei mir, wie es ihr geht. Sie soll sich erstmal die Zeit nehmen, die sie braucht.“, bietet Rick ihr somit weiter Hilfe an.

„Mache ich und ich werde es ihr ausrichten. Danke nochmal.“, bedankt sich Scholle und verabschiedet ihn mit einer männerhaften Umarmung, bevor er fährt. 

Etwas geschafft und voller Gedanken lässt er sich auf sein Sofa fallen und macht die Augen zu. Es dauert auch nicht lange, da ist er schon eingeschlafen.

Allmählich wird Kim wach, doch ihre Augen öffnet sie noch nicht. Das erste was sie spürt ist leichtes Unwohlsein und Schmerzen. Das zweite was sie fühlt, ist die schöne weiche Decke und das bequeme Kopfkissen auf dem sie liegt. Sie liegt auf ihrer linken Seite und zieht sich die Decke über ihre Schultern, hoch bis zum Hals und gräbt ihre Nase in das Kissen. Es duftet. Sie atmet nochmal tief ein, denn ihr Gedächtnis meint den Duft zu kennen. Irgendwo bzw. an irgendwem hat sie das Parfüm schon mal riechen dürfen. Die junge Frau überlegt, kommt nur nicht drauf. Plötzlich ertönen Gitarrenriffs den Raum. Immer und immer wieder die gleichen, mit kurzen Pausen dazwischen. Sofort hat sie eine Verbindung zwischen der Melodie und dem Parfüm und reißt daraufhin ihre Augen auf. Das erste auf was sie blickt, ist ein großer weißer Schrank. Direkt rechts daneben befindet sich eine Tür, die zum Badezimmer führt. Die Tür ist nicht geschlossen, weswegen einem das Waschbecken sofort ins Auge fällt. Die junge Frau überlegt grad ob sie noch träumt und guckt dabei verwirrt umher. Sie dreht ihren Kopf auf die rechte Seite. Dort befindet sich nicht viel, nur ein Fenster mit Jalousien und einen Stuhl, welcher mit Klamotten überhäuft ist. Sie dreht sich auf den Rücken und richtet sich langsam auf. Sofort steigen Kopfschmerzen auf und ihr wird leicht schwindelig. So kleine Fetzen von dem Vorabend leuchten auf. Auch das sie sich auf’s Maul gelegt hat und sie sich umziehen musste. Sie tut die Decke beiseite und betrachtet ihr Knie, welches jede mögliche Farbe angenommen hat. Sie trägt eine dunkelgraue Hotpant aus leichter Baumwolle und ein schwarzes Tank Top. Gemächlich steht Kim auf und humpelt langsam und leise ins Badezimmer, so als ob sie niemanden wecken möchte. Nach den morgendlichen Toilettengang guckt sie sich in dem kleinen Bad um. Es besitzt nur eine Duschkabine, welche aber schon geräumig ist. Sonst nur das Klo und das Becken. Über diesen ist ein kleines, weißes Regal wo verschiedene Utensilien liegen und stehen. Deo, Parfüm, Rasierer, Zahnbürste und Paste und sogar etwas Make Up, was aus schwarzen Kajal und sogar Lidschatten besteht. Direkt darüber hängt ein Spiegel, der mit einer extra Lampe beleuchtet werden kann, je nach Bedarf. Doch für das was sie darin sieht, braucht sie kein extra Licht. Langsam hebt sie ihren rechten Arm an und fasst sich vorsichtig auf die blau-roten Stellen in ihrem Gesicht. Sofort schießen ihr die Tränen in die Augen und alles kommt wieder hoch. Wie er ausgerastet und auf sie losgegangen ist. Etwas hastig wischt sie sich das nass aus dem Gesicht, richtet ihre Haare etwas und versucht so normal wie möglich auszusehen. Weiß die junge Frau nicht mal warum sie das tut, denn sie sieht aus wie durch den Kakao gezogen. Einen Kater und dann noch die Blutergüsse in ihrem Gesicht. Sie humpelt raus. Das Knie schmerzt schon stark und das obwohl sie noch Alkohol im Blut hat. Sie möchte gerade nicht wissen, wie schlimm es wohl noch wird, wenn sie wieder nüchtern ist. An der Türfront angekommen, muss sie nochmal tief ein- und ausatmen. Kim wirkt nervös und unsicher. Dennoch öffnet sie den rechten Türflügel in dem sie ihn nach rechts schiebt. Vor ihr befindet sich eine Couch, der Couchtisch und an der gemauerten Wand hängt ein Flachbildschirm mit einem schwarzen Sideboard darunter. Die Gitarrenriffs ertönen immer noch durch die Wohnung. Die schwarzhaarige dreht ihren Kopf in diese Richtung und sieht Scholle dort sitzen. Auf einen schwarzen Sessel aus Leder, dass rechte Bein hat er auf einen Hocker, welcher sich vor ihm befindet, abgestützt sodass dieses angewinkelt ist. Das andere steht fest auf dem Boden. Links von ihm steht ein kleiner Tisch auf dem ein Notizblock, ein Stift, ein Aschenbecher und eine Tasse stehen beziehungsweise liegen. Er trägt eine schwarze Jeans und ein weißes Unterhemd, welches eng an seinem Körper anliegt. Mit einer Zigarette im Mundwinkel und der Gitarre auf seinem Schoß, versprüht er eine Ausstrahlung, die Kim wieder mehr als nur fängt. Er wirkt so cool, sexy und unantastbar, ist dabei aber ruhig, konzentriert und auf eine Art und weise unscheinbar. Seine Haare sind etwas zerzaust, was sie gar nicht schlimm findet. Nein, ihr gefällt es sogar. Er scheint in seiner Arbeit so vertieft zu sein, braucht er eine kurze Weile, bis er sie bemerkt. Dann aber blickt er zu ihr auf und nimmt seinen Glühstängel zwischen seinen rechten Zeige- und Mittelfinger. Er zieht dran und atmet den Rauch aus. Ein Grinsen liegt plötzlich auf seinem Gesicht.

„Na ausgeschlafen, Dornröschen?“, begrüßt er sie freundlich und auch sie lächelt leicht.

„Wie... wie spät haben wir es eigentlich?“, will sie wissen und bleibt dabei wie angewurzelt an der Tür stehen.

„Da ich nie freiwillig Musik vor 12 Uhr mache, ist es schon Nachmittag. So gegen 14 Uhr oder so.“, verrät er ihr.

„Oh man...“, kommt nur von ihr und guckt dabei gen Boden. Ihr ist es irgendwie peinlich das sie solange geschlafen hat.

„Kaffee ist in der Küche.“, sagt er ihr Bescheid und zeigt dann in Richtung seiner Küche, die Links von ihm liegt. Dankend setzt sie sich dann in Bewegung und betritt die Küche. Rechts und vor ihr befindet sich die komplette Küchenfront. Zu ihrer Linken steht ein kleiner Tisch, wo sich mit Mühe und Not drei Leute setzen können. In den Schränken muss die Frau nicht mal nach Tassen suchen, hat er ihr schon eine direkt an die Kaffeemaschine gestellt. Sie schüttet sich was ein und weil sie nicht einfach in den Kühlschrank gucken will, trinkt sie ihn so. Mit der Tasse in der Hand setzt sie sich an den Tisch und guckt aus dem Fenster zu ihrer rechten. Die Wohnung liegt in einem höheren Stockwerk, denn sie hat einen schönen ausblickt über die Dächer von Berlin. Es regnet immer noch und draußen ist es grau in grau. Gedanken kreisen in ihrem Kopf. Viele Fragen stellt sie sich. Wie es nun weitergehen soll für sie. Hat sie niemanden in dieser Stadt. Keine Freunde, keine Familie, einfach nichts. Ist sie vor ein paar Monaten nur wegen ihrem jetzigen Ex-Freund in die Hauptstadt gezogen. Alles hinter sich gelassen, um mit ihm ein neues Leben anzufangen. Ihre Hände halten die Tasse fest umschlungen, welche vor ihr auf den Tisch steht. Sie fühlt sich gerade wie betäubt, bis der Mann den Raum betritt. Er stellt seine Tasse ihr gegenüber auf den Tisch und setzt sich. 

„Wie geht’s dir? Außer das du ein Riesen Kater haben musst.“, fragt er sie, denn er merkt wie sie die ganze Situation gerade beschäftigt.

„Naja... eher beschissen. Ich danke dir, dass du mich aufgenommen hast, Scholle.“, bedankt sie sich mit ruhiger Stimme.

„Ok, als erstes: du kannst mich auch Richard nennen.“, verrät er ihr zum ersten Mal sein richtigen Namen. Sein nettes, warmes Lächeln lässt ihren Puls etwas in die Höhe steigen. Seine Fürsorge berührt sie noch dazu.

„Und zweitens: ich habe das gern gemacht.“.

Wenn Kim so recht überlegt, muss er sie komplett hier rauf getragen und bis ins Bett geschleppt haben, während sie ihren Rausch ausgeschlafen hat. Auf seinen Armen. Wieder kommt ihr dieser Duft in den Sinn, als sie darüber nachdenkt. So ganz kann sie den Gedanken gar nicht genießen, ist dieser gerade total unangenehm.

„Oh mein Gott, ich muss dir mega Umstände gemacht haben.“, sagt sie und guckt dabei beschämt auf ihre Tasse, in der sich immer noch reichlich Kaffee befindet. 

„Ach, nicht mehr als ich sonst am Wochenende mit einer Frau habe, nur ohne Happy End für mich.“, zwinkert er ihr zu und grinst dabei schelmisch.

„Das tut mir leid... also ich meine... also nicht das ich dazu noch mehr in der Lage war... ich... was ich eigentlich sagen will, das ich voll dein Abend versaut hab.“, brabbelt sie total unüberlegt drauf los, sodass er laut lachen muss. Kim errötet extrem, dass merkt sie sofort. Nicht nur ihr Kopf wird heiß, sondern ihr ganzer Körper. Was zur Hölle redet sie da? 

„Alles gut. Ich hatte keine Dame an der Angel gestern Abend. Ich habe meinen Kumpel Paul beim Umzug geholfen und sind dann anschließend in die Bar. Ich war also ziemlich kaputt, da hätte ich keine Frau glücklich gemacht.“, beruhigt er sie weiterhin leicht lachend. 

Seine Lockerheit lässt sie die Blamage schon fast vergessen und Grinsen. Die Frau findet seine Art einfach mehr als nur angenehm. Sie unterhält sich gern mit ihm. 

„Dann beruhte es wenigstens auf Gegenseitigkeit.“, scherzt sie. Davon mal ab, kennt sie Scholle‘s Prinzipien was Rick‘s Personal angeht. 

„Mal was anderes, schon ein Plan was du jetzt machen willst?“, möchte der schwarzhaarige wissen und lehnt sich dabei in seinen Stuhl zurück. 

„Wenn ich ehrlich bin, fühlt sich mein Kopf voll, aber auch leer an. Ich weiß nicht... ich bin echt ratlos... ich weiß nur einen Weg und der ist zurück...“, offenbart sie ihre Gedanken ihm gegenüber und man kann sofort an seinen ernsten, bösen Gesichtsausdruck erkennen, dass ihn das so gar nicht gefällt. Was auch nicht verwunderlich ist, bei dem was ihr Ex Freund ihr gestern angetan hat.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich dahin zurück lasse. Kim, er hat dich geschlagen!“, ruft er ihr in Erinnerung und weiß sie genau, dass er recht damit hat.

„Aber ich weiß doch nicht wohin. Ich habe niemanden in der Stadt.“, sagt sie lauter, weil sie so verzweifelt ist. Sie wollte ihn gar nicht so forsch antworten, aber ihre Emotionen fahren gerade Achterbahn. Der Mann nimmt es ihr nicht übel, bleibt ruhig und lehnt sich wieder nach vorne.

„Ich weiß das, Kim. Deswegen kannst du erstmal hier bleiben, bis du was Neues gefunden hast.“, bietet er ihr an und Kim guckt ihn perplex an, hat sie mit solch ein Angebot nicht gerechnet.

„Ist... ist das dein ernst?!“, hakt sie nach, um auf Nummer sicher zu gehen.

„Natürlich nur wenn du willst.“.

Sie ist so gerührt von seiner Hilfsbereitschaft, dass sie anfängt zu weinen. Er ist momentan ihr Fels in der Brandung. Jemand der ihr wieder Hoffnung beschert und sie nicht alleine lässt.

„Ich hab dir so viel zu danken. Ich weiß gar nicht wie ich das wieder gut machen kann, Scholle.“, „Du kannst mich ruhig beim Namen nennen. Schließlich sind wir jetzt Wohnungsgenossen.“, erinnert er sie an seinen Namen, sind sie ja gerade privat und nicht auf ihrer Arbeit.

„Sorry, dass ist so ungewohnt. Danke Richard.“, grinst sie wieder und wischt sich ihre Tränen aus dem Gesicht.

Richard steht plötzlich auf und geht dann ins Wohnzimmer, um sich eine Zigarette an zumachen. Die schwarzhaarige redet derweil mit ihm weiter.

„Fancy wird mich hassen, dass weißt du.“, „Ach was. Ich rede mit der mal.“, beruhigt er sie, als er den Raum wieder betritt, seine Tasse vom Tisch nimmt und damit zur Kaffeemaschine geht, um sich selbst ein nachzuschenken.

„Ich glaub nicht das das was bringt. Da musst du schon mehr machen.“, seufzt sie. Er setzt sich gespannt zu ihr.

„Und das wäre?“, will er wissen und nimmt dabei ein Schluck Kaffee. Die junge Frau verdreht leicht die Augen, weiß er doch ganz genau was sie meint.

„Mit ihr mal in die Kiste hüpfen, was sonst.“.

„Schon mal dran gedacht habe ich, ja. Ich meine sie ist verdammt heiß, aber nein, ich hab da so meine Prinzipien.“, gibt er zu und zum ersten Mal hört Kim diese Regel aus seinem Mund.

„Ach ja, nichts mit dem Personal anfangen.“, ruft sie sie auf und nimmt auch einen Schluck aus der Tasse. Auch einfach aus dem Grund, damit er ihr Gesicht nach der Aussage nicht direkt sehen kann. Fühlt sie da etwa leichte Enttäuschung?

„Genau diese. Wie gesagt, ich regel‘ das mit Fancy schon. Mach dir keinen Kopf. Rick meinte auch, dass du dir Zeit nehmen sollst, die du momentan brauchst.“, kann er Rick’s Angebot endlich weitergeben.

„Ich denke das ich morgen wieder gehe. Um so schneller ich wieder an die Arbeit komme, um so besser. Das lenkt ab.“, ist sie froh darüber, dass ihr Chef so viel Verständnis für ihre Situation gerade hat.

Richard guckt sie etwas skeptisch an, denn was sie wohl vergessen hat, ist ihr Knie, was immer noch unbehandelt ist. Außer ein bisschen Kühlung. Er ist sich ziemlich sicher, dass die Schmerzen bald noch stärker werden, da der Körper langsam den Alkohol abbaut.

„Du hast nicht zufällig vergessen, dass du dich gestern hingelegt hast?“, stellt er ihr diese Fangfrage.

„Es schmerzt schon stark.“, dann schaut sie runter und guckt es sich genauer an. „Und sieht nicht so gut aus, um ehrlich zu sein.“, sagt sie in einem unsicheren Ton. 

„Sollen wir zum Krankenhaus fahren?“, möchte er wissen und zieht dabei an seiner Zigarette.

„Nein, das wird schon. Ich möchte keine unnötigen Umstände machen.“, spielt sie den Schmerz runter und der Mann seufzt.

„Wie du meinst, aber du sollst wissen das du mir keine Umstände bereitest. Musst du eigentlich noch Sachen holen? Also von deinem Ex? Ich würde auch mitkommen.“, bietet er immer weiter seine Hilfe an. Kim weiß jetzt schon langsam, das er auch vorerst nicht damit aufhören wird.

„Nein, das ist alles was ich habe um ehrlich zu sein.“, schämt sie sich schon fast darüber nicht viel zu besitzen. Richard guckt betrübt, hat er mit so einer Antwort nicht gerechnet. Diese Frau hat wirklich alles hinter sich gelassen und ist nach Berlin gezogen, um glücklich zu werden und dann endet es so schrecklich für sie.

„Oh... ok, ja...“, er räuspert sich und so sprachlos hat die Frau ihn auch noch nicht erlebt. Scholle hat sonst immer einen flotten Spruch auf den Lippen und ist sprachlich einfach gewandt. Doch nun herrscht Stille. Sagen nichts, trinken nur ihren Kaffee.

„Du hast bestimmt Hunger. Ich werde uns mal was zu essen besorgen.“, sagt Richard und steht auf um seine Tasse wegzustellen. 

„Irgendwelche Vorlieben?“, „Ganz ehrlich? Ich hätte richtig Lust auf ein Döner.“, lacht sie und steht langsam auf.

„Mit alles?“, „Mit alles.“, lächelt sie ihn an, als er ihr ihre Tasse aus der Hand nimmt und diese neben seine stellt. 

„Und du, meine Liebe, ruhst dich erstmal aus.“, verschreibt er ihr Ruhe, doch Kim hat eher was anderes vor.

„Ich würde mich gerne unter der Dusche so lange frisch machen.“, erklärt sie ihm und der Mann reagiert sofort.

„Ich lege dir ein Handtuch auf‘s Bett. Kühlpads sind hier im Gefrierfach. Brauchst du noch was bevor ich gehe?“, möchte er noch wissen bevor er sich auf den Weg macht. 

„Ich glaube nicht.“, lächelt sie immer noch und guckt ihm hinterher, während er die Küche verlässt. Dabei ertappt sie sich, wie sie ihm regelrecht auf seinen Hintern glotzt. Er schlüpft in seine Boots und steuert dann direkt ins Schlafzimmer. Er legt das Handtuch, wie von ihm gesagt, auf das Bett und zieht sich ein schwarzes, langärmliges Hemd an, welches er aber auf lässt. Dann setzt er sich noch eine dunkelgraue Mütze auf, um sein wirres Haarwerk zu verdecken. Daran merkt man auch, dass er schon etwas eitel ist. Kim kann ihre Augen nicht von ihm lassen. Er könnte auch mit einem Kartoffelsack vor ihr stehen und sie würde ihn immer noch sexy finden. Dieser Mann kann für sie einfach alles tragen. Was ist nur wieder mit ihr los? Sie hat eine schlimme Nacht hinter sich und hat sich von ihrem Freund getrennt, dennoch kreisen ihre Gedanken gerade um diesen Mann vor ihr.

 

Solange er unterwegs ist, hüpft sie unter die Dusche. Für einen Männerhaushalt, ist die Wohnung super gepflegt. Klar, hat er auch hier und da ein paar Sachen rumfliegen, aber dreckig ist es keineswegs. Das warme Wasser, welches ihr über den Körper fließt, tut der Frau gerade sehr gut und sie entspannt etwas. Viel Auswahl an Duschbad und Shampoo hat sie jetzt nicht gerade, da er nur jeweils eine Sorte hat. Mann halt. Gut, muss sie jetzt damit klar kommen zu riechen wie er. Nachdem sie sich eingeschäumt und gereinigt hat, verweilt sie noch einen Moment unter dem Duschkopf. Das ganze hier ist noch so surreal für sie. Sie würde nun mit einem Mann zusammenleben, den sie noch gar nicht lange kennt. Der eigentlich jedes Wochenende Frauenbesuch hat, so wie erzählt wird. Doch wenn Kim so recht überlegt, hat er, seitdem sie ihn kennt, keine Frau abgeschleppt. Ihr kommt es irgendwie seltsam vor. Aber was ist, wenn es so kommt? Und wo soll sie überhaupt schlafen in Zukunft? Der Frau fällt auf, dass da noch viele Fragen offen sind. Sie weiß ja nicht mal wie alt er ist und was er so beruflich macht. Womit er sein Geld verdient. Er spielt zwar auch Gitarre, und das auch sehr gut wie sie findet, doch muss er noch einen normalen Beruf nachgehen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er jeden Tag einen Auftritt im Anzug hat. Warum sie ihn noch nicht eher dazu befragt hat, wundert sie gerade um so mehr, ist der Kontrast von seinem Wochen- und Wochenendleben ja wirklich mehr als groß. Seufzend dreht sie das Wasser ab und steigt aus der Duschwanne. Sie trocknet ihren nassen Körper und will sich gerade das Handtuch um den Kopf wickeln, als ihr auffällt, dass sie sich nichts an Wechselsachen mit ins Bad genommen hat. So typisch für sie. Die junge Frau wickelt sich also das Handtuch um den Körper und geht dann zum Bett, an der ihre Tasche und ihr Rucksack steht. Sie nimmt die Tasche und stellt sie vor sich auf das Bett, um darin rum wühlen zu können. Nach und nach legt sie sich die Sachen auf die Decke. Dabei entdeckt sie ihr Handy, was ziemlich zermackelt ist. Es muss wohl auch einiges beim Sturz abbekommen haben. Sie drückt auf den Knopf unten in der Mitte, doch nichts tut sich. Der Akku scheint leer zu sein. Gerade verspürt sie nicht das Verlangen, es aufzuladen. Kann sie sich schon vorstellen, wer da mehrmals angerufen hat und Nachrichten hinterlassen hat. 

Sie ist so beschäftigt damit, dass sie nicht merkt das Richard bereits wieder da ist. Anstatt auf sich aufmerksam zu machen, beobachtet er sie. Die Gelegenheit lässt es super zu, steht die schwarzhaarige mit dem Rücken zu ihm und ein Flügel der beiden Türen ist geöffnet. Das Handtuch hört kurz unter ihrem Po auf und der Mann begutachtet ihren schlanken Körper. Er weiß das es falsch ist, da er da seine Regel hat, doch kann er grad nicht die Augen von ihr lassen. Ein kurzer Moment vergeht, als er sich dazu entschließt, sie aufzuklären, dass er wieder da ist. Er räuspert sich also etwas lauter und Kimmy schreckt auf. Erschrocken dreht sie sich um und wird auf Anhieb rot im Gesicht. 

„Hübscher Aufzug.“, kommt dann von ihm cool und lässig, mit einem Grinsen.

„Oh, sorry, ich wusste nicht das du schon wieder da bist, sonst hätte ich die Tür geschlossen, ich meine...“, sagt sie hektisch.

„Alles gut, hab ja nicht behauptet das mir nicht gefällt, was ich sehe.“, gibt er zu und dreht sich dann weg von ihr, um in die Küche zu gehen.

„Beeil dich, sonst wird das Essen kalt.“, ruft er ihr noch zu.

Kim steht da wie angewurzelt. Was hat er da bitte gesagt? Ihr Herz schlägt jetzt nicht mehr nur schneller, weil sie sich erschreckt hat. Sie schüttelt leicht ihren Kopf, geht wieder ins Bad, schließt die Tür hinter sich und zieht sich um. Nichts wildes, nur eine Jogginghose und ein Shirt mit V-Ausschnitt.

Treffen tun sie sich in der Küche, wo schon alles auf dem Tisch steht. Teller für den Döner und Gläser gefüllt mit Wasser. Er hat extra auf sie gewartet. Sie setzt sich und beide fangen, nach einem ‚Guten‘ von Scholle, an zu essen.

„Du sag mal, wie regeln wir das mit der Schlafsituation für die Zeit?“, möchte Kim wissen, denn mehr Zimmer hat der Junggeselle in seiner Wohnung nicht. Warum auch, reicht diese für eine Person auch locker.

„Du kannst mein Bett haben, was übrigens Freitag frisch bezogen wurde, und ich schlafe auf der Couch.“, bietet er ihr sein Bett an.

„Ok... wenn das in Ordnung ist. Ich meine die Couch ist wahrscheinlich auf Dauer nicht so angenehm oder?“. So langsam beschleicht sie ein schlechtes Gewissen.

„Was bleibt mir anderes übrig? Außer ich schlafe mit im Bett.“, schlägt er ihr vor. Kim hört abrupt auf zu kauen. Wieso gefällt ihr die Vorstellung auf einmal? Richard lacht wieder leicht.

„Keine Angst. In dem Bett darfst du dich alleine wälzen. Sofa ist völlig ok.“, beruhigt er sie. Diesmal lacht sie aber nicht mit. Sie guckt fragend und legt langsam den Döner auf den Teller, dennoch halten ihre Hände ihn noch fest.

„Richard, jetzt mal im Ernst. Wieso tust du das ganze für mich? Ich meine, wir kennen uns doch kaum.“.

Auch er legt seinen Döner nieder, lässt ihn dann aber los. Er nimmt eine von den Servietten, die mit in der Tüte liegen und wischt sich damit seine Hände sauber.

„So wie ich dich gestern gesehen und erlebt habe, hast du mir wirklich leid getan. Du hattest Angst und dann noch diese Hinterlassenschaften in deinem Gesicht. Man schlägt keine Frauen, egal wie viel man getrunken hat und egal wie heftig man sich streitet. Ich möchte dir nur helfen, weil du einfach ne tolle Frau bist. Du bist cool drauf.“, erklärt er mit ernster Miene, doch zum Ende hin heben sich seine Mundwinkel wieder. „Noch dazu hab ich mit Paul telefoniert, weil ich wirklich nicht wusste, ob ich dir das wirklich anbieten soll, im Falle du hast keine Unterkunft. Um ehrlich zu sein bot er sich auch noch an. Kannst also auch zu ihm.“, redet er weiter. Die junge Frau guckt fragend und Scholle kann sich schon denken was ihr durch den Kopf geht: Wer ist Paul?

„Paul, mein Kumpel mit der Berliner Schnauze. Der neben mir saß“, versucht er Licht in ihr Dunkeln zu bringen. Kim grübelt stark und als es bei ihr dann klick macht, weiten sich ihre Augen.

„Ach, Paulchen! Ich sollte weniger trinken in Zukunft.“, lacht sie leicht. 

„Entweder hier oder bei ihm. Wie du magst.“, zählt er ihr beide Optionen auf, doch ist er sich ziemlich sicher, dass sie bei ihm bleibt, weil sie Paul ja so gut wie gar nicht kennt. Sie wählt wirklich Scholle und bringt dabei auch das Argument, was er sich bereits denkt. 

Beide essen dann weiter und die Fragen die ihr unter der Dusche kamen, hat sie immer noch im Kopf, da sie noch nicht beantwortet wurden, weil sie diese noch nicht ausgesprochen hat. Anstandshalber kaut sie zu Ende, um dann ins Kreuzverhör zu starten.

„Du, als du Essen geholt hast, sind mir viele Fragen durch den Kopf gegangen. Wir haben uns zwar viel in der Bar unterhalten, aber eigentlich weiß ich so gar nichts über dich.“, offenbart sie ihm ihre Gedanken. Er nickt, hält dabei Blickkontakt und kaut auch erst einmal auf.

„Ok, schieß los. Was möchtest du wissen?“, ist er bereit dafür ihre Fragen zu beantworten.

„Naja, einfach alles. Also so Alter, Job... ja vor allem den Job möchte ich gern mal erfahren. Brennt mir das schon die ganze Zeit unter den Fingernägeln.“, zählt sie einige auf.

„Na gut. Mein Name ist Richard Zven Kruspe, alias Scholle. Bin 35 Jahre alt und bin Bankkaufmann.“, stellt er sich vor und die junge Frau lacht etwas.

„Du bist wirklich ein Banker?“, stellt sie ihm die Fangfrage. Er grinst sie an und guckt dabei etwas fragend.

„Ja ich arbeite wirklich bei der Bank. Wieso ist das so lustig?“, „Weil ich den Job als erstes im Kopf hatte, als ich dich das erste mal gesehen habe und jetzt bist du auch noch einer.“, lacht sie immer noch leicht.

„Ich weiß, voll der Spießerjob, aber das Geld stimmt.“, muss auch er ein bisschen lauter lachen.

„Ich finde du bist alles andere als ein Spießer. Um ehrlich zu sein find ich den Kontrast bei dir echt interessant.“, verrät sie ihm in einem ruhigen Ton. Kim wirkt in dem Moment wieder fasziniert von ihm und kurze Stille kehrt ein. Diese wird diesmal von dem Mann gebrochen.

„Jetzt bist du dran. Erzähl mal was.“, fordert Richard sie auf und natürlich ist die Frau gewollt ihm Antwort zu geben.

„Mein Name ist Kimberly McAllister. Ich wohnte mit meinen Eltern in Amerika, bis ich hier hingezogen bin. Mein Vater ist Amerikaner und meine Mutter deutsche. Ich bin 28 Jahre alt und arbeite in Rick‘s Bar, aber das weißt du ja.“, stellt auch sie sich vor und Scholle staunt nicht schlecht, denn hätte er nie damit gerechnet, dass sie halbe Amerikanerin ist und auch dort bis vor kurzem gelebt hat.

„Wow, du bist echt von den USA nach Berlin gezogen wegen diesem Typen?“, hakt er nach, denn den Schritt findet er gewaltig.

„Naiv, nicht wahr?“, kommt von Kimmy mit trauriger Stimmlage. Der schwarzhaarige schüttelt den Kopf, denn so ist es von ihm nicht gemeint gewesen.

„Ich finde es nicht naiv zu einem Menschen zu ziehen, den man liebt. Davon mal ab konntest du ja nicht ahnen wie es enden wird.“, erklärt er seine Aussage und dabei tut ihm seine vorherige, forsche Wortwahl etwas leid. „Sorry, ich wollte nicht fies klingen.“, „Ist schon gut.“, beruhigt sie ihn mit einem gekünstelten Lächeln.

Es soll der Abschluss dieser Unterhaltung sein, für das erste. Sie essen beide ihren Döner auf und als sie fertig sind, steht Richard auf, räumt den Tisch ab und geht wortlos ins Wohnzimmer um sich, mal wieder, eine Zigarette an zu machen. Kimmy erhebt sich dann auch vom Stuhl und plötzlich zieht ein stechender Schmerz durch ihr Knie. Es tut so weh, das sie sich ein etwas lauteren Aufschrei des Schmerzes nicht verkneifen kann. Es kommt einfach explosionsartig aus ihrem Mund. Als der Mann sie hört, kehrt er zurück zu ihr, lehnt sich an den Türrahmen und seufzt mal wieder.

„So Kimmy, zieh dir was über, wir fahren jetzt ins Krankenhaus und du lässt das einfach mal abchecken. Ich muss eh noch ins Tonstudio. Ich schmeiße dich da raus und hole dich dann wieder ab.“. Die junge Frau resigniert letztendlich und nickt.

„Ok, ok. Du hast ja recht. Ich hole eben meine Strickjacke.“, sagt sie und humpelt langsam ins Schlafzimmer. Sie zieht sich die Jacke drüber und schlüpft in ein trockenes paar Chucks. Scholle wartet an der Wohnungstür auf sie, mit dem Autoschlüssel in seiner rechten Hand. Sie läuft auf ihn zu.

„Fertig?“, „Fertig. Gibts hier ein Aufzug?“, fragt sie ihn, ist Treppen laufen bestimmt nicht gerade toll.

„Leider nein.“, lacht er und Kim guckt gefrustet. „Na toll.“, „Ich bin doch da. Ich helfe dir.“, bietet er wieder seine Hilfe an, bevor sie den Hausflur betreten. Langsam und mit Hilfe laufen steigen sie die Treppen hinab und betreten dann den Bürgersteig. Es ist eine, für Berliner Verhältnisse, etwas ruhigere Straße. Am Straßenrand parken ein Haufen Autos, was auch typisch für Berlin ist. Die Frau lässt ihre Blicke schweifen und fragt sich, welches Auto wohl seines ist. Richard geht die Straße entlang und sie folgt ihm wortlos. Dann geht er zielsicher zur Fahrertür eines BMW‘s. Mit einem Knopfdruck schließt er den Wagen auf und watet auf seine neue Mitbewohnerin. Diese steht da und beäugt mit funkelnden und überraschten Augen den tiefschwarzen BMW Z4. Wenn Kim ein Lieblingsmodell bei der deutschen Automarke hat, dann sind es definitiv die aus der Z-Reihe.

„Stimmt was nicht?“, guckt er sie etwas skeptisch an, versteht er gerade nicht warum sie da wie erstarrt steht.

„Das ist dein Wagen?“, möchte sie wissen und zeigt mit dem Zeigefinger auf den Roadster. Der Gitarrist guckt auf sein Autoschlüssel, dann auf sein Auto und öffnet anschließend die Fahrertür.

„Ähm ja, das ist mein Auto.“, bestätigt er lapidar, mit stumpfen Ton und ohne den Blickkontakt zur ihr zu brechen. Die Frau geht zur Beifahrertür und öffnet auch diese. Bevor sie einsteigen gucken die zwei sich über das Autodach an.

„Ich wollte schon immer mal in einer der Z-Reihe fahren.“, klärt sie ihn endlich über ihre Reaktion auf und Scholle setzt sich dann lachend rein. Die Frau tut es ihm gleich.

„Schön das ich dir ungewollt ein Traum erfüllen kann.“, ist er vergnügt und beide schnallen sich an. Nach einem kurzen Austausch ihrer Blicke, startet er den Motor, parkt aus und fährt los. In seinem Radio läuft Kiss, was irgendwie zu ihm passt. Auch das Auto passt zu ihm. Egal ob er jetzt in diesem Aufzug hier drin sitzt oder mit seinem Bankeranzug, der Wagen versprüht für beide Seiten den gewissen Charme.

 

Am Krankenhaus angekommen, parkt er für kurze Zeit und macht den Motor aus.

„Ich ziehe dann mal weiter. Ruf mich einfach an, wenn du fertig bist.“, „Ich hab mein Handy nicht dabei.“, grient sie leicht verlegen. Ohne Worte lehnt er sich über sie rüber und öffnet sein Handschuhfach. Er kramt etwas darin rum, bis er einen Stift findet. Er lehnt sich wieder etwas zurück und klickt die Miene des Kugelschreibers raus.

„Arm her.“, verlangt er mit einer passenden Handbewegung. Langsam reicht sie ihm ihren linken Arm. Er greift mit seiner linken Hand sanft um ihr Handgelenk und dreht den Arm so, dass die Innenseite  in seine Richtung zeigt. Scholle schreibt auf ihren Unterarm seine Handynummer. Als er fertig ist, schmeißt er den Stift wieder in das Fach, lehnt sich wieder vor und schließt es. Daraufhin geht er mit seinem Oberkörper wieder zurück, hebt dann sein Gesäß und holt aus seiner rechten Hintertasche seine Geldbörse.

„Die haben dort Telefonzellen.“, verrät er ihr und wühlt in seinem Kleingeldfach. Er entnimmt ein paar Euro und drückt sie ihr in die Hand.

„Da du bestimmt auch kein Geld mit hast.“, ertappt er sie. Merkt er das an ihrem, immer noch verlegenden, Lächeln.

„Das bekommst du wieder. Wirklich. Auch das für den Döner.“, verspricht sie ihm, doch Richard winkt ab.

„Lass stecken. Sehe es als Willkommensessen.“, „Danke.“, wieder entfährt ihr ein warmes Lächeln auf ihren Lippen und beide gucken sich etwas länger schweigend an. Doch als sich der Mann dabei ertappt, den Gedanken zu haben, gerade was bestimmtes tun zu wollen, bricht er den Moment ab, in dem er sie nun verabschiedet. Sie verabschiedet sich auch, schnallt sich ab und steigt dann aus. Sie schließt die Tür hinter sich und humpelt ins Spital. Der Gitarrist lässt seinen Kopf in die Kopfstütze fallen und schließt seine Augen für einen kurzen Moment. Atmet tief ein und wieder aus. Er macht den Anschein als würde gerade eine Last von ihm fallen, doch so ist es nicht. Vielmehr ist es diese Spannung die er hat. Diese Spannung sich zurückhalten zu müssen. Klar wirkt er cool und lässig, doch spielt er nur so und das verdammt gut. Doch was ist nur los mit ihm? Gedanken gehen ihm durch den Kopf, sein Puls ist etwas erhöht. Er greift zum Schlüssel, welcher noch im Zündschloss steckt und dreht ihn, um den Motor zu starten. Zeit für ihn ins Tonstudio zu fahren und auf andere Gedanken zu kommen.

Am Tonstudio angekommen, welches sich in einer ehemaligen Fabrik befindet die rund um erneuert wurde und man sich Räume mieten kann, betritt er das Gebäude und fährt mit dem Fabriklift auf die passende Etage. Natürlich darf eine Zigarette nicht fehlen. Während er durch einen Gang schlendert um zum Studio zu gelangen, hängt er immer noch seinen Gedanken nach. An der Tür angekommen, wühlt er in seiner Hosentasche nach den Schlüssel und schließt auf. Ein kleiner Flur, in den er Eintritt, trennt ihn von dem großen Zimmer, in dem gearbeitet wird. Durch diesen gelingt man auch zu einem kleinen Badezimmer. Er geht die paar Schritte und öffnet die nächste Tür. Direkt vor ihm befindet sich das große Mischpult und hinter einer großen Glasfront können die verschiedensten Instrumente eingespielt und der Gesang eingesungen werden. Links von ihm befindet sie eine größere Sitzlounge, in der viele Ideen geschmiedet werden, gegessen wird oder man einfach nur eine Pause machen kann. Dort erspäht er auch seinen Kumpel Paul, der dort mit einer Akustikgitarre sitzt und darauf herumklimpert. Richard guckt ihn fragend an, hat er mit niemanden gerechnet. 

„Oh, du auch hier?“, stellt er fest und wirft dabei seinen Schlüssel auf den Tisch an dem sein Kumpel sitzt. 

„Dir auch een wunderschönen juten Tach.“, kommt von ihm und beendet sein zupfen auf den Saiten. „Wie jeht‘s?“, möchte er noch wissen und legt seine Arme auf das Holzinstrument.

„Ganz gut soweit und selbst? Hätte jetzt nicht mit dir gerechnet, um ehrlich zu sein.“, „Janz jut. Ein kleenen Kater, aber fit Musik zu machen. Na damit musste nu rechnen, wenn de mir schon die Schlüssel jibst.“, grinst er. Auch Scholle bringt die Aussage zum Grinsen, denn er kann dann endlich abschalten für ein kurzen Augenblick.

„Das ist gut, nur viel Zeit haben wir nicht zusammen. Ich muss nachher wieder weg.“, gibt er Bescheid, ist er ja nur auf Abruf hier.

„Oh wieso? Und wo is‘n die Kleene überhaupt?“, hakt Paul nach mit fragenden Blick. In der Zwischenzeit ist Richard zum Pult gelaufen um die Rechner zu starten.

„Ich hab sie ins Krankenhaus gefahren.“, „Ich hoffe nischt schlimmes.“, unterbricht ihn der Mann an der Gitarre.

„Nein, ich denke nicht. Sie soll ihr Knie nur behandeln lassen. Sie hatte Schmerzen und so. Einfach mal abchecken lassen. Nur weiß ich halt nicht wie lange sie da sein wird. Muss sie nachher wieder abholen.“, erklärt er ihm.

„Ach so... also krieg ich keene Mitbewohnerin?“, fragt Paul grinsend.

„Nein. Ich bot ihr beides an, doch sie wollte vorerst bei mir bleiben.“, klärt Richard weiter auf und blickt dabei vertieft auf einen der Monitore vor sich.

„Du Glückspilz.“, seufzt der andere und sieht wie der Mann vor dem PC ein Grinsen auf sein Gesicht bekommt. Dann steht der Mann vom Sofa auf, holt sich seine E-Gitarre, welche sie direkt nach dem Umzug schon hier deponiert hatten, und setzt sich zu ihm.

„Ja dann lass uns mal keene Zeit verlieren.“, spricht er motiviert und beide fangen mit der Arbeit an.

 

Satte zwei Stunden musizieren sie, bis das Handy von Scholle klingelt. Sie hören auf zu spielen und der Mann geht ran.

„Kruspe.“, meldet er sich mit seinem Nachnamen, da es ein Unbekannter Anruf ist, der auf dem Bildschirm erscheint.

„Ich bin’s, Kim. Ich bin endlich durch.“, spricht es aus der anderen Leitung. Sie klingt ziemlich müde und geschafft.

„Alles klar. Ich mach mich auf den Weg. Bin so in ca. 20 Minuten da.“, sagt er und nachdem sie sich bedankt hat, legt er auf.

„Musste los?“, hinterfragt Paul.

„Jo, du bleibst noch?“, möchte er noch wissen als er aufsteht.

„Japp, ick mach noch een bisschen wat und dann hau ick och ab, wat futtern.“, antwortet er.

„Gut, ich meld‘ mich bei dir. Bye.“, „Hau rein.“, verabschieden sich die zwei von einander und Richard verlässt dann den Raum. Das jammen mit Paul hat ihm sehr gut getan, wie er merkt. Er geht aus dem Gebäude, steigt in sein Wagen und fährt los. 

Nach den angesagten 20 Minuten ist er dann vor Ort, um die junge Frau abzuholen. Er sieht sie schon von weitem stehend wartend. Anstatt aber auszusteigen, macht er sich mit einen kurzen hupen aufmerksam. Suchend guckt sie über den Parkplatz. Dann erspäht sie den schwarzen Roadster und humpelt dorthin. Sie öffnet die Autotür und lässt sich langsam in das niedrige Auto gleiten. Er beobachtet sie dabei und als sie die Tür schließt, sagt er endlich was.

„Und? Was ist bei rumgekommen?“, möchte er von ihr wissen. Mit geschlossenen Augen lässt sie ihren Kopf zurück in die Lehne fallen. Dann dreht sie ihn langsam zu ihm, öffnet die Lider wieder und gibt ihn eine Antwort auf seine Frage.

„Ist, Gott sei dank, nur eine starke Prellung... viel kühlen und eincremen.“.

„Haben sie gefragt was passiert ist?“, quetscht er sie weiter aus und die Frau nickt langsam.

„Ich hab Ihnen alles erzählt. Sie rieten mir zu einer Anzeige.“, verrät sie ihm.

„Und willst du das auch?“, findet er den Vorschlag der Ärzte gar nicht mal so schlecht, doch sieht er ihr auch an, dass sie es wohlmöglich nicht in Betracht ziehen wird.

„Ich will nur noch nach Hause... also zu dir und schlafen.“, klingt sie immer noch erschöpft und der Mann neben ihr muss leicht lachen, wirkt sie wie auf Drogen.

„Wie viel Schmerzmittel haben sie dir eigentlich gegeben?“, „Genug.“, lacht auch sie leicht.

„Merkt man dir an. Ok, wir fahren erst noch zur Bar und klären Rick auf und dann nach Hause.“, schlägt er ihr vor und sie willigt ein. Muss ihr Chef ja nun auch wissen was jetzt Sache ist. 

 

Den Weg dahin versucht Kim nicht einzuschlafen, aber ein bisschen dösen tut sie dann doch. Am Zielort angekommen, steigen die beiden aus und betreten ihr Arbeitsplatz. Es ist noch früh am Abend und somit kaum Gäste im Laden. Sie gehen zum Tresen, wo Sally und Martha schon arbeitswillig stehen. An diesem angekommen klopft er auf das Holz und beide drehen sich um.

„Heeeey! Oh man wie geht es dir?“, kommt sofort von der Blondine, die eilig die Theke verlässt, zu Kim läuft und ihr einer ihrer herzlichen Umarmung schenkt. Kimmy schätzt sie sehr. Ist sie immer nett und einfühlsam. 

„Naja, den Umständen entsprechend.“, erwidert sie die Geste. Sally löst die Umarmung hält sie dennoch weiterhin an ihren Schultern fest.

„Mensch, wir haben uns echt tierisch gesorgt gestern.“, verrät sie der Neuen.

„Alles gut. Ich bin ja in besten Händen erstmal.“, klärt sie sie auf und guckt dann zu Scholle, der immer noch neben ihr steht.

„Ach bist du, ja?“, kommt es in einem arroganten Tonfall aus einer anderen Ecke. Es ist Fancy die auch, passend zu ihrem Ton, den gleichen Gesichtsausdruck hat. 

„Oh hi Fancy.“, kommt von Kimmy kleinlaut. Genau auf diese Situation hat sie gerade mal null bock, umso glücklicher ist sie darüber, dass Richard diese mitbekommt und sofort reagiert.

„Ich glaube du gehst erstmal mit Martha zu Rick und klärst beide auf was der Arzt gesagt hat. Ich warte hier auf dich.“. Mit dankenden Blick stimmt sie zu und geht, in Begleitung der Tresenmutti, ins Büro. Scholle hingegen setzt sich auf sein Platz und bestellt erstmal was bei Fancy.

„Kann ich ein Bier bekommen?“, „Du doch immer, Süßer.“, grient die Brünette und ist plötzlich wie ausgewechselt. Wie immer wirft sie gekonnt den Bierdeckel auf sein Platz und stellt die Flasche darauf, die sie vorher gekonnt und ohne Mühe mit einem Flaschenöffner entkorkt.

„Ich muss mit dir reden.“, sagt er ernst und sie kann ihm auch gerade keine freundlichen Zügen ansehen.

„Mit mir?“, stellt sie in einem unschuldigen Ton eine Gegenfrage. 

„Kim hat gerade keine leichte Situation und das weißt du auch seit gestern. Sie wird erst einmal bei mir wohnen, bis sie was neues gefunden hat.“, erklärt er ihr.

„Soll se doch. Als ob‘s mich stört.“, klingt sie überheblich und lacht dabei gespielt. Doch Scholle ist es gerade sehr ernst, weswegen er sich auch nicht mit der Aussage abfinden kann.

„Klar stört es dich.“, trifft er somit den Nagel auf den Kopf. Er ist nun mal ein direkter Mensch. Fancy hat mit der Reaktion absolut nicht gerechnet, ist er sonst immer so cool und lässig drauf. Sie schaut ihn ernst an und schweigt dabei, während sie eines der frisch gewaschenen und noch nassen Gläsern abtrocknet.

„Es wird sich alles Regeln und solange tu mir bitte den Gefallen und zeig‘ ein bisschen Verständnis Kim gegenüber.“, bittet er sie. Sie schweigt immer noch, doch ihre Blicke verlieren sich dabei nicht.

„Du bist und bleibst meine Bardame Nummer eins.“, zwinkert er ihr dann schlussendlich zu, um sie auch einfach milde zu stimmen. Doch ob er sich mit diesen Satz nicht zu weit aus dem Fenster lehnt, weiß er selber noch nicht. Dennoch klappt der Versuch der Linderung und sie lächelt wieder.

„Ok, ich versuche mich zusammenzureißen.“, gibt sie seiner Bitte dann nach. 

Es dauert dann auch nicht lange, dass Kim mit Martha und Rick wiederkommt.

„Offiziell ist Kim erstmal eine Woche krankgeschrieben.“, verkündet Rick den Mädels und die Frau mit dem demolierten Knie stimmt mit ein.

„Mit der Option das ich eher wieder komme. Ich möchte nicht das ihr unnötig im Stress verfallt, nur weil ich zu blöd bin ein Tor rüberzuklettern.“, scherzt sie.

„Ja dann, willkommen zurück. Also bald.“, sagt Fancy, die versucht Scholle‘s Bitte sofort in die Tat umzusetzen. Was für ein verwirrenden Blick von Kim sorgt. Doch nimmt sie es mal so hin, ist sie ja froh solche Worte von ihr zu hören. Anschließend geht sie zu Richard, um ihn zu signalisieren das sie mit den Formalitäten fertig ist und nach Hause will. Als sie das Bier in seiner Hand sieht, wird ihr schon fast schlecht.

„Boah, wie kannst du schon wieder Bier trinken?“, fragt sie mit angeekelter Miene.

„Was denn? Ich hab mir gestern kein Tequila mehr reingeschraubt.“, lacht er.

„Erinnre mich bloß nicht daran.“.

Nach den Satz lachen alle und die junge Frau fühlt sich in dem Moment echt wohl und ist glücklich darüber, solch einen tollen Arbeitgeber und Kollegen zu haben. Und natürlich ihn, Richard, der sie aufgefangen und aufgenommen hat.

 

Nachdem er dann sein Bier geleert hat, verabschieden sie sich und machen sich auf den Weg in die vorübergehende, gemeinsame Wohnung. 

Auf der Fahrt beschäftigt die junge Frau doch noch eine Sache.

„Was zum Henker hast du gemacht als ich im Büro war?“.

Er dreht seinen Kopf zu ihr, um kurzen Blickkontakt mit ihr einzugehen, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentriert.

„Was meinst du?“, will er wissen.

„Was hast du mit Fancy bequatscht?“, bohrt sie weiter nach.

„Nichts besonderes. Ich hab die Situation geklärt, mehr nicht.“, erklärt er kurz und knapp.

„Ok.“, sagt sie lapidar, während er an einer roten Ampel hält und den Gang solange raus macht. Dann dreht er sein Kopf zu ihr und will gerade seine rechte Hand auf ihren linken Oberschenkel legen, doch merkt er noch in der Ausführung, dass das nicht gerade eine kluge Aktion von ihm sein wird, also hält er inne und lässt diese dann auf der Gangschaltung Ruhen.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich das mit ihr regeln werde.“, wiederholt er dann seine Aussage von heute Mittag und erhascht sie ein zufriedenes Lächeln seiner Beifahrerin. Daraufhin drehen beide ihren Kopf wieder gen Windschutzscheibe und warten auf das grüne Licht, der Verkehrsanlage.

 

Den Heimweg absolviert, laufen sie hoch zur Wohnung und treten ein. Kim ist froh nirgendwo mehr hin zu müssen. Nicht nur der noch anhaltende Kater macht sie müde, sondern auch die Mittel die sie bekommen hat. Auch das sie momentan schmerzfrei ist, lässt ihren Körper zusätzlich zur Ruhe kommen.

„Ich hol mir mal ein Kühlakku.“, sagt sie Bescheid, da sie immer noch nicht einfach irgendwo dran gehen möchte. Der Mann nickt es ab und legt dabei seinen Schlüssel auf eine kleine Kommode, die in den kurzen Flur steht. Die schwarzhaarige geht in die Küche und holt den Akku. Anschließend geht sie ins Wohnzimmer, setzt sich auf die Couch und macht nichts, außer sich den Akku ans Knie zu halten. Kein Fernsehen an, nicht hinlegen, einfach nichts. In der Zwischenzeit hat sich Scholle seiner Mütze und seinem Hemd entledigt. Er guckt sie an und fängt an etwas zu lachen.

„Du kannst dich auch auf die Couch legen und der Fernseher funktioniert auch.“.

Sie guckt ihn unsicher an. Kann sie einfach nicht so tun, als wäre es ihr zu Hause, auch wenn sie es für den Übergang sein wird. Das merkt er sofort.

„Meine Sachen sind auch deine Sachen, ok? Ich verstehe deine Zurückhaltung, nur brauchst du die wirklich nicht haben.“, erklärt er mit einem freundlichen Lächeln. Dabei geht er zu dem Couchtisch, nimmt die Fernbedienung, schaltet den TV ein und drückt sie ihr in die Hand.

„So und nun leg dich hin und ruh dich aus. Fühl dich wie zu Hause.“, befiehlt er ihr schon fast und dreht ihr dann den Rücken zu. Kimmy legt sich langsam auf die weiche, schön gepolsterte Couch und macht es sich bequem. Richard hingegen läuft ein wenig durch die Wohnung, dabei darf natürlich eine Zigarette nicht fehlen.

„Ich wollte eben duschen gehen. Musst du vorher nochmal ins Bad?“, fragt er sie während er ein paar Dinge wegräumt.

„Nein, du kannst ruhig gehen.“, gibt sie ihm grünes Licht.

Gesagt getan. Als der Glühstängel aufgeraucht ist, drückt er diesen in einem Aschenbecher aus, welcher auf dem Tisch von dem Sofa steht und begibt sich dann ins Bad. Auf dem Weg dorthin, schließt er auch die Schlafzimmertür.

Es vergehen einige Minuten und in dieser Zeit herrscht pure Stille in der Wohnung. Nur der TV ist die einzige Geräuschkulisse. Als Richard fertig ist, betritt er, nur bekleidet mit einer roten Jogginghose von Adidas, das Wohnzimmer mit direkten Blick auf den Fernsehen. Dort hat sie gerade RTL laufen mit einer fraglichen Sendung, die jeden Sonntag vor der Primetime dort läuft.

„Ernsthaft?! Auf sowas stehst du?!“, lacht er, doch bekommt er keine Antwort, geschweige denn eine Reaktion von ihr. Fragend guckend geht er auf die Rückenlehne zu und beugt sich darüber. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Atmung ruhig und gleichmäßig. Zum ersten Mal sieht er sie heute entspannt und sorglos. Ein zufriedenes Grinsen kann sich der Mann Mitte dreißig nicht verkneifen. Dabei greift er nach einer schwarzen Wolldecke, welche über der Rückenlehne hängt und deckt sie damit zu. Den TV lässt er weiterdudeln, während er zu seinem Ledersessel läuft. Wie heute Mittag, setzt er sich dort hin und greift nach seiner Gitarre. Aus dem Regal was sich rechts von ihm befindet, kramt er Kopfhörer raus, möchte er sie nicht wecken wenn er spielt. Den Abend verbringt er mit musizieren und Songtexte schreiben. Alles geht ihm so leicht von der Hand. Er sprudelt vor Kreativität und ein Wort nach dem anderen findet Platz in seinem Notizbuch. Ihre Gegenwart tut ihm gut. Inspiriert ihn. Macht ihn irgendwie glücklich.

Der Montag morgen bricht an und Kim wird durch Geräusche in unmittelbarer Nähe wach. Als sie die Augen langsam öffnet, ist das erste was sie sieht Scholle, der im Bad steht und die Tür offen gelassen hat. Bekleidet mit einer schwarzen Anzugshose und einem weißen Hemd, striegelt er sich gerade seine Haare. Da ist er wieder, der Dr. Jekyll. Als sie ihm dabei beobachtet, kommt ihr in den Sinn, dass er sie wohl schon wieder ins Bett getragen haben muss, da sie die Nacht nicht auf dem Sofa verbracht hat, doch aber darauf eingeschlafen ist. Die bereits aufgegangene Sonne wirft Schatten der Jalousie auf den weißen Schrank, der sich neben der Badezimmertür befindet. Der Mann ist mit seinen Haaren fertig und verlässt das Bad wieder, um eine Krawatte aus dem Schrank zu holen. Dabei klickt er das Licht des fensterlosen Sanitären Raum aus. Er erblickt die junge Frau, die ihn mit müden Blicken anguckt.

„Guten morgen. Sorry, ich wollte dich nicht wecken.“, grüßt er sie freundlich und bringt sie damit sofort zum Lächeln.

„Guten morgen. Alles gut.“, grüßt sie ihn zurück, hat aber, im Gegensatz zu ihm, noch die Müdigkeit in ihrer Stimme liegen. „Und schon wieder hast du mich ins Bett getragen.“, spricht sie ihre vorherige Feststellung aus.

Er guckt sie mit skeptischen Blick an.

„Hab ich nicht. Ich hab dich nur geweckt und dann bist du selber ins Schlafzimmer gelaufen.“, verrät er ihr im normalen Ton. Nun guckt Kimmy fragend, kann sie sich daran nicht mal mehr erinnern.

„Ach echt? Das muss wohl im Schlaf gewesen sein. Ich weiß davon nichts.“, lacht sie leicht und Richard stimmt mit ein.

„Was auch immer sie dir gestern gegeben haben, dass Zeug muss gut gewesen sein.“, amüsiert er sich und dreht ihr dann den Rücken zu, um seinen Schrank zu öffnen. Nun hat die junge Frau einen wundervollen Ausblick auf seinen Hintern und das bringt sie zum Grinsen. Auch wenn sie gerade den zweiten Tag erst Single ist, hat er es ihr irgendwie angetan. Das muss sie sich doch so langsam eingestehen. Um so länger sie ihm zuguckt, um so höher wird ihr Puls gerade. Der Mann hingegen holt sich eine schwarze Krawatte heraus, legt sie sich um seinen Hals und dreht sich wieder zu ihr. Schnell lenkt Kim ihren Blick auf sein Gesicht, damit er nicht sieht auf welcher höher dieser vorher gewesen ist. Er fängt an sich den Schlips zu binden und zu richten.

„Kann ich irgendwas tun heute? Irgendwas aufräumen? Putzen?“, möchte sie von ihm wissen, will sie nicht einfach faulenzen oder geschweige denn den ganzen Tag im Bett liegen.

„Nicht nötig. Gegen den Staub hab ich meine Putzfee Florentina, die einmal die Woche vorbei kommt.“, erklärt er ihr mit so einer Selbstverständlichkeit, dass man denken könnte, dass es unnormal sei, keine Putzfrau zu haben. Aber irgendwie ist ihr sowas klar gewesen, ist er den ganzen Tag unterwegs, wann solle er da noch putzen. Und als ob er putzen würde.

„Ah ok... kann ich sonst irgendwas tun?“, hakt sie weiter nach.

„Ja, dich ausruhen wenn du schon eher wieder arbeiten gehen willst, meine Liebe.“, rät er ihr wieder in einem Befehlston. Die schwarzhaarige schnauft, hat sie eine andere Antwort erhofft.

„Ich werd‘ dann mal. Bedien‘ dich an allem. Ist ja nun unsere Bude.“, zwinkert er ihr zu und verlässt dann den Raum und steuert auf den kleinen Flur zu.

„Danke.“, ruft sie ihm währenddessen zu.

„Wenn du noch einmal ‚danke‘ sagst, geht mein nächster Deckel auf dein Konto und glaub mir, das werde ich dann voll ausnutzen!.“, droht er ihr von weitem und zieht sein Jackett an.

„Ok!“, entgegnet sie ihm lachend.

Mit lauten Worten verabschieden sie sich dann voneinander und anschließend fällt die Tür in das Schloss.

Nun liegt sie da. Alleine in der Wohnung, die ja nun auch ihre ist. Was macht sie jetzt nun? Schlafen kann sie nicht mehr. Davon mal abgesehen, weiß sie nicht mal was sie den ganzen Tag machen soll, so allein zu Hause. Einen kurzen Augenblick bleibt sie noch liegen und dabei fällt ihr ihr Handy ein, was immer noch ohne Strom ist, aber bereits auf dem Nachttisch neben ihr liegt. Allmählich steht sie auf und wühlt in ihrem Rucksack nach dem Ladekabel. Es wird Zeit sich den Nachrichten zu stellen. Sie steckt den Stecker in die Steckdose, welche noch frei ist neben dem Bettgestell. Sie legt es wieder aus der Hand und begibt sich vorerst ins Bad um sich umzuziehen und sich frisch zu machen. Weiterhin das Smartphone unbeachtet, trottet sie in die Küche. Ein Kaffee muss erstmal sein, vorher geht nichts. An der Kaffeemaschine angekommen, sieht sie, dass diese noch an ist. Auf dem zweiten Blick fällt ihr auf das noch eine gute Tasse in der Kanne ist. Hat er wohl extra mehr gekocht, für sie. Das bringt sie wieder zum Grinsen. Der Typ macht sie echt fertig. Irgendwie ist ihm wohl klar gewesen, dass sie wegen ihm wach werden wird. Klar, bei der Aufteilung der Räume, wo man durch das Schlafzimmer gehen muss, um ins Bad zu gelangen. Nun muss sie auf die Suche nach einer Tasse gehen. Gestern stand schon eine für sie bereit, doch heute nicht. Erwartet sie das auch nicht von ihm. Um Gottes Willen! Als erstes sucht sie in den Hängeschränken und nach Flauten von Schüsseln und Tellern, findet sie die Abteilung von Gläsern und Tassen. Sie entnimmt eine und schließt den Schrank wieder. Diese füllt Kim mit dem schwarzen Koffeingetränk. Anschließend stellt sie die Brühmaschine aus und spült die Kanne, aus Glas, mit warmen Wasser aus. Jetzt, wo er nicht da ist, traut sie sich auch an den Kühlschrank, um etwas Milch für ihren Kaffee zu bekommen. Beim öffnen und hineinsehen merkt sie schnell, dass er kaum zu Hause isst. Das Teil ist so gut wie leer und auch Milch sucht sie hier vergeblich. Mit einem kleinen Seufzer schließt sie das Kühlgerät wieder und beschließt das Getränk in seiner ursprünglichen Form zu trinken. Das findet sie nicht so schlimm. Gestern hat sie den auch so getrunken und empfand ihn so als sehr genießbar. Mit der Tasse in der Hand macht sie sich auf ins Schlafzimmer. Die junge Frau will sich endlich ihrem Handy stellen. Sanft lässt sie sich auf das weiche Bett nieder und behält die Tasse weiterhin in der rechten Hand. Mit der linken nimmt sie ihr iPhone, entsperrt den Sperrbildschirm und gibt ihren Pin ein. Er dauert nur ein paar Sekunden und schon trudeln Anrufe und Mitteilungen bei ihr ein. Und alle nur von ihm, ihrem Ex. Jede einzelne liest sie sich durch, von ‚wo bist du?‘, ‚das kannst du mir nicht antun.‘, ‚ich finde dich.‘ bis letztendlich mit ‚es tut mir alles so leid. Gib mir bitte noch eine Chance.‘. Auch wenn Kimmy das gerade nicht will, schießen ihr die Tränen in die Augen. Die Voicenachrichten die er hinterlassen hat, tut sie sich gar nicht erst an. Sie hat mit ihm abgeschlossen und durch Richard vorübergehend eine Bleibe gefunden, was sie zu dieser Ignoranz noch mehr bestärkt. Dennoch muss sie einfach weinen. Einfach die Last in Form von Tränen von sich lassen, denn ein Leben in geregelt Bahnen... nein, so fühlt es sich noch nicht an, trotz der Sicherheit die sie momentan genießen darf. Sie klickt alles weg, sodass nur der Startbildschirm sichtbar wird, welcher auch noch unnötiger weiße sie und Kai aufzeigt. Ihr Handy deswegen verfluchend, wirft sie es auf das Kopfkissen, bis es automatisch auf die Tastensperre geht. Und so sitzt sie da jetzt. Emotional wie ein Häufchen Elend. Gerade wünscht sie sich den gestrigen Kater und die Schmerzmittel zurück, die das alles betäubt haben. Und den Mann, der sie aufgemuntert hat und ihr halt gibt, in dieser beschissenen Situation. Schon wieder denkt sie an ihn und dabei fällt der schwarzhaarigen ihr linker Arm ein. Sie hebt diesen langsam und ließt die Zahlen. Diese Zahlen die seine Handynummer ergeben und die sie seit gestern Mittag auf ihrer Haut trägt. Plötzlich hat sie den Drang ihm zu schreiben. Einfach um sich von den Nachrichten ablenken zu wollen. Doch was soll sie ihm schreiben? Sie nimmt ein Schluck aus ihrer Tasse und dabei fällt ihr der leere Kühlschrank wieder ein. Sie kann doch kochen! Und kochen tut sie verdammt gern, also warum nicht für sich und ihn kochen? Schließlich hat er ihr gestern ein Döner aus getan. Voller Motivation und weiterer Ignoranz der Nachrichten ihres Ex gegenüber, nimmt sie ihr Smartphone in die Hand und schreibt.

 

‚Ich weiß ich soll mir Ruhe antun, aber ich hab Lust zu kochen. Magst du mitessen? Grüße Kim‘

 

Die Nachricht soll locker rüberkommen und sie hofft, dass das auch mit Erfolg geklappt hat. Hoffentlich nervt sie ihn nicht damit. So lange ist er ja noch nicht weg. Gespannt guckt sie auf ihr Handy und sieht nur, wann er als letztes online gewesen ist. Was soll diese Ungeduld jetzt? Er wird schon antworten, dass weiß sie selbst, doch irgendwie kann sie es kaum abwarten eine Nachricht von ihm zu erhalten. Die Frau schüttelt ihren Kopf, hält sie sich gerade selber für bekloppt. Sie legt das Smartphone wieder bei Seite und geht durch die Wohnung, auf der Suche nach einem Stift und Papier. Sie möchte sich einen Einkaufszettel schreiben, denn egal was er antworten wird, sie wird sich dennoch vor den Herd stellen. Das lenkt sie nämlich gut für eine Weile ab. Davon mal abgesehen, muss sie sich eh Shampoo und Duschgel besorgen. Sie möchte nicht jedesmal nach ihm riechen. Nicht das sie seinen Duft nicht mag, ganz im Gegenteil, das tut sie sogar sehr. Doch diesen tollen Duft an ihrem Körper und in ihren Haaren zu haben, wirkt nach der Zeit etwas strange. Für Richard bestimmt auch, da ist sie sich sicher. Einen Stift findet sie letztendlich auf dem kleinen Tisch, wo auch sein Notizbuch liegt. Ein freies Blatt würde sie darin mit Sicherheit finden, aber öffnen möchte sie es nicht, da es sein persönliches Buch ist. Zwar sagte er, dass sie alles nehmen und nutzen kann, doch hat sie Respekt vor privaten Dingen. Letztendlich findet sie einen kleinen Block in der Küche, welcher direkt am Kühlschrank hängt. Der ist ihr zuvor nicht mal aufgefallen, aber sehr praktisch, da man sofort Dinge notieren kann, die ausgegangen sind. Auf dem Zettel stehen sogar schon ein paar Artikel drauf, unteranderem auch Milch. Sie reißt den Zettel ab und schreibt ihres noch hinzu. Wenn sie schon unterwegs ist, kann sie auch seine Sachen gleich mit besorgen. Nach kurzem Brainstormen hat sie die Liste fertig und plötzlich hört sie ihr Handy erklingen. Eilig und als ob sie auf die wichtigste Nachricht ihres Lebens warten würde, will sie zum Bett. Dabei vergisst sie ihr Handycap, tritt falsch auf und das Knie wird mit einen stechenden Schmerz durchströmt. Sie hält kurz inne und hält sich das Knie.

„Ach verdammte Scheiße man!“, flucht sie laut. Anschließend berappelt Kim sich wieder und geht langsam weiter. Am Bett angekommen nimmt sie das Handy in die Hand und entsperrt es. Als sie sieht das er es ist, der geantwortet hat und es nicht eine weitere Nachricht von Kai ist, grinst sie sich wieder einen Wolf.

 

‚Oh, Handy wieder an?! Und wie viele Nachrichten hast du bekommen?‘~Richard

 

‚Das war wollte ich doch gar nicht wissen :)‘~Kim

 

‚Aber ich.‘~Richard

 

Kimmy schnaubt, sie will doch nur wissen ob er mitessen möchte oder nicht. Dennoch weiß sie das er nicht locker lassen wird, bis er eine Antwort von ihr erhält, also tut sie ihm kund.

 

‚Reichlich. Von Nachrichten, etlichen Anrufen, bis hin zu Voicemails. Die Nachrichten hab ich gelesen, die Voices mir aber nicht angehört. Lass uns da später rüber reden. Essen? Ja oder nein?‘~Kim

 

‚Alles klar. Ja gern, aber zu Abend. Muss nach der Arbeit noch ins Studio. Sagen wir 19 Uhr?‘~Richard

 

‚19 Uhr klingt gut :) und nun zurück an die Arbeit! Bis später.‘~Kim

 

‚Bis später.‘~Richard

 

Kimmy lässt ihr Handy auf das Kopfkissen fallen und legt sich auf die bezogene Matratze. Für sie fühlt es sich gerade so an, als hätten sie ihr erstes Date ausgemacht, dabei ist es nur ein gemeinsames Abendessen mit dem Mitbewohner. Nachdem sie noch kurz im Liegen verharrt, macht sie sich langsam auf, einkaufen zu gehen. Als sie mit Richard im Auto gesessen hat, hat sie hier und dort ein paar Supermärkte erspähen können. Sie zieht sich ihre schwarzen Chucks an, die endlich wieder trocken sind, und ihre schwarze Strickjacke über. Es ist zwar später Frühling, aber heute morgen scheint es etwas kalt zu sein. Hat sich die Luft, nach dem heftigen Regen, immer noch nicht richtig erwärmt. Auf dem Weg zum Flur fällt ihr dann aber schlagartig ein, dass sie ja gar kein Schlüssel besitzt. Verdutzt darüber steht sie nun da und sieht auf der kleinen Kommode einen Schlüssel und einen Zettel. Sie nimmt beides in die Hand und liest den Text leise für sich selber durch.

„Da du dir eh keine Ruhe antun wirst, hier der Schlüssel für meine Bude. Richard.“, sie grient dabei und findet es erstaunlich das er sie bereits schon so gut einschätzen kann. Mit den Gedanken macht sie sich dann letztendlich auf den Weg zum einkaufen.

 

Am Abend steht sie in der Küche, um das Essen zu machen. Ihr Einkauf heute morgen ist erfolgreich gewesen. Auch hat sie die Gelegenheit genutzt und den Dauerauftrag zu ihrem Ex-Freund gestoppt, den sie vor Monaten extra für die Miete angelegt hatte. Im gleichen Atemzug fragt sie sich dann auch, wie sich das jetzt mit Richard verhält. Naja, dass kann sie ja nachher alles mit ihm noch besprechen, denkt sie sich, während sie eine Pfanne sucht. Auf ihrem Handy lässt sie Musik laufen, nachdem sie sich mit seinem WLAN verbunden hat. Das kochen tut ihr gut und mit besserer Laune als gestern und energischen Gesinge, schwingt sie den Kochlöffel und würzt das Fleisch. Vorher hat sie alles, was sie für die Lasagne brauch, sich Mise en Place gestellt, um während des Kochens nicht was suchen zu müssen. Damit Kim mehr von der Musik hat, hat sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren gesteckt und ihr Smartphone auf die höchste Lautstärke gemacht. Das Hack ist leicht angebraten und damit ist es soweit, dass sich die Zwiebeln, welche sie vorher klein gehackt hat, zu dem Fleisch gesellen können. Lautstark singt sie das Lied von der Band Halestorm ‚I miss the misery‘ mit. Zur gleichen Zeit betritt Richard seine Wohnung und legt seinen Schlüssel, wie gewohnt, auf den kleinen Schrank vor sich. Sein Jackett zieht er aus, hängt es auf einen Kleiderbügel und hängt es dann an die Garderobe. Als er sie singen hört, guckt er etwas fragend und nimmt den Weg zur Küche auf. Dabei löst er den Knoten seiner Krawatte, schmeißt sie auf die Couch und öffnet die ersten Knöpfe seines Hemdes. An der Küchentür angekommen, welche immer offen steht, sieht er seine Mitbewohnerin singen. Und das sogar mehr als gut, wie er findet. Kimmy hingegen bemerkt ihn erst gar nicht, was der Mann auszunutzen scheint. Lehnt er sich nun an den Türrahmen und krempelt die Ärmel des weißen Stoffes hoch. Mit einem Grinsen auf den Lippen, genießt er ihren kleinen Auftritt, in ihrer gemeinsamen Küche. Er mag ihre Stimme und das sie mit so viel Gefühl diesen Song rüberbringt, überwältig ihn schon fast. Die Hobbyköchin dreht sich dann endlich mal in seine Richtung und schreckt richtig auf. Hektisch greift sie zu ihren Ohrstöpseln und reißt diese schon fast aus ihren Ohren. 

„Herr Gott nochmal, Scholle! Wie lange stehst du da schon?“, fragt sie ihn mit lauter, aufgebrachter stimme.

„Eine Weile.“, antwortet er mit einem diabolischen Grinsen.

„Oh man ist das peinlich.“, nuschelt sie vor sich hin und stoppt dabei die Musik in der App. Das Handy legt sie danach auf die Arbeitsplatte.

„Wieso peinlich? Du hast ne sehr gute Stimme, da muss dir nichts peinlich sein.“, verkündet er seine Meinung zu ihrer Soloperformance am Herd und geht dabei auf sie zu. Rechts neben ihr bleibt er stehen und beugt sich über ihre rechte Schulter, um in die Pfanne sehen zu können.

„Spaghetti Bolognese?“, äußert er seine Vermutung.

„Lasagne.“, verrät sie ihm und dreht dabei ihren Kopf zu ihm. Trotz des Geruches, welcher aus der Pfanne steigt, nimmt sie sofort sein Parfum wahr. Gerade wirken sie so vertraut, als wären die beiden ein Paar. Die Chemie stimmt bei den Duo einfach. Ohne sie auch nur anzugucken lässt er ein genüssliches ‚mmmmhhh‘ erklingen und die Köchin ist froh, dass er es wohl auch gerne isst. 

„Wie ich sehe hast du alles gefunden.“, sagt er, da die ganzen Sachen, die sie benötigt links neben dem Herd stehen.

„Japp, ich hab mich mal durch die Schränke gewühlt.“, „Tu dir kein Zwang an.“, meint der Banker lapidar und öffnet den Kühlschrank, der sich rechts unmittelbar vom Herd befindet. Ihm fällt sofort auf, dass dieser besser bestückt ist, als heute morgen.

„Du warst einkaufen?“, fragt er sie etwas verblüfft und beguckt sich die Beute. Eigentlich will er sich ein Bier entnehmen, doch dann sieht er eine Flasche Rotwein und nimmt diese empört aus dem Kühlgerät.

„Tse tse tse.“, lässt er Kopfschütteln verlauten und Kim guckt ihn nur fragend an.

„Was?“, „Rotwein gehört nicht in den Kühlschrank, meine Liebe. Den trinkt man bei Zimmertemperatur.“, klärt er sie immer noch fassungslos, aber mit einer Lässigkeit in seinem Ton, auf.

„Oh... den trinke ich immer kalt.“, verrät sie und lacht dabei etwas verlegen.

„Und du arbeitest hinter einer Bar.“, seufzt er und schüttelt erneut den Kopf. Kimmy lacht immer noch und boxt ihn leicht gegen seine linke Schulter, worauf er dann auch lachen muss.

„Jetzt sei nicht so. So lange arbeite ich in der Branche noch nicht.“, entschuldigt sie sich für ihre Unwissenheit.

„Und deswegen trinken wir ihn heute, wie man ihn trinken muss, Zimmertemperatur. Zur Lasagne passt Rotwein übrigens sehr gut.“, fachsimpelt er und stellt die Flasche schon mal auf den Esstisch und holt anschließen zwei Weingläser.

„Das wusste ich natürlich.“, sagt sie mit Ironie in ihrer Stimme.

„Natürlich.“, kommt dann nur von Richard und zieht dabei einen Augenbraue hoch. Die Frau muss wieder Grinsen. Sie liebt solche Gespräche und Unbeschwertheit mit und bei ihm. Es macht einfach nur Spaß und der Wein zum Essen lässt ein ganz anderes Flair aufleben. Die schwarzhaarige bereitet weiter die Lasagne zu und schiebt sie dann in den Ofen. Nachdem sie dann schon mal den Tisch gedeckt hat, sitzen sie am Tisch und warten auf das Essen.

 

Als die Lasagne dann fertig durch gegart ist, entnimmt Kim sie aus dem Ofen und stellt sie auf den Herd. Mit einer Handbewegung symbolisiert sie ihm, dass er ihr bitte seinen Teller anreichen soll, was er dann auch tut. Die junge Frau meint es sehr gut mit ihm und haut ihm eine große Portion drauf. Das gleiche tat sie mit ihrem Teller, doch weniger als bei ihm. Mit beiden Tellern kehrt sie zum Tisch zurück und stellt diese auf den passenden Platz. Richard guckt auf seine doppelte Portion und dann skeptisch zur der Köchin.

„Willst du das ich fett werde?“, „Nee, ich will das du satt wirst.“, grinst sie ihn an und verschwendet nicht mal den Gedanken daran ihn fett machen zu wollen.

„Also wenn ich immer solche Portionen essen muss, dann muss ich wieder regelmäßig Sport machen.“, lacht er, entkorkt dabei die Flasche Wein und schüttet beiden was ein. Die zwei nehmen die Gläser in die Hand und halten sie etwas hoch. Sie mustern das ganze assemblée, welches sich auf dem Tisch befindet, bis sie mit lockerer Art was sagt.

„Fehlt nur noch ne Kerze.“, „Den Wein haben wir ja schon und das Essen.“, bestätigt er.

„Und den Herren im Anzug. Na gut, zur Hälfte im Anzug.“, zählt sie belustigt weiter auf.

„Stimmt.“, grinst er und beide haben wahrscheinlich den gleichen Gedanken: es wirkt alles gerade wie ein Date. Doch finden sie es gar nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil, irgendwie genießen sie es gerade, auch weil sie sich wieder unterhalten können und dabei lecker Essen haben. Letztendlich stoßen sie an und trinken erst einmal einen Schluck des halbtrockenen Weines. Anschließend fangen sie an zu essen.

„Wobei ich sagen muss, ich mag es auch tierisch, wenn man alles in schwarz hat.“, fängt sie einfach an zu erzählen und Scholle weiß gar nicht, was sie von ihm will.

„Was?“, „Ja, schwarzes Hemd, aber dennoch eine schwarze Krawatte. Ich liebe das einfach. Am besten noch eine schwarze Anzugsweste über dem Hemd. Das hat was.“, klärt sie ihn auf und pikst eine gare, kleine Nudelplatte auf.

„Findet du? So ganz ohne Kontrast? Der muss ja nicht aus weiß bestehen. Kann ja auch eine andere Farbe sein. Also nicht das ich sowas nicht tragen würde, aber auf der Bank kommt das etwas komisch.“, erklärt er, doch ist ihm klar das sie auf schwarz steht. Hat er sie kaum in Sachen einer anderen Farbe gesehen.

„Klar geht das auch und auch klar das es verdammt eintönig ist, aber ich mag's irgendwie.“, grinst sie ihm zu und isst dann weiter.

Dann herrscht kurz Stille zwischen den beiden. Man kann dem Mann anmerken, dass er über irgendwas nachdenkt, als er auch was auf seine Gabel schiebt und diese zum Mund führt. Zum ersten Mal kann er sich auf das Gericht konzentrieren. Auf die einzelnen Komponenten, Gewürze und den fruchtigen Geschmack der verdammt leckeren Tomaten.

„Die Tomaten sind echt super.“, ist er von dem Aroma mehr als begeistert.

„Das sind deutsche Bio-Tomaten aus der Region. Man schmeckt den Unterschied auf Anhieb. Die sind nicht so eklig wässrig.“, teilt sie ihre Erfahrung mit, was das Aroma der verschieden Tomaten angeht, welche sie hier in Berlin schon probiert hat. In ihrer Heimat, haben sie die rote Frucht im Garten und ist deswegen etwas verwöhnt, was die Qualität angeht.

„Schmeckt man sofort. Ist übrigens sehr lecker. Kannste öfters mal machen.“, zwinkert er ihr zu. Kim freut sich über sein Kompliment.

„Danke.“, sagt sie mit einem warmen Lächeln in ihrem Gesicht und bekommt darauf eine Reaktion von ihm, mit der sie nicht gerechnet hat. Mit der Gabel in der rechten Hand, zeigt er auf sie.

„Deckel.“, entgegnet der Banker ihr mit halb vollen Mund. Mit großen Augen und offen stehenden Mund schaut sie ihn an.

„Hey, nee, dass ist unfair!“, protestiert sie.

„Wieso ist das unfair?“, lacht er und nimmt ein Schluck Wein.

„Na weil ich mich nur für dein Kompliment bedanken wollte und nicht wegen deiner Nettigkeit was das wohnen und so angeht. Ich bin wohl erzogen und höflich!“, erklärt sie ihren Protest und muss zum Ende hin selber lachen.

„Hmm, wohl erzogen.“, wiederholt er spaßig verspottend. „Aber ok, ich gebe dir noch eine letzte Chance.“, „Sehr nett von Ihnen, Herr Kruspe.“, formuliert sie höflich.

Der Abend ist super angenehm, entspannend und lustig zugleich. Auch wenn sie gerade den zweiten Tag erst hier ist, würde sie am liebsten hier wohnen bleiben. Doch weiß sie, dass das nicht geht. Für eine WG ist diese Wohnung einfach nicht ausgelegt und das einer von beiden auf der Couch schlafen muss, ist auch kein Zustand auf Dauer. Sobald sie eine Wohnung hat, wird sie das erste mal in ihrem Leben alleine wohnen. Irgendwie graust es ihr vor diesem Gedanken, um so mehr möchte sie die Zeit hier genießen. Plötzlich wird sie von dem Gitarristen aus ihrem Tagtraum gerissen.

„Was ist nun mit deinem Ex? Was hat er dir so geschrieben?“, fängt er das Thema an, ist es ihm schon wichtig.

„Ach so... ja... wir wollten ja drüber reden...“, kommt dann etwas verhalten von ihr und guckt dabei stur auf ihren Teller, welcher halb leer ist. Will sie eigentlich nur den Abend mit ihm genießen. Natürlich entgeht ihm nicht, das sie vermutlich nicht gerade jetzt über das Thema Antwort geben möchte.

„Sorry, ich wollte jetzt nicht die Stimmung kippen, ich...“, „Nein schon gut, wir wollten ja darüber sprechen.“, fällt sie ihm ins Wort, dennoch glaubt er ihr das gerade nicht und schlägt dann was vor.

„Ok, wir essen uns erstmal satt, dann nehmen wir den Wein mit rüber, setzen uns gemütlich auf‘s Sofa und dann erzählst du mir alles. Deal?“. Das muntert sie etwas auf und schaut, leicht lächelnd, von ihrem Teller hoch.

„Deal.“.

 

Gesagt, getan. Nach dem reichhaltigen Gericht räumen die zwei noch gemeinsam die Küche auf. Alles läuft Hand in Hand, als wären sie schon Jahre hier gemeinsam am wohnen. Mit den Gläsern und dem tiefroten, alkoholischen Traubensaft, gehen sie ins Wohnzimmer und setzen sich, in bequemer Haltung auf die Couch. Kim setzt sich im Schneidersitz auf das weiche Polster, sodass sie direkt zu ihm gucken kann. Richard hingegen sitzt normal, mit beiden Füßen auf den Boden, da er immer noch seine Schuhe an hat. Die Frau nimmt sich zusätzlich noch die Decke und wirft sie sich über ihre verknotenden Beine. In dem großen, offenen Raum herrscht dämmriges Licht. Im Großen und ganzen wirkt es sehr gemütlich und ungezwungen. Seinen rechten Arm schlägt er über die Rückenlehne und widmet sich ihr.

„Dann erzähl mal.“, gibt er ihr das Wort und guckt gespannt.

„Naja, wo soll ich denn anfangen? Also...“, fängt sie an zu erzählen und mit Hilfe ihres Handys kann sie auch nichts vergessen. Scholle ist ruhig, während sie alles aufzählt und vorliest. Ab und an nippt er an seinem Glas und runzelt zwischendurch mal seine Stirn.

„Die Voicemails hast du dir noch nicht angehört, sagtest du oder?“, will er wissen, nachdem sie fertig ist.

„Nein, hab ich noch nicht.“, antwortet sie ihm mit ruhiger Stimme.

„Sollen wir sie uns zusammen anhören?“, bietet er ihr an, merkt man ihr an, dass sie eher Angst vor den Sprachnachrichten hat. Mit einem leichten Nicken und einem unsicheren ‚ok‘ legt sie ihr Smartphone in die Mitte der Couch und spielt eine nach der anderen ab. Eigentlich sind es die gleichen Nachrichten, die ihr Ex auch schon schriftlich geschickt hat, nur mit seiner Stimme bekommen die einzelnen Wörter mehr leben. Die ersten klingen sehr drohend, wütend und gar so, dass er sie finden und sie zurückholen werde. Die letzteren klingen hingegen eher verzweifelt, traurig und voller Reue. Kim’s Magen dreht sich beim hören seiner Stimme. In ihrem Kopf spielt sich der ganze Abend wieder ab und auch wenn sie es nicht möchte, füllen sich ihre Augen wieder mit Tränen. Noch bevor diese herunterlaufen können, wischt sie sich diese weg. Von dem Mann vor ihr erntet sie sorgende Blicke.

„Oh man, ich will hier gar nicht rumheulen... es ist nur... seine Stimme und der ganze Abend und...“, „Ist schon ok.“, bringt er ihr Verständnis rüber. Dann herrscht ein kurzer Augenblick Ruhe, doch brennt ihm noch eine Frage unter den Fingernägeln.

„Ich will dich damit ja nicht nerven, aber hast du dir mittlerweile Gedanken gemacht, wie das jetzt weitergehen soll? Also zwischen euch beiden?“, fragt er dann.

„Das habe ich tatsächlich. Ich werde mich morgen um eine neue Handynummer kümmern. Klar kann ich ihn auch blocken, aber wenn schon ein Neuanfang, dann richtig. Ich hatte auch erst überlegt ob ich ihm eine letzte Nachricht mit dieser Nummer schicke, so nach dem Motto ‚ich lebe noch‘ oder sowas, aber den Gedanken hab ich mir schnell wieder aus dem Kopf geschlagen. Nicht mal diese Info hat er verdient.“, erzählt sie ihre Entscheidung und der Mann guckt erstaunt. Das sie diese Richtung einschlägt, damit hat er nicht gerechnet.

„Wow, Respekt für diesen Weg. Heiße ich gut und ist von mir abgesegnet.“, witzelt er leicht und zwinkert ihr zu. Anschließend wird er dann wieder ernster, kommt ihm gerade ein wichtiger Gedanke.

„Aber wenn du dich nie wieder bei ihm melden wirst, wird er mit Sicherheit mal in der Bar auftauchen, meinst du nicht?“, „Das kann durchaus passieren, ja.“, stimmt sie ihm zu. Dann guckt sie ihn leicht lächelnd an.

„Aber ich hab ja euch.“, sagt sie ruhig.

„Ja, das stimmt.“, bestätigt er ihr.

Kimmy weiß das es ein großer Schritt ist, diesen Cut zu machen und komplett neu anzufangen, doch Richard macht es ihr unbewusst einfacher. Sie fühlt sich stärker und auch etwas selbstbewusster bei ihm und das wichtigste für sie ist, dass sie wieder lachen kann. Sie hat schon lange nicht mehr so viel gelacht wie in der letzten Zeit. Obwohl ihre Situation gar nicht zum Lachen zumute ist, beziehungsweise war, hat er es immer geschafft, sie mindestens zum Lächeln zu bringen. Gerade will sie sich für seine Unterstützung, für seine Zeit und fürs zuhören bedanken, doch dann fällt ihr der Deckel wieder ein. Das bringt sie abermals zum Grinsen und bedankt sich dennoch bei ihm.

„Thanks für’s zuhören.“, grient sie ihm diabolisch an und guckt in sein entsetztes Gesicht.

„Du listiges Weib!“, entfährt ihm und zeigt auf sie. Die schwarzhaarige fängt an zu lachen und er stimmt dann mit ein. 

Sie unterhalten sich noch bis der Wein leer ist. Dann ist es auch Zeit sich auf’s Ohr zu hauen, muss der Musiker am nächsten Tag wieder zu seinem spießigen Job, wie er selbst sagt.

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Autor

PuneM699s Profilbild PuneM699

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Kapitel: 6
Sätze: 1.851
Wörter: 20.146
Zeichen: 111.014

Kurzbeschreibung

Jeder steht auf Scholle und nein, wir reden hier nicht von Meerestierliebhaber und auch handelt es sich nicht um den Fisch. Nein, es handelt sich um Frauen und um einen Mann. Nie hat Kim, die neu in der Bar arbeitet, nachgefragt, was so toll an diesen Scholle sein soll. Und jetzt mal im Ernst, was ist das bitte für ein Spitzname?!

Crossover

Diese Fanfiction wird neben Rammstein auch im Fandom Sonstiges - Prominente & Youtuber gelistet.
Sie wurde außerdem mit Romanze, Freundschaft, Schmerz und Trost und Humor getaggt.