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Sätze: | 138 | |
Wörter: | 2.218 | |
Zeichen: | 13.147 |
Dass man in einer Beziehung mit Cloud Strife einiges mitmachen musste, war mir von Anfang an klar gewesen. Mindestens jeden zweiten Monat tauchte ein Verrückter auf, der Rache wollte. Einmal alle sechs Monate tauchte eine Tussi auf, die ihm ein Kind anhängen wollte, und seine Post konnte man säckeweise ins Altpapier tragen.
Außerdem tummelte sich auf einem seiner Regale eine rosa Kuscheltierarmee, er wurde auf der Straße immer wieder von fremden Frauen überfallen, die ihn in ihre Wohnungen verschleppen wollten und nahezu jede Woche konnte man sein Bild auf einer anderen Zeitschrift bewundern.
Zu der Tatsache, dass ich zwei Kisten mit eben jenen Zeitschriften hatte, oder eine Strichliste mit allen oben genannten Vorkommnissen führte, würde ich nichts sagen.
Aber das war noch lange nicht alles.
Zum Glück hatte er keinen Anrufbeantworter mehr, woran ich mit einem kurzen Wutanfall Schuld war.
Ergebnis: Anrufbeantworter aus dem Fenster. Reno glücklich. So einfach war das.
Clouds zarter Seele (Ich kann nicht glauben, dass das hier wirklich steht.), tat das natürlich überhaupt nicht gut, auch wenn er das kontinuierliche Eindringen in seine Privatsphäre erstaunlich gut wegsteckte.
Aber das war der Preis für seine zweifelhafte Berühmtheit als Arschtretter für besonders böse Jungs. Was aber nicht der Punkt war.
Mit solchen Dingen hatte ich mich schon längst abgefunden, so wie mit seinen spontanen Wochenendtrips, für die er mich einfach auf seinen heißgeliebten Fenrir packte und mit mir irgendwo zum Übernachten in die Pampa fuhr. Ob Wochenende war, oder nicht.
Dafür musste er meine Eifersuchtsanfälle und regelmäßigen Freudenfeuer ertragen. Genug Brennmaterial war schließlich vorhanden.
Was mir aber mehr Angst machte als alle diese Dinge zusammen (Sogar mehr als Tseng, wenn er richtig angepisst war.) und mich andauernd aus der Bahn warf, waren seine seltsamen Versuche romantisch zu sein.
Schuld daran war Tifa, die Cloud vor einigen Wochen gebeten hatte, mit ihr unter vier Augen zu sprechen.
Nachdem Cid, Yuffie und ich uns unsere Ohren an der Tür plattgedrückt hatten, während Vincent seine Ohren wahrscheinlich nur gespitzt hatte, war Yuffie einem Lachanfall nahe, Cid war zur Hintertür hinaus, wahrscheinlich um zu Fluchen und eine zu Rauchen, Vincent schmunzelte und ich stürzte zum Tresen, um mir das Stärkste hinter die Binde zu gießen, dass ich finden konnte.
Vergeblich.
So viel Alkohol konnte man nirgendwo finden, damit man so etwas vergaß.
Sie hatte ihn ernsthaft und in ihrem unvergleichlichen Super-Nanny-Tonfall („Du warst böse! Da musst du auf die Stille Treppe gehen!“ Gruselig…), gefragt, wie unser Liebesleben, denn aussähe.
Besser als ihres, wenn man mich um meine Meinung fragte.
Sowas fragen konnte auch nur sie. Wenigstens schien Cloud ganz meiner Meinung zu sein, nach seinem: „Gut…….Wieso?“, zu urteilen.
Was hatte sie denn für ein Problem?
Abgesehen von dem großen Problem, dass ich, der böse böse Turk Reno ihren kleinen (?), süßen und unschuldigen (??) Traumfreund Cloud angeblich schwul gemacht hatte und sie, die großartige Tifa ihn noch nicht hatte retten können, um hochgeistige Gespräche über ihre rein platonische Beziehung zu führen?
Ich war zufrieden, hatte genug zu essen, bekam meine Aufmerksamkeit und wurde ab und zu gestreichelt. Zwar war ich nicht sein Haustier, aber sowas brachte mich normalerweise dazu, demjenigen der so lieb war, bis ans Ende der Welt zu folgen. Einer der vielen Gründe, warum ich überhaupt bei den Turks gelandet war. So in etwa.
Jedenfalls hatte unsere heilige Nanny Tifa, dem lieben Cloud (Irre ich mich, oder werde ich langsam zu nett?) vorgeschlagen, er solle mehr mit mir unternehmen mich vielleicht einmal verwöhnen (WTF? Hatte sie sich schon einmal selbst zugehört?) und etwas Romantisches mit mir machen, ich zitiere: „Da du ihn sonst noch verlierst, Cloud. Zeig ihm, dass du ihn liebst!“
Cloud hatte seine Klappe gehalten und ich wollte nichts mehr hören. Stattdessen kippte ich ein Glas mit einem Gemisch aus so viel hochprozentigem Stoff, dass man schon vom Riechen beschwipst wurde. Und Vincents Mundwinkel zuckten immer noch nach oben, als wäre das Peinlichste noch lange nicht vorbei.
Wie Recht ich mit dieser Vermutung hatte, erfuhr ich erst einige Tage später. Mein Stacheligel hatte Tifas Rat noch nicht befolgt, wofür ich verdammt dankbar war.
Bei einem weiteren Besuch (Bei dem Cloud plötzlich etwas Wichtiges einfiel und er mich wortwörtlich sitzen ließ.) versuchte Tifa mich subtil auszufragen. „Was findest du eigentlich romantisch?“ Nachdem sie mir mindestens eine ganze halbe Stunde vorgeschwärmt hatte, wie ihr perfektes Date aussehen musste.
Ich war zwar nicht der beste Turk, aber so einen plumpen Versuch mich auszufragen, erkannte ich gerade noch.
Spontan fielen mir gefühlte 30 blöde Antworten ein.
Ganz oben: Teddybären im Mixer waschen, Häuser in die Luft jagen, meine Steuererklärung machen, und einfach nur um sie zu ärgern: Als Cloud und ich XXX und XXX, gefolgt von XXX. Da wir aber nett zu Tifa sein wollten und sie dann vielleicht endlich einmal Ruhe gab…
„Keine Ahnung, Blumen vielleicht? So einen Pralinenquatsch?“
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass sich meine Vorstellung von Romantik auf Heimatfilme und Schnulzen bezog. Echte Erfahrung in einer Beziehung konnte ich darüber noch nicht sammeln. Dabei wurde eigentlich schon alles als Beziehung gewertet, das über mehrmals miteinander ins Bett hüpfen ging. Was das anging, war ich mit Cloud schon so gut wie verheiratet. Gruselige Vorstellung…
Wer würde das Kleid tragen? …… Äh ja, weiter im Text…
„Das ist doch bestimmt nicht alles!“ Sie durchbohrte mich mit großen, glänzenden, gierigen Augen (Der Anblick des reinen Bösen ist nichts dagegen, ich sag es euch! Da doch lieber Sephiroth!) und wartete wie ein Junkie darauf, dass ich weitersprach, während ich mich dabei ertappte, so weit wie möglich von ihr wegzurutschen.
Diese Frau machte mir Angst!
„Was weiß ich… Kerzenlicht? Kuscheln?“ Verzweifelt versuchte ich mich daran zu erinnern, was sie vor ein paar Minuten noch als romantisch bezeichnet hatte.
„Sonnenuntergänge? Lange Spaziergänge? Lange schnulzige Liebeserklärungen? Regen?“
Upps, das Letzte schien ihr nicht zu passen. „Regen?“ Sie runzelte die Stirn. Sollte ich wegrennen, solange sie nachdachte? „Was findest du an Regen schön?“
Alles? War mein eigener Geschmack, meine Individualität auf einmal nicht mehr erwünscht?
„Wenn man in den Slums unter Midgar aufwächst, sieht man nicht viel vom Regen oder vom Himmel im Allgemeinen“, antwortete ich etwas gereizt. Als würde ich jetzt anfangen ihr mein Herz auszuschütten.
Zum Glück konnte ich dann verschwinden und entkam weiteren Fragen ihrerseits.
Damit begann der Horror erst.
Eine Woche später schloss ich die Tür zu meiner Wohnung auf, und…
Blumen. Dazwischen Pralinenschachteln und ein Cloud, der mich neugierig ansah. Er hatte anscheinend eine Tonne von Aeriths Blumen geopfert, um meine Wohnung damit in ein Blumenmeer zu verwandeln.
Meine Reaktion war wie folgt: Ich fasste mir an den Kopf, murmelte „Tschuldigung, hab mich in der Tür geirrt“, und trat den Rückzug an. Über Nacht campierte ich auf Rudes Couch und drohte ihm mit der Verwüstung seiner Sonnenbrillensammlung und anderen kreativen Strafen, sollte er irgendwem sagen wo ich war. Die Blumen waren am nächsten Tag verschwunden, ebenso wie die Pralinen.
Danach meinte ich der Horror wäre endgültig erledigt, aber bei mir musste irgendwer irgendwo meinen, er hätte mir noch nicht genug angetan.
Ungefähr eine Woche nach dem Blumenunfall, für den ich nie eine Erklärung erhielt, meinte Cloud eines Abends, ich sollte mitkommen. Brav wie ich war, ging ich mit.
Eine totgeschlagene dreiviertel Stunde, stapfte ich mit den Händen in den Taschen hinter ihm her und durch ein Viertel von Midgar, das so ausgestorben war, wie meine Keksdose in der Küche. (Nach einem sehr peinlichen Besuch von Cloud, der Marlene im Schlepptau hatte, waren die Kondome umgezogen…)
„Darf ich dich was fragen?“
Die blonde Frisur, auf die ich schon seit einer Viertelstunde starrte, blieb stehen und er nickte, ohne sich umzudrehen.
„Was willst du hier eigentlich?“
Er drehte sich um und starrte mich in Grund und Boden. Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Im nächsten Moment hatte ich eine Erleuchtung. Ohne ein Wort steuerte ich die nahste Bushaltestelle an. Lange Spaziergänge hatte ich durch meinen Job genug.
Der Abend war für mich sowieso gelaufen, also tat ich das, was ich an solchen Abenden immer machte.
Ich platzte ungeladen bei irgendjemandem, den ich kannte, rein und becherte mich zu, bevor ich im Sitzen einpennte. Mein Opfer an diesem Tag war Vincent. Der mich an der Tür schon ansah, als wüsste er was los war, während ich mich an ihm vorbeidrängelte und mich zielstrebig in Richtung Alkohol bewegte. Ich könnte schon fast als Alkoholdetektor arbeiten.
Den Rest des Abends war ich mit Schlucken beschäftigt, bevor ich mir die Schuhe von den Füßen kickte und mit einem Grunzen einschlief. Als ich aufwachte, saß Cloud in dem Sessel, von dem aus Vincent mir leicht schmunzelnd und kopfschüttelnd zugesehen hatte. Gerade als er versuchte den Mund aufzumachen, griff ich panisch nach einem Kissen und bedeckte meine Ohren.
„Vergiss es“, meinte ich immer noch leicht beduselt. „Egal was für eine schnulzige Liebeserklärung oder was du sonst wegen Tifa vorbereitet hast, vergiss es und halt die Klappe! Ich bin zufrieden! Reicht das?“
Ohne meinen Kopf aus der Mulde in der Couch zu heben, lüftete ich das Kissen. Stille. Ich sah dann doch noch auf.
Cloud war aufgestanden und kam grinsend (!) auf mich zu. Dann stand er vor mir, packte mich am Nacken und brachte mich mit einem seiner Küsse dazu, Zeit und Raum zu vergessen.
- - -
Schwitzend und leicht keuchend, (Schön, dass ich langsam seine Kondition herausforderte.) rollte Cloud sich von mir runter, zog mich in seine Arme und drückte mir noch einen Kuss auf, bevor er seine Augen schloss und aussah, als wäre er sofort eingeschlafen.
„Warnt mich vor, solltet ihr das nächste Mal so etwas vorhaben“, meinte Vincent nur, als er mit einer Tüte in der Hand durch das Wohnzimmer lief.
Aus irgendeinem kindischen Instinkt heraus, streckte ich meine Zunge in seine Richtung und rückte näher an meine Stachelfrisur heran, die inzwischen mit mir unter einem Teppich lag. Damit war das Thema Romantik hoffentlich abgehakt. Hoffentlich.
Ich hörte Clouds Fenrir in die Straße einbiegen und vor meinem Haus zum Stehen kommen, aber das war es schon. Heute war ich einfach nicht da. Auch für ihn nicht.
Leicht abwesend versuchte ich die Regentropfen mit meiner Zunge einzufangen, bevor ich wieder ruhig und nass bis auf die Knochen im Regen dasaß. Wie schon die letzten zwei Stunden, die ich ebenfalls hier auf dem Dach verbracht hatte, ohne mich um irgendwas zu kümmern. Es war vielleicht seltsam, aber es gefiel mir, und das war die Hauptsache.
Dass sich nach einigen Minuten Cloud neben mich setzte, ignorierte ich einfach. So oft regnete es hier auch wieder nicht.
Wahrscheinlich machte ich ihn mit meiner Schweigsamkeit nervös, denn er bewegte sich im Sitzen hin und her, als würde er etwas dringend loswerden wollen. Als eine, wie ich fand, angemessene Zeitspanne vergangen war, schaute ich in seine Richtung
„Was hatte Tifa heute vor?“ Dabei lehnte ich mich an ihn und war mit der Situation zufrieden.
„Ein Restaurant .“ Worüber er nicht wirklich froh klang. Kurz bekam ich Panik. „Du wirst mich dort nicht hinschleppen, oder?“
Er schmunzelte. „Nein.“ Jetzt war ich richtig neugierig. „Was hast du ihr gesagt?“
Sein Arm schlang sich um mich und zog mich näher. „Dass es da jemanden gäbe, der ihre Hilfe dringender braucht.“ Mehr würde ich jetzt nicht aus ihm herausbekommen, aber das hatte schließlich noch Zeit.
Das Bild aus der Zeitung, das uns beide völlig durchnässt und in einer Umarmung zeigte, bekam einen Ehrenplatz an meiner Wand.
Und irgendwie bekamen wir unsere Beziehung auch ohne den ganzen romantischen Quatsch auf die Reihe. Das wir beide nicht die allergrößten Romantiker waren, half vielleicht ein bisschen.
Dass man in einer Beziehung mit Cloud Strife einiges mitmachen musste, war mir von Anfang an klar gewesen. Aber damit musste man auch bei mir rechnen…
Ende?
Noch nicht ganz:
Im Restaurant
Man sah Vincent Valentine nicht oft in der Öffentlichkeit, und wenn, dann traute man sich nicht ihn anzusprechen. Deswegen war es für das Personal und die Gäste des Hungrigen Mogrys ein Schock, als er an diesem Abend das Restaurant betrat. Mit Damenbegleitung.
Nach ungefähr einer Stunde, unterdrückte die eine Hälfte der Anwesenden ein Lachen, während die andere Hälfte mit dem armen Kerl ziemliches Mitleid hatte.
„Und Vincent? Hast du eigentlich was Festes? Bei dir müsste es kein Problem sein, jemanden zu finden, oder?“
Und Vincent? Der nahm sich vor, in naher Zukunft ein langes Gespräch mit Reno und Cloud zu führen, das einen kurzen Lehrgang beinhaltete, was passierte, wenn man ihm seine Ruhe nicht gönnte.
Vorausgesetzt er überlebte diesen Abend…
„Komm, sag schon. Es gibt bestimmt genug Frauen, die auf den dunklen Vampir-Style stehen!“
Wenn, dann würde es ein sehr langes Gespräch werden…
Ende!
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