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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 122 | |
Wörter: | 3.566 | |
Zeichen: | 20.624 |
Bitte versucht mal vor dem Lesen herauszufinden zu welcher Fraktion sie bisher gehört hat und welche sie wählen wird. Mal sehen, ob ihr richtig liegt.
Langsam laufe ich durch das große Gebäude, in dem sich am heutigen Tag so gut wie jede Familie aus ganz Chicago eingefunden hat. Der cremefarbene Stein, aus dem die Wände des Ganges gebaut sind, die in den großen Versammlungssaal führen, wirkt völlig kalt und würde mich wahrscheinlich abschrecken, doch wenn man aus meiner Fraktion kommt, ist cremeweiß eine warme, ausdrucksstarke Farbe, die man so nie zu sehen bekommt. "Kommst du Phi?", fragt meine Mutter mit leichter Eile. Schnell schließe ich mich wieder unserer Familie an und bewege mich mit ihnen in einen großen Saal hinein. Normalerweise würde ich vielleicht staunen, doch das gehört sich für Leute aus meiner Fraktion nicht. Neugierde ist nichts, was meine Gesellschaft schätzt, also verzichte auch ich auf diese Art des Egoismus, die sich in die Köpfe so vieler Menschen schleicht. Aufmerksam lasse ich meinen Blick durch die Sitzreihen wandern, die im Halbkreis an einer Wand aufgestellt wurden und allen einen ausgezeichneten Blick auf das Geschehen bieten werden.
Meinen Eltern folgend, laufe ich im Schneckentempo vor den Sitzen entlang, zu der Gruppe von grau gekleideten, unauffälligen Leuten, die zu meiner Fraktion gehören. Unsicher folge ich meinen Eltern zu drei freien Plätzen, vor denen wir stehen bleiben."Geh du zuerst, Schatz", bittet meine Mom. "Nein, geh du als erste", hält mein Dad gegen. Gerade will ich widersprechen, doch da fällt mir mein Vater ins Wort: "Phi geht als Letzte, weil sie eher als wir wieder raus muss." Kurz überlegt meine Mom, nickt dann aber zustimmend, während mein Vater sich auf einen der Sitze setzt, doch anstatt ihm zu folgen, bleibt meine Mutter noch kurz stehen und sieht mich an. Bei der Berührung ihrer Hände, die sich auf meine Schultern legen, zucke ich erschrocken zusammen. Dieses Verhalten ist für die Mitglieder meiner Gemeinschaft, den Altruan, vollkommen untypisch und auch nicht sonderlich gewünscht, da keiner von uns wirklich gerne berührt wird. Das ist auch einer der Gründe, warum wir von den anderen Fraktionen als steif oder als frömmelnde Tyrannen, die der Bevölkerung ihren Lebensstil der völligen Selbstverleugnung aufzwingen wollen, doch das sind wir nicht. Wir sind unbestechlich, weshalb wir diese Gesellschaft führen und die Aufgabe haben die Güter dieser Stadt gerecht zu verteilen, doch viele glauben uns das nicht, weshalb sie Angst vor uns haben und nicht wollen, dass wir alle Kontrolle haben, doch wir sind fair und sorgen uns um diese Stadt.
Die Stimme meiner Mutter klingt sanft, als sie zum Sprechen ansetzt: "Phi?" "Ja, Mom?", frage ich verwundert und schaue tief in ihre aufrichtigen, grünen Augen, die immer ehrlich sind und mein Herz jedes Mal zum Schmelzen bringen, wenn ich hineinsehe. "Ich will, dass du weißt, dass ich stolz auf dich bin und dich immer lieben werde, egal was du wählst, Schatz", erklärt sie liebevoll und setzt sich dann neben meinen Vater. "Danke, Mom", sage ich mit wirklichem Dank in meinen Worten und lasse mich auf meinen Platz in der Gruppe von Altruan sinken, in der ich mit meiner vollkommen grauen Kleidung komplett verschwinde. Dieses Gefühl, dass ich in der Masse verschwinden kann und für andere vollkommen unsichtbar bin, ist für mich schon seit Anbeginn meines Lebens etwas Besonderes und ich würde es niemals gegen das Gefühl von Besitz, Neugierde oder Egoismus einsetzen, denn diese sind eine gefährliche Last, die jeder Angehörige einer anderen Fraktion mit sich herum tragen muss. Besonders die Ken, die selbst wie zugegebener Maßen als unsere Hauptgegner betrachten, müssen diese Last mit sich tragen, in dem sie immer weiter versuchen alles zu wissen und nie genug haben. Das ist auch der Grund dafür, dass sie uns für die Verhinderer des Fortschrittes halten.
Lauter Applaus ertönt und eine blaue gekleidete Frau tritt auf die Bühne vor uns: "Unser System ist eine lebende, atmende Gesellschaft und der einzige Weg, der uns überleben lässt, ist, dass jeder von Ihnen, nach dem Erreichen des sechzehnten Lebensjahres, sich für eine unserer fünf Fraktionen entscheidet. Die Zukunft hängt von denen ab, die wissen, zu welcher Fraktion sie gehören." Mit diesen Worten eröffnet die Präsidentin von Chicago, die gleichzeitig auch eine Ken ist, die alljährliche Zeremonie, an der jeder Jugendlich, der gerade sechzehn Jahre alt geworden ist, teilnehmen muss, um über seine eigene Zukunft zu entscheiden. Hierbei hat jeder fünf Wege, für die man sich entscheiden kann. Die fünf Fraktionen! Jede von ihnen hat eine besondere Aufgabe in der Gesellschaft und verkörpert andere Prinzipien. Ich wurde bei den Altruan, den Selbstlosen, geboren und soll mich heute für eine Fraktion entscheiden, nachdem ein besonderer Test, den jeder andere auch vor wenigen Tagen noch durchlaufen hat, gemacht habe, um herauszufinden, was am besten zu mir passt. Von dem Ergebnis habe ich niemandem erzählt, da es mir mehr als unangenehm ist im Rampenlicht zu stehen. Außerdem ist es ja sowieso keine wirklich große Sache für mich.
Als die Frau die Bühne wieder verlassen hat, nimmt ein älterer Mann mit schütterem grauen Haar, der in schwarze Kleidung gehüllt ist, ihren Platz ein und redet weiter: "Liebe Familien in diesem Raum. Ihre Kinder werden heute zu vollständigen Mitgliedern unserer Gesellschaft werden und über ihre Zukunft entscheiden. Dabei herrscht immer unser Motto 'Fraktion vor Blut'!" Wie automatisch sprechen fast alle wie im Chor das Motto dieser Zeremonie mit dem Mann, der jedes Jahr auf dieser Bühne steht, um ein paar Worte zu sagen, bevor es losgehen kann.
Schützend legt meine Mom ihre linke Hand auf meine Rechte und verschränkt ihre Finger in meinen. Von der Seite werfe ich ihr einen Blick zu und nehme ich warmes Lächeln wahr. Diese Berührung ist ein Akt ihrer Liebe und lässt mich nicht zurückzucken, sondern beruhigt stattdessen mein ängstlich schlagendes Herz, obwohl es wohl wenig Grund dazu hat.
Nun werden immer wieder Leute aus den verschiedensten Fraktionen der Reihe nach auf die Bühne gerufen, wo fünf Schüsseln stehen. Mit den Augen verfolge ich, die wie ein Junge auf die cremefarbene Bühne steigt und vor einem steinernen Tisch mit fünf Schalen darauf stehen bleibt. Daneben liegt ein großes Messer, dass bei dieser Zeremonie eine besondere Verwendung finden wird. Jede der Schalen steht für eine der fünf Fraktionen und beinhaltet ein anderes Material. Die der Altruan enthält blauen Stein, die unsere Fraktion repräsentieren und unser bevorzugtes Element ist.
Kurz überlegt der Junge, bevor er nach dem Messer greift und es über seine Handfläche gleiten lässt. Dabei verzieht sich sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse und ein kleiner, dunkelroter Blutstropfen beginnt langsam auf dem Schnitt zu fließen und sich einen Weg seine Handfläche hinunter zu bahnen. Selbstsicher hält der Junge die verletzte Hand über die Schale, die mit klarem Wasser gefüllt ist und drückt das geschnittene Fleisch fest zufassen, damit das Blut ein wenig schneller fließt. Dann verlässt ein einzelner, roter Tropfen die Hand und segelt geradewegs hinab. Auf das wartend, was gleich passieren wird, beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Als sich das Blut mit dem Wasser vermischt, zischt es kurz leicht und der grauhaarige Mann, der neben dem Jungen auf der Bühne steht, verkündet mit lauter Stimme die Fraktion, für die sich der Junge entschieden hat: "Ken!" Die Ken applaudieren laut und empfanden ihr neues Mitglied enthusiastisch.
So geht es eine Ewigkeit lang weiter und ich verfolge alles gespannt, bis ich plötzlich nach einem Mädchen mit dem Namen Jules, aufgerufen werde. Aus meiner Trance, in die ich gefallen bin, aufgeschreckt, sehe ich meine Mutter ein wenig überfordert hat. Was muss ich jetzt nochmal tun? Diese lächelt jedoch nur freundlich und flüstert: "Du bist dran, Schatz. Ich glaube an dich!" Durch ihre Worte bestärkt stehe ich nun, wie meine Vorgängerin, auf und laufe langsam die unzähligen, gefühlt nie endenden, Treppenstufen hinunter, bis ich auf der Bühne ankomme.
Dort angekommen, drehe ich mich sofort zu den Schalen, damit ich die Blicke der Anderen nicht sehen muss, die mich gespannt anstarren, doch selbst in diesem Zustand kann ich spüren, wie ich von allen Seiten angestarrt werde. Am liebsten würde ich einfach nur im Boden versinken, doch anstatt einfach wegzulaufen, strecke ich meine leicht zitternde Hand aus und nehme das Messer in die Hand, während ich unsicher die fünf Gefäße vor mir mustere. Die metallene Klinge in meinen Händen, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Niemals sonst würde ich darüber nachdenken irgendeine Art von Waffen in die Hand zu nehmen oder zu nutzen.
Mit zitternden Fingern führe ich die kalte Schneide an die Haut meiner linken Handfläche und will schneiden, doch kurz bevor das Material mich berührt, zucke ich zurück und lasse es. Wieso muss man sich für das hier unbedingt schneiden? "Jetzt mach schon, kleine Stiff", ruft jemand aus dem Publikum laut, nimmt mir noch mehr von meinem Selbstbewusst sein und lässt den Wunsch sofort hier zu verschwinden in meinem Hirn gedeihen. Um vor all diesen Leuten jedoch nicht wie ein Feigling dazu stehen, versuche ich es erneut und schneide dieses Mal tatsächlich in meine eigene Haut. Das Einzige, was ich denken kann ist, dass ich wahnsinnig geworden sein muss, so etwas Verrücktes zu tun.
Als ich meine Hand langsam zu der Schale bewege, die laut den Tests meine Bestimmung ist, höre ich immer wieder die Stimme der Frau in meinem Kopf, die mir mein Ergebnis mitteilte. "Du bist ohne Zweifel eine Altruan! Du bist ohne Zweifel eine Altruan!", wiederholen sich ihre Worte immer wieder in meinem Kopf und nehme mich tatsächlich all meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Tests, als ich mein Blut in die Schüssel voll mit blauen, ovalen Steinen aus meiner eigenen Fraktion tropfen lasse. "Altruan!", ertönt es vonseiten des Mannes her und ich drehe mich zu den Leuten in meinem Rücken herum, als das leise, dezente Klatschen meiner Fraktion wahrnehme. Es mag zwar leise sein, doch für mich ist es viel mehr als nur ein Klatschen. Für mich ist es die Bestätigung dafür, dass ich willkommen bin und dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, denn ich habe nicht wegen des Blutes entschieden, dass ich in mir trage, sondern wegen der Persönlichkeit, die ich habe und den Prinzipien, die ich vertrete.
Schnellen Schrittes laufe ich zu meiner Fraktion zurück und steige die Stufe hinauf, bis ich bei meinen Eltern ankomme, die ein stolzes Lächeln auf ihren Lippen trage und mich zum zweiten Mal in meinem Leben in der Gesellschaft der Altruan willkommen heißen.
Bitte versucht mal vor dem Lesen herauszufinden zu welcher Fraktion sie bisher gehört hat und welche sie wählen wird. Mal sehen, ob ihr richtig liegt.
In der Menge von schwarz gekleideten Menschen um mich herum gehe ich total unter. Das Einzige, was mich von den anderen abhebt, ist mein feuerrotes Haar, dass ich zum Teil unter einer ebenfalls schwarzen Mütze verberge. Mein Atem geht schnell und meine Füße donnern auf dem Asphalt neben denen der anderen, doch obwohl ich so schnell laufe, wie ich kann, liege ich hinten. Diese Athletiksache ist echt nicht meins! Zum Glück wird sich heute für mich alles ändern und ich komme endlich in die Fraktion, für die ich bestimmt bin.
Diese ganzen Schaukämpfe und Tattoos füllen mich einfach nicht aus und ich bin lieber vorsichtig und vernünftig, bevor ich unbedacht einfach von Zug zu Zug springe, weshalb mich die meisten anderen bei mir zu Hause Feige nennen und nicht gerne viel Zeit mit mir verbringen.
Als Letzte komme ich an dem Gebäude an, in dem sich heute jeder Bewohner Chicagos, der das sechzehnte Lebensjahr erreicht hat, mit seiner Familie einfindet, um sich für eine Fraktion zu entscheiden, nachdem ein Test uns klar gezeigt hat, welche Fraktion wirklich zu uns passt. Im Durchschnitt wechseln sogar mehr Leute die Fraktion, als dass sie bei der bleiben, in die sie hinein geboren wurden. Für mich war schon immer klar, dass ich auf keinen Fall bei meiner Fraktion, den Ferox bleiben werde, sondern dass ein anderer Weg für mich der Richtige ist. Ich bin eben nicht Furchtlos!
Wie immer betrete ich als Letzte unser Ziel und verlangsame dort angekommen mein Tempo, weil meine Kondition einfach nicht gut genug ist, um weiter zu rennen.
Meine Eltern sind heute nicht an meiner Seite, da sie arbeiten müssen, um genug Geld zu haben, damit sie meine beiden kleinen Geschwister versorgen können. Die Arbeit in der Waffenfabrik bringt eben nicht genügend Geld, um eine große Familie richtig versorgen zu können. Das ist auch der Grund, warum ich oft in der Fabrik helfe, obwohl sie unzählige Gefahren bringt. Deshalb wird meine Freude auf diesen Tag auch ein wenig gedämpft, denn jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, dass ich die Fraktion wechseln will, versetzt mir das einen festen Stich ins Herz, weil ich damit auch meine Familie zurücklassen muss.
Den anderen folgend, trete ich in den großen Konferenzsaal hinein, der jedes Jahr für die "Zeremonie der Bestimmungen" genutzt wird. Mein Blick schweift durch die Stuhlreihen. Jede Fraktion ist ausreichend vertretend und es versetzt mich in ein berauschendes Gefühl zu wissen, dass eine dieser Fraktionen meine neue Familie sein wird.
Irgendwo ganz hinten lasse ich mich auf einen Stuhl im Bereich der Ferox fallen und Warte gespannt darauf, dass es losgeht, während ich versuche mein nervöses Herz zu beruhigen, was mit der Zeit immer schwerer wird und als dann eine in blaue gekleidete Frau, eine Ken, die Bühne betritt, fühlt es sich so an, als würde ich gleich einen Herzinfarkt erleiden. Scheinbar atme ich so laut, dass auch die anderen Ferox merken wie aufgeregt ich bin, denn von allen Seiten werden von mir vonseiten der Ferox genervte Blicke zu geworfen. Das ist wohl der Moment, in dem ich meine Eltern am liebsten um mich hätte. Schnell richtige ich den Blick auf den dunklen Boden unter mir und starre schließe meine Finger fest um die Armlehnen meines Stuhles, um meine Aufregung so irgendwie unter Kontrolle zu bringen.
Dann beginnt die Frau auf der Bühne zu sprechen und lauter Applaus ertönt, während ich interessiert zuzuhören versuche: "Unser System ist eine lebende, atmende Gesellschaft und der einzige Weg, der uns überleben lässt, ist, dass jeder von Ihnen, nach dem Erreichen des sechzehnten Lebensjahres, sich für eine unserer fünf Fraktionen entscheidet. Die Zukunft hängt von denen ab, die wissen, zu welcher Fraktion sie gehören." Mit diesen Worten eröffnet die Präsidentin von Chicago, die alljährliche Zeremonie. Hierbei hat jeder fünf Wege, für die er sich heute entscheiden kann. Die fünf Fraktionen! Jede von ihnen hat eine besondere Aufgabe in der Gesellschaft und verkörpert andere Prinzipien. Ich wurde bei den Ferox, den Furchtlosen, der Staatspolizei, geboren und soll mich heute für eine Fraktion entscheiden, nachdem ich einen Test gemacht habe, um herauszufinden, was am besten zu mir passt. Von dem Ergebnis habe ich niemandem erzählt, weil meine Eltern versucht hätten mich umzustimmen, wenn sie gewusst hätten, dass ich die Ferox heute verlassen werde.
Als die Frau die Bühne wieder verlassen hat, nimmt ein älterer Mann mit grauen Haaren, der in schwarze Kleidung gehüllt ist und somit ein Candor sein muss, ihren Platz ein und redet weiter: "Liebe Familien in diesem Raum. Ihre Kinder werden heute zu vollständigen Mitgliedern unserer Gesellschaft werden und über ihre Zukunft entscheiden. Dabei herrscht immer unser Motto 'Fraktion vor Blut'!" Wie automatisch sprechen fast alle wie im Chor das Motto dieser Zeremonie mit dem Mann, der jedes Jahr auf dieser Bühne steht, um ein paar Worte zu sagen, bevor es losgehen kann. Auch ich erhebe meine Stimme, um laut mitzusprechen, denn in den letzten Jahren habe ich dieses Motto jeden Tag mehr verinnerlicht und mich entschieden danach zu leben, denn mein Blut soll mich nicht davon abhalten meiner Bestimmung nachzugehen.
Nun werden immer wieder Leute aus den verschiedensten Fraktionen der Reihe nach auf die Bühne gerufen, wo fünf Schüsseln stehen. Mit den Augen verfolge ich, die wie ein Junge auf die cremefarbene Bühne steigt und vor einem steinernen Tisch mit fünf Schalen darauf stehen bleibt. Daneben liegt ein großes Messer, dass bei dieser Zeremonie eine besondere Verwendung finden wird. Jede der Schalen steht für eine der fünf Fraktionen und beinhaltet ein anderes Material. Die der Ferox brennende Kohle, die den Mut unsere Fraktion zeigen soll.
Immer wieder treten Jugendliche nach vorne, ziehen das Messer und lassen ihr Blut in die Schale fließen, die zu der Fraktion gehört, für die er sich entschieden hat. Der Candor auf der Bühne, verkündet dann die Wahl für alle laut.
Nach einer kurzen Weile höre ich plötzlich wie ich aufgerufen werde: "Jules Martin." Wie von der Wespe gestochen springe ich auf und muss mich bremsen, um nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Bevor ich langsam die Treppe hinuntersteige, streiche ich noch kurz meine Kleidung glatt, um wenigstens nicht ganz schrecklich aus zu sehen. In diesem Moment, in dem alle Blicke auf mich gerichtet sind, fühle ich mich in meiner schwarzen Kleidung völlig unwohl und würde sie am liebsten sofort gegen die einer anderen Fraktion eintauschen. Auch das kleine Messer, das in das Leder meines Stiefels eingenäht ist, fühlt sich total falsch und fehl am Platz an. Nie hätte ich die Kraft, um irgendwem hier zu töten, weshalb ich sicher bin, dass meine heutige Entscheidung die richtige sein wird.
Während ich bedächtig die Treppenstufen hinuntersteife, kann ich über nichts anderes nachdenken, als über die Vorurteile, die auf meiner Fraktion lasten und daran, dass ich sie in vielen Fällen nur bestätigen kann. In meinen Augen sind die Ferox keine Beschützer, sondern brutale, gewaltbereite, grausame, skrupellose Menschen, die nicht wirklich mit ihrer Intelligenz glänzen können.
Unten angekommen schreite ich schnell zu dem Messer, welches neben den Schalen liegt, die unsere Fraktionen vertreten. Lächelnd drehe ich mich nochmal zu den Fraktionen zurück und schaue in die gespannten Gesichter der Anwesenden, die mein Handeln mit Argusaugen verfolgen. Ich drehe mich zurück und will nach dem Messer greifen, doch gerade als meine Finger fast den Griff der Waffe berühren, verlässt mich mein Selbstbewusstsein und ich beginne mich zu fragen, warum unbedingt Blut fließen muss, damit ich ein neues Leben beginnen muss. Warum kann ich nicht friedlich in die neue Gesellschaft eintreten?
Mir graut es bereits vor den Schmerzen, bevor das kalte Material überhaupt in meine Haut schneidet. Unsicher atme ich noch einmal tief durch und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, bevor ich mir, ein wenig zu tief, in das Fleisch meiner linken Hand schneide.
Als Blut heraus zu fließen beginnt, weiß ich genau, dass es jetzt schnell gehen muss, doch irgendwie fühle ich mich wie in Trance versetzt und kann mich nicht bewegen. Erneut stecke ich in einer totalen Zwickmühle. Soll ich meine Familie verlassen und mich für die Fraktion entscheiden, die laut der Frau, die mit mir die Tests gemacht hat, perfekt für mich ist, oder bei meiner Familie bleiben und weiterhin das Leben führen, dass mich so unglücklich macht. Plötzlich sehe ich die Gesichter meiner kleinen Geschwister vor mir und bewege meine zitternde Hand in die Richtungen, der glühenden Kohlen, die die Ferox repräsentieren und ein Blutstropfen fällt hinunter, doch dann höre ich die Worte dieser Frau, die mir mein Ergebnis mitteilte: "Du bist in Wirklichkeit eine Amite, Jules Martin!" Diese Worte haben mich damals so sehr überzeugt und tun das auch in diesem Moment, weshalb ich blitzschnell das Messer fallen lasse, meine unverletzte Hand ausstrecke und den Tropfen auffange, bevor er auf Kohlen trifft. Erleichtert atme ich durch und bewege mich stattdessen auf die Schale voller Erde zu, die den Amite gehört, und lasse einen anderen Blutstropfen in die richtige Schale fallen. "Amite!", wird von dem Mann zu meiner Rechten verkündet und ich drehe mich um.
Die Mitglieder meiner neuen Fraktion sind aufgestanden und applaudieren laut für mich. Das Gefühl von purer Freude macht sich in mir breit und ich laufe beschwingten Schrittes auf meine neue Familie zu und lasse meine Vergangenheit hinter mir. Das ist das erste Mal, dass ich mich vollkommen willkommen in einer Gesellschaft fühle. Meine Bestimmung sind eben die Amite. Das wissen auch mein Kopf und mein freudig auf und ab hüpfendes Herz!
Mit diesem Kapitel bin ich irgendwie mega unzufrieden, aber was soll's!
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Arduinna • Am 09.09.2018 um 10:20 Uhr | |
Hi, Ich finde deine Geschichte bisher sehr interessant. Mir ist es tatsächlich bei beiden gelungen, die Herkunftsfraktion zu erraten, was, sobald man die Kleidung kannte, ja auch nicht schwer war. Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut, man kann sich in die Charaktere hineinversetzen und versteht auch, warum sie sich schließlich für ihre endgültigen Wahlen entschieden haben. Ich finde es interessant, dass beide Charaktere bisher bei beiden Testergebnissen eine Eindeutigkeit festgestellt wurde. Ich fände es spannend, einmal zu lesen, was wäre, wenn jemand mit so einer Eindeutigkeit gar nicht zufrieden wäre, sprich, in eine andere Fraktion geht, als der Test sagt. Alles in allem aber bisher sehr interessant zu lesen, auch die Kapitellänge ist angenehm und ich bin gespannt, was für eine Fraktion das nächste Mal drankommt. LG Ari Mehr anzeigen |
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