******************** Nüchtern betrachtet von werfweggeschicht ******************** Ich bin nicht mehr gerne betrunken. Das Gefühl nicht mehr die komplette Kontrolle über meinen Körper zu haben bereitet mir Unbehagen und kein Gefühl von Freiheit – „mal loslassen“. Es mag vielleicht daran liegen, dass ich in Angst darum bin ein Teil der Kontrolle abzugeben, die ich über meinen Körper und meine Gedanken habe. Angst davor habe diese Gedanken preiszugeben. Jedoch passiert es in den letzten Monaten immer wieder, dass ich Alkohol konsumiere, wenn ich in Gesellschaft bin. Auch wenn es in den meisten Fällen nur bei geringen Mengen bleibt.   „Es gehört irgendwie dazu“ ist oft die Aussage. „Aber du trinkst schon noch, oder?“. „Wo ist dein Bier?“. Das alles sind Fragen, die ich immer wieder höre, wenn ich nicht oder wenig trinke. Wenn ich sage, dass ich nicht trinken möchte werde ich doof angeschaut oder gefragt warum. Ich fühle mich dann unter Druck gesetzt, obwohl es für mich zumindest, das Normale sein sollte, keine Drogen zu nehmen. Oft passiert sowas in größeren Gruppen, in denen ich mich durch meine Unsicherheit sowieso schon unwohl fühle. Wenn ich unter Menschen bin, bei denen ich mich wohl fühle, tanze ich ausgelassen, unterhalte mich über alles mögliche und habe nie das Gefühl von peinlichem Schweigen, falls es grade nichts zu sagen gibt. In Gruppen, in denen ich mich nicht direkt wohl fühle, kann ich mich manchmal auch fallen lassen, doch das braucht Zeit. Ich weiß, wenn ich Alkohol trinke kann ich das in fast jeder Gruppe und es geht schneller. Mir wird jedoch immer unwohler bei en Gedanken Alkohol dafür zu trinken, da ich denke, ich sollte nichts tun was ich nicht auch nüchtern tun würde. Doch in solchen Momenten verspüre ich druck dem ich oft nicht standhalte. Manchmal geht das auch außerhalb dieser Gruppen, ich brauche nur meine Zeit bis das passiert, mit Alkohol geht das leichter, doch ich finde, wenn ich das ohne Alkohol nicht möchte, sollte ich auch keinen nehmen, um das zu ändern, doch da bin ich wieder bei diesem Druck, dem ich oft nicht standhalte. Ich habe diese Abneigung gegen Alkohol unter anderem, weil ich den Kontakt zu stark alkoholisierten Menschen äußerst unangenehm finde und weil ich Alkoholiker in meinem näheren Umfeld hatte und habe.   In unserer Gesellschaft ist der Konsum von Alkohol zu Normalität geworden. Es ist nicht verpönt solange der Staat es erlaubt oder die Produktivität, im Verständnis unserer Gesellschaft, nicht beeinflusst wird. Dies zeigt zum Beispiel die Sprache, bei allen mir bekannten andren Drogen sagen wir explizit ich habe XY genommen oder dieses und jenes eingeschmissen . Bei Alkohol tuen wir dies oft nicht, wir sagen nur „ich habe gertunken“. „Ich habe getrunken“, eine Aussage die eigentlich für die Aufnahme von Wasser benutzt wurde, diese verwenden wird jetzt auch für Alkohol. Wenn wir sagen „Lass uns was trinken gehen“, ist im Normalfall Alkohol gemeint. Dabei sollte es doch eigentlich heißen „Lass uns treffen und reden“.     Der Konsum von Alkohol scheint zur absoluten Normalität geworden zu sein. Zumindest in den Fällen, in denen der Staat es erlaubt oder solange die Produktivität, im Verständnis unserer Gesellschaft, nicht groß dadurch beeinflusst wird. Dies zeigt zum Beispiel die Sprache, bei allen mir bekannten andren Drogen sagen wir explizit ich habe XY genommen oder dieses und jenes eingeschmissen Bei Alkohol sagen wir nur „ich habe getrunken“, was getrunken wurde, muss dabei gar nicht erwähnt werden. Wir verwenden eine Aussage, die ursprünglich für den Lebenserhalt durch die Zufuhr von Wasser gedacht war, plötzlich für die Aufnahme von Gift. Wenn wir sagen „Lass uns was trinken gehen“, ist im Normalfall Alkohol gemeint. Dabei sollte es doch eigentlich heißen „Lass uns treffen und reden“.   Ich mag das Zeug nicht, bitte klemmt euch demnächst Fragen darüber ob ich trinke, warum nicht und sowas Danke!                             ******************** Am 23.10.2021 um 17:56 von werfweggeschicht auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=v%7D9W-) ********************