******************** Kamerun von Unterwegs ******************** Ihr Name war Brigitte. Das komplette Leben verbrachte sie im Frankfurter Stadtteil Gallus, in dem Teil, der von den Bewohnern Kamerun genannt wird. Brigitte sprach nur von Kamerun. Als Junges Mädel ging sie zu den Adler Werken ans Band und musste diese während irgendeiner Entlassungswelle verlassen. Sie hatte geheiratet aber nie Kinder bekommen. Der Ehemann ging, andere Männer kamen. "Einen Mann zu finden ist kein Problem, da gibt es im Leben wirklich Schwierigeres" sagte sie mir einmal. Mit den Männern kam der Alkohol und mit der Entlassung kam mehr davon. Als ich Brigitte kennen lernte, hatte sie sich schon fest für den Alkohol entschieden. Sie verbrachte ihre Zeit am Kiosk, hatte dort ihre Freunde. Obwohl sie eine Wohnung besaß, lebte sie im Sommer regelmäßig mehrere Tage hintereinander auf der Straße. Hin und wieder kam sie zu mir und verkündete, sie wolle ab sofort ein "besseres Leben führen". Dann ging sie einkaufen, kaufte Fleisch und Gemüse. Jedoch blieben diese Lebensmittel zumeist ungenutzt auf dem Küchentisch liegen. Das Gemüse verwandelte sich zu Brei, die Plastikverpackungen des Fleisches blähten sich auf und zerplatzten manchmal. Sofort vielen Fliegen darüber her und der Tisch verwandelte sich in ein stinkendes und wimmelndes Biotop. Ich hatte Sie einige Zeit nicht gesehen. So ging ich los um sie in Kamerun zu suchen. An den üblichen Plätzen war sie nicht anzutreffen, zu Hause öffnete Niemand. Dann öffnete die Polizei. Brigitte lag in der Badewanne, schon einige Zeit nicht mehr am Leben. Die Lebensmittel für "ein besseres Leben" lagen auf dem Küchentisch und verfaulten. ******************** Am 10.12.2018 um 17:16 von Unterwegs auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=v%2A%3F%5Da) ********************