******************** Ab heute bin ich gegen Klima von Michael1958 ********************   Hiermit erkläre ich „Klima“ offiziell zu meinem persönlichen Unwort des Jahres. Bleibt mir bloß vom Leib damit! Keine Zeitung, keine Sendung im TV oder Radio, die mich nicht damit belästigen würde. Schlimmer noch: Selbst ein ordentlicher Smalltalk im Freundes- oder Familienkreis – entspannend und geschätzt weil belanglos – versickert irgendwann in diesem Sumpf und mutiert zur Diskussion, die wiederum nicht selten für schlechtes Klima sorgt. Gut, immerhin spricht man wieder miteinander, auch wenn wir im besten Falle nur eine leise Ahnung haben von dem, über das wir da reden. Folgerichtig habe ich mir vorgenommen, in Zukunft keine voreiligen Schlüsse mehr zu ziehen und tunlichst auf dumme Ratschläge zu verzichten, die ich ohnehin mit hoher Wahrscheinlichkeit selber nicht beherzigen würde oder (aus Unwissenheit) könnte. Das Thema Klima ist für mich gestorben. Aus! Schluss! Vorbei! So etwas kommt mir nicht mehr über die Lippen, ich werde den Teufel tun!   Recht hatten sie, unsere Vorfahren, denn sie wussten noch, dass Schweigen Gold ist, weil anderenfalls der Haussegen schief hing (das mit dem Haussegen ist so ziemlich aus der Mode gekommen). Ich verrate also niemandem mehr, wie ich das Klima finde: ob mir der Sommer vielleicht zu heiß war und zu trocken und dass mir der Herbst mit seinem Regen und dem endlosen düsteren Grau gestohlen bleiben kann. Vom Winter ganz zu schweigen. Insofern hat die Klimadiskussion durchaus Nachhaltiges bei mir bewirkt und mich damit trendy gemacht. Ja, Nachhaltigkeit ist angesagt. Was nicht nachhaltig ist, kann nichts wert sein. Archäologen in nicht allzu ferner Zukunft wird es freuen, dass sie – anders als ihre bedauernswerten Berufskollegen zuvor – nicht mehr tief im Boden buddeln müssen, um Relikte ihrer Vorfahren zu finden, aus denen sie im nächsten Schritt lückenlos Schlüsse auf deren Alltag damals ziehen können. Anhand dieser menschlichen Hinterlassenschaften lässt sich dann exakt rekonstruieren, warum die Wäsche immer weißer und die Wahrnehmung immer weichgespülter wurde. Als besonders nachhaltig wird sich Mikroplastik erweisen, das – obwohl winzig klein – im Zeitalter der virtuellen Realität dennoch auf keine Speicherplatte passte und sich demzufolge nicht löschen ließ.   Wenn heute Kinder auf die Straße gehen, um zu verhindern, was schon da ist, dann finde ich das doof. Damit stehe ich ganz in der Tradition meiner Eltern und deren Generation, die unsere Proteste damals bestenfalls müde belächelte. Der Unterschied zu heute: Wir haben nicht während der Schulzeit demonstriert! Nein, da lungerte ich nämlich recht häufig mit Freunden in irgendwelchen Spielunken herum. Heutzutage gibt es solche Kneipen nicht mehr, in denen man „blaumachen“ kann. „Lounge“ oder auch „Bar“ heißen die nun (das ist da, wo sich meist bärtige junge Männer gegenseitig die Sicht vernebeln und womöglich auch mehr). „Fridays For Future“ wären damals undenkbar gewesen, dann schon eher „Fridays For No Future“. Wenn ich mich recht entsinne, waren wir meistens gegen etwas – je nachdem, was gerade so angesagt war. GEGEN Atomkraftwerke und auch GEGEN Atomraketen. Später sind wir auch FÜR den Frieden auf der Welt ins Feld gezogen (Frieden war damals das, was heute Klima ist). Mit Bannern und Plakaten auf die Straße zu gehen war spaßig, wenn auch wenig erfolgreich. Atomraketen gibt es immer noch, Atomkraftwerke ebenso. Und das mit dem Frieden in der Welt hat auch nicht geklappt. Fazit: Für Frieden zu sein ist genauso bescheuert wie für Klima zu sein. Ich glaube, als junger Mensch heute würde ich eher GEGEN Klima auf die Straße gehen, denn GEGEN etwas zu sein macht mehr Spaß und es hält jung. Immerhin waren Proteste und Demonstrationen auch früher schon der natürliche Feind der Ja-Sager und Mit-dem-Kopf-Nicker, einer Spezies, die allerdings nie ernsthaft gefährdet war und entsprechend auf keiner Roten Liste irgendwelcher vom Aussterben bedrohter Arten auftauchte. Bis heute nicht, im Gegenteil: Der Bestand hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten prächtig entwickelt. Europaweit. Auch wir waren jung und naiv und glaubten tatsächlich, irgend etwas verändern zu können mit unserem Gerede und Getue. So wie diese nervende skandinavische Göre, die jüngst sogar vor den Vereinten Nationen reden durfte. Wir durften das nicht. Die steht jeden Tag in der Zeitung. Von uns hat man damals kaum Notiz genommen, schon gar nicht im Internet. Zugegeben, das gab es da noch nicht. Unsere Eltern, wie gesagt, fanden das doof mit dem Demonstrieren. Da sie ihre Jugend im Krieg verbracht hatten, waren sie lebenserfahren: Sie wussten, dass Protest a) auf keinen Fall gut und gesund sein kann und b) mit zunehmendem Alter (und bei entsprechender Erziehung) so oder so verstummt. Insofern war es ganz und gar verpönt, sich von Halbwüchsigen eines Besseren belehren zu lassen. Soweit kommt es noch! So wird es auch Greta ergehen, die von Schweden aus in die Welt zog, um selbige zu retten, die ganze Erde! Dieses vorlaute, naive Gör! Das hat selbst Pippi Langstrumpf nicht hinbekommen, und die war nun wirklich frech (deswegen hat sie es wohl auch nicht bis zu den Vereinten Nationen geschafft, aber das ist nur eine Vermutung von mir).   Wie abwegig bereits die Ansicht ist, im Kleinen etwas Großes bewirken zu können, belegt ein profanes Beispiel aus meinem Heimatstädtchen Eschweiler: Dass sich, sagen wir, auf der westlichen Marienstraße fast keiner an Tempo 30 hält und im weiteren Verlauf ebensowenig an die Schrittgeschwindigkeit, berührt in New York nun wirklich keinen. Niemand in Tokio, Peking oder Los Angeles will das wissen. Es ist der Welt egal, ob sich die Menschen in unserem Städtchen, das ebenso nett wie unbedeutend ist, mit Freundlichkeit, gegenseitiger Rücksichtnahme und Respekt begegnen. Mit dem Auto mal schnell zum Bäcker Brötchen holen, die Kleinen bis ins Klassenzimmer fahren oder zum Joggen in den Wald? Auch hier sind Protestnoten aus Rom oder Moskau nicht zu erwarten. Desgleichen keine guten Ratschläge, weshalb auch? Die machen es genauso. Gefühlt alle machen das so oder so ähnlich. Jeden Tag. Für mich ist klar: Meine Heimatstadt als eine von fast elftausend Gemeinden im Land ist für den Rest der Welt ziemlich uninteressant. Und dieser Rest ist mächtig groß. Alleine in China (das ist da, wo immer der Sack Reis umfällt) gibt es fast so viele Millionenstädte, wie die SPD Sitze im Bundestag hat. Eine weitere statistische Annäherung scheint hier unausweichlich. Fazit: Unterstützung von außen ist also höchst unwahrscheinlich. Um das Innere ist es nicht anders bestellt, wird der Eschweiler an sich doch erst dann ein wenig aufmüpfig, wenn es ans Eingemachte (und zwar das im eigenen Keller) geht. Diese Mentalität ist dem Eschweiler quasi mit in die Wiege gelegt. Recht hat er, denn im Großen wie im Kleinen ist die Welt hier noch in Ordnung, oder?! Dieses Mädchen aus Schweden, das nicht viel vom Leben weiß, brauchen wir hier nicht. Deswegen sage ich unmissverständlich: Es geht mir auf die Nerven, dass diese Halbwüchsige die Frechheit besitzt, mir, einem Erwachsenen, sagen zu wollen, was ich denn angeblich alles falsch mache! Es ist unerträglich, wie sie mir den Spiegel vorhält und von mir fordert, ihr und den anderen Kindern eine zumindest halbwegs gesunde Erde zu hinterlassen! Pustekuchen! Die sollen erst mal arbeiten! Es geht nicht an, dass dieser zu einer Prophetin hochstilisierte Puut soviel Gehör bekommt mit ihrem Klimagedöns, schließlich gibt es wirkliche Probleme auf der Welt, die gelöst werden müssen. Außerdem: Falls an diesem Gerede vom Wetter überhaupt etwas dran sein sollte, dann wird sich das wieder einrenken. Das liest und hört man ja. Von wegen menschengemacht! Wieso um alles in der Welt muss man denn andauernd etwas „verändern“?! Und wieso ausgerechnet ich?! Gut, zugegeben: Ich könnte meinen Mitmenschen mit mehr Freundlichkeit und Respekt begegnen. Sicherlich. Auch hier und da etwas Rücksicht zu nehmen kann nicht schaden, das erwarte ich von anderen schließlich auch. Wenn das alle täten, wäre das gar nicht so übel. Das Auto einfach mal stehen lassen? Keine Billighemden aus asiatischer Kinderhand kaufen oder auf glyphosatgetränkte Monsanto-Kartoffeln verzichten? Nicht zu urteilen, bevor ich jemanden kenne? Dinge beim Namen zu nennen, wenn etwas falsch läuft? Aus der Vergangenheit zu lernen und mir – noch besser – Gedanken zu machen über die Gegenwart und eine mögliche Zukunft im Kleinen wie im Großen? Halt! Halt! Halt! Da wäre ich doch fast in eine dieser Fallen getappt, die diese selbst ernannten Heiligen und Gutmenschen einem jeden Tag aufs Neue stellen. Diese Erdenretter und Mitfühler, die dir ein schlechtes Gewissen einreden wollen, noch bevor du überhaupt eines hast. Würde ich einen Diesel fahren (was ich nicht tue), hätte ich den Umweltmob am Hals. Bei einem E-Auto mit Lithium-Batterie wäre es nicht anders. Den Flug in den Urlaub vermiesen mir diese Aktivisten ebenso wie eine Kreuzfahrt (beides käme für mich aus unterschiedlichen Gründen zwar nicht in Betracht, aber gesetzt den Fall, dass...). Mein Entschluss steht fest: Ich bleibe bei einer vorweihnachtlichen Spende für die Hungernden. Damit erteile ich mir selbst die Absolution und wasche mich von all meinen Sünden und einem eventuell vorhandenen schlechten Gewissen rein. Diese Praxis hatte schon im Mittelalter Konjunktur. Was kümmert mich die Welt, was das Gefasel vom Bienensterben und das Gejammere um Insekten, die angeblich verschwinden? Schluss! Aus! Das endlose Gelaber nervt, ich will das nicht mehr, ich tu mich da raus: Ab heute bin ich einfach gegen Klima. Das ist zwar genauso hirnlos wie, sagen wir, für Erdbeben zu sein oder für Mario Barth (beide lassen sich leider nicht verhindern). Aber: Ich bin nach langer Zeit noch einmal GEGEN etwas. Das macht, wie oben bereits erwähnt, Spaß. Und es hält jung. ******************** Am 16.10.2019 um 10:49 von Michael1958 auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=uvLVo) ********************