******************** Die Geschichte von Konrad D von Keule ******************** Wie jedes Jahr fuhr Konrad D. mit dem Zug, im höchsten Auftrage und inkognito nach Bayern. Nicht, dass ER unerkannt bleiben wollte, aber sein „Kunde“ legte stets höchsten Wert auf Diskretion in dieser pikanten Angelegenheit. Unter seinem Arm geklemmt, in einer abgewetzten Ledertasche, die exklusive Fracht. Wurde er von neugierigen Mitreisenden gefragt, so antwortete er schon fast mechanisch ein Antiquitätenhändler zu sein. Was nicht einmal gelogen war. Es waren Antiquitäten. Jedoch nicht Dergestalt, wie man es beim ersten Gedanken zu wissen glaubt: Weder Möbel, noch Gemälde oder teures Porzellan, befanden sich in seinem Gepäck. Es waren Worte. So alt, dass sie weder in Haupt- noch Nebensatz, gesprochen oder geschrieben, Verwendung fanden, geschweige denn Sinn ergaben. Hier und da, gab es vielleicht noch einzelne Nostalgiker, deren Zeilen vom prachtvollen Federkiel den Schmuck der alten Worte erhielten, jedoch zu wenig, um im gegenwärtigen Sprachschatz als Aktiva betrachtet werden zu können. Bögen voll bedruckt mit jenen Worten, hatte er also in seiner Tasche, seitenweise. Dieser kostbaren Fracht anvertraut, reiste er ins Königreich der Bayern, um das Vokabel Konvolut mit ihnen zu verhandeln. In der Regel zeigten die Bajuwaren ein hohes Kaufinteresse, bot ihr kehliges Alpenidiom doch starkes Optimierungspotential, das mit den zwar gebrauchten, aber dennoch gut erhaltenen Hochdeutschvokabeln eine rasche und günstige Aufwertung erfuhr. Dabei konnten sie die gefälligsten Worte für sich behalten und die Übrigen, ihrerseits an Österreich und die Schweiz verkaufen, die wiederum diese Worte, aufgrund der erloschenen Rechtsansprüche Deutschlands, als Grundstock für ihre eigenen „Sprachen“ fast immer verwenden konnten. Die Lukrativität seiner Tätigkeit blieb auch anderen Ländern nicht lange verborgen, und so entwickelte sich bald ein reger Vokabelhandel. So z.B. der legendäre Verkauf, abgedroschener Phrasen aus uralten Beständen, angelsächsischen Handelsvokabulars an deutsche Unternehmensberater. Doch für Konrad stand nicht der Profit im Vordergrund. Denn so konnte er altes bewahren, helfen und gut davon Leben. Seine Erfahrungen auf den Handelsreisen sind nachzulesen in dem Bestseller: Konrads DUDEN ******************** Am 7.5.2023 um 17:58 von Keule auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=ny%C3%96_%24) ********************