Regina Bellum - Anfang einer neuen Ära

Am 14.1.2017 um 19:30 von Owlynx auf StoryHub veröffentlicht

1. Kapitel: Namenloses Kapitel

Mein Herz pocht wie wild und ich zittere am ganzen Leib. Vorsichtig schmule ich hinter der Wand hervor und sehe meine Eltern gemütlich auf der Couch sitzen. Angespannt hebe ich meinen Fuß hoch und bete zu Gott, dass ich jetzt bloß kein Geräusch machen würde. Meine Augen fixieren mein Ziel. Ich spiele mit dem Gedanken, mich auf allen Vieren zu bewegen, aber ich vermute, dass wäre etwas zu übertrieben. Meine Kette glirt. Geschockt halte ich sie fest und bete wieder zu Gott. Schwer atmend sehe ich wieder zu meinen Eltern, die immer noch friedlich auf der Couch sitzen. Zum Glück! Mir reicht es. Ich hab keine Lust mehr so langsam zu sein. Wenn es so weiter geht, bin ich in tausend Jahren noch nicht angekommen. Ich ziehe mir meine Schuhe aus und gehe auf Zehnspitzen im schnellen Schritt zu meiner Haustür, wo ich mir meine Schuhe wieder anziehe. Mit zitternden Fingern nehme ich die Klinke in die Hand und drücke sie ganz sanft herunter. Da unsere Tür nicht gerade sehr leise ist beim aufgehen, sollte ich vorsichtig sein. Die Tür ist geschätzte 50 cm offen, doch das reicht mir vollkommen. Eilig schlüpfe ich hindurch und schließe sie hinter mir. Natürlich ganz langsam und leise. Erleichtert und stolz auf mich selbst, atme ich aus und hole mein Handy aus der Tasche. WhatsApp: Tobias Koooom endlich!! Tony ist schon völlig genervt :DD Sie will endlich ihre beste Freundin bei sich habn xDDD Grinsend schreibe ich zurück, dass ich auf dem Weg bin. Zum Glück ist der Club nur ein paar Straßen von hier entfernt. Das ist echt praktisch. Mich überkommt eine Gänsehaut. Erst jetzt merke ich, wie kalt es eigentlich ist. Tief atme ich ein und streife über meine Arme. Ich jogge los und wunder mich wie gut das läuft. Wortwörtlich. Immerhin laufe ich gerade auf High Heels beziehungsweise jogge auf High Heels. Das soll mir jemand mal nachmachen. Etwas schnaufend komme ich beim Club an. Vor mir steht ein riesiger Securitytypi. Warum sind die eigentlich immer so riesig? Das ist doch etwas angsteinflößend. ,,Ausweis.", verlangt der Typ gefühlskalt. Der hatte aber auch schon bessere Tage. Mit einem falschen Lächeln halte ich ihn meinen gefälschten Ausweis hin, den mir Tony mal geschenkt hatte. Da wir beide noch minderjährig sind, konnten wir nicht so einfach nachts in Clubs gehen. Der Typ würdigt den Ausweis kaum eines Blickes und gibt ihn mir, ohne das Gesicht zu verziehen, zurück und macht mir Platz. Dieser Typ ist mir nicht ganz geheuer aber was solls. Ich nehme ihn meinen Ausweis aus der Hand und gehe Augen rollend an ihm vorbei. Im ganzen Club riecht es nach Schweiß und Alkohol. Ich versuche möglichst nicht zu viel einatmen zu müssen. Sprich, dass ich versuche wenig zu atmen und nicht allzu oft. Das ist zwar nicht gesund aber ganz ehrlich. Die Luft in diesem Club ist auch nicht ganz gesund. ,,Hey Saphira, Süße!", ruft jemand hinter mir und ich drehe mich lächelnd um. Dort steht Tobias, welcher einen Arm um Tony geschlungen hat. Sofort versteife ich mich und mein Lächeln gefriert. Angestrengt versuche ich meine Tränen zurück zuhalten. Was sollte das? Ich bin seit Ewigkeiten in Tobias verliebt.. und das wusste Tony auch! Und dennoch macht sie sich an ihn ran. Ich verstehe das nicht. Ich dachte, sie wäre meine Freundin! Meine beste Freundin! ,,Hey Saph Sack!", lacht Tony vergnügt und schlägt mir spielerisch auf die Schulter. Tobias lacht ebenfalls und drückt Tony näher an sich. ,,Ehm.. was bedeutet das?", frage ich die Beiden zögernd und zeige auf Tobias Arm, welcher sich förmlich um Tony geschlungen hat. ,,Wir sind zusammen!", verkünden die Beiden fröhlich und küssen einander. Wie bitte?! Wie bitte?! In meinen Fantasien male ich mir förmlich aus, wie ich Tony die Augen aus dem Kopf kratze und ihren Kopf als Bowlingkugel benutze.. Argh! Wie kann sie mir das antun?! ,,Tony..? Können wir reden?", bittend sehe ich Tony an, die einfach nur lacht. ,,Sorry Saph. Aber ich habe Tobilein versprochen, mit ihm zu tanzen. Vielleicht später?" Sie lässt mich nicht einmal etwas erwiedern und verschwindet einfach mit Tobias. Moment! Hat sie ihn etwa TOBILEIN genannt?! Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich ihr erzählt habe, wie ich ihn Tobilein nennen werde, wenn wir erst einmal zusammen wären. Vor Wut presse ich meinen Kiefer zusammen, dass ich schon denke, dass meine Zähne brechen werden. Alle Tränen die jetzt fließen werden, würden Hasstränen sein! Keine Trauertränen oder so! Tony hat mich mehr als nur enttäuscht. Deprimiert setze ich mich auf einen Barhocker und bestelle ein einfaches Wasser. Jetzt noch betrunken zu werden, würde mir nichts bringen. Ich versuche alle Geräusche um mich herum auszublenden und einfach den Nachrichten zu zuhören. Es wundert mich ehrlich gesagt das hier ein Fernseher ist, aber Who cares? ,,Vor einem Monat wurde von der Regierung aufgegeben, ein Heilmittel gegen Aggressionen zu herzustellen, ohne eine Therapie zu betreiben. Dieses Heilmittel wurde von der Regierung 'Notiram' genannt. Fünfzig Personen wurden getestet. Doch vor drei Stunden brachen die Testpersonen aus den Laboren aus und betrieben Vandalismus. Sie wurden von der örtlichen Polizei erschossen. Die Menschen sind in großer Aufruhr." Heilmittel? Gegen Aggressionen? Eigentlich gute Idee, aber welches Labor ist denn so ausbruchunsicher? Lassen die einfach diese Verrückten auf die Menschheit los. Kein Wunder, dass die Menschen in Aufruhr ist. Seufzend stehe ich auf und bahne mir meinen Weg zum Ausgang. Ich will niemanden mehr sehen. Weder Tony, noch Tobias. Die kalte Luft empfängt mich treu vor dem Eingang. Langsam schlendere ich durch die Straßen. Zu meinem Überfluss fängt es auch noch an zu regnen. Tolle Wurst.
 

2. Kapitel: Namenloses Kapitel

Seit gefühlten Stunden starre ich nun schon an die Wand. Ich versuche einen ruhigen Atem zu bekommen. Doch jedes Mal wenn ich das versuche, fange ich an zu gähnen. Vor meinen Augen spielt sich immer wieder diese Szene ab. Wie die Beiden sich küssen. Ich kann immernoch nicht glauben, dass Tony mir das angetan hat. Immer hab ich ihr vorgeschwärmt wie sehr ich ihn mag und jetzt? Schnappt sie ihn einfach vor meiner Nase weg. Lustlos blicke ich aus dem Fenster. Am Horizent flimmert die Morgenröte über den Dächern. Außerhalb ist es wunderschön rosig. Welche Uhrzeit wir jetzt haben? Keine Ahnung. Ist mir ehrlich gesagt auch ganz egal. Plötzlich höre ich es auf dem Flur poltern. Reflexartig renne ich auf mein Bett zu, schmeiße mich drauf und ziehe meine Bettdecke bis zum Hals. Meine Arme lege ich irgendwo hin und öffne meinen Mund. Mir ist mal aufgefallen, dass meistens schlafende Leute den Mund offen haben. Egal. Unnötige Info. Die Tür springt auf und meine Mutter kommt herein gestürmt. Als ob ich gerade erst aufgewacht wäre, drehe ich mich und täusche ein leises Gähnen vor. ,,Mama? Was ist?" ,,Wir müssen gehen, Schatz. Sofort, nach Vancouver." ,,Ähm. Was?", frage ich verwirrt. ,,Ich erklärs dir im Auto. Pack schnell alle nötigen Sachen ein." Sofort verschwindet sie aus meinem Zimmer und lässt mich verwirrt zurück. Ähm, wie bitte? Warum zum Teufel sollen wir bitte nach Vancouver? Das ist doch richtig unnötig! Während der Schulzeit! Da sagt man mir immer, ich soll brav zur Schule gehen und jetzt so was.. Seufzend gehe ich aus meinem Bett, in Richtung Schrank. In einer Minute hatte ich mich auch schon umgezogen. Wenn ich etwas besser kann als jeder andere, dann ist das umziehen. Außer beim shoppen. Da bin ich immer so lustlos, dass ich mich wie in Zeitlupe bewege. Was denke ich für einen Mist? Was könnte man denn alles brauchen? Da wäre die Zahnbürste, mein Kuscheltier (jaja, ich schlafe immer noch mit Kuscheltieren..), Kleidung.. ich sollte mir das alles aufschreiben. Ich gehe zu meinem Schreibtisch und durchsuche ihn nach Stift und Papier. Sofort finde ich einen Stift, doch irgendwie kein Papier. Man! Nie findet man das, was man sucht. Das regt mich so auf! Egal. Scheiß auf Papier und Stift. Ich renne zu meinem Nachttisch, schnappe mir mein Handy und öffne meine Memofunktion und mache mir eine Liste. MITNEHMEN: -T-Shirts -Hosen (Leggins, Jeans) -Pullover -Leopardi -Zahnbürste -Tampons -Bürste -Unterhosen -Haargummis -Bikini -LADEKABEL!! -Kopfhörer Ich bin in Versuchung, noch Schminkkram und solches Zeug raufzuschreiben. Aber im Ernst. Wir fahren nur nach Vancouver. Ich werd da eh nicht das Hotel verlassen. Ich bin grundsätzlich faul. Ich suche mir die Sachen zusammen und stopfe sie in einen Koffer. Als ich auf die Uhr gucke, werden meine Augen groß. 4:57 Uhr. Im Ernst? Was wollen die so früh in den Urlaub gehen, ohne es mir davor zu erzählen. Genervt nehme ich den Griff meines Koffers in die Hand und versuche, möglichst geschickt, meinen Koffer die Treppe runter zubekommen. Vor der Haustür ziehe ich mir noch meine Jacke und meine Schuhe an. Als ich das Haus verlasse, sehe ich schon meinen Vater an sein Auto gelehnt, während er konzentriert auf sein Handy starrt. Eltern und Technik. ,,Papa?", frage ich zögerlich. Geschockt sieht er auf, doch entspannt sich, als er sieht, dass ich es bin. Okay? ,,Komm Süße. Steig ein. Ich mach den Koffer in den Kofferraum.", lächelt mein Vater. Misstrauisch lasse ich meinen Koffer stehen und gehe zum Auto. Als ich einsteige, sehe ich meine Mutter gedankenversunken auf die Windschutzscheibe starren. ,,Mama? Warum fahren wir nach Vancouver?" Papa kommt ins Auto gestiegen. Mama und Papa schauen sich kurz an, ehe Papa den Motor startet und der Wagen anfängt zu fahren. ,,Also?", hake ich weiter nach. Meine Mutter seufzt: ,,Hör zu Saphira. Vielleicht hast du schon mitbekommen, dass die Regierung dieses dämliche Heilmittel getestet hat und die Testpersonen ausgebrochen sind, da sie an unwahrscheinlich viel Muskelmasse zugelegt haben und diese von Polizisten erschossen wurden. Nur gibt es das Problem, dass dieses Mittel auf der ganzen Welt, auf jeden Kontinent getestet wurde um die verschiedenen Reaktionen zu beobachten und ja.. Nicht nur hier sind die Testpersonen ausgebrochen. Um genau zu sein überall. Überall wurden sie erschossen. Insgesamt sind, miteingeschlossen der Testpersonen und den Opfern die diese brachten, 423 Menschen gestorben. Ein echtes Massaker. Nun sind alle Menschen wütend und zweifeln an ihrer Regierung. Jeder einzelne Kontinent. Weißt du was das bedeutet? Das die ganze Welt sich gegeneinander stellt. Das kann sehr schlimm enden. Wir müssen hier weg, Saphira." Eine unangenehme Stille herrscht im Wagen. Soll das etwa einen Krieg bedeuten? Nein, oder? Das würde man doch nicht wagen. Das wäre doch total übertrieben. ,,Aber.. warum nach Vancouver? Da wird doch auch nicht gerade weniger Krieg sein..", zweifle ich. Aber zurrecht. Warum sollte ausgerechnet in Vancouver Frieden sein? ,,Es ist so. In Vancouver wurden keine Personen getestet. Das heißt, da sind auch keine ausgebrochen. Also haben die Menschen dort weniger Grund zu kämpfen. Verstehst du?", erklärt mir mein Vater, während er starr geradeaus blickt. Ich verstehe.. Aber.. sollte ich Tony und Tobias davon nicht Bescheid sagen? Sie sind ja in Lebensgefahr! Nein. Sie haben es nicht verdient. Tony jedenfalls. Sie hat mich hintergangen, indem sie mit Tobias zusammen gekommen ist. Doch hat sie deswegen gleich den Tot verdient? Eigentlich nicht. Obwohl. Laut Gottes Gesetz ist Verrat die größte Sünde. Das würde doch eigentlich schon ihre Strafe sein.. Aber Tobias muss gewarnt werden! Nein. Wenn ich das tue, wird er es Tony sagen. Ich zücke mein Handy und sehe zwei Nachrichten. WhatsApp: Tony Schatzüüü ♥♥♥ Du bist ja weg! Warum biste gegangen??? Die zweite Nachricht ist nicht einmal wirklich eine Nachricht. Eher ein Bild, wo Tony und Tobias sich küssen. Als Unterschrift steht da 'Ich liebe meinen Schatzi ♥' Mein Entschluss steht zu hunderprozentiger Sicherheit fest: Ich werde keinen von Beiden warnen!