Das Nichts

Kurzbeschreibung:

Am 22.12.2020 um 12:06 von Studio30 auf StoryHub veröffentlicht

" Was wünschen Sie sich?"

"Nichts."

 

Er stellte sich vor wie man Ihm eines dieser quadratisches Päckchen überreichte, bei denen das offene Unterteil vollständig vom Deckel umschlossen wird. Den Deckel zierte eine überdimensionale Schleife, diese dient nicht etwa dem Sinn und Zweck die beiden Teile miteinander zu verbinden, eher dient sie ästhetischen Zwecken. Schön würde sie aussehen - wunderschön.

Heilig würde es sein - das Päckchen, das wüssten Sie beide, Er und der Überbringer dieses Päckchens. Mit beiden Händen würde dieser Bote es tragen und zu Ihm führen, mit langsamen Schritten, nahezu schweben würde Er und der Rest der Welt um sie herum. Welche Struktur würde die Außenwelt annehmen? Würde Sie gar verschwinden ?

Seine Arme würden sich wie von alleine in Richtung des Päckchens heben. Nahezu magisch angezogen von diesem Geschenk, dass er sich so sehr gewünscht hatte. Zaghaft und doch gierig würden seine Fingerspitzen den Korpus der Quadrates berühren, langsam würde dieser immer weiter seine Hände empor klimmen, bis es ganz in seinen Besitz übergegangen war. Das Päckchen in seinen Händen, dieses quadratische Päckchen mit der aufgesetzten Schleife.

Gratulationswünsche zum "Nichts" würden ihn erreichen, wie der größte Applaus seines Lebens. Er würde sich strahlend mit dem Päckchen in der Hand um seine eigenen Achse drehen, sodass Er jeden im Publikum sehen könne, dass Ihn jeder sehen könnte. Lob und Neid würde er ernten, nie zuvor hatte er solch ein hohes Ziel erreicht.

Niemals wieder würde es etwas geben, dass über diesen Moment stehen konnte.

Erwartungsvoll würde er den Deckel anheben und die Atmosphäre aus dem quadratischen Päckchen würde ebenso ungeduldig auf Ihn hereinströmen. Zwei die sich gesucht und gefunden hatten.  Wie ein gutes Lied würde das "Nichts" ihn umarmen und behutsam mit seinen Gesängen umschmeicheln. Langsam würde es dunkler werden, aber vor dieser Dämmerung würde er keine Angst haben. Er würde sich fühlen wie in einem dieser Momente in denen man sehr müde ist, der Körper von der zuvor genommenen Dusche noch warm und sich endlich in sein wohliges lang ersehntes Bett kuschelt, die Augen schließt und diese Seelenruhe von einem selbst bis in die letzten Nervenspitzen besitzt ergreift.

Dennoch lautete die unverständliche Antwort auf die Frage "was man sich wünsche"

"Nichts." -  Und die unverständliche Antwort des Gegenübers "das gebe es nicht, er müsse sich doch irgendetwas wünschen."