Zwischen den Zeilen

Kurzbeschreibung:
In Ermangelung eines Vorwortes heiße ich euch einfach mal so nonchalant Willkommen in meinem kleinen Machwerk der Sorte "Kolumnen, die die Welt nicht braucht aus der Feder eines kleines Licht, das zu viel Selbstdarstellungstrieb besitzt und viel zu lange Sätze schreibt, um ihr Machwerk zu beschreiben".

Diese kleine Textsammlung ist ein wildes Potpourri aus Anekdoten, Gedanken, Leseeindrücken und mehr. Manchmal mit einer Prise Humor und Ironie gewürzt, gegebenfalls mit chilischarfem Sarkasmus versehen und hin und wieder auch bierernst und staubtrocken.

Obgleich on der Kurzbeschreibung von Fanfictions die Rede ist, kann es auch sein, dass ich Themen aufgreife, die ebenso freie Arbeiten betreffen. Eine kleine Orientierung bietet euch der Text in den eckigen Klammern. Mein Fandom ist Harry Potter, erwartet also viel "Pottriges"

In diesem Sinne viel Spaß und immer dran denken: Die Hirnbleiche ist gratis!

Autorennotiz:
In Ermangelung eines Vorwortes heiße ich euch einfach mal so nonchalant Willkommen in meinem kleinen Machwerk der Sorte "Kolumnen, die die Welt nicht braucht aus der Feder eines kleines Licht, das zu viel Selbstdarstellungstrieb besitzt und viel zu lange Sätze schreibt, um ihr Machwerk zu beschreiben".

Diese kleine Textsammlung ist ein wildes Potpourri aus Anekdoten, Gedanken, Leseeindrücken und mehr. Manchmal mit einer Prise Humor und Ironie gewürzt, gegebenfalls mit chilischarfem Sarkasmus versehen und hin und wieder auch bierernst und staubtrocken.

Obgleich on der Kurzbeschreibung von Fanfictions die Rede ist, kann es auch sein, dass ich Themen aufgreife, die ebenso freie Arbeiten betreffen. Eine kleine Orientierung bietet euch der Text in den eckigen Klammern. Mein Fandom ist Harry Potter, erwartet also viel "Pottriges"

In diesem Sinne viel Spaß und immer dran denken: Die Hirnbleiche ist gratis!

Am 29.10.2018 um 17:44 von GreenQuill auf StoryHub veröffentlicht

Als Canonfuchser hat man es schon nicht leicht. Nicht nur, dass die Suche nach Fanfictions, die den eigenen Ansprüchen von Eigentlich-will-ich-den-Canon-aber-halt-nicht-den-Canon gerecht werden, der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Nein, es wollen auch eigene Vorurteile über all das, was nicht stur dem Original hinterher trottet, wohl gehütet und gepflegt werden. Nun sind Vorurteile allerdings gar wundersame Gewächse. Denn so manches davon erweist sich im Nachhinein als Schlingpflanze, über die man am Ende selbst noch stolpert. Eines meiner Pflänzchen war nah am Wasser gebaut. Wahrscheinlich war es ein Algengewächs, denn es rankte sich um Schiffe, genauer gesagt um Crackships.

Natürlich hatte ich nie etwas gegen Crackships. Natürlich war ich nie der Ansicht, dass etwa 99% der Fanfictions damit abstruser Mist sind. Mein Name? Pinocchio! Meine Nase? Länger als die von Severus Snape und Albus Dumbledore zusammen!

Na gut, so gnädig war ich dann schon, zuzugestehen, dass es vielleicht eins, zwei Schreiberlinge gibt, die so etwas wie zum Beispiel HG/DM aka Dramione glaubwürdig hinbekommen. Irgendwo. In den Weiten des Universums. Aber doch gewiss nicht in irgendeinem deutschen oder internationalen Fanfictionarchiv! Die theoretische Annahme einer prinzipiellen Machbarkeit und die Beurteilung des realexistenten Geschichtenmaterials waren dann eben doch zwei Paar Gummistiefel, auch wenn ich tatsächlich schon bei einigen Kommentaren in meiner Reviewbox, die ein „X würde nie…“ enthielten, dachte „also ganz so würde ich das jetzt nicht unterschreiben“.

So war das Wort „Crackpair“ auch für mich in erster Linie der Anstoß einer Assoziationskette, welche der Büchse der Pandora glich: Instant-Liebe, Zwangsverkupplung, OOCnes, Klischees, Stockholm-Syndrom, Kapitel drei - alles schon vorbei, Doch-nur-weil-die-Darsteller-heiß-sind, Zu Berge stehende Haare und noch vieles mehr. Kurzum: Crackshipping war für mich im Grunde doch eher ein Synonym für Groschenroman, es sei denn die Geschichten wurden von kleinen grünen Männchen verfasst. Und so haftete der Vorstellung, es selbst zu produzieren doch immer ein bisschen der Gedanke des Verrats all meiner Schreibgrundsätze an.

Die Rache kam auf leisen Sohlen, auf Wolfspfoten und Fledermausschwingen nämlich. Denn mein wohlgepflegtes Selbstbild des canonfuchsenden Potterheads, der bei seinen eigenen Geschichten natürlich nur Gen, Canonfiction und allenfalls harmlose Was-wäre-wenn-AUs fabrizieren würde und dessen Lesegewohnheiten ebenso aussahen, hatte einen kleinen Riss. Denn da gab es von Anbeginn meiner Fandom-Karriere an dieses eine ganz bestimmte Schiff. Dieses Schiff, das ich durchs Fernglas aus sicherer Entfernung aus meinem Versteck am Hafen beobachtete und ganz gern dahinsegeln sah. Und dieses Schiff hatte ziemlich viel Crack geladen. Sein Name war RL/SS aka Snupin oder lang gesagt Severus Snape/Remus Lupin.

Da stand ich nun in meiner reinen Schreibweste und mit der heiligen Feder der Canontreue in der Hand und zückte nur heimlich, dann wenn keiner hinsah, das Fernrohr. Das Ganze lief ungefähr so ab: Oh, ich sehe das Schiff… oh das Schiff sieht aber nach einem interessanten Kahn aus… verdammt, ich darf nicht hinsehen, das Schiff hat doch Crack geladen… oder vielleicht doch? ... hmm, nur einen kurzen Blick… jawohl, das ist ein schickes Schiff… WTF please?! Wer hat es gewagt, dem linken Teil den Mast zu kappen?! Na warte! *Can(n)on zück und abfeuer*.

Ja, Shipwars sind schon anstrengend, besonders wenn sie sich im eigenen Kopf abspielen, da geht der Hirnschmalz schon mal schnell zur Neige. Die Vorstellung das Ganze auch noch selbst zu schreiben hatte etwas von einem Horrorszenario der Peinlichkeiten.

„He, Augurey, was kritzelst du eigentlich gerade?“
„Oh, im Moment verkuppel ich Severus Snape und Remus Lupin. Ihr wisst schon, den fiesen Zaubertranklehrer und den Werwolf *klimperwimper*“  
Schweigen. Betroffene Blicke. Jemand räuspert sich. Ein Anderer verabschiedet sich hastig um Kaffee zu kochen. Plötzlich fühle ich eine Hand auf meiner.
„Ähm, du… Augurey… also *hust*… ist… also ähm… ist alles in Ordnung?“
„Joj, alles in Lot auf‘m Boot! *dümmlich grins*“

Karl Otto Laber, kurz K.O Laber, mein innerer Lektor und Canonfuchser vom Dienst, war dann natürlich auch sehr flink, nachdem er von meinen Ausflügen an den Hafen und damit unserem Vertragsbruch erfuhr. Er besorgte sich  rasch einen Job bei der Seefahrtbehörde des Potterverse und schlief arbeitete sich in die Chefetage hoch. So erhielt ich dann alsbald einen saftigen Mahnbrief.

Sehr geehrte Miss Augurey, hiermit teile ich Ihnen mit, dass Ihr Schiff nach §7 des CGB (Canongesetzbuchs) keine Auslaufgenehmigung erhält. Es ist Ihnen bei Aberkennung Ihres Schreibstolzes untersagt, Snupin zu shippen, denn…

Tja und dann folgte eine Reihe von Vorschriften, dem der gute Kahn wohl widersprach. Wie zum Beispiel

… die beiden sind im Canon Feinde (Widerspruch zu §7 CGB, Absatz 3)

Und Fragezeichen schwebten über meinem Kopf. Denn als ich zum Beispiel die Feindschaft zwischen Severus und Harry hin zu einer platonischen Beziehung auflöste, gab es keine Schwierigkeiten mit der Behörde. Ich erhielt nur die Auflage, es glaubwürdig und nicht allzu hastig zu tun. Mein Beschwerdebrief, dass die Seefahrtbehörde ihre Urteile wohl willkürlich treffe, muss im Papierkorb gelandet sein, denn ich bekam nie plausible Erklärung für dieses Messen mit zweierlei Maß. Stattdessen erhielt ich nur das von einer Sekretärin unterzeichnete Schreiben, dass ich mir Amor Pfeil gefälligst ins Knie stecke könne. Karl Otto will von diesem Schreiben bis heute nichts wissen.

Oder auch

… die beiden finden nichts aneinander (Widerspruch zu §7 CGB, Absatz 1)

Ich ließ der Seefahrtbehörde ein fünfseitiges Schreiben zukommen, in dem ich darlegte, was Remus Lupin und Severus Snape aneinander finden könnten, wenn sie sich besser kennenlernen und ihre Feindschaft hinter sich lassen würden. Anders als bei meinem ersten Beschwerdebrief kam die Antwort prompt: Das Wörtchen könnten sei im Gesetzestext nicht erfasst und stehe damit außerhalb der Legalität. Nur was schwarz auf weiß im Canon stehe, könne Grundlage der Erteilung einer Ausfahrtsgenehmigung sein. „Paragraphenreiter haben die Fantasie eines Bretts“, fluchte ich und durfte eine Mahngebühr an die Gesellschaft zur Rettung für schiffbrüchige Canonpairings zahlen.  

Und dann war das noch

… die beiden sind im Canon nicht schwul (Widerspruch zu §7 CGB, Absatz 7)

Ja, eigentlich hatte ich auch gar nicht vor, Remus oder Severus als schwul zu schreiben, sondern als bisexuell. Doch als ich mir in meiner Verzweiflung einen Anwalt nahm, erklärte mir dieser, dass dies für die Seefahrtbehörde keinen Unterschied mache. Allmählich glaube ich, Karl Otto hat keine Ahnung von sexuellen Orientierungen.  

Und zu guter Letzt

… Severus liebt Lily. ALWAYS (Widerspruch zu §7 CGB, Absatz 4)

Zu diesem Punkt hätte ich K.O. Laber sehr gerne dargelegt, dass Severus dies auch in meinem Schiffbauplan tut, weil dies genau der Mast war, wegen dessen Kappung ich bei meinem Hafenausflügen die Canon-Kanone auf die Schwesternschiffe richtete und mein Schiff daher den Gesetzesauflagen gar nicht widerspricht, doch da meine bisherige Erfahrung mit Karl Otto eher eine Begriffsstutzigkeit sondergleichen offenbarte, entschied ich mich dagegen.

Wer nun aber glaubt, dass ich diese Beamtenwillkür einfach hinnahm und mich als canontreue Dienerin des Potterstaats der Macht der Behörden beugte, der irrt sich. Nein, tatsächlich bin ich unter die Piraten gegangen. In einer Nacht- und Nebelaktion besorgte ich mir eine zweite Identität, kaperte das Schiff als es gerade ruhig im Hafen lag, schnitt die selbstgezogenen Schlingpflanzen los, kalfaterte es mit einem eigenen Wergk und stach K.O. Laber zum Trotz in See.

Seitdem segel ich mit jeder Menge Crack an Bord durch den Crackship Ocean und scheuere jeden Tag die Planken mit Seidenglattes „Charakterentwicklung & Canonrespekt“, dem wahren Wundermittel gegen OOCnes, Zwangsverkupplung sowie andere Schimmelpilze und Parasiten, die sich gern mal am Holz eines solchen Schiffs ansetzen. Den Erfolg dieser Schruppaktionen, nun ja, den müssen Andere beurteilen.  

Von K.O. Laber habe ich tatsächlich schon länger nichts mehr gehört. Vielleicht ist er inzwischen am Kulturschock gestorben. Vielleicht hat er sich die Baupläne doch noch einmal angesehen und sein Vertrauen in meine Werftkünste wiedergewonnen. Vielleicht sitzt er aber auch in meinem alten Versteck mit seinem Fernrohr und lauert nur darauf, mich und mein schönes Schiff vor die Linse zu bekommen, um Alarm zu schlagen: Einfach zu viel Crack an Bord!  

Letzteres hoffe ich nicht. Denn sollte ich der Canon-Küstenwache in die Hände geraten, fürchte ich, könnte das böse enden mit meiner Schreibstolz-Lizenz, Seidenglatts Wundermitteln zum Trotz. Denn gut gepflegte Schlingpflanzen bringen bekanntlich jedes Projekt zum Kentern. Zudem sind sie unglaublich hartnäckig und überstehen Pflanzengift recht gut. Besonders dann, wenn sie selbst gesät sind.

Und so frage ich mich ob das Lächerlichste an der ganzen Geschichte vielleicht doch weniger das Schiff als vielmehr der ganze Garten gut gezogener Vorurteile ist. Denn dass ich niemals Instant-Liebe aus der Dose schütten oder Severus und Remus durch die Macht der Gene miteinander ins Bett zwingen würde, weiß im Grunde auch Karl Otto Laber.

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Hinweis: Dieser Text ist rund ein Jahr alt. Inzwischen hat sich Karl Otto Laber wohl an den Kahn gewöhnt und krittelt an ganz anderen Dingen...