******************** Die Stärke des Adlers von Hennr1ke ******************** Wie war's?, fragte meine Mutter als ich nachhause kam. Gut, antwortete ich. Mehr sagte ich nicht, da sie nicht weiter nachfragte. Als ich mich umdrehte, um in mein Zimmer zu gehen, hielt mich etwas auf meinem Platz. Meine Mutter war der Grund. Sie sah mich an, so blass, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ihr rotblondes Haar wirkte so strahlend rotblond wie immer, doch der Schimmer in ihren Haaren war wie ausgelaugt. Sie schaute mich an, ich schaute sie an, wir beide sagten nichts, wir beide bewegten uns auch nicht. Es wird weniger werden, sprach sie plötzlich. Was wird weniger werden, Mutter?, fragte ich. Mein Haar, meine rotblonden Locken, von denen du doch immer so schwärmst, sie werden weniger werden, ja sie werden weniger werden. Ich verstand nicht so recht und sie sprach weiter. Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute, werden sie weniger werden, so wenig, bis sie nicht mehr weiter verschwinden können. Mir wird so einiges klar. Seit wann weißt du's?, möchte ich von ihr wissen. Einen Monat, oh Sohn einen Monat. Musst du deshalb so dringend alleine in den Urlaub? Ja, ich muss dies hier alleine schaffen. Und, wenn ich zurückkomme, sind sie weniger geworden, viel weniger geworden. Wie lange wirst du wegbleiben? Das weiß ich nicht, solange, wie es eben braucht. Wirst du zurückkommen oder mich verlassen, mich und Papa? Das weiß ich nicht, aber ich hoffe es, ihr hofft es. Es ist nicht auszuschließen, aber du musst mich nun gehen lassen, es annehmen, so wie es ist, so wie ich es auch tun musste. Du musst mich in diesen Urlaub lassen. Ich werde zurückkommen, wenn ihr es wollt, wenn ihr für mich hofft, wenn ihr mit mir hofft und vor allem, wenn ich weiß, dass ihr hier zuhause an diesem Tisch, in diesem Raum hier auf mich wartet. Nur bitte denke daran, dass, wenn ich zurückkomme, dass ich dann vielleicht auch wieder gehen muss. Sei darauf vorbereitet. Das alles sagte sie mir mit einem verblassten Lächeln und Tränen in den Augen, doch sie blieb stark. Stark wie ein Adler, stark, wie sie es schon immer gewesen ist.   ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Hi, das hier ist meine erste Kurzgeschichte, die ich meiner Mutter gewidmet habe. Ich würde mich wirklich sehr über euer Feedback freuen. ******************** Am 4.7.2022 um 17:01 von Hennr1ke auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=RD%29%7B7) ********************