Es Regnete

Kurzbeschreibung:

Am 16.1.2017 um 22:21 von Catarinia auf StoryHub veröffentlicht

Es regnete.
Sie waren allein.
Sie standen einfach da im Regen und wussten nicht was sie tun sollten.
Es kam ihr vor als ob stünden sie tagelang, dann ging er einen Schritt auf sie zu und noch einen und noch einen. Er ging, bis er schließlich vor ihr stand.
Sie sah ihm einfach nur in die Augen. In seine wundervollen braunen Augen, die super zu seinem dunkelbraunen kurzem Haar passten.
Irgendwann verlor sie sich in seinen Augen, sie erinnerten sie an ihre Großmutter. Ihre Großmutter hatte in einer kleinen Holzhütte am Waldrand gewohnt. Das Holz, aus dem die Hütte gebaut worden war und die Stämme der Bäume, die rund herum standen, hatten die selbe Farbe wie seine Augen. Genauso wie die heiße Schokolade, die ihre Großmutter ihr immer gemacht hatte, wenn sie zu Besuch kam, dazu gab es ihren weltberühmten Schokoladenkuchen. Alles hatte die selbe Farbe wie seine Augen gehabt. Ihre Großmutter war erst vor ein paar Wochen beerdigt worden.
Sie schreckte aus ihren Gedanken zurück als er ihre Hand nahm.
Obwohl es kalt war und es regnete war seine Hand schön warm. Er umschloss ihre kleine kalte Hand mit seiner.
Ihre Hand war so weich und fühlte sich so zerbrechlich an. Wie die kleine Vase, die seine Mutter zum Geburtstag bekommen hatte. Sein Bruder hatte sie jedoch wenige Tage später versehentlich auf den Boden geworfen. Die Vase war in Tausende kleine Teile zerbrochen. Die Vase war so schön gewesen mit ihrem Blumen Muster. Hunderte kleine Blumen, die mit der Hand aufgemalt worden waren. Ja, die Vase war schön gewesen. Fast so schön wie sie, nein sie war viel schöner. Viel schöner.
Er nahm ihre zweite Hand.
Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Jedes mal wenn sie ihn sah, fühlte sie sich geborgen und sie fühlte sich glücklich. Sie mochte dieses Gefühl, jedoch sahen sie sich nicht oft. Sie wusste nicht warum aber sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Irgendwie. Sie wusste gar nichts über ihn, aber sie mochte ihn. Sie wusste nicht einmal seinen Namen, aber sie fühlte sich ihm nahe.
Sie waren sich so nahe. Es kam ihr vor als verharrten sie eine halbe Ewigkeit so. Irgendwann schloss sie ihre Arme um ihm. Sie wusste nicht warum sie es tat, sie tat es einfach.
Der Regen war stärker geworden. Es war der stärkste Regen dieses Jahres. Es hatte erst 2 mal in diesem Jahr geregnet. Beide male nur leicht. Das erste Mal war im Januar gewesen. Einen Tag nachdem sie sich das letzte mal gesehen hatten. Da hatte es zum ersten Mal in diesem Jahr geregnet. Das zweite Mal war erst vor einer Woche gewesen.

(Info: Die Geschichte spielt im Februar)

Sie hatte mit der Schule einen Ausflug machen wollen. Sie ging in die 9. Klasse. In die Realschule. Die nächste Realschule war fünf Kilometer entfernt. Sie waren 10 Schüler in der Klasse und zwei Klassen in der Stufe. 11 Klassen an der gesamten Schule. Insgesamt waren sie nur 122 Schüler.
Sie hatte keine Freunde in ihrer Klasse. Sie hatte überhaupt keine Freunde. Sie mochte keine anderen Menschen. Nur Ihn.
Sie mochte Tiere. Alle möglichen Tiere. Tiere waren nicht so kompliziert wie Menschen, fand sie.
Sie hatte eine Katze. Katzen haben ihren eigenen Willen. Sie tun nicht, wie Hunde, was man ihnen sagt. Katzen sind Einzelgänger.
So wie sie. Sie mochte es allein zu sein, andere Menschen machten sie wahnsinnig. Er tat dies nicht.
An dem Tag des Ausflugs, als es geregnet hatte, wollten sie mit der ganzen Stufe, mit den 19 Schülern, zum Markt gehen. Dorthin sollte der Ausflug gehen. Sie sollten sich ein Theater, das am Markt aufgeführt werden sollte, ansehen.
Sie hatte gehofft ihn dort zu treffen. Sie vermisste ihn. Sie sehnte sich nach ihm. Sie hatte ihn seit einem Monat nicht gesehen. Es war Februar.
Doch der Ausflug wurde abgesagt. Wegen dem Regen. Stattdessen hatte sie normalen Unterricht mit Menschen.
Er sah in ihre Augen. Er wollte wissen was sie dachte. Was sie genau in diesem Moment fühlte. Er wollte alles über sie wissen. Was er wusste reichte ihm nicht aus.
Er wusste Nichts. Jedoch mochte er sie. Mehr als alles andere.
Er hatte sie bis jetzt erst 9 mal gesehen. Heute sahen sie sich zum 10. Mal.
Das erste Mal hatte er sie im August gesehen. Sie war im nahegelegenen Park spazieren gegangen. Sie war verträumt zwischen den Bäumen gelaufen, hatte die Natur bewundert und sogar ein paar Eichhörnchen gestreichelt. Die Eichhörnchen mochten sie sofort, genauso wie er. Er hatte sie sofort gern. Er wollte sie ansprechen, aber er traute sich nicht.
Das zweite Mal, nur ein paar Tage später, sah er sie auf dem wöchentlichen Markt. Einen Supermarkt gab es im Ort nicht. Nein nur den Markt.
Sie kaufte ein. Obst und Gemüse.
Dieses Mal nahm er Blickkontakt auf. Ihr Blick traf seinen. Er sah ihr direkt in die Augen. In ihre wunderschönen blau-grünen Augen mit den kleinen Sprenkeln in der Iris.
Sie starrten sich nicht an, sie sahen sich einfach nur an.
Der schöne Moment wurde durch einen Marktverkäufer unterbrochen, der ihn fragte ob er ihm Paprika abkaufen wollte. Er winkte ab.
Als er wieder dahin sah wo sie gestanden hatte, war sie verschwunden. Er war traurig und wollte sie unbedingt wieder sehen.
Doch das dauerte leider noch einen Monat.
Beim dritten Mal sah er sie nur flüchtig, als sie aus der Schule kam.
Sie sahen sich gegenseitig in die Augen, bis sie von einem anderen Schüler angerempelt und von dem Schülern, die aus der Schule strömten und nach Hause wollten, mitgezogen wurde.
Das war jedes Mal so. Sie sahen sich. Hatten Blickkontakt. Wurden unterbrochen und getrennt. Sie sahen sich noch weitere sechs Mal. Jedes Mal der selbe Ablauf. Nur an verschiedenen Orten. Insgesamt neuen Mal in sechs Monaten. Durchschnittlich anderthalb Mal in einem Monat. Viel zu selten, fand er.
Doch jedes Mal sah er ihre Augen, ihre unschuldigen, ehrlichen, wunderschönen blau-grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln in der Iris.
Ihre Augen erinnerten ihn an das Meer und an seinen Sommerurlaub, von dem er gerade erst zurück gekommen war,  als er sie das erste Mal gesehen hatte.
Er war in Tunesien gewesen. Am Meer. In einem Ferienhaus. Er hatte es gemietet. Für zwei Wochen. Er war Schwimmen gewesen. Im Meer. Er hatte Fische beobachtet. Im Meer. Er war Tauchen gegangen. Im Meer. Er mochte das Meer.
In Tunesien war es warm gewesen. Die Sonne hatte geschienen. Immer. Es hatte keine Wolken gegeben. Keine einzige. Es hatte nicht geregnet. Nie.
Nicht so wie jetzt. Der Regen wurde noch stärker. Es würde ein Gewitter geben. Bald. Sehr Bald.
Sie löste ihren Blick von seinen Augen. Seinen perfekten braunen Augen. Seinen Augen, die sie an ihre Großmutter erinnerten. Die erst vor ein paar Wochen beerdigt worden war. Ihre Großmutter. Sie hatte sie gemocht. Nicht so sehr wie ihn, aber sehr. Wie sehr sie geweint hatte. Auf der Beerdigung. Die Beerdigung ihrer Großmutter.
Ihre Augen wanderten weiter über seine perfekt geformte Nase zu seinem Mund. Sein Mund. Seine Lippen. Seine vollen, roten, wunderschönen Lippen. Sie hatte bisher nur ein mal seine Stimme gehört. Als sie sich das fünfte Mal gesehen hatten. Beim fünften Mal. Beim fünften von neun. Seine Stimme war einfach wundervoll. Nicht zu hoch. Nicht zu tief. Nicht zu rau. Nicht nervig. Männlich. Einfach super. Perfekt.
Bei ihrem fünften Treffen, als er zum ersten Mal in ihrer Gegenwart sprach, war sie so verzaubert von seiner Stimme, dass sie gar nicht bemerkt hatte, das er sofort wieder verschwunden war.
Nein sie hatte es nicht bemerkt. Gar nicht.
Es war Ende Oktober gewesen. Eine Woche vor Halloween. Sie mochte Halloween. Dann konnte sie Menschen Angst einjagen. Irgendwann war es ihr zu viel geworden. Das Leben. Sie vermisste ihn. Sie war am See. Am See. Sie wohnte nicht weit entfernt vom See.
Sie hatte sich ans Ufer gesetzt. Die Schuhe ausgezogen. Ihre Füße ins Wasser gesteckt und an ihn gedacht.
Zwei kleine Ruderboote fuhren über den See. Es sah aus als spielten sie fangen. Irgendwann kamen sie näher. Die Boote. In dem einen saß er. Er. Der andere Junge, in dem anderen Boot, musste ein Freund von ihm gewesen sein.
Sie kamen näher. Schnell. Er ruderte gut. Er hatte starke muskulöse Arme. Er war nur ein paar Meter von ihr entfernt, als er sie bemerkte. Sie sahen sich in die Augen. Wie immer.
Sein Freund überholte ihn und rief, dass er gewinnen würde und er keine Löcher in die Luft starren sollte. Sein Freund bemerkte sie nicht. Sie wusste nicht warum, aber es war so.
Als sein Freund ihn überholt hatte, löste er sich aus der Starre, in die er gefallen war, sobald er sie erblickt hatte. Er griff nach den Rudern und fuhr los. So schnell er konnte. Dann hörte sie seine Stimme. Zum ersten Mal. Er fuhr seinem Freund hinterher und rief, dass sein Freund das noch büßen würde. Er beachtete sie nicht weiter.
Sie wartete bis es dunkel wurde. Auf ihn. Sie hoffte er würde zurück kommen. Er kam nicht. Nein. Als es dunkel wurde ging sie heim. Wenigstens hatte sie seine stimme gehört. Wenigstens etwas.
Sie fuhr mit den Augen die Konturen seines Mundes nach. Sie wollte ihn berühren. Seinen Mund.
Er sah ihr immer noch in die Augen. Ihre Hände wanderten zu seinem Nacken. Sie schloss die Arme um seinen Hals. Er drückte sie enger an sich. Seine Arme umschlossen ihre Taille.
Sie frierte. Er spürte das sie zitterte. Sie selbst schien es nicht zu bemerken. Es erinnerte ihn an den Weihnachtsmorgen. Den fünfundzwanzigsten Dezember. Die Straßen waren leer. Alle waren am Feiern. Niemand ging raus.
Er wollte seinen Freund besuchen. Den einzigen aus seiner Klasse, der über die Feiertage zu Hause geblieben war. Er ging in die zehnte Klasse. Auf ein Gymnasium. Drei Kilometer von seinem Ort entfernt. Es war eine große Schule. Fast eintausend Schüler. Das waren sehr viele.
Er verstand sich gut mit seinen Klassenkameraden. Sie waren eine gute Klassengemeinschaft. Alle verstanden sich. Sie hatten viel Spaß zusammen. Sie waren seit fünfeinhalb Jahren zusammen. In der Klasse.
Doch über die Weihnachtsferien waren alle weggefahren. Bis auf zwei. Bis auf ihn und seinen besten Freund.
Sie taten alles zusammen. Alles. Es war klischeehaft. Sie waren unzertrennlich. Und doch hatte er ihm nix von ihr erzählt.
Jedes Weihnachten trafen sie sich. Um mit ihren Geschenken zu spielen. Um für ein paar Stunden Ruhe zu haben. Um der Familie und dem Festtagsstress zu entfliehen. Das war ihre Tradition. Sie trafen sich jedes Jahr. Jedes Mal bei jemand anderen. Das letzte Mal bei ihm.
Als er auf dem Weg war. Zu seinem Freund. Hatte er sie gesehen. Sie trug eine Jacke, die für diese Jahreszeit nicht gemacht schien.
Sie fror. Sie zitterte. Am ganzen Körper. Sie war ganz langsam durch den tiefen Schnee gegangen. Auf der anderen Straßenseite. Langsam und zittrig.
Er sah sie an. Ganz verträumt. Irgendwann wurde auch ihm kalt. Er kam mit seinen Gedanken zurück in die Realität. Dann hatte er feststellen müssen, dass sie weiter gegangen war. Sie war schon lange um die nächste Ecke. Er sah auf die Uhr. Er war spät dran. Er beeilte sich zu seinem Freund zukommen. Jedoch bekam er das Bild von ihr nicht aus dem Kopf. Wie sie zitterte. Wie sie langsam durch den Schnee ging. Den ganzen Tag dachte er an sie.
In seinen Armen fing sie immer stärker an zu zittern. Er wollte sie wärmen. So das sie auf hörte zu zittern.
Doch sie war so sehr damit beschäftigt was sie alles über ihn nicht wusste und wissen wollte, das sie die kälte nicht wahrnahm. Doch sie wusste so wenig. Und wollte so viel wissen.
Hatte er Familie? Wo wohnte er? Was war mit Freunden? Hobbies? Machte er Sport? Wenn ja, was?

In welche Klasse ging er? Auf welche Schule? Wie alt war er überhaupt? Hatte er Haustiere? Hasste er Menschen genauso, wie sie sie hasste? Oder mochte er ihre Gesellschaft sogar? Was war sein Lieblingsessen? Ass er lieber süß oder herzhaft? Welche Farbe war seine Lieblingsfarbe? Blau? Grün? Rot? Gelb? Pink? Lila? Orange? Helle oder dunkle Farben? Was war sein Lieblingssong? Mochte er laute oder leise Musik? Langsame? Schnelle? Moderne? Klassik? Hip-hop? Dupstepp? Rap? Rock? Pop? Schlager? Oder Balladen? Was hielt er von Religion? Politik? Was hielt er von ihr? Wie fand er sie? Hübsch? Hässlich? Nett?
Doch das Wichtigste, was sie wissen wollte war sein Name. Wie hieß er? Es gab so viele schöne Namen. Doch wie lautete seiner?
Bis jetzt hatte sie ihn genannt. Wie die Liebe. Doch wie hieß er wirklich? Es ließ sie nicht los. Es quälte sie regelrecht.
Das Gewitter wurde schwächer. Sie zitterte kaum noch. Er fuhr mit den Augen die Konturen ihres Gesichts nach. Ihre Haut war ebenmäßig und blass. Auf ihren Wangen waren einige kleine Sommersprossen.
Ihre blasse Haut brachte diese noch stärker zum Vorschein. Das einzige was noch stark hervor stach waren drei kleine rötliche Kratzer, die in kleinen Abständen parallel nebeneinander auf ihrem rechten Wangenknochen zu sehen waren. Er vermutete, dass sie von einen kleinen Kätzchen stammten. Ihrer blassen Haut zufolge war sie nicht oft in der Sonne.
Er folgte mit den Augen ihrem Haaransatz. Er (ihr Haaransatz) rahmte ihr Gesicht so ein, dass es aussah als wäre ihr Gesicht Herzförmig. Seine Augen wanderten zu ihren Haaren. Sie trug sie offen. Sie waren etwas länger und reichten ein Stück unter ihre Schultern. Normalerweise. Heute klebten sie an ihrem Kopf und an ihrem Hals. Auch dem Regen zu verdanken war, dass ihre Haare dunkler erschienen. Normalerweise hatten ihre Haare ein sehr helles Braun, fast Blond mit einem Rotstich. Heute waren sie dunkler. Ein mittleres Braun mit einem dunklem Rotstich.
Mittlerweile hatte der Regen sich beruhigt. Es gewitterte nicht mehr. Nur noch wenige Regentropfen prasselten in regelmäßigen Abständen auf die Beiden herab. Es war mehr ein Nieseln. Ein Tröpfeln.
Die Beiden standen immer noch eng umschlungen da und sahen sich an. Die ganze Zeit. Jede Sekunde fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Die Zeit kroch dahin.
Sie fragte sich ob das wirklich Liebe war. Sie war noch nie verliebt gewesen.
Sie sah ihn an. Er hatte eine besondere Wirkung auf sie. Sie wusste nicht was für eine Wirkung.
Denn er ließ sie nicht klar denken.
Das war ungewohnt für sie. Sie konnte sonst immer einen kühlen Kopf bewahren. Ihr ganzes Leben lang schon. Wenn andere in Panik gerieten, blieb sie immer ruhig. Bis auf dieses eine Mal. Als sie zum ersten Mal in Panik geriet.
Es war als ihre Katze, Ihre geliebte Katze, verschwand.
Ihre Katze war ihre Beste Freundin. Ihre Gefährtin. Ihr ein und alles. Sie war ihr fast so wichtig wie er.
Der Tag an dem ihre Katze verschwand war der schrecklichste Tag ihres Lebens für sie.
Schon am Morgen, als sie aufwachte, hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Das Gefühl wurde bestätigt, als ihre Katze am Vormittag noch nicht von ihrer nächtlichen Jagtrunde zurück gekehrt war.
Sie suchte an ihren Lieblingsstellen. Sie fand ihre Katze nicht.
Am frühen Nachmittag war es dann soweit. Sie geriet in Panik. Sie hatte Angst, dass sie ihre Katze nie wieder sehen würde.
Sie konnte nicht klar denken. Sie rannte orientierungslos durch den Wald. Tränen stiegen ihr in die Augen. Der Wald verschwamm vor ihren Augen. Trotzdem rannte sie weiter.
Es war früher Abend, als sie erschöpft an einen Baum zu Boden sank. Sie umklammerte ihre Beine mit ihren Armen und legte ihren Kopf auf ihre Knie.
Sie hielt die Tränen nicht länger zurück. Sofort wurde ihr Gesicht mit salzigen Tränen überströmt.
Irgendwann, gegen Sonnenuntergang, streifte etwas flauschiges ihre Beine. Erst als sie das Schnurren ihrer Katze erkannte, sah sie schluchzend auf. 
Sie hörte auf zu Weinen. Ihr Gesicht war noch feucht. Aber sie lächelte. Denn das flauschige etwas war ihre Katze. Sie hatte ihre Katze nicht finden können, aber letztendlich hatte ihre Katze sie gefunden.
Sie rappelte sich auf. Im rötlichen Licht der untergehenden Sonne konnte sie sehen, dass sie am See war. Aber auf der falschen Seite.
Es dauerte bis tief in die Nacht, bis sie fröstelnd und total erschöpft zu Hause an kam. Doch das machte ihr nichts aus. Denn ihre Katze war bei ihr. An diesem Abend gab sie ihrer Katze einen Namen. Vorher hatte sie es nicht für nötig gehalten. Doch sie fand es war an der Zeit. Der Name lautete Minka. Sie fand Minka passte perfekt zu ihrer Katze.
Sie wusste nicht wie lange sie versunken mit Gedanken an Minka dagestanden hatte. Aber es war ihr egal.
Sie erschauderte leicht als er seine Finger an ihre Wange schmiegte. Aber er konnte auch spüren, dass sie seine Berührung genoss.
Seine Lippen näherten sich ihren. Als nur wenige Millimeter dazwischen waren hielt er inne. Er konnte ihren warmen Atem spüren. Er sah wie sich ihre Augen langsam schlossen.
Dann berührten sich ihre Lippen
Sie küssten sich.
Nun war sie sich einer Sache sicher.
Sie liebte ihn.
Und sie wusste, dass er dasselbe für sie empfand.
In diesem Moment dachten beide an gar nichts.
Sie waren allein.
Es regnete.