******************** Lillian und Scott von Fangs81 ******************** Scott war seit Monaten Stammgast in Lillians Café. Jeden Tag zur gleichen Uhrzeit. Gleicher Tisch. Gleicher Espresso. Gleiche kühle, fast schon aristokratische Art. Lillian hatte längst aufgehört, ihn wie einen normalen Kunden zu sehen. Er war älter als sie – etwa doppelt so alt – aber mit einer Ausstrahlung, die ihr jedes Mal einen Hauch Nervosität in den Nacken jagte. Attraktiv auf eine Art, die nicht aufdringlich war, sondern gefährlich mühelos. Er sprach kaum. Ein Nicken, ein „Danke“, ein seltener, schmaler Blick über den Rand seiner Tasse. Doch diese Blicke… Zwischen ihnen war etwas. Unausgesprochen, aber deutlich genug, dass Lillian jedes Mal ihren Herzschlag spürte, wenn er die Tür öffnete.   Sie hatte sich vorgenommen, professionell zu bleiben. Er hingegen wirkte, als hätte er sich vorgenommen, gar nichts fühlen zu dürfen. Ein Eisblock.   Es war kein Zufall, dass Scott das Etablissement betrat. Er war auf der Suche. Ein exklusiver, halb verborgener Nachtclub – einer jener Orte, von denen man nur flüsternd hörte. Abgedunkelte Gänge, schwere Musik, rotes Licht, ein Hauch Verbotenes in der Luft. Er hatte nicht erwartet, jemanden dort zu kennen. Schon gar nicht Lillian. Sie war dort, allerdings nicht als Gast. Leicht bekleidet, wie es die Atmosphäre des Clubs verlangte, stand sie an der Bar, doch mit einer Selbstverständlichkeit, die seine Fantasie sofort entfachte. Er sah sie zuerst. Der Moment, in dem ihr Blick ihn fand, schnitt wie ein Blitz durch die Dunkelheit. Lillian erstarrte kurz. Nicht vor Scham, sondern vor dem plötzlichen Wissen, dass er sie nie wieder so sehen würde wie vorher. Scott blieb stehen. Sein sonst so ruhiger Ausdruck riss für einen Herzschlag auf – Überraschung, Unruhe, und etwas, das sie bei ihm noch nie so offen gesehen hatte. Begierde? Sein Blick wanderte über sie, langsamer als nötig, und blieb dann in ihren Augen hängen. Kein Urteil. Nur elektrisches Erkennen. Lillian spürte die Hitze in ihrem Gesicht, das Pochen unter ihrer Haut. Hier war kein Café. Keine Theke zwischen ihnen. Keine Routine, an der man sich festhalten könnte. Nur Musik. Dunkelheit. Und zwei Menschen, die sich viel zu sehr wahrnahmen. Scott trat näher, bis er im flackernden Licht stand. „Lillian “, sagte er leise – und es war das erste Mal, dass er ihren Namen aussprach. Sie schluckte, hob das Kinn. „Ich… arbeite hier.“ „Das sehe ich.“ Ein kurzer Moment Stille. Voller Spannung, verwirrend, gefährlich vertraut. Und keiner von ihnen wusste, dass dies der Anfang war – von allem, was später zwischen ihnen brennen, brechen und unausweichlich werden würde.   Als Lillian am nächsten Abend an der Bar lehnte, das gedämpfte rote Licht über ihrer Haut, bemerkte sie Scott sofort. Wie er den Raum durchquerte, als gehöre er nirgendwo wirklich dazu, aber jedes Auge ihm trotzdem folgte. Er sah sie an. Und blieb stehen. Reglos, wie festgenagelt an diesen einen Moment. Lillian ließ sich Zeit. Sie drehte sich langsam zu ihm, stützte einen Ellbogen auf der Theke ab und sah ihn mit einem Ausdruck an, den er im Café nie von ihr zu sehen bekommen hätte. „Sieh an… der Espresso-Mann“, sagte sie mit einem süßen, gefährlichen Lächeln. Scott hob leicht eine Braue – überrascht. Er war es gewohnt, die Kontrolle zu haben. Hier hatte er sie nicht. Lillian trat aus der Bar hervor, näher zu ihm, ihre Schritte waren provozierend sicher. Als sie vor ihm stehen blieb, war er derjenige, der scharf einatmete.   Sie fuhr mit einer Fingerspitze über den Kragen seines Hemdes, gerade so sanft, dass es ihn erschaudern ließ. „Du siehst verloren aus.“ Ihre Stimme war weich. Aber die Botschaft war klar: Du bist hier auf meinem Terrain. Scotts Blick folgte ihrem Finger, dann ihren Lippen. Sein sonst so ruhiger Ausdruck wurde dunkler, gespannter. Lillian beugte sich leicht vor, ihr Mund nah an seinem Ohr. „Keine Sorge… ich passe heute auf dich auf.“   Dann ging sie an ihm vorbei, langsam, absichtlich, und ließ ihn dort stehen, mitten im Licht, sichtbar erschüttert von der Art, wie sie ihn mit nichts weiter als einem Lächeln entwaffnet hatte. Er drehte sich nach ihr um. Doch sie sah nur über die Schulter und schenkte ihm einen Blick, der eindeutig sagte:   Hier bestimme ich.   Und Scott , der sonst nie die Kontrolle abgab, konnte nur zusehen – und ihr folgen.   Lillian packte seine Schultern und drückte ihn auf das weiche Sofa. "Zieh dein Hemd aus", sagte sie fordernd. Irritiert über die Situation gehorchte er. Seine Brust war mit dünnen Narben übersät, was Lillian erschauern ließ. Sie kniete über ihm, strich mit den Lippen sanft über jede einzelne Verletzung. Ihre Knie drückten seine Hände in das weiche Polster, ein Gefühl des Ausgeliefert - Seins überkam ihn. Ihre Zunge wanderte über seine Brust, seinen Hals entlang. "Stop", flüsterte er. Lillian überging ihn, presste sich auf ihn und begann, sich in langsamen Rhythmus zu bewegen. Seine Erregung ließ sich nicht stoppen. "Stop", rief er nun und stieß sie mit aller Kraft von sich hinunter. Keuchend schnappte er sein Hemd und stürmte davon.   Am nächsten Morgen betrat Scott wie üblich das Café. Selbstbewußt, attraktiv, kühl, Überlegenheit ausstrahlend. Mit einem knappen "wie immer" bestellte er seinen Espresso und ging zu seinem Platz. Seine Blicke folgten Lillian ununterbrochen. Als er ging, fand sie einen Zettel neben seiner Tasse. "Spielplatz im Park. Heute 22 Uhr."   Der Spielplatz lag leer im silbernen Mondlicht. Die Schaukel quietschte im Wind. Sie stand vor der Rutsche und wartete auf ihn.Der Ausdruck in seinen Augen war dunkel, verlangend, und herausfordernd.Sie sagte: "Du wolltest einen Ort, wo uns niemand sieht. Scott trat näher an Lillian heran." Ich wollte einen Ort, an dem du aufhörst, alles zu kontrollieren." Lillian lachte: " Auf einem Spielplatz? Ernsthaft?" Er griff bestimmt nach ihrer Hand und führte sie zur Schaukel. "Setz dich!" Es klang wie ein Befehl, Lillian war überrascht, dass sie gehorchte. Lillian umklammerte die kalte Kette der Schaukel. Er stand hinter ihr und schob die Schaukel leicht an. Langsam, fast provozierend. Sein Atem streifte ihren Nacken. "Du bist nervös" , flüsterte er nahe an ihrem Ohr. "Ich bin nicht nervös" , hauchte sie, aber ihre Stimme brach. Scott beugte sich ganz nah zu ihr heran. "Vertrau mir" , flüsterte er. Lillian ließ sich leicht nach hinten fallen, ganz nah an Scott heran. Sie spürte seinen muskulösen Oberkörper. Scott schob die Schaukel an. Nicht spielerisch, sondern kontrolliert und langsam, mit einer Kraft, die ihr zeigte, wer den Rhythmus bestimmt. Lillian spürte den Wind um ihre nackten Beine streichen. Er war kühl, was sie Scotts warmen Körper noch intensiver spüren ließ. Ihr Rücken berührte seine Brust, die Berührung war zuerst flüchtig und zart. Als er die Schaukel abrupt stoppte, fiel sie hart gegen ihn. Lillian atmete scharf ein. Er hielt die Ketten der Schaukel fest, dicht an ihren Händen, so dass sie zwischen seinen Armen eingeschlossen war. "Du wolltest höher schaukeln, aber ich glaube, jetzt willst du was ganz anderes" , flüsterte Scott. Sie fühlte seine Lippen an ihrem Hals, kaum mehr als ein Hauch. Ein einziges leichtes Streifen genügte, um sie zittern zu lassen. "Scott", hauchte sie. "Sag es" , forderte er sie auf, sein Atem heiß an ihrem Ohr. Sie drehte den Kopf, ganz leicht, damit seine Wange ihre streifte. Die Position war sehr intim, auf einer Schaukel, mitten in der Nacht, und dennoch aufregender als alles, was sie erwartet hatte. Seine Hände glitten langsam an den Ketten herunter, bis sie ihre fest umschlossen. Ganz ruhig, ganz sicher. "Ich mag es, wenn du die Kontrolle übernimmst" , flüsterte Lillian. Scott lachte dunkel auf. "Dann halt dich gut fest." Seine Finger verschränkten sich mit ihren, seine Brust lag an ihrem Rücken, und der leichte Druck seines Körpers gegen ihren ließ keinen Zweifel daran, dass seine Kontrolle nicht nur verbal war. Die Schaukel bewegte sich wieder, aber es war keine unkontrollierte Bewegung. Nur ein sanftes rhythmisches vor und zurück, gerade so viel, dass Lillian Scotts Atem in ihrem Nacken spürte, ihre Körper in einem stillen Takt. "So?" , fragte Scott. "Genau so", antwortete Lillian. Ihre Stimme vibrierte vor stillem Verlangen. Die Schaukel bewegte sich nun kaum noch, doch Lillians Atem ging schneller, als würde sie hoch hinaus schaukeln. Scott hielt sie dicht an sich, seine Fingerspitzen glitten an ihren Händen vorbei, bis sie ihre Taille erreichten. Ein sanfter Druck. Dann etwas fester. Gerade so viel, dass sie spürte, wie sehr er sie wollte. Lillian lehnte sich zurück, ließ ihren Kopf gehen seine Schulter sinken. Sie spürte jeden Zentimeter seiner Körperwärme, all die Spannung, die er zurück hielt. "Du machst mich wahnsinnig", flüsterte Lillian. Scotts Lippen berührten die Stelle unter ihrem Ohr. Kein Kuss, nicht ganz, eher ein prüfendes Streifen, als wolle ihre Grenzen herausfinden, um sie dann ganz bewusst zu ignorieren. "Gut", flüsterte er, "dann sind wir jetzt zwei." Seine Hände glitten an ihrer Taille nach vorn, langsam und entschlossen, fanden die Knöpfe ihres Kleides. Er hielt inne, nur einen Herzschlag lang, als wolle er ihr die Chance geben, zu entkommen. Lillian tat das Gegenteil. Sie spannte sich gegen seine Hände, ein stummes "weiter".   Scotts Atem wurde tiefer. Er zog sie noch näher an sich heran. "Näher, näher," hauchte Lillian, leise, rau. Er lachte, ein vibrierendes Lachen, das ihren ganzen Körper erreichte. Seine Hände wanderten weiter, sein Griff an ihrem Körper wurde fester,bestimmter. Ein stilles Versprechen, dass er ihr jede Unsicherheit nehmen würde. Lillian hob ihre Hände von den Ketten, ließ sie nach oben greifen, bis sie seinen Nacken fand. Ihre Finger verfingen sich in seinem Haar, zogen ihn noch näher heran. Ein Stöhnen entwich ihm, tief, überrascht, eindeutig. "Lillian!" ihr Name klang aus seinem Mund wie ein Besitzanspruch.   Lillian fühlte Scotts Hände an ihrer Taille, spürte, wie seine Finger sich durch den Stoff arbeiteten, als wollten sie jeden Hauch Distanz auslöschen. Ihr Atem wurde tiefer, unkontrollierter. Die Welt schien nur noch aus seinem Körper hinter ihr zu bestehen, aus Wärme und Druck und diesem elektrischen Ziehen in ihrer Brust. Er neigte sich vor, seine Lippen streiften ihren Hals. Nur ein winziger Kontakt. Doch es reichte, um sie innerlich zu zerreißen. „Scott …“ hauchte sie, kaum hörbar. Sie fühlte, wie er an ihrem Rücken verhärtete – nicht vor Erregung diesmal, sondern vor etwas anderem. Anspannung. Zögern. Für einen Sekundenbruchteil presste er seine Stirn gegen ihre Schulter, sein Griff an ihrer Taille war fest, fast verzweifelt. Und dann – löste er sich. Die Kälte traf sie abrupt, als er von ihr zurücktrat. Die Schaukel stand still. Lillian blieb sitzen, wie eingefroren, ihre Hände noch immer an den Ketten, ihre Brust eng vor verwirrter Erwartung.   „Was tust du?“ fragte sie leise. Scott stand vor ihr, der Schatten einer Entscheidung auf seinem Gesicht. Seine Atmung war unregelmäßig, seine Augen dunkel wie die Nacht, aber irgendetwas daran war… verschlossen. „Ich sollte das nicht“, sagte er, und seine Stimme klang gefährlich ruhig. „Warum nicht?“ Er sah sie an, als wäre sie ein Fehler, den er unbedingt machen wollte. „Weil es zu leicht ist, dich zu wollen“, murmelte er. „Und zu schwer, damit richtig umzugehen.“ Dann wandte er sich ab. Ohne ein weiteres Wort. Ohne Erklärung. Ohne auch nur den Versuch, ihre Verwirrung zu mildern. Lillian spürte, wie ihr Herz in ihre Kehle rutschte – ein schmerzhafter Druck, eine Mischung aus Hitze und Ernüchterung.   „Scott !“ rief sie, aber er war bereits in der Dunkelheit verschwunden. Sie saß noch lange auf der Schaukel. Viel zu lange. Der kühle Metallrahmen fühlte sich plötzlich unendlich leer an.   Lillian hatte kaum geschlafen. Jeder Gedanke drehte sich um Scotts abrupten Rückzug – dieses plötzliche, kalte „Ich sollte das nicht“, das sie tiefer getroffen hatte, als sie zugeben wollte. Das Café war bereits gut gefüllt, als die Tür aufschwang und er hereinspazierte. Scott. Er sah nicht so aus, als hätte er eine schlaflose Nacht hinter sich. Nein, er wirkte gesammelt. Ruhig. Zu ruhig.   Er kam an den Tresen, die Hände in den Manteltaschen, der Blick fest auf sie gerichtet. Kein Gruß. Kein Zögern. „Einen doppelten Espresso“, sagte er. Seine Stimme war tief, neutral, geschäftlich. Lillian straffte sich, zwang ihre Hände, nicht zu zittern.„Kommt sofort.“ Sie drehte sich um, versuchte, ihren Puls zu beruhigen, doch sein Blick lag schwer auf ihrem Rücken, als könnte er jeden Atemzug von ihr analysieren. Als sie den Espresso vor ihn stellte, griff er nicht sofort danach. Stattdessen beugte er sich leicht vor. Nicht viel. Gerade genug, dass nur sie seine Worte hörte. „Du bist früh hier“, sagte er kühl. „Ich arbeite hier“, erwiderte sie knapp. Sie hob eine Braue, hielt seinen Blick. Sie wollte keine Unsicherheit zeigen, auch wenn ihre Knie zitterten.   „Hast du Schwierigkeiten gehabt, dich zu beruhigen?“ fragte er leise, fast beiläufig. Ein Hauch Dominanz, ein Schatten von dem Mann, der gestern Nacht fast die Kontrolle über sie übernommen hätte. Lillian presste die Lippen zusammen. „Ich bin professionell genug, um Privates draußen zu lassen.“ „Gut.“ Ein einziges Wort, das gleichzeitig nach Anerkennung und Herausforderung klang. Er nahm den Espresso, zahlte, und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging. So einfach. Als wäre nichts gewesen. Lillian bebte innerlich.   Lillian verließ das Café, froh, dass der Tag vorbei war. Den ganzen Tag waren ihre Gedanken bei Scott gewesen. Ihr Körper wollte ihn, ihr Kopf hasste ihn. Doch kaum hatte sie den Hinterhof erreicht, hörte sie das leise Geräusch von Schritten. Scott trat aus dem Schatten. Zu nah. Zu kontrolliert. „Du hast mich ignoriert“, sagte er ruhig. „Ich habe gearbeitet.“ „Das hinderte dich sonst nie daran, mich anzusehen.“ Lillian spürte, wie ihr Herz raste. „Nach gestern… weiß ich nicht, was du willst.“ Er kam näher. Einen Schritt. Dann noch einen. Sein Blick war nicht mehr neutral. Er war gefährlich konzentriert. „Ich will,“ sagte er leise, „dass du verstehst, dass ich nicht dein Spielzeug bin.“ „Und ich bin deins?“ entgegnete sie mit einem Funken Trotz. Er hielt direkt vor ihr an. Seine Hand schoss hoch, packte sie an der Hüfte. Nicht grob genug, um sie zu verletzen, aber fest genug, dass sie keine Sekunde daran zweifelte, wer die Kontrolle hatte. Sofort spürte sie ein Ziehen in der Brust, im Bauch, zwischen den Beinen. Lillian keuchte. „Scott! “ „Sag mir nicht, du willst das nicht.“ Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Sie fühlte seinen Atem, seine Spannung, sein Zögern – doch diesmal brach er nicht sofort ab. Lillian hob die Hand, legte sie an seine Brust. Nicht um ihn wegzuschieben. Sondern um sich daran festzuhalten. Sie ertastete die Narben unter seinem Hemd, spürte das Verlangen, sie zu küssen. „Du hast mich einfach stehen lassen“, hauchte sie. „Du hast mich fallengelassen.“ „Weil ich musste.“ Er sagte es hart – aber seine Finger zitterten minimal an ihrer Hüfte. „Ich hätte dich sonst nicht mehr losgelassen.“ Lillian öffnete den Mund, wollte etwas sagen, da beugte er sich plötzlich vor – schneller, als sie reagieren konnte. Seine Lippen fanden ihre. Hart. Ungeduldig. Als hätte er den ganzen Tag dagegen angekämpft. Endlich. Lillian drückte sich gegen ihn, spürte seine Hand, die ihre Taille fester packte, fast besitzergreifend. Für einen Augenblick verlor sie die Luft, die Orientierung, alles außer ihm. Doch so abrupt wie der Kuss begonnen hatte, löste er sich wieder. Er trat zurück. Zwei Schritte, dann ein Dritter. Sein Ausdruck war wieder kontrolliert, fast kalt. „Das war ein Fehler", sagte er hart. „Ich melde mich.“ Und er drehte sich um und ging, wieder einmal, ohne ihr eine Chance zu geben, ihn aufzuhalten. Lillian blieb zurück im Schatten des Hinterhofs, mit klopfendem Herzen und einem Gefühl, das gleichermaßen nach Sehnsucht und Schmerz brannte.   Lillian wartete, dass Scott wieder im Café erschien. Aber er tauchte die ganze Woche nicht auf. Nachts quälten sie Träume, in denen sie weit mehr als nur Küsse austauschten. Scott suchte sie heim, übertraf ihre erotischen Fantasien und ließ sie schweißgebadet aufwachen. Lillians Herz glühte bei jedem Gedanken an ihn, daran, seine Narben zu küssen. Ein Feuer breitete sich in ihrem Körper, in ihren Gedanken aus. In ihrer Verzweiflung suchte sie den Ort, an dem alles begann: den Spielplatz im Park. Dieses Mal schien kein Mond. Ein leichter Nebel lag um die Schaukel. Lillian ließ ihre Hand an der Kette hinabgleiten. "Scott", flüsterte sie in die Nacht. Sie glaubte, seine Anwesenheit zu spüren, seine männliche Ausstrahlung schien in ihrem Rücken zu brennen. "Ich wusste, du würdest herkommen", raunte seine tiefe Stimme hinter ihm. Er klang hungrig, verlangend. "Dreh dich nicht um", befahl er. Lillian rührte sich nicht, flüsterte: "Du hast mich schon dreimal fallen gelassen. Ich halte das nicht aus. Bleib weg von mir!" "Sag das noch mal", forderte er. Er drückte sich fest an sie. "Bleib weg...". Lillians Stimme brach. Und dann war es, als würde die Luft zwischen ihnen Funken schlagen. „Ich kann nicht.“ Er griff nach ihr, hart, ohne Zögern, als wäre das alles, was er jemals gewollt hatte. Seine Hände umfingen sie an der Hüfte, zogen sie gegen sich, rissen die Distanz auseinander, die sie aufgebaut hatte. Lillian keuchte, ein Laut, der nicht nur Überraschung war. Eher Erleichterung, Kapitulation. Sein Mund fand ihren – kein langsamer, prüfender Kuss diesmal. Es war ein Aufprall. Ein Zusammenstoß all der Worte, die sie sich gegenseitig verboten hatten. Lillian packte sein Hemd, krallte sich daran fest, zog ihn näher, als könnte sie ihn damit festhalten, bevor er wieder verschwand. Scott stieß sie leicht zurück, gegen die Schaukel. Nicht grob. Nur so fest, dass sie spürte, wie sehr er sich beherrschen musste. „Lillian …“ Seine Stimme war rau, brüchig. Er packte ihre Hände, zog sie nach oben und drückte sie gegen den kalten Rahmen der Schaukel. Sein Körper fixierte sie, es war unmöglich, ihm zu entkommen. Aber das wollte sie auch gar nicht. Alles in ihr brannte und bäumte sich ihm entgegen. Er quälte sie, in dem er ihr jegliche Möglichkeit zur Bewegung nahm. Seine Lippen verharrten wenige Millimeter vor ihren. "Scott, bitte..." Sie sah ihn flehend, bettelnd an. Er streifte ihre Lippen mit seiner freien Hand, gab ihr keine Erlösung. Sie wand sich unter seiner Berührung, konnte ein Bein befreien und umschlang damit seine Hüften. So fest sie konnte presste sie ihre Unterkörper aneinander. Sie spürte seine Erregung und er stöhnte auf. Hart zwängte er seine Zunge in ihren Mund, fixierte noch immer ihre Arme. Mit der freien Hand zwang er sie, auch das andere Bein um ihn zu schlingen. Dann spürte Lillian nur noch seine Erregung und gab sich ihrem Begehren hin.   Lillian hatte kaum geschlafen. Die Bilder der letzten Nacht liefen wie ein Fieber durch sie hindurch: sein Griff, seine Nähe, sein animalisches Verlangen, das Knistern zwischen ihnen, das wie ein Stromstoß in ihrer Haut festhing.   Sie schleppte sich zur Arbeit, hoffte, ihre Gefühle beruhigen zu können. Doch es vergingen nur wenige Minuten, da hörte sie das Klingeln der Tür. Sie drehte sich reflexartig um. Und da stand er. Mit einer Frau an seiner Seite. Elegante Kleidung, teure Tasche, perfekter Auftritt. Sie sah aus wie jemand, der zu ihm passte, oder zu dem Leben, das er führen sollte. Scott bemerkte Lillian, versteifte sich, versuchte dann, etwas wie Neutralität aufzusetzen. Die Frau hingegen strahlte ihn offen an, hakte sich bei ihm ein, als gehöre sie dort hin. Lillians Hände wurden kalt. Der Becher in ihrer Hand zittern. Sie zwang sich zum Lächeln, zwang ihre Stimme ruhig zu halten, zwang alles in sich festzunageln. „Was darf’s sein?“ fragte sie. Scott öffnete den Mund – aber die Frau sprach zuerst. „Einen Cappuccino. Und für ihn… einen Flat White, stimmt‘s?“ Sie sah zu ihm hoch, vertraut, besitzergreifend. Er nickte, ohne sie anzusehen. Lillian wollte weg. Weg aus dieser Situation, weg aus ihrem Körper. Als sie die Bestellung abgab, traf sein Blick sie. Kurz. Schwer. Viel zu ehrlich. Und plötzlich wusste sie: Er hatte sie gestern gewollt. Und er versuchte es heute zu vergessen.   Als die Tür hinter der letzten Kundin zufiel, hörte Lillian das Rascheln von Schritten draußen im Hinterhof. Scott. Sie spürte es, bevor sie ihn sah. Sie ging hinaus, ihr Herz drohte zu explodieren. Er wartete dort, die Hände in die Taschen seiner Jeans gedrückt, den Blick gesenkt. „Was war das?“ fragte Lillian. Er hob den Kopf, provozierend langsam. „Nichts, was dich betrifft.“ „Du willst, dass es mich nicht betrifft. Aber das tut es.“ Er presste die Lippen zusammen, als kämpfe er mit Worten, die er nicht aussprechen durfte. „Lillian, wir müssen das lassen.“ Sie lachte bitter. „Zu spät.“ Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch er griff nach ihrem Arm – schnell, unüberlegt. Sein Griff war fest, fordernd. „Warte.“ „Warum? Damit du mir wieder sagst, dass du gehen musst?“ Er zog sie näher. Zu nah.Ihre Schultern berührten seine Brust, sie konnte seinen Atem fühlen. „Das gestern…“ Seine Stimme war leise, rau. „Ich denke die ganze Nacht daran.“   Lillian spürte, wie ihr Körper reagierte – sofort, machtlos. Ihre Wut verwandelte sich in Hitze, ihr Herzschlag raste. „Warum war sie dann heute bei dir?“ Sein Blick verhärtete sich. „Weil mein Vater…“ Er brach ab. „Es ist kompliziert.“ „Ausreden“, flüsterte sie. „Immer nur Ausreden.“   Er wurde unruhig, als würde in ihm ein Sturm toben. Dann – zu plötzlich – zog er sie gegen die Wand des Hinterhofs. Die Nähe explodierte zwischen ihnen. Seine Hand an ihrer Taille, sein Körper gegen ihren, seine Stirn an ihrer. Ein Laut entwich ihr, bevor sie ihn unterdrücken konnte. „Du machst mich verrückt“, murmelte er gegen ihren Hals. „Mehr, als ich zugeben will.“ Sie hob das Kinn, suchte seinen Mund, den Geschmack, den sie seit gestern nicht vergessen hatte. Für einen Moment gab er nach. Nur einen. Sein Atem streifte ihren. Ihre Lippen fast auf seinen. Er wollte. Sie fühlte es. Ganz deutlich.   Und dann – wieder dieses Abbrechen. Dieser Riss. Er löste sich abrupt von ihr, als hätte er sich verbrannt. „Nein.“ Er ging einen Schritt zurück, keuchend. „Lillian , ich darf das nicht. Nicht nochmal.“ „Du willst es doch“, flüsterte sie. Er schloss die Augen, als würde gerade etwas in ihm zerbrechen. „Ja“, sagte er. „Zu sehr.“ Und dann drehte er sich um und ging. Ohne Erklärung. Ohne Blick zurück.   Lillian blieb an die Wand gelehnt stehen. Zitternd. Wütend. Verletzt. Und immer noch hoffnungslos in ihn verliebt. Scott war schon fast durch das Tor des Hinterhofs, als Lillian ihm hinterherstürmte. Ihre Schritte hallten zwischen den Mauern, schneller, lauter, als hätte ihr Herz beschlossen, mitzuschreien.   „Scott! Halt!“   Er blieb stehen. Ganz langsam. Wie jemand, der genau wusste, dass er das nicht tun sollte. Sie stellte sich vor ihn, außer Atem, die Hände zitternd. „Was soll das? Du kannst nicht einfach gehen, nachdem du—“ Sie brach ab, suchte verzweifelt nach Worten, die groß genug waren für das, was ihr Brustkorb kaum noch halten konnte.   „Ich liebe dich.“ Es kam heraus, unkontrolliert, roh, ehrlich. „Ich liebe dich. Und ich weiß, du fühlst etwas für mich. Also warum… warum tust du so, als wäre ich dir egal?“ Scotts Gesicht verhärtete sich sofort – nicht aus Kälte, eher aus Schmerz. Er sah aus, als hätte jemand tief in ihn hineingeschnitten und er versuche verzweifelt, die Wunde zu verstecken. „Lillian, du darfst das nicht sagen.“ „Warum nicht?“ „Weil ich es mir nicht erlauben kann, es zu hören.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Er machte keinen zurück und wich auch nicht aus. Er war einfach nur starr vor innerem Chaos. "Scott, rede mit mir. Sag mir die Wahrheit.“ Er schloss die Augen, als müsse er Kraft sammeln. „Ich bin verlobt.“ Lillian fühlte, wie ihr Atem stecken blieb. Er fuhr fort, leiser, als schäme er sich: „Mein Vater erwartet es. Ich bin finanziell an ihn gebunden. Ich tue das Richtige. Für meine Familie. Für unsere Position. Für alles, was auf dem Spiel steht.“   Jedes Wort traf sie wie ein Stoß. „Das Richtige?“ flüsterte sie. „Und was bin ich dann? Ein Fehler? Ein Unfall?“   Er sah sie an – und sein Blick war so voller Schuld, dass sie kaum standhalten konnte. „Du bist…“ Er brach ab, rang mit sich. „Du bist das, was ich mir wünschen würde, wenn ich mir etwas wünschen dürfte.“ Das machte alles nur schlimmer. Lillian schüttelte den Kopf, Tränen stiegen ihr in die Augen, brannten heiß. „Und du willst, dass ich damit leben soll? Damit, dass du mit ihr bist? Dass du mich willst, aber mich wegstößt? Dass ich dich liebe – und du mich doch nicht wählen wirst?“ Scotts Ausdruck zerbrach für einen Moment. Ein einziger, qualvoller Moment. Dann richtete er sich wieder auf wie jemand, der gelernt hat, Schmerz unter Pflicht zu begraben. „Ich muss tun, was meine Familie verlangt.“ „Auch wenn es dein Leben ruiniert?“ Ihre Stimme bebte. „Auch wenn es meins zerstört?“ Er antwortete nicht sofort. Die Stille war unerbittlich. Dann sagte er leise, fast flehend: „Lillian, lass mich los.“ Diese Worte waren schlimmer als alles andere. Sie stolperte einen Schritt zurück, als wäre der Boden unter ihr verschwunden. Ihre Hände pressten sich gegen ihre Brust, als könnten sie verhindern, dass dort etwas zu Bruch ging. „Ich kann nicht…“ Ein Laut entwich ihr, halb Schluchzen, halb Lachen. „Ich kann nicht einfach aufhören.“ Er senkte den Kopf, unfähig, sie anzusehen. „Dann werden wir beide daran zerbrechen“, murmelte er. Sie atmete scharf ein, die Luft tat weh. Alles tat weh. Dann wandte sie sich ab. Nicht, weil sie wollte. Sondern weil sie sonst zusammengebrochen wäre. Ihr Herz brannte, ihr Körper war erfüllt von unstillbarem Verlangen und Hoffnungslosigkeit.   Die Wohnung war still, als Lillian die Tür hinter sich schloss. Zu still. Es war die Art von Stille, in der jeder Gedanke wie ein Echo wirkte, jeder Atemzug zu laut und jede Erinnerung zu scharf. Sobald die Klinke einrastete, fiel die Fassade, die sie draußen noch gehalten hatte, in sich zusammen. Sie lehnte sich gegen die Tür, glitt langsam daran hinunter, bis sie auf dem Boden saß. Ihre Finger krampften sich in den Stoff ihres Pullovers, als müsste sie sich festhalten, um nicht auseinanderzufallen. Scotts Worte liefen immer wieder durch ihren Kopf. "Du bist das, was ich mir wünschen würde, wenn ich mir etwas wünschen dürfte." „Ich bin verlobt.“ „Ich muss das Richtige tun.“ „Lass mich los.“   Es tat nicht nur weh. Es fühlte sich an, als wolle etwas in ihr schreien – etwas, das keine Sprache hatte, nur Schmerz. Sie stand auf, schleppte sich ins Wohnzimmer, ließ ihre Tasche irgendwo fallen. Alles sah genauso aus wie immer, und gleichzeitig völlig fremd. Wie ein Ort, an dem sie nicht mehr hineinpasste. Heiße Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie liebte ihn. Mehr, als sie zugeben wollte, mehr, als sie sollte.   Und er… Er war an jemand anders gebunden. An eine Zukunft, die mit ihr nichts zu tun hatte. Je mehr sie an ihn dachte, desto größer wurde das Loch in ihrer Brust. Nicht nur Liebeskummer – es war dieses Gefühl, als hätte man ihr den Boden weggezogen, ihre Orientierung, ihren Wert, ihr Gleichgewicht. Ein Teil von ihr schämte sich dafür. Ein anderer Teil flehte darum, dass er plötzlich vor ihrer Tür stehen, alles rückgängig machen, sie halten würde. Aber das tat er nicht. Also blieb nur die Stille. Und der Schmerz, der zu groß war für Tränen allein. Langsam griff Lillian das Glas, das auf dem Tisch stand. Sie ließ es zu Boden fallen und wählte eine große Scherbe. Sie ließ sich auf das Sofa gleiten und führte zwei lange Schnitte entlang ihrer Pulsadern. Der Schmerz war süß, fast eine Erleichterung. Langsam verlor sie das Bewusstsein, während der Boden sich blutrot verfärbte.   Und Scott blieb noch lange dort stehen, reglos, jeder Muskel angespannt – wie ein Mann, der sich selbst verrät und es weiß. ******************** Am 29.12.2025 um 20:10 von Fangs81 auf StoryHub veröffentlicht (https://storyhub.de/?s=7QAPx) ********************