Der Ruf des Glases

Kurzbeschreibung:
Dieses kurze Gedicht ist im Rahmen eines Workshops meiner Uni entstanden. Ich hoffe es gefällt euch.

Am 10.5.2021 um 17:56 von Cedi001 auf StoryHub veröffentlicht

Dunkel sind die Nächte längst nicht mehr;
Zwar ist der Himmel sternenleer,
Doch an den Häusern, an den Wänden,
Sind grelle Lichter aufzufinden.
Auch ist es nachts nicht mehr so still;
Volltrunken torkeln Menschenmassen
Laut grölend durch die dunklen Gassen;
Es macht hier jeder, was er will.


Ich bin geflüchtet aus der alten Welt,
Und hatt’ mein Seelenheil im Blick.
Doch alles, was mich dort gequält
Ist auch hier wieder zurück.
So geh’ ich nun, wie jede Nacht,
Zur kleinsten Bar der ganzen Stadt.
Ich hör den Trunkenbold, der lauthals lacht;
Wie sehr bin ich das alles satt.


Ich atme durch und gehe rein
In den gottverdammten Sündenpfuhl.
Wie immer bin ich nicht allein,
Und setz’ mich erstmal auf ‘nen Stuhl.
Ich zünd’ ‘ne Zigarette an,
Führ’ sie zum Mund und ziehe dran.
Der Rauch von mir ist kein Problem,
Es sind die Andern, die mir auf den Zeiger geh’n.


Nun schau dir an, wie sie da sitzen:
Den Kopf mit ihren Händen stützen,
Der Stall der Hose steht weit offen,
Das zehnte Bier bereits gesoffen
Und die Kippen sind ins Glas geworfen.
Wie sehr ich sie verabscheue
Das Pack aus Losern und Versagern.
Ich bin zwar oft mit mir am Hadern,
Doch schwöre ihnen immer Treue.


Ich kipp’ den Fusel in mich rein,
Als sei’s das Letzte, was ich tu.
Das Bier spricht mir den Kummer klein
Und schnürt mir meine Seele zu.
Es stinkt nach Qualm und Alkohol;
Ich fühle mich hier nicht mehr wohl.


Ich schau zur Uhr – Schon kurz nach Vier.
Gott, ich hatte zu viel Bier.
Kaum aufrechtstehend stapf’ ich raus,
Aus meinem schönen Himmelshaus.
Umnebelt falle ich zu Boden.
“Was ist aus mir denn bloß geworden?”

Autorennotiz:
Dieses kurze Gedicht ist im Rahmen eines Workshops meiner Uni entstanden. Ich hoffe es gefällt euch.