Rauschen(1) ~ Erik ( Gesamtausgabe )

Am 6.5.2022 um 15:16 von JoKarter auf StoryHub veröffentlicht

1. Kapitel: Coverseite

2. Kapitel: Einführung

Der Albtraum beginnt ...

  Vor einiger Zeit / Heute

***

Die Erinnerungen ließen ihn nicht los und er blickte nervös den Jungen an, der keine Regung zeigte und stumm in Gedanken seine Finger abzählte.

„Du wolltest mich also sehen, … da bin ich.“ Er setzte sich schlurfend, während einer der zwei Vollzugsbeamten seine Handfesseln kontrollierte. „Sag mir eins. Warum bin ich hier? Doch nicht weil ich darum gebeten habe? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“ Sein herabwürdigender Blick richtete sich an Kommissarin Kathleen Kiley. Sie schwieg den Moment ebenso wie der Junge mit dem starren Augen.

„So still kenne ich das Bübchen gar nicht. Hat´s ihm die Sprache verschlagen!“ Er suchte seinen Augenkontakt und der Junge erwachte aus seiner Trance und hörte auf seine Finger aneinander zu reiben.

„Bereuen sie nicht was sie getan haben?“ Mit verschränkten Armen stellte sich die Kommissarin Kiley neben den stillen Jungen um ihm Sicherheit zu bieten.

„Soll ich mich entschuldigen? Für was? … Bei dir Bübchen? ...Ich denke nicht! Das was uns verbindet, glaubst du wirklich die da verstehen das? “ Etwas lief hier nicht nach seinem Plan, allein schon das sie sich beiden Auge in Auge gegenüber saßen. Er hatte nur vor gehabt zu provozieren und Aufmerksamkeit zu schaffen, ihn wieder zu sehen brachte keine Genugtuung.

„Herr Brandner, sie sind Hauptverdächtiger in einer Reihe von kriminellen Straftaten. Ihnen wird auch mehrfacher Mord und Entführung vorgeworfen. Sie sind derjenige der sich bei seinen Opfern entschuldigen wollte, ... da ist er, aber nur weil er es von sich aus wollte. Nicht weil sie es verlangt haben!“  Kommissarin Kiley wich keinen Zentimeter zur Seite. Nicht ein Wimpernschlag, nicht ein Zucken durchfuhr den Jungen, starr blickten sich beide an und der Mann in Fesseln verlor, während der Junge ungläubig den Kopf schüttelte und kurz lächelte. Sie hatten sich nichts zu sagen, letztendlich war es nur eine Zeitvershwendung von beiden Seiten.

"Sie müssen mich vor dem Teufel da beschützen, der kriegt ja nicht mal das Maul auf. Sitzt nur so da …“ Gereitzt lachte Brandner auf, seine Miene erstarrte unsicher, was konnte er schon ausrichten und doch, das der Junge schwieg und ihm nur mit den Augen folgte und stumm blieb, ließ die Stimmug aufkochen. "Hör auf mich an zu glotzen! … Der will keine Entschuldigung ... nicht von mir ..." Er wollte aufstehen, doch dies wurde von einem der Vollzugsbeamten unterbunden. "Sag etwas, wie soll es weiter gehen?"

„ … Danke für die Chance! Ich denke nicht das wir uns wieder sehen!“ Der Junge war fertig, das war es wofür er gekommen war. Ein kurzes Hallo und Aufwiedersehen, doch es war viel mehr. Beim Aufstehen stützte sich der Junge am Tisch ab und erst jetzt bemerkte der Mann in Fesseln, was der picklige Junge in der Hand hielt. Er legte eine Patronenkugel auf den Tisch vor ihm und drehte sie zu zu ihm, so dass sie auf Brandner zeigte. "Du hast recht. Ich wollte dir nur etwas zurück geben, was dir gehört!"

"Komm wir sind Freunde, sag´s ihnen! Oder willst du das ich ihnen die ganze Wahrheit erzähle!... wie du gejammert hast ... und es kaum erwarten konntest, das ich dich fertig mache... sag was ... wie sieht dein Plan aus ... Was soll die Scheiße? Deswegen holen sie mich her. Für nichts!“ Er fegte die Patrone vom Tisch und er ärgerte sich das er verloren hatte... Verloren . Einer der Vollzugsbeamten brachte den Jungen aus dem Befragungsraum. Die Kommissarin hob die Kugel auf.

„Die Wahrheit, dafür sind wir hier oder nicht? ...Diese kleinen Dinger, es ist schon komisch, ... komisch das es nur ihr Knie war, wo wir das hier herausgeholt haben! Anderes ist hartnäckiger und wird man nicht so leicht wieder los!“ Sie knallte die Hand vor Brandner auf den Tisch.

"Wie geht’s ihrem Kollegen, sein Arsch ging gewaltig auf Grundeis, als es Ernst wurde und im Gegensatz dazu hat der Rotzlöffel da drüben keine Sekunde gezögert?“

"Mein Herr "Kollege" ist ander weitig beschäftigt, aber ich wette mit ihnen, diesen Anblick von ihnen hätte er all zu gerne genossen!“

"Ich hätte nie Gedacht das der Junge dieses Schneid hat und es schafft mir Angst ein zu jagen, er hat wirklich dazu gelernt! ...BRAVO! Ab jetzt läuft es nach seinen Regeln und ich hoffe sie merken sich meine Worte."

"Er wollte ihnen nur noch einmal in die Augen sehen, um für sich ab zu schließen. Und sie denken er spielt ein Spiel?"

"Wenn sie das glauben sind sie dümmer als ich gedacht habe! Rotschopf! Denken sie nicht ich werde mich jetzt selbstaufgeben."

"Ihre Entschuldigung war nur ein Vorwand, das wusste er und dass wusste ich... Es ist vorbei … legen sie ihr Geständnis ab und ersparen sie den Kindern den ganzen Quatsch den sie treiben. Psychartrie oder Sicherheitsverwahrung für sie, ist das nicht verlockend ... Und das einzige was wir wollen, ersparen sie ihren Opfern die erneute Aussage!“

„Ich frage sie ernsthaft ... Glauben sie wirklich das es vorbei ist, ich habe so viele gefoltert … getötet vermuten sie...und ER ist einer von Zweien die mich überlebt haben, dass dies einen Grund hat, ist ihnen nicht in den Sinn gekommen? Und das ihre „Opfer“ ja so unschuldig sind, sie sind naiv? Keiner von Beiden wird mich oder unsere gemeinsame Zeit vergessen.“

„Naiv, das Einzige was ich sehe ihre Taten haben keinen Sinn, sie sind nichts weiter als ein Serienmörder. Diese zwei Menschen haben es überlebt, weil sie sie unterschätzt haben.“ Die Kommissarin blickte auf die Patrone in ihrer Hand und legte sie zurück in die Mitte des Tisches.

„Sie liegen so falsch! Sie sind am Leben, weil ich es so wollte klar, so dicht war die Waffe an seinem beschissenen Kopf! Ich bestimme! Ich habe nicht abgedrückt!“ Er hielt sich die Hände an die Schläfe und zog sie über seinen Hals : „Mein Messer steckte in ihrem Fleisch! Ein Mörder bin ich deswegen noch lange nicht... Also was sollte mich dazu bringen irgendwas für sie zu tun!“

„Ihr Gewissen.“

„Wer sagt ihnen das ich eines habe!“

„Ihr Gewissen ist der Grund warum sie leben ... und sie wollen mir ihre Geschichte erzählen. ...Wer sind sie wirklich? Sie wollen es doch! Wie hat es bei ihnen angefangen? ... Mit toten Katzen?“

„Ich bin nur ein Krüppel!“ Er lachte sie aus. „Und ich bin nicht dumm! ...Soweit ich weis, hätte ich den Jungen vor der Verhandlung gar nicht sehen dürfen, es kann sie Kopf und Kragen kosten und am Ende haben sie nichts! Aber sie sind sich dessen bewusst … sie machen nichts undurchdachtes ...“

„Ein Vergehen von dem Niemand weis, weil niemand etwas gesehen oder gehört hat, ist kein Vergehen.“ Sie wies den zweiten Vollzugsbeamten mit einem Wink an, den Raum zu verlassen und nun waren sie alleine. Sie nahm ihm die Handfesseln ab und begab sich auf sehr dünnes Eis.

„Wer sind sie?“ Ihm fielen die roten Haare auf, er flüsterte vor sich hin. „Kennen sie das kleines dürre Mädchen? Sie haben den selben Duft, den alle Rothaarigen haben, mit Sicherheit kennen sie sich! Spätestens wenn ihr Blut an meinem Messer klebt und ich ihr die Haut abziehe, wie bei einen Karnickel.“

„Mich interessiert nur ihre Geschichte!“ Die Kommissarin lies sich von ihrem Weg ablenken und ebenso wenig zeigte sie wie sehr es sie anekelte, wenn er über seine Phantasien sprach.

„Ich bin nur ein Opfer, das Opfer einer alten Hure sprichwörtlich, heute ist es anders heute kümmert man sich um die Kinder, aber manche bleiben doch ewig unsichtbar... unscheinbar ..." Er lieferte ihr seine Geschichte, nichts was unbekannt war.

"Sechs Tage waren vergangen und Mutter nicht heimgekehrt. Am achten Tag, öffnete der Hausmeister endlich die Haustür. Nachbarn hatten meinen Lärm in der Wohnung vernommen, aber erat Tage später kam Hilfe. Ich blieb bei ihm und erlebte in der Zeit zum ersten Mal wie übel es war in diese Welt geboren zu werden. Nach über zwei Wochen kehrte seine Mutter zurück, sie war fürsorglich wie selten und klärte das Missverständnis auf und ich schwieg. Wieder verschwand Mutter, es wurde zur Gewohnheit das ich etwas Geld auf dem Küchentisch fand und mich von da an selbst versorgte. Bücher waren meine besten Freunde geworden, doch ist der Schule galt ich bei meinen Mitschülern als Psycho und und dumm, so mieden mich die andere Kinder quälten mich oder warfen Steine nach mir. Ich fand diesen kleinen Vogel, er war aus dem Nest gefallen und er wollte ihn retten. Doch all trotz all meiner Bemühungen kam er nicht durch. Kurz darauf besuchte ich den Bauernhof meines Onkels und ich sah wie er sein Pferd niederstrecken musste, welches sich die Beine gebrochen hatte. Ich hatte kein Gefühl, weder Abscheu noch Mitleid, es war nur ein dummes Tier welches vor meinen Augen getötet worden war. Ebenso wenig als Scharfernte war und ich meinem ersten Tier Strom in den Schädel jagdte.

Obwohl ich gerne bei meinem Onkel war kam ich wieder zurück zu meiner Mutter, sie schien ihr Leben ordnen zu wollen und versprach ihm das alles besser werden würde. Ein halbes Jahr später fand sie ihr Zuhälter und es begann von vorne nur schlimmer. Im Drogenrausch gestand sie mir eines Tages, das mein Vater ihr Zuhälter war und es sie immer wieder zu ihm zog. Sie schien dieses Stück trotz allem was er ihr antat zu lieben. Liebe … Sie bot mir sogar irgendwann Koks an, damit ich ruhig blieb doch ich war von einer anderen Droge besessen.“ Er leckte über seine Lippen, schien nach zu denken und erzählte aus seinen Erinnerungen: “Ich hatte in meinem Bett Bruteier versteckt. Vorsichtig hielt ich sie unter das Licht meiner Leselampe und sah in den ersten ein pochendes Pünktchen, das nächste war dunkler und auch dieses bewegte sich, vorsichtig öffnet ich das Ei und das darin enthaltene Hühnerembryo lebte, die Augen klickten und blickten mich an umgeben von Dotter , so würde es bald nach Stunden verenden aber ich hatte anderes vor , ich hielt das Ei. Über einer Kerze erhitzte ich eine Nadel und er stach es in das Küken , wieder und wieder bis es sich nicht mehr bewegte. Eines Tages ich muss schon Teenager gewesen sein verfolgte ich Mutter, ich wollte den Mann, meinen Vater kennenlernen der ihr das alles angetan hatte. Eine Frau nach der anderen stieg in eines der dunklen Autos. Niemanden schien zu scheren um das was hier vor sich ging. Es wurde akzeptiert, auch das Frauen geschlagen wurden und da war er der Boss. Ich bekam Angst ihn anzusprechen, so kam ich jeden Abend kam er hier her an die Stelle wo die Huren ihrer Arbeit nach gingen. Jeden Tag taucht ich auf und wartet, dann kam der Boss und erkannte mich sofort und lies mich verprügeln. Zunehmend verschwanden in unserer Nachbarschaft die Haustiere mehr und mehr Suchmeldungen säumten die Straßen der Stadt, warum es war so ... keine Ahnung, ... kleine rote zarte Blüte.

...Ich kehrte jeden Abend dort hin zurück und wurde ab da geduldet. Als ich die erste Nutte ansprach und sie mit mir ging, stellte ich fest das sie alles für Geld mit mir tun wollte und ich schlug sie wütend zusammen und lies sie dort liegen, dann warf ich das Geld auf sie. Es war nur ekelerregend, wegen der paar Kröten einem so etwas an zu tun. Den nächsten Abend suchte ich mir die Nächste raus, nur in der Absicht diese Miststück diesmal zusammen zu schlagen, doch diese entkam, was soll ich sagen seit dem unterlass ich Fehler, ...sie gab ihren Beschützer Bescheid. Am nächsten Abend , ich wollte nur zum Boss, die Attacken auf das Viech waren meine Botschaft an ihn, aber bevor er zu ihn gelassen wurde, bekam ich die Quittung dafür zu spüren. Daraufhin fragte er mich was ich von ihm wolle und ich zeigte auf einen der gutaussehenden Stricher. Natürlich glaubte er von da an ich sei anders, eine dieser verkappten Schwuchteln. Ich lies mich an ihm aus, mehr noch als an den Frauen zuvor und da er sich nicht wehrte zerstörte ich ihm das schöne Gesicht. Aus rumgehure mach ich mir nichts, das ist nur Mittel zum Zweck.“

„Mat Mooney!" Sie kannte die Geschichte um den Bandenboss der Underground Devils und dieser schmächtige Kerl sollte, das Monster sein das den zwei Meter Mann so zu gerichtet hatte.: "Geht also auf ihr Konto?“

„Nur sein Fönes Geficht! Dieser Scheisser ... wer hätte gedacht das der Mal die Nachfolge vom Boss antritt, aber ich hatte besseres vor! So ist das schon okay, wie es gelaufen ist. Der Scheisser hat´s sich verdient.“

"Warum hat er sich nicht gewehrt?"

"Mein Erzeuger dachte ich gäbe Ruhe, das war ihm das Opfer wert. Naja seit der Alte nicht mehr ist ... hat sich viel verändert!"

"Weil sie seit dem nichts zu sagen haben?"

"Sie sind gut, jeder erkauft sich auf seine Art schweigen!"

"Seit dem ist es ruhiger in der Gegend geworden!“

„Ist trotzdem nur ein … damals konnte der Boss seinen Ausfall nicht dulden und machte mir unmissverständlich klar mit dem Rat "nie Gesicht zu einer Geldmaschine "berühren, denn sonst wären sie wertlos. Er hätte sich wehren können, doch der Zuhälter wollte sehen mit wem er es zu tun hatte und ich bekam lebenslanges Hausverbot. Meinen Vater habe ich nie wieder gesehen. Ich kehrte daraufhin zu meinem Onkel zurück und begann eine Lehre in seinem Schlachtbetrieb in der Nähe seines Bauernhofes und kurz darauf beging ich meinen ersten Nuttenmord und es fühlte sich gut an. In den Folge Jahren etliche weitere, während ich die Frauen sofort umbrachte, lies ich die Stricher meistens bis zum dritten Treffen am Leben! Mit einer Ausnahme, und dieser Mensch war wirklich krank. Er hat gebettelt das ich ihn erlöse.“ Er erzählte kalt ohne Regung, ohne weitere Erklärung. Er lachte. "Glauben sie ernstahft ich würde irgendwas gestehen, was sie auch nur im Geringsten benutzen könnten!" Er lachte sie aus. Schwere Kindheit hin oder her. "Ich bin unschuldig, wie alle hier!" Wieder feixte er.

„Trotz ihres Wandels haben sie es zu einer eigenen Familie gebracht!“

„Die paar Mal die sie mich ran gelassen, aber Christine ist eine gute Frau! …Ja ... Privat lernte ich Christine kennen, mit meiner unaufdringlichen Art kam ich eben gut bei ihr an. Sie war Sekretärin für meine Abteilung des Schlachthofes und jedes Mal wenn ich meinen Lohnzettel abholte kamen wir uns näher. Für mich war es nur die perfekte Tarnung. Christine hingegen war wirklich in mich verliebt. Ich bestieg sie das erste Mal in der Hochzeitsnacht und traf gleich, es ekelte mich an und ich erfand Ausreden, das nicht nochmal tun zu müssen. Meine Tochter kam zur Welt und für sie war ich der liebevollste Vater, ebenso wie für meinen Sohn der kurz darauf das Licht der Welt erblickte. Meine Kinder liebte ich und meine Frau verachtete ich für das was sie getan hatte. Wie konnte man so was tun und es Liebe nennen, mal ehrlich. Mit meinem Sohn hatte ich alle Pflichten erfüllt. In der Idylle kam ich irgendwann nicht mehr zur Ruhe und zu diesem Zeitpunkt lag mein letzter Mord knapp vier Jahre zurück. Ich zog mit meiner Familie in ein Haus, und mit dieser Freiheit begann der Trieb in mir erneut zu keimen und ich konnte wieder töten. Wollen sie das Hören, sehen sie mich so?"

„Haben sie Namen für mich! Wannsoll das gewesen sein!“ Die Kommissarin erwartete irgendwelche Hinweise.

„Was sie bis heute nicht gefunden haben, werden sie nie mehr finden und das müssen sie mir erst beweisen. Es war alles so einfach … doch als sich der Erste wehrte begann es auch wieder Spaß zu machen!"

„Wieso nun der Junge und warum lebt er?“

„Ich hatte einen Arbeitsunfall und musste ins Krankenhaus um sich behandeln zu lassen. Ich sollte operiert werden und musste dort bleiben und da fiel mir das Häufchen Elend auf, wie er in diesen Moment abweisend von seinen Eltern behandelt worden war, kam er mir einsam vor. Daraufhin observierte er ihn über mehrere Tage. … meine Frau hatte sich von mir getrennt und irgendwie vermisste ich meine Kinder , ich habe ihnen nie etwas getan, aber seit Jahren stellt dieses Miststück es so dar. … ich vermisse sie auch jetzt, meine Kinder … Ich begann zu genesen und übernahm erneut die Nachtschicht um tagsüber den Jungen zu verfolgen, dafür fuhr ich jedes mal die zwei Stunden jeden Tag. Wenn ich nicht irre waren sie auch ein zwei Mal in seiner Nähe. Schlaflosigkeit beherrschte mich und ich bereitete alles vor. Zwischendurch musste ich natürlich töten um nicht vollkommen die Kontrolle zu verlieren und ich musste üben. Den Teufel werde ich tun ihnen Namen zu geben, das Rotschopf müssen sie schon alleine heraus bekommen.“

„Dann war es keine spontane Tat?“

„Spontane Taten hinterlassen Spuren und ich mache ganz gewiss keine Fehler, kein zweites Mal und dann war ich trotz der ganzen Vorbereitungen, so kurz davor meinen Plan auf zu geben...“ Die Erinnerung daran lies es ihn nochmals durch leben. „Seine Freunde lachten ihn nicht aus oder beschimpften ihn, wie man es bei mir getan hatte. Er hatte einen funktionierenden Freundeskreis, war beliebt, selbst bei dem dürren rothaarigen Mädchen, er lies sich trotz Provokationen nicht unterkriegen und dann kam alles anders … er war alleine ... es war meine Chance.“

3. Kapitel: Ein gewöhnlicher Tag

2 Jahre zuvor

***

 

Der Winter fiel ungewöhnlich mild aus, schon Anfang März begannen die ersten Bäume zu blühen und lösten die ersten Allergien des Jahres aus. Erik war noch von einer Erkältung angeschlagen als er sich auf den Weg ins Krankenhaus machte. Unbeobachtet schlich er sich an der Information vorbei, durch die langen Flure vorbei an der Notaufnahme und der Chirugie, tappste er über die Treppe in die dritte Etage, zur Pädiatrie - Abteilung des Christopherus West. Eine ältere Schwester saß am Empfang und ignorierte ihn.

„Magaret lass mich schon rein!“, Erik stand mit verschlossenen Armen vor der Glastür.

„Du weist doch wann die Besuchszeiten sind!“, sie verwies auf das Schild.

„Ja! Ja! Ja, muss ich jedes Mal betteln?“

„Wenn du so fragst , ... ja!“ Sie kam zur Tür und drückte auf den Schalter der die Tür zur Station öffnete. Erik begrüßte sie freudig mit einem Kuss auf die Wange. „Wie geht’s dir ?"

„Du warst lange nicht hier!“

„Kaum noch Zeit, Teenage Love-Story Kram … ist Mama mit der Mittagsvisite durch?“

„Sie dürfte gleich fertig sein!“ Schwester Magaret beobachtete Erik der in seiner Schultasche kramte.

„Schau mal das hier ist, für dich. Ich wusste nicht ob du die noch sammelst, aber ich fand es zu schade es weg zu werfen.“ Zum Vorschein kam ein kleiner Porzellanengel.

„Wo hast du den denn her? Der ist ja goldig!“

„Nicolas hat die beim Frühjahrsputz gefunden, gehörte wohl mal seiner Oma und ich dachte mir du würdest dich drüber freuen, naja bevor es auf´m Müll geht!“

„Es ist sehr schön und auch sehr alt! … Danke junger Mann!“ Sie umarmte ihn erneut. Sie sammelte die kitschigen Dinger seit ihrer Jugend.

„Ist alles wieder gut zwischen uns?“ Sein Hundeblick erweichte ihr Herz.

„Na klar. Ich bin doch nur froh dich mal wieder zu sehen, den ganzen Winter hast du dich nicht blicken lassen!“

„Das ist so wenn man schwer verliebt ist! Außerdem war ich viel krank. Ehrlich was soll ein Sterbender im Krankenhaus, von meinen Allergien will ich gar nicht reden.“

„Dann gratuliere ich! Karolin so heißt sie doch oder?“ Schwester Magaret ging zurück an ihren Empfangsplatz und Erik schlurfte hinterher.

"Was hast du erwartet sie hat was an sich, jeden Tag ..." Er brach ab

„Erik!“ Einer der vier Weiskittel kam näher. „Hey ich denke du bist in der Schule!“

„Ja, aber die letzten beiden Stunden sind ausgefallen und ich wollte dich nur Fragen ob ich mit den anderen schon zum Schwimmen darf. Der Trainer will ein Attest und auf Nummer sicher gehen! Bitte Mama. Mir geht´s gut echt. Alles okay!“

„Wie fühlst du dich denn ?“ Sie berührte die Stirn und begutachtete seine rosigen Wangen.

„Prima! Kann wieder Sport machen bitte.“

„Wenn Dr.Kess dir das okay gibt, kannst du machen was du willst !“

„Super!“

„Erik?“

„Was ist?“

„Hast du schon etwas gegessen?“

„No, ich bin gleich her gekommen! Ich bin wirklich okay ... Mamilein.“

„Wenn Kessi mit dir durch ist, essen wir Mittag in der Kantine und dann reden wir wie es weiter geht... Verstanden?“

„Sie liebt mich!“ Erik war zuversichtlich und folgte den anderen Weiskitteln ins Ärztezimmer.

Erik´s Mutter war in die Notaufnahme gerufen worden, es war schon über eine Stunde vergangen und Erik wollte nicht länger warten, er wollte gehen als sie ihn aufhielt. Er sollte für mehrere Wochen dem Schwimmen fern bleiben, doch noch gab er nicht auf, auch wenn er wieder einen Rückschlag erlitten hatte.

„Ich kann es nicht ändern Erik!“ Seine Mutter Suzanna hatte viel Arbeit, wie immer.

„Du brauchst nur deinen Schriebs drunter setzten, würde es dich umbringen mich zu unterstützen!“

„Wenn du krank bist bist du krank! Kessi wird schon ihre Gründe haben! Dein Ausschlag war damals schlimm, das kann schwere Narben geben und du bist so ein hübscher Junge.“

„Mama? Mamilein?“

„Beruhige dich erst mal, wir sehen uns zu Hause ja?“

„Gut!“ Er schluckte es runter. Sich hier zu streiten brachte nichts, das wusste er und nun näherten sie sich dem Nachmittag. Sein Vater hatte in kürze Arbeitsende und er rief ihn an, das er ihn vom Krankenhaus abholen sollte. So blieb er einige Zeit einsam und verlassen in der Kantine, als er wieder am Zeitungsstand auf Magaret traf, die eine junge Patientin von der Krankenstation zum Kiosk begleitete.

„Seit wann spielst du Babysitter ist das nicht die Aufgabe der Pfleger?“

„Was ist dir über die Leber gelaufen Junge?“ Magaret stützte das Mädchen

„Kess, ...Dr. Kessinka sagte das Mittelchen, was ich gegen meine Allergie nehme, verträgt sich nicht mit meinem Sport. Sowas hatte ich früher nicht … sie sagt nur weil man erwachsen wird … ist der Körper Hormon mäßig so durcheinander, das ich im Frühjahr auf alles möglich allergische reagieren könnte. Es ist einfach nur Scheiße...“

„Nun bist du wütend?“

„Ja bin ich, wenn das mal irgendwann weg geht, hoffe ich das das nie wieder kommt, mit meinen Pickeln hab ich genug zu tun! Und jetzt warte ich auf Papa... Auf wen passt du auf!“ Er blickte auf das zerbrechlich wirkende Mädchen das die Zeitungen durchstöberte und ihn anlächelte.

"Du kannst gerne helfen, Zeit hast du ja. Vikky muss sich bewegen, wer rastet der rostet! "

4. Kapitel: Schule

Wenige Wochen später

***

Weiße Wolken zogen am hellblau, strahlenden Horizont vorbei. Die Straßen von Spandoverhaven waren um diese Zeit wie leer gefegt und deshalb fiel auch niemanden Erik mit seinem gelben Mountainbike auf, der eigentlich wie andere Kinder seines Alters in der Schule hätte sitzen sollen. Mit jedem Schritt wurde das Rauschen, des nördlichen Kiefernwaldes lauter und der feste Sandboden weicher. Doch er meisterte diesen Weg, ohne große Probleme. Sein halblanges, dunkelblondes Haar lag feucht an seinem marklosen, leicht gebräunten Gesicht und verdeckte teils seine grün - grauen Augen. Erik fuhr mit dem Vorderrad über den ersten Teil der Schiene und blieb stehen, sah nach links. Kein Zug war zu sehen, nur ein freies Feld welches von den Bäumen des Waldes umsäumt war. Die rechte Seite zeigte das selbe Bild, nur das von dort der Zug mit einer sehr hohen Geschwindigkeit an gerast kam.

„Der Zug hat Verspätung !“, dachte Erik und trat in die Pedale, kurz nachdem er die Schienen verlassen hatte, raste der Zug trötend, schnaufend vorüber. Der Windstoß warf seine Haare aus dem Gesicht. Er stützte sich auf sein Lenkrad und musste Lachen, griff in seine Jacke.

***

„Kaum Vorstellbar, das hier vor fünfzig Jahren Geschichte geschrieben wurde. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.Und mein Vortrag beruht nur auf Büchern! Mein ganzes Leben wohne ich hier und wäre es keine Hausaufgabe gewesen, hätte ich nie damit beschäftigt! Dennoch bin ich entschieden der Meinung, dass die Vergangenheit bewältigt, doch nie vergessen werden sollte, damit die nächste Generationen ihre Lehren ziehen und es besser machen ! Oder versuchen es zu bewahren.`Zitat ende! Abschlussworte!” Erik drückte auf den Stoppknopf seines kleinen Olympus Kassettendiktiergerätes, mit diesen letzten Worten glaubte er seine Eins in Geschichte zu untermauern. Zufrieden lächelte er und fuhr weiter. Hier in der Natur bekam er die besten Inspirationen, doch wenn er es aufschreiben würde, wäre der Gedanke auch schon wieder verschwunden. Er schwitzte je schneller er in die Pedale trat. Der leichte Nieselregen, der schon den ganzen Tag vorherrschte, verbesserte die Situation nicht gerade. dazu. Über all die Jahre, hatte sich ein kleiner Trampelpfad auf dem extrem steinigen Untergrund gebildet. Erik fuhr weiter am Ufer entlang und kam wider in den Wald, wo er nach ein paar hundert Metern, vor einer alten reparaturbedürftigen Hütte stoppte. Er stellte sein Rad ab. Seine Hände waren kalt und er rieb sie an einander und pustete sie ein paar mal an. Vorsichtig schlurfte er mit den Füssen durch altes nasses halb verrottendes Laub, darunter lagen vertrocknet Nadeln der Kieferbäume. Erik betrat die Hütte die er und Nicolas, sein bester Freund, seit dem beginn des Frühjahrs renovierten. Es war ihre ”Grüne - Zone”, wo jeglicher Streit verband galt und es viel Zeit zum chillen gab, als zu Hause in der ruhelosen Stadt am Meer.

Zur selben Zeit ca. vier Kilometer entfernt,

in der Gesamtschule, der Klasse 8.1.b, es war 10.19 Uhr

***

Die Englischlehrerin Alice Jamir überprüftedie Klassenliste erneut, da sie jemanden misste.

„Stefani ? Caroline? Ihr wisst nicht zufällig wo sich Kai - Erik aufhält ?” Sie sprach die Namen natürlich auf Englisch aus und rückte ihre eckige Nickelbrille zurecht, sah in die Klasse, fixierte Steffi Simon und pochte mit ihrem Kugelschreiber, in einem gleichmäßigen Takt, auf das unbefleckte Klassenbuch. Benji Kind, der in der ersten Reihe, direkt vor dem Lehrertisch saß, konnte dieses Geräusch bald nicht mehr hören. Seit Beginn des Schuljahres hatte er schon etliche Bleistifte zerbrochen um sich zu beruhigen, doch würde das auch bald nicht mehr ausreichen. Es machte ihn wahnsinnig, wenn er Englisch hatte hörte er nur ´Poch ,poch, poch` und diese krähen hafte nervige Stimme, jeder der nicht da war tat genau das Richtige.

„Keine Ahnung Ms. Jamir ! In Mathe war er jedenfalls noch da. Ich glaube ihm ging ´s nicht so gut. Natürlich kann ich ihn sehr gerne Suchen gehen, wenn sie es wünschen? Aber der wird zu Hause sein.” Steffi Simon lispelte ein bisschen, was sich wie eben, manchmal ganz komisch anhörte. Karolin Kiley saß neben ihr, sie war ihre beste Freundin, ihr fiel es schon gar nicht mehr auf, außer in ein paar heiklen Situationen, wo sie ihr Lachen einfach nicht verbergen konnte.

„Nein, bleib sitzen! Da ihr es scheinbar so lustig findet, wenn jemand den Unterricht schwänzt, wird ein Überraschungstest euch sicherlich nicht schaden?” Sie schien auf diesen Moment gewartet zu haben und zückte einen Bogen mit Aufgaben und Fragen.

 

5. Kapitel: Zone

Zurück in der "Zone"

***

Gegen Mittag hatte sich die Luft erwärmt, es wurde nun in naher Zeit langsam Sommer. Inzwischen war auch Nicolas Luscé eingetroffen, im Gegensatz zu Kai - Erik Martin hatte er es auf Gymnasium geschafft und war jetzt in seinem letzten Jahr. Erik war der Meinung das er genauso gut wie er, wenn nicht sogar um einiges besser. Der Unterschied lag darin das Erik von Anfang an seinen eigenen Kopf folgte ohne groß nach zu denken, wobei er sich mit seiner Meinung öfters mal eine bis zwei schlechte Noten am Tag fing und erst recht spät einsah, wenn er falsch lag.

„Hey, das Wasser ist doch optimal zum Baden!”, schwärmte Erik und zog sich sein T - Shirt aus, doch sein bester Freund schien davon nicht sehr begeistert.

„Du hast sie doch nicht alle Erik ! 12°C Ohne mich, ehrlich!”

„Ach hab dich doch nicht so Mädchenhaft! Der Sommer ist da ha!” Schon hatte er die Hose aus.

„Okay, dann bin ich halt ´n Mädchen! Was kann ich denn dran ändern? Wenn der Strand wäre okay aber das hier eisig.”

„Jetzt! Wo ich schon mal frei mach, will ich die paar Stunden auch genießen!” Da hatte Nicolas schon Erik´s Unterhemd im Gesicht.

„Ich geh nicht ins Wasser! Ohne mich mein Freund! Ich kann es mir nicht leisten krank zu werden. … Wenn ich nicht irre … bist du doch gerade erst deine Seuche los und das ganze nochmal, nein , nein NEIN!“

„Nico! Nicolas? Wir sind nicht ewig jung und die Zeit muss man genießen.” Verschmilzt blickte Erik ihn an und wollte los ins Wasser sprinten, als Nicolas ihn festhielt.

„Gerade nachdem was du durch hast hätte ich dich für vernünftiger gehalten, du bist nicht der jenige der sich dann wieder dein Gejammere anhören musst, ich bin es! ... Wann hörst du auf und wirst vernünftig?”

„Dann wenn du erwachsen wirst!”

„Mach was du willst! Du wirst schon sehen! Ich werde dich dort nicht raus fischen!” Nicolas zeigte auf´s Wasser.

„Das würdest du?”

„Nein würde ich nicht!”

„Dann ertrinke ich eben .” Er lachte und trietzte weiter: „Haha? Ich wüsste genau, wenn du nicht so reagieren würdest, etwas mit dir nicht stimmt! Dafür lieb ich dich Alter!” Erik stampfte wie ein großer Elefant zum Wasser, extra um Nicolas zu provozieren. Es schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, denn nun zog auch er seine Sachen aus. Das kühle Nass erfrischte.

„Hilfe! Helft mir! Hilfe!” Erklangen blubbernd Erik´s Worte aus der Mitte des Sees. Nicolas hielt sich nur am Ufer auf, als er die Hilferufe vernahm wurde sein Gesicht schneeweiß. ´Hab ich es ihm nicht gesagt! ` , schoss es ihm schlagartig durch den Kopf und schon im selben Moment war er auf den Weg zu Erik, der verschwunden war. Nicolas rief nach ihm, er empfand das Wasser als eisig.

„Erik! Erik! Verdammt Erik!”, klangen seine Schreie durch den Wald und verstummten. Nicolas gab nicht auf und tauchte nach ihm, zwischendurch rief er weiter. Plötzlich griff etwas nach seinen Füssen, er schreckte zusammen, auf dem Wasser war nichts zu sehen und er bekam Angst. Da tauchte Erik von hinten auf und drückte ihn für kurze Zeit unter Wasser. Nicolas dachte an die Geschichten die sein älterer Bruder ihm erzählt hatte und wand sich wie ein Fisch im Netz, als er erneut nach Luft schnappte lies Erik ihn los. Ein wenig Wasser hatte Nicolas schon zu schlucken bekommen, dadurch hustete er stark, seine Augen waren groß und hatten diesen glasigen Blick. Er sagte nichts wortlos verließ er den Schauplatz um einige Meter. Erik folgte ihm und versuchte sich zu entschuldigen.

„Es tut mir Leid ehrlich! Hey nehm´s doch nicht so ernst! Ich mach´s auch nicht!” Mit einer schüttelnden Kopfbewegung drehte Nicolas sich um.

„Warum? Ich will nur eins Wissen! Warum machst du das? So bist du doch sonst nicht!” In letzter Zeit war Erik so abgedreht.

„Ich weiß nicht!” Er lächelte unsicher, der Grund war ihm gerade bewusst geworden: "Alle gehen sie weg und ich bleib auf der Strecke, dabei soll alles bleiben wie es ist!" , als Nicolas sich mit einem Affenzahn auf ihn stürzte und ebenfalls ein paar Mal untertauchte. Sie lachten als ihnen der Blödsinn bewusst wurde, den sie hier trieben. Es war ein Teil ihrer Jugend wie Erik sagen würde.

„Kommst du morgen Abend?”, fragte Nicolas neugierig. Mittlerweile waren sie in der Hütte und lagen auf der Couch, so das der eine, die Füße des anderen vor dem Gesicht hatte.

„Sicher! Mein bester Freund wird, doch nicht alle Tage achtzehn! Du kannst offiziell machen wonach dir ist... Ich kann´s kaum erwarten bis ich soweit bin!”

„Was ist mit Karo ?”

„Was soll mit ihr sein? Sie hält immer noch nicht viel von dir, vielleicht ändert sich das ja, ich bezweifle es sehr!” Er pustete gegen den Fuß.

„Ja, wer weiß ?” Nicolas pfiff eine kleine Melodie.

„Denk dran! Halt dich zurück sie ist mein Mädchen!”

„Huhu! Ich hab ja solche Angst vor dir! Denkst du ernsthaft das ich etwas von deinem Schreckgespenst will? Die ist doch für dich gemacht. Spielt immer schön weiterin eurer Liga im Kindergarten. Die muss noch etwas an den richtigen Stellen zulegen, bevor sie überhaupt in Frage kommt.” Er lachte und dann bekam er ein Kissen von Erik ins Gesicht, fing es aber tapfer im Flug ab.„Ich kann nicht glauben, dass wir uns bald so selten sehen sollen.”

„Du willst studieren!” Sie starrten an die Decke. „Wenn´s dir nicht passt musst du auf die Fachhochschule in der Stadt gehen!”

„Würde ich ja gerne. Aber mein Muttertier hat Erwartungen, die will ich einfach nicht enttäuschen.”

„Nur weil sie Direktorin ist, musst du nicht gleich Lehrer werden, du kannst ja noch nicht mal mit uns Kindergartenkindern klar kommen!“

„Na Sicher!“ Nicolas fing mit einem alten Thema an, was er für sich geklärt haben wollte. „Hast du Karo schon von deinem Abstecher erzählt?”

„Nein, warum sollte ich? Es ist ja nicht als hätte ich sie betrogen...oder ? Ich liebe sie. Sie liebt mich. Warum reitest du auf der alten Sache rum gibt´s nichts interessantes?”

„Hey du hast sie betrogen, rum knutschen und dann nicht dazu stehen! Das sind die Schlimmsten! Schließlich weiß ich wovon ich rede und ich hoffe für dich , das dein „Flirt“ das genauso sieht, sonst hast du ein ernsthaftes Problem mit Karo! Mal ehrlich die beste Freundin, das zwischen euch sah mir ganz schön ernst aus!”

„Höh, höh hast du nicht zugehört! Hast ja ´ne ganz schöne Phantasie! Ich hab meine Krise überwunden, mehr gibt 's dazu nicht zu sagen. Sie hat mir geholfen und Karo versteht das wenn das Thema werden sollte. Sie hat doch angefangen..., ich war der dumme und hab´s ernst genommen.” Erik war auch nur einer, wie viele andere seines Alters: „Ich hab sie nur ein Mal geküsst! Blöd war nur das du es gesehen hast! Sonst hätten wir jetzt nichts zu reden? Oder? Wie schlimm! Der Rest ist schon lange vorbei also? Karo erzählt mir auch nicht jede Kleinigkeit. Zudem hast du doch auch jede Woche ´ne Neue an der Hand und außerdem ...”

„ Außerdem was? Ich weiß was ich tu … Schließlich bin ich älter als du und hab mehr Erfahrung in solchen Sachen ... Nach nur einem Kuss sah das mir aber damals nicht aus. An deiner Stelle würde ich die Sache klären. Du redest zu viel Kleiner. Du rechtfertigst dich, und das machen nur solche die nicht wollen das man ihnen auf die Schliche kommt! Wenn dir an Karolinchen was liegt sprich es an, bei Frauen die zu dicht aufeinander hocken kann das nur Probleme geben, für dich.”

„Wenn es keiner mehr erwähnt, ist es gegessen! Glaub mir sie sagt nichts! ...Zum hundertsten Mal. Du bist mein großes Vorbild!” Er pustete weiter gegen den Fuß, mehr und mehr störte es.

„Mensch hör auf, das ist ...”

„Nervig? Ja so ist es!” Er pustete weiter und es kitzelte mehr. „Weiber, man kann nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie...” Die Kissenschlacht begann, Erik verlor grausam.

6. Kapitel: Am Ende des Tages

Bei Erik zu Hause

***

Am späten Nachmittag traf Erik nach dem Schwimmtraining auf Karolin, die ihn nach Hause begleitete. Sie begrüßte ihn mit einem sehr langen Kuss und er nahm sie in den Arm. Sie spürte das da etwas war. Natürlich gingen ihm Nicolas Worte durch den Kopf.

„Irgendwas verschweigst du mir doch?”

„Es ist nicht wichtig, Nicolas hatte heute, so´n Blödsinn geredet, das hat mir klar gemacht wie sehr ich dich liebe!” Mit honigsüßer Stimme.

„Du sabbelst ganz schön viel Schmalz, das sagt mir du hast was angestellt.”

„ Vertraust du mir?”

„Sicher.”

„Das ist gut … Du weißt doch wie Nicolas ist, er sieht unschuldig aus, aber er kann einen ganz schön fertig machen. Mit dem unsinnigsten Zeug.” Er versuchte es ein wenig auf Nicolas abzuwälzen, es war nicht sportlich, aber er würde es wider richten, früher oder sehr viel später. Sie betraten über den Hinterhof, das zu Hause von Erik. Seine kleine Schwester Isabella spielte vertieft in einem, eigens für sie angelegten Sandkasten mit Förmchen und kleinen Schippen. Unbemerkt schlichen sie an ihr vorbei über die Hofterrasse ins das Haus und gingen auf Erik´s Zimmer im ersten Stock. Erik ließ sich erschöpft aufs Bett fallen.

„Ich werde mich am Besten gleich umziehen, willst du zu sehen?”

„Ne, es ist zwar eine schöne Idee, aber das machst du am liebsten alleine!”

„Irgendwann kriege ich dich dazu! Dann läuft du nicht mehr weg.”

„Bestimmt nicht heute. Ich will mich noch mal mit deiner Mutter unterhalten, sie wollte doch heute wegfahren.”

„Stimmt ja daran hab ich nicht mehr gedacht, geb mir 5 Minuten! Dann bin ich bei euch” Schon hüpfte Erik von dannen und Karolin legte ihre Tasche auf dem Stuhl ab. Neugierig beäugte sie seine letzten Schritte in sein Bad und ging in die Küche, wo sie auf Erik´s Mutter traf.

„Du hier Mädchen wie kommen wir zu der Ehre?” Sie strich durch Karolins Haar über das sommersprossige Gesicht.

„Wir haben uns wieder vertragen, wird Zeit findest du nicht? Wer kann ihm schon lange böse sein?”

„Ich freue mich doch dass du da bist. Da ist Erik wenigstens etwas normal!” Sie schnippte leicht Karolins Nase und brachte sie zum Lächeln.

”Er hat´s dir sicherlich schon erzählt, die in der Schule wollen, dass wir uns um demnächst um ein Praktikum kümmern.”

„Und du wolltest dich jetzt bei mir anmelden?“

„Naja bei Papa im Restaurant bin ich sowieso jeden Tag und bei Mama stempele ich nur irgendwelches Zeugs in ihren Akten. Bei dir könnte ich doch auf die Kinderstation!“

„Sag doch gleich du willst zu den Babys ! Das wollt ihr Mädchen alle.“

„Ja, ich will zu den Babys auf die Station!“

„Ja okay ich bin einverstanden! Jetzt müssen wir nur noch den Personalchef überzeugen.” Das war eine eindeutige Zusage.

„Oh, toll super! Kann ich dir helfen?” Sie nahm Suzanna ein paar ihrer Taschen ab.

„Was will Erik machen? Er sagt patoue nichts.“

„Der hält sich an Herrn Franka!“

„Schule? Erik ? Ernsthaft?“

„Nein, eher Trainer, und in der anderen Zeit, Erste Hilfe Kurs oder Jungrettungsschwimmer, hat er jedenfalls gesagt, auch wenn er noch nicht 16 ist, bei ihm läuft immer alles über Sondergenehmigungen, kennst das ja bei ihm!“

„Wie auch sonst, immer die Extrawurst, das er nicht warten kann schrecklich. Schaden kann es jedenfalls nicht wenn er etwas mehr Verantwortung übernimmt. Aber sollt ihr nicht in richtige Jobs reinschnuppern?“

„Lass ihn das bloss nicht hören!“ Zusammen verstauten sie die Sachen im kleinen gelben Auto. Danach setzten sie sich noch zusammen in den Garten und warten darauf, dass Erik fertig werden würde. Es dauerte erheblich länger, als die fünf Minuten die er veranschlagt hatte. Suzanna spielte mit Isabella. Erik holte Karoline ab und sie verzogen sich zurück auf sein Zimmer.

„Die Jamir hat sich heute ganz schön aufregt, als du verschwunden warst. Du hättest sie mal sehen sollen Hase! ´Was ist das so einfach einen Test zu versäumen!`”

„Der Test war heute? Scheiße! Da hätte ich doch lieber mal auf Nicolas hören sollen! Schitt …wie ging´s weiter?” Erik saß auf der Couch und Karoline hatte sich an ihn angelehnt, gemeinsam sahen sie sich Karolins Lieblings Soap - Serie „Die schwarze Rose” an. Sie schwärmte so sehr für den charmanten aber widerwärtigen Serienbösewicht Roberto Dekassi und wendete kaum ihren Blick von der Mattscheibe.

„Sie hat uns die erste Stunde eine Standpauke gehalten und die letzte konnten wir dann Zeile für Zeile, in unserer Sonntagsschrift, diesen dämliche Test schreiben! Sie hatte ihn vorgezogen … ich schätze ich krieg ´ne drei!”

„Ich krieg eine Sechs, das sag ich dir, sowie es ist. Diese Frau hasst mich und zum Nachschreiben wählt sie bestimmt wider die ungünstigste Zeit! Die ist doch bescheuert! Noch zwei Jahre und diese Ziege sind wir los!” Er küsste Karolin auf die Stirn und sie umschlang ihn.

„Das Schärfste ist ja Benji passiert!” Karolin konnte sich kaum halten.

„Was?” Er ließ von ihr ab und hörte ihr aufmerksam zu.

„Er sitzt also da vorne, ganz unschuldig, wie er selbst behauptet!”

„Natürlich ... ”Erik stützte seinen Kopf auf und beobachtete Karolin. Sie bezauberte ihn, doch manchmal konnte sie auch ein ganz schönes Biest sein.

„Die Jamir trägt natürlich ihre Knopfblusen! Er schwört er hätte ihr Titten gesehen!”

„ ... da kann einem ja schlecht werden ... Ekelhaft... ” Beide lachten ausgelassen.

„Er schwört sie hätte extra für ihn keinen BH angezogen, um eben so vor ihm rum zu wackeln!”

„Karo hör auf ich kann nicht mehr!” Unaufhörlich kicherten sie weiter.

„Es ist wahr!” Karolin stützte sich auf, Tränen rannen über ihre Gesichter und sie fühlten sich k.o. Da betrat Erik´s Mutter, das Zimmer.

„Ich liebe dich!” Er küsste sie.

„Darf ich mitlachen Kinder? Oder ist das nichts für mich!”

„Ich glaub das würdest du nicht verstehen!” Karolin lachte immer noch, sie hielt sich verschämt ein Kuschelkissen vor.

„Teenager!”

„Tja, das sind wir halt Mama!”

„Nikkis Geschenk liegt auf dem Küchentisch, du kannst ihm ausrichten, dass er sich ruhig öfters mal hier blicken lassen soll! Freunde von dir sind hier ja in letzter Zeit Mangelware.” Suzanna war gerade mal siebenunddreißig sah aber bedeutend jünger aus. Sie arbeitete als Kinderärztin im Christopherus West und hatte nun vier freie Tage in den nächsten Wochen, die sie für sich und ihre kleine Tochter Isabella nutzte, da waren ihre Jungs zu Hause Nebensache: „Abendessen für Papa und euch steht im Kühlschrank. Isabella und ich fahren dann los. Bis bald ihr Süßen!”

„Mama! Ich muss dir was sagen!” Es war jedes Mal das gleiche, wenn er so ankam . Suza hatte wenig Zeit und Erik sah seine Chance etwas zu beichten.

„Ich höre ! Was hast du wider angestellt ?” Ihr Haar fiel über ihre Schulter und ihre Augen musterten Erik. Karolin stellte fest, dass Erik genau die selbe Angewohnheit hatte.

„Ich hab heute den Englischtest versäumt!” Ganz unschuldig.

„Du weißt doch was wir besprochen haben! Das ist jetzt schon das dritte Mal.”

„Ihr Unterricht langweilt mich, außerdem hasst sie mich!”

„Fang jetzt nicht schon wider damit an! Diesmal hast du Hausarrest, wie lange, das entscheidet dein Vater!”

„Deshalb wollte ich dich fragen, ob ich wenigsten zu Nic´s Geburtstag kann !”

„Verdient hast du es nicht! Aber wir verschieben das , bis ich wieder zurück bin. Und dann haben wir einiges zu besprechen. Junger Mann.“ Sie war gedanklich schon im Urlaub. Erik war erleichtert. „In letzter Zeit hat es vermehrt Überfälle gegeben , besonders Abends und ich will weder dich, noch dich zusammenflicken müssen!” Ermahnte sie beide.

„Bei mir ist er zur Not in guten Händen, ich verspreche ihn keinen Moment aus den Augen zu lassen und wenn es hart auf hart kommt, holt uns meine Mutter morgen Abend ab!” Karolin stieß ihn an und kicherte wider. „Das wäre mir lieber. Wir sehen uns dann ihr zwei!”

„Schau Suza, erholt euch schön von euren Männern.” Karolin winkte ihr mit flinken Fingern und sah ihr nach bis sie nicht mehr zu sehen war, während Erik auf den Fernseher starrte.

„Danke das du nichts gesagt hast, ich liebe dich!” Da fing Erik an über ein anderes Problem zu sprechen, was ihn beschäftigte.

„Sie macht das nicht für Isabella!”

„ ... wovon redest du?”

„Sie will weg von meinem Pa! Und ich kann´s verstehen. Sie lotet ihre Chancen bei anderen aus und irgendwann ist sie weg... glaub mir.”

„Das bildest du dir ein! Warum sollte sie weg wollen!” Gefesselt blieb ihr Blick ebenfalls gerade aus.

„Ihr Verhalten...das hatten wir schon mal durch... Ich hab Angst. Das geht jetzt schon so lange... Irgendwas stimmt da nicht Karo.”

„Du bist verrückt! Bei deinen Eltern ist alles okay meine reden manchmal auch tagelang nicht miteinander und dann kleben sie wieder zusammen. Ist doch normal.”

„Normal? Glaubst du?” Mit fragendem Ausdruck schaute er zu ihr, sie drehte den Kopf zu ihm.

„Du redest hier von deiner Mam! Jeder hat mal eine schlechte Phase, da muss man durch. Du, ich, da gibt es keine Ausnahmen, ...eines steht jetzt schon fest, egal was kommt... Ich liebe dich!” Sie umarmte Erik lange, er brauchte es einfach, dann küsste sie ihn.

„Ich hab nur Angst vor einer Scheidung, gestern hatte sie lautstark darüber gestritten, es wird doch nicht weniger. Was soll ich machen, wenn sie es tatsächlich durchziehen? Was wird aus Izzy?”

„Rede mit ihnen und klär die Fronten. Du wirst sehen, es sind bestimmt nur Kleinigkeiten und die wollen sie nicht vor euch austragen. Jetzt ist aber Schluss damit verstanden? Die führen ihre Beziehung, und wir unsere und du kannst mir alles sagen.” Karolin strahlte eine Sicherheit aus.

„Ja!” Scheu lächelte Erik zurück, er konnte sie nicht anlügen, aber die ganze Wahrheit konnte er ihr auch nicht sagen.

Als Jona Martin etwa gegen 19.30 Uhr nach Hause kam hatten, Erik und Karolin schon den Abendbrottisch gedeckt. Sie hörten im Radio ihren Lieblingsender, bis Jonas das Radio ausstellte.

„Alles klar?... In der Schule und Hausaufgaben gemacht?”

„Ja?” Erik überraschte die Frage, selten erkundigte sich sein Vater nach schulischen Sachen, dass überließ er Suzanna.

„Ihr Sohn ist ein Genie! Bis auf kleine Sachen.”, versuchte Karolin ihn aufzuwerten.

„Warum sitzt er dann nicht in der Schule! Deine Lehrerin ist mir heute Nachmittag über den Weg gelaufen!” Jona stellte den Einkauf und seine Aktentasche auf Suzanna´s Stuhl.

„Ich kann das erklären Papa!”

„Wir kauen das durch, immer wieder, irgendwann ist Schluss Erik! Verstehst du es reicht” Er sah ihn grimmig und enttäuscht an. „Ich entscheide jetzt und ich sage du hast Hausarrest!“

„Gut ist okay! ... Mama weiß Bescheid!“

„Und weiter?“

„Sie hat mir erlaubt zu Nic´s Geburtstag zu gehen.”

„Sie hat es dir erlaubt?!”

„Sie hat es vertagt bis sie zurück ist!“

„Hat sie gesagt? … du bleibst hier! Heute, morgen , übermorgen verstanden?“

„Das kannst du nicht machen! Ich hab euch nie angelogen.” Erik ging entrüstet auf ihn zu.

„Nur gewisse Dinge verschwiegen, wie immer. Ich kann dir nicht mehr glauben! Ich sehe dich hier jeden Abend, wenn nicht, hast du danach ganze zwei Wochen Hausarrest!”

„Ist das nicht ein bisschen hart! Ich war da ich hab´s gehört reicht ihnen das nicht”, mischte Karolin sich ein.

„Dein Vater hat seine Erziehungsmethoden, und ich meine! ... Du kannst gerne zum Abendessen bleiben!”

„Nein, danke auf so ein Essen kann ich verzichten!” Karolin zog Erik von Jona weg. „Wir sehen uns morgen! Lass dich nicht unterkriegen!” Sie küsste ihn, ging ohne zurück zu schauen.

Erik setzte sich eher selten mit Jona alleine auseinander, so das es beide etwas überforderte. Auf seinem Zimmer angekommen bemerkte er das Karolin ihre Tasche vergessen hatte und er rannte ihr ohne nach zu denken hinterher. Jona hörte nur die Tür wie sie knallte, wollte Erik es tatsächlich raus fordern. Sie war an der zweiten Kreuzung als Erik sie eingeholt hatte. An der Situation, sowie sie jetzt war gab es nun nichts mehr zu ändern, also begleitet Erik sie noch nach Hause.

„Du wirst ´ne Menge Ärger meinetwegen kriegen ist dir das klar.”

„Jappy! Mein Pap´s hat einen anstrengenden Tag hinter sich und dann muss er sich noch mit meinen Problemen herum plagen, ich würde mir auch zig Strafen erteilen.” Verständnisvoll sah er sie wider mit diesen unschuldigen Blick an der ihr alles verriet.

„Hallo! Ich bin es, hör auf zu schleimen.”

„Weißt doch, weshalb ich das mache!”

„Bei meinen Eltern zieht diese Masche, aber ich sag dir nicht zum ersten Mal wie kindisch das ist.”

„Ich bin ein Kind. Ein Grosses aber eben noch ein Kind!”, ahmte er Karolin nach und versuchte ihr Parole zu bieten, indem er auf die Knie ging und sie beschwatzte, als sie dann vor Karolins zu Hause, einer fünf Raum Wohnung im siebten Stockwerk eines der Mietshochhäuser der Südstadt ankamen. Im unteren Teil des Hauses führte ihr Vater ein kleines Restaurant. Sie schlug ihm wortlos die Tür vor der Nase zu. Erik auf Knien bezirzte Karolin weiter. Sie stand auf der anderen Seite an der Tür gelehnt und musste sich das Lachen verkneifen. Ab und zu schaute sie durch den Spion und er stand noch immer auf den Knien da. Was er alles für sie aufnahm, sie konnte es nicht glauben. Die Probleme die sie mal hatten, waren lange vergessen. Lachend rief sie ihm zu:

„Geh nach Hause oder ich ruf deinen Vater an, ich werde ihm sagen, dass ich dich rausgeworfen habe und er deinen Hausarrest wider rufen soll!”

„Oh nein, bitte nicht, tue mir diese Schmach nicht an, es bricht mir das Herz!” Sein Gang war der einer Schnecke, die sich vorwärts bewegt. Schwupps stürzte er die Treppe hinunter. Karolin riss die Haustür auf, doch Erik hatte sie reingelegt. Er saß auf der vierten unteren Treppe.

„Komm endlich rein!” Sie atmete auf. Karolins Eltern hatten den Lärm vom Treppenflur mitgekriegt. „Übt ihr wider für ein Theaterstück?”, fragte eine 1,65 m große, leicht gewichtige Dame die sich als, Karolins Mutter bezeichnete, sie saß über Papieren in ihrem Arbeitszimmer.

„Sicher!”

„Und wissen sie wie die heißt Frau Kommissarin!” Er umarmte sie Liebevoll mit einem kurzen „Hallo!“

„Du wirst es mir sicherlich gleich sagen Junge!”

„Der arme Junge hat Hausarrest und kümmert sich nicht drum, zumindest heute Abend?”

„Soll ich dich nachher nach Hause bringen und mit deinen Eltern reden!“

„Machst du das? Ich weis nur nicht ob es was bringt. Ich bin mit Papa alleine, aber fahren darfst du mich gerne, wenn du nichts besseres zu tun hast.“

„Du kannst machen, was du willst ich geh ins Wohnzimmer! Ma ist noch was?” Karolin war es egal, er hing gerne mit ihren Eltern ab, was sie nicht verstehen konnte, sie waren so ...uncool.

„Etwas leiser ist schließlich schon spät!“

Karolin war fertig, sie wünschte sich so sehr in einem Haus zu wie Erik zu wohnen, wo man keine Rücksicht nehmen musste und vor allem nicht erst bis in den siebten Stock laufen musste, da der Fahrstuhl außer Betrieb war.

„Ein wichtiger Fall? Das an deinem freien Abend Kommissarin?” Er schaute über ihre Schulter auf einen überladenen Schreibtisch.

„Es geht dich nichts an . Neugierig bist du gar nicht?”

„Nur ein bisschen. Du verrät´s ja sowieso nichts, aber so ein kleiner Hinweis? Ah Geheimnisvoll, hmm meine Nase erschnüffelt doch da was? Wo ist denn mein Dickerchen Pauli? Ist er da?”

„Wo soll erschon sein Junge? …Ich ruf bei dir zu Hause an und sondier die Lage.”

„Mach das, bei dir ist Papa immer gnädig! Am liebsten würde ich heute bei euch bleiben.“

"Schaust du auf die Uhr? ...Vielleicht nächstes Wochenende!" Kathleen Kiley mochte Erik, sie kannte die Eltern eine Ewigkeit und er kam aus einer guten Familie. Ihr gefiel sein Charakter, er war ihrem sehr ähnlich, sie ging mit ihm in die Küche, wo ihr Mann an den Töpfen stand und neue Rezepte ausprobierte, es sah aus wie in einer Hexenküche und roch verführerisch. Montag, der einzige freie Tag für Paul Kiley, den Rest der Woche war er mit der Führung seines kleinen Restaurants beschäftigt und bald wollte er sich vergrössern.

„Was sehen meine Augen, du hast du bestimmt etwas von der köstliches für mich übrig!”

„Zu Hause gab´s wohl nichts?” Paul rührte in den zwei Töpfen auf dem Herd umher.

„Doch schon, Trockenbrot... aber ich hab gehört du brauchst einen Verkoster und ich hab mich zusammen gerissen und da bin ich!” Er wollte naschen und bekam was auf die Finger.

„Das ist für meine Frau , ab da!“

„Irgendwas für mich?“

„Ja mach schon räume dir einen Teller auf, wir essen zusammen. Verstanden?“

„Na klar!“

„Ja dann mach hin es ist spät genug!“ Paul blickte auf die Uhr das sie so spät unterwegs waren, schien doch ungewöhnlich.

7. Kapitel: Best friends

Am nächsten Morgen auf dem Weg zu Nicolas

***

Der Tau lag noch frisch auf den Blättern, als Erik sein Fahrrad aus der Garage holte. Seine Schultasche war voller Sachen, bis seine Mutter wiederkommen würde, wollte er bei Nicolas bleiben und nichts und niemand würde ihn davon abhalten können. Der Morgen war kalt, bis zu Nicolas waren es knappe drei Kilometer über den Acker, samt Feldweg vorbei an den Entwässerungsgräben denn er lebte so zu sagen am anderen Ende der Welt. Nur langsam konnte Nicolas seine Augen auf bekommen, als er dann auf einmal Erik vor sich sah war er hellwach.

„Was zum Teufel suchst du schon um diese Uhrzeit hier es noch tiefste Nacht!”

„Alles Gute! Du siehst richtig niedlich aus, ist mir bisher gar nicht aufgefallen!” Erik wuschelte ihm durchs Haar.

„Wirklich toll, danke davon kann ich mir sehr viel kaufen.”, antwortete Nicolas sarkastisch mit zugekniffenen Augen: „Was hast du für mich? Wer hat dich rein gelassen!” Er vergrub seinen Kopf im Kissen.

„Dein kleiner Bruder sagt, du sollst dich beeilen es gibt ein `super Frühstück´ sollte ich ausrichten! Hier ist von meiner Momsy, von mir gibts meine unendliche Liebe, mach schon, ... was ist es dieses Jahr? ”

Schon war das Bett leer. Hellwach wurden Nicolas Augen und er fing das kleine Päckchen. Er öffnete es, obendrauf ein Foto das vier Personen zeigte, welches in einen braunen Rahmen gefasst war. Er legte es mit der Seite nach unten auf seinen Schreibtisch und ging zu seiner Kleiderkomode.

„Oh ich glaub ist nicht Jugendfrei ...Frühstück? Warum hast du das nicht gleich gesagt!”

„Und?” Erik drehte das Bild um welches Nicolas Großmutter, seinen Bruder, ihn und Nicolas vor der alten Hütte zeigte, als sie noch Kinder waren und er stellte es neben Nicolas Bett.

„Ich hab´s Karo nicht gesagt! Es war kein guter Zeitpunkt!”

„Okay! Das ist nicht gut, aber du musst auch Fehler machen!” Nicolas kam zurück und klappte das Bild um, beliess es aber am Nachttisch. "Obwohl ich deinen Frosch ja eigentlich sehr gerne mag."

„Man! Komm Frühstück!”

„Glaub nicht, das du noch was abbekommst.”

 

 

8. Kapitel: Schulalltag

In der Schule

***

Kurz vor halb acht erreichten Erik und Karoline ihren Klassenraum, als Benji sie beim reingehen schnitten.

„Öhey Benji! Die Aktion von letztens echt wahr!” Er drehte sich um und machte mit seinen Armen kreisrunde Bewegungen und zudem gab er einen Luftkuss.

„Darauf kannst du einen lassen. Die Alte liebt mich!” Wider mussten sie lachen, dann setzten sie sich auf ihre Plätze.

 

Es war Dienstag und mit acht Stunden, der längste Tag der Woche. Die erste Stunde gehörte der deutschen Literatur/Geschichte mit der Direktorin Simone Luscé, die es verstand, im wahrsten Sinne ihre Schüler mit Worten zu Fesseln, bei ihr stand niemand schlechter als zwei, selbst die Schüler die sie nicht zu leiden vermochte. Wie fünf andere Mitschüler hielt Erik seinen Vortrag und seine Eins war ihm gewiss. Später folgte dann mit Englisch, die Stunde des Schreckens. Ms Jamir wahr ihm wohlgesonnen und erfreut über seine Anwesenheit. Er sollte am Frühen Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr nachschreiben und nahm diese Aufgabe begeistert an. So verlief der Rest des Tages in seinem üblichen Rhythmus. Die letzten Stunden des Tages gehörten dem Sport mit Torsten Franka und der schulische Stoff lag hinter ihnen. Sport war eines der Fächer von , er war angesehen und auch zugleich Vertrauenslehrer, der seinen Schülern mit Rat und Tat zur Seite stand. Keiner wollte ihn zum Feind haben, wenn man ihn zum Freund haben konnte.

„Heute machen wir, Ausnahmsweise zwanzig Minuten früher Schluss, wenn ihr es keinem verratet, dafür will ich Leistung sehen!” Er klatschte in die Hände und so gingen die Schüler mit mehr Begeisterung an die Arbeit, einige spielten Basketball, andere Fussball und die Mädchen Volleyball. So neigte sich die Stunde zu Ende und keiner wollte so richtig Schluss machen. „Kommt schon Mädels, Jungs geht nach Hause. Versprochen ist versprochen. Hurtig!” Dann nahm er sich Erik zur Seite und besprach mit ihm die Zeit des Praktikums und gab ihm einen Tagesablaufplan, für die folgenden Wochen.

„Ich hätte echt gedacht das der Tag schlimmer wird!” Benji fuhr sich durchs Haar als sie die Sporthalle verließen, er triefte vor Schweiß und die erste Frühlingshitze machte ihm zu schaffen. Ohne eine Windhauch kochte die warme Luft die Straßen vor dem Schulgebäude.

„Ha! Und ich erst.” Erik atmete tief ein: „ Jetzt wird gefeiert!”

„Jeah!” Sie liefen zu ihren Rädern, wo Stefanie und Karoline schon warteten.

„Da sind sie ja Mr. Perfekt und sein Bade!” Die Mädchen kicherten. „Was soll das heissen, bist du auf einmal ein kluges Mausilein Süße!”, antwortete Erik mit versnobter Stimme, nahm Karoline in den Arm und küsste sie.

” Ich liebe dich !”

„Uh! Ihr seid ja richtig aufgeheizt!” Steffi konnte sich nicht zurück halten, zog Karoline zu sich und tuschelte sofort mit ihr. Erik blickte sie aufmerksam an und wieder wie immer wenn er das tat war Steffi recht verschüchtert.

„Ist die Vorfreude Mädels. Das tolle Wetter. Was macht ihr Weiber nur mit uns?”, fragte Benji unverständlich, alles lachte.

„Noch Wärmer und wir hätten hitzefrei!“

„Ein bisschen spät dafür!“

„Der Sommer fängt erst an! Okay wir sehen uns bei Nick!“

„Dann bis zur Party!“

 

9. Kapitel: Letzte Stunden

Bei Nicolas

***

Jonas wartete fast den gesamten Abend auf Erik, doch er kam einfach nicht nach Hause, so rief er zuerst bei den Luscé ´s an. Seit dem gestrigen Abend gab es Regeln, an die sich jedes Mitglied dieses Hauses zu halten hatte, Simone holte Erik ans Telefon.

„Erik! Du kommst sofort nach Hause oder ich hole dich! Jetzt kannst du es dir noch aussuchen!” Er schrie nicht, aber da lag dieser Ton in der Stimme, Erik wurde weich. Es war selten dass er sich so leicht unterkriegen lies, aber seinem Vater widersprach er selten, so vermied er jeglichen Kontakt und größere Aussprachen.

„Es ist Nicolas Geburtstag Papa! Es ist mir wichtig.”, flüsterte er schmollend ins Telefon.

„Ich dulde keine Widerrede, hast du verstanden. Gestern hast du mir schon auf der Nase rum getanzt und heute wieder … ich glaube du hast mich nicht verstanden.”

„Ich such mir andere Eltern!“, sagte er auf seine sarkastische Art mehr zu sich als zu Jonas.

„Tu das. Leider hast du nur uns?“

„Okay! Ich bin in einer Stunde zu Hause Papa, spätestens!”

„Und wehe dir nicht!” Jonas legte auf. Erik war eben in einem Alter wo man hart durchgreifen musste. Eine Stunde. Er wartete an diesen Abend vergebens auf Erik.

Betrübt teilte Erik Nicolas mit, dass er sich dem Willen seines Vaters gebeugt hatte.

„Ich sag dir was, ich begleite dich ein Stück nach Hause!” Nicolas klopfte ihn auf die Schulter: ”Feiern, wir eben unterwegs. Wer sollte uns aufhalten?”

„Keiner!” Nicht gerade begeistert kamen die Worte über seine Lippen.

„Ganz genau so ist es!” Aber bei Nicolas hörte das sich ganz anders an. „Weißt du was Digger?”

„Ja ?”

„Das ist das erste Mal seit ein paar Wochen, dass du wider positiv denkst!”

„Ich bin ein Jahr reifer Kleiner!”

„Wenn ich mich recht erinnere erst in zwanzig Minuten!” Erik sah auf die Uhr und hielt sie Nicolas vor die Nase, er schob seinen Arm bei Seite.

„Mit dem heutigen Tag ist Lisa aus meinem Leben verbannt, auf immer und Ewig! Ich schwör 's Dir! Sie und all die anderen.”

„Lisa, Cindy, Kirby ! Hab ich jemanden vergessen? Schön zu hören, wenn ich auch so einfach wie du das alte verdrängen könnte.”

„Das kannst du, wie du immer sagst, positiv Denken! Das hilft in allen Lebenslagen! Und jetzt sag mir was du für ein schlechtes Jahr hattest?”

„Na ja, es hat gerade erst angefangen! Wir gehen lieber, bevor mein Pa mich noch vermisst!”

„Man es ist gerade mal 19.00Uhr! Na, er hat auch Recht, morgen ist wider Schule und das kleine Erikchen brauch seinen Schönheitsschlaf!”

„Ich freue mich ja so aufs Nachschreiben in der Ersten am Donnerstag! Ich hasse die Alte Hexe. In alle Sache mischt sie sich ein und am Ende kommt ...” Erik schnappte seine Sportjacke und seinen Rucksack, stolperte und packte sich dabei fast hin.

„Reg dich ab. Zeig was du kannst und du bist aus dem Schneider! Meiner Mutter geht sie auch auf die Nerven, was ist an der dran?” Erik bekam es gar nicht mehr mit.

„Hey, nicht so stürmisch! Seh ich dich morgen ?”, fragte Karoline, während Steffi scheu hinter ihr stand. Sie wollten noch bleiben.

„Ja! Du holst mich ab und dann flüchten wir. Wer weis, wohin uns das Schicksal verschlägt. Soll es uns doch egal sein, aber ich denke die Zone ist der richtige Platz!” Hochnäsig blickte Erik nach oben.

„Quatschkopf du kannst es nicht sein lassen!” Karoline kniff ihn damit er wieder normal wurde.

„Ich liebe dich reicht das nicht? Ich bin so wie ich bin! Akzeptier es oder lass es einfach sein!”

„Ich hab's fast zwei Jahre akzeptiert. Wo treffen wir uns morgen?”

„Was macht ihr hier? Sprecht ihr über Problemzonen?” Erik fiel auf das Steffi nicht von Karolins Seite wich, sie war noch immer nicht in der Lage ihn direkt an zu sehen ohne rot zu werden, auch Erik mied ihre Blicke.

„Hey ich hab keine Problemzonen, sondern nur erogene Zonen!”

„Die hast du aber gut versteckt!” Reflexartig boxte Karoline nach Erik und traf ihn auf der Brust. Er lachte und rieb sich die Stelle.

„Aua, das tat weh! Komm mich morgen wecken!” Er küsste Steffi freundschaftlich zum Abschied auf die Wange, sie lächelte zurück und blieb weiter dicht neben Karoline, von wo aus sie die Party beobachtete.

„Was ist mit deinem alten Herrn?” Karoline ging dazwischen, umschlang ihn.

„Ach, der schläft um diese Zeit tief und fest, als ob ich ihm etwas getan hätte! Ich muss Los. Wir sehen uns?”

„Pünktlich!” Sie küssten sich lange, bevor Erik sich löste und noch mal leicht betrübt zu Karoline zurück sah, aber es galt Steffi. Nicolas wartete schon auf Erik, mit all seinen Sachen, und als er durchschlüpfte schloss er die Haustür. Es war kalt geworden, aber die frische Luft schaffte klare Gedanken. In vierzehn Tagen wollte Nicolas zusätzlich seinen Führerschein bestehen, doch es war noch eine lange Zeit, die er bis dahin noch mit dem Rad zurücklegen musste. Wie Erik schob er sein Rad.

„Du musst deinen Alten ganz schön hassen!”

„Ach, das ist zu viel gesagt, aber sauer bin ich schon!”

„Dann sieht man es dir nicht an. Ich würde protestieren. In letzter Zeit ist das ganz schön heftig mit euch.”

„Du kannst machen was du willst, dein Dad ist abgehauen. ” Hinter diesem lächeln stand ein anderer Ausdruck. „Ein grosser Unterschied Nic!“

„Dieser wäre? ... Du stehst mir doch schließlich in nichts nach?”

„Vergiss es, das geht über deinen Horizont!”

„Okay! ... Ich hab gehört dein Praktikum läuft bald!” Er war sehr neugierig, denn Erik erzählte nie viel darüber.

„Woher weißt du das schon wieder?”

„Ein kleines Vögelchen hat gezwitschert... Erzähl!”

„Darf ich raten Benji? ...Bleib am besten bei deinen Freunden und las mir meine ok.”

„Ich schweige! Ich schweige! Ihr Babys kommt doch ständig bei mir an.”

„Auf jeden Fall, das hat der Trainer veranlasst, der meinte es täte mir und meinem Selbstbewußtsein gut, ich hätte Zukunft! Für was Richtiges sei ich noch etwas zu verspielt und ich sollte sehen worauf ich mich einlass.”

„Was gibt´s du drauf?”

„Wird sich zeigen... Ich hab so gesehen ein paar mehr Freihheiten als sonst. Ich bin gerne im Schwimmverein, aber ich schwimme es aus Spaß. Andere sehen es als ihre Berufung. Ich mach lieber Quatsch. Weißt du was ich meine. Aber vielleicht will der Trainer auch nur was von meiner Mam, seit Wochen hängen die Zusammen...” Er öffnete seine Bierdose und stieß mit Nicolas an.

„Glaubst du wirklich?“

„Nee, aber wer weis! Jedenfalls nervt´s.“

„Wenn es deine Chance ist doch beruflich voran zu bringen?“

„Nick!“

„Vitamin B … Was wirst du machen?”

„Das wird die Zeit entscheiden, an Chrissy oder Simon komme ich schon gar nicht ran und erwarte nicht das ich werde wie die, mir reicht das hier, ich muss nicht weg.“

„Mamisöhnchen!“ Sie lachten sich an.

„Klar Franka hat einige Talente zu Tage gefördert, vielleicht hat der Druck und muss nachlegen, aber so wie es jetzt ist, ist es auch gut. Den Ehrgeiz hätte ich nie, die geben alles auf. Klar es ist toll auf dem Treppchen zu stehen, aber ich hab auch noch ein Leben. Vielleicht ist es besser was ganz anderes zu machen. Aber Erst mal muss ich nach schreiben und davon hängt meine Zukunft sowieso ab. Dann muss ich mich wohl oder übel auf meine Noten verlassen! Eine Chance Nicky, wenn man gut ist bekommt man auch eine Zweite und eine Dritte im Leben. Jetzt will ich nichts ändern.“

„Du wirst redseelig und trinkst zu wenig!“ Sie stießen erneut an. „Mein letztes Jahr und ich hab das Abi so gut wie in der Tasche Kleiner! Eines ist sicher ich werde erst Mal hier weg gehen da werd ich nicht gefragt, also find ich mich damit ab.”

„So einfach, wie für dich, ist es nicht für jeden, ich ackere ganz schön. Was willst du danach machen? Waffen kommen ja für dich nicht in Frage schätze ich.”

„Ja, ich hänge doch zu sehr an meinem Leben, man weis ja nie was wird, ich werde irgendwas studieren vier, fünf Jahre oder mehr! Ganz wie es der Frau Mama beliebt!“

„Muttersöhnchen!“ entgegnete Erik zurück.

„Das sagt der Richtige.”

„Also hast du sehr klare Vorstellungen!”

„Immer!” Sie blickten auf die letzten rosa Wolkenreste am Nachthimmel. „Wir sehen uns so selten in letzter Zeit und quatschen immer über die selben Themen. Dejavüe oder sowas!”

„Ich … hey du hast recht ist mir noch nie aufgefallen. Es muss was passieren, bloß was?”

„Das kann ich dir nicht sagen!” Das Radlager knarrte bedächtig, als Erik auf Rad steigen wollte, doch es hielt. „Trotz allem heute war das ein schöner Abend!”

„Wir sehen uns vielleicht morgen bei dir! Besuchen darf ich dich doch?”

„Klar ich hab zwar Hausarrest, aber du bist mir willkommen.” Das laute Rauschen aus dem nahe gelegenen Wald machte Nicolas etwas Angst, die kommende Dunkelheit tat ihr übriges dazu. Das Bier wurde geleert und Erik fuhr klappernt los.

„Komm gut nach Hause. Ist ja nicht mehr weit. Sei vorsichtig Kleiner!”

„Bin ich!” Er fuhr nicht schnell, aber auch nicht rücksichtsvoll.

10. Kapitel: Ein Abend im Mai

Was am Abend geschah

***

Erst dachte Erik, dass er sich den Wagen hinter sich nur einbildete und wurde etwas langsamer, der Wagen hingegen lauter, um ein Vielfaches schneller. So ging das einige Zeit. Jetzt drehte sich Erik zum ersten Mal um. Der Wagen war dicht hinter ihn, aber überholte ihn nicht. Weniger wurden die Tritte und vorsichtig blickte er zur Seite. Die Geschwindigkeit des Wagens verringerte sich erneut. Als Erik zum zweiten Mal zurück blickte wurde er vom Wagen geschnitten, stürzte, ein lautes Scheppern in stiller Nacht an einem einsamen Weg, am Ende des Waldrands. Schwer hatte es Erik nicht erwischt und er ahnte das etwas hier nicht stimmte, denn es war seltsam. So was war ihm noch nie passiert. Leicht benommen, taumelt stand Erik auf, fluchte und wollte etwas hinterher rufen. Der Wagen hatte sofort gestoppt, aber der Fahrer war nirgends zu sehen. War er schon ausgestiegen? Erik wurde zu Boden gerissen. Erschreckt schrie er so laut er nur konnte, doch das dunkle Monster war viel stärker als er und hielt ihm den Mund zu, bevor es heftigst auf ihn einprügelte. Da sprang seine vollgestopfte Schultasche mit lautem Knall von der Gabel seines Gepäckträgers. Die Gestalt wandte sich ab. Anstatt die Chance zum weglaufen zu Nutzen, sprang Erik benommen auf den Rücken Dessen der ihn überwältigt hatte. Erneut kraftlosen als jemals zuvor fiel er zurück auf den Boden.

Einige Zeit verging bevor Erik wieder zur Besinnung kam, er schleppte sich aus dem Gebüsch auf die Straße, er wurde mit einer gewaltigen Energie zurückgezogen. Nervös schaut er in alle nur erdenklichen Richtungen. Das Licht der Straßenlaterne wurde stärker und immer mehr funkelte das Hinterrad von Erik ´s Fahrrad in den Augen des Schattens. Da schoss die Gestalt aus dem Gebüsch heraus und stach ihm etwas in den Hals. Erik wollte ihn festhalten, doch verlies ihn jegliche Kraft und er sackte wie ein nasser Sack zusammen. Er war so müde und bekam doch alles mit.

11. Kapitel: Ein leeres Bett

Am Morgen in Erik´s zu Hause

***

Es war gerade mal sechs Uhr durch. Sie betrat wie sonst auch das Haus von Erik´s Familie durch die Hintertür vom Hinterhof. Es war ruhig sonniger Morgen und sie schlich sich auf Erik ´s Zimmer. Das Bett war unberührt, sie schaute auf die Uhr. Eine Digitale Anzeige blinkte 6.12 Uhr.

„Wo ist Erik ? Ist er bei dir gewesen?”, Jonas stand hinter Karolin, sie fuhr zusammen, als sie ihn bemerkte.

„Wie bitte?"

"Erik ist er bei dir?"

"Ich wollte ihn gerade abholen! ..."

"Er ist nicht da wie du siehst?"

"Komisch, wir sind hier verabredet, wie immer.”

„Ihr spielt nicht irgendein Spiel mit mir nur weil er gestern nicht von dieser Party weg wollte?"

„Nein. Bestimmt nicht! Er muss hier sein."

„Was geht hier vor? Seit meinem Anruf am Abend habe ich nichts mehr von ihm gehört! Ist er wirklich nicht bei ...Nicolas ?”

„Nein. Er hat gegen neunzehn Uhr, kurz vor mir die Party mit Nic verlassen! Meine Mutter hat mich dann alleine abgeholt. Sein Bett sieht nicht aus als wäre er überhaupt hier gewesen.”

„Kann es sein? ...Ist er in dieser alten Hütte?” Die Wut wich der Besorgnis von Jonas.

„Das glaube ich nicht. Wir wollten uns hier treffen? Er muss doch morgen nachschreiben und wir wollten den Stoff durch gehen, damit er ... wo ist er ... da stimmt was nicht.“

„Bist du sicher? Hat er vielleicht was getrunken!“

„Ja kann sein, aber nicht soviel das er den Weg nicht finden würde. Nic passt da auf. Ein oder zwei Bier, kein hartes Zeug oder so. Dieser ganze Ärger, ich wollte nicht noch mehr Stress am Ende macht er doch was man ihm sagt. Da stimmt was nicht."

„Ich wollte nicht weiter nerven und ihm heute seine Standauke halten. In den letzten Monaten gehen wir uns nur wegen Kleinigkeiten an, aber ich bin für ihn verantwortlich.“

„Ich glaub nicht das er zu Nic zurück ist! Das hätten wir doch gemerkt! Nic würde sich melden, wenigstens bei euch."

"Ja du hast recht. Was machen wir nun? Wenn er einen Unfall hatte irgendwo liegt."

"Ich ruf bei Nic an, wenn er da nicht ist ruf ich Mama an! ... Suza hatte vor kurzem was von Überfällen erzählt, ... oder wollte sie uns veralbern ...”

„Wenn er im Krankenhaus wäre, hätten sie oder ich Nachricht bekommen!“

„Er kann auf sich aufpassen! Wir reden von Erik den setzt man gleich wieder aus.”

Noch nie war Erik spurlos verschwunden, er meldete sich immer ab. Egal wie wütend er auf Jonas war und dieses nach dringliche Gefühl war seltsam. Nachdem Nicolas bestätigte das Erik auf dem Heimweg war infomierte Karoline ihre Mutter über den Vorfall, sie war der Meinung Karoline sollte zur Schule gehen, wenn sie neue Informationen gefunden hätte, würde sie sofort benachrichtigen. Jonas hingegen versuchte vergeblich Suzanna zu erreichen. Der leere Platz war nicht ungewöhnlich, aber sel als Erik´s Platz in der fünften Stunde immernoch nicht verwaist war, sah man Karolin ihre Anspannung mehr und mehr an. Zur sechsten Stunde wurde sie aus der Klasse geholt ohne irgendeine Erklärung. Ihre Mutter wartete im Zimmer der Direktorin.

Die Suchaktion begann gegen Mittag des zweiten Tages nach Erik´s Verschwinden, als eindeutig fest stand, dass er nicht wie vermutet weggelaufen sein könnte. Einen Teil seiner Sachen fand man am darauffolgenden Vormittag im angrenzenden Waldstück, darunter das stark beschädigte Mountainbike, seine Schultasche mit seinen Papieren und seiner Geldbörse, den dunkelblauen Schlafsack und seine gelb - grüne Sportjacke, die Blutspuren aufwies.

Die Polizei schwärmte mit über dreissig Beamten und einer Hundestaffel aus um Erik´s Spur aufzunehmen und sie durchforsteten die nähere Umgebung. Im Radio liefen am Nachmittag erste Vermisstenmeldungen über den Sender und erste Flugblätter bei der Bevölkerung in Umlauf gebracht.

Karolin´ hatte von Anfang an vermutet, das etwas nicht stimmte und nun bewahrheitete sich ihr Verdacht. Sie war sauer auf ihre Mutter das sie ihr anfangs nicht geglaubt und als pubertäre Laune abgetan hatte und machte ihr Vorwürfe. Erik blieb spurlos verschwunden...

12. Kapitel: Zeitenwende

Wenige Tage später

***

Gefesselt an ein altes rostiges Rohr über seinem Kopf und völlig Orientierungslos erwacht Erik in einem alten moderigen Schacht. Er will etwas sagen, doch sein Hals schmerzte, so sehr das er nur ein Stöhnen heraus brachte. Sein Mund war so trocken, und nur spärlich bekam er die Luft, die er brauchte. Alles war wie gelähmt und sein Körper an manchen Stellen sogar gefühllos. Verzweifelt versuchte er sich an das zu erinnern was vorgefallen war, aber keinen klaren Gedanken brachte er zusammen. Es war kalt und wieder rüttelte er Laute schreiend am Rohr. Die Grube mit sperrigen Holzbrettern abgedeckt, die nur an wenigen Stellen wärmende Sonnenstrahlen durchließen. Jemand musste ihn hören. Er glaubte sich die Seele aus dem Halls zu Schrein doch kein Ton drang nach außen. Im Inneren war es eisig, was den Atem erstarren ließ und für Erik der nur mit einem dünnen Pullover, Jeans und Sportschuhen bekleidet war es unerträglich. An seiner Armbanduhr war das Glas gesprungen, hatte kleine feine Risse. Sie zeigte 9.17 Uhr und den 8. Mai als er sie ans Licht hielt. ´Ich hab zwei Tage verloren! `, schoss es ihm durch den Kopf, als sein Bewusstsein schwinden.

 

Drei Monate später im Krankenhaus Christopherus West, Spandoverhaven

***

Es war Ferienzeit und Suzanna stürzte sich in die Arbeit, ihr junge Patientin Vicky war wieder im Krankenhaus und bemerkte ihre Traurigkeit.

„Müssen sie nicht nach Hause? Tag und Nacht sind sie hier! Das ist langweilig.“

„Es gibt keinen Grund? Da wäre ich nur allein und hier seid ihr Kinder und ihr seid auch allein!“

„Was ist mit ihrer Tochter sie ist doch noch klein!“

„Sie ist bei den Großeltern! Heute gehen sie an den Strand.“

„Aha! Ob Wellen sind?“

„Na was willst du machen Vicky? Heute ist dein Tag da darfst du alles.“

„Nach draußen in den Park, heute ist so ein schöner Tag!“

„Dann machen wir das ich hol deinen Rollstuhl!“ Suza drückte ihre Tränen weg.

 

11. September

***

Für weitere Streitereien fehlten Suzanna und Jonas nach Tagen. Die Kraft. Nicolas hatte Isabella zu sich genommen und die letzten Tage bei seiner Freundin Mickey verbracht. Das Haus war jetzt leer und so still, wie schon den ganzen Sommer.

Suzanna betrat das Zimmer ihres Sohnes, noch immer der Meinung, Jonas sei an allen Schuld. Die Stille war so Angst einflössend, alles was sie je gewollt hatte, erreichte sie nur nie das das Zimmer des Jungen in Ordnung war. Erik kam mal wieder mit einem Projekt, sowie dazugehörigen Freunden aus der Schule und das Zimmer sah schlimmer als zuvor aus. Seit Erik beim Schwimmen war, hatte es ein wenig nachgelassen. Erik kam nach ihr, dass war Suzanna nur all zu gut bewusst und sie war ein verletzlicher Mensch. Sie strich über sein Bett und nahm ”Monster”, ein blaues zottiges Etwas mit Stoffzähnen von der Bettkante und drückte es fest an sich. Sie hatten es auf dem Jahrmarkt vor fünf Jahren erstanden, wo sie erfahren hatte, das Erik ein großer Bruder werden würde, was er sich gewünscht hatte seit er laufen konnte. Suzanna legte ”Monster” zurück. Sein Schreibtisch beherbergte mehrere Projekte, mehrere kleine Briefchen vom vorletzten Unterrichtstag, alles sehr umfangreich, aber Erik machte Scherze, ob sie gut waren stand auf einem anderen Blatt. Und wenn er sich Morgens, wenn er nicht zur Schule wollte, sich in seine Decke einwickelte, und nur für sie um sie zum Lachen zu bringen, Baby spielte. Er sah wenn es Ärger gab und er lenkte gerne ab nur um sie lächeln zu sehen.

13. Kapitel: Nur ein Anruf

Eine Woche darauf

***

Der Regen wurde stärker, der Wind bog die Bäume, Blitz und Donner hallten ausser halb.

„Martin !”, meldete sich Suzanna, sie war in der Küche und schnitt ein paar Möhren für einen Salat. Jonas saß am Tisch und las seine Tageszeitung. Nicolas beschäftigte sich mit Isabella und blätterte in einem Kinderbuch. Das Telefon klingelte hartnäckig in einem schrillen, unüberhörbar knatzigen Ton bevor Suzanna sich erbarmte und den Hörer abnahm.

„Mama?” Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang rau, erkältet und weit weg.

„Erik!” Das Messer glitt ihr aus der Hand. Jonas folgte ihrem Blick der unaufhörlich zwischen ihm , Nicolas und Isabella wanderte. Alle waren sie für den Moment wie erstarrt.

„Mama, ich kann jetzt nicht viel reden. Ich weis nicht, wann ... aber ich verspreche dir ich werde nach Hause kommen!” Die Stimme war heiser, im Hintergrund ein lautes Hupen.

„Was ist passiert? ... Wo bist zum Teufel bist du?” Erschrocken hielt sie den Hörer mit beiden Händen fest umklammert und stütze sich mit ihrer Schulter gegen die Wand.

„Das kann ich nicht sagen … ich hab euch lieb! Ich ... bin bald da ... also warte auf mich okay?” Das knacken des Hörers beendete das kurze Gespräch, noch bevor Suzanna ein Antwort über die Lippen kam, verkürzte es sich zu einem kurzem stockenden Pfffffff. Jonas nahm Suzanna den Hörer aus der Hand und versuchte vergeblichst eine Antwort von der anderen Seite zu bekommen.

Das Wasser auf dem Herd kochte. Es war Wochenende, der Tag des Herrn, warum tat er ihr das nur an, aber Erik hatte keine Schuld, Erik lebte. Entsetzt über das was gerade geschehen war und geschockt verliess Suzanna die Küche. Nicolas schlich ihr hinterher. Seit Erik´s verschwinden hatte er sich viel bei den Martins aufgehalten und sich um Isabella gekümmert, da mit sie Erik´s Abwesenheit nicht so mitbekam.

„Es ist schön das du hier bist! Denn wenn auch du glaubst, dass alles gut wird, dann wird alles gut Nicky!”

„Wohin willst du?”, fragte er sie. „Zur Polizei, Kommissarin Kiley Bescheid sagen, dann werde ich arbeiten!”

„Und das denkst du ist eine gute Idee? Zumal weil das Unwetter da draußen ziemlich wütet.”

„Das erste Zeichen von dem Jungen, er lebt und will zurück kommen, aber es ...“

„Was hat er gesagt?”

„Das war Erik ... ich weis es nicht mehr, nicht viel ? Er ist sehr krank, seine Stimme. Er braucht bestimmt was gegen Halsschmerzen.”

„Warum denkst du das?”

„Ich muss auf Arbeit sein, wenn er kommt... wenn es nur Kinder wären die sich einen Scherz erlaubt haben … dann ist es so Nicky! Aber falls er kommen sollte, will ich da sein.“

„Merkst du nicht wie du dich widersprichst!” Nicolas tat etwas, was Erik sonst nur machte, er

umarmte Suzanna, sie lies es zu und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

14. Kapitel: Zeit der Wiederkehr

20. Oktober

***

Der strenge Geruch der Herbstfeuer lag in Luft, und so langsam erwachte Erik aus seiner Trance auf einer abgelegenen Parkbank. Die Kälte hatte ihn geweckt. Erst wusste er nicht, wo er sich befand, dann Stück für Stück, kam ihm mehr und mehr bekannt vor. Natürlich kannte er den Ort, nur der Name wollte ihm nicht einfallen. Eine ständige Wiederholung schwirrte in seinem Kopf, als hätte er dies alles schon ein Mal erlebt. Der Dorfbahnhof der kleinen Ortschaft Kossvitz war nicht weit entfernt, seine Heimatstadt Spandoverhaven lag gerade mal weniger als 20 Kilometer im Westen. Er blickte sich um, aber kaum jemand von den wenigen Leuten, die unterwegs waren, bemerkten ihn oder seinen Zustand. Seine Sachen waren dreckig und verschlissen und fast zu klein, Klamotten die er ewig nicht getragen hatte. Einige Zeit blieb er auf der Bank sitzen, bis er sich übergeben musste. Er wischte sich über den Mund und atmete die Hände auf die Knie gestützt tief ein. Niemand beachtete ihn, eher mit Abscheu hielten sie Abstand zu ihm, als hätte er eine ansteckende Krankheit.

Mehr als eine Woche war seit seinem Anruf zu Hause vergangen. Ungläubig ging sein Blick gen Himmel, das Sternbild des Orion, die Plejaden standen dort still. Er lachte auf, in seinem Kopf drehte sich alles und er schlurfte leicht humpelnd zum Bahnhof, die breite Nebenstraße runter. Warum auch warten, zu Hause war nicht weit und er wollte nur schlafen, in seinen eigenem Bett. Und er begann zu laufen, die Schritte wurden schneller, er ignorierte die Schmerzen und er rannte um sein Leben, als gäbe es keinen Morgen. Gerade noch rechtzeitig erreicht er die halbstündige letzte Bahn. Um die Zeit war sie sogut wie leer , schöpft ließ er sich an einem vierer Platz fallen. Seine Augen suchten nach einem kleinen Schild mit der Aufschrift Raucherabteil. Erik glitt mit seinen Händen suchend über die Hosentaschen, fand eine fast leere Schachtel Zigaretten mit gequollen Pappstreichhölzern, einen zerknüllten fünfzig Mark Schein, etwas Kleingeld und einen kleinen Zettel mit einer Botschaft, der nur er verstand.“M“. Suchend blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit, in der Ferne erleuchten die Lichter die Stadt in einem hellen Schimmer am Horizont. Erst war es eine vereinzelte Träne, eine Zweite und aufzuhören war ihm nicht möglich.

Der Schaffner kam einige Zeit später durch. Er hielt Erik auf den ersten Blick für eines der Bahnhofskinder aus der entfernten Großstadt, die mal wieder auf Diebestour unterwegs waren und er fragte den hageren Jungen ein bisschen aus, doch seine Antworten brachten ihm nicht viel. Auch wenn ihm das Gesicht bekannt vorkam, er ging weiter seiner Arbeit nach. Im Tausch für den Fünfziger bekam Erik Wechselgeld und eine Fahrkarte zurück.

Erik dachte nur an sein Bett, er fuhr sich mit seinen Fingern durchs fettige Haar und tastete Strähne für Strähne seinen Kopf ab, er stank erbärmlich. Die Wunde die er fand hatte er vergessen, bis eben. Die Schmerzen kehrten in stärker werdenden Intervallen zurück, unerträglich, er musste sich ablenken und machte sich eine der Zigaretten an, sie schmeckten nicht mal schlecht. Der Schaffner schaute auf seiner Rücktour noch mal bei Erik vorbei, er lächelte ihn unfreundlich, abgeneigt an, blieb wortkarg.

„Ist doch ein Raucherabteil?“ Erik störte das nicht er dachte nur an zu Hause, es war vorüber.

„Sicher! ... Wie alt bist du?“

"Kenn ich dich?" Der namenlose Schaffner kniete sich auf Augenhöhe und er erinnerte sich an das Thema welches den Sommer beherrscht hatte.

"Ich will nur nach Hause!"

15. Kapitel: Im Krankenhaus

20. Oktober, 17.13 Uhr

Im Krankenhaus Christopherus West, Spandoverhaven

***

Suzanna Martin hatte gerade Pause, als die Kommissarin auftauchte und sie zur Seite nahm. Kathleen Kiley war ruhig und Erik´s Mutter erwartete das Schlimmste, dann lächelte sie: „Wir haben ihn. Er sitzt im Zug!”

„Ist er es wirklich?” Ungläubig erleichtert lächelte sie.

„Ja!”

„Dann lass uns fahren! Worauf wartest du?” Sie stürmte vorran und blickte zurück.

„Sie werden hier her kommen! Meine Kollegen nehmen ihn am Bahnhof in Empfang dann sind sie auch schon hier” Die Kommissarin blieb ruhig.

„Ist das wirklich wahr?… Ich kanns nicht glauben ... solange! Was ist mit ihm passiert? ” Suza wurde unruhig, und die Kathleen Kiley stand ihr bei.

"Eine Menge Fragen, die er sicher beantworten wird!"

Es waren unwirkliche Minuten bis Erik vor ihr stand. Er ging an Kommissar Labbocks Seite bis er seine Mutter sah, dann lief er auf sie zu. Suzanna stand vor ihm, seine Augen waren vertraut, sie umarmten sich und Erik lies sie nicht mehr los. Seine Beine waren wie Gummie und Suza stützte ihn. Er war so leicht, obwohl er an Größe zugelegt hatte, sein Gesicht wirkte schmal & eingefallen.

„Mama ich will nur noch nach Hause.” Er öffnete die Augen, sah die Arbeitskollegen seiner Mutter, wie sie sie freudig umringten und er nahm Abstand.

„Ich wusste, das du nicht wegläufst du nicht! Das passt nicht zu dir.” Sie bemerkte die verschlissenen Sachen, es waren die mit denen er vermisst gemeldet worden war. Als sich ihr Blick auf die Kommissarin richtete, folgte der Erleichterung eine nüchterne Erkenntnis.

„Hey, ich war so kurz davor?” Jetzt noch konnte er Witze machen, seinen Humor hatte er bei behalten, er starker Husten, der unterstrich wie sehr er angeschlagen war, unterbrach ihn.

„Das geht nicht!” , sagte Labbock und legte seine Hand auf Erik ´s Schulter.

„Hey !” Erik schlug die Hand weg. "Nicht anfassen , Okay?" Suzanna beruhigte ihn und erklärte.

„Wir müssen dich erst Untersuchen, zudem brauchen sie deine Aussage!”

„Ich hab nichts zu sagen! Mama. Ich will nach Hause.”, flüsterte er kaum hörbar und hielt sie fest. Suzanna reagierte mehr als Mutter als als Ärztin, dass wusste sie und Erik auch, weshalb er den Mund hielt.

„Ich regele das! “ Suzanna blickte auf die Uhr. „Am besten sag ich Schwester Magaret Bescheid. Ich hol dir was ordentliches zum Anziehen und dann gehen wir nach Hause!" Sie glaubte an ihre Notlüge : "Du bleibst bei Kommissarin Kiley, bis ich Feierabend habe... jetzt gehst du mit der Polizei in die U2, ... sie werden nichts machen, bis ich wieder da bin.“

„Mach ich Mama!“ Kommissar Labbock und der Beamte Bennedikt begleiteten Erik als Schwester Magaret wenig später hinzu kam und sich um ihn zu kümmerte.

„Es muss nicht viel passiert sein!“ Vergebens versuchte die Kommissarin Kiley Suzanna aufzumuntern, Wirkungslos. Still begleitet sie die Mutter zum Umkleideraum hinter dem Ärztezimmer, sie klopfte am Ruheraum an.

„Hast du ihn dir angesehen ? Er sieht schlimm aus! Wer weiß was ihm passiert ist? Ich kenne die Vorschriften! Ich suche nur einen Arzt für seine Untersuchung! Ich hasse es ihn an zu lügen.“

"Es muss nicht lange dauern!“

"Hör auf ... Ich mach meinen Job lange genug genau wie du!" Die Komissarin überraschte die Abgeklärtheit von Suzanna. „Kess bist du da, bist du wach!“ Sie klopfte noch Mal an. „Du weist genau so gut wie ich, das er heute Abend nicht nach Hause geht! ...Kess“ Es hörte sich verzweifelt an.

„Sicher weis ich das.“

„Ja ich komme ja schon, was ist denn los?“ Dr. Kessinka öffnete die Tür zum Ruheraum, überrascht von dem Tumult der sich ausserhalb abspielte. Suzanna´s Mann Jonas musste jeden Augenblick da sein, aber die Momente schienen bis dahin unendlich, sie wollte sich ablenken und konnte doch nicht zurück an die Arbeit. Sie versuchte sich von der U2 fern zu halten. Labbock wollte nun endlich mit seiner Befragung beginnen und holte Kommissarin Kiley hinzu.

Sie sah , dass er sich in einem der kleinen Spiegel in der Wand betrachtete, sie stellte sich davor, denn sie benötigten seine Hilfe, während Erik´s Platzwunde von Schwester Magaret versorgt wurde. Erik hielt still und schien auch ein wenig abwesend.

„Machen sie noch nicht zu viel!“ Kommissar Labbock folgte seinem Protokoll und erntete von Schwester Magaret böse unfreundliche Blicke.

„So Junge nun lass uns mal Klartext reden einverstanden !” Er schien etwas zu fordern und Erik sollte es ihm liefern.

„Fangen sie an und dann lassen sie mich in Ruhe !” Erik verzog keine Miene immer dieser leere dumpfe Blick.

„Kannst du uns sagen, wo die letzten Wochen warst? Deine Abwesenheit hat ´ne Menge Ärger verursacht.“

„Irgendwo!“ Er sprach dazwischen, es baute sich eine aggresive Stimmung zwischen ihnen auf,ob es an Labbock´s schroffer Art lag oder das Erik, nicht reden wollte, war unmöglich zu bestimmen.

„Einige sagen, du hattest Streit und bist weg gelaufen, war das so?“

„Wenn sie es meinen, wird es so gewesen sein!“ Magaret legte ihre warme Hand auf seine Schulter, Erik sah zu ihr und hielt sie fest, als wollte er sich schützen.

„Du bist ganz schön heruntergekommen. Deine Familie hat sich Sorgen gemacht erkläre uns den Grund, wenn es so war.”

„Tut mir Leid kann ich nicht! ...Auf den Weg hier her habe ich nicht mit ihnen gesprochen und jetzt werde ich meine Meinung, auch grade für sie ändern. Ich kann sie nicht leiden.” Er hielt eine kleine Dino - Spielfigur in der anderen Hand und fuhr damit auf den Tisch seine Runden. Er war sich nicht so ganz darüber klar was vor sich ging und dachte nach.

„Damit musst du klar kommen Junge!“

„Muss ich wohl!“

„Kannst du nicht reden? Mit mir? Dann rede hier mit Kommissarin Kiley.“

„Ich will nur meine Ruhe! Ist das so schwer zu verstehen?“

„Wo bist du die letzten Wochen gewesen ?”

„Ich kann´s nicht sagen!”

„Wir werden so nicht weiter kommen das weißt du?” Labbock schien so ungeduldig , etwas machte ihn nervös.

„Bin ich Gott ? Ich weis es nicht!” Erik wurde mit einem Mal sehr wütend.

„Woran erinnerst du dich denn? Kannst du uns, dass wenigstens sagen?”

„Ich bin in diesem kleinen Kaff aufgewacht, aber sie können das vergessen, ich bin sicher niemand hat etwas gesehen!” Hilflos sah Erik zur Kommissarin. Nur aus dem Vorwand sich zurück zu halten, durfte Kathleen dabei sein und sie tat es. Erik war enttäuscht von ihr, dass sie ihn ans Messer lieferte, das hatte er nicht von ihr gedacht. Dabei wollte er nur ein Gespräch unter vier Augen mit ihr und das machte er deutlich: „Mensch ich bin nicht der einzige, der Mal abgehauen ist... sie nerven mich!”

„Also gibst du alles zu ! ... Du hast dich mit deinem Vater gestritten ... Wolltest mal raus hier ... sehen wie das Leben auf der Straße so ist. Das Geld ist dir wohl ausgegangen und bist gestrandet? Dann hast du festgestellt was für ein prächtiges Leben du doch hier hattest und bist zurück gekommen!”

„Was reden sie für ´ne hirnrissige Scheiße, glauben sie doch was sie wollen.”

„Wem willst du was beweisen?”

„Niemanden!”

„Du hast unsere Zeit verschwendet, und das mindeste was du tun kannst um die Sache aufzuklären, ist uns zu sagen, wo du warst! So viel Aufruhe wie du hier verursacht hast bist es schuldig.”

„Bin ich angeklagt? Wegen was? Nichts also lassen Sie mich in Ruhe!”

„Wir führen unser Gespräch ein anderes Mal weiter, doch wir kommen auf dich zurück!” Labbock verlies die U2, doch Eriks böser Blick ging auf die Kommissarin nieder, die nur still da gestanden hatte. Was Erik erst Minuten später auffiel war, dass Labbock Jemandem von der Stattur her, enorm ähnlich sah, den er nicht ausstehen konnte, das war ein Grund, warum er schwieg, nicht zu viel den Falschen Leuten zu verraten. Magaret räumte etwas später die Sachen auf. Erik war schlecht drauf, er war müde und hatte viel durchgemacht und keinen Bock auf irgend welche Gespräche. In den nächsten zwei Stunden sollte er noch weiter untersucht werden, die Ergebnisse sollten dann fest stehen. Sie würden mehr als Ärger bringen und das brachte wiederum noch mehr unangenehme Fragen, dessen war sich Kathleen Kiley sicher und sie versuchte Labbock zur einer Lösung zu überreden. Erik hatte noch nicht mal Zeit gehabt sich zu frisch zu machen,was ihn noch mehr wurmte. Magaret wollte die Kopfwunde versorgen. Sie wartete noch etwas bevor sie den Raum unter einen Vorwand verlies. Erik wartet weiter auf Suza, sie hatte es ihm versprochen.

Nicht seine Mutter sondern Dr. Kessinka betrat mit seiner Wechselkleidung den Untersuchungsraum zusammen mit der Kommissarin und Schwester Magaret. „Kess?“ Er saß in sich gesunken auf dem Patientenstuhl.

„Na wie geht’s dir!“ Sie legte die mitgebrachten Unterlagen auf den Untersuchungstisch.

„Mir ist schlecht, mein Bauch tut weh, Kess ich will nach Hause!“ Er beobachtete sie, wie sich vorbereite Hände reinigte und nach den Latexhandschuhen griff. Magaret breitete weiteres vor.

„Erik!“ Sie setzte sich vor ihn auf einen der zwei Rollstühle auf Augenhöhe. „Ich will ehrlich mit dir sein …, wir haben den Verdacht das dir was geschehen ist worüber du nicht reden kannst oder willst. Frau Kiley hat sich bereit erklärt und ich denke das ist in deinem Sinne bei deiner Untersuchung dabei ist, zudem bleibst du heute Nacht erst Mal hier.“

„Ich könnte weglaufen!“

„Da draußen an den Bullys wirst du nicht vorbei kommen!“

„Muss ich was sagen?“ Er blickte zum Boden, als Magaret einen Vorhang vor die Krankenliege schob.

„Nein! Heute nicht! Wir werden auch Fotos machen, wenn dir etwas unangenehm ist sprich es an. Okay?“

„Ja!“

„Können wir anfangen?“ Längst waren nicht nur der Ärztin die Striemen und Abdrücke an seinen Handgelenken aufgefallen. „Du ziehst dich erst Mal aus und wenn du so weit bist ... Stück ür Stück, wir haben Zeit. Du findest einen Kittel den kannst du dir später überziehen.“

„Wozu braucht ihr meine Sachen!“ Mit den Füssen zog er seine Schuhe aus und verschwand hinter den Vorhang.

„Wir sichern Spuren!“

„Seht ihr wann ich mir in die Hose gemacht habt oder was!“

„So ähnlich!“

„Hier viel Vergnügen!“ Er reichte seine Jeans versteckt hinter dem Vorhang, raus und die Kommissarin nahm sie ab und versiegelt sie. Er lugte kurz vor.

“ … Warum hast du mich vorhin im Stich gelassen! Ich meine Hallo.“

„Es ist hier viel geschehen, ... und im Grunde dürfte ich nicht mal hier sein, weil ich mich zu sehr eingemischt habe, aber nun bin es!“

„Dann will ich nicht wissen, wie der Typ da, dieser Labbock Verdächtige behandelt, aber die Polizei muss anscheinend nehmen was sie kriegt. Seit dem Bahnhof hat der nur grosse Scheisse gelabert Kommissarin und sein Schoßhündchen hat ihm schön hinterher gehechelt.“ Er reichte weitere Sachen an.

„Bist du soweit, dann komm bitte vor?“

"Den Kittel soll ich anziehen?" Jetzt wo er niemanden ansehen musste konnte er erzählen und Witze reissen, aber das änderte sich schlagartig, als er ihnen Auge in Auge gegenüberstand.

"Ja erstmal!" Sie wussten alle er redete um die Angst zu verdrängen.

"Ganz schön luftig." Von da an schwieg er, folgte stumm Dr. Kessinka´s Anweisungen.

Polizei muss anscheinend nehmen was sie kriegt. Seit dem Bahnhof hat der nur grosse Scheisse gelabert Kommissarin und sein Schoßhündchen hat ihm schön hinterher gehechelt.“ Er reichte weitere Sachen an.

„Bist du soweit, dann komm bitte vor?“

"Den Kittel soll ich anziehen?" Jetzt wo er niemanden ansehen musste konnte er erzählen und Witze reissen, aber das änderte sich schlagartig, als er ihnen Auge in Auge gegenüberstand.

"Ja erstmal!" Sie wussten alle er redete um die Angst zu verdrängen.

"Ganz schön luftig."Von da an schwieg er, folgte stumm Dr. Kessinka´s Anweisungen.

16. Kapitel: Graue Wolken

20. Oktober, 23.40 Uhr

Im Krankenhaus Christopherus West, Spandoverhaven

***

Eine dreiviertel Stunde später verließen Dr. Kessinka und Schwester Magaret den Untersuchungsraum. Erik blieb still zurück und Nicolas nutzte seine Chance sich zu ihm durch zu Kämpfen. Der Desinfektionsgeruch ließ ihn zurück schrecken, es weckte alte Erinnerungen, die keine Guten waren. Die Tür hatte Erik nie aus den Augen gelassen, bevor Nicolas orientierungsloser Blick ihn traf.

„Du siehst echt Scheisse aus Kleiner!“ Nicolas wich erschrocken zurück.

"Mehr hast du nicht zu sagen?" Seine Stimme klang anders, rauher.

"Izzy, ich hab mich um sie und deine Eltern gekümmert, wir haben nie dran geglaubt du weist schon ... Karo hat dich auch nie aufgegeben ... "

„Ich bin so froh das es vorbei ist ... die ganze Zeit hab ich an euch denken müssen! ... Nic egal was ist ... wir lassen Karo da raus okay ?”

"Wovon redest du ?"

"Versprich es einfach!"

"Erik ...?"

"Wenn du das nicht kannst, halt dich raus!"

„Weglaufen passt nicht zu dir Alter!“

Jonas hatte mittlerweile zusammen mit Karo den Weg ins Krankenhaus gefunden, die Zeit der Ungewissheit hatte sie zusammengeschweißt.

Zusammen warteten auf das Ergebnis, aber Karoline war die Erste die Erik umarmte, er legte seine Arme auf ihre Schulter, stützte sich ab und küsste sie lange. Sie lies sich nicht abschrecken auch von seinem Anblick, Erik umarmte sie alle Nicolas, Suza und auch Jonas, der erst zurück wich, doch dann ließ er es auch zu.

„Warum haust du ab? Bloß wegen einem blöden Streit!“

„Ich hab mich einfach nicht mehr nach Hause getraut!“ Erik blickte nervös zu Jonas.

„Da stimmt doch was nicht!“ Nicolas war misstrauisch, auch das Karoline seine Ausrede so hin nahm.

„Nikky wir reden später okay, ... also hör auf dumme Fragen zu stellen!“

"Erik?"

„Später reden wir okay, nun ist gut!“ Erik spielte alles runter, das er sich nach einem Unfall an nichts erinnern konnte und herum geirrt war, das schien seine Wahrheit zu werden. Und jene die nicht viel nachfragten nahmen ihm diese Wahrheit ab. Karoline hielt Erik´s Hand fest, sie wollte ihn nicht mehr los lassen. Viel wurde geredet um und über das was hier vor sich ging. Niemand beschäftige sich wirklich mit Erik, ausser Karoline die ihn voll und ganz in Beschlag nahm.

Nicolas blieb in Hörweite, er beobachte Erik´s Eltern, welche die Kommissarin zur Seite nahm, zusammen mit Dr. Kessinka und er hoffte darauf mehr zu erfahren. Die bevor stehenden kriminalistischen Untersuchungen waren das was folgen würde und das was Erik wahrscheinlich widerfahren sei und er sich noch nicht eingestehen wollte, sollte unter ihnen bleiben, auch aus ermittlungsrelevanten Gründen. Jonas schmeckte nur den bitteren Beigeschmack der Geschichte und er sah nur einen Verlierer. Sein Blik bemerkte Nicolas und er war froh das er dabei war.

„Und wie stellt es sich dar?“ Suza stand da mit verschränkten Armen und wirkte angespannt.

„Schwerste Misshandlungen, jeglicher Art ...“ , führte Dr. Kessinka aus.

„Was sagt Erik dazu?“ Jonas spürte es, wie auch Nicolas, das etwas anfing falsch zu laufen.

„Er glaubt an seine Wahrheit, er verdrängt es auf seine Art und will nicht drüber nachdenken, auch nicht die Konsequenzen! Es ist nie passiert, er spricht es aus, ist sich dem bewusst, aber es ist nie passiert. Er hat uns gebeten nicht darüber zu reden, nicht zu seinen Freunden oder der nahestehenden Familie. Ich habe ihm versprochen das so lange es möglich ist die Sache unter Verschluß zu halten.“

„Hhm dazu müssten wir das Untersuchungsprotokoll kennen!“ Suza nahm die Zweitkopie der Akte an sich.

„Ich finde nicht das wir das lesen sollten, es ist nicht deine Aufgabe!“ Jonas fand es waren Sachen die sie nichts angingen.

„Wenn wir sein Spielchen mitmachen sollen, gibt’s keine Geheimnisse!“

"Ihr werdet sehen vieles was er verdrängt, wird sich wiedersprechen, ihr müsst entscheiden ob ihr es erstmal hinnehmt. Ich denke im Augenblick ist es am Besten, ihn so wie immer zu behandeln."

„Hört ihr was ihr sagt!"

"Nur die Zeit bis er es begreift!"

"Wie lange soll das sein?"

"Bis er es verkraften kann!"

"Macht was ihr wollt, aber zieht jemanden zur Rechenschaft! Wir haben alles uns mögliche getan, das ist nicht ... was wir lesen sollten!" Er war der Meinung es ging über Suza´s Befugnisse.

„Jonas? Bleib bitte!“

„Ich kann mir denken was da drin steht, so wie er aussieht! Und das ihr alle da mit macht … das braucht der Junge nicht... man darf nichts verschweigen … und das ihr überhaupt darauf eingeht … er braucht ein paar Tage Ruhe und dann muss er sich dem hier stellen … ohne Schmierentheater.“

„Jonas alles okay mit dir?“ Kommissarin Kiley sah die Angst in seinen Augen.

„Klar müssen wir Rücksicht nehmen, aber er soll uns gefälligst nicht auf der Nase rum tanzen … das wird er machen … du wirst es sehen!“

„Lies das?“ Suza hielt ihm die Akte vor.

„Ich brauch nichts lesen, ich sehe es in seinen Augen! Wir dürfen nichts beschönigen! … er braucht richtige Hilfe.“ Jonas stand fest zu seiner Meinung und er hatte seine Gründe so zu handeln. Er sah das Erik lebendig war und relativ fit schien. Damit war es für ihn erledigt, er trug seine Meinungsverschiedenheiten nicht in der Öffentlichkeit aus. Das was er zu Sagen hatte, ging nur Suza etwas an.

Nicolas bemerkte die Streitigkeiten, wußte drum wie entzweit sie waren und er wollte nicht das die Familie daran zerbrach. Während Jonas, Karoline und die Kommissarin Erik auf sein Krankenzimmer begleiteten, studierte Suza weiter einsam das Protokoll.

„Hey?“

„Was hey?“ Suza hatte glasige Augen, holte tief Luft und verschränkte wieder die Arme. Eine Abwehrhaltung.

"Hast du es mit angehört?" Nicolas nickte ihr zu.

„Ich weis nicht was ich davon halten soll, er kommt wieder und tischt uns so eine hanebüchene Geschichte auf? Jonas hat recht ...“

„Nicky nicht du auch noch!“

„All die Monate und er kommt mit so etwas, ich kann es nicht glauben! Nicht mal zu uns ist er ehrlich! Und er will das ich Lüge ...“

„Glaub es und mach es ihm nicht so schwer, nur nächsten Wochen!“

„Wie soll ich das ignorieren, das letzte halbe Jahr kann ich nicht vergessen … ich hab euch immer bewundert für euren Zusammenhalt und letztendlich finde ich dich sehr egoistisch!“

„Mich?“ Sie lachte auf, mit Tränen im Gesicht. „Gibst du mir die Schuld an dem Ganzen?!“

„Du hast dich die ganzen letzten Tage nach seinem Verschwinden nicht blicken lassen, warst nicht erreichbar... Hast keinen Gedanken verschwendet. Du bist weggefahren und Jonas war mit der ganzen Sache überfordert und du gehst nicht einmal ans verdammte Telefon. Im Sommer bist du lieber auf der Arbeit geblieben als irgendwas zu tun, nicht mal um Izzy hast du dich gekümmert... du hast Erik aufgegeben ... als wir alles getan haben!“

„Wag es nie wieder so mit mir zu reden!“ Suza machte diese Aussage wütent.

„Du hast dich raus gehalten, Jonas hat uns unterstützt als wir die Plakate geschrieben haben, er ist mit uns unterwegs gewesen und hat Nachtwache gehalten. Und du schiebst die Arbeit vor! wieder und wieder … Seit Erik sich bei dir gemeldet hat plagt dich nur dein schlechtes Gewissen, aber getan hast du doch bis heute nichts!“

„Nicky hör auf damit … Bist du fertig? … Ist es raus?“ Seine Wut alles was er die Monate unterdrückt hatte, den Mund zu halten sie nicht zu verletzen.

„Ich kann nur nicht verstehen, wie schlecht du Jonas behandelst, als wäre er dir genauso egal! Jetzt wo Erik zurück ist will ich nicht das es ihm genauso ergeht, nur weil es für dich einfacher wird. Es wird schwer ... und ich bin nur sein Freund... es gibt Grenzen ... klar ich pass gerne auf Izzy auf ... aber ich kann nicht deine Aufgaben übernehmen ... Deshalb halte ich dich für sehr egoistisch!“

„Nun sag ich dir was ich für meinen Sohn mache, wenn er mir sagt Mama das und das ist mir passiert dann werde ich ihm glauben ob es die Wahrheit ist oder nicht. Das tue ich für ihn und ihr werdet ihm auch glauben hast du mich verstanden... und du wirst keine Fragen stellen für die er nicht bereit ist.“

„Was steht da drin?“ Er zeigte auf die Aktenkopie in ihrer Hand.

„Sein medizinischer Befund!“ Sie zögerte und reichte ihm die Akte, vieles darin verstand er nicht, medizinische Bezeichnungen, doch manchen blieb haften.

*Eine Schwere Gehirnerschütterung

*kleinere Schnitt und Stichwunden am Hinterkopf, Platzwunde, Hemmatome an rechter Kopfseite

*angebrochener Schneidezahn

*Würgemale, Quetschungen, Hautverfärbungen, tiefe Schürf und Kratzwunden an Hals , Oberkörper, Bauch, Beinen und Rücken

*vier kreisrunde Verbrennungen am Oberschenkel

*zwei angebrochene Rippen

*Anzeichen von Mangelerscheinungen, Magenprobleme, Blut in Urin und Stuhlprobe (Fotos wurden gemacht )

„Er lässt es sich nicht anmerken, dieser verdammte kleine ...! “ Er blickte mit glasigen Augen aus den Papieren auf und gab sie zurück. Nicolas wischte sich mit seinem handrücken übers Gesicht und atmete tief durch. "Klar er sieht schlimm aus, aber ... "

„Kommissarin Kiley ist wieder am Fall dran, diesmal offiziell, sie darf unter gewissen Einschränkungen ermitteln, muss aber ihren Kollegen den Vorrang lassen, wenn sie unobjektiv an die Sache ran gehen würde, so wird sie ganz der Profi bleiben. Da sie nur sein Bestes will ... Erik ist sich bewußt über was ihm wieder fahren ist, das hat Dr. Kessinka gesagt, aber euch oder uns gegenüber würde er es nie zu geben! Und wir werden ihn nicht darauf ansprechen, vorerst ...“ Suzanna vertraute Nicolas und das er ihr die Wahrheit ins Gesicht sagte trotz der Verfahrenen Situation, zeigte wie nah sie sich waren.

"Wenn er es von sich aus tut, ist es okay, dann ist da ein Anfang."

„Ich hab es falsch eingeschätzt...“

„Wir haben nicht einen Anhaltspunkt!“

„Die Kommissarin? ... Sie macht also ihren Job ? Ist sie gut in dem was sie macht?“

„Wenn sie was erfährt hält sie uns auf dem Laufenden! Er will kein Opfer sein, er ist weg gelaufen und hat eine schwere Zeit hinter sich! Ist das nicht genug Nicky? Mehr müssen andere nicht wissen.“

"Karo hat keinen Schimmer, wenn du ihr sagst am Himmel fliegen rosa Schweinchen, dann sieht sie rosa Schweinchen."

"Ich halte nichts davon er muss ihr selbst die Wahrheit sagen. Ob du es wahrhaben willst oder nicht diese Beziehung ist sowieso am Ende!"

„Sie sind immernoch Freunde, das bleiben sie ... Jonas hält sich raus schätze ich!“

„Für die Ermittlungen ist es im Moment so das Beste! Auch wenn wir schweigen bis das Gröbste durchgestanden ist.“

„Ich kann das nicht! Er ist ein Opfer weist du wie das nach außen aussieht, er ist kein rebellische Göre und so wird es aussehen, willst du das.“

„Sieh dir den Jungen an! Ich bin froh das er am Leben ist … egoistisch mag ich sein … aber manchmal will man der Angst nicht ins Gesicht sehen und damit hat er ausnahmsweise Recht Nikky. Ich werde ihm glauben, wie soll ich ihm sonst in die Augen sehen.“

"Oh man, er lebt."

"Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht Nicky. Es kann böse enden, also glauben wir ihm ...?"

17. Kapitel: Schockstarre

21. Oktober, am frühen Morgen

Im Krankenhaus Christopherus West, Spandoverhaven

***

Im Überschwang der Freude das er bald wieder zu Hause war, aber hatte er ein sehr wichtiges Versprechen ganz verdrängt. Das Gewusel um Erik herum war ihm zuviel. Er wurde ernst, still und wollte sich so schnell wie möglich alles von der Seele reden. Wo war die Kommissarin? Eben war sie doch da gewesen und hatte ihn mit irgendwas zugelabert und er hatte nicht zu gehört. Die Realität kehrte wie ein Faustschlag ins Gesicht zurück. Mit einem Mal auch so aufgedreht, keiner schien ihn zu verstehen. Karoline hielt seine Hand fest, achtete aber mehr auf das was Dr. Kessinka und Suza beredeten, obwohl sie so gut wie kein Wort von verstand. Die Kommissarin kam mit einem Kaffee in der Hand zurück in den Aufenthaltsraum.

„Ich muss reden unter vier Augen!” Er löste sich von Karoline, sie klammerte sich ängstlich an seine Hand bis er sie an lächelte. Es hieß ´Hab keine Angst!`. So ließ sie ihn ziehen. Er war sichtlich fahrig und nervös.

"Können wir reden wo es ruhiger ist sofort! Allein!"

„Hat es mit dem Fall zu tun? Dann muss ich Kommissar Labbock hinzu ziehen, das weisst du?” Die Augen der Kommissarin folgten Erik.

„Es ist wichtig. Ich kann nicht glauben das ich es vergessen hab, wo ich mir noch vorgenommen hatte gleich alles zu sagen!"

"Ganz ruhig!" Sie bemerkte das sich etwas zu vorher verändert hatte.

"Es ist über mich gekommen und plötzlich weiß ich wieder, warum ich hier bin undnicht unter der Erde.” Er schluckte, bekam ein leichtes Pochen in den Schläfen. Er hinkte auf und ab, schwankend, atmete hektischer. Sie glaubte, das er sich das, was er sagte, nicht ausgedacht haben konnte, lies es sich aber ihre Sorge nicht anmerken. So abwegig das ganze war, so versprach sie ihm der Sache nach zu gehen... aber aus welchem Grund sollte er so plötzlich etwas Neues erfinden? Es wich von der ursprünglichen Aussage ab. Warum sollte Erik Lügen, fragte sie sich und könnte diese grausame Geschichte wirklich passiert sein oder dachte er es sich im Überschwang der Ereignisse nur aus? Sie mußte mit Labbock reden, sich eine zweite Meinung einholen und vorallem die Finger von diesem Fall lassen. Momentan war sie nicht in der Lage sich ein Bild der Wirklichkeit zu machen. Erik blickte auf den Fernseher. In dem Bericht der gezeigt wurde ging er um ein sieben jähriges Mädchen, das vor wenigen Wochen auf dem Heimweg verschwunden war. Das hämmern im Kopf wurde unerträglich.

„Hey, Kommissarin das ist sie! ... Marie?” Mit einem Mal wurde das hämmern zu einem stechenden Schmerz hinter seinem linken Auge, die Hände umklammerten seinen Kopf. Kurz darauf brach er zusammen. Erik´s Zustand war kritisch.

Eriks Geschichte klang so unglaublich,´selbst Labbock glaubte zu Anfangs das es erfunden war und er es mit aktuellen Geschehnissen vermischte. Nur es gab keinen Grund. Die Kommissarin beschloss, trotz der von Labbock unterstellte Unglaubwürdigkeit, der Sache nachzugehen. Sie forschte auf eigener Faust nach, wenn Erik wirklich etwas mit der Entführung des Kindes in den Nachrichten zu tun hatte, besaß er bestimmtes Täterwissen. Am nächsten Morgen sprach sie gemeinsam mit dem Kripobeamten, der den Fall „Marie” betreute am Telefon. Zu ihrer Überraschung stimmte bis auf Kleinigkeiten die Aussagen der Zeugen überein. Also besaß die Geschichte von Erik einen Wahrheitsgehalt von über 95 Prozent. Der Beamte schlug vor sich mit den Eltern von Marie in Kontakt zu setzen. Dieses tat die Kommissarin auch, aber sie hatte eingesehen einen großen Fehler begangen zu haben. Eriks Aussagen waren verwirrend, aber vielleicht sollten sie das auch sein. Sie hatte Labbock ins Vertrauen gezogen und ihm gegenüber gestanden, das sie sich befangen fühlte, als sie den medizinischen Befund aus dem Krankenhaus erhalten hatten. So wurde es ihr untersagt sich in jeglicher Hinsicht weiter mit dem Fall zu beschäftigen. Sie gab nicht auf, auch wenn es auf den ersten Blick so aussah.

Zwei Tage später bekam sie eine wichtige Information, weitere Beweise. Ein Spaziergänger war mit seinem Hund im Wald unterwegs gewesen, ausgerutscht und vor einem Bretterverschlag gelandet, der Hund schnüffelte und zog einen verwesten Arm raus. Die Polizei fand weitere grausig zugerichtete Leichenteile, in den von Erik beschriebenen Schacht, stimmte in jedes Detail überein, wie auch der verlassenen Güterbahnhof welcher ganz in der Nähe war. Das war die grobe Geschichte, die Kommissarin Kiley kannte und solange Erik nicht bei Bewusstsein war würde es auch keine weiteren Aussagen geben. Noch am selben Abend des Entdeckung wurde der Schacht mit Hilfe eines Baukrahnes geöffnet. Der Regen der letzten Wochen hatte im Schacht den Wasserpegel aus irgendwelchen Gründen steigen lassen, ohne das es ablaufen hatte können. Als der Schachtdeckel geöffnet wurde trieben verwässerte und verweste Leichenteile an die Oberfläche, andere versanken im Sog in der Tiefe des Schachtes. Der bestialische Gestank sammelten sich im gesamten Waldgebiet. Kurz darauf begannen die ersten Medien zu berichten.

18. Kapitel: Ruhelos

29. Oktober, morgens

Im Krankenhaus Christopherus West, Spandoverhaven

***

Einige Tage verbrachte Erik Bewusstlos im Krankenhaus, als er erwachte drehte er nur dank der Schmerzmittel nicht durch. Seine Gedanke waren klar getrieben von Panik und es ging darum sich auszusprechen, wem konnte er vertrauen, der Polizei nicht, seiner Familie nicht, denn niemand war sicher vor dem was dann sein würde. Er verdrängte seine Gedanken und ihm war schlecht, er war schon mehrfach an diesem Punkt, was er tun musste, es einfach nur vergessen. Benommen befreite er sich vom Tropf. Länger wollte er nicht hier bleiben. Schritt für Schritt wurde er auf den Beinen sicherer. Seine frisch gewaschenen Sachen lagen auf den Stuhl und er begann sich an zu ziehen. Ein anderer Patient der mit im Zimmer lag, hatte Erik´s kleinen Rundgang gemeldet, doch da hatte Erik schon das Zimmer verlassen.

Der Beamte Bennedikt war abgestellt worden um Kommissar Labbock jeder Zeit Bericht zu erstatten. Er hatte sich gerade einen Kaffee geholt als Erik in der Cafeteria ordentlich in der Reihe anstellte. Die Bedienung kannte ihn und er ließ wie immer sein Essen auf Suza's Konto anschreiben. Er setzte er sich in die Ecke und begann mit seinem Mahl.

Suza setzte sich mit Bennedikt zu Erik an den langen Tisch.

„Wer ist dein neuer Freund!” Er dachte nach, er kannte das Gesicht, aber das Gesicht könnte er nicht einordnen.

„Bist du okay, dein Zimmer war leer und wir haben dich gesucht.” Sie merkte das ihn etwas quälte.

„Ja, mir geht's gut Mama. Nur leichte Kopfschmerzen und dann war dieser Bärenhunger, ....langsam beginne ich dieses Krankenhaus zu hassen. ” Erik lachte auf, es gab Hühnerfrikassee , erst stocherte er nachdenklich, dann langte kräftig zu. „Oft wirklich gut!”

Das hier ist Herr Benedikt, er arbeitet für die Polizei! Er betreut dich, deinen Fall seit du verschwunden warst. ” Suza stellte ihn vor. "Du hast lange geschlafen, mehrere Tage."

„Polizei? Er ist Polizist?” Erik dachte nach.

"Ja ich bin Polizeibeamter."

„Da war irgend was, hm ich komm nicht drauf!” Munter aß er weiter, als er abrupt aufhörte. Seine Hände begannen sichtlich zu zittern, sein Gabel glitt über seine Finger und fiel zurück auf den halbvollen Teller. Er blickte von Suza zu Benedikt zurück, es schien fast so als wäre er bereit zu flüchten, so wie er sich am Tisch fest krallte.

„Nein. Das ist nich passiert!” Suza wollte ihn beruhigen aber es wurde schlimmer. „Faß mich nicht an!” , zischte er und zog seinen Arm ganz dicht an seinen Körper, langsam kehrten die Schmerzen zurück.

„Herr Benedikt soll dich nach her zum Polizeirevier begleiten, zu einer wichtigen Aussage. Es geht um dieses verschwundene kleine Mädchen!”

„Und was ist wenn ich keine Lust habe mit zu gehen? Ich möchte mit der Kommissarin reden! Wo ist sie? Sie weis doch Bescheid, ich muss zu ihr Mama.” Erik stand auf, und wollte sie suchen.

„Auf dem Revier! Sie ist dort ... Und es ist besser wenn du freiwillig mit kommst ohne irgend welchen Ärger zu machen. Wir gehen am besten sofort... Sie wird da sein und ihr könnt reden.” Ruhig mochte Benedikt Erik lieber, so kam er ihm eigenartig vor, er wirkte schuldig.

„Ich kann mit der Kommissarin sprechen? Ihr Wort?!” Suza griff nach ihm, hielt ihn still.

„Das werden wir hinkriegen. Sie wird da sein. Ich pass nur auf dich auf.”

„Mama kommst du mit?”

„Ich ruf Papa an, okay? Dann komme so schnell ich kann nach!”

„Mir wäre lieber wenn du gleich mitkommst."

"Erik? Das geht nicht!" Suza wirkte freundlich abweisend, irgendwas war geschehen. Sie lächelte ihn an.

"Lass mich nicht mit ihnen allein!”

"Dir kann nichts mehr passieren! ...Wo ist dieser starke unabhängige Junge? Du packst das!"

"Mama?" Erik verstummte blickte zu Bodengab nach und er schien ganz plötzlich besonnen und vernünftig, es ging ihm alles andere als gut, es rummorte.

„Hast du irgendwas?”

„Kopfschmerzen und Muskelkater! ... Ich will da nicht alleine sein... und du machst deinen Scheißjob... Mama bitte ...” Seine Wut richtete sich auf sie.

"Es wäre kein Problem ich könnte sie sicher mitnehmen!" Bennedikt wollte eine Eskalation verhindern.

"Ich komme nach ..." Sie bemerkte, das er sie nicht an sah auch als sie versuchte ihm in die Augen zu schauen. Diese Seite an ihr hasste er, als ob etwas an ihm war was sie nicht sehen mochte.

"Mama ich will ... nicht alleine sein."

"Erik, ich komme nach ... Ich kann hier nicht einfach verschwinden, wir sind unterbesetzt. Ich muss auf meine Vertretung warten."

"Okay! Dann nicht... Lass es dir schmecken."

Während der Fahrt zum Revier erfuhr Erik, das Labbock seit Tagen mit ihm sprechen wollte und nun da er einigermaßen stabill war, sprach nichts dagegen, denn in der Zwischenzeit war viel passiert.

Sein Vater verspätet sich wohl, Suza versuchte ihm hinterher zu telefonieren und erreichte ihn schließlich. Jona kam so schnell es ihm möglich war, aber wie sollte es anders sein, in Eriks Augen wieder zu spät. Seine Mutter hatten ihm den „Feind” ausgeliefert und im Stich gelassen und Kommissarin Kiley war ebenso wenig erreichbar, obwohl Benedikt es versprochen hatte.

Auch wenn Bennedikt bei ihm blieb, sollte Erik einschüchtern, war es keine vertraute Umgebung. Obwohl sein Gefühl ihm sagte das es nicht gut war das Labbock den Fall betreute ließ er sich auf das Spiel ein. Diesmal schienen sie ihm zu glauben, aber er war auch in seinen Aussagen sehr durcheinander. Vielleicht hatte man ihm deshalb einen weiteren Psychologen zur Seite gestellt, der ihn aushorchen sollte. Kein Wort bekam er aus Erik raus, weder was geschehen noch wie Erik nach Hause gelangt war oder sich in diesem Moment fühlte. Nichts sah man ihm an, er war kalt wie Eis und er war abwesend. Im Vordergrund stand die Sache mit Marie sie galt noch immer als vermisst und konfrontierten Erik mit den Konsequenzen wenn er weiterhin die Aussage verweigerte... Lebte Marie noch?

19. Kapitel: Mariechen

29. Oktober

Irgendwo im Hinterland

***

Kathleen Kiley hatte sich durchgesetzt, zwar hatte es mehrere Tage gedauert, aber dann durfte sie die Ermittlungen im laufenden Fall unter Auflagen wieder aufnehmen, solange es sich um den Fall Marie handelte. Ihre erste Spur führte sie zu den Eltern des vermissten Mädchen was Erik angeblich gekannt haben wollte. Drei Stunden Autobahn und anderthalb Stunden Landstraße lagen hinter ihr und sie hatte Tschanzberg erreicht. Die Kollegen von der Dienststelle verwiesen sie an den Bereitschaftspolizisten Tim Streicher. Wie sich heraus stellte war dieser Vater von dem vermissten Mädchen.

„Was sind das für wichtige Hinweise die sie da haben wollen?” Tim Streicher war skeptisch und neugierig zugleich, schließlich hatte, die ihm unbekannte Frau, einen weiten Weg auf sich genommen.

„Wir haben einen ähnlichen Entführungsfall wie den ihrer Tochter gehabt und wir vermuten nach einer Aussage den selben Täter dahinter!”

„Sie vermuten? Ich will Beweise! Viele glauben Marie ist tot und das man sie die nächsten Tage irgendwo oder Wochen finden wird. Am Wasser oder an irgendeinem verlassenen Waldstück. Das grausam aber es wird so sein!” Er hatte aufgegeben an ein Wunder zu glauben.

„Wenn sie noch lebt!”

„Alles spricht dagegen... aber wenn, dann ... machen sie es uns nicht noch schwerer. Ich weis nur all zu gut wie so etwas endet ...länger wie drei Tage und es wird immer unwahrscheilicher. Meine Frau setzt es zu, sie läßt unsere zweite Tochter keinen Moment mehr alleine irgendwo hin und ich kann nichts machen!”

„Was ist mit ihnen?”

„Ich muss meine Gefühle für den Zeitpunkt aufsparen, wenn ich Marie wieder auf dem Arm halte... Das Schlimmste für mich ist, ich bin Polizist und kann in der Sache nichts ausrichten!”

Die Kommissarin erzählte die Geschichte sofern sie die Details kannte.

„Wir haben wahrscheinlich Hinweise auf Maries möglichen Aufenthaltsort!”

„Vor ein paar Tagen gab´s das schon mal... Es ist eine schwere Zeit für uns, dann ist da diese Ungewissheit, was nun ist, lebt sie oder tut sie es nicht... wenn sie mit sowas ankommen ... wissen sie mehr sagen sie es!”

„Ich weis zu gut was sie durchmachen müssen.” Kathleen Kiley wollte alles über Maries letzte Stunden erfahren.

„Marie hatte Schulschluß. Die letzte Woche ... sie durfte seit kurzem alleine nach Hause gehen und ich fing sie jedes Mal an der Kreuzung ab. Ausgerechnet an dem Tag kam ich zu spät. Im Supermarkt hatte ich das Eis vergessen was ich ihr versprochen hatte und ich musste lange warten. Ich oder meine Frau holten sie jeden Tag an der Ampel ab, alleine durfte sie nicht über die große Straße, ... ihre Freundin Celine ging an diesem Tag mit ihr. Sie wohnt nur ein paar Meter von uns auf der gegenüberliegenden Seite. Celine sagte sie wollte mir entgegen laufen weil sie keine Lust hatte zu warten... an dem Tag hatte ich ihr einen Nachmittag auf dem Pferdehof versprochen... Sie kam nicht zu Hause an... Keiner hat etwas gesehen und nichts war auffällig.” Er fasste sich, das man ihn in den Innendienst versetzt hatte, es war alles andere als förderlich.

„Laut einer Aussage in unserem Fall, geht es ihr wirklichgut und sie lebt!”

„Laut welcher Aussage?”

„Es ist ein paar Tage her, aber wir sind dicht dran!”

„Was ist aus ihrem Fall geworden? Ich möchte mit diesem Jungen sprechen, so schnell wie möglich!” Tim Streicher war auf einer heißen Spur, aber erst mußte alles abgeklärt und Personal zugewiesen werden und das hieß wiederum noch eine Nacht zu warten. Er lud die Kommissarin zum Abendessen ein und bei ihm zu übernachten. Sie nahm an und lernte seine Frau Monika und seine ca. fünfjährige Tochter Bianca kennen.

„Sie haben auch Kinder?” Monika goss ihr Kaffee in die kleine, edelverzierte Porzellantasse, die für Gäste reserviert schien.

„Ja, einen Jungen und ein Mädchen!” Das Haus in dem die Familie lebte war nicht groß, aber sie hatten ein großes Hofgrundstück, welches hauptsächlich auf die Kinder ausgerichtet war.

„Das was ich so von ihnen kennen gelernt habe, läßt mich vermuten, das sie persönliches Intresse haben.” Tim schien gut zu beobachten.

„Ich habe ihnen etwas verschwiegen ...Das andere Opfer... Ist der Freund meiner Tochter!”

"Man lässt sie ermitteln ..."

"Inoffiziell! Sobald es um relavante Vorkommnisse geht, übernimmt mein Vorgesetzter."

"So etwas gibt es?"

"Wir sind also unwichtig? Wollen sie das Sagen!"

"Ich kenne sie nicht und ich mache meinen Job, die Suche nach gemeinsamkeiten ist wichtig!"

"Sie sagten er sei der Freund ihrer Tochter, darf ich fragen wie alt er ist?"

"Vierzehn!"

"Marie ist sieben, was sollten sie für Gemeinsamkeiten haben!"

"Erik hat uns zu ihrem Fall geführt, seit Mai war er verschwunden und dann gibt er nir diese Kette!"

„Das hier kennen sie das?” Sie zog die Armkette mit dem kleinen Engel aus einer kleinen Pappschachtel.

„Wo haben sie das her? ...Ja es gehört ihr?... Was für ein Spiel ziehen sie hier ab? Ist sie am Leben?”

"Laut seiner Aussage geht es ihr den Umständen entsprechend gut, mehr konnte er nicht sagen. Er liegt im künstlichen Koma seit er zusammengebrochen ist."

"Überlebt er es?"

"Ich bin kein Arzt! ... aber er ist zäh, das hat er mehrfach bewiesen."

„Umso besser können sie ja verstehen was wir durch machen. Ich würde gern mehr erfahren.” Monika mußte sich ablenken Kathleen verstand es nur allzu gut. So lernten die Streichers Erik kennen, ohne ihn je gesehen, oder gesprochen zu haben.

20. Kapitel: Brandner

2. November, am Abend

Spandoverhaven

***

Mit Labbock versuchte Erik so wenig wie möglich Worte zu tauschen. Aber noch weniger als mit ihm redete er mit Suza und Jona. Das er wütend auf sie war, war unverkennbar, aber auch erleichtert das sie bei ihm waren, eine Entschuldigung gab es nicht. Zwar waren sie jetzt da aber sie hatten ihn im Stich gelassen und auf den Anwalt wollte er auch pfeifen, wozu brauchte er einen Anwalt. Er durfte nach Hause, bis sich weiteres ergab. Noch war Erik nicht ganz bei Kräften, aber es ließ sich nicht ganz vermeiden, alle paar Stunden musste er unter Aufsicht, die verschriebenen Medikamente einnehmen, es machte ihn ruhiger und seine Schmerzen erträglicher. Nicolas war der Einzige bei dem er sich „normal” verhielt, ohne irgend welche Appartheiten.

Der erste Tag zu Hause und es kam ihm vor, als hätte sich wirklich nichts geändert. Sollte es so weiter gehen? Das es aber an ihm lag wollte er sich nicht eingestehen. Karoline wollte bei Erik schlafen, das Bedürfnis sie zu sehen hatte er nicht, auch weil er sich schämte.

Nicolas war es, der redete wie er sich gefühlt hatte als sein älterer Bruder Florian vor sieben Jahren umkam. Es war nicht das selbe, dennoch die Gefühle waren die gleichen. Er war bei einem Wohnungsbrand umgekommen. Nicolas Vater gab seiner Frau die Schuld, die Aufsicht vernachlässigt zu haben. Ein Jahr später kam die Trennung („Es kann doch nicht sein das wir länger leben als unser Sohn, das geht auch nicht!”). Sein Vater zog weg und starb darauf an einer schweren Krankheit ohne seine Kinder je wieder gesehen zu haben.

Erik duldete nur Nicolas, allen anderen konnte er nicht gegenübertreten.

„Ich erkenne dich nicht wieder!”

„Und ?”

„Wenn du es erzählst, geht es dir besser glaub mir! Ich hab lange gebraucht um mit Flories Tod fertig zu werden, viel hatten wir ja nicht gemeinsam, aber ich werde ihn auch nicht vergessen.” „Was sollte ich erzählen, da ist nichts.” Erik spielte mit seiner Mütze.

„Da ist was ganz bestimmt was, mir kannst du nichts vor machen.”

„Seit ich das letzte Mal was gegessen hab, habe ich weder hunger, noch die Lust irgendwas anderes zu Trinken. Die ganze Zeit ist mir schlecht, ich krieg so und so nichts runter, ... dabei müßte ich mich gut fühlen! Ich kanns dir nicht sagen... es wäre falsch.”

„Willst du mit in den Club kommen? Ein bisschen ablenken komm schon."

„Nein? Ich bleib lieber hier. Da muss ich keinen sehen.” Erik musste erreichbar sein, für den Notfall. Nicolas rief bei Karoline im Club an, es wurde nichts mit der Überraschungsfeier, selbst ihn hatte Erik jetzt vor die Tür gesetzt. So leicht gab er nicht auf und Nicolas schleppte kurz darauf Benji ,Steffie und Karoline mit. Jonas lies sie ins Haus. Es dauerte etwas aber dann kam Erik, mit Strickmütze und übergroßem Pullover ins Wohnzimmer.

Unsicher blickten Benji und Steffi sich an, auch wenn sie vorbereitet waren, ihn so zu sehen schockte. Steffi lies sich nicht abbringen Erik lange zu umarmen, während Benji ihn still mit Handshake begrüßte, ohne lästige Fragen und Erik brauchte seine Freunde und er brauchte es unbeschwert zu lachen.

Dann, es war in den Abendstunden meldete sich eine Frau sie schien Todesängste auszustehen, sie hatte zu erst ihre beiden Kinder in Sicherheit gebracht bevor sie sich einen Abend später meldete und ihre Aussage machte. Nach einem anfänglichen Verdacht war ein weiteres Indiz der Ring. Beim Fernsehen hatte sie den Ring, ein selbstgefertigtes Einzelstück erkannt und ihr Sohn hatte seinen Vater auf dem Phantombild erkannt. Da sich ihr Mann jeden Abend in den letzten, auch wenn es spät war, bei seiner Familie gemeldet hatte, kreiste man den Bezirk und vor allem das Waldgebiet ein.

Der Name des gesuchten war Sascha Brandner..., 38 Jahre.

21. Kapitel: Der letzte Tatort

4. November

Alter Güterwagenbahnhof, gesperrtes Gelände

***

Der nächste Tag, barg viele Ereignisse. Seit wenigen Stunden bestand ein Verdacht in dessen Verlauf Erik zusammen mit Labbock den Tatort als Zeuge identifizieren sollte.

Jonas fuhr mit, die Fahrt wurde lang. Man riet Erik zu einem Nickerchen, aber er traute sich nicht zu Schlafen, wo sie dem Teufel so Nahe waren. Sie besuchten den Tatort. Erik durfte anfangs den Wagen nicht verlassen. Als Labbock und Jonas nicht mehr zu sehen waren, stieg er aus. Er rauchte eine Zigarette, niemand beachtete ihn bis er von einem anderen Polizisten hinter die Absperrung geführt wurde, als gehörte er zu einen der einer der Schaulustigen. Erik wehrte sich nicht, folgte einem innerlichen merkwürdigen Gefühl. Ihn beschlich eine Ahnung als er in der Menge stand, seine Blicke fielen auf den alten entfernten Güterbahnhof.

Labbock kam zurück und sah wie Erik in der neugierigen Menschenmasse verschwand. Er lief ihm sofort hinter her, rief ihm nach, Erik hörte ihn nicht. Im Wald glaubte er seine Spur verloren zu haben, und wollte umkehren, ein Gefühl brachte ihn in Richtung des Güterbahnhofs, der nur sporadisch abgeriegelt war. Sie schienen hier mit den Untersuchungen vorläufig zu Ende zu sein. Erik beobachtete alles aus sicherer Entfernung, die Stimmen in seinem Kopf ließen ihn nicht los. Labbock war nicht zu überhören, als er wütent anstapfte.

“Junge sieh zu das du sofort zurück in den Wagen kommst!”

„Sie sind da unten!” Erik zeigte auf den Bahnhof ohne sich um zu drehen, rührte sich kein Stück aus seiner Deckung.

„Man hat alles durch sucht und gesichert! Da in der Halle ist niemand.”

„Nicht so laut! Ich rede nicht von dem Gebäude, die Wagons? Wann war das?”

„Gestern Abend! Die Streife schaut jede Stunde vorbei.”

„Das ist unübersichtliches Gelände. Sie wissen doch am sichersten ist man wenn man seinen Verfolger im Blickfeld hat und wenn man gut ist seine nächsten Schritte voraus sehen kann.” An den Worten war was dran. Aber Erik glaubte so fest daran, das ihm Labbock einen Vorschlag unterbreitete, einfach mal nach zu schauen, es war nur ein Hirngespinnst.

„Es ist besser wenn wir uns trennen! Wir müssen jeden der Hänger durchsuchen” Warum? So war er doch sicher in seiner Nähe.

„Wenn du meinst Junge! Aber sag mir einen Grund warum sollte ich dich nicht sofort ins Auto setzen. Wenn sie da unten sind wie du meinst.”

"Macht sich doch gut, wenn sie die Lorbeeren ernten, so alleine ... warum das teilen? das was ich will ist nur eine Antwort auf meine Frage. Das andere überlass ich ihnen." Kommissar Labbock war noch immer ungläubig, sie würden nicht das geringste finden, doch für Erik war es kein Spiel.

„In ca. zehn Minuten treffen wir uns unten an der Station! Sei vorsichtig. Stürz nicht.” Das er sein Spiel mit machte, ob etwas dran war. Das was Labbock nervte, war diese ständige Angespanntheit, wenn der Junge in der Nähe war. Es war so unerträglich und dieser ihm entgegen gebrachte Trotz, nicht der kleinste Funken von Respekt gegenüber seiner Person. Die Arbeit hatte Vorang und wenn hier auf dem alten verottenden Gelände mit hunderten alter Güterwagons wirklich etwas sein sollte, irgend eine verwertbare Spur, dann war seiner Beförderung so gut wie gesichert. Was interessierte dann in diesem Moment die Ängste eines Pubertierenden.

„Zehn Minuten!” Erik sah Labbock nach, während er sich in die entgegen gesetzte Richtung bewegte. So sehr der Junge auch nervte, wusste Labbock auch das er die Maus nur ködern musste damit sie in die Falle geriet. Hoffentlich war es für Marie nicht zu spät.

Das leise Klopfen kam so unregelmäßig, so das Labbock es kaum wahr nahm, wenn da nicht noch ein Wimmern gewesen wäre.

„Hallo! Polizei! Ist da jemand?” Das Echo einer Antwort klang in seinen Gedanken zurück, und tatsächlich wurde das Wimmer lauter. Es kam aus einem der hinteren baufälligsten Bahnwaggons. Die Aufschrift ”HAPPY TOYS” prangte in großen schwarzen Teerbuchstaben auf mehreren der vermoderten Holzcontainer. Labbock betrat einem der letzten, da kauerte jemand im Schatten im Dunkeln. Der Junge war verschwunden ausser Sichtweite. Ein kleines Bündel was zusammen gekauert weinte.

„Hallo Mädchen!” So schnell er konnte ging er auf die zusammen gekauerte Gestalt zu um sich zu vergewissern.

„Tu mir nicht weh!”, flehte sie, helles Licht traf ihr Gesicht, das ebenso schmutzig war wie der Waggon selber. Der selbe Schmutz den Erik an sich trug als sie sich zum ersten Mal an der Bahnhofsstation von Spandowerhaven begegneten. Das Kind hatte Angst, wollte weg von dem schrecklichen Ort. Der Waggon war nur schwer zu erklimmen. Halb verrottet und an den Berg gestützt, drohte er jeden Moment in sich zusammen zu brechen.

„Ich will dich zu Mama und Papa bringen. Mädchen ich will dir helfen!”

„Das glaub ich nicht!” Erst jetzt erblickte er die großen groben Fesseln an ihren Handgelenken. Eine Falle es war eine Falle und die größte Beute überhaupt war Sascha Brandner ins Netz geraten. Er streckte Labbock mit einem gezielten Schlag nieder.

Erik sah, wie sich der fette Bulle in den Waggon hievte, ein kurzer Schrei und dann Stille. Vorsichtig schlich Erik sich ran und wartete den Moment ab. Die Angst war groß aber Marie lebte, wie lange noch, hing von seiner Entscheidung ab. Er war zu klein, nicht stark genug. Dies war die letzte Chance, dann wäre er weg, wie er es Erik in all der Zeit gepredigt hatte. Sascha Brandner war abgelenkt, aber auch wenn Erik schwach war, aufgeben konnte er schwerlich. Seinen ganzen Mut fasste er zusammen als er ihn auf den Rücken, an den Hals sprang. Seine einzige Chance. Hin und her geschaukelt und saß der Junge plötzlich auf dem Boden, als Brandner ihn anstarrte war er ihm hörig, als hätte er erkannt, das der Leibhaftige vor ihm stand.

“Man oh man du hast auch nichts gerlernt, was hab ich dir das letzte Mal gesagt, ich entscheide wann wir uns wiedersehen! Mach dich nützlich hier nimm das hier!” Er wies Erik an Labbock zu fesseln, der langsam wieder zu sich kam , ihn und das Mädchen würde er am Leben lassen, dafür sollte Erik mit ihm mitkommen, da sie noch was zu klären hatten. Erik fesselte Labbock drückte ihn sein Taschenmesser in die Hand, erst beim dritten Mal behielt dieser es, denn er wollte das Erik sich damit beschützte, doch Maries Unversehrtheit war ihm in diesem Augenblick weit wichtiger. Labbock verstand den Jungen nicht.

„Es ist nicht nötig das du dich in Gefahr bringst!”

„Sie verstehens nicht? Was bleibt mir anderes übrig? ... Sie haben´s versaut!” Innerhalb von Sekunden sah Labbock das Leben aus Erik´s Augen weichen und er fand nur eine Leere.

„Hört auf zu reden! Stopf ihm das Maul!” Er warf ihm ein Tuch hin, zum Knebeln. :„Seh zu , wir haben nicht ewig Zeit!”

Aber Erik stopfte es Lubbock nur in den Mund. Er sah zu Marie, strich ihre Hand und dann verschwanden sie. Marie lebte und das war in Eriks Augen das Wichtigste. Sascha Brandner schubste ihn aus dem Waggon, denn ihm war nicht wohl. Er bedrohte ihn mit Labbocks Waffe.

„Geh! Mach schon!”

„Wohin?”

„Raus! ...Richtung Wald... Gott verdammter Bengel! Weiter ... schneller ... du hast dir viel Zeit gelassen..., fast hätten sie uns gehabt...” Mit Absicht tat Erik blöd, Labbock sollte eine Spur haben. „Schneller,... lauf schon ...oder willst du eine Kugel in den Kopf!” Die Stimmen verstummten im Dickicht.

„Wo willst du hin? Man wird dich bald finden!” Erik sollte sich ins Auto setzen. „Dann gibt´s du immer noch eine gute Geisel ab... Nicht wahr du Genie?” Wenig später verließen sie die Gegend.

 

Nur kurz darauf traf Kathleen Kiley zusammen mit Tim Streicher am Tatort ein. Jonas unterrichtete sie. Jetzt seien auch Labbock und Erik wie vom Erdboden verschluckt. Er machte sich Vorwürfe vor allem weil so viel Zeit ohne ein Zeichen verstrichen war. Die Kommissarin stellte Tim Streicher Jona Martin vor, dann gab es einen Tumullt. Es dauerte mehrere Minuten eher sich Labbock von den dicken Tau befreien konnte. Dann erlöste er Marie, sie war unterkühlt und todmüde. Was jetzt mit Erik war, war fraglich. Labbock trug Marie, die in seine Sachen gewickelt war auf dem Arm. Immer mehr Leute um ringten sie.

„Ein Krankenwagen schnell!”, hallte es aus der Menge. Freude und Erleichterung trat auf die Gesichter, der Beteiligten. Die Beiden wurden sofort medizinisch versorgt.

Zehn Minuten später stellte sich dann heraus das Erik nicht unter den geretteten war, sofort waren weitere Maßnahmen zu seiner Suche eingeleitet worden.

Sascha Brandner, der wenigstens, sechs Opfer auf dem Kerbholz hatte, wollte ihn was schreckliches antun und sie waren wie vom Erdboden verschluckt. In den Medien richtete man die Aufmerksamkeit jedoch nur auf den Fall Marie, von Erik oder Brandner wurde nicht gesprochen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden.

Drei Tage später fand man fand eine Nachricht, Erik hatte sie in einer Pension hinterlassen und die Medien kochten von da an vor Gerüchten um Marie.

Vier weitere Tage waren sie jetzt unterwegs und in den Nachrichten kam nicht das geringste, deshalb fühlte Brandner sich relativ sicher dort unterzutauchen, wo man ihn und Erik am wenigsten vermutete in der Öffentlichkeit, zu einfach war er gestrickt, ob Labbock wenigstens das Begriffen hatte.

Sascha Brandner suchte ihnen eine Unterkunft aus dem Stadtverzeichnis. Auf dem Zimmer ging er die Straßenkarte durch.

„Dort werden sie dich spätestens schnappen!”

„Und wenn, bestimmt nicht mit dir! Bis dahin werd ich die Bullen eben noch vorführen!” Erik glaubte nicht, dass Brandner so dumm war und er lachte. Lachte ihn aus.

„Vorführen? Du? Vor wen denn?”

„Setz dich aufs Bett! Halt deine Schnauze verstanden!”

„Sie sind dir auf den Fersen, ganz dicht, das ist wohl eher der Fall!” Erik bekam sich nicht ein, die Übermüdung, die Kopfschmerzen, machte ihm schwer zu schaffen, was ihn ausfällig werden lies: „Du wirst dich erst in den Zeitungen bewundern können, wenn sie dich kriegen, in sämtlichen Zeitungen!”

„Du sollst ruhig sein, leg dich hin, schlaf oder tu sonst was!” Er studierte die Karte, aber das was Erik gesagt hatte, war wahr gewesen. Ununterbrochen spottete er weiter, bis Brandner ihn gezielt k.o. Schlug. Dann nahm er etwas aus seiner Tasche, schloß die Zimmertür von außen ab und ging auf die Straße. Beachtung fand er hier wirklich keine. Er war einer von Vielen der seine Besorgungen machte, dabei war er doch jemand ganz besonderes und sie sollten sich an ihn erinnern.

Spärlich bekam Erik Luft, er war unbekleidet, sein Körper war heiß und glühte. Wie lange es schon ging konnte er nicht sagen, die Kopfschmerzen ließen ihn bewußtlos werden. Als er registriete was vor sich gegangen war übergab er sich. Brandner saß auf dem Stuhl angelehnt und spielte mit dem blutigen Messer, in der anderen Hand die Pistole von Labbock und starrte sein grausames Meisterwerk an.

„Na gefällts dir? ... Ha ... Immer noch so eine große Klappe Herr Schlaukopf?”

„Krank! Krankes Schwein! Fick dich doch!” Erik stützte sich mit seinen Armen vom Bett ab. Leicht ran das Blut an die Innenseite seiner Handflächen. Dort wo Erik gelegen hatte war ein großer weißer Eiförmiger Fleck, rings herum war alles rot, von Blut beschmiert, seinem Blut. Erik fuhr sich durchs Haar, es war klitschnass und er konnte nur noch auf die Hand starren. Brandner hielt ihm einen Spiegel vors Gesicht, wo zwei grün - graue Augen das Einzigste waren, was an ihn erinnerte. Er stöhnte, atmete schwer, kurz davor zusammen zu brechen.

„So was ähnliches hab ich grad hinter mir! Du hast aber ein kurzes Gedächnis! Ich war kurz davor dich an zu kotzen, mal ehrlich ich werde nie verstehen was Lang so toll daran findet, ist es doch nur ein Mittel zu Unterdrückung und Entwürdigung... Ich bin nicht so, das weist du ja.Wenn du nächstes Mal nicht gehorchst werd ich dich einfach nur aufschlitzen. Mein Gott ich dachte schon du bleibst ewig dieses Häufchen Elend, aber sieh her der Herr hat seinen Mut wieder gefunden.” Er lachte als ob noch etwas anderes dahinter wäre. Irgendwas war hier anders gelaufen als sich beide gedacht hatten. Erik war kein Mensch mehr.

„Oh Gott nein ... Du ...” Sein Blick schweifte auf die Waffe die er jetzt erst zum Einsatz brachte, als Brandner vom Stuhl aufstand, legte er sie Erik vor die Füsse, das Hauptmerk blieb auf dem blutigen Messer : „... Du hast versprochen mich in Ruhe zu lassen! Das das letzte Mal hat dir Spaß gemacht , du hast keine Gefühle und das eben war auch kein Ausrutscher war... Dabei hatte ich nur eine Frage an dich... Warum ? ... Ich will eine verfluchte Antwort ... Warum hast du dieses Monster auf uns los gelassen?”

"Wer sagt dir nach allem was du durch hast wer das Monster war ?"

"Wer steckt dahinter?!"

„Och, du tust mir so Leid, du hast auch so einiges versprochen Jungchen! ... Und du schleppst mir so einen Versager an der ... ich hatte einen so schönen Plan ... Aber das sagt mir doch nur eins wenn man jemanden wie dich in den Hand hat dann bringt man auch zu Ende was man anfängt. Die Kleine hol ich mir irgendwann wenn sie reif ist, du verstehst... Aber erst bist du dran. Dann werde ich mich um deine kleine Freundin kümmern, sie wird einsam sein ohne dich ... und so lange werdet ihr ja auch nicht getrennt sein... dann nehm ich mir ihre Freunde vor ... ein , zwei sind dabei die du kennst und niemand wird vor mir sicher sein ... Aber ich gebe dir eine Chance deine Letzte... du beweist mir nur das ich mich auf dich verlassen kann.” Er schlenderte ein paar Schritte durchs Zimmer. Da war das Geräusch auf das er gewartet hatte. Polizeisirenen. „Da sie kommen!”

„Und?” Erik war es egal und er zog sich seine Hose über.

„Ich hab sie angerufen! Ja. Wie schnell sie da sind wenn sie denken das hier eine Bombe versteckt ist.”

„Bombe?”

„Naja man sagt Bombe oder Feuer die Leute drehen durch. Doch schreist du nach Hilfe, wie du siehst passiert nichts. Sie spucken sogar auf dich. Aber Bombe meine Güte ... ich meine ja auch eine Menschliche... Ich werden jetzt gehen ... und ich werde ... davon kommen ... schließlich gibt es nicht einen Beweis ... und dann wenn du es am wenigsten erwartest ... in sechs oder sieben Jahren, was kriegt man für so´n Nümmerchen, die heutigen Gesetze sind da recht dürftig ... oder zwanzig Jahren gehörst du mir... jeden Tag gehörst du mir und du wirst an mich denken.” Brandner schaute aus dem Fenster, bereit jeden Augenblick zu verschwinden, in dem Moment griff Erik schnell nach der Waffe.

„Hey ho!” Er wich gleich ein paar Schritte zurück.”Sei vorsichtig ja! Nicht das du es gleich beendest!” Es ging alles zu einfach. Erik entsicherte die Waffe, ob noch Kugeln drinnen waren? Oder Brandner ihn in eine Falle laufen lies. Er schluckte. „Erst kotz du mir die Bude voll und dann bebedrohst du mich?” Obwohl es vieles gab, hatte Erik dem nichts entgegen zu setzen. „Gib die Wumme her! Du traust dich sowieso nicht auf mich zu schießen!”

„Komm nicht näher! Ich werde schießen!” Er schrie ihn an.

„Du müßtest verstehen, warum ich bin wie ich bin.”

„Das will ich gar nicht! ... Keinen Schritt näher!”

"Du bist wie ich!"

"Keinen Schritt näher ... Ich werde nie sein wie du!" Eriks Arm wurde schwerer. Blut ran immer schneller herab, auf den hellen Vorteppich.

"Deshalb wirst du auch nicht schießen und gibst mir, das Ding ... Ich gebe zu ich hab sie vergessen ..."

"Hör auf , sei still !" Er wechselte die Seiten und kämpfte mit sich wach und bei Verstand zu bleiben. Brandner kam näher, wurde anvisiert und ein Schuss fiel. Der Drall war so stark das Erik die Waffe fallen lies. Die Kugel durchschlug dicht neben Brandners Kopf die Fensterscheibe. Erik kroch auf den Boden und griff schnell die scharfe Waffe. Sie war geladen es war zu einfach. Doch Brandner Langsamkeit überraschte ihn genauso.

„Du hast auf mich geschossen.” , ungläubig starrte er auf Erik, er hatte ihn unterschätzt. Der Waffenlauf war dreißig Zentimeter vor seinem Gesicht, senkte sich auf Bauchhöhe, dann zielte er aufs Knie. Ein zweiter Schuß. Diesmal hielt er die Waffe fest.

„Ah!” Sascha Brandner brach ein. Ja er hatte nichts mit ihm gemeinsam.

„Aufs Bett!” Erik schwitzte, jetzt durfte er nicht abklappen, nicht bevor es endgültig überstanden war, denn das wäre sein Todesurteil.

„Du hast mich angeschossen! Du verfickter kleiner Bengel schießt mich an?”

„Aha ist mir wohl gerade entfallen. Vergess nicht dich aus zu ziehen, wenn ich drum bitten darf! Seh zu.”

„Nicht dein ernst Söhnchen!” So hatte er sich das Ende ganz und gar nicht vorgestellt. Erik schlug ihn mit der Waffe nieder. Die Sachen von Brandner benutzte Erik um ihn am Bett fest zu binden. Als alles sicher war, fiel die schwere Waffe gesichert auf den Boden. Erik ging ins Bad und machte sich zurecht, so wie er aussah konnte er nicht vor die Tür, selbst er ängstige sich vor dieser seltsam aussehenden Figur.

Die Polizei war auf höchster Bereitschaft. Erik mischte sich unter die evakuierten Leute der Pension. Alles schien wie in Zeitlupe zu gehen. Als er draußen war, streifte er umher, davon, aber nur wenige Schritte von der Pension entfernt. Er setzte sich auf eine Bank in der Nähe und wartete. Er war so müde, also schloß er die Augen und rauchte seine letzte Zigarette, die Gänsehaut auf seinem Körper blieb.

Als sie das Zimmer stürmten, war Brandner, auf den Bauch liegend, ans Bett gefesselt. Der Junge, der bei ihm sollte war unauffindbar, aber so wie das Zimmer ausgesehen hatte, war er schwer verletzt und konnte nicht weit gekommen sein.

Labbock wollte die Nachricht über den Funk weiter geben, als ihm ein bekanntes Gesicht begegnete. Er lief zur Bank, griff ihn an den Armen. Erik wurde wach.

„Willst du nach Hause?”

„Nichts lieber als das ... Aber da ist ein kleines Problem!” Die verbunden Wunden bluteten durch, Erik zeigte ihm seine Hand, auf der sich neues Blut angesammelt hatte. Labbock öffnete seine Jacke, kraftlos versuchte er ihn ab zu wehren. „Sanitäter!”

22. Kapitel: Im Krankenhaus 2

12. November,

Spandoverhaven, Christopherus West

***

 

„Hallo Erik! Die Polizei meinten du hast dich gegen jegliche Untersuchungen und erste Hilfe gewehrt?”

Dr. Kessinka begrüßte Erik, es sollte alles ein bißchen Auflockern, aber mit zwei Menschen zu viel, wollte es nicht recht gelingen. Labbock besah sich die medizinischen Plakate und die Kommissarin Kiley schloss die Tür zum Untersuchungsraum 2.

"Niemand hat mich an zu fassen, ich will nur nach Hause und halt mich ja nicht wieder hin mit irgendwas!"

"Hast du schon was zur Beruhigung bekommen?" Sie überprüfte einen Zugang am rechten Arm, die Vene war vorbeitet.

„Ich werd noch dein bester Kunde Kess!” Erik lächelte wie immer, wenn er sich unwohl fühlte, setzte sich auf die Pritsche, während Labbock stehen blieb, hielt Kathleen sich im Hintergrund.

"Erik ... " Schwester Magaret umsorgte ihn nebenher

„Bist du froh wieder zu Hause zu sein?” Kessinka besah sich Erik´s Gesicht, sowie die ältere Kopfwunde , sie machte sich Notizen. Er wollte keine Schwäche zeigen

„Das ist gut genäht und verheilt!”

„Wenn ich nur schon zu Hause gewesen wäre, könnte ich das bejaen. ... Dr.Kess ... Ich will nur schlafen.” Er lächelte, es verschwand schlagartig als er die beiden dunklen Gestalten im Schatten anblickte, für den Moment hate er sie vergessen.

„Mach dich bitte frei!” Dr. Kessinka notierte sich erste Auffälligkeiten, im Untersuchungsraum 2 befand sich die Pritsche hinter einem gelblichen Vorhang, links neben der Tür.

„Wir werden deine Sachen wieder als Beweisstück brauchen!” Erik sah zu Labbock, starrte, aber er beachtete ihn nicht weiter, bis Dr. Kessinka ihn zurück holte und die genähte Platzwunde am Kopf weiter begutachtete. Der Rest im Kopfbereich war in Ordnung.

„Meine Haare mußten letztens schon weichen, aber ich finde sie wachsen aber gut nach.” Erik schien sich damit abgefunden zu haben. „Schwester Magaret war so sanft wie möglich. Kein normaler Mensch würde so rum laufen sagte sie. Ernsthaft. Ich hatte ihr ja eine Iro vorgeschlagen, sie hat ihn mir nicht gegönnt.” Der Versuch sich abzulenken fiel im schwer, mit einem Mann hinter seinem Rücken, einem Mann den er verabscheute. “Ich kann das nicht... Kommissarin mach was?” Erik wand sich zu Kathleen. Da war es das falsche unangenehme Lachen.

„Das ist mein Beruf das weißt du doch!”

“Reicht dann da nicht einer von euch Bullen ?”

“Hey? Langsam reichts mit dir?!”

„Ich habe lieber die Kommissarin in meiner Nähe als sie.” Dr. Kessinka, fühlte Erik´s gestauchten Handknöchel, sie kannte Erik seit er drei Monate alt war und sie war die beste Freundin seiner Mutter seit dem Studium. Es tat ihr innerlich weh wie dieser gebrochene junge Mann vor ihr stand. Beim ersten Besuch war die Spannung schon unerträglich und es wurde immer schlimmer.

„Auf geht´s! Können wir anfangen Erik? Bist du bereit?” Dr. Kessinka begann ihre Notizen, blickte zu Erik und brach ab. „Wollen sie sich nicht einen Kaffee holen! Kommissar Labbock? Ein Beamter während der Untersuchung ist wirklich ausreichend."

Kessinka nahm Labbock bei Seite, es schien Wirkung zu zeigen.

Kommissarin Kiley verblieb mit Erik im Raum.

“Ich denke ich kann auch etwas zu trinken gebrauchen!”

"Glaubst du ich lass dich jetzt alleine! Du bist akkut gefärdet."

"Denkst du ich lauf weg, du weist wo ich wohne!"

"Davon red ich nicht und das weist du . Es sind Vorschriften... ich bin nur hier weil wir uns kennen und ich auch mit der SoKo von Marie zusammenarbeite."

"Warum komme ich mir dann wie ein Verbrecher vor ...Das ich mal vor dir strippe ha ha und dann ist Karo noch nicht mal dabei, nur dazu, zwischen uns ist noch nichts gelaufen, liegt aber gewiss nicht an mir!”

“Erik? “ Er wollte provozieren.

“Ich schäme mich so sehr Kommissarin ...” Erik war noch immer angespannt.

"Es gibt dafür keinen Grund ..."

„Mit Karo das krieg ich doch nie wieder hin, das ist mir klar ... ich kann sie nicht anlügen was hab ich da für eine Wahl ... alles wiederholt sich ... was solll ich diesmal erfinden ... Ich bin wie ein Maikäfer auf den Rücken gefallen und wurde bestiegen ... Ist okay das du dabei bist und ich... Labbock hängt wie ´ne Klette an einem ... oder täusch ich mich? Mir ist kalt. ” Erik zog vorsichtig die Jeansjacke und den Pullover aus, dann das Unterhemd. Dr. Kessinka kehrte mit einer Schwester zurück.

An den Armen waren die blauen Flecken schon sichtbar, die Alten von den Neueren anhand des Farbtons unterscheiden und von den dunklen waren mehr da. Am unteren Bauch hatte er einen alten Verband, im Schulterbereich einen frischen. Das Wundwasser hatte den Verband verhärtet. Vorsichtig löste Dr. Kessinka den gesamten Verband mit einer Schere. „Hm das sieht gar nicht gut aus! Sehr unprofessionell!” Sie besah sich alles genau.

„Oh danke! Nächstes Mal achte ich achte drauf ... Es ist schlimm! Ich weis! Fühlt sich auch so an. Ich wollte nur jemanden da dran lassen dem ich vertraue. Hab alle anderen weggebissen.” Erik setzte sich auf die Untersuchungspritsche, stehen konnte er nicht mehr. Zu viel, war passiert, die Schmerzen auf seinem Rücken wurden so auch erträglicher. Die letzte Schicht des Verbandes mußte besonders vorsichtig abgezogen werden. Tief atmete Erik ein. Das ganze Ausmaß machte sich in diesem Moment klar.

"Dafür brauchen wir einen Spezialisten! Schwester bitte informieren sie nachher wenn wir durch sind Dr. Chowalski"

Kein Wort hatte der Junge verloren. Kessinka machte die nächsten Notizen. Erik drehte sich nach Anweisung auf die Seite und den Bauch, alles verlief ruhig. Was im Gegensatz zur ersten Untersuchung anders war, waren die über zwanzig tiefen Schnittwunden die sich von der Schulter tief im Gewebe bis zur Hüfte runter zogen, wie filetiert. Er hatte weniger Blut verloren als es auf den ersten Blick vermuten ließ.

„ Wir müssen dir nachher noch etwas Blut abnehmen, du kennst ja die Prozeduren! Wie letztes mal, vielleicht diesmal ein bißchen mehr.”

„Blut hab ich heute genug gespendet, aber für dich mach ich die Ausnahme!”

"Wir wollen nur sicher gehen das es dir gut geht!" Mit der Flachen Hand taste sie, Erik´s Magen und die Nieren ab:„Tut das weh?”

„Ein bisschen, so ein mittleres Ding.” Erik blickte an die Decke.: „Wird auch nach HIV untersucht?” Er sprach mit Nachdruck.

„Unter anderem! Du brauchst unbedingt mehr Flüssigkeit, du bekommst einen Tropf zusätzlich, ist das okay oder können wir es uns sparen?"

"Ich lass alles drin was sie mir geben okay? Meine Frage?"

"Das kann Virus erst nach 12 Wochen bestimmt werden. ... aber darüber können wir später reden. Geb mir deine Hand, die Schwester legt dir da einen neuen Zugang.”

„Gut ... Ich glaub ich machs nicht mehr lange? Frag was du fragen willst Kommissarin und dann möchte ich nur alles vergessen.” Erik merkte das er schwächelte, Kathleen wurde aufmerksam.

„Wann war dein letzter Kontakt?” Kathleen blieb ernst, ging aber auf Erik ein. Es war schwer darüber zu reden.

"Kontakt ? ... Fügen wir das einfach zur letzten Untersuchung hinzu ... ich kann mich an nichts erinnern ... ich weis nicht was passiert ist, mir tut alles weh?" Er merkte wie es anfing wie in einem Rausch zog es an ihm vorbei mit den Gedanken war er längst woanders. Er fühlte sich als würde er alles ewig und ewig wiederholen, seine Wortwahl war egal.

"Wenn du weinen musst, lass es raus!"

"Ich weis es wirklich nicht ...Ich brauch so´n Scheiß nicht!"

„Was ist das für eine Ausdrucksweise junger Mann?”

„Entschuldigung ...” Erik atmete ein um seine Tränen weiter zu unterdrücken und ruhig zu bleiben.

“Ein paar Stunden! Ich weis nicht so genau ... ist ja auch egal! Hab nie gedacht das der je einen hochkriegt... egal danach hab ich es nicht mehr zu gelassen, denke ich ... und ich hab ihn gedemütig, aber leider nicht gequält. Dazu war ich leider nicht in der Lage! Trotz allem, bereue ich es jetzt...aber ich lebe noch, ich bin nicht tot, wie die anderen... irgendwas muss ich richtig gemacht haben. ” Nur all zu sehr war er sich dessen bewusst. Dieses Lachen ließ nichts an ihn ran.

„Wir sind hier oben gleich durch!”

„ Das mit Marie hätte ich nie zu lassen dürfen! Kommissarin ... Aber dann wäre ich tot und er hätte sie sich doch geholt... ich muss wach bleiben verstehst du ... wenn ich schlafe findet er einen Weg”

„Ich muss es in meinem Bericht vermerken und anzeigen..”

„Es gehört zum Protokoll, Vorschrift!”

„Was ist dir wirklich geschehen Erik?” Die Kommissarin trat aus dem Schatten, ein leichtes Zittern beherrschte ihre Stimme. Sie musste ihn behandeln wie jeden anderen auch, sie durfte keine Fehler machen.

„Ich hab alles gesagt was relevant ist und sie werden mir sowieso nicht glauben! So war es!” Seinen Beinen fehlte jegliche Kraft.

„Du hast Marie gerettet! Dank dir ist sie am Leben.”

„Ist das so Kommissarin?”

„Wenn es die Wahrheit ist! Sag wenn etwas dan nicht stimmt."

"Ohne mich gäbe es ihren Fall nicht...”

"Was hat er euch nur angetan?"

„Die Sache ist so unglaublich! Ich brauch Zeit um mir klar zu werden und kein Karrieregeiles Arschloch wie ... Labbock! Schleim kann der gut verteilen.”

„Es wird sehr schwer für dich, anderes geht es nun mal nicht ... und heute wird es auch nicht das letzte Mal sein das wir dich dazu befragen.”

„Ich will nur das es aufhört?“

„Das wird es ...“

„Heute Morgen hab ich mich in diesem blöden Spiegel nicht wiedererkannt, ich wollte nur das alles sauber ist. Sie werden nichts von ihm finden, was dann?” Ablenken um jeden Preis. Er merkte die Übelkeit, sein Herzschlag raste, doch seine Kopfschmerzen veringerten sich merklich.“Mir ist nicht gut!“

Kathleen Kiley trat zurück in die abgedunkelten Ecke.

„Man findet innerhalb von vierundzwanzig Stunden in über 95% immer etwas!“

„Sie wissen das aber sehr genau?”

„Erik Ich kann dir versichern das dir nichtsmehr passiert!”

„Die werden mich als schwul abstempeln. Unsere Stadt ist nicht so groß! ...“

"Die Schmerzmittel wirken langsam!"

„Kannst du aufstehen? Es müsste dir bald besser gehen.“

„Augenblick!“ Erik stand auf und ging mit der Schwester hinter den Vorhang zu den Waschbecken und übergab sich mehrmals. „Wir können fortfahren!“ Er schien nur wenig erleichtert.

Dr. Kessinka wies ihn an die Hose aus zu ziehen und es sah nicht besser aus. Die Blessuren zogen sich bis zum Schienbein hinunter. Die Schwester reichte ihm ein Patientenhemd.

„Du machst dir zu viele Sorgen!”

„Nicht ohne Grund! Oder?”

„Vorläufig wird nur gesagt das wir mit der Soko Marie in zusammen Arbeit den Täter fassen konnten. Du wirst vorerst raus gehalten versprochen!”

„Naja, eigentlich konnte ich dir bisher immer vetrauen ! ... ” Er streckte sich müde.

„Stellst du dich bitte gerade hin, wir müssen noch die Bilder machen.”

„Bilder? ... diesmal Fotos ... Okay.” Der Blick zur Kommissarin verflüchtigte sich, sie musste schweigen, auch gegenüber dem was ihm am liebsten auf der Welt war. Es fiel im schwer lange zu stehen. Es zog im Rücken und jeder Windhauch machte größere Schmerzen: „Wann kann ich nun nach Hause?”

„Wir müssen die Öffnungen auf deinen Rücken spülen, sie sind tiefer wie die Alten. Du kriegst vorerst keinen Verband, so entzündet sich das Gewebe nicht weiter ! Ich werde dir neue Medikamente verschreiben und dann suchen wir hier ein Bett für dich!”

„Ist aber recht schmerzhaft! Alles!”

„Ich seh am Abend noch mal nach dir! Wie gesagt du bekommst neue Schmerzmittel.”

„Also bleib ich heute hier?”

„Vorläufig, es werden bestimmt noch mehrere Tage sein! Vielleicht müssen wir auch operieren aber da entscheide nicht ich, je nach dem wie sich die Sache entwickelt entlass ich dich vielleicht zwei bis drei Wochen und du bleibst dann erstmal, wo du bist! Wir müssen dein Fieber überwachen.”

„Das geht nicht, ich muss zur Schule, mein Training..., ich hab schon zuviel versäumt.” Erik tat so als seien die Tage seines Verschwindens eine Art von Zwangsurlaub gewesen.

„Du brauchst Ruhe! Und schwimmen oder Sport, ist die nächsten Monate sowie so nicht drin.”

„Ich muss was machen, Ruhe hatte ich weis Gott zur Genüge !”

"Erik du musst runter kommen und dich kurieren!"

Labbock betrat wieder die U2. Dr. Kessinka untersuchte ihn noch weitere zehn Minuten. So sollte er nicht viel rumlaufen mehr liegen wenn es möglich war. Nichts anderes hatte Erik vor eine Nacht ruhig durchschlafen.

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„Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig“

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