******************** Belagerung von EagleWriter ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Syle und Quinn planen die Verteidigung der fliegenden Stadt   Die letzte Figur wackelte gefährlich, als Syle sie mit einem Finger anstieß. Dann fiel sie, schlug funkensprühend auf dem Boden auf als der Zauber der sie animiert hatte erlosch. Eine Weile lang starrte der Gejarn nur ausdruckslos auf das strategische Modell der fliegenden Stadt, seine Hände zu Fäusten geballt und die Augen geschlossen. Vor ihm tanzten die Geister der Schlacht, die soeben stattgefunden hatte. Eine Schlacht, die nur allzu bald Wirklichkeit werden würde. Zerstörte Mauern und brennende Paläste, das war alles, was von den einst gewaltigen Verteidigungsanlagen des kaiserlichen Palastes geblieben war. Die Gärten und Villen der äußeren Bezirke waren nur mehr lose Kiesel vor seinem inneren Auge, getränkt mit dem Blut jener, die sie verteidigen wollten. Der Hochgeneral stieß ein schweres Seufzten aus, bevor er sich von dem Modell abwendete. „Setz es nochmal zurück.“ Eine Gestalt trat aus dem Schatten einer der Säulen, welche die Wände des kreisrunden Saals säumten. Rötliches Licht viel durch die Fenster dazwischen, malte bunte Schatten auf dem Boden um das große Modell. Noch stand die fliegende Stadt, erstreckte sich in ihrer ganzen Herrlichkeit vor den Fenstern und leuchtete rot und golden im Sonnenuntergang. Die Straßen waren leer, bis auf die gelegentliche Patrouille und der Palast selbst ruhig genug, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Normalerweise erfüllte ihn der Anblick der zwischen den tief hängenden Wolken schwebenden Inseln und Bauten mit einem seltsamen Gefühl der Ruhe. Nun jedoch war da nur noch Schmerz und Sorgen. „Wie oft willst du es dir noch ansehen, alter Freund?“, fragte der Neuankömmling. Oder vielleicht hatte er auch die ganze Zeit dort gestanden und ihn beobachtet, Syle wusste es nicht zu sagen. Wenn man Quinn zum ersten Mal sah, würde man kaum vermuten, dass der alte grauhaarige Mann kaum jenseits der vierzig war. Der Preis für ein Leben, das von der Magie bestimmt worden war. Die schwarzen Roben die er trug, gingen gegen die Doktrin seines Ordens, die sonst nur die türkisfarbenen Mäntel mit dem alten Wappen Simon Belfares duldete. Doch als Meister der Zauberer konnte Quinn sich einige Freiheiten herausnehmen, die anderen verwehrt blieben. „So oft ich muss.“ Und bis ich sicher bin, dachte Syle. Einen Moment lehnte er den Kopf gegen den kühlen Stein einer der Säulen. Quinn beobachtete den Bären eine Weile schweigend. Er hatte sich selten so müde gefühlt, wie in den letzten Wochen, richtig gehend alt… Und doch war es nichts mit der Erschöpfung die von Syle Besitz ergriffen zu haben schien. Obwohl der Hochgeneral ihn mit seinen über zwei Metern Körpergroße weit überragte, wirkte er in diesem Moment nur klein… und verloren inmitten der weitläufigen Halle. „Es kann nicht alles vorhersagen, Syle.“, ermahnte Quinn ihn leise. „Du jagst Geister. Vielleicht sollten wir aufhören und die Verteidigung direkt planen. Kellvian…“ „ Verlässt sich auf uns.“ Schwerfällig richtete sich Syle wieder auf. ,,Ich habe zwei Belfare sterben sehen, Quinn. Ich werde das nicht ein drittes Mal zulassen.“ Der Herr des Sangius-Ordens nickte nur, ehe er sich wieder dem Modell zuwendete. Die Arme hinter den Rücken verschränkt begann er die aus Silber und hellem Holz gefertigte Darstellung der fliegenden Stadt zu umrunden. Sie war groß genug um jedes Detail abzubilden, jede Brücke, jede Straße und Gasse, die weitläufigen Parks… All dies lag jetzt in Trümmern, magisch erschaffenen Flammen loderten aus den Dächern von Häusern und Tempeln und die Mauern des großen Palastes, der das Herz der Zitadelle bildete, waren nur mehr Staub. War das die Zukunft, die sie erwartete? Er hatte Syle gesagt, das das Modell nicht alles vorhersagen konnte ja… aber… sie waren den möglichen Ablauf der Belagerung jetzt ein Dutzend Mal durchgegangen von Sonnen auf bis Sonnenuntergang. Jedes Mal war das Ergebnis das gleiche. Sie waren zu weit in der Unterzahl. Die Armeen des Heiligen würden die Stadt einfach überrennen. Die Frage war nur, welchen Blutzoll sie dafür zahlen würden. Und wie viel Zeit sie den Flüchtlingen verschaffen würden zu entkommen. Zumindest für eine Weile. „Ich vermute der Kaiser wird nicht gehen?“ Syle lächelte düster. Das war Antwort genug. Kellvian würde sich nicht verstecken. Es hatte die Chance gegeben, als sie die Stadt evakuiert hatten. Niemand den der Kaiser mit den Flüchtlingen nach Vara schickte war leichten Herzens gegangen. In der Stadt selbst war nur noch eine kleine Einheit von 500 Elitegrenadieren der kaiserlichen Leibgarde zurück geblieben. Alles in allem nicht einmal fünftausend Mann, wenn sie die Milizen mitzählten, die nicht hatten gehen wollen. Genug um das noch immer schlagende Herz Cantons auf Wochen hinaus zu verteidigen. Sowohl das des Kaisers als auch seinen Sitz. Die fliegende Stadt war kein leichtes Ziel, allein weil die Gebäude und Inseln die sie formten weit über dem Boden schwebten. In den Jahrtausenden ihrer Geschichte hatte es noch kein Feind geschafft, die Stadt erfolgreich unter seine Kontrolle zu bringen solange sie sich in der Luft befand. Doch bei den Kräften, die der Herr der Ordnung aufbringen konnte würde selbst das nicht reichen. Quinn wusste es. Syle wusste es. Und Kellvian… er musste es in dem Moment gewusst haben, in dem er sich entschied zu bleiben. Sie hatten ihr Schicksal alle gewählt. Vorsichtig bückte Quinn sich, auch wenn sein Rücken dabei protestierte und hob die kleine Figur auf, die Syle hatte fallen lassen. „ Ich schätze ich sollte jetzt irgendwelche großen Worte sagen ja?“, fragte er. ,, Irgendetwas darüber, dass wir für unseren Kaiser kämpfen und sterben werden. Aber ich glaube das wissen wir beide besser. Was hälst du also davon, wenn du dich für ein paar Stunden los reißt und wir die Weinkeller plündern? Wenn wir sie schon nicht aufhalten, können wir wenigstens dafür sorgen, dass die Männer des Heiligen auf dem Trockenen sitzen, wenn sie hier ankommen.“ Syle gab ein unnatürliches, totes Lachen von sich. „Ich wünschte Lucien wäre hier. Dem würde ich das unbeschwerte sogar abnehmen.“ „Ich auch.“ Ich wünschte so viele Leute wären noch hier, dachte er. Bessere Männer und Frauen als ich. Kiara vielleicht… Wüsste sie was zu tun ist? Gedankenverloren berührte er das schwarze Juwel, das an einer Kette auf seiner Brust ruhte. Quinn platzierte die kleine Figur wieder auf ihrem Platz am Rand des Modells, wo bereits ein Dutzend weitere Standen. Mit einem gemurmelten Zauber erwachte die Miniaturstadt erneut zum Leben und der Herr der Magier trat zurück, während Syle sich über den Tisch beugte. Mauern bauten sich wieder auf, Feuer erloschen und die Armeen zogen sich zurück. Einen Moment schloss der Bär die Augen, wusste er doch, was gleich wieder passieren würde. Und doch weigerte er sich die Hoffnung aufzugeben, war er nicht bereit die Hände in den Schoß zu legen und das Ende zu erwarten… Einst hatte er über ein Heer von Hunderttausenden geboten. Jetzt bleiben ihm fünfhundert Mann um irgendwie das unvermeidbare hinauszuzögern. Er war der Hochgeneral Cantons, er war das letzte Schild, das dieses Imperium noch hatte. Und wenn er versagte, dann nur in dem Wissen, das er alles getan hatte, das in seiner Macht stand. Noch konnte er hoffen. Worauf jedoch, das wusste er schon lange nicht mehr. Vielleicht darauf, irgendetwas übersehen zu haben, ein kleines Detail, das den Ausschlag geben würde. Er öffnete die Augen und die Zerstörung begann erneut…   ******************** Am 28.5.2017 um 21:55 von EagleWriter auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%3BJUV%3A) ********************