******************** Altern, dein Name ist Weib! von Gesko ********************   Triggerwarnung: Dieser Text enthält Inhalte. Für Unsichtbare. Also alte Leute. Alles über Fuffzich. Warum hat eigentlich nie jemand gesagt: Herzlich Willkommen, jetzt bist du endlich alt? So etwas in dieser Art hätte man sich verdient. Als Frau denkst du ja schon mit Dreißig: Jetzt isses vorbei. Was genau weißt du nicht, aber die Endzeitstimmung ist real. Männer scheinen so etwas nichtzu kennen. Ihrer Meinung nach altern sie nicht, sondern werden nur reifer. Und bekommen diesen Sky-du-Mont-Charme, auf den junge Frauen stehen, die nachbevatert werden wollen. Solche gestandenen Mannsbilder betrachten junge Männer, die ältere Frauen lieben, wie Peter Pans aus dem Land der verlorenen Jungs. Wenn Frau trotz Jahrzehntelangem Mansplaining weiter durchgehalten hat, sollte sie vom Schicksal einen neuen Namen bekommen. Oder wenigstens einen Adelstitel. Statt dessen werden Frauen im Alter unsichtbar – und jedes Jahrzehnt nimmt ihnen was von ihrer Sichtbarkeit, bis sie schließlich ganz in hornhautumrafarbenen Übergangsjacken und Stretchhosen in fröhlichem Mausgrau verschwinden. Ich glaube, dass wir früher schon mal gelebt haben. Also vor unserer Heirat. Da hat uns übrigens auch keiner gesagt: Pass auf, Mädchen, die Ehe kann ein patriarchaler Horrortrip sein für emanzipierte Frauen. Der nette Junge von nebenan ist übrigens ein Fake – im betreuten Wohnen bei dir kann der zum Supermacho mutieren, der Gleichberechtigung für etwas hält, was geschieht, wenn alles so läuft wie er es will. Der wird dich mit kompetenzfreiem Handeln in Sachen Haushalt und Kinderbetreuung überraschen und Klitoris für eine wild wuchernd Balkonpflanze halten ... Geschieden sind wir dann um einiges klüger. Und der Typ einsame Socke, dem die Liebe zum Partner irgendwo in den Schleudergängen des Lebens abhanden gekommen ist. Also gucken wir in die Röhre, um zu sehen, wie denn die öffentliche Frau so altert - und sehen hyaloronunterspritzte, auf forever-young gepimpte, alternde Frauen am Rande der Insolvenz alkoholgeschwängert vor Kameras herumtorkeln und sich Toyboys, die ihre Söhne sein könnten, notgeil an den Hals werfen, die sie mit viel Geld zum sexuellen Vollzug genötigt haben. Die Jungs an den Stränden von Malle und Nordafrika nennen das: Resteverwertung. Eine dieser halbseidenen Geschäftsfrauen im Trash-TV, nennen wir sie mal Frau O., steht (oder besser: schwankt) als tragische Figur des Mädchens aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, das sich nach dem vermeintlichen „ganz oben“ gesehnt hat und dabei die Abkürzung über (oder unter) reiche, in der Öffentlichkeit bekannte Männer genommen hat. Im Laufe der Jahre hat sie das Bunga-Bunga-Verhalten ihrer Sugar-Daddys eins zu eins adaptiert: Jede(r) ist käuflich! Und ehe sie sich's versah, wurde sie von Männern behandelt wie eine aus dem Vaginal-Business. Das muss weh getan haben, als der erste sie dafür bezahlt hat. Nach anfänglichem Herzeleid hat Frau O. offensichtlich gelernt: Sex sells. Warum also nicht ein Geschäftsmodell daraus machen? Dabei ist ihr zugute zu halten, dass sie immer mit offenen Karten (oder Beinen) gespielt hat: Zwischen meinen Beinen wartet Gott auf dich! Mit den Jahren hat Frau O. offensichtlich die Seiten gewechselt und schließt nun vor laufenden Kameras mit jungen, gut aussehenden Beaus den ältesten Champagner-Pakt der Welt: Sexuelle Dienstleistung gegen Kohle. Nur dass sie es jetzt ist, die die Jungs bezahlt. Das soll „unterhaltsam“ sein. Und was „unterhaltsam“ ist, bestimmt die Kreditkarte: Wer reich genug ist, darf alles. Das Hotel-Personal in die Besenkammer drängeln, sich Toyboys und Escord-Ladys halten, eine Prise Koks auf der Hoteltoilette ziehen, das Hotelzimmer verwüsten … aber Frau O. behauptet, sich nie prostituiert zu haben – ihr habe das Spaß gemacht. Und immerhin: So sei sie Geschäftsfrau geworden. Die heute stolz verkündet: „Ich bin eine Selfmade-Millionärin!“ Der Rest der Welt schweigt betreten: Zum "Selfmade" ebenso wie zu der "Millionärin". So wie sich immer alle pikiert wegducken oder es höflich ignorieren, wenn wieder eine dumme Gans, die sich erfolgreich hoch geschlafen hat, der Welt verkündet: "Ich bin jetzt Moderatorin. Oder Dirndl-Designerin/ Model/Hundeboutique-Besitzerin ... und für meinen Reichtum/Erfolg habe ich hart gearbeitet." Man nimmt es ihr ab – allerdings nicht in ihrem Sinne. Was Frau O. sich und der Welt als „emanzipiert und konsumgeil“ verkaufen will, ist leider nichts anderes als das miese, alte, männliche Egomanen-Modell: Mit Kohle darf man/frau sich alles erlauben: Ob Sex-Exzesse auf der Flugzeugtoilette, alkoholgeschwängertes Herumkrakeelen im Trash-TV und in der eigenen, sofort abgesetzten Sendung oder in hochnotpeinlichen Postings und Interviews: Frau O. ist in aller Munde. Und für Geld tut sie immer noch alles. Nur nicht sich selbst reflektieren. Ein wohlmeinender Kollege referierte kürzlich über schreibende Frauen, und meinte, um wirklich erfolgreich zu schreiben, sollten ältere Frauen aufhören, Satiren zu schreiben. Das nutze sich irgendwann ab. Bei jungen Frauen wirke das keck, aber wenn Frauen ohne Menstruationshintergrund dasselbe tun, mache Männer das wütend. Nichts leichter, als mein Genre oder die Zielgruppe zu wechseln: Schreibe ich also ihm zuliebe lieber über schöne, kluge, ältere, öffentliche Frauen. Das mögen Männer und das Thema nutzt sich auch nie ab. Zu Recherchezwecken google ich: „Schöne Frauen mit Haltung“. Die Suchmaschine schickt Vorschläge mit Yogabildern und Ratgeber-Büchern, irgendwas zwischen innerer Haltung für Blondies und mentalem Beckenbodentraining ... Ich googele weiter: „Schöne alte, weiße Frauen“ und ich bekomme nur Bilder von Frau N. zu sehen. Als nacktes Ü-60-It-Girl – nicht in der Apotheken-Rundschau, sondern im Playboy. Und La N. droht, wieder einen Bestseller geschrieben zu haben: Zitat Amazon:“Frau N., die Jeanne d‘Arc der Golden Girls zeigt, wie’s geht:Während »alte weiße Männer« noch immer zu allem ihren Senf dazugeben dürfen, drängt unsere Gesellschaft Frauen ab einem bestimmten Alter konsequent ins Aus. Dann sollen sie die Klappe halten, möglichst unsichtbar werden und jeden noch so schlechten Altherrenwitz hinnehmen ...“ Meines Wissens sind Altweiberwitze auch nicht besser, Zitat Frau N.: „Die einzige Falte, die ich habe, auf der sitze ich!“ Dann sollte der Titel ihres neuen Buches wohl besser „Die Furche“ lauten. Da ich selbst auch von „Ageing“ betroffen bin, packt mich die Neugier, was die Bestseller-Autorin darüber zu verkünden hat. Also sehe ich mir eine Talkshow an, zu der Frau N. eingeladen ist. Wer sich das antut, weiß, was er bekommt. Zu meinem Erstaunen sitzt dort eine rundumoptimierte Cheer-Kopie, die behauptet, Frau N. zu sein. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich es geschnallt habe: Ein weiterer Versuch von Mme Tingeltangel, durch schrilles Gelissspel sichtbar und im Geschäft zu bleiben. Diesmal durch Blankziehen im Playboy und Schreiben von Unterhaltungsliteratur. Für ihre unstoppbaren Logorrhoen, die jede Moderatorenfrage unnütz machen und Sendungen zu sprengen drohen, sobald Kameras auf sie gerichtet sind, ist sie ja bereits bekannt. Das schafft Frau N. auch noch mit Sechsundsechzig. An jenem Abend gibt sie die Religionslehrerin auf Ecstasy und predigt ihre frohe Botschaft:“Auf die paar Falten kommt es nicht an, Mädels!“ Ins Narzisstinnen-Sprech übertragen: „Guckt mal her, Leute, wie toll ich aussehe!“ Ich habe nichts gegen erfolgreiches Selbst-oder Buchmarketing, aber werde hochgradig aggressiv, wenn eine auf Barbie gestylte Kunstfigur mit einer Gesichtshaut, straff wie ein Luftballon kurz vorm Platzen, Schlauchbootlippen und Augen mit seltsam starrem Ausdruck von Amphibien so wie einer „Mimik“ von der keine Rede mehr sein kann, sich selbst und ihr Buch mit so einer Message verkauft. Das ist, als ob Hannibal Lecter die Welt zum Vegetarismus bekehren wollte. Frau N. schnattert unverdrossen vom „in Würde altern und in der Gesellschaft sichtbar bleiben“. Nach meinem Dafürhalten ist La N. ihr Leben lang ausreichend hör-les- und sichtbar gewesen, seit man ihr den Lehrerjob als auch den Prinzen von Hannover quasi unterm Hintern weggerissen hat. Seitdem tanzt die ehemalige Balletttänzerin nicht mehr. Ich habe auch keine Kraft mehr für Ü-60-Brittneys, die an der Stange turnen. La N. redet sich in Rage über ihren Traum vom Glück: Von der Wiege bis zur Bahre unbedingt schlank, jung und sexy auszusehen. Als ehemalige Tänzerin sei sie gewohnt, sich täglich zu disziplinieren, Diät zu halten (und offensichtlich auch jeden nur denkbaren Eingriff beim Schönheitschirurgen ihres Vertrauens zu erdulden) um auch noch jenseits von sechzig im Playboy blankziehen zu können. Ich denke darüber nach, wie viel Zeit, Mühe, Penunsen und Beauty-Termine es diese alternde Diva wohl gekostet haben mag (Ganzkörperwaxing, Extentions, Promi-Frisöre, Nagelstudios, Kosmetikbehandlungen, Schminke, Designerklamotten, Personalcoach, Fitnesscenter …) um auszusehen wie eine Diva ohne Alter. Das Ergebnis ist perfekt. Leider ist nichts langweiliger als Perfektion. Deshalb hat ihr der liebe Gott auch diese Stimme geschenkt. Ich überlege, ob ihr Auftritt buchwürdig ist oder ein Erfolgsmodell für real existierende Rentnerinnen, die von Altersarmut betroffen sind - und wage dies anzuzweifeln. Ein weiterer Erklärungsversuch: Vielleicht handelt es sich hier um das Dorian-Grey-Symptom, denn nichts scheint Frau N. mehr zu fürchten, als ins Abseits zu geraten. Also habe ich Frau N. den schrillen Ton abgedreht und mich zur Erholung lieber einer anderen Boomer-Ikone zugewandt, die ich als Autorin sehr schätze: Frau H. Wieder eine Talkshow, der gleiche Sender, nur andere Moderator*innen: Frau H., die ich aus früheren Zeiten als literarisch versierte Journalistin mit politisch kecken Aussagen erinnere, thront schweigend in altbackenem Omakleid in der Runde - still wie eine Habichtin auf der Lauer. Kaum wird ihr das Wort erteilt, fällt sie verbal über den neben ihr sitzenden Vielwisser Sebastian Clussmann her, der sich in zahlreichen Quizzshows einen Namen gemacht hat. Frau H. hält so gar nichts vom Vielwissen und hat offensichtlich im Sinn, ihren guten Ruf als Literatin und Liebhaberin der schönen Künste zu schreddern. Mit harschen Worten attackiert sie ihren Sitznachbarn und fährt auch dem Moderator Giovanni di Lorenzo wie einem ABC-Schüler über den Mund. Mit achtzig, so Frau H., nähme sie erst recht kein Blatt mehr vor selbigen. Der zurückhaltende Giovanni bekommt einen gequältem Gesichtsausdruck und haucht: „Nun, wo Frau H. auf Betriebstemperatur ist: Kein Bedauern über so manchen Verriss in der Vergangenheit?“ Nö. Frau H. sieht keinerlei Veranlassung irgend etwas zu bedauern, auch nicht ihr schlechtes Benehmen. Selbst, wenn man es ihr so sanft in den Mund legen möchte wie Giovanni. Seltsam, denke ich: Als Buchautorin mag ich sie – aber nicht als alte Dame, die besserwisserisch Leute ankeift. Also den Fernseher ausgemacht und nachgedacht: Wie schreibt man über älter werdende Frauen, ohne dass eine Satire daraus wird? Über„erfolgreiche“ öffentliche Boomerinnen wie Frau O. und ihre steile These, sie sei „emanzipiert“ habe ich mir bereits die Finger wund getippt, als auch über Moderator*innen wie Frau L. oder Frau Bs berühmt-berüchtigtes: „Ich bin gleich wieder für Sie da“, das wie Ergotherapeutinnen-Sprech in Seniorenresidenzen anmutet. Ob öffentlich alternde Frau mit jungem Galan an ihrer Seite oder mit eisernem Willen, immer und ewig wie Zwanzig wirken zu wollen, ob mit der Attitüde eines Alters-Pubertiers: Mental oder optisch agieren diese öffentlichen Frauen, als hätte sie niemals ihren inneren oder äußeren Aggregatzustand gewechselt. Leider kommt Frau H. als Achtzigjährige keineswegs mehr „frech“ oder „keck“ rüber wie noch mit zwanzig, sondern mutet eher barsch und unangenehm an. Und chirurgisch optimierte Frauen jenseits der Menopause, die anderen (und sich selbst) weismachen möchten: Och. Alles nicht so schlimm mit dem Älterwerden. Guckt mich an: Ich sehe aus wie hmpfzig und fühle mich wie zmpfzig!“, strafen sich selber Lügen, wenn sie in einem knallroten, tiefdekolletierten, juvenilen Rüschenkleid, in dem eine Rentnerin steckt, jungen Männern ans Gemächt greifen. Und das Kleid tut auch nix für sie, würde Guido K. sagen. Ein reifes Gesicht über auffällig „junger“ Garderobe wirkt deplaciert, auch und vor allem, wenn es künstlich „getunt“ ist. Wenn Frauen jenseits der sechzig krampfhaft auf jung machen, muten dies eher tragisch als modisch an. Dann doch lieber das kleine Schwarze von der Frau H. - auch wenn es wie ein Omakleid aussieht. Keine Ahnung, ob Frau H. tatsächlich eine Oma ist, aber das Alter einer Ur-Uroma hat sie wohl. Da passt zumindest das Kleid, das sicher teuer war. Mit Kleidung scheint Frau H. es literarisch gut zu treffen, sie hat sogar ein Buch darüber geschrieben: „Männer in Kamelhaarmänteln“. Doch ihre eigene Garderobe passt wieder mal nicht so richtig zum Anlass, das geht fast schon als Alleinstellungsmerkmal durch. Aber eben nicht mehr ihre Klappe. Von einer gebildeten Frau um die achtzig erwartet man eine gewisse Altersmilde, auch wenn sie sich früher als irgendwas zwischen heißer Feger und freches Gör definiert hat. Wenn manche öffentlich alternden Boomer-Damen sich den Anschein geben, als hätten sie nie die Attitüde, ihr Aussehen oder ihre innere Haltung geändert, wirkt das, als wären sie in einer Zeitschleife zwischen zwanzig und dreißig gefangen. Die einzigen, die davon profitieren, sind vermutlich Schönheitschirurgen, die ständig nachbessern müssen, um diesen Zustand zumindest optisch künstlich „frisch“ aussehen zu lassen - und was diese Chirurgen unter „schön“ verstehen, liegt bekanntlich im Auge des Betrachters - der bereits von weitem erkennt: Oha. Die hat was machen lassen! Die Verlage, die mit Büchern über „Ageing“ oder „Ageism“ so richtig Kohle machen, sind zu beglückwünschen. Auch ihre Autorinnen – bringt ihnen doch jeder ScheißwasaufdieFalten-Ratgeber neben der Kohle auch noch zahlreiche Werbeverträge, Auftritte und Anfragen diverser Fernsehformate ein. Während alte, weise Frauen, die weder ihr wahres Alter, noch ihr natürliches Aussehen, ihren Charme, ihre innere Haltung, Kompetenz, Lebenserfahrung, Reife und Würde verbergen, in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht mehr vorkommen. Öffentliche Frauen mit Charakter wie Regine Hildebrandt, Hildegard Hamm-Brücher, Antje Vollmer, Rita Süßmuth oder Charakter-Darstellerinnen wie Therese Giehse, Elisabeth Flickenschild, Hildegard Knef, Hannelore Elsner, Cornelia Froboese oder pummelige Frohnaturen wie Trude Herr, die tragisch-komische Helga Feddersen, eine volkstümlich-unterhaltsamen Heidi Kabel, die mütterlichen Inge Meysel …gibt es nicht mehr – vor allem nicht mehr ungeschminkt, so dass eine real existierende, alternde Frau sich in ihnen wiedererkennen kann. Die neuen, öffentlich alternden Boomer*innen und ihre Botschaften lassen mich unüberzeugt zurück: Warum, so frage ich mich, müssen Frauen jenseits der Menopause überhaupt auf Teufelkommraus sexy und geil aussehen, statt natürlich? Warum brauchen viele ältere Frauen einen blutjungen Galan an ihrer Seite, damit etwas von seiner Jugendlichkeit und Sexyness auch auf sie rüberstrahlt? Das klappt doch bereits bei den Sugar Daddies nicht. Wer unbedingt Frischfleisch braucht, um sich jung zu fühlen, der soll Lamm oder Kalb essen. Warum wird natürliches Älterwerden mit all unseren Falten, Narben und Dellen, die unsere Lebenserfahrungen auf Gesicht und Körper hinterlassen haben, propagiert aber älter werdende Frauen mit unerotisch oder verblüht assoziiert? Wer assoziiert das? Männer? Frauen? Ältere Männer, weil sie in einer gleichaltrigen Partnerin den eigenen Verfall gespiegelt sehen? Oder ältere Frauen, die glauben, ein jüngerer Mann sei gut fürs eigene „Image“? Warum wirken dann ältere, grauhaarige Männer bei jungen Frauen „interessant“, während grauhaarige Frauen bei jungen Männern als „graue Maus“ oder „alte Schachtel“ rüberkommen? Fragen über Fragen. Eines ist mir klargeworden: Authentisch sein heißt nicht, sich bis ins hoge Alter den Anschein geben zu müssen, immer noch die zu sein, die man mit Zwanzig einmal gewesen ist. Jugendwahn, Altersstarrsinn und Rechthaberei sind out. Dem wohlmeinenden Kollegen werde ich sagen, er kann mich mal. Vielleicht werde ich als ältere AutorIn niemals mit dem Schreiben erfolgreich oder gesellschaftlich sichtbar, doch werde ich sicher nicht damit aufhören, Satiren darüber zu schreiben. Ich finde, ich habe jetzt das Alter, in dem ich alles tragen kann, obwohl ich übergewichtig bin. Dumme Menschen können ja auch reden. Die muss ich auch aushalten. Ansonsten halte ich mich mit Bedarfsdemenz beim Arzt über Wasser: „Rauchen Sie?“ „Äh … nur an Feiertagen.“ Leugnen. Leugnen. Leugnen. „Und wie ist es mit Alkohol?“ „Öhm … nur zum Einreiben.“ Leugnen. Leugnen. Leugnen. „Wie sieht's mit Zucker, Fleisch, Weißmehl aus?“ „Hmm … böse. Alles böse.“ Leugnen. Leugnen. Leugnen       "Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen." Berthold Brecht   ******************** Am 14.3.2024 um 9:46 von Gesko auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%26fG%23%29) ********************