******************** Der Teufel von BerndMoosecker ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Ein junges Paar versucht seinen Weg zu einer gemeinsamen Zukunft zu finden. Der Weg dorthin wird durch Missgunst erschwert, ihre Liebe droht zu scheitern. Sie waren jung, sie waren ineinander verliebt und sie waren seit kurzem verheiratet. Es war zu dieser Zeit schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Das damalige Wirtschaftswunder war in seiner Endphase angelangt, die Narben des Krieges traten in den Städten nur noch selten zutage, trotzdem, es fehlte an Wohnraum für die nachwachsende Generation. Die beiden Verliebten hatten Glück, sie fanden eine Wohnung – zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad – zum Selbstausbau. Die Miete war erschwinglich, da tat der Kleinkredit für den Ausbau nicht sehr weh und schließlich hatten sie Elan und hilfreiche Freunde. Irgendwann im Frühjahr war Wohnung fertig. Die wenigen Möbel – teilweise gebraucht erworben – waren eingeräumt, sie staunten über die Summe ihres Glücks und versuchten sich in einem geregelten Eheleben.     Es gab bei ihnen die üblichen Reibereien junger Leute, die keine Übung vom Zusammenleben auf engem Raum hatten, ihre konträren Charaktere traten dabei zutage. Sie war laut und aufbrausend und reagierte entsprechend heftig, selbst bei kleineren Auseinandersetzungen. Er schwieg meist dazu, was sie erst recht auf die Palme brachte. Einmal, als sie kurz Luft holte, warf er ein, er hätte zum Thema auch noch etwas zu sagen, wenn sie dann fertig wäre. Daraufhin explodierte sie noch einmal kurz und heftig, verlegte sich dann aber aufs Schmollen. Sie fanden nach solchen Streitereien, den Verlauf des Streits dann eher lustig und widmeten sich wieder ihrer Liebe. So vergingen Frühjahr und Sommer ohne bedeutsame Ereignisse, aber im Herbst zerbrach etwas. Ihm wurde plötzlich klar, in diesem Haus führte der Teufel das Regiment. Für ihn schlich sich der Teufel unmerklich in ihre Ehe ein und als er es wahrnahm war die Liebe kurz vor dem Erlöschen, fast war es schon zu spät.     Die Frau steigerte sich zu dieser Zeit mehr und mehr in eine Art Sucht, die Wohnung sauber zu halten – sie putze und wienerte immer wieder und wieder. Er half bei dieser Tätigkeit, in der Meinung, sie würde dann schneller fertig ihrer Arbeit. Das war natürlich ein Trugschluss, sie fand immer wieder neue, noch nicht gesäuberte Stellen in der Wohnung. Eines Tages konnte sie nicht mehr, sie sah nur noch einen Ausweg, sie musste mit ihm sprechen und so sprudelte es nur so aus ihr heraus. Der Teufel hatte zuerst vorsichtig Zweifel gestreut und die Zuverlässigkeit des Mannes angezweifelt. Als das nicht fruchtete, hatte er stärkere Geschütze aufgefahren. Er hatte ihr klargemacht, sie vernachlässige ihren Haushalt. Dieser Vorwurf wirkte, sie selbst hielt sich für eine gute reinliche Hausfrau und so putzte und putzte sie, ohne zu bemerken, dass ihr Mann sich vernachlässigt fühlte. Das Geständnis hatte eine heilsame Wirkung, der Mann schlug vor, sie könnten sich eine neue Wohnung suchen. Sie brach darüber in Tränen aus und schüttelte nur den Kopf. Er machte einen weiteren Vorschlag und bat sie, sich umgehend, um psychologische Hilfe zu bemühen. Dazu nickte sie, noch unter Tränen.     Schon die Suche nach geeigneter Unterstützung besserte das Verhältnis zwischen beiden. Ihre Liebe entflammte zu neuer Leidenschaft und als der Winter kam, zogen sie sich fast jeden Abend ins Wohnzimmer zurück. Ausschließlich dort hatten sie eine Heizmöglichkeit und sie hatten sich einen Ofen mit großem Sichtfenster auf die Feuerstätte geleistet. So beschäftigten sie sich im dunklen Wohnzimmer, nur beleuchtet vom flackernden Feuer, mit ihren Körpern. Das war ihr Geheimnis, das sie vor dem Teufel geheim hielten. An diesen Abenden fühlten sie sich unbesiegbar. Dann war eine passende Therapeutin gefunden und in ihnen keimte die Hoffnung auf, dass sich ihre Lage normalisieren würde. Die Therapeutin war eine sehr lebenserfahrene Frau, die gerne zuhörte und so schnell zu der Erkenntnis kam, es gäbe nichts zu therapieren. Sie hatte nur einen Rat für die Frau – ziehen sie mit ihrem Mann aus, egal wohin, aber suchen sie sich eine neue Unterkunft, möglichst sofort. Ihr Mann nickte nur dazu, als sie ihm davon erzählte. So beschlossen sie sich auf die Suche zu machen. Sofort und auf der Stelle auszuziehen trauten sie sich nicht, für Sozialwohnungen gab es eine lange Warteliste, die preiswerten Altbauten waren fest in der Hand der Leute, die schon ewig dort wohnten und für eine Wohnung auf dem freien Markt fehlte ihnen das Geld. So beschlossen sie heimlich nach einer Lösung zu suchen, um nur den Teufel nicht zu reizen.     Das ging eine Zeitlang gut, aber der Teufel war misstrauisch und verlegte sich nun darauf Unfrieden zu säen. Wieder setzte er bei der Frau an, redete ihr gut zu, erwähnte, der Mann täte dieses oder er täte jenes nicht und als das alles nicht richtig fruchtete, verstieg er sich zu der Behauptung, die Frau sei dem Manne hörig. Die Situation war für die Frau schwierig, sie wollte nur ihren Frieden, sie zog sich immer weiter in eine Art Kokon zurück und verschwieg ihrem Mann auch diesmal die Anfeindungen des Teufels. Da sie die neuerlichen Angriffe des Teufels für sich behielt, bezog er ihr Zurückziehen auf sich und da er in diesem Zustand auch keinerlei Zuwendung von ihr bekam, glaubt er, ihre Liebe zu ihm sei erloschen. Eines Abends durchbrach er den Kokon und erklärte unumwunden, er könne nicht mit einer Frau zusammenleben, deren Liebe gestorben wäre. Er würde bleiben, bis der Kredit getilgt sei und danach würde er gehen. Diese Ansage befreite die Frau aus ihrer Lethargie, sie versicherte ihm, dass sie ihn liebe und wenn er ginge, dann ginge sie mit ihm.     Die Ansage des Mannes wirkte im weiteren Verlauf wie eine Befreiung, der Teufel verlor all seine Macht über sie. Intensiver als zu vor waren sie nun auf Wohnungssuche. Jede Mark, die sie erübrigen konnten, floss in die Rückzahlung des Kredits. Das Geld, das sie in den Ausbau der Wohnung gesteckt hatten, war verloren, wenn sie auszogen, denn um das zu verhindern, hätten sie mit dem Teufel verhandeln müssen. Sie nahmen den Verlust in Kauf, nur weg vom Teufel, was zählte da schon das verlorene Geld. Der Mann nahm Kontakt zu ihm nahestehenden Verwandten auf. Da er nicht wusste, ob seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, hielt er seinen Plan vorerst geheim. Seinem Großvater gingen die Probleme der Beiden zu Herzen. Er gab seinem Enkel die Zusage für einen größeren Geldbetrag. Erst nach dieser Zusage besprach er seine Idee mit der Frau, er schlug vor, statt weiter nach einer neuen Wohnung zu suchen, eine Wohnung zu kaufen. Ihre Bedenken wegen der monatlich aufzubringenden Kreditraten, zerstreute er mit einem Rechenbeispiel. Er konnte sie leicht überzeugen, indem er die Kreditraten und die monatlichen Bewirtschaftungskosten mit der Miete einer frei finanzierten Wohnung verglich, denn nur eine solche Wohnung wäre kurzfristig zu finden gewesen. Es dauerte gefühlt endlos, bis die gekaufte Wohnung bezugsfertig war. Aber eines Tages war es so weit. Sie saßen am Abend nach der Schlüsselübergabe, in der noch leeren Wohnung, eng umschlungen auf dem Boden. Nur noch den Umzug organisieren und des Teufels Macht gehört zu unserer Vergangenheit, flüsterte die Frau in sein Ohr. Er hatte von ihr unbemerkt eine Flasche Bier und zwei Gläser in die Wohnung eingeschmuggelt und so saßen sie, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, mit den Rücken an die Wand gelehnt auf dem Boden und tranken langsam an ihrem Bier. Als es ihnen später zu kühl wurde, erhob sich die Frau einmal und drehte am Heizkörperventil. Kurz stieg in ihr Trauer auf, als sie dabei an das flackernde Feuer im Ofen zurückdachte. Der Anflug von Trauer verflog, als sie sich wieder niederließ und ihren Kopf an die Schulter des Mannes anlehnte. ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Es ist in der heutigen Zeit nur schwer darstellbar, wie es jungen Paaren in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bei der Wohnungssuche erging. Viele dieser Paare, waren froh, wenn sie ein möbliertes Zimmer als ihr erstes Zuhause fanden, wenn das nicht gelang, blieben die Paare weiter getrennt bei den Eltern wohnen oder, das war zumindest in meiner Heimatstadt so, sie bekamen als Notunterkunft ein Zimmer im Luftschutzbunker.In den Ballungsräumen unseres Landes ist es auch heute wieder schwer bezahlbaren Wohnraum zu finden. Mich erfüllt es mit Trauer, wenn ich mitbekomme, wie Menschen bei der Suche nach einer Wohnung verzweifeln. Ich kann das aus eigener bitterer Erfahrung nachvollziehen, wenn seither auch fast ein Menschenleben vergangen ist.Das Original der Geschichte findet Ihr hier: erzaehlungen.moosecker-hassels.de/text/text_02_pdf.php?v=oeffentliche_adobe&d=der_teufel.pdf ******************** Am 17.8.2020 um 20:23 von BerndMoosecker auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%24j%2F%40X) ********************