Forum > Schreibwerkstatt > Schreiben Allgemein > Augenroll-und-Mecker-Thread: Was nervt euch an Geschichten? (Seite 2)
#11

Am 10.07.2019 um 9:05 Uhr

Uff oh je, da gibt es so einiges :'D

(Vorsichtshalber eine cn für sexuelle Gewalt/Rape, weil ich darüber schreiben werde, jedoch logischerweise nichts genaues beschreibe)

 

Also zunächst mal finde ich viele dieser übergriffigen Tropes zum Schreien. Ich finde es so furchtbar, sie das romantisiert wird. Es ist nicht nur Vergewaltigung aus Liebe oder graue Charaktere, die einfach straight up zu Vergewaltigern werden (was mir besonders bei meinen Lieblingen sehr sehr tut), sondern auch einfach übergriffigen Verhalten wie zB bei Shades of Grey quasi alles was.der Typ tut. :/ Das ist nicht romantisch, das ist creepy af und es wird nie als schlechtes dargestellt sondern etwas Gutes. Eine Story über einen Stalker, der eindeutig der Böse ist, wäre interessant. So bin ich eher beleidigt davon

 

Da ist selbst queer bin und es satt habe so gut wie gar nicht repräsentiert zu werden muss ich sagen, dass mich Geschichte die nur aus Charakteren, die cis und hetero sind, nerven. :'D gerade bei Fanfictions, wo man sich nicht übers Verkaufen keine Gedanken machen muss und es ein große Cast gibt ... Finde ich irgendwie nicht so.cool. und wenn wir dann doch mal vorkommen sind wir nur schlechte Klischees :/

Ist vielleicht mein "Nischenproblem", aber na ja, ich würde viel dafür geben, dass mal eine Lesbe die Welt rettet oder zumindest mehr macht als sich zu outen. :/ (Ja, ich schreibe sowas selbst, aber das ist halt trotzdem nicht das gleiche)

 

Ansonsten nerven mich viele Stereotypen. Der Ausgewählte, der das eigentlich gar nicht will, aber dann doch. Der Mann, der alles verloren hat und jetzt so hart und männlich ist. Die Frau, die so naiv und gutgläubig ist dass es weder realistisch noch spannend ist. Die Frau, die nicht so wie die anderen Mädchen und deswegen besser ist. Generell die "bösen Zicken". Dass die Helden, gerade so in Abenteuergeschichten, immer so jung sind und Frauen über 40 nicht zu existieren scheinen (außer vllt als Mütter) und na ja, vieles mehr. ^^"

Ich würde einfach gerne Dinge lesen, die nicht schon tausend mal da waren..Tropes sind okay und wichtig, aber man muss sie nicht immer 1 zu 1 übernehmen.

Am 28.05.2020 um 10:00 Uhr

Weil ich gerade auf einer anderen Seite über ein Werk gestolpert bin, das mich in der Hinsicht irgendwie aufgeregt hat:

Ich mag diese "politische Quoten-Schreiberei" irgendwie nicht. Also, ich meine, wenn eine Geschichte zu politisch beladen ist. Früher fand ichs gut und/oder wichtig, wenn Autoren in ihren Geschichten so diese ernsthaften gesellschaftspolitischen Schienen fahren.

Aber heute regt es mich irgendwie auf.

Ich meine jetzt nicht, dass man ohne diese Diversität schreiben sollte, auf gar keinen Fall, ich bin selber panromantisch und schreibe auch selbst Charaktere, die hier und da ziemlich anders sind, im Sinne von Queer-sein und mit psychischen Problemen und so weiter ...

Aber mich nervt irgendwie eine bestimmte Intention, so like "Die Geschichte MUSS feministisch und trans-korrekt und dies und das sein, und du musst das so und so machen". Also halt, dass sich die Freiheit beim Schreiben dem angeblich total unterzuordnen hat.

Das regt mich übrigens auch bei Büchern auf. Hatte mal ein Buch, in dem im Nachwort der Geschichte dann so was von "Jeder zehnte Charakter in einem Buch hat queer zu sein, und die Frauen in Büchern müssen so und so sein" stand. So dieses Quoten-Ding eben.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut und richtig, dass zum Beispiel queere Charaktere gut sichtbar sind, und ich bin und schreibe das wie gesagt selbst. Was mich nur stört, ist dieses zwanghafte "Jede Geschichte MUSS jetzt eine korrekt beschriebene LGBTQ-Person und außerdem feministische Statements enthalten"-Ding. Also, wenn es so gezwungen oder moralisch aufgeladen geschrieben ist.

Es liest sich einfach super anstrengend.

Wenn ich so etwas in dem Themenbereich schreibe (und das mache ich viel), dann möglichst eben nicht auf dieser Moral-Schiene, sondern halt einfach so. Für mich sind diese Dinge so normal und im positiven Sinne egal, dass ich sie einfach frei hinschreiben will. Die Themen so behandeln, als seien wir schon an dem Punkt, an dem Personen, also auch Charaktere, einfach so sein können, wie sie eben sind, ohne dass man es besonders "politisch korrekt" betonen muss.

Versteht jemand, was ich meine?