Eine Zeitreise die sich gewaschen hat - Part 1

Kurzbeschreibung:
Hallo und herzlich willkommen zu meiner ersten Geschichte!

Nein, dass soll keine Entschuldigung für evtl. Fehler oder Ähnlichem sein. Ich wollte es nur erwähnen...

Also, mir geisterte Edward schon länger im Kopf rum. Als ich das erste mal Black Flag gespielt habe, fand ich ihn eher nicht so toll. Was aber daran lag, dass ich noch so im AC3 Fieber war und nicht so recht davon los kam.

Doch irgendwo in meinem Hinterkopf spukte dieser Käptn Edward J. Kenway immer herum und machte mich wahnsinnig. Dieses Piratenflair hat einfach etwas und liebe diese Piratenfilme von früher z.B. Und immer wieder sprang Edward in meinem Gehirn umher und schenkte mir Bilder und Erlebnisse, die man ja prima verarbeiten könnte.

Jetzt ist es wohl soweit, denn ich musste es schriftlich festhalten. Ich muss aber auch anmerken, nicht alles zuuuuu ernst nehmen. Nicht alle technischen Details sind akkurat und die Geräte würden so vermutlich auch nicht funktionieren. Aber darauf wollte ich auch den Fokus nicht legen, sondern auf die Geschehnisse mit dem jungen Piraten / Freibeuter aus Bristol.

So, jetzt könnt ihr gerne loslegen und lesen und ... mich steinigen, wenn es nicht gefällt.

Für Kritik und Anregungen bin ich immer offen. Schreibt mir gerne, was ihr so davon haltet.

PS: Es sind schon so einige Kapitel fertig und ich versuche nach und nach die bearbeiteten Parts rauszuhauen. Ob nun regelmäßig ist von meiner Zeit abhängig. Aber ich bemühe mich! :-)

Vielen Dank für eure Aufmerksam und ... Vorhang auf ...

Am 20.11.2019 um 13:35 von MrsHEKenway auf StoryHub veröffentlicht

1. Kapitel: Fundstücke

Kapitel 1

Es ist der 5. Februar 2000. Mein Name ist Alex Frederickson, ich bin 24 Jahre alt, Assassine und lebe in Deutschland. Mein Leben ist ruhig, da die Templer zwar anwesend sind, aber zur Zeit keine echte Bedrohung darstellen. Bisher also eine eher langweilige Angelegenheit, ich weiß.

Vor ungefähr drei Wochen haben wir ein seltsames Vorläuferartefakt bei Bauarbeiten für einen neuen Trainingsplatz entdeckt. Was ungewöhnlich ist, denn es war nicht 100erte von Metern tief vergraben und somit eigentlich auch leicht zu finden. Zuerst hielt ich es deshalb für für ein altertümliches Schmuckstück. Aber ich wurde stutzig, als dieses Ding leicht zu leuchten begann.

Das in dieser Region irgendwann einmal die "Vor-uns-kamen" gelebt haben sollen, erschien mir erstmal eher unwahrscheinlich. Es gab keinerlei Aufzeichnungen oder Hinweise darauf. Man stellt sich ja immer irgendwelche verschütteten Bauten, verborgene Tempel oder so etwas ähnliches vor.

Nichts desto trotz, übergab ich diesen kleinen runden, an einen Armreif erinnernden Gegenstand zur Analyse an unser kleines Labor. Da kann man echt froh sein, dass wir fanatische Archäologen in unserem Team haben. Tom und Lisa haben sich gleich darauf gestürzt, als hinge ihr Leben davon ab. Vermutlich auch, weil es endlich etwas spannendes und interessantes zu studieren gab.

Einige Tage später gab es dann auch die ersten Resultate, die mein Herz haben höher schlagen lassen. Dieser Ring erzeugt eine Art Strahlung/Kraftfeld, welche eine Verkrümmung der Zeit bewirkt. Ich hoffe, ich gebe das jetzt so richtig weiter. In solchen Dingen bin ich nicht ganz so bewandert.

Der erste Gedanke: Zeitreise? Brauch ich jetzt noch ein Auto oder einen Blitz? Zuviel "Zurück in die Zukunft" in jungen Jahren geschaut.

Zu meiner Erleichterung: Nein, braucht man nicht. Laut Lisas bisherigen Erkenntnissen, würde es reichen hinein ins "Licht" zu gehen und weg wäre man.Theoretisch! Aber wie sollte man das jetzt testen? WER sollte es testen? Denn man kann ja schlecht eine Banane hinein werfen und schauen, was dann passiert... (kleine Anmerkung: ich habe eine Orange geworfen und was soll ich sagen? Sie kam nie zurück!)

Eine Münze werfen? Hmmm, nein. Strohhalme ziehen? Nein, eher unpassend für eine so wichtige Angelegenheit!

Es war auch schwer zu sagen, wie genau die Zeit- und Ortsangaben umgesetzt werden. Am angeschlossenen Monitor konnte man ein Zahlenwirrwarr erkennen, welches sich immer und immer wieder veränderte. Da mussten unsere ITler doch noch ein wenig weiter recherchieren und forschen. So war das ganze Unterfangen doch zu riskant.

Somit entschieden wir, fürs erste eine Nacht darüber zu schlafen und dann am nächsten morgen frisch erholt noch einmal zusammen zukommen.

Gesagt getan. Ich fuhr nach Hause, in meine kleine Wohnung... in der mich Stille empfing. Haustiere waren noch nie mein Ding (beschissene Allergien sag ich euch!) und von einem Partner hielt ich auch nicht so viel. Alleine leben hat auch Vorteile und irgendwie, war mir NOCH nicht nach so einer engen Beziehung.

Meine Klamotten flogen in die Ecke und ich stieg unter die Dusche und sinnierte über den Tag und über das Artefakt.

Als ich vor einem Teller in Käsesauce schwimmender Pasta saß, dachte ich an das Abenteuer, welches einem hinter diesem "Wasserspiegel" begegnen könnte. Oder eben welche Gefahr dort auf einen lauern könnte.

Irgendwann fand ich mich auf meiner Couch umringt von zig Büchern und Aufzeichnungen wieder und studierte die Lebensgeschichten einiger berühmter Assassinen. Was soll ich sagen? Einer hat es mir seit geraumer Zeit angetan: Ich liebe Piratengeschichten wie ein kleiner Teenager. Also las ich zum gefühlten 100000 male die Lebensgeschichte von Edward Kenway. Nicht unbedingt mein Traummann, aber ... erwähnte ich schon, dass ich Piraten mag???

In der Nacht träumte ich dann tatsächlich davon, auf einem Schiff zu segeln und... über der Reling zu hängen, weil mir schlecht ist. Seekrank werde ich eigentlich nicht, aber es war ja nur ein Traum. ... Strand ... Meer ... Sonne ... mit einem "Urlaubsgefühl" und dem Entschluss, dass ich diesen Schritt durch den Spiegel gehen will, wachte ich auf.

Nach meinem morgendlichen heißen nicht weg zudenkenden Kaffee fuhr ich wieder zu unserer "Zentrale" ... Das klingt hochtrabend, ist aber nur eine kleine umgebaute alte Werkstatt mit ein bisschen Freiluftgelände drum herum. Das Grundstück liegt in einem bisher kaum ausgebauten Industriegebiet. Ein entscheidender Vorteil, denn so waren wir vor neugierigen Blicken sicher.

Dort angekommen saßen wir dann alle wieder zusammen und... keiner sagte etwas. Alle machten nur betretene Gesichter. Also machte ich den Anfang und erzählte von meinem Traum und dass ich den Versuch gerne wagen würde. Meine Kollegen und Mitassassinen stießen kollektiv ein sehr erleichtertes Seufzen aus.

Ich kann es ehrlich gesagt verstehen. Alle haben Partner, Ehepartner, ja sogar Kinder haben einige. Das Risiko in der Zeit hängen zubleiben, nicht wieder zurück zu können, wäre einfach zu hoch. Und was hatte ich denn groß zu verlieren?

Also stand meine Entscheidung fest. Ich gehe hindurch. Und ich wollte zur Zeit von Edward Kenway in die Karibik. Ich musste es einfach ausprobieren.

2. Kapitel: Angekommen?

Und noch einen Schritt...

Mir wurde der Boden unter den Füßen im wahrsten Sinne des Wortes weggerissen. Ich hatte das Gefühl, ich würde fallen... einfach fallen...

Kennt ihr diese Träume in denen man fällt und mit einem Zucken plötzlich aufschreckt und Muskelkater überall hat? Ja, so ähnlich ging es mir auch...

Im nächsten Moment stolperte ich über meine eigenen Füße und fiel jemand anderem direkt VOR die Füße. Es war schon sehr dämmrig und meine Augen mussten sich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Mein Kopf dröhnte zudem und mir war wahnsinnig schwindelig.

Als ich aufblickte, sahen mich leicht benebelte blaue Augen aus einem schief grinsenden Gesicht an. Mir wurde eine Hand gereicht, mit den lallenden Worten: "Na, zu tief in den Krug geschaut, Mädchen? Ihr solltet aufpassen, man weiß nie, wem man hier so alles begegnet!" Schallendes Gelächter um mich herum!

Nachdem ich mich aufgerappelt hatte und wieder aufrecht stand, nahm ich meine Umgebung erst richtig wahr. Und ich wollte im ersten Moment meinen Augen nicht trauen!

Ich stand auf einer Art Terrasse die, wie ich vermutete, zu einer Taverne gehören musste.Die Überdachung bestand aus einem alten Segeltuch, welches mit ein paar Schnüren an Pfählen rings um die Taverne festgemacht war. Überall standen Tische, Stühle und Bänke und ein Haufen betrunkener Menschen mit Krügen in den Händen saßen dort.

Niemand schien mein plötzliches Erscheinen zu hinterfragen oder merkwürdig zu finden. Man redete, lachte und sang fröhlich weiter. Mit einem plötzlichen Schrecken sah ich auf den Ring in meiner Hand und griff hektisch nach meinem kleinen Seesack. Schnell verstaute ich das Artefakt und hoffte, dass auch das nicht auffiel.

Langsam registrierte auch mein Körper die veränderten Verhältnisse. Diese unglaublich unangenehme Schwüle... Tropisches Klima. Mein Hemd klebte mir am Körper unter meinem Mieder und der Schweiß rann mir den Rücken hinunter.

Und es stank hier erbärmlich. Ich bin eigentlich nicht wirklich geruchsempfindlich, aber... es war so widerlich. Eine Mischung aus Klo, fauligen Abfällen und Erbrochenen. Bei Odin, so schlimm hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Mein Schwindelgefühl ließ langsam nach und mir fiel auf, dass ich bisher noch keinen Ton über die Lippen gebracht hatte. Vielleicht sollte ich mal meinem Retter mit den blauen Augen danken, wenn er denn überhaupt Wert darauf legte und wenn er denn noch wußte, was er vor 2 Minuten getan hat. Man weiß bei stark alkoholisierten Menschen ja nie....

Ich drehte mich zu ihm um und sah mich einem Mann gegenüber, der tatsächlich nicht mehr ganz nüchtern war, aber durchaus wußte, was er tat. Seine sandfarbenen Haare und seine sonnengebräunte Haut verliehen ihm ein ... unglaublich gutes Aussehen... Seine Kleidung stach mir jedoch auch ins Auge, nicht unbedingt typischer Gehrock, Hemd, Weste und die übliche Ausstaffierung. Es sah wie ein Ornat aus und DAS hatte ich doch schon einmal gesehen. Über dem rechten Auge und der Wange prangte eine Narbe. Er war es tatsächlich!

"Entschuldigt Ma´am. Ist alles in Ordnung?" Ich musste wohl einen ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck gehabt haben, ich blinzelte ihn nur an und bekam einfach kein Wort raus!

"Mein Name ist Edward Kenway, zu euren Diensten." Seit wann ist er denn so höflich?

"Edward, nun lass das Mädel sich erstmal setzen und den Schreck verdauen. Du hast sie vermutlich zu Tode erschreckt, mit deinem fiesen Grinsen im Gesicht!" Die Stimme kam von einer Frau. Einer hübschen rothaarigen Frau mit irischem Akzent.

Ich... ich setzte mich, wie mir geheißen wurde. Den Becher mit dem Hochprozentigen nahm ich dankend entgegen und trank einen kräftigen Schluck. Das sollte ich aber auch gleich bereuen, denn das Zeug brannte wie Feuer in meinem Hals!

Beruhige dich Alex... alles wird gut... tief durchatmen...

Nun nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und versuchte mich in meinem etwas eingestaubten englisch zu verständigen. Man stellte sich das immer so leicht vor: Man kommt dort an und redet sofort drauf los, als wäre nichts passiert. Merke: Nein, so ist es nicht. Leider!

Ich räusperte mich kräftig "Entschuldigt, Master Kenway, wo sind meine Manieren? Mein Name ist Alexandra Frederickson und ich bin heute hier angekommen. Mein Schiff, ein kleiner Schoner, wurde angegriffen und versenkt. Aber ich hatte Glück im Unglück und wurde von einem freundlichen Händler an Bord genommen und hier abgesetzt."

"Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Es tut mir aufrichtig leid, dass ihr solche Unannehmlichkeiten hattet. Ich hoffe, ihr werdet bald wieder nach Hause kommen können zu eurer Familie, Mrs. Frederickson."

Mrs??? Fürs Erste wollte ich Edward nicht berichtigen, verheiratet war ich ja nicht. Aber das musste er ja nicht gleich wissen.

3. Kapitel: Eine Unterkunft finden!

Und so zog sich die Unterhaltung ein wenig zäh in die Länge, da ich ehrlich gesagt, immer noch nicht vollständig realisiert hatte, dass ich tatsächlich richtig angekommen war. Zumal ich mir den Kopf zermarterte, wie es jetzt weitergehen könnte.

Aber ich muss gestehen, ich hätte Käptn Kenway für unhöflicher gehalten. Wenn man bedenkt, dass er auf einer kleinen Farm aufgewachsen war und eigentlich immer sehr bodenständig war... Vorurteile, ich weiß, aber die konnte ich ja jetzt endlich über Bord werfen.

Je später der Abend wurde, desto mehr entspannte ich mich. Und nein, es lag nicht am Rum, den habe ich immer schlückchenweise genossen. Nicht becherweise, wie einige Tischnachbarn, die mir dann lautstark mitteilten, dass es lustig aussah, als ich mich  vor ihrem Käptn lang gemacht hätte... schönen Dank auch...

Edward hingegen sah mich immer wieder so seltsam an... sein Blick, nein seine Augen wurden dunkel und ich hatte das Gefühl, er würde direkt in mich und meine Gedanken blicken können. Sah so der Adlerblick für Außenstehende aus? Er musterte mich regelrecht.

Irgendwann kam ich aber dann doch an einen Punkt, an dem ich dermaßen müde wurde, dass ich mich am liebsten irgendwo, egal WO hingeworfen hätte. Etwas schüchtern, fragte ich dann die rothaarige Bedienung und ja, es war Anne Bonny, ob sie mir eine preisgünstige Unterkunft für die Nacht empfehlen könne.

"Mädchen, du siehst aus, als bräuchtest du eine Woche Schlaf und nicht bloß eine Unterkunft für eine Nacht!" Frivoles Gelächter von den Saufkumpanen am Tisch, bei denen ich sicherlich eine Nacht verbringen könnte, gegen "diverser Dienste" ... üüüüürks... nein Danke.... lieber schlafe ich im Stehen.

Anne nahm mich beiseite und versprach mir, dass ich vorerst bei ihr übernachten könnte, bis ich mich anderweitig eingerichtet hätte. Sie hätte zwar selber keinen Palast, aber eine Schlafkammer mit einem richtigen Bett und (dank ihrer Sauberkeit) mit sauberen Laken. Ich nahm ihr Angebot dankend an und so zeigte sie mir den Weg. Es war eigentlich gleich um die Ecke, ein kleines Häuschen mit 3 Räumen. Ein Raum gehörte ihr und die anderen beiden bewohnten  zwei Prostituierte ... Das störte mich weniger, denn die brachten ihre Freier ja sicherlich nicht hierher.

Annes Zimmerchen war karg möbliert, aber was brauchte man schon. Neben der Tür stand eine kleine Kommode mit Spiegel darüber. An der gegenüberliegenden Wand stand ein einfaches Holzbett, welches aber groß genug war und Platz für zwei bot. Wenigstens musste ich nicht auf dem Boden nächtigen. Ein Nachttischchen mit einer Kerze und einem aufgeschlagenen Buch standen links daneben.

Der Ständer mit der Waschschüssel stand in der hinteren rechten Ecke beim Fenster und auf dem Haken daneben hing ein (ich vermutete) sauberes Handtuch. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht hatte (soweit das möglich war mit einer Waschschüssel und einem Krug mit lauwarmen Wasser), zog ich meine Stiefel, Strümpfe und Hosen aus. Aus meinem Seesack fischte ich meine Zahnbürste und Paste. Dieser Geschmack von Rum war einfach nicht meins, sehr sehr unangenehm.

Es war einfach zu warm und so richtig aklimatisiert hatte ich mich auch noch nicht. Also legte ich mich einfach ohne Decke aufs Bett und hoffte, dass ich bald ins Reich der Träume huschen würde.

Weit gefehlt, ich war müde ohne Ende, fand aber einfach keine Ruhe. Die ungewohnten Geräusche vom Meeresrauschen und das Stimmengewirr auf der Straße... Die Gerüche... meine nicht ruhegebenden Gedanken... einfach ALLES brachte mich um den Schlaf.

Also stand ich wieder auf und öffnete kurzerhand das Fenster, um wenigstens ein klein wenig Durchzug und frische Luft reinzulassen. Nur mit dem Hemd bekleidet stand ich nun dort und beobachtete die Straße, welche um diese Uhrzeit (wie spät war es eigentlich???) noch recht gut gefüllt war. Plötzlich hatte ich das merkwürdige Gefühl, als würde mich jemand beobachten, ein seltsames kribbeln im Nacken, wie von tausenden feiner kleiner Spinnenbeinchen!

4. Kapitel: Edwards große Liebe!

Ich späte hinaus und suchte mit meinem nicht ganz so geübten Adlerblick die Straße ab. In unserer Zeit brauchte man diesen Blick ja so gut wie gar nicht mehr, da man technologisch schon weiter war. Und dafür war ich dankbar. Hätte ich doch aber mal ein wenig mehr geübt während meiner Ausbildung!

Und dort! Auf der anderen Seite im Schatten von zwei fast verfallenen Holzhütten stand er oder sie. Zumindest war es ein Mensch mit einer gelben pulsierenden Aura und wie ich hoffte, demnach auch nicht auf Krawall und Ärger aus. So starrten wir uns gefühlte Minutenlang an. Irgendwann wurde mir das dann doch zu blöd und ich zog mir meine Hosen und meine Stiefel wieder an und machte mich auf den Weg nach draußen.

Als ich aus dem Zimmer trat, hörte ich aus dem gegenüberliegenden Zimmer eindeutige Geräusche, die sicher nicht vom Möbelverrücken kamen. Nahmen die Dirnen tatsächlich ihre Freier mit in ihre privaten Räume? Naja, ich kannte mich da für diese Zeit halt nicht aus, aber ich war mir sicher, es gab hier auch ein Bordell.

Draußen angekommen, ging ich hinüber zu den alten Häusern. Aber an dem Platz, wo ich diesen Spanner gesehen hatte, war keine Menschenseele mehr. Ich lugte um die Ecke und versuchte in diesem nur vom Mond beschienen halbdunkel etwas zu erkennen. Es war niemand mehr dort zu sehen. Mich interessierte aber brennend, WER dieser Niemand denn nun war. Doch mit meiner Müdigkeit und dieser unangenehmen Hitze war mir plötzlich nicht mehr nach umherlaufen und eine Suchaktion starten.

Ich drehte mich kurzerhand um und wollte zurück zu meinem Gastzimmerchen, als ich mit einem etwa 1,85 m großen männlichen Wesen zusammen stieß. Vor Schreck sprang ich ein Stück zurück und landete sehr undamenhaft auf meinem Hintern (irgendwie hatte ich heute ein Talent fürs Fallen entwickelt). Und wieder reichte Mann mir die Hand und erst jetzt erkannte ich ihn... Es war Edward. Ein wenig erleichtert, dass mich hier kein wildfremder mit Rum vollgelaufener Idiot überfallen wollte, dankte ich ihm mit meinem hoffentlich freundlichsten Lächeln. Mir fiel siedend heiß ein, dass ich völlig unbewaffnet dastand. Mein Messer, die Klingen... alles war im Zimmer sicher verstaut im Seesack.

"Mrs. Frederickson, was macht ihr ganz alleine um diese Zeit hier noch auf der Straße? Von den Dirnen wäre das ja zu erwarten, aber von EUCH? Ich sagte doch, hier ist es für eine junge Frau alleine des Nachts zu gefährlich." Tadelnd sah er mich an, aber mit einem sehr netten schelmischen Grinsen, welches mir die Röte in meine Wangen steigen ließ. Zu meinem Glück war es zu dunkel, als dass er es hätte bemerken können.

"Master Kenway, ich bin froh, dass ihr es seid. Ich wollte mir nur ein wenig die Beine vertreten, da ich leider keinen Schlaf in dem warmen Zimmer finde. So etwas bin ich nicht gewöhnt." erwiderte ich mit gespielter Geziertheit. Wie verhielt man sich richtig als junge Frau, in dieser Zeit? An diesem Ort? Wenn man doch nur widerwillig hier gelandet ist? Fragen über Fragen!

"Was haltet ihr dann von einem kleinen Spaziergang? In der Nähe der Bucht wird es sicher angenehmer für euch und ich könnte euch bei dieser Gelegenheit auch einen Blick auf meine Jackdaw werfen lassen!"

Und da war sie, seine große Liebe. Ich konnte sie regelrecht in seiner Stimme hören. SEINE Jackdaw. Ich hatte einiges darüber in seinen Aufzeichnungen gelesen und Edward beschrieb seine Brigg immer so unglaublich liebe- und hingebungsvoll, dass einem ganz warm ums Herz wurde.

Ich willigte ein, denn ein klein wenig neugierig war ich schon, dieses Schiff live und in Farbe endlich sehen zu können. Ich hoffte, trotz der Dunkelheit, etwas erkennen zu können. Eine leichte Nervosität machte sich ebenfalls in mir breit, ebenso Angst, ich könnte etwas falsches sagen und mich verplappern im Bezug auf das, was noch vor ihm lag? Wie sollte ich denn auch bitte erklären, dass ich aus einer anderen Zeit kam? Diesen Gedanken versuchte ich vorerst weiter zu verdrängen.

Also machten wir uns Richtung, zu dieser Zeit muss man es so sagen, des improvisierten Hafens auf. Es war mehr ein kleiner Steg inmitten einer Bucht, in welcher kleine Beiboote vor sich hin dümpelten von den vor Anker liegenden Schiffen. Mit Edward an meiner Seite war ich tatsächlich ein wenig entspannter, auch wenn meine innere Unruhe nicht ganz abklingen wollte.

Die Straße wurde breiter, links tauchte das "Old Avery" auf und im Mondlicht konnte ich die Umrisse der im Moment dort liegenden Schiffe sehen. Viele waren es nicht, vier um genau zu sein. "Black Beard"s riesige "Queen Anne´s Revenge" (im Gegensatz zu den anderen!) war kaum zu übersehen und überragte sie alle.

5. Kapitel: Ehrfurchtsvoll in der Nacht an Deck!

Edwards Schritte verlangsamten sich und dann blieb er stehen. Mit Stolz geschwellter Brust stand er neben mir und deutete auf ein etwas abseits liegendes Schiff auf der linken Seite. Da war sie, die "Jackdaw" ... Sogar in dieser nur vom Mond beschienen Bucht konnte ich sie erkennen und sie sah wirklich großartig aus. Voller Ehrfurcht bekam ich erstmal kein Wort heraus. Es ist etwas ganz anderes, wenn man sie im echten Leben vor sich hat, als nur  darüber zu lesen oder Bilder zu betrachten.

Master Kenway nahm meinen Arm und führte mich den kleinen Steg zu einem der vielen kleinen Beiboote hinunter. Ohne weiter zu fragen, umschlang er meine Hüften und hob mich in eine dieser Nussschalen. Grinsend nahm er mir gegenüber Platz und sagte mit einem kindlich freudigem Unterton: "Ich dachte mir, ihr wollt sie vielleicht gleich aus der Nähe sehen. Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich eure Nachtruhe noch weiter hinauszögere?"

"Aber nein, überhaupt nicht Master Kenway. Oder sollte ich ab jetzt besser Käptn Kenway sagen?"

"Eigentlich reicht Edward völlig aus. Solange ihr nicht zu meiner Crew gehört, bin ich ja nicht euer Käptn!" Wenn du wüsstest, wie gerne ich mit dir einfach eine kleine Weile segeln würde...

Und schon kamen wir an der Brigg an und Edward gab Anweisung das Beiboot zu sichern. Er half mir beim Hochklettern und über die Reling.

Es mag sich kindisch anhören, aber als meine Füße die Planken der "Jackdaw" berührten, hatte ich das unsagbar dringende Bedürfnis ehrfürchtig in Tränen auszubrechen. Meine Augen liefen schon fast über und ich war nicht schnell genug, mich umzudrehen. Edward sah mich besorgt an: "Mrs. Frederickson, ist alles in Ordnung? Geht es euch nicht gut? Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen!" Wie recht du doch hast ,Edward.

Ein wenig tiefes Durchatmen half mir, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. "Es geht mir gut, Edward. Es ist nur ein wenig viel am heutigen Tage passiert und ich bin einfach erschöpft. Macht euch keine Sorgen!"

Erleichtert nickte er und machte sich daran, mir jedes einzelne Tau, jede Planke, jeden Nagel und so weiter persönlich vorzustellen. Kenways Stolz war unübersehbar und -hörbar und ich muss sagen, ich hatte vollstes Verständnis dafür.

Irgendwann standen wir am Bug und sahen auf das offene Meer hinaus und Edward erzählte mir die Geschichte, wie er sich die Jackdaw mit Hilfe von Adéwalé gekapert hatte. Es ist faszinierend, diese Erzählung persönlich zu hören, als sie nur zu lesen. Und Kenway ist ein guter Geschichtenerzähler, ich hätte ihm stundenlang zuhören können.

Ich ertappte mich dabei, wie ich mir vorstellte dabei gewesen zu sein. Edward geriet bei seiner Erinnerung an die Zeit ins Schwelgen und wir vergaßen völlig die Zeit.

Als die Sonne langsam aus dem Meer kam, überkam mich plötzlich eine Müdigkeit wie ich sie noch nie gekannt hatte. Und ehe ich mich versah, lehnte ich an Edwards Brust und döste ein. Ich spürte seine Arme um meine Taille und meine Knie und wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Aber das machte  nichts, das sanfte Schaukeln auf seinen Armen gab mir den Rest.

6. Kapitel: Schaukelndes Erwachen...

Ich saß auf meinem Balkon mit einer Tasse heißem Kaffee und einer Zigarette und genoß die warme Frühlingssonne. Mein Blick schweifte über die umliegenden Berge und Wälder, welche jetzt in einem wunderschönen hellen grün erblühten.

Aber wie immer wird man ja aus so einem schönen Anblick gerissen, weil mal wieder iiiiiiirgendjemand am rumbrüllen ist und seinen Kollegen auf der anderen Straßenseite iiiiiiiirgendetwas zubrüllen muss. Und dann diese knartschenden Holzdielen meiner Nachbarin über mir...

Moment mal... wir wohnen in einem Neubau. Nix mit alten Holzdielen in den Wohnungen...

Was zum Kuckuck?


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Ich schrak hoch und blinzelte das grelle Licht weg. Zumindest versuchte ich das, es gelang mir nur nicht so gut. Oh man, wo... wo war ich?

Ich lag in einer Hängematte, das war schon mal nicht gut, es war nicht mein Bett in Annes Zimmer.

Es war ein beengter kleiner Raum mit Fenstern am Kopfende der Hängematte und einemOberlicht... Unmengen an Kisten, Fässern, irgnendwelche Büsten und Bilder, waren ringsum verteilt. Und das Zimmer schaukelte vor sich hin. Irgendwo plätscherte Wasser...

Bei Odin!!! Ich war auf einem Schiff!!! Langsam kam meine Erinnerung zurück. Eine warme Männerbrust, meine Müdigkeit die mich übermannte und meine Füße die zu schweben schienen.

EDWARD! Ich pellte mich mühsam aus meinem schaukelnden Nachtlager, hellwach mit einem Mal. Wo war Edward? Warum war ich hier alleine? Auf dem Boden sah ich ein spärliches Nachtlager, also hatte der Käptn höflich wie er ist, dort genächtigt. Na, dann sollte ich mal nachschauen, ob ich ihn finde. Mein Blick fiel auf seinen Schreibtisch. Was für eine Unrodnung, neben Büchern, Schreibfedern und Schriftstücken, lagen auch Kleidungsstücke darauf.

Richtung Tür stand ein runder Tisch, auf welchem sich die Seekarten befanden und sonst nichts ausser dem Sextanten. Sehr aufgräumt, im Gegensatz zu dem Rest der Kajüte.

Als ich vorsichtig die Tür der Kajüte öffnete, ertönte ein doch sehr lautes und frivolesGelächter und Gekicher. Einige dumme Sprüche bezüglich, was ein Mann und eine Frau so alleine im stillen Kämmerlein veranstalten könnten, kamen auch. Wie alt waren diese Männer? 14?

Egal... ich sah mich um und sah den Käptn mit Adéwalé in eine Unterhaltung vertieft an der Reling stehen. Sollte ich mich einfach dazugesellen, oder "geziemt" sich das für eine Frau in dieser Zeit nicht? Einfach so ein Gespräch zwischen den Männern zu unterbrechen? Ich überlegte kurz. Kam aber zu dem Schluss, dass ich es ausprobieren sollte, denn anders könnte ich wohl kaum die Aufmerksamkeit auf mich ziehen, damit ich wieder an Land konnte und... ein Frühstück zu mir nehmen könnte.

Kaffee... ich brauchte Kaffee...

Edward hatte mir den Rücken zugewandt, aber Adéwalé sah mich kommen. Er unterbrach das Gespräch mit einem nicht gerade freundlichen Ausdruck im Gesicht und bedeutete dem Käptn er solle sich umdrehen. Edward lächelte auf mich herab (ja, er war größer als ich dachte) und begrüßte mich mit einer leichten Verbeugung. "Mrs Frederickson, wie ich sehe, seid ihr endlich aufgewacht. Wird auch so langsam Zeit, es ist schon fast Mittagszeit."

"Warum hat mich denn niemand geweckt? Es ist mir unangenehm, wenn ich solche Umstände mache. Wärt ihr wohl so freundlich, mich wieder an Land zu bringen, Master Kenway?" Ohne Kaffee ein höfliches und vor allem freundliches Lächeln zu Stande bringen, war eine Oscarverleihung wert!

Edward nickte nur und half mir wieder in das Beiboot. Mit gleichmäßigen Zügen ruderte er gemächlich an den Strand. Die Hitze war heute noch deutlicher zu spüren wie ich fand. Mein Hemd klebte am Rücken und mir rann der Schweiß zwischen den Brüsten runter. Wie gerne hätte ich dieses Mieder kurz gelockert. Vielleicht war es auch einfach SEINE Anwesenheit? Ach, Blödsinn... Aber seine blauen Augen hatten etwas...

7. Kapitel: Und das nennt ihr Frühstück?

Kapitel 8

Wieder mit festem Boden unter den Füßen, seufzte ich tief: "Ich habe einen Bärenhunger und brauche dringend einen heißen Kaffee, bevor ich einen Mord dafür begehen muss!"

Oh nein, hatte ich das gerade laut gesagt? Das war... völlig unnötig, dumm und sowas von falsch zu verstehen. Verdammt!!! Wo ist ein Loch im Boden, wenn man es mal braucht? Aber Edward sah mich nur belustigt an: “So schlimm ist es schon um euch bestellt? Dann wollen wir euch mal ein ordentliches Frühstück besorgen!”

Wir steuerten das Old Avery an. Ok, Hauptsache irgendwie etwas essbares und Kaffee??? Meine Zigaretten hatte ich absichtlich nicht mitgenommen. Ein paar Tage ohne, geht schon und ist der Gesundheit sicherlich nicht abträglich. Ich weiß ja, dass ich meiner Nikotinsucht bald wieder frönen darf!

Eine andere Bedienung kam uns entgegen und fragte, was sie uns bringen könnte. Käptn Kenway gab also die Bestellung auf: “Bringt mir das Übliche und für die junge Dame ein ordentliches Frühstück mit allem.” Was war denn bitte mit allem gemeint? Rührei kam nicht in Frage, ich hatte hier irgendwie noch keine Hühner gesehen. Ich muss mich wohl überraschen lassen. Aaaaber, wer bezahlte das? Reichten die Münzen, die ich mitgenommen hatte aus? Ich griff in meinen Beutel und holte das Geld heraus.

Ich tippte Edward verlegen auf die Schulter und fragte mit leicht roten Wangen, ob mein Geld dafür ausreichend sei. Zu meiner Verwunderung fing er an zu lachen und schloss in Windeseile meine Hand über den Münzen wieder, mit der Bemerkung: “Mrs. Frederickson, DAS ist ausreichend für eine ganze Kompanie und mehr. Woher habt ihr so viel Geld?”

“Ich... also... das habe ich ...” stotterte ich “Das war meine Reisebörse, die mir mein Onkel mit auf den Weg gab. Stimmt etwas nicht damit?”

“Nein, es ist alles in Ordnung, aber ihr solltet mit soviel Barschaft nicht hausieren gehen. Nicht jeder hier ist ehrlich zu euch!” Jetzt musste ich mich von einem Piraten belehren lassen. Aber er hatte ja Recht. Also musste ich eine Möglichkeit finden, einen Teil zu verstecken, damit ich ihn nicht immer bei mir trug. Wo sollte ich einen solchen Ort finden? Eine Schatzkarte malen, a la 'Das X markiert den Ort' ?

Ich beschloss, mich nach dem Frühstück darum zu kümmern, welches jetzt gebracht wurde. Es war... viel! Brot, frisch gebratener Fisch und natüüüürlich Rum. Gab es denn nichts anderes? Käse gab es auch noch, aber der sah nicht mehr so gesund aus. Also aß ich zum ersten Mal in meinem Leben zum Frühstück Fisch mit ein wenig trockenem Brot. Aber das konnte man wunderbar in den Fettsud eintunken... Mir blieb nichts anderes übrig, als tatsächlich jetzt schon alkoholische Getränke zu mir zu nehmen. Einen Becher... in kleinen Schlückchen.

Als ich aufgegessen hatte, stand Käptn Kenway auf und war im Begriff sich zu verabschieden. Nein, noch nicht jetzt! ... ging es mir durch den Kopf ... Wie konnte ich ihn aufhalten oder eben mit an Bord kommen?

Und da fiel mir ein, ich könnte es durchaus mit einer rührseligen Geschichte versuchen.

“Edward, wenn es möglich ist, würde ich euch gerne begleiten. Ich kann segeln, ich kann auch ganz passabel kämpfen, ich kann auch kochen und ich würde zu gerne hier wegkommen und einen Weg zurück zu meinem Onkel finden. Es sei denn, ihr wollt keine Frauen an Bord und lasst mich lieber hier bei diesen ungehobelten Männern zurück.” Das war dick aufgetragen, darauf fällt niemand rein...

8. Kapitel: Endlich unter vollen Segeln und Piraten!

Ein wenig nervös ob meiner Bemerkung und der hier anwesenden männlichen Kundschaft, trat ich von einem Bein aufs andere und wartete auf eine Reaktion von Edward.

Dieser sah mich, mal wieder, einfach nur an und grinste: "Mrs. Frederickson, seid ihr sicher, dass ihr lieber mit ungehobelten Piraten übers Meer segeln wollt, als hier in der Obhut einer guten Freundin zu bleiben und euch eine andere geeignetere Überfahrt zu suchen?"

Ähm... mir fehlten die Worte. Ja, natürlich würde ich lieber mit IHM segeln, als hier in diesem dreckigen Nassau zu bleiben. Denn meine Chancen waren egal wo ich war, immer die gleichen. Aber das wußte er ja nicht. Und ich war ja auch genau aus dem Grund hier, ich wollte Edward persönlich kennenlernen.

"Käptn Kenway, seid versichert, ich mute mir lieber einen Haufen ruppiger Piraten auf See zu, als hier an Land festzusitzen und kein Ziel vor Augen zu haben." Mit dem Blick auf die jetzt anwesende Anne setze ich hinzu: "Nichts für ungut, Mrs. Bonny. Es war sehr freundlich von euch, mich aufzunehmen. Und es hat mich gefreut, eure Bekanntschaft zu machen. Aber ich bevorzuge wohl doch Meer. Was bin ich euch schuldig?"

Verdutzt sah sie mich an und dann Edward und wieder mich: "Ihr schuldet mir gar nichts, ihr habt ja auch die Nacht nicht bei MIR verbracht." Ein süffisantes Grinsen huschte über ihr Gesicht und schon eilte sie mit schwingenden Hüften davon. Ich konnte ihr nur nachstarren und das mit offenem Mund. Edward hingegen prustete in sich hinein und war sichtlich stolz, dass man eine so männliche Meinung über seine Fähigkeiten hatte. Vielleicht sollte ich das mal klarstellen? Männer!

Also ging ich mit an Bord, nachdem wir Vorräte aufgenommen hatten und ich mein Quartier bezogen hatte, welches die Kapitänskajüte war. Eine Sonderbehandlung empfand ich als eher unangenehm. Das würde nur zu Gerede führen. Aber Edward war nicht davon abzubringen.

So legte die "Jackdaw" am frühen Nachmittag ab und segelte... ja, wohin eigentlich? Ich gesellte mich zum Käptn und erkundigte mich nach seinem Ziel. Etwas erstaunt sah er zu mir herunter und grinste dann in Richtung seines Quartiermeisters. "Wir haben gerade kein bestimmtes Ziel. Wenn ihr aber einen Ort kennt, der sich zu erkunden lohnt, dann immer raus damit!" Na, das war ja mal eine Herausforderung. Und wieder ärgerte ich mich, dass ich mich anscheinend doch nicht soooo gut vorbereitet hatte. Ich brauchte so etwas wie eine Karte! Aber natürlich... Käptn Kenway hat ja eine in seiner Kajüte. Also dann mal los...

Eine Entschuldigung murmelnd, lehnte ich mich kurz an die Reling und schaute den Wellen zu und bewunderte einfach dieses unglaublich klare Wasser mit seinen Bewohnern darin. Es war wunderschön und wie gerne hätte ich doch jetzt ein Foto gemacht, das werde ich in meiner Zeit nicht noch einmal so sehen.

Dann zog ich mich in die Kajüte zurück und versuchte, anhand der dort liegenden Seekarte, mir einen Überblick zu verschaffen. Überall waren Bemerkungen auf der Karte eingezeichnet, kleine Symbole und... holá... Schiffsrouten der Spanier, spanische Forts und Küstengebiete waren markiert. Ich nahm mir einen Hocker und studierte die Karte genauer.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich wäre fast Hocker gekippt, konnte mich aber noch am Tisch festhalten. Es war Edward, der ziemlich verärgert aussah. "Was macht ihr hier? Spioniert ihr uns etwa aus? Ihr inspiziert meine Seekarte und Aufzeichnungen ohne meine Erlaubnis!" Was??? Warum sollte ich... Oh, Kenway konnte ja nicht wissen, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir uns gerade befanden. Also versuchte ich, so gut es eben ging, ihm eine Erklärung zu geben.

"Käptn Kenway, ich spioniere nicht, ich habe nur versucht mir einen Überblick zu verschaffen, wo genau ich mich befinde. Durch den Sturm scheine ich weiter entfernt von meiner eigentlichen Reiseroute zu sein, als gedacht!" Auch das klang eher dürftig, aber eine bessere Erklärung fiel gerade nicht ein.

9. Kapitel: Langeweile auf See!

So dürftig meine klägliche Erklärung auch war, Edward fand sie anscheinend ausreichend. "Wisst ihr noch ungefähr, wo euer letzter Standpunkt war? Etwas, was uns vielleicht hilft, euch wieder in Sicherheit zu bringen?" Was? Ich wollte noch nicht zurück... noch nicht in Sicherheit gebracht werden. Nein, ich wollte noch Abenteuer, ich wollte noch mitsegeln... Bei Odin, sah ich so verweichlicht aus?

Das klingt wie ein kleines Kind, ich weiß und so bockig wurde ich auch auf einmal. Im selben Moment wurde mir aber auch klar, dass ich hier wirklich in Gefahr war. Mir könnte tatsächlich bei einem Angriff etwas zustoßen und Edward könnte es noch nicht einmal verhindern. Dieses Risiko war nicht von der Hand zu weisen. Verdammt...

Da kam mir der Gedanke, wenn er im Moment nichts konkretes ansteuerte, konnte ich ihn ein wenig umherschippern lassen. So, dass ich nicht in Gefahr geraten konnte und wir dennoch einer (auch wenn es nur fake ist) Aufgabe nachgingen. Ich rechnete ein wenig nach und kam zu dem Schluss, dass Edward lediglich auf Beute- und Plünderungstour war. Templerjagden standen noch nicht wieder an.

Mir war eingefallen, dass weiter südöstlich die Insel Great Inagua liegen müsste. Erstmal musste ich den Käptn davon überzeugen, dass in dieser Richtung mein Ausgangspunkt lag, also dort wo ich wieder hinmüsste. Und dann wäre es von Vorteil zu wissen, ob die Insel schon ihm gehörte, ob Julien Du Cass schon das Zeitliche gesegnet hatte.

Da ja nun Zeit war, schnitt ich wie beiläufig das Thema auf französische Namen, deren Bedeutungen, wie seltsam sie klingen und dass ich in der Verwandtschaft ja auch so einige merkwürdige Namensgebungen hätte. Ob Edward eigentlich Franzosen kannte, fragte ich. Mit einem etwas gereizten Unterton in der Stimme, sagte er: "Ja, vor einiger Zeit traf ich auf einen Du Cass. Es war ein kurzes Vergnügen, er war nicht der, für den er sich ausgab. Wir nahmen ihm seine Galleone ab. Sie liegt jetzt vor Nassau und beschützt die Bucht!" Aha, so legte er das aus? Offiziell wußte ich ja nichts von den Assassinen oder den Tepmplern. Wie lange konnte ich denn noch die Unwissende spielen? Und das schon nach nicht mal 2 Tagen! Was für ein Durchhaltevermögen ich doch hatte. Damit und mit Geduld war ich wirklich nicht gesegnet.

Aber wenigstens hatte ich die Gewissheit, das Great Inagua bereits in seinem Besitz ist. Dann konnten wir ja ohne weitere Bedenken in die Richtung segeln. Jetzt war ich nur gespannt, ob es Edward überhaupt Recht war, dass ich wußte, WO sich sein Versteck befand.

Edward verkündete unser ungefähres Ziel und die Crew sah ungläublig zu ihrem Käptn auf, aber sie gehorchten und gingen ihren Befehlen nach.

Nach kurzer Zeit waren volle Segel gesetzt und die Jackdaw nahm wieder Fahrt auf. Ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen und ein seeliges Gefühl überkam mich.

Die nächsten 2 Tage vergingen völlig ereignislos. Der Schiffsalltag ist halt nicht immer spannend und voller unerwarteter Kämpfe oder Herausforderungen. Gemüseschnippeln ist nun wirklich keine meiner Lieblingsbeschäftigungen, aber gemacht werden muss es ja. Und ich machte mich beim Fischen nützlich oder half, die Takelage zu ordnen. Mit den Männern kam ich auch ganz gut zurecht, was mich sehr erleichterte.

Dieser gewisse Alltag half mir dabei, etwas ruhiger zu werden und nicht mehr die ganze Zeit an was-wäre-wenn zu denken. Wache schieben musste ich bis dato auch nicht, also konnte ich nachts tatsächlich ein wenig schlafen. Der Käptn kam nach seiner Schicht immer dann, wenn ich bereits auf den Beinen war und legte sich für ein paar Stunden in die überaus gemütliche Hängematte. Das erleichterte mir meine morgendliche Routine, ohne dass ich meine Zahnbürste oder ähnliches erklären musste.

Am 4. Tag dann kam Bewegung in die Crew, denn es näherte sich eine englische Fregatte nebst drei Kanonenbooten. Zum ersten mal sah ich so ein Riesending aus der Nähe. Wie es aussah, war dieses Schiff mit einiger Fracht beladen, da sie tief im Wasser lag und man machte sich auf der Jackdaw bereit, anzugreifen. War es aber nicht mittlerweile so, dass das Plündern/Kapern von englischen Schiffen unter Strafe stand? Da ich nicht so skurpellos war und wir in unserer Zeit nun einmal anders aufgewachsen sind, teilte ich meine Sorge mit, dass es wohl keine so gute Idee wäre.

Damit handelte ich mir großes Gelächter und spöttische Bemerkungen ein. In etwa so was wie "Jetzt wissen wir, warum Frauen weder studieren dürfen, noch in der Politik zu finden sind und warum man sie nie zum Käptn machen sollte!" ... Danke auch, ihr kleinen Idioten. Wenn ihr wüsstet. Also zog ich mich, wie es sich für eine "Frau" gehört zurück und ließ die Crew mitsamt ihrem tollen Käptn einfach machen.

10. Kapitel: Feuer frei!

Alles in allem kann ich sagen, dauerte der ganze Kampf tatsächlich nicht so lange. Die Kanonenboote waren schnell erledigt, auch wenn sie klein und wendig sind, aber gegen diese große Anzahl von Breitseitenkanonen der Jackdaw kamen sie nicht an. Das Krachen der Kanonen war lauter als ich gedacht hatte und meine Ohren klingelten unaufhörlich. Ich konnte es mir nicht verkneifen und betrat doch wieder das Deck, versteckte mich aber hinter einigen Kisten die neben dem Eingang von Edwards Kajüte standen.

Die Fregatte selber war eine andere Hausnummer. Die Besatzung verteidigte das Schiff bis zum Schluss, mit aller Härte und Vehemenz, aber mit der Hinterlist von Kenway und seiner Besatzung hatten sie nicht gerechnet. Im Eifer des Gefechts hatten Adéwalé und einer der Pulveraffen die Unaufmerksamkeit der Briten genutzt und ein Beiboot bemannt und waren hinter der Fregatte gelandet und konnten so ein paar Sprengsätze mit Pulverfässern legen.

Diese gingen kurze Zeit später mit einem donnernden Knall in die Luft und rissen fast die komplette Backbordseite auseinander. Die Fregatte war somit nicht mehr manövrierfähig und lag wie auf dem Silbertablett auf dem Meer und lief langsam mit Wasser voll, drohte aber auch zu kippen. Mit riesigem Gebrüll schwang sich die restliche Mannschaft der Jackdaw auf das Deck des britischen Schiffes und enterte es mit Erfolg. Es wurden keine Gefangenen gemacht und da Eile geboten war, wurde die Beute hastig hinüber zur Jackdaw gehievt. Nicht die volle Ladung konnte gerettet werden, da die Fregatte schon eine ziemliche Schräglage hatte und es zu gefährlich wurde, noch länger an Bord zu bleiben. Das schmeckte dem Käptn natürlich überhaupt nicht.

Auch wenn ich nicht tatkräftig dabei war, mein Adrenalinpegel fand es auch so schon spannend. Nach getaner Arbeit (Enterung wohl besser) durfte ich der üblichen Tätigkeit einer Frau nachgehen. Die Verletzten und Verwundeten versorgen. Aber bis auf eine tiefe Schnittverletzung waren es nur kleinere Wunden, Abschürfungen und blaue Augen. Edward war nahezu unverletzt, bis auf ein Veilchen und eine kleine Platzwunde am Kopf. Geschieht ihm Recht, vielleicht helfen Schläge auf den Kopf ja doch, um klarer zu denken.

Nichts desto trotzt: Die, wenn auch geringe, Beute war bemerkenswert... so sagte man mir. Eine Kiste mit Goldstücken, einige Kisten mit Metall, einige Fässer mit Vorräte, Waffen und Munition. Dann war die Weiterfahrt ja gesichert.

Als die Dämmerung einsetzte ließ der Käptn die "Jackdaw" an einer kleinen Inse vor Anker gehen. Mit einem Beiboot brachte man Verpflegung und die Mannschaft auf das Eiland. Die Prise musste ja gefeiert werden und da genug Hochprozentiges eh schon an Bord war und man jetzt auch noch frische Vorräte erbeutet hatte, wurde es ein ausladender Abend.

Bisher hatte ich mich immer ein wenig zurück genommen in Bezug auf Rum oder allgemein mit alkoholischen Getränken. Ich vertrage nicht all zuviel und am liebsten ist mir eh eiskalter Sekt. Aber den bekam man hier ja nicht mal eben so im Laden um die Ecke.

Wir entzündeten ein paar kleinere Lagerfeuer entlang des Strandes und genossen den Sonnenuntergang und die Stimmung wurde von immer ausgelassener und entspannter. Genau wie ich auch, denn man hatte mir einen Becher Rum angeboten welchen ich mir mit Wasser streckte. So ging es auch. Und es schmeckte erstaunlich gut und brannte auch nicht wie mein Begrüßungsschluck im Old Avery am Tag meiner "Ankunft" in meiner Kehle.

Einige Männer der Besatzung hatte Wachdienst auf der Jackdaw und warn nicht mit am Strand. Es war so gedacht, dass alle 4 Stunden Wachwechsel sein sollte. Plötzlich fiel mir einer der Jungs auf, der sich vom Strand entfernte, ins Wasser ging und zum Schiff schwamm. Sehr merkwürdig. Es waren doch noch keine 4 Stunden um, oder täuschte ich mich. Und selbst wenn, dann würde die Ablösung mit dem Beiboot zur Brigg schippern. Vielleicht war ihm aber auch nicht nach dummen Bemerkungen, warum er sich denn jetzt schon aufs Ohr hauen wolle. Wer weiß, es konnte mir auch egal sein. Ich widmete mich wieder der Versammlung am hier.

Edward wanderte von Feuer zu Feuer, trank hier und da mit der Mannschaft einen Becher und machte Witze über die tölpeligen und unfähigen britischen Soldaten. Ich hatte mit meinem Nebenmann ein interessantes Gespräch über die Erkundung der neuen Welt begonnen und war völlig vertieft in dieses Thema, als plötzlich Edward neben mir auftauchte und sich in den Sand fallen ließ.

11. Kapitel: Aufgeflogen!

So saß ich nun mit Edward an meiner einen Seite und meinem Gesprächspartner auf der anderen. Dieser verzog sich aber respektvoll, weil er vermutlich dachte, sein Käptn hätte Wichtiges mit mir zu besprechen. Nun ja, so sah dieser nicht unbedingt aus, eher angeheitert und mit dem Schalk in seinen Augen. Verdammt nochmal, diese Augen, die mich da in diesem wunderschönen Blauton ansahen und ... da war wieder dieser dunkle Schleier, der über seinen Blick huschte. Warum machte er das immer wieder?

Mittlerweile war ich dann doch mutiger aufgrund des süffigen Getränkes in meiner Hand und ich muss sagen, es war nicht der erste Becher. Aber auf eine Art und Weise war mir einfach danach, mich ein bisschen gehen lassen zu können. Mit diesem Mut streckte ich die Brust raus und mein Kinn vor und ... donnerte ihm meine Frage regelrecht ins Gesicht! "Was zum Kuckuck starrt ihr mich immer so an mit diesem Adlerblick? Habe ich etwas verbrochen? Oder ist meine Nase schmutzig? Ihr macht mich ganz nervös damit!!" Es kam härter rüber, als ich es eigentlich wollte. Jetzt war es aber zu spät, ich war wohl zu mutig gewesen.

"Ich starre euch nicht an. Ich beobachte nur meine Umgebung und die Menschen um mich herum sehr genau. Würde ich das nicht machen, könnten meine Feinde schneller mein Leben beenden, als mir lieb ist! Aber Mrs. Frederickson, ihr müsst schon entschuldigen, ihr habt etwas an euch, was überhaupt nicht hierher passt."

Da hatte Edward ja noch nicht mal unrecht mit, aber es jetzt direkt von ihm zu hören, war eine ganz andere Sache. Mir stieg eine leichte Röte in die Wangen, zusätzlich zu der die vom Rum schon aufgestiegen war. Ich wand mich vermutlich gerade wie ein Aal, aber einen Ausweg fand ich nicht. Nur wusste ich auch nicht, WIE ich mich erklären könnte, OHNE zu viel Preis zu geben.

"Edward, natürlich passe weder ich noch meine Herkunft hierher. Ich bin keine Seefahrerin, keine Piratin und für dieses Leben auch ganz bestimmt nicht gemacht. Und ich wünsche mir nur, dass ich sicher irgendwann wieder zurück nach Hause kann."

"Nein, es hat nichts mit eurer Herkunft oder eurer Erziehung zu tun. Es ist etwas anderes. Ich bin mir nur noch nicht sicher, WAS es ist, aber irgendwann werde ich es sicher erfahren. Und ich hoffe für euch, ihr habt mich nicht belogen. Denn Lügner und Verräter werden kielgeholt oder einfach auf einer Insel ausgesetzt!"

Das verschlug mir ehrlich gesagt einfach die Sprache. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Ich meine, ja, die Sitten unter Piraten und der Kodex etc., das wusste ich schon, waren sehr streng und man hielt sich einfach an Abmachungen, verriet niemanden und teilte Prisen und und und.

"Käptn Kenway," ich wurde jetzt doch etwas förmlicher "ich habe nicht vor so zu enden. Denn ich belüge euch nicht und schon gar nicht habe ich in irgendeiner Art vor, euch zu verraten. Warum wäre ich sonst mit euch gesegelt? Das Risiko würde wohl niemand eingehen, das eventuell alles auffliegen könnte! So dumm bin ich nicht."

Mir fiel ein, dass er mich ja beim studieren seiner Seekarte "erwischt" hatte. War es das, was sein Misstrauen immer noch schürte? Aber ich habe es doch erklärt, also versuchte ich es noch einmal: "Wenn ihr darauf anspielt, dass ich mir die Karten angesehen habe in eurer Kajüte, dann kann ich euch versichern, dass ich es nur tat, um herauszufinden wo ich mich denn überhaupt befinde!"

"Das überzeugt mich nicht im geringsten, wenn ich ehrlich bin, Mrs. Frederickson! Ich habe einen Blick in euren Seesack geworfen und fand einige seltsame Stücke!"

Er hatte WAS getan???? Mir wurde schwindelig und mein Blickfeld verschwamm...

12. Kapitel: Herausreden ist nicht!

Das war nicht wahr, das träumte ich doch nur. Edward hatte nicht ernsthaft in meinen Sachen gewühlt! Bei Odin, wie sollte ich das denn jetzt erklären? Ich suchte fieberhaft nach einer Erklärung, einem Ausweg... aber mir fiel nichts ein.

"Wollt ihr mir vielleicht erklären, was DAS hier ist?" Damit holte er aus einer Tasche an seinem Gürtel mein Handy hervor. Hatte Edward das so geplant? Wollte er diese Ruhe hier nutzen um mich zu befragen? "So einen flachen Kasten habe ich noch nie gesehen. Wozu soll das gut sein? Was macht man damit? Oder ist das eine Art Waffe?"

Seine Unwissenheit brachte mich dann doch ein wenig zum schmunzeln, jedoch nicht genug um meine Panik abklingen zu lassen. "Das ... ähm ... das ist ein ..." stotterte ich "... damit kann man ... also ... ich kann damit mit anderen kommunizieren ... ich ... das ist ..." Ich war den Tränen nahe, ich hatte nicht mit so einer Konfrontation gerechnet. In meinen Gedanken war alles super verlaufen, ein bisschen mitsegeln, Edward persönlich kennenlernen und dann... ja einfach wieder abreisen!

"Man kann damit mit anderen Personen sprechen? Wozu? Wir sitzen hier zusammen und sprechen, was macht dieser Kasten denn so besonders, als dass man sich mit seinen Mitmenschen unterhält? Zeigt es mir, ich würde es zu gerne wissen!" Kenways Augen waren zusammen gezogen und er sah mich provokativ an. "Na los, wie soll das funktionieren? Oder ist das so ein Mechanismus dieser legendären Wesen, die vor uns kamen?" Woher wußte er das? Jetzt schon... eigentlich durfte er noch nicht soweit sein...

Völlig ausser mir, riss ich ihm das Handy aus der Hand, sprang auf und rannte in den dichten Dschungel... völlig planlos, ich weiß. Und so unklug, dass ich mein Unterfangen auch sehr schnell bereute. Es war mittlerweile schon dunkel, nur ein fahler Mondschein diese Nacht, der nicht ausreichte, um wirklich etwas sehen zu können.

Aber ich rannte, ich stolperte, mir schossen Zweige ins Gesicht... Und ich konnte mich mit nichts verteidigen. Ich hatte meine versteckten Klingen nicht angelegt, mein kleines Messer, welches ich im Stiefel trug, lag im Sand am Strand.

Ich weiß nicht, wie lange ich querfeldein schon unterwegs war, aber auf einmal war Schluss, denn vor mir tat sich eine Felswand auf. Da stand ich nun, völlig ausser Atem und sah mich nach möglichen Verfolgern um. Aber ich konnte in dieser unirdischen Düsternis nichts ausmachen.

Mein Adlersinn... ich musste es versuchen, auch wenn es mehr als dürftig war, was ich sah. Aber je länger ich mich konzentrierte um so mehr nahm ich meine Umgebung wahr und erkannte auch Umrisse... Palmen, Ranken... und... rote Auren... Nein, bitte nicht. Aber wie sollte es auch anders sein. In einem so abgeschiedenene Dschungel war die Fauna nicht berührt und "Fressen oder gefressen werden" war an der Tagesordnung. Ich stand irgendwo in der Mitte dieser Hirarchie. Appetitlich war ich hoffentlich jetzt nicht, denn eine Verteidung war beinahe unmöglich.

Zwei rotumrandete Schemen schoben sich durch das Unterholz auf mich zu, was genau da kam, konnte ich nicht ausmachen. Es waren vierbeinige Tiere ... und demnach bestimmt auch schneller als ich. Ich zog mich soweit es ging leise Stück für Stück zurück und suchte nach einer Möglichkeit, an der felsigen Wand empor zuklettern. Ich tastete mich mit dem Rücken zur Wand und weiter nach links... aber sie schien kein Ende zu nehmen, noch fand ich eine Kletter- oder Aufstiegsmöglichkeit.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht... und dann vernahm ich das laute und sehr aufgebrachte Knurren der pelzigen Vierbeiner....

13. Kapitel: Fressen und gefressen werden!

Ich musste konzentriert bleiben, meinen Sinn weiter fokussieren. Das Knurren kam näher und ich hörte das verräterische Rascheln im Unterholz. Wie angewurzelt blieb ich stehen, denn es trennten uns nur noch ein paar Meter. Sprinten war eine aussichtslose Alternative, Hochklettern kam nicht in Frage, da die Felsen einfach zu glatt waren, wie geschliffen beinahe... Ich hatte keine Verteidigung dabei. Nur mein Handy...

Mein Handy! Natürlich! Hah... dieses Gerät verfügte über eine Taschenlampe! Ähm... ja, das würde die Aufmerksamkeit ja noch mehr auf mich lenken und bestimmt nicht für Ablenkung sorgen. Sollte ich es dennoch versuchen? Was hatte ich jetzt noch zu verlieren? In mir stieg vor Angst Übelkeit hoch und ich schmeckte die Galle in meinem Hals und den Rum ...

Eine gefühlte Ewigkeit stand ich so da und starrte weiter auf meine Verfolger. Sie kamen nicht mehr auf mich zu sondern liefen vor mir auf und ab ... sie belauerten mich … Ich nahm mein hoffentlich gutes Ablenkungsgerät in die Hand, schaltete es wieder ein... es dauerte und dauerte bis alles geladen hatte. Viel war es ja nicht, aber ... der Akku war nicht mehr der Beste und schon ziemlich weit unten... Es war einen Versuch wert...

Mit einer schnellen Bewegung zielte ich mit meinem Handy Richtung der Vierbeiner und klickte die Taschenlampe an. Für einen Moment war ich selber ein wenig geblendet. Wie schnell man sich doch an natürliche Lichtquellen gewöhnen kann. Und auch meine mir nicht wohlgesonnenen Verfolger waren sichtlich irritiert.

Aber nicht nur sie. Mit einem riesen Gebrüll schossen mehrere Männer aus dem Dschungel und sprangen diese pelzigen Jäger an und schlitzten sie einfach auf... Es waren zwei Panther, eigentlich sehr hübsche Tiere, im Zoo, hinter Gittern...

Mit zitternden Händen ließ ich mein Handy sinken und rutschte selber an der Felswand hinunter und konnte mich gerade noch zur Seite drehen um mich zu übergeben.

Wie ich wieder zum Strand gekommen bin, weiß ich nicht. Ich lag an eine umgestürzte Palme gelehnt im Sand an einem Feuer. Edward und Adéwalé und noch zwei Crewmitglieder saßen mit dabei und unterhielten sich leise. Langsam kam ich wieder zu mir und richtete mich auf. Durch meine Bewegung aufgeschreckt, drehten sich die Gesichter zu mir und der Käptn reichte mir wortlos einen Becher. Dieses mal aber einen mit Wasser, ohne Rum. Wie mitfühlend von ihm...

Und da kam auch mein Zorn wieder in mir hoch, weswegen ich eigentlich davon gerannt war. Doch bevor ich meinen Mund aufmachen konnte, polterte Edward los.

"Was habt ihr euch nur bei dieser Aktion gedacht? Dachtet ihr, ihr könntet so von der Insel entkommen oder fliehen? Ihr hättet auch einfach drauf gehen können. Ihr hattet nicht einmal eine Pistole dabei geschweige denn ein Messer!!" Bei dieser Bemerkung reichte er mir mein Stiefelmesser und sah mich tadelnd an. "Herr Gott, WEIB, ihr seid so stur und verbohrt, man möchte euch einfach übers Knie legen und euch Vernunft einprügeln!!"

Das würde ihm wahrscheinlich auch noch gefallen! Was dachte Edward denn eigentlich wer er war? Mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe?

Etwas kleinlaut kam mein unterwürfiges Ich heraus und meinte, es sei wirklich eine saudumme Idee gewesen. Ich hätte ihm einfach erklären können, was es mit dem Kasten auf sich hat. Aber wenn ich Edward das erläuterte, was würde das für Auswirkungen haben, auf die Zukunft. SEINE Zukunft? In seine Geschichte oder besser Schicksal durfte ich nicht eingreifen. Tat ich das denn, wenn ich ihm die Wahrheit sagte?

In Gedanken legte ich mir einige Stichpunkte fest und dann bat ich den Käptn um ein Gespräch unter vier Augen...

14. Kapitel: Raus mit der Sprache!

DAS Gespräch... ich zermarterte mir mein Hirn, wie ich es anstellte, wie ich ihn vorsichtig an die Wahrheit heranführte... Auf der anderen Seite wußte Edward anscheinend schon mehr, als die Aufzeichnungen über ihn preisgaben. Und diese hatte ich so oft studiert und aufgesaugt, dass ich wußte, nein, ich dachte ich wüßte, was er herausgefunden hat.

Dann muss Kenway doch tatsächlich seine Tagebücher nicht ganz getreu geführt haben, ein paar Kleinigkeiten schien er geflissentlich ausgelassen zu haben. Aber WARUM? Oder hatte er eine Art "Zweitschrift", die nicht für jedermann einsehbar sein sollte? Vielleicht konnte ich so ein wenig auf ihn einwirken und darum bitten, dass das Ganze unter uns blieb, da er ja doch verschwiegener war, als ich dachte?

Edward zog mich an meinem Ellbogen hoch und schleifte mich, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich konnte mich noch nicht so richtig auf den Beinen halten, an eine abgelegenere Stelle am Strand. Es wurde langsam heller, die Sonne wollte aufsteigen, war aber noch nicht richtig zu sehen am Horizont. Und somit standen wir uns in diesem Zwielicht gegenüber und beäugten uns beide argwöhnisch. Ich, weil ich nicht wußte wie weit ich ihm trauen konnte und er mich, weil er umgekehrt es auch nicht wußte... Eine Patt-Situation.

Mir wollte nichts einfallen, was ich sagen konnte, oder wie ich diesen angespannten Moment lösen könnte, also wartete ich und schaute trotzig zu Edward hinauf. Dieser wiederum strafte mich förmlich mit seinen Augen... Wer zu erst blinzelt hat verloren, oder was? Das Spiel kann ich auch.

Was ich nicht bedacht hatte, war, dass Edwards Blick mich jedes mal aus der Fassung brachte, immer wieder aufs Neue. Und so war es jetzt auch. Mein Blick konnte ihm nicht mehr standhalten und ich platzte einfach raus: "Es ist ein sogenanntes Handy. Damit kann man mit anderen Menschen sprechen. Edward, glaubt mir, ihr kennt es nicht, weil es einfach NOCH nicht hierher gehört, es existiert noch nicht. Es wird erst noch erfunden. ICH gehöre auch noch nicht hierher. Ich ... wir ... also... Es ist so, dass... Ihr habt schon von Denen-die-vor-uns-kamen gehört?"

Ungläubig und verwirrt sah er zu mir herunter. Dann schüttelte er seinen Kopf, als hätte man ihm Wasser darüber geschüttet. "Ja, von diesen Göttern habe ich schon gehört. James Kidd erzählte mir davon. Aber woher könnt ihr das wissen?" Wieder einmal starrte er mich in Grund und Boden.

"Edward!!! Hört auf damit, mich ständig analysieren zu wollen. Ich bin nicht euer FEIND! Ihr könnt euch euren Sinn schenken. Ich muss nur eines wissen: Kann ich darauf vertrauen, dass alles was ich euch jetzt erzähle hier unter uns bleibt und nicht weiter getragen wird? Schwört es mir!" Ich hoffte, ich klang überzeugend und das er das, was ich sagte auch ernst nahm.

Völlig verblüfft zuckte er zurück und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen: "Was in Gottes Namen habt ihr denn zu erzählen? Seid ihr eine von diesen Weisen Frauen? Oder habt ihr euren Ehemann umgebracht und werdet jetzt gesucht? Ihr seid doch nicht etwa eine wegen Hochverrats gesuchte Person, oder ähnliches? So etwas fehlte mir noch an Bord, das Risiko gehe ich nicht ein."

Jetzt war es an mir keine Worte zu finden. Wie kam er denn auf so einen Blödsinn? "Nein, keine Sorge, Käptn, ich bin weder eine gesuchte noch geächtete Person. Ich... " hilfesuchend sah ich auf meine Füße, die mir aber auch keinen Rat gaben, Mist! "... Ich lebe weder hier noch in dieser Zeit. Das ist anders an mir!" Jetzt war es raus... Naja, fast ...

15. Kapitel: Immer schön ruhig bleiben!

So stand ich vor ihm, mit gesenktem Kopf und grübelte ununterbrochen, wie es jetzt weitergeht. Wie ich meine Geschichte weiter erzählte.

Doch da kam mir Vater Zufall zu Hilfe und Edward stellte die nächste logische Frage: "Wenn ihr nicht in DIESER meiner Zeit lebt, in welcher dann? Und warum seid ihr hier?"

Einen tiefen Atemzug nehmend antwortete ich: "Es ist so, dass ich im Jahre 1976 geboren werde. Genauer gesagt, im Mai 1976. Ihr seht, ich bin eigentlich noch gar nicht auf der Welt." Erleichtert, dass ich das losgeworden bin, erzählte ich ihm meine Reisegeschichte, davon, dass ich Assassine war von klein auf, von der Entdeckung des Artefaktes Anfang 2000 und wie sich das Ganze entwickelt hat.

Als ich meine Geschichte beendet hatte, saß Edward einfach nur da und starrte auf das Meer hinaus. Kein Wort kam über seine Lippen und sein Gesicht war völlig unbeweglich.

In dem Moment hätte ich ihn gerne genommen und geschüttelt und ihn angeschrien, er solle doch jetzt etwas sagen. Doch das könnte dann nach hinten los gehen. Also wartete ich... Und es verging eine halbe Ewigkeit, bis Kenway sich zu mir wandte, mich ansah und nur kopfschüttelnd sagte: "Das ist nicht euer Ernst, das kann unmöglich wahr sein. Das kann nicht sein!"

"Oh doch, es ist so, wie ich gesagt habe. Und wenn ihr denn wirklich weiter in meinen persönlichen Sachen herumgeschnüffelt haben solltet..." ich sah ihn hoffentlich entrüstet genug an "... dann ist euch sicher auch eine Art Armreif aufgefallen und meine versteckten Klingen! Oder etwa nicht?"

"Mir sind einige Ungereimtheiten aufgefallen, aber der Armreif? War er wertvoll? Er sah mir jetzt nicht nach echtem Gold und Edelsteinen aus! Lässt sich aber sicher gut verkaufen."

"Was habt ihr damit gemacht? Ihr habt ihn doch wohl nicht an euch genommen, oder? Sagt mir, DASS DAS NICHT SO IST!!! Und wer hat euch erlaubt in meinen Sachen rum zuwühlen??" In meiner Hysterie ergriff ich mit beiden Händen die Aufschläge seines Mantels und schüttelte ihn und schrie Edward an "Wenn.." weiter kam ich nicht.

"Hey hey... beruhigt euch, nein, ich habe nichts damit gemacht! Und jetzt ..." er ergriff meine Handgelenke und drehte sie mir schmerzhaft auf den Rücken "... gebt Ruhe! Was ist denn in euch gefahren? Euer Familienerbstück, wie ich vermute, ist wohlbehalten in eurem Reisegepäck. Ich fragte nur, was es damit auf sich hat! Vielleicht solltet ihr mir besser zuhören, bevor ihr gleich durchdreht, Frau!" Verwirrt blinzelte ich zu ihm auf. Sein sonnengebräuntes Gesicht umrahmt von den mittlerweile von der Sonne gebleichten Haaren war mir auf einmal so nahe, dass ich IHN riechen konnte... Leder, Schweiß, Rum und ... war das Schießpulver? Es verwirrte mich noch mehr und ich befürchtete die Kontrolle vollends zu verlieren. Edward schien es ähnlich zu gehen... sein Atem ging plötzlich schwerer und er neigte seinen Mund weiter zu meinem hinunter...

Das ist es... einfach näher kommen... ich will dich doch nur kurz schmecken...

Ich hatte ohne es zu bemerken meine Augen geschlossen. Als aber nichts geschah öffnete ich sie und Edward grinste mich mit einem überlegenen Ausdruck an, der mir sagte: Ja... ich weiß was du willst, aber du bekommst es NOCH nicht! Oder auch nicht???

Wie gerne wäre ich einfach aufgestanden und wäre gegangen, doch der Käptn hatte noch andere Pläne, noch mehr Fragen. Na, das konnte ja noch ein langer ... oh, mittlerweile Morgen werden!

16. Kapitel: Reden ist silber, Schweigen ist... unfair!

Die Sonne suchte sich langsam ihren Weg aus dem Wasser und die unwirkliche Dämmerung wich einem schalen blassen Schimmer. Leichter Nebel schwebte über dem Wasser ... Um meine Gedanken zu klären konzentrierte ich mich auf die aufgehende Sonne ... auf die Schatten, die sich verschoben und zeitgleich zu erheben schienen...

Edward saß im Schneidersitz vor mir, die Hände im Schoß gefaltet und... Herr Gott noch mal... er sah mich einfach nur an. Was war nur mit ihm los? Sonst konnte er reden wie ein Wasserfall, er war nie schüchtern beim Reden... warum sagte er denn jetzt nichts? Ich wurde wieder nervös und biss auf meiner Unterlippe herum und wischte durch den Sand und sortierte kleine Steinchen und Muschelreste heraus...

Plötzlich ergriff der Käptn doch noch das Wort: "Dann kennt ihr also mein Leben schon und wie es enden wird? Werde ich am Galgen enden, wie alle anderen Piraten auch?" Es klang, als sei er enttäuscht und traurig zugleich. Aber nicht ängstlich.

"Ja, das weiß ich. Aber... Edward bitte, ich kann euch nichts darüber sagen. Es ist euer Schicksal und ich kann und darf nur zusehen!"

"Sagt mir wenigstens ob ich eine Familie haben werde! Werde ich nach England zurück kehren? Was ist mit Caroline? Und... wie geht es mit Nassau, der Republik der Piraten weiter? Werden wir Bestand haben?"

Fragen... so viele Fragen. "Edward, ihr werdet eine Familie haben. Eine ganz wunderbare sogar. Aber alles andere... nein, dazu kann ich euch nichts sagen." Mir schossen die Tränen in die Augen. Es war einfach so unfair. Anlügen tat ich ihn nicht, ich sagte nur, ich könnte es nicht sagen. War das schon eine Lüge? Ich fühlte mich plötzlich schuldig... so, als müsste ich etwas wieder gut machen, weil ER mir sonst grollen würde. Ein unangenehmes Gefühl.

Verzweifelt sah er mich an, erhob sich und klopfte sich den Sand von seinen Hosen und seinem Rock... dann ging er... ohne ein weiteres Wort. Alleine saß ich da und sah ihm nach.

Ich muss hier weg ... war mein erster panischer Gedanke.

Doch ich ließ mich auf die "Jackdaw" bringen und legte mich in der Kajüte in die Hängematte. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass Edward gar keinen Platz für ein Bett hatte? Alles stand voll mit Kisten und irgendwelchem Plunder... Eine Hängematte aber hat etwas, man entspannt sich darin völlig... und so schlief ich einfach ein...

Der Sand unter uns war warm von der Sonne und fühlte sich einfach herrlich an. Ich lag nur mit einem leichten Unterkleid unter ihm und er strich sich sein wirres nasses Haar aus der Stirn. Edward blinzelte zu mir hinunter, grinste und hielt mir eine Muschel mit einer wunderschönen schwarzen schimmernden Perle hin.

Der Käptn war auf Tauchgang gewesen, ein neues Wrack nach Brauchbarem absuchen und das muss man ihm lassen, er fand immer etwas! Seine nasse Hose klebte mir an den Oberschenkeln und meinem Unterkleid, sodass er kurzerhand beschloss, OHNE Kleidung wäre es sicher angehnehmer. Seine Hosen landeten auf einem nahen Stein zum Trocknen und meine Wäsche diente als Decke unter uns... langsam fuhren seine Finger meine Wangen hinunter... strichen über meine Schultern zu meinen Brüsten... ein wohliger Schauer durchlief mich und seine Finger gingen weiter auf Entdeckungsreise ...

... Bis mich ein heftiges Schaukeln aus meinem Traum riss ... Was? Wieso?

17. Kapitel: Das Werk des Teufels?

Ein wenig benommen kam ich wieder zu mir und versuchte wach zu werden.

"Mrs. Frederickson, ihr solltet nicht so lange schlafen, es ist schon wieder fast Mittag. Geht lieber früher zu Bett, dann passiert es auch nicht, dass ihr verschlaft!"

Edward stand neben der Hängematte und beäugte sie sehnsüchtig... natürlich, er hatte ja noch gar nicht geschlafen. Er war einfach verschwunden und hatte mich so mir nichts dir nichts stehen gelassen, oder besser sitzen gelassen. Meine Erinnerungen kamen wieder und ich musste meinen Traum schnell vergessen. Ich hoffte, man sähe mir nicht die Art dieser Träumerei an, das hätte noch gefehlt.

Ich schlüpfte hinunter und er schwang sich im Gegenzug darauf drehte sich um und ... schlief? Als wenn man so schnell einschlafen konnte... Das konnte man mir nicht erzählen. Aber ich hatte es ja noch nie erlebt. Immer war es hier im Wechsel gewesen, wir hatten uns die Kajüte nie gemeinsam geteilt zum Schlafen. Also... nicht wissentlich zumindest. Nur einmal, aber daran kann ich mich auch nicht mehr so genau erinnern.

Leise machte ich mich daran, mir die Zähne zu putzen und mich, so gut es eben ging, frisch zu machen. Danach ging ich auf Deck und Richtung Kombüse, da ich wusste dass der Smutje Zichorienkaffee an Bord hatte. Das wäre jetzt genau das Richtige.

Auf halbem Wege jedoch ergriff Adéwalé meinen Arm und hielt mich zurück, zog mich ein wenig aus der Sichtweite der Crew und schaute mit ernstem Blick auf mich hinunter. Ich hatte bisher kaum ein Wort mit ihm gewechselt, warum auch? Er war mir nicht wohlgesonnen, so wie er mich immer ansah.

"Was in drei Teufels Namen habt ihr mit Edward gemacht? Womit habt ihr ihn so aus der Fassung gebracht? Sagt WEIB, WAS habt ihr getan?" Er schüttelte mich, ließ dann aber ab von mir, als er merkte, dass ich so nicht antworten konnte. Aber sein Griff war nach wie vor eisern und meine Oberarme schmerzten.

"Sir, ich habe ihm nichts angetan und schon gar nichts Ungewöhnliches erzählt. Wir haben uns über meine Weiterreise unterhalten und wie ich überhaupt hierher kam. Glaubt mir, ich habe nichts Schlimmes getan!"

"Ich glaube euch kein Wort! Edward verschwand im Morgengrauen und kam mit den Worten zurück, dass er jetzt genau wüsste, was zu tun sei! Er gab Befehl, euch auf Great Inagua abzusetzen um dann seine Suche nach den Schlüsseln fortzusetzen. WELCHE SCHLÜSSEL HAT ER GEMEINT? Was habt ihr ihm für Versprechen gegeben? Welches Teufelswerk hat ihn manipuliert? Sprecht HEXE!"

Völlig perplex starrte ich Adéwalé nur an... ich war überhaupt nicht fähig IRGENDETWAS zu sagen. Was war denn auf einmal los? Die Templerschlüssel? Meinte er die? Die mit denen er die Rüstung aus dem Versteck holen konnte? Oder vielleicht doch die Mayaschlüssel? Woher sollte ich denn wissen, was Edward im Kopf herumschwirrte. Ich konnte nicht hellsehen. Und das sagte ich Ade auch.

"Woher soll ich denn wissen, was euer Käptn gerade plant? Er hat mich nicht in seine Pläne eingeweiht, sondern einfach so am Strand sitzen gelassen."

"Ja, nachdem IHR ihm Flausen in den Kopf gesetzt habt. Ihr habt ihm irgendwelche Versprechungen gemacht. Gebt es zu... es ist das Werk des Teufels!"

Bitte WAS? Ich konnte nur ungläubig in das Gesicht des Quartiermeisters schauen, denn mir fehlten die Worte. Er konnte unmöglich glauben, ich sei eine Hexe oder dergleichen. WAS hatte Edward denn noch erzählt? Was wusste Ade jetzt?

Das musste ich erst mal herausfinden...

18. Kapitel: Namenloses Kapitel

Der Quartiermeister ließ mich angewidert los, als hätte ich die Krätze und würdigte mich keines Blickes mehr. Für ihn war also eine Frau an Bord wirklich kein guter Fang. Tja, tut mir ja leid, aber erst mal war ich da und blieb...

So leicht fühlte ich mich allerdings nicht. Mir lag dieses Gespräch schwer im Magen, aber ich hoffte, der Smutje könnte mir wenigstens ein klein wenig Linderung verschaffen. Dieser sah mich kommen und verzog nur das Gesicht zu einem Ach, die schon wieder... und schepperte einen Becher mit "Ersatz"-Kaffee auf die Arbeitsfläche. Das konnte ja jetzt noch lustig werden... Am liebsten wäre ich von Bord gesprungen.

Wie lange konnte es noch bis Great Inagua dauern? Ich kannte mich halt Null mit der Seefahrt aus und leider konnte und wollte ich auch niemanden hier fragen. Denn ALLE, wirklich alle, wichen mir aus und machten einen Bogen um mich... Also verzog ich mich zum Bug und lümmelte mich dort auf eines der Netze und ... ja, was tat ich... abwarten... was denn noch so passierte oder eben auch nicht passierte.

Nach einer Weile wurde es mir aber doch zu langweilig. So zur Untätigkeit verdonnert zu werden, ist einfach nicht meins. Also ging ich zur Kajüte, in der Hoffnung mir evtl. ein Buch oder irgendeine Beschäftigung zu suchen, zu holen oder was weiß ich... Die Brigg ist halt nicht so groß, als das man Tage brauchte, um sie zu erkunden. Also fiel das auch schon mal weg...

Leise öffnete ich die Tür, schlüpfte hinein und versuchte nun so leise wie möglich, an meinen Seesack zu gelangen, der blöderweise genau UNTER der Hängematte lag. Links und rechts war aber nicht genügend Platz um ihn einfach darunter hervorzuziehen... ich musste mich unter den Schlafplatz schlängeln und ihn irgendwie befreien.

Kaum dass ich in der Nähe von Edward war, schoss dieser aus seinem Schlaf hoch und drückte mir seine versteckte Klinge an den Hals. Das musste ich ihm lassen, ein gutes Reaktionsvermögen hatte er, trotz Alkohol und Schlafmangel.

Wir standen eine Weile so da und Edward versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Sein Blick klärte sich langsam. Ich berührte sein Handgelenk und schob es vorsichtig von mir, die Klinge sah dann doch seeeehr scharf aus und ich wollte kein unnützes Risiko von abrupten Bewegungen riskieren.

"Verdammt, WEIB! Warum schleicht ihr hier so herum? Ich hätte euch umbringen können!" Ja, hätte er, hat er aber nicht.

"Habt ihr aber nicht und das ist ein gutes Zeichen! Und ich schleiche hier nur herum, weil ich euch nicht wecken wollte. Ich suchte nach meinem Gepäck und nach einer sinnvollen Beschäftigung. Da IHR ja hier allen den Eindruck vermittelt habt, ich wäre eine Hexe oder ähnliches. Ich hätte euch einer Gehirnwäsche oder irgendwelchem Voodoo Kram unterzogen! Schönen Dank auch, EDWARD!" Die letzten Worte spuckte ich ihm förmlich ins Gesicht, so dermaßen in Rage geredet hatte ich mich.

Mit einem Griff hatte ich meinen Seesack gepackt und war schon zur Tür wieder hinaus. Ich wollte nicht länger in seiner Gegenwart bleiben. Dann schlief ich lieber irgendwo an Deck oder... keine Ahnung... in diesem Moment war mir alles egal, ich wäre am liebsten wieder zuhause gewesen.

Dieser friedlich Gedanke kam mir tatsächlich, aber ich konnte schlecht hier an Bord das Portal öffnen. Nicht wenn alle anwesend waren, am hellichten Tag ... selbst Nachts wäre es unmöglich. Es müsste ein abgelegener, unbeobachteter Ort sein. Und dieses Schiff war alles andere als DAS.

Mir blieb nichts anderes übrig, als jetzt abzuwarten, bis wir Great Inagua erreichten. Ich fühlte mich plötzlich einfach nur noch unwohl und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.

So verstrichen die nächsten Tage... ich war... ALLEIN! Auf einem Schiff mit voller Besatzung...

19. Kapitel: Die Flaute und der Sturm!

Es kam, wie es kommen musste. Eine Flaute verzögerte die Weiterfahrt. Na toll... und ich saß hier einfach fest auf einer Brig mit ungefähr 60 Mann Besatzung. Alle waren der Ansicht, ich hätte IHREN Käptn verhext, ich hätte ihm Flausen in den Kopf gesetzt. Für die meisten erfüllte sich die böse Vorahnung, dass eine Frau an Bord nur Ärger machen würde.

Nun denn, wenn es eh schon so aussah, was hatte ich noch zu verlieren? Doch ich tat nichts. Ich hielt mich zurück, ging möglichst allem und jedem aus dem Weg. Jedoch konnte ich Edward schlecht immer aus dem Weg gehen. Aber auch dieser suchte nicht unbedingt nach meiner Nähe. Vermutlich wollte er die Gerüchte nicht noch weiter schüren. Aber wer weiß schon, was in so einem alkoholvernebelten Piratenhirn vor sich ging? Bei diesem Gedanken biss ich mir selber auf die Zunge. So böse wollte ich nicht klingen und Edward war eigentlich kein schlechter Mensch, aber vermutlich gerade einfach nur überfordert oder ... ich weiß es einfach nicht. Ich kannte ihn ja eigentlich auch gar nicht.

Ich würde das ja gerne ändern, aber im Moment wohl keine gute Idee.

Diese Tuscheleien und Blicke sind nicht auszuhalten gewesen. Am liebsten wäre ich unsichtbar gewesen!

Nach 4 schier endlosen Tagen des Stillstands kam ein ordentlicher Sturm auf. Eine ganze Nacht hatten wir einen Wellengang der einfach unglaublich war. Stellenweise neigte sich die Jackdaw bedenklich zur Seite und ich bekam es mit der Angst zu tun. Eines der Segel riss und verabschiedete sich auf nimmer wiedersehen, die Takelage löste sich immer und immer wieder. Ich war erstaunt, wie eingespielt in diesem Moment die Mannschaft war, es gab keine eindeutigen Befehle oder ähnliches. Es wurde dort angepackt, wo es gerade von Nöten war und es lief reibungslos.

Auf der einen Seite freute ich mich, weil er uns vorantrieb, auf der anderen Seite war dieser so heftig, dass es einige Verletzte und sogar einen Toten zu beklagen gab. Ich traute mich aber vorerst gar nicht, die Verletzten zu behandeln, weil ich befürchtete, sie würden mich zurückweisen oder gar Angst vor mir haben. Die Denkweise und der Glaube zu dieser Zeit war einfach eine andere als zu meiner Zeit und das musste ich jetzt schmerzlich erfahren.

Aber ich wurde gerufen um zu helfen, erst eher skeptisch und zurückhaltend. Dann nach den ersten Versorgten denen es besser ging, wurde es leichter und man vertraute mir wieder ein kleines bisschen mehr. Hier und da kam ein leises zögerliches Danke und dankbare Gesichter. Dabei konnte ich wirklich nur das Nötigste tun. Das war ein so überwältigendes Glücksgefühl, das kann sich wohl keiner vorstellen. Nach einer Zeit des abgewiesen Werdens, auf diese Art dann doch honoriert zu werden... es tat einfach gut.

Als der Sturm dann nach ließ und wir sicher und ungehindert weitersegeln konnten, rief mich Edward zu sich mit ernstem Gesicht und nicht gerade einladend. Ich tat wie mir geheißen wurde und trat in die Kajüte.

Er saß an seinem Schreibtisch, davor Adéwalé und hinter Edward hing die Hängematte eingerollt. Beide sahen mich erwartungsvoll an und ich stand wie ein Ochs vorm Scheunentor da, weil ich nicht wusste, was jetzt von mir erwartet wurde.

Die Initiative ergriff dann aber der Käptn...

20. Kapitel: Die gefälschte Anschuldigung

So saßen sie in trauter Zweisamkeit dort und sahen zu mir auf. Voller Erwartung. Aber Edward ergriff das Wort und bat mich, dass ich mich setzte. Er hatte den anderen Stuhl noch dazu geholt. Also nahm ich Platz, wenn auch etwas steif und formell, weil ich mich nicht wirklich wohl fühlte. Es war fast wie damals in der Schule, wenn man zum Rektor gerufen wurde und vor dem Büro saß und warten musste.

"Ihr wisst, warum ich euch zu mir gebeten habe, Mrs. Frederickson?" So formell auf einmal?

"Nein, Käptn Kenway, das weiß ich nicht, aber ihr werdet es mir sicher gleich verraten!" Ich biss mir auf die Zunge, so zynisch sollte das gar nicht klingen, aber ich konnte mich auch nicht beherrschen. Es war zum verrückt werden.

Jetzt ergriff Ade das Wort: "Ihr glaubt wirklich, ihr seid uns überlegen, oder liege ich da falsch?" Was zum Teufel?

Ich verstand gar nichts mehr! "Was meint ihr damit? Ich fühlte mich euch überlegen? Ich verstehe nicht!" Verwirrt sah ich zu Edward, dann zu Adéwalé und zurück zu Edward.

"Wenn ihr glaubt, wir wären so dumm und führten euch direkt zu unserem Versteck, dann seid ihr schief gewickelt! Wir wissen, was ihr vorhabt und wissen auch, wie wir dem Ganzen einen Riegel vorschieben können!" Mit einem fiesen Funkeln in seinen Augen sah der Quartiermeister zu mir hinüber und machte keinen Hehl daraus, dass er zu gerne jetzt und sofort mit seiner Bestrafung oder was auch immer begonnen hätte. So hätte ich ihn gar nicht eingeschätzt, laut Aufzeichnungen und Erzählungen wäre mir das nicht in den Sinn gekommen. So kann man sich täuschen und wieder einmal zeigt sich, dass man nicht alles glauben darf, was man liest oder hört.

"Und was gedenkt ihr jetzt zu tun, da ihr mich ja angeblich durchschaut habt? Wobei ich mich frage, WAS habe ich getan, um diese Beschuldigung zu verdienen? Es wäre nur fair, wenn man mir das noch mitteilen würde!" brachte ich mit Mühe und ohne zu schluchzen, weil mir die Tränen in den Augen standen, gerade noch so heraus.

"Wir haben eure Aufzeichnungen gefunden!" Edward schob mir mein Tagebuch hinüber. Natürlich hatte ich es auf Deutsch verfasst und war davon ausgegangen, dass es sowieso niemand lesen würde. Aber wie kamen die beiden JETZT daran? Ich hatte es immer in meinem Seesack... Welcher gerade im Kanonendeck unbeaufsichtigt ist... ich bin so blöd!!!

"Und was sagen euch meine Aufzeichnungen? Welchen Mord plane ich? Wen von euch werde ich wohl als erstes um die Ecke bringen?" Mit gespielter und völlig übertriebener Theatralik und Dramatik sprang ich auf und ließ meine Klingen vorschnellen (ich hatte sie in den letzten Tagen wieder angelegt, alleine zur Verteidigung und aus Angst) und hielt sie Adéwalé an die Kehle.

Ich funkelte Edward über den Kopf des Quartiermeisters an. Zu mehr kam ich nicht, denn Adé rammte mir seinen Ellbogen so heftig in den Bauch, dass ich wie ein Rasiermesser zusammen klappte. Ich war unachtsam. Hatte meine Verteidigung nicht im Griff. Verdammt.

Keuchend lag ich am Boden und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ich versuchte mich am Stuhl hochzuziehen doch Adéwalé reichte mir seine Hand und zog mich hoch. Er drückte mich wieder auf meinen Stuhl und Edward schob mir einen Becher hinüber. Es war Wasser, so hoffte ich, ohne irgendwelche bösen Substanzen. Bei Odin, was war ich auf einmal misstrauisch. Aber es war wirklich nur Wasser und so trank ich den Krug fast in einem Zug leer und es ging mir tatsächlich danach etwas besser.

"Adé lass uns bitte alleine, ich denke, von jetzt an, komme ich alleine mit Mrs. Frederickson zurecht. Wenn nicht, rufe ich nach dir!" Mit einem breiten Grinsen Richtung Adéwalé hieß er ihn gehen. Dieser warf mir noch einen skeptischen und warnenden Blick zu und verschwand aus der Kajüte.

Jetzt wurde es also ernst. WAS hatte ich denn nun falsch gemacht oder besser, was war überhaupt vorgefallen, dass man eine solch schlechte Meinung von mir hatte.

Edward öffnete mein Tagebuch... es war aber nicht welches ICH geschrieben haben!

21. Kapitel: Der Rückweg ist abgeschnitten!

Was ging hier vor? Es war nicht einmal meine Handschrift, es war... einfach ein Buch ... ein Tagebuch angeblich von mir verfasst. So stand es auf der ersten Seite "Tagebuch von Alexandra Frederickson" ...

Und es war NICHT auf Deutsch, sondern auf Englisch.

Edward nahm es an sich und schlug eine beliebige Seite auf und begann laut vorzulesen: "Heute konnte ich endlich einen Blick auf die ersehnten Karten werfen, um das Geheimversteck ausfindig zu machen! Ich bin meinem Ziel schon so nahe, ich kann es fühlen!"

Er blätterte weiter: "Wieder ein Schritt näher an meinem Ziel. Ich habe sein Vertrauen und kann unbekümmert herumstöbern und Fragen stellen, ohne dass jemand Verdacht schöpfen würde!"

Eine Seite weiter wieder ein Satz der einfach nicht von mir stammen konnte: "Der Rum fließt in Strömen und ich kann meinem Rausch nachgehen und keinem fällt es auf, wenn ich mich wieder auf das Schiff stehle und weiter nach Hinweisen suche um den Tempel der Vorläufer zu finden!"

Wer bitte hatte das geschrieben? Wer machte sich die Mühe, mir das in die Schuhe zu schieben? Es wurde immer verworrener.

Aber an dieser Stelle musste ich Edward unterbrechen: "Käptn bitte, das ist nicht mein Tagebuch! Ich kann es beweisen. Ich habe meines auf Deutsch verfasst und... es ist sehr persönlich und ist in meinem Gepäck auf dem Kanonendeck. Edward, ihr müsst mir glauben! DAS habe ich nicht geschrieben. Es ist ja noch nicht einmal meine Handschrift!!!" Völlig verzweifelt stand ich auf und wollte schon zur Tür hinaus und runter zum Kanonendeck, doch Edward hielt mich zurück und rief Adéwalé.

Dieser stand auch wie Gewehr bei Fuß in Sekunden bei Edward. "Ade, holt bitte den Seesack von Mrs. Frederickson vom Kanonendeck!"

"Aye Sir!" ein wenig genervt ging er hinaus und trat kurz darauf wieder ein. Mit meinem Seesack... der... irgendwie leerer aussah. In mir stieg Panik auf. Die ganze Zeit war mein Gepäck hier in der Kajüte sicher, aber nach dem ganzen Theater und dem Umzug war ich mir nicht mehr so sicher.

Ich griff danach und riss ihn auf und verteilte den Inhalt unachtsam einfach auf dem Boden der Kajüte. Meine Wechselwäsche war noch da... ebenso meine Zahnbürste und die Zahnpasta. Aber ... mein Tagebuch und vor allem der "Armreif" waren nicht mehr da!!! Mit ihm auch die Batterie nicht mehr! Mir brach der kalte Schweiß aus... Wer wusste davon, wer könnte daran Interesse gehabt haben, oder war es einfach nur ein böser Streich? Oder gab es einen Verräter hier an Bord? Und vor allem WER war es??? Meine Gedanken überschlugen sich...

Mein nächster Gedanke: WIE KOMME ICH JETZT WIEDER ZURÜCK??? Ich brach in Panik aus und stürmte hinaus und hinunter zum Kanonendeck. Denn mir kam ein Gedanke in meinem völlig durchgedrehten Hirn ...

22. Kapitel: Ich arbeite lieber alleine!

Es gab jemanden, dem ich nicht wirklich über den Weg traute. Bislang hatte ich aber keinen Grund, mich mit ihm anzulegen. Zielstrebig ging ich die schmalen Stufen hinunter zum Kanonendeck und da sah ich ihn mit dem Rücken zu mir an einer Kiste mit Kugeln hantieren. Erst als ich so dicht hinter ihm stand, dass er meinen Atem förmlich spüren musste, drehte er sich um.

McAllister! Wie oft sah ich ihn, wie er verstohlen auf mein Gepäck starrte. Wie oft hatte ich ihn dabei beobachtet, wie er völlig unverblümt Edward musterte und etwas in sein Buch schrieb. Das Buch, welches jetzt beim Käptn auf dem Schreibtisch in der Kajüte lag.

Eigentlich war er eher unscheinbar, ungepflegt und still. Jedoch gefiel mir seine Art, wie er umher schlich, von Anfang an nicht. Es bereitete mir Unbehagen, ihn in meiner Nähe zu wissen. Wer kannte dieses Gefühl nicht, wenn Menschen einem zuwider waren und man aber eigentlich keinen konkreten Grund dafür hatte.

Jetzt, wo Mac vor mir stand und mich mit unverhohlener Missgunst ansah, kam mir der Gedanke, ihn hier einfach niederzuschlagen und mir meine Sachen wiederzubeschaffen. Leider war dieser Mann dann doch größer und vor allem auch stärker als ich. Und er war bewaffnet. Es war mir in den letzten Tagen immer noch nicht in denn Sinn gekommen, mich selber zu wappnen. Wo war nur mein Kämpfergeist geblieben?

Aber wie es der Zufall will, brauchte ich mir erst mal keinen Kopf mehr um ihn machen, denn Edward erschien hinter mir: "Da seid ihr ja, dachte ichs mir doch, dass ihr nicht alleine agiert!"

Verblüfft drehte ich mich um und Mac machte keine Anstalten, dieses Missverständnis aufzuklären. Natürlich nicht, das kam ihm vermutlich auch noch gelegen. So könnte er evtl. aus der Nummer herauskommen, mich beschuldigen und so tun, als wenn ER nur versucht hätte, den Käptn vor meinen Machenschaften zu schützen.

"Käptn Kenway, ich versichere euch, ich arbeite nicht mit diesem Mann zusammen. Er ist mir erst hier auf der Jackdaw begegnet und nicht schon vorher. Ich bin tatsächlich alleine in Nassau angekommen. Das müsst ihr mir glauben!" Ich versuchte ihm mit meinem Blick zu verstehen zu geben, dass ich ja schlecht mehr als das, hier und jetzt, vor den ganzen Leuten erzählen konnte. Meine Anreise und meine Geschichte kannte nur Edward und so sollte es bleiben.

Er sah zu McAllister: "Ihr habt euch ja noch gar nicht dazu geäußert. Mich würde eure Darstellung interessieren, Mac!" Dieser machte keine Anstalten irgendwie den Mund zu öffnen, sondern verschränkte nur die Arme vor Brust und lehnte sich an die hinter ihm stehende Kanone.

Mein angeblich Verbündeter grinste vielsagend: "Was soll ich sagen Käptn, ich bin dieser Frau noch nie vorher begegnet. Aber sie plante von Anfang an, euch zu berauben, euch auszuspionieren! Schon am ersten Tag, als sie an Bord kam, konnte ich sehen, dass sie nichts Gutes im Schilde führte! Ihr könnt froh sein, dass ihr noch lebt!" Mit diesen Worte und einer Handbewegung forderte er Edward auf ihm zu folgen.

Adéwalé ergriff meinen Arm und zerrte mich hinterher. Wir gingen zu den Kojen und Schlafplätzen der Mannschaft. Es war stickig hier unten und es stank nach altem Männerschweiß und ungewaschenen Füßen und anderen Dingen.

An einer der Hängematten blieben wir stehen und Allister ergriff eine kleine verschlossene Kiste die darin lag.

 

23. Kapitel: Der Teufel in der Kiste!

Ich starrte in diesem stinkenden Halbdunkel zu McAllister hinüber und wünschte mir, ich könnte ihm den Hals umdrehen. Dann hatte er tatsächlich meinen Seesack durchsucht und meine Klingen, das Artefakt mitsamt der Technik und meinen persönlichen Sachen an sich genommen. Aber WARUM? Was hatte er überhaupt damit zu tun?

Er öffnete die Kiste als wäre sie hochexplosiv und drehte sie Edward zu. Triumphierend grinsend wandte sich dieser Widerling jetzt mir zu und sagte: "Da seht ihr es selber Käptn. Dieses Weibsbild ist mit dem Teufel im Bunde. Diese seltsamen Gegenstände in ihrem Besitz, sie sehen schon verhext aus. Ich habe sie nur mit aller größter Vorsicht an mich genommen um noch größeren Schaden zu verhindern!"

Vor welchem größeren Schaden wollte er die Crew und den Käptn bitte schützen? Was führte dieser Mann im Schilde?

Kenway sah sich den Inhalt genauer an, aber nahm nichts heraus. Stattdessen befahl er, dass die Kiste unverzüglich in seine Kajüte gebracht werde. Damit ging er voran und Mac eilte ihm wie ein treues Hündchen hinterher und warf mir noch einen bösartigen Blick zu tun.

Adé hatte mich keine Sekunde losgelassen und so langsam taten mir die Muskeln in meinem Oberarm weh und verkrampften. Ich bat ihn, seinen Griff doch bitte ein wenig zu lockern, aber er schnaubte nur verächtlich und zog mich hinter sich her nach oben.

Die Kiste stand auf dem Kartentisch und Edward bat Allister die Sachen herauszunehmen. Etwas widerwillig folgte er den Anweisung griff mit spitzen Fingern hinein und beförderte meine Klingen zutage. Es folgte das Artefakt, welches noch mit der Batterie und dem Blackberry verbunden war und dann meine Zahnbürste, Paste, Bürste, Seife... mehr hatte ich jetzt auch nicht dabei. Aber diese Sachen mussten den drumherum stehenden Männern schon seltsam erscheinen, das gebe ich zu.

Mit einem Ausruf der Genugtuung griff McAllister noch einmal hinein und brachte eine lederne flache Tasche zu Tage! Er öffnete sie und zog einige Schriftstücke daraus hervor. DAS gehörte eindeutig NICHT mir! Was führte dieser kleine miese Hund nur im Schilde? Er lenkte die Aufmerksamkeit von sich auf mich, damit ER in Ruhe weiterarbeiten konnte? Aber wer war sein Auftrageber?

Doch das war erstmal zweitrangig, denn Edwards Augen blickten ungläubig auf die Papiere. Es waren, soweit ich das von meinem Platz aus sehen konnte, Zeichnungen eines alten Mayatempels. Darunter waren Zahlen notiert. Auf einer anderen Seite fand sich eine Karte einer kleinen Insel, wo am Rand ebenfalls wieder Zahlen zu finden waren. Unter anderem war auch eine detaillierte Abbildung der Jackdaw zu sehen. Auf dieser standen Uhrzeiten an den Rand geschrieben mit Namen dahinter u. a. Edward oder Adéwalé ...

Da hatte sich jemand alle Mühe gegeben, den Tagesablauf genauesten zu studieren. Ein Spion, ein sehr genauer und gewissenhafter! Mein Blick wanderte wieder zu McAllister. Dieser bemerkte mich nicht mehr, weil er so in das Gespräch und die Anschuldigungen gegen mich vertieft war. Da sah ihn an seinem rechten Ringfinger! Dieser Ring war mir bisher nicht aufgefallen, niemand anderem wohl auch. Ein rotes Ankerkreuz zierte ihn!

24. Kapitel: Enttarnt und aufgeflogen!

Ein Templer! Ich hätte es mir doch denken können oder besser gesagt, ich hätte es wissen müssen!

Der Käptn trat nun auf mich zu, schüttelte nur den Kopf und warf mir einen enttäuschten Blick zu. "Warum wolltet ihr mich hintergehen? Es scheint ja eine Menge Gold und Ruhm für euch heraus zuspringen. Habt ihr den Auftrag mich lebend zu übergeben oder gleich vor Ort niederzumetzeln?" Seine Stimme wurde immer lauter "Sagt mir endlich die Wahrheit!!"

Wütend, laut und schrill, schrie ich ihn an: "Ich habe NICHTS damit zu tun! Die Zeichnungen gehören nicht mir. Alles andere gebe ich zu, gehört in meinen Besitz! Edward, ich habe euch von meinem Familienerbstück berichtet. Ich habe euch die Wahrheit gesagt. Ich bin keine Hexe oder mit dem Teufel im Bunde, diese Sachen sind nicht verzaubert."

Verzweifelt versuchte ich mich aus der Umklammerung von Adé zu lösen. Dieser festigte seinen Griff nur noch mehr und ergriff nun auch noch meinen anderen Arm!

"Käptn Kenway, ich flehe euch an, ihr müsst mir glauben. Ich führe nichts böses im Schilde. Ich bin nur auf der Suche, einen Weg nach Hause zu finden." Ich konnte hier nicht mehr erklären. Dieses Risiko durfte ich nicht eingehen, denn bisher hatte auch Edward kein Wort über meine wahre Herkunft verloren.

Ich fasste einen Entschluss: "Schaut euch mein Tagebuch noch einmal genauer an. Meines ist in Deutsch verfasst und ist … eigentlich nur für mich bestimmt und dann seht auf die Hand von Allister. Er trägt ein wunderschönes Schmuckstück an seinem rechten Ringfinger!"

Damit hatte dieser Lügner nicht gerechnet, aber ich wusste, dass Edward diesen Ring als das erkennen würde, was er war. Ein Zeichen für den Templerorden. Schon in jungen Jahren in Bristol machte er Bekanntschaft mit diesen Rittern und hatte auch einige Tage einen Abdruck des Kreuzes auf der Wange. Und jetzt kannte er ja auch noch die Gegenfraktion, nämlich die Assassinen! Ich hoffte, dass damit jetzt alles ins Lot kam und man mir endlich Glauben schenkte!

Mit einem Satz war Edward bei Allister und zerrte dessen rechte Hand vor und starrte auf den Ring. Der Templer war völlig überrascht und überhaupt nicht auf die Idee gekommen, sein Zeichen vielleicht mal abzunehmen. Wahrscheinlich zu stolz und, wie ich jetzt vermutete, auch noch nicht lange ordiniert, da er recht ungestüm war.

Plötzlich sah ich nur noch, wie der Käptn in sich zusammen sackte und McTempler versuchte aus der Kajüte zu stürmen. Jedoch kam ihm Adéwalé zuvor, der mich losließ, und beförderte ihn mit einem festen rechten Kinnhaken zu Boden. Ich hörte ein fieses Knochen knacken und Mac verdrehte die Augen und schlug hart auf den Boden der Kajüte auf.

Ich war unterdessen zu Edward geeilt, nachdem ich mich wieder bewegen konnte. Er lag gekrümmt auf der Seite und aus einer Wunde in der rechten Seite seines Oberkörpers ragte der Griff eines Messers, MEINES Messers!

25. Kapitel: Krankenpflege auf hoher See!

Vorsichtig versuchte ich Edward auf den Rücken zu drehen und schnappte mir eines seiner herumliegenden Hemden. Was für ein Glück, dass er nicht der ordentlichste Mensch war. Ich drückte es auf die Wunde, traute mich aber nicht, das Messer zu entfernen, denn er könnte dann verbluten.

Hinter mir hörte ich das Poltern eines Kampfes. Adé war größer und weitaus besser trainiert, als dieser Templer und dieser steckte einen Schlag nach dem anderen ein. Die Prügelei hörte abrupt auf, als McAllister ohnmächtig, zumindest schien es so, am Boden lag. Der Quartiermeister fesselte seine Hände und Füße, schwang sich den bewusstlosen Körper über die Schulter und trat mit ihm aufs Deck. Dort wies er einen Matrosen an, sich um das Paket zu kümmern und zu bewachen, koste es was es wolle.

Anschließend kehrte er wieder zurück und half mir dabei, Edwards Wunde zu versorgen. Auch Adé war sich ebenfalls nicht ganz sicher, ob er nun das Messer entfernen sollte oder nicht. Kam aber dann zu dem Schluss, dass es besser sei, denn so könnten wir ihn auch nicht bewegen.

"Frau, ihr werdet auf drei das Hemd wieder auf die Wunde drücken, wenn ich das Messer entferne! Danach müssen wir den Käptn wieder zusammenflicken. Habt ihr sowas schon einmal gemacht? Wisst ihr wie man eine so tiefe Wunde behandelt?"

"Nein, das habe ich noch nicht gemacht. Aber ich werde mein Bestes geben!"

Adé zählte bis drei, zog mit einem Schwung das Messer heraus und ich presste das zusammengeknüllte Hemd darauf. Ich hoffte, es gab keine Verletzungen von irgendwelchen Organen. Hätte ich doch besser in Biologie aufgepasst. Mir fiel leider gerade noch nicht einmal ein, wie ich einen Puls messen müsste. Ich konnte nur auf Edward starren, der immer blasser wurde, geradezu grau im Gesicht sah er aus.

Ich sah Adéwalé fragend an: "Gibt es hier an Bord vielleicht jemanden, der annähernd der Beschreibung Arzt gerecht wird? Oder gibt es eine Kiste mit Verbänden?" Ja, so ein erste Hilfekasten wäre jetzt hilfreich. Im selben Moment erschien eines der Crewmitglieder wie gerufen in der Tür und hielt eine große Ledertasche in den Händen "Wir haben zwar keinen echten Arzt an Bord, aber wir haben irgendwann mal einem seine Tasche abgenommen. Brauchte sie ja nicht mehr!" sagte der Matrose mit einem zahnlosen Grinsen.

Ich wechselte mich mit dem Druckverband mit Adéwalé ab und nahm mir die Arzttasche. Es waren tatsächlich einige saubere Verbände darin, eine rostige Schere und einige kleine Fläschchen. Aber den Inhalt konnte ich auch am Geruch nicht identifizieren und die Etiketten waren völlig abgegriffen.

Ich bat den Zahnlosen darum, mir heißes Wasser und vom Smutje irgendetwas mit Kamille zu bringen. Honig wäre für die Oberfläche der Wunde sehr zuträglich, den gab es hier aber nicht.

Es dauerte nicht lange und ich hatte mein Wasser, davon schöpfte ich eine Portion ab und tunkte die Kamillenblüten vom Smutje hinein und ließ das Ganze ziehen. Währenddessen war es dem Quartiermeister gelungen, die Blutung zu stoppen und hatte Edward bereits auf ein improvisiertes Lager verfrachtet.

Das wurde eine lange Nacht, so viel stand fest.

26. Kapitel: Der Fluch ist gebrochen!

Der Käptn schlug vorsichtig die Augen auf und sah sich suchend um. "Wo... was ist... oh verdammt, was ist denn passiert?" Er schloss sofort wieder die Augen und atmete schwer. Der Blutverlust ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen.

Ich legte ihm zum gefühlten tausendsten Male einen kühlen Lappen auf die Stirn, denn mittlerweile glühte er regelrecht. Was gäbe ich doch jetzt für Antibiotika und fiebersenkende Mittel. Leider kannte ich mich nicht so gut mit Kräutern aus, aber selbst wenn, ich konnte sie nicht besorgen. Wir waren mittlerweile schon wieder auf offener See.

Wieder zitterten seine Augenlider und Edward versuchte sich aufzurichten. Wie töricht muss man denn sein, merkte er nicht, dass ihm die Kraft gerade dazu fehlte. Mit einem kurzen aber heftigen Aufschrei ließ er sich wieder nach hinten fallen. Plötzlich verkrampfte er und ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, ihn auf die Seite zu drehen, damit er beim Übergeben nicht erstickte.

Adé trat neben mich und legt mir eine Hand auf die Schulter. Dieses mal aber nicht, um mich wegzuzerren, sondern einfach um mir zu signalisieren, dass er jetzt eine Wache übernimmt. War es denn schon spät? Wie lange hatte ich denn hier gesessen?

Benommen stand ich auf und der Quartiermeister reichte mir einen Becher mit Ersatzkaffee und, zu meinem Erstaunen, lächelte mich an. Ich erwiderte es und drückte ihm die dankend die Schulter.

Ich ging an Deck, um frische Luft zu schnappen. Es war sternenklar und man konnte den kleinen Sichelmond gut sehen. Gedankenverloren und schläfrig lehnte ich an der Reling und meine Gedanken kreisten um Edward, um diesen eigenartigen Templer, meine Reise ... Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, die sich langsam näherten und eine freundliche Stimme fragte mich: "Mrs. Frederickson, entschuldigt die Störung. Ich hoffe, ich habe euch nicht erschreckt?" Es war das zahnlose Crewmitglied, welches die Arzttasche gebracht hatte.

"Nein nein, ihr stört nicht. Kann ich euch irgendwie helfen?" Etwas unsicher, weil ich mir der Zuneigung der Mannschaft noch nicht sicher war, nickte ich ihm auffordernd zu.

Er kam näher und druckste wie ein Teenager beim ersten Date herum. "Also, es ist so. Wir, ich meine die Mannschaft und ich, wir... ähm... wollen uns bei euch entschuldigen. Diese ganze Anschuldigung kam nur, weil McAllister immer wieder betont hat, dass er euch beim herumschnüffeln gesehen hätte. Und er hätte euch auch dabei erwischt, wie ihr den Käptn mit einem Fluch belegt hättet."

Ein Fluch? Ich? Wie sollte das bitte ausgesehen haben? Und, was ich immer weder erschreckend fand, das in dieser Zeit der Aberglaube so weit verbreitet ist und man schneller beschuldigt wird, als das Fluch sagen kann!

"Dieser Allister ist ja ein ganz schlaues Kerlchen, was? Er selber war es, der hier herumgestöbert hat und in meinen persönlichen Dingen gekramt hat und sie mir entwendet hat. Hat er euch jetzt die Wahrheit erzählt? Er ist doch noch unter Deck gefesselt, wie der Quartiermeister es gesagt hat?" Denn mir kam eine Idee, ich würde einfach mit diesem Templer ein Wörtchen reden. Schaden kann es ja nicht.

"Ja, Ma´am, so ist es. Wir haben ihn an einen Balken gebunden! Er beschwor uns, wenn er etwas zu trinken bekäme, würde er auch alles gestehen, denn sein Leben wäre jetzt keinen Penny mehr wert!"

Da fiel mir ein, dass ich seinen Namen gar nicht wusste: "Wie ist eigentlich euer Name? Ich hatte noch gar nicht danach gefragt."

"Patrick, ich heiße Patrick, Mrs. Frederickson." Mit einem schüchternen Lächeln verbeugte er sich.

27. Kapitel: Wir starten die Befragung!

Patrick zeigte mir den Weg zu McAllister, denn es war so dunkel auf den Stufen, dass ich ohne seine kleine Laterne nicht einmal meine Hand vor Augen hätte finden können.

Weiter hinten in den Schlafquartieren der Crew hatte man den Templer an einen Balken gebunden. Die Hände auf dem Rücken und seine Füße waren ebenfalls noch festgebunden. Als er unsere Schritte hörte, sah er auf und sofort flammte Hass in seinen Augen auf.

"Mr. McAllister, endlich finden wir ein paar Minuten uns ein wenig besser kennen zulernen." Ich lächelte mein schönstes gespieltestes Lächeln und kniete mich vor ihn, damit ich auf Augenhöhe mit ihm war.

"Wie ich hörte, habt ihr zugegeben, dass ihr mir die ganze Sache einfach nur in die Schuhe schieben wolltet, um eure eigene Haut zu retten. Wie armselig ihr doch seid!" Er sah mich nur an und sagte aber keinen Ton. Stattdessen seufzte er tief und legte den Kopf in den Nacken, so als wolle er schlafen.

"Sehr gesprächig seid ihr nicht? Vorhin war das noch ganz anders. Was hat euch denn die Sprache verschlagen? Die Angst, dass euch der Templerorden eine ordentlich Strafe auferlegt? Oder sogar noch schlimmeres mit euch vorhaben könnte? Hmmmm? Sagt schon, was lässt euch so plötzlich schweigen? Ich bin nur neugierig." Ich sprach wie mit einem Kleinkind, es hätte nur noch gefehlt, dass ich ihm den Kopf getätschelt hätte.

Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, das konnte ich sogar bei der mickrigen Beleuchtung mit der kleinen Laterne sehen. "Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid, Weib? Kommt hier an Bord und durchkreuzt meine Pläne und behindert mich bei meiner Arbeit. Ich war soooo kurz davor, den Tempel zu finden!" Wenn er gekonnt hätte, dann hätte den Daumen und Zeigefinger aneinander gedrückt!

"Edward war sehr redselig am Strand, als wir unsere Prise gefeiert haben. Da schlüpften ihm so einige nette Informationen heraus, die mehr als Goldwert waren. Auch über euch und das passte mir besonders gut, denn so konnte ich euch einfach wieder loswerden und meinem Auftrag weiter nachgehen. Ich musste nur sicherstellen, dass ich den Aberglauben ein wenig schürte. Und wie ihr bemerken müsst, ist mir das sehr gut gelungen!"

Ja, das war ihm tatsächlich gut gelungen. "Also habt ihr euch heimlich aufs Schiff geschlichen und meine Sachen durchsucht? Und zu welchem Schluss seit IHR gekommen, wer ICH denn nun bin? Ihr seht mir ein wenig einfältig aus, eher so, als müsste man euch auch noch zeigen, wie man einen Eimer Wasser umkippt." Wutentbrannt funkelte er mich an und zerrte an seinen Fesseln. Das war eine Genugtuung für mich.

"Ihr wisst gar nichts. Ihr werdet nie an den Schatz kommen, dafür werden meine Brüder und Schwestern schon sorgen!"

Jetzt war es an mir, sprachlos zu sein. Von welchem Schatz sprach er und was hatte ich damit zu tun? Gestärkt durch meine derzeitige Überlegenheit wagte ich einen Vorstoß: "Ihr glaubt also immer noch, dass euer Orden schneller ist, als ICH? Wie kommt ihr zu dieser Annahme. Ich bin euch bereits einen Schritt voraus und werde dem Käptn auch bald diese reiche Beute zeigen können. Aber bis dahin seid ihr Fischfutter!"

"Ihr könnt nicht wissen, wo genau diese Insel liegt, auf dem die Mayas ihre Reichtümer vergraben haben!" Ahhh, also eine Insel der Mayas. Mir fiel da spontan Tulum ein. "Und selbst wenn ihr auf diesem Eiland heile landet, lauern dort Gefahren, die weitaus schlimmer sind, als ihr euch je in euren Albträumen vorstellen könnt!" Jetzt wollte er mir nur Angst machen, das war dummes Gerede, mehr nicht.

"Diese Gefahren, von denen ihr da sprecht, sind eine Kleinigkeit, wenn man gut gerüstet ist und nicht bei jedem kleinsten Geräusch davon läuft." Ich beobachtete seine Reaktion, aber irgendwie blieb diese aus...

28. Kapitel: Nur ein toter Templer ist ein...

Allister sah mich an, nach wie vor. Aber etwas an seinem Blick hatte sich geändert, seine Augen... sie waren aufgerissen und glasig. So als hätte er einen Geist gesehen, seine Haut hatte ebenfalls eine mehr als ungesunde Färbung angenommen. Plötzlich realisierte ich, dass ein kleiner Pfeil in seinem Hals steckte. Giftpfeile? Aber warum sollte man ihn denn jetzt und hier schon umbringen wollen? Sollten doch seine Ordensbrüder und -schwestern diesen Part übernehmen.

Ich verstand gerade gar nichts. Was war passiert, vor allem WANN hatte man ihm den Pfeil verpasst. War ich so vertieft in meinen Plan ihn auszuhorchen gewesen, dass ich nicht einmal DAS bemerkt hatte? Meine Fähigkeiten als Assassine stellte ich wieder einmal in Frage, denn waren wir in unserer Zeit nicht gut genug und verweichlicht ausgebildet worden?

Dann hörte ich hinter mir plötzlich Schritte und drehte mich um. Adéwalé tauchte aus dem Dunkel auf, in der rechten Hand hielt er ein Blasrohr und im Schein der Laterne sah er mit seiner Größe und Statur ziemlich bedrohlich aus. Grimmig starrte er auf den toten Templer und sah dann zu mir.

"Es war Edwards Befehl! Dieser Mann ist ein Templer, ein Verräter an der Mannschaft und eine Bedrohung für den Zusammenhalt der Crew! Ich sollte ihn lautlos verschwinden lassen und das habe ich fast geschafft. Jetzt muss er nur noch von Bord, dann kehrt hier wieder Ruhe ein und wir können die Reise fortsetzen."

Wie betäubt saß ich nur da und mein Blick ging zwischen Adé und Allister hin und her. Fast hätte ich erfahren, welchen Schatz er meinte, welche Insel er erwähnt hat... verdammt. Ich machte meiner Verärgerung Luft: "Ich hatte ihn fast soweit, dass er mir mehr über den angeblichen Schatz und die Insel auf der er liegen soll preisgegeben hätte!!! Hättet ihr nicht noch ein paar Minuten warten können?"

"Nein, denn dann wärt IHR vielleicht nicht mehr am Leben!" Mit diesen Worten ließ er den Toten zur Seite kippen und ich stellte mit Schrecken fest, dass er seine Handfesseln gelöst hatte und ein kleines spitzes Stück Holz in den Händen hielt. Wie in drei Teufels Namen hat er das gemacht? Er hätte mich vermutlich wirklich einfach eiskalt umgebracht. Allister hätte sich nur mit Schwung nach vorne wuchten müssen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Ich atmete tief durch, soweit ich das bei diesem Mief hier unten konnte und versuchte mich zu beruhigen. Als ich mich wieder bewegen konnte, stand ich schwankend auf, aber immer mit dem Blick auf Allister.

Wir trugen, besser gesagt Adé trug, ich assistierte nur, den Templer nach oben und ans Heck. Dort schnürten wir ihn mit Tauen in ein altes Segeltuch, welches wir unten gefunden hatten, und warfen ihn über Bord. Wenn man, wie ich, so etwas noch nie miterlebt hat, steht man einfach nur wie gelähmt da und kann sich nicht rühren.

Es fühlte sich alles auf einmal so unwirklich an und ich begann am ganzen Körper zu zittern!

29. Kapitel: Es geht aufwärts!

Der ungebetene Gast war nun Fischfutter, genau wie ich es ihm versprochen hatte. Und ich sank wie ein leerer Luftballon in mich zusammen, zitternd, heulend, frierend trotz der Wärme. Wie ein Häufchen Elend hockte ich da und starrte nur vor mich hin. Ich registrierte überhaupt nicht, dass sich allmählich eine Traube von Männern um mich und den Quartiermeister sammelte.

Neugierig beäugten sie mich, sagten aber kein Wort zu mir. Leises Gemurmel drang an mein Ohr, mehr nicht. Wie durch einen Nebel hörte ich Adéwalé etwas sagen. Aber was genau, verstand ich nicht und sah ihn nur verständnislos an. Mit einer schnellen Bewegung war er auf den Beinen und hob mich hoch und brachte mich zur Kajüte des Käptns. Dort ließ er mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken und füllte einen Krug mit Wasser und reichte ihn mir.

Immer noch zitternd nahm ich ihn entgegen, musste mich aber stark konzentrieren um ihn auch an meinen Mund zu heben. Langsam kehrten die Lebensgeister zurück und ich nahm meine Umgebung wieder klarer und deutlicher wahr. Trotzdem fiel es mir schwer, mich auf die Worte, welche aus Adés Mund kamen, zu konzentrieren. Irgendetwas von "Es wird alles gut!" und "Edward geht es schon besser!"

Mit einem Satz sprang ich auf! Ja natürlich, wo war unser Patient? Ich hatte ihn völlig vergessen und sah mich suchend um. Aber Adéwalé deutete auf ein sich bewegendes Häufchen Decken und Stoff rechts neben dem Schreibtisch. Erleichtert, dass er noch lebte, nahm ich wieder Platz und einen großen Schluck Wasser. Erst jetzt bemerkte ich meine ausgetrocknete Kehle.

Mein Schwindel ließ nach, ebenso das Zittern. Aber ich war todmüde und das sagte ich dem Quartiermeister auch.

"Ihr könnt euch ruhig ausruhen! Ich halte bei Edward Wache und wenn etwas ist, kann ich euch ja direkt Bescheid geben! Macht euch keine Sorgen, es wird alles wieder in Ordnung kommen, unser Käptn hat schon so manche schwere Verletzung heile überstanden!"

"Seid ihr euch sicher? Aber weckt mich SOFORT wenn etwas ist." Bei diesen Worten nickte er nur und ich verschwand komplett angezogen weil ich einfach zu faul war, in der Hängematte. Nach kurzer Zeit war ich eingeschlafen und träumte völlig zusammenhanglosen Mist.

Von Zuhause mit Blick auf die See, von der Jackdaw die mit Muscheln und Korallen übersät am Meeresgrund lag, von diesem Templer der mich mit rotglühenden Augen verfolgte und von einem Wasserspiegel, der wie eine platzende Wasserbombe vor meinen Augen verschwand...

Als ich meine Augen aufschlug, war es schon hell und die Fenster an der Kopfseite waren geöffnet. Über mir hörte ich Stimmen, die sich leise unterhielten.

Vorsichtig richtete ich mich auf und schaute auf Edwards Krankenlager. Immer noch Decken die sich bewegten. Ich stieg aus der Hängematte und ging hinüber, kniete mich neben den Verletzten und fühlte seine Stirn. Kein Fieber mehr, das war ein wirklich gutes Zeichen und ich beruhigte mich ein wenig.

Mein Körper fühlte sich zwar immer noch ein bisschen taub an, aber im Großen und Ganzen ging es mir schon wesentlich besser. Mein Gehirn war nicht mehr so umnebelt und meine Müdigkeit war auch verflogen. Hunger hatte sich in meinem Magen breit gemacht und dieser rumorte um mir zu signalisieren, dass ein paar Happen Essbares jetzt genau das Richtige wären.

Edward hatte die Augen geschlossen und sah nicht so aus, als würde er etwas zu sich nehmen können geschweige denn wollen. Aber ich beschloss, ihm etwas zu trinken zu besorgen und mir ebenso. Mal schauen, was der Smutje noch übrig hatte.

In der Kombüse traf ich niemanden an, also machte ich mich alleine auf die Suche und fand noch etwas Käse, ein kleines Brot, trocken aber nicht schimmelig und eine Ecke Speck. Trinkbares gab es hier nicht, aber ich fand einen Kessel mit kochendem Wasser vor und den nahm ich auch noch an mich und den Zichorienkaffee.

Mit meiner Beute machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Patienten und sah zu meiner Überraschung, dass dieser aufrecht saß und sich mit seinem Quartiermeister unterhielt. Ein wenig blass um die Nase, aber seine Augen waren nicht mehr fieber umnebelt.

Als die beiden mich bemerkten, nickte Adé Edward nur zu und verschwand mit einem Lächeln in meine Richtung aus der Kajüte. "Ich habe doch gesagt, er wird es überleben! Ist härter im Nehmen als ihr denkt!" Er drückte mir freundschaftlich die Schulter. So schnell konnte ich nichts erwidern und freute mich im Stillen einfach, dass er ja doch nicht so ein schlimmer Mensch war, wie ich erst angenommen hatte.

Mit dem kleinen Frühstück in meinem Arm, nahm ich neben dem Käptn Platz und endlich brachte ich auch mal wieder einen Satz zustande: "Edward, es freut mich wahnsinnig euch schon wieder aufrecht sitzend zu sehen. Ich hoffe, die Schmerzen sind nicht allzu groß? Braucht ihr noch etwas? Möchtet ihr vielleicht etwas essen? Ich habe mich in der Kombüse selber bedienen müssen, aber es gab noch ein paar leckere Sachen.!" Meine Worte schossen aus mir raus ohne dass ich Luft holte.

Edward jedoch sah mich mal wieder einfach nur mit diesem Blick an...

30. Kapitel: Die Schüchternheit in Person

Unbehaglich rutschte ich auf dem Boden hin und her und versuchte seinem Blick auszuweichen. Er machte mich einfach nervös und ich wollte ihm doch eigentlich beim Genesen helfen. Aber wenn er nichts sagte, sondern mich nur anstarrte, dann wußte ich leider auch nicht, was er braucht und ob er eventuell Schmerzen hat.

"Edward, ihr macht es schon wieder. Das macht mich nervös!" Meine Wangen wurden so warm, als würde die Sonne direkt darauf brennen.

"Alexandra, ich darf euch doch so nennen?" Ein wenig Verlegenheit war in seiner Stimme zu hören, aber in seinen Augen kam sie nicht an.

"Natürlich dürft ihr das." Ich konnte nur noch stammeln und wuselte mit meinen Fingern an meinem Hemdsärmeln herum.

"Wenn ihr euch unwohl in meiner Gegenwart fühlt, so tut es mir aufrichtig leid. Das ist nicht meinen Absicht. Aber ich versuche immer noch zu verstehen, was ihr genau hier macht und um ehrlich zu sein, kann ich nicht aufhören euch zu betrachten!" Jetzt war es an ihm, rot zu werden. Trotz des Blutverlustes schien er noch genügend im Körper zu haben um ihm von jetzt auf gleich eine gesunde Gesichtsfarbe zu verpassen. Und er SENKTE DEN BLICK!

Was sollte ich denn jetzt sagen? Mir fiel partout nichts ein, ich bin selten sprachlos, aber wenn doch, dann richtig!

"Das... ähm... ist ja sehr aufmerksam von euch. Aber..." stotternd brach ich den nicht vorhandenen Satz ab. Themawechsel!

Also lenkte ich das Thema einfach auf seine Verletzung! Eine gute Idee, denn dann konnte ich auch gleich nachsehen, ob sie sich schon ein wenig geschlossen hat und ob ich den Verband schon wechseln musste.

"Edward, darf ich mir eure Wunde ansehen? Ich möchte sicher gehen, dass sie dabei ist, zu verheilen und muss schauen, ob ich den Verband wechseln sollte!"

"Es sticht hin und wieder, aber so lange ich mich nicht zu stark bewege, geht es mit den Schmerzen. Aber seht selber, ich bin kein Arzt um den Verband beurteilen zu können." Mit diesen Worten versuchte er sein Hemd anzuheben, verzog aber schmerzverzerrt das Gesicht und er wurde schlagartig bleich wie eine gekalkte Wand.

Mit einem Satz war ich neben ihm und hielt ihn aufrecht und lehnte ihn an meine Schulter. Schwer atmend ließ er den Kopf an meine Schulter sinken. Einen Moment saßen wir so da und ich wartete, bis seine Atmung wieder normal war. Geistesabwesend strich ich Edward durch seine völlig zerzausten Haare und legte meine Wange auf seinen Scheitel.

Ein Räuspern riss mich aus meinem seligen Zustand. Der Käptn sah mir direkt in die Augen, nur Zentimeter von mir entfernt und ich glaubte, mein Herz setzte aus.

Warum ich es tat, weiß ich nicht. Aber wie in einem äußerst schlechten Film, hielt ich Edward einfach ein Stück des Brotes hin, mit der Bemerkung, er müsse jetzt aber ganz dringend etwas essen.

Mein Puls raste wie verrückt und ich fühlte mich in meine Teenagerzeit zurück versetzt, wenn man überhaupt nicht weiß, was man seinem Angeschwärmten sagen sollte. So unbeholfen fühlte ich mich auch gerade. Und es war so lächerlich. Bei Odin, ich war eine erwachsene Frau ich konnte doch wohl ganz normal agieren in der Gegenwart eines ... Mannes? Aber nicht DIESEM! Irgendetwas blockierte mich, eine Kraft die ich nicht zuordnen konnte.

Edward nahm das Brot entgegen, mit einem enttäuschten Blick? Ich reichte ihm ein Stück vom Käse, nein, ich pfefferte es ihm regelrecht entgegen. Hauptsache nicht noch näher kommen nicht noch mehr körperliche Nähe. Es war wie ein Abwehrmechanismus von meinem Hirn. Aber mein Herz wollte etwas GANZ anderes.

Mit langsamen Bissen ass er sein karges Krankenmahl und beobachtete mich weiterhin. Immer noch enttäuscht? Oder war es Verärgerung? Ich war überfordert mit meinen Gefühlen. Dieser Sprung durch die Zeit hatte mich mehr durcheinander gebracht, als ich es für möglich gehalten hatte.

Ich aß meine kleine Ration und, um ehrlich zu sein, genoss ich den Ersatzkaffee, wie er warm in meinem Magen ankam und mir einen kleinen wohligen Schauer verlieh. Meine Konzentration galt einzig und allein der Nahrungsaufnahme. Es gab nichts anders, nein, erst wenn ich hier fertig war, dann...

WAS dann?

Durch die Stärkung gewann mein Körper und mein Geist mehr und mehr an Normalität und ich konnte Edward ansehen, ohne gleich das Gefühl zu haben, in Ohnmacht zu fallen. Du schaffst das. Noch ein Versuch, damit du die Wunde untersuchen kannst.

"Ich hoffe, es hat euch ein wenig geschmeckt? Ich weiß, es war nicht sehr üppig, aber um wieder ein bisschen zu Kräften zu kommen, hoffe ich, war es vorerst gut genug?" Schüchtern lächelte ich den Käptn an und er reichte mir den leeren Kaffeebecher.

"Danke, Alexandra, ihr seid sehr fürsorglich. Ihr würdet gut auf mein Schiff passen als ... Krankenschwester." Erwartungsvoll sah er mich an. War das ein Jobangebot? Er wusste doch, dass ich nicht bleiben konnte? Und auch definitiv nicht mehr lange. Es war knapp eine Woche die ich jetzt hier in dieser Zeit war. Und ich musste so langsam darüber nachdenken, wieder nach Hause zu gehen.

Aber irgendetwas hielt mich und gleichzeitig trieb mich etwas weg. Es war zum Verrücktwerden.

31. Kapitel: Nennt mich Florence Nightingale, zu ihren Diensten!

Eigentlich hätte ich ja beleidigt sein müssen, weil ich nur die Krankenschwester sein sollte, reduziert auf eine typische Frauenrolle. Das Jahrhundert gab aber ja auch erstmal nicht mehr vor. Wenn ich aber eine andere Arbeit bekleiden wollte, musste ich mich auch erst beweisen. Und im Moment bewies ich mich halt nur in der Krankenpflege und das auch nicht zum ersten Mal.

Wann würde ich eine Möglichkeit bekommen, zu zeigen, dass ich auch kämpfen könnte?

"Edward, ihr wisst, dass ich nicht für ewig bleiben kann. Aber..." ich zögerte und musste mich räuspern "... ich würde gerne eine sinnvolle Tätigkeit an Bord übernehmen. Wenn nötig natürlich in der Pflege von den Verwundeten oder Kranken. Es gibt doch aber bestimmt auch noch andere Arbeiten die ich übernehmen kann? AUSSER kochen meine ich!" Durch das Frühstück gestärkt und mutig geworden, wagte ich es einfach.

"Ihr habt schon gezeigt, dass ihr mehr könnt, als das. Überzeugt mich einfach noch mehr und zeigt, dass ihr Durchsetzungsvermögen habt. Dann könnten wir auch über eine andere Position in meiner Crew sprechen!" Edward grinste schief mit diesem VERDAMMT charmanten Gesicht. Wusste er das überhaupt? Dass er so wirkte?

"Und wie stellt ihr euch das vor? Soll ich vor die Mannschaft treten und ihnen sagen, wohin wir segeln werden? Oder soll ich auf Prisenfang gehen und zeigen, dass ich weiß, wo reiche Beute zu machen ist?" Ein eigentlich sehr netter Gedanke, aber mit der Umsetzung würde es hapern. Denn... ich war eine Frau. Und ich musste jetzt erst einmal wieder das Vertrauen der Crew wiedergewinnen. Sie davon überzeugen, dass ich nicht die Reinkarnation des Teufels selber war und ihrem Käptn ans Leder wollte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als Edward vorerst gesund zu pflegen, um dann zu schauen, wie ich diese nächste Mammutaufgabe stemmen könnte.

"Ihr werdet schon einen Weg finden, da bin ich mir sicher." Bei dem Versuch sich anders zu setzen, verdrehte er die Augen und begann zu schwanken und wieder wich ihm jede Farbe aus dem Gesicht. Ich hielt ihn fest und versuchte ihn aufrecht zu halten. Aber dieses Mal erholte er sich schneller von seinem Schwindel.

Dann mal los dachte ich mir und ergriff sein Hemd, zog es hoch und bat ihn, es festzuhalten. Der Verband war vom getrockneten Blut ganz schwarz, kein schöner Anblick. Vorsichtig löste ich ihn und als ich das dicke Bündel Stoff fand, welches als Druckverband gedient hatte, bekam ich doch Skrupel. Einfach abreißen wie ein Pflaster war keine gute Idee. Zu schmerzhaft und die Wunde würde erneut aufreißen. Ich sah zu Edward hoch, doch dieser hatte den Blick auf ... irgendetwas über meiner Schulter gerichtet. Ok... Mit dem Wasser, welches noch im Kessel war, feuchtete ich den Stoff an und somit auch Verkrustung. So sollte sich beides besser trennen lassen.

Vorsichtig, wie auf einem Minenfeld, zog ich den Stoff von der Haut. Millimeter für Millimeter. Kenway verzog keine Miene, aber das scharfe Lufholen zwischen den Zähnen deutete eindeutig darauf hin, dass es kein Vergnügen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich alles gelöst und hatte nun freie Sicht. Und es war wirklich nur der Einstich des Messers, der auszumachen war. Die Ränder der Wunde waren, soweit ich das beurteilen konnte, nicht aussergewöhnlich geschwollen, es nässte nichts. Also tunkte ich nocheinmal ein Stoffbündel in die vom Vorabend vorhandene Kamillentinktur und legte sie vorsichtig auf die Wunde. Der Verband um seine Taille war da nur noch schmückendes Beiwerk, aber ich musste wohl zu euphorisch gewesen sein und kam mit meinem Ellbogen auf die Narbe. Zischendes Luftholen und ein Blick als würde Edward mir gleich an die Kehle springen, mehr kam nicht.

"Ihr könnt euer Hemd wieder herunter nehmen." Erleichtert tat Kenway was ich ihm sagte und lehnte sich an die hinter ihm stehende Kiste. Es schien, als hatte es ihn mehr Kraft gekostet, als er sich selber eingestehen wollte.

"Ich danke euch! Könntet ihr Adéwalé bitten, mir aufzuhelfen?" Hilfesuchend sah er mich an.

"Edward, das schaffe ich sicher auch. Ihr seid nicht ohnmächtig, also muss ich euch nur unterstützen. Wartet, reicht mir euren linken Arm, und ich helfe euch auf."

Das war leichter gesagt als getan, er wog doch mehr, als ich gedacht hatte. Aber das ließ ich mir nicht anmerken. Also hievte ich ihn hoch, langsam, Stück für Stück, dann Schritt für Schritt auf die Hängematte zu.

Doch... das war nicht sein Ziel. Denn Edward wand sich in Richtung einer klappbaren Bank hinter dem Schreibtisch. Jetzt druckste er herum und wurde sichtlich verlegen... und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ja ääähhhäääm... dafür sollte ich doch den Quartiermeister besser holen... daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Edward hätte ja auch etwas sagen können, aber es war ihm genau wie mir einfach nur unangenehm.

Ich setzte ihn auf die Bank und eilte hinaus zu Adé. Dieser stand beim Rudergänger und war in ein Gespräch vertieft. Mit einem tiefroten Gesicht erklärte ich ihm, dass er Edward zur Hand gehen müsste und dass er bitte mitkommen soll. Im ersten Moment sah er mich verständnisslos an und dann dämmerte ihm, was ich meinte. Er grinste in sich hinein und verschwand wortlos in der Kajüte.

Wir hörten wütendes und nörgelndes Gestöhne und dann... nichts mehr. Auf einmal wieder lautes Gemecker und ein lautes "Verdammt, ich kann mich noch nicht so schnell bewegen!!"

Ich ging hinunter und wartete auf den Quartiermeister. Der erschien auch prompt und grinste von einem Ohr zum anderen. "Der Käptn ist schon fast wieder der Alte! So wie er schon wieder zetern kann, ist es nicht so schlimm um ihn bestellt!"

Na, wie beruhigend!

32. Kapitel: Professionelle Bettenbauer am Werk!

Edward saß auf seinem Stuhl, naja, es war mehr ein Sessel, am Schreibtisch, eine Hand auf die Wunde gedrückt. Als ich eintrat nahm er die Hand herunter und setzte sich, so gut es eben ging, aufrecht hin. Wirklich würdevoll war es nicht, denn sein Gesicht verzog sich bei dem Bewegungsschmerz.

"Edward, ihr solltet lieber noch ein wenig ausruhen und liegen bleiben. Ich heiße es nicht gut, dass ihr jetzt hier so sitzt und wie es aussieht, auch noch vorhabt euch an Deck zu begeben." Denn er hatte schon seinen Ornat wieder angelegt und nestelte mit der einen freien Hand an den Gurten und Gürteln herum.

Trotzig sah er zu mir hinüber. "Es geht schon, einfach die Zähne zusammenbeißen. Helft mir nur dabei, mich anzukleiden. Seid so freundlich, Alex!"

Nein, das konnte er sich abschminken, soooo freundlich war ich garantiert nicht. Das Risiko dass er umkippt und sich noch andere Verletzungen zuzog war einfach zu hoch. Auf der anderen Seite, wer sollte ihn denn die ganze Zeit über stützen und an Deck aufrecht halten? Wie stellte Edward sich das vor. Er war nicht gerade ein Leichtgewicht und ich nicht größte Person.

"Käptn, aber bei allem Respekt. Ich werde euch nicht helfen! Ihr gehört in ein ordentliches Bett und noch wenigstens 2 oder 3 Tage ruhig gestellt. Soll ich euch erst eins mit dem Nudelholz über den Schädel ziehen, damit ihr Ruhe gebt und endlich zur Vernunft kommt?" Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn die Vorstellung ich mit Nudelholz hinter einem hinkenden Edward hinterher rennend... War schon sehr lustig!

Ihm schien es ähnlich zu gehen, denn er prustete los, hielt sich aber sofort die Hand auf seine Verletzung. "Also schön, dann habt ihr das Sagen fürs Erste über mich. Ich werde mich fügen müssen, aber wenn ihr mich nicht in 3 Tagen wieder machen lasst, wie mir beliebt, dann ... "

"Dann WAS, Edward? Werdet ihr mir humpelnd hinterher eilen und mich übers Knie legen und mich für meine Verfehlungen, die ich nicht begangen habe, bestrafen?"

"Das ist eine gute Idee, darauf wäre ich von alleine gar nicht gekommen. Aber schön, dass ihr das selber geäußert habt. Also richtet euch schon einmal darauf ein!" Wir schienen den gleichen Humor zu besitzen. Sticheleien soweit das Auge reicht. Herrlich!

"Das habe ich notiert, Käptn. Wenn ihr sonst keinen Wunsch mehr habt, kann ich dann gehen?" Diese kurze Witzelei hatte mich unendlich entspannt und ich fand mich gefestigt wieder. Es war ein sehr angenehmes Gefühl.

"Nein, das könnt ihr nicht. Denn ihr sagtet, ich gehöre in ein richtiges Bett. Ich sehe hier keines!" Mit einer ausladenden Geste wies er in der Kajüte herum. Ja, da war kein Bett. Aber es war ja auch kein Platz, warum musste er auch alles vollpflastern mit Kisten und Bildern und Krimskrams.

"Wo soll ich eines herzaubern?"

"Lasst euch etwas einfallen!"

Mit diesen Worten ließ er sich nach hinten in den Sessel sinken und grinste mich unverschämt ... sympathisch an!

33. Kapitel: Der flie.... ach neeee... der stotternde Holländer!

Er wollte also ein Bett? Das lässt sich bestimmt einrichten.

"Dann werde ich mal zur Tat schreiten, Edward!" Mit diesen Worten drehte ich mich um und verschwand aus der Kajüte und an Deck.

Die frische Luft und die Sonne taten sooo gut. Für einen kurzen Moment legte ich den Kopf in den Nacken und genoß diese kleine Freiheit und Auszeit.

Dann mal los zum Zimmermann. Denn niemand anderes fiel mir ein, der mir beim Bau eines Bettes helfen konnte. Dieser stand am Bug der Jackdaw und inspizierte den Stampfstock und das Blinde Raa. Ich hatte von der Mannschaft aufgeschnappt, dass durch den Sturm einige Schäden aufgetreten waren, unter anderem dort und das musste möglichst schnell erledigt werden.

Beiläufig fragte ich ein Crewmitglied nach dem Namen des Herren, denn mir fiel er einfach nicht mehr ein. Peet Bongartz, ein Holländer. Mir kamen diverse Klischees für Holländer und Holz und Schuhe in den Sinn. Aber ich riss mich zusammen und sprach Peet an. "Mr Bongartz, der Käptn lässt fragen, ob ihr in der Kajüte wohl ein provisorisches Bett herrichten könntet. Er muss sich noch erholen und sollte nicht in einer Hängematte liegen oder auf dem nackten Boden!" Bei der Bezeichnung nackter Boden grinste Bongartz süffisant und stierte mich von oben bis unten an.

Wütend fuhr ich ihn an! "Also, könnt ihr nun ein Bett bauen oder könnt ihr nur den Frauen hinterher starren?" Verwirrt sah er mich an und stotterte: "W...w...was g...g...glaubt ihr ...dddddenn. I...i...ich bin Zi...zi...mmermann. D...das k...k...kann ich sehr wohl!" Ein stotternder Holländer, der Akzent war einfach hinreißend und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Großartig!

Damit war das geklärt, er folgte mir und besprach dann mit Edward WO das Bett, wenn auch nur vorübergehend, hin sollte. Man entschied sich für die linke Seite der Kajüte, die Fenster am Kopfende. Also räumten wir dort alles was an Kisten, Fässern und sonstigem herumstand weg um Platz zu machen.

Peet hatte derweil Holz und Seile und Nägel besorgt. Als der Platz frei war fing er mit seiner Arbeit an. Das Gestell war schnell fertig, die Seile auch schnell gespannt und mit Feststellschrauben gesichert, dass man das ganze auch spannen oder eben, je nach Wunsch lockern konnte. Da wünschte ich mir mein komfortables Lattenrost von zu Hause!

Nach knapp 4 Stunden stand das Bett, aber es fehlte die Matratze. Stroh gab es, aber nur für die Ziegen im Unterdeck und das war schon sehr zur Neige gegangen. Wolle gab es hier auch nicht, welche man dazu nutzen konnte. Also nahmen wir alles, was irgendwie mit weichem Material gefüllt war und verteilten es auf dem Gestell. Ein gespanntes Segeltuch verhinderte, dass einzelne Säcke mit Füllung durchrutschten.

Ein Kissen und eine Decke waren vorhanden, denn die lagen noch in der Hängematte. Ich drapierte feierleich beides und wies Edward an, doch mal Probezuliegen.

Er hatte die ganze Zeit über nur da gesessen und alles mit einem Schmunzeln beobachtet. Jetzt stand er auf, besser, er versuchte es und Adé half ihm beim Gehen und hinüber zum Bett. Edward ließ sich schwer aufs Bett fallen, testete mit übertriebenen auf und ab Hüpfen, die Festigkeit seines Nachtlagers. Bereute aber schnell diese Aktion und verzog schmerzverzerrt das Gesicht.

Mit einem wohlwollenden Ausdruck blieb er sitzen, seufzte und sah uns an: "Das ging ja schneller als erwartet. Ich danke euch allen für eure tatkräftige Unterstützung. Ich werde dann jetzt den Anweisungen nachgehen und MICH AUSKURIEREN!" Mit einem herausfordernden Blick auf mich, machte er es sich auf dem Bett beQuem. Ein lautes Stöhnen kam aus seinem Mund, als er sich ausstreckte.

Peer und die anderen Helfer verschwanden lautlos. Ich stand da und sah auf meinen Patienten hinunter. Dieser rekelte sich und versuchte eine einigermaßen komfortable Position zu finden.

Das hieß für mich dann ab jetzt, ich müsste meinen Schlafplatz unter Deck wieder einnehmen. Denn die Hängematte mussten wir hochbinden, sonst würde sie direkt über dem Bett hängen.

Ich drehte mich um und wollte gerade gehen, als Edward wie aus dem Nichts fragte: "Wo wollt ihr hin, Mrs. Frederickson? Noch bin ich nicht wieder gesund und ich habe jetzt ein Bett. Also könnt ihr für meine Genesung in aller Ruhe sorgen. Wenn ihr doch so freundlich wärt und mir einen Schluck Rum geben könntet? Die Flasche steht auf dem kleinen Regal dort drüben."

Rum! Soweit kommt es noch! Ohne mich!

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https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:L-sail.png (von dort stammen die Bezeichnungen für die Schäden!)

34. Kapitel: Ich sagte Bettruhe!

Ich weiß, er ist ein erwachsener Mann und kann schon selber entscheiden, was er gerne trinken möchte. Aber nicht im Moment, entschied ich. Also griff ich zu dem Krug mit abgekochtem und abgekühltem Wasser und schenkte Edward einen Becher ein. Mit einem breiten Grinsen gab ich ihm sein Getränk und erntete im Gegenzug einen maulenden Kommentar von ihm: "Das ist kein Rum! Ihr müsst mich falsch verstanden haben!"

"Nein, ich habe euch schon verstanden, Käptn!" sagte ich betont. "Aber ihr bekommt erst wieder etwas alkoholisches, wenn der Blutverlust ausgeglichen ist. Und jetzt stellt euch nicht so an, Wasser ist ja nicht giftig. Trinkt, denn um so schneller bekommt ihr auch wieder Rum!"

Mit einer erhabenen Geste griff ich die beiden Flaschen Rum aus dem Regal und marschierte erhobenen Hauptes und mit einem Schmunzeln aus der Kajüte. Solange wie sie noch nicht gebraucht wurden, sollten sie erstmal in meinem Seesack verstaut bleiben, sicher vor Edwards langen Fingern.

Wieder an Deck gesellte ich mich zu Adéwalé der das Ruder übernommen hatte. "Wie lange glaubt ihr, muss unser Käptn noch zu Kräften kommen?" fragte er mich besorgt.

"Ich gehe davon aus, wenn er denn ordentlich isst und ausreichend trinkt, dass er in 2 oder 3 Tagen, vorerst wieder auf den Beinen ist."

"Dann sollten wir ihm unsere Rationen Rum vielleicht noch überlassen, wenn trinken hilft und er so schneller...." Ich fuhr dem Quartiermeister harsch über den Mund!

"Solange ich für ihn sorge, bekommt dieser Mann nicht EINEN Tropfen Rum. Ist das klar? Er kann sich ja noch nicht mal im nüchternen Zustand aufrecht halten, wie soll er das denn voll wie eine Strandhaubitze bewältigen?"

"Aber ihr sagtet, er solle viel trinken!"

Entnervt sah ich Adé an: "Ja, aber damit ist nichts alkoholisches gemeint!" Zu dieser Zeit bekamen ja sogar Kinder, wenn sie krank waren warmen Gewürzwein und ähnliches. Von daher war trinken nicht gleich trinken wie in meiner Zeit. Ich seufzte und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter: "Entschuldigt, ich bin nur ein kleines bisschen müde. Ich wollte nicht laut werden."

Der Quartiermeister sah auf mich herab und lächelte schon wieder, nickte und wir standen einfach dort oben und genossen den Wind und die angenehme Brise.

Plötzlich aufgeschreckt aus meinen Gedanken, nahm ich ein Poltern und Scheppern aus der Kajüte wahr. Im Eiltempo war ich bei Edward, weil ich schon befürchtete, er wäre aus dem Bett gefallen.

Nun, er war NICHT im Bett. Er hing auf allen Vieren vor seinem Schreibtisch und war im Begriff sich aufzurichten. Bei dem Versuch hatte er den Krug mit dem Wasser heruntergerissen und sein Hemd war klatschnass und er rutschte immer wieder auf den glitschigen Bolen weg. Es war ein, verzeiht, aber... es war ein sehr lustiger Anblick.

35. Kapitel: Gesucht, gefunden und verfolgt!

Ich erbarmte mich und versuchte ihm aufzuhelfen. Nicht so einfach, denn es war wirklich rutschig. Also wischte ich mit einem alten Tuch, welches auf dem Kartentisch noch lag, das Gröbste weg. So konnten wir aufstehen.

Missmutig sah der Käptn auf mich hinunter, aber er behielt seine gesunde Gesichtsfarbe, diese war in einem sehr kräftigen dunklen Rot. Die Anstrengung oder der Ärger, dass er nicht alleine hoch kam? Ich weiß es nicht.

"Mrs. Frederickson, wie schön, dass ihr euch auch mal wieder hier blicken lasst. Ich verdurste hier und ihr seid einfach für eine Ewigkeit verschwunden." Eine Ewigkeit? Was für ein Blödsinn!

"Edward, ich war nur kurz frische Luft schnappen..." weiter kam ich nicht.

Er lehnte mit dem Rücken zu seinem Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Ganze sah allerdings nicht furchteinflössend aus, denn sein Hemd... es war aus schon sehr dünnem und abgetragenen Leinen... und es war nass ... "Ihr wart also Luft schnappen, ja?" Hatte ich das nicht gerade gesagt? "Und wann gedachtet ihr, mir den Verband zu wechseln und euch um meine Genesung zu kümmern?"

Herr Gott noch einmal. Kranke Männer waren ein Graus. Aber ich konnte nicht aufhören vor mich hin zustarren und mein Gesicht glühte mittlerweile schon. Ich konzentrierte meinen Blick auf Edwards Gesicht.

"Master Kenway, es waren nur ein paar Minuten. In denen wärt ihr nicht gleich gestorben. Jetzt bin ich ja wieder da und werde SELBSTVERSTÄNDLICH nach der Verletzung sehen und auch noch einen neuen Krug mit Wasser bringen."

Ich schob den Käptn, der wie ein nörgeliger Teenager dastand, Richtung Bett und öffnete die zwei Fenster am Kopfende. Aus seiner persönlichen Truhe holte ich ein neues Hemd und machte mich daran ihm beim Umkleiden zu helfen. Und wo er schon Oberkörperfrei da sass konnte ich auch gleich den Verband mit wechseln. Die Schmerzen beim Abziehen des Druckpäckchens konnte ich ihm leider nicht ersparen, aber wie beim letzten mal weichte ich das ganze in Kamillentinktur ein.

Als wir gerade dabei waren, das frische Hemd überzustreifen polterte der Quartiermeister herein und brüllte: "Da ist eine Brigg hinter uns her. Sie haben eine Templerfahne gehisst! Sie ist schnell!"

Oh verdammt. Dann hatte Allister also wirklich Verbündete, die ihn suchten UND finden würden!

Ich hatte McAllister, den Schatz und das ganze Gerede über eine Maya-Insel völlig verdrängt in den letzten Stunden, oder waren es schon wieder Tage? Ich hatte ehrlich gesagt, kein richtiges Zeitgefühl mehr.

Edward konnte unmöglich in diesem Zustand kämpfen, aber ich konnte ihn jetzt nicht mehr davon abhalten. Denn Adéwalé hatte schon angemerkt, dass die feindliche Brigg 20 Breitseitenkanonen auf jeder Seite hatte und die Bugkanonen hatte sie auch schon geladen. Es war also nur noch eine Frage der Zeit, WANN der erste Schuss oder hoffen mir mal, WARNSchuss abgefeuert wurde.

Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie der Käptn trotz der Schmerzen plötzlich in Alarmbereitschaft war und nach seinen Hosen und Strümpfen griff. Alleine ging es aber dann doch noch nicht, also half ich ihm sehr widerstrebend in seinen Ornat und schloss die Gürtel mit seinem Säbel und seinen Pistolen. In seine Stiefel sprang er förmlich, er verzog plötzlich keine Mine mehr. Entweder war es tatsächlich seine Angst um die Jackdaw, dass er im Adrenalinrausch keine Schmerzen mehr spürte oder er hatte mir etwas vorgespielt. Gnade ihm Odin, wenn es so war.

Mit einem verbissenen Ausdruck ging er an mir vorbei und aufs Deck. Ich konnte nur hinterschauen und ungläubig mit dem Kopf schütteln. Bewaffnung! Dann sollte ich jetzt wohl auch mal zur Tat schreiten und mich, wenn auch dürftig, in Verteidungsstellung begeben. Ich eilte runter zu meinem Seesack und fischte die Klingen und meinen eigenen Ornat heraus, mit zitternden Händen versuchte ich die Knöpfe und Schnallen zu schließen. Gar nicht so leicht. Der Stoff dieser Jacke war schwer, fest und schwarz mit dunkelroten Absätzen.

Wieder an Deck rief ich dem Quartiermeister zu, ob irgendwo noch ein Säbel für mich übrig wäre? Verständnislos sah er mich an, blickte zu Edward, der mich aber nicht zu bemerken schien und kam die Stufen herunter, griff in eine der Kisten neben dem Kajüteneingang und gab mir ein Schwert.

"Ihr wisst aber schon, wie man damit umgeht? Wir haben keine Zeit, euch erst noch das Kämpfen beizubringen!" Naja, zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich aufgrund unserer Neuzeit nicht ausgiebig im Schwertkampf ausgebildet worden war. Aber ich beherrschte den Nahkampf, also sollte ich mit einem Schwert und einer dürftigen Ausbildung daran, klar kommen. Hoffte ich... und betete still zu Odin, er möge mich beschützen!

Ich warf die Kapuze über und fühlte meinen Adrenalinpegel steigen...

36. Kapitel: Die Templer engagieren Schlägertypen!

Edward war sichtlich auf Kampf aus, denn er drehte bei und und ging längs vor der feindlichen Brigg in Stellung. Die Breitseitenkanonen waren bereits geladen worden und der Käptn hob die Hand und wollte gerade "FEUER!" brüllen, als wir von den Bugkanonen des anderen Schiffes erwischt wurden.

Kenway schrie "FEUER!" ohne von dem Einschlag beeindruckt zu sein und mit ohrenbetäubendem Krach gingen alle 24 Kanonen fast zeitgleich los und trafen die Templerbrigg mit voller Wucht.

Die Jackdaw wurde mit vollen Segeln wieder in Fahrt gebracht um längsseits der Steuerbordseite des Feindes zu kommen. Wenn ich ehrlich sein soll, fand ich das keine so gute Idee. Denn die Templer hatten sicherlich ihrerseits die Breitseitenkanonen geladen und wenn ihnen die Gelegenheit so freiwillig geboten wurde, dann würde sie sie ergreifen.

Aber als wir ungefähr auf gleicher Höhe mit ihnen waren, passierte nichts. Dafür fing ein Teil der Mannschaften von beiden Schiffen an, mit Pistolen und Musketen zu feuern. Beide Briggs stoppten und refften die Segel um zum einen die Fahrt zu verlangsamen und hoffentlich schnell stoppen zu können.

Plötzlich brüllte Adé nur "DECKUNG!" und schon flogen von Templerseite größere Geschosse zu uns rüber und brachen durchs Holz und auf Deck ein. Drehbassen! Aber die Geschosse waren anders, sie waren größer und liefen vorne spitz zu.

Edward hieß Crew an, die Schiffe zu sichern und so schwangen die ersten Haken Richtung Templer. Mit einem Ruck kam die Jackdaw zum Stehen und erst jetzt sah ich, dass die Crew auch den Anker geworfen hatte. Jetzt wurde es für mich also doch ernst. Und genau so etwas hatte ich versucht zu vermeiden, aber mein Adrenalin ließ mich das Ganze ausblenden, die Gefahr verletzt zu werden oder schlimmeres, es war mir egal. Ich wollte einfach dabei sein.

Also schwang ich mich ebenfalls aufs Templerschiff, oder zumindest WOLLTE ich das tun. Wurde aber grob am Arm gepackt und auf die Backbordseite der Jackdaw gezerrt und sah mich zwei wütenden Augen gegenüber. "WAS glaubst du, was du da tust, Mädchen? Und..." Mit einem Blick auf meine Aufmachung "... was zum Teufel hast du da an und wer hat dir überhaupt eine Waffe gegeben? Sieh zu das du unter Deck verschwindest, ich habe hier schon alles im Griff. Aber mich auch noch um deine Sicherheit kümmern kann ich gerade nicht."

"Jetzt hört mir mal zu, Klugscheißer!" Ja, es war eigentlich unpassend ich weiß, aber mir platzte der Kragen! "Wie ich dir bereits erzählte, bin ich Assassine und kann mich sehr gut selber schützen, wenn ich die entsprechenden Mittel habe. Die habe ich jetzt, Adé hat dafür gesorgt. Und jetzt lasst mich los, damit wir den Kampf schnell hinter uns bringen können!"

Mit diesen Worten rannte ich hinüber, schnappte mir ein Seil und schwang mich Richtung Templerschiff...

Nun stand ich in dem Gewirr aus Rauch und herum rennenden Männern. Meine Augen tränten und ich würgte aufgrund der Luftverhältnisse. Es war doch nicht so einfach wie gedacht. Wie schafften diese Kämpfenden es, nicht die Orientierung zu verlieren oder zu ersticken?

Mir flog ein Geschoss ein paar Millimeter am linken Ohr vorbei und schlug in den Mast hinter mir ein. Erschrocken blickte ich hinterher und suchte mir ein Ziel. Aber das war alles andere als einfach, denn die Mannschaft der Templer unterschied sich nicht sonderlich in Aufmachung oder besonderen Merkmalen von unserer Crew.

Aber das brauchte ich auch nicht zu wissen, denn SIE wusste, wen man angreifen muss. Nämlich mich... Die Assassinen-Insignien waren deutlich auf meinem Ornat zu erkennen. Und schon stürmte der erste Kerl auf mich zu und griff mich frontal mit seinem Schwert an. Eigentlich hämmerte er drauf los und es war schnell zu erkennen, dass er nicht ganz so geübt war. Mein Glück würde ich mal sagen. So konnte ich an ihm üben und das Parieren klappte wirklich gut. Ich landete auch einige Treffer. Wenn auch mit meiner linken freien Hand und als Kinnhaken und Schlag aufs Nasenbein.

Wie im Rausch konnte ich diesen Herren überwältigen! Auf zum nächsten! Ich nahm nichts mehr von meiner Umgebung wahr, es war wie ein durchrushen und nach links und rechts Hiebe und Stiche austeilen. Einige Schläge musste ich einstecken, aber anscheinend nichts was lebensbedrohend zu sein schien. Also kämpfte ich mich wie eine Furie durch die Menge und hinterließ eine, wenn auch kleine, Schneise des Todes.

Mein Schwertarm zitterte und meine Hand war schlüpfrig vom vielen Blut, ebenso meine linke Klingenhand.

Doch mein Glück sollte nicht andauern, denn plötzlich tauchte vor mir ein wahrer Hüne auf. Locker 2 Köpfe größer als ich und vermutlich auch 100 kg schwerer als ich. Lange schwarze Haare, die verklebt in seinem furchigen Gesicht hingen, sah er wutentbrannt auf mich nieder und holte einfach mit seiner flachen Hand aus und traf meine linke Wange. Ich drehte mich bei dem Aufprall seiner Hand und schlug mit dem Gesicht nach unten auf die Planken. Ich spürte ein Knacken in meiner Nase und helle Blitze stoben in meinem Blickfeld auf.

Ein Ruck an meinem Kragen und der Hüne hatte mich wieder auf die Beine gezogen. Ich wankte leicht und versuchte wieder klar sehen zu können, doch es war, als wäre ich unter Wasser. So verschwommen die Sicht und auch die Geräusche waren so dumpf. Der Riese holte noch einmal mit seiner Faust aus und sie kam auf mich zugeflogen!

37. Kapitel: Von Monstern und Idioten

Wie in Zeitlupe kam diese geballte Hand auf mich zu, aber ich stand da und konnte mich nicht bewegen, weil die andere Hand mich eisern festhielt. Dann, als wäre der Blitz in ihn geschossen, riss der Hüne seine Arme nach oben und flog hinten über und landete mit einem Krachen auf dem Rücken.

Unter mir gaben meine Beine nach und ich sackte weg und konnte mich gerade noch mit meinen Armen abfangen. Ich kroch auf meinen Faustschläger zu und sah ein klaffendes Loch mitten auf seiner Stirn. Wie kam das dahin? Eine Frage, die ich wirklich nicht beantworten konnte in diesem Moment. Ich war wie betäubt, mein Gehirn ausgeschaltet. Die Kampfgeräusche drangen wie durch Watte zu mir durch. Alles schwankte und verschwamm vor meinen Augen.

Ich versuchte auf die Beine zu kommen, aber... es ging nicht. Mit einem Mal hatte ich ein Knie an meinem Wangenknochen und kippte mit einem brennenden Schmerz zur Seite.

Jemand jagte mir Nadeln in die Wange. Ja, das musste es sein. Und diese schwammigen Monster griffen nach mir und zerrten an mir. Kopfüber warf man mich in der Gegend herum und eines dieser Wesen machte sich daran, mich in seine Höhle zu verschleppen. Ich versuchte mich zu wehren, ich wollte nicht da rein. Meine Arme schlugen auf etwas weiches ein und etwas brüllte mich an. Getroffen, also sieh mal einer an. Ich kann es doch noch. Irgendwie kroch ich wieder hinaus, doch eines dieser widerlichen Viecher packte meine Beine und zog mich zurück.

Dann ließ man mich in einen Berg aus eigenartigen weichen Sachen fallen. Und eines dieser Monster beugte sich über mich und drohte mir, mich aufzufressen, wenn ich mich bewegte.

Bewegen? Konnte ich nicht. Sie hatten meine Arme und Beine gefesselt! Bei Odin, ich muss hier weg, ich muss diese Fesseln losbekommen. Aber irgendwie wurde es plötzlich still und leise um mich herum und ich fühlte nur noch eine merkwürdige Leere in meinem Kopf.

"Sie hat einige Schläge abgekommen. Die Nase ist gebrochen und der Wangenknochen ist angeknackst und einige Zähne sind locker. Aber ansonsten blaue Flecken überall, vermute ich, und ein schönes Veilchen über dem rechten Auge!" Eine tiefe mir vertraute Männerstimme sagte das.

Ein anderer erwiderte mit einem säuerlichen Unterton: "Ich habs doch gesagt, bleib lieber unter Deck und misch dich nicht ein, Mädchen. Aber nein, warum auch auf mich hören? Verdammt, jetzt sieht sie ja, was passiert, wenn man nicht kämpfen kann!"

Wer kann nicht kämpfen? Meinte dieser Möchtegern-Macho etwa mich? Aber ich konnte mich nicht aufraffen, mich zu ärgern, geschweige denn, mich auf zusetzen. Es war einfach zu friedlich so. Also genoss ich diesen Frieden vorerst einfach!

Ich wurde von einem Schlag ins Gesicht geweckt. Oder war es... ein kalter Lappen??? Zum Teufel, was sollte das? Mit einer Hand schlug ich um mich, um mich davon zu befreien.

"Hey hey... Mädchen, was soll das? Halt still... ich will doch nur...! Jetzt halt ... lass..." Entnervt ließ man von mir ab. Was begrapschte mich auch irgend so ein Idiot?

Ich öffnete meine Augen und bereute es SOFORT! Es war einfach zu hell und mein Kopf schien zu zerspringen. Mit einem Satz drehte ich mich zur Seite und übergab mich. Oh bei Odin... was war denn los? Wo war ich überhaupt?

Keuchend kam ich wieder zu Atem und dieser Idiot reichte mir ein Tuch. Er saß auf der Bettkante und sah mich jetzt doch ein wenig besorgt an: "Alex, geht es wieder? Wisst ihr wo ihr seid? Wer ich bin?" Wer er ist? Woher sollte ich das wissen, wenn er es nicht selber wusste, warum fragte er dann mich? Pffff, was für ein ... Moment ... warum bewegte sich immer noch alles und schwankte? Es roch nach Meer und das Holz knartschte. Ich hatte ein unheimliches Déjavue, ich wurde schon einmal hier wach! Aber... nicht so.

Langsam klärte sich mein Blick und ich konnte meine Umgebung besser wahrnehmen. Und als wenn man plötzlich das Licht anknipste, knipste sich auch mein Gehirn wieder an. Meine Erinnerungen kamen wieder und natürlich wusste ich, wer dieser Idiot war, der dort auf der Bettkante saß.

Edward! ER sollte in diesem Bett liegen, nicht ICH! Ich griff nach seinem Arm und zog mich hoch. Ein stechender Schmerz drang in meinen Kopf und ich sah viele kleine Sternchen aufblitzen. Oh verdammt... Der Kampf gegen die Templer, der Riese mit seiner Faust. Es war alles wieder da und jetzt fühlte ich auch die blauen Flecken und mein Körper fühlte sich irgendwie wund an.

Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich sah diesen blauäugigen Idioten einfach nur an und heulte drauflos. Teils, weil es mir leid tat und teils weil mir einfach alles weh tat. Aber am meisten weil es mir nicht gelungen war, auf mich selber aufzupassen. Ich zog meine Beine an und umschlang sie mit meinen Armen und vergrub mein geschundenes Gesicht darin. Aua, meine Wange pochte wie verrückt und mein Auge fühlte sich an, als würde es platzen. Es war einfach alles schief gelaufen.

"Alex, es... ich..." stammelte Edward. Ich sah kurz auf, schüttelte den Kopf und vergrub mich wieder.

Der Käptn erhob sich schwerfällig mit einem schmerzerfüllten Stöhnen und ging zur Tür. Ich hörte, wie er stehenblieb, blickte aber nicht auf, dann ging er wortlos hinaus und ich konnte mich ganz meiner Wut und meiner Schmerzen hingeben....

38. Kapitel: Bestandsaufnahme und Wieder-in-Betriebnahme

Irgendwann waren meine Augen leer, einfach leer und ich sah mich in der Kajüte um. Langsam pellte ich mich aus den Laken. Mein Blick glitt an mir herunter. Ich trug nur mein Hemd!! Stiefel, Strümpfe, Mieder... einfach alles andere lag über dem Schreibtisch! Das hatte ich nicht mehr mitbekommen. Bei Odin, wie benommen muss ich gewesen sein.

Einen Spiegel gab es hier Gott sei dank nicht, also stand ich vorsichtig auf, ohne mich begutachten zu müssen. Ich betastete vorsichtig meine Nase, keine gute Idee und musste sofort meinen Kopf halten, weil er davon hüpfen wollte ohne zu fragen. Mit der anderen hielt ich mich stützend am Schreibtisch fest. Darauf stand ein Krug mit Wasser und ein Becher, der schon gefüllt war. Ebenfalls eine kleine Schüssel mit kühlem Wasser und einem Lappen. Vermutlich genau dem, der mir ins Gesicht geklatscht wurde? Naja, so kam es zumindest vor.

Ich griff nach dem Becher und nahm einen großen Schluck, bekam aber die Hälfte in den falschen Hals und spukte und hustete. Aber es tat gut und mein Hals war nicht mehr so trocken, kühlend rann mir das Wasser in den Magen. Selig schloss ich die Augen und mein Kreislauf kam langsam wieder ins Gleichgewicht.

Vorsichtig zog ich mich an. Bis auf meinen Ornat, denn der hatte ziemlich stark gelitten. Trotz des festen Materials konnte ich Risse erkennen und er war voller Blut. Ob meines oder das der anderen... DIE ANDEREN!

Was war denn aus den Templern geworden? Wie lange war ich eigentlich bewusstlos? Verdammt... ich hatte alles vermasselt. Vorsichtig trat ich zur Tür, als diese schon aufgerissen wurde und man mir zum xten Male etwas fast ins Gesicht geschlagen hätte. Ich konnte mich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ein meckernder Quartiermeister trat ein und funkelte mich an. "Ah, wie ich sehe seid ihr schon wieder auf den Beinen. Wurde aber auch Zeit, ihr werdet gebraucht. Wir haben etliche Verwundete die versorgt werden müssen."

"Adéwalé, es... es tut mir leid." Unsicher sah ich ihm in die Augen, aber die waren hart wie Stein und er rührte nicht einen Muskel in seinem Gesicht. Also gut, dann würde ich mal nach den Verletzten schauen. Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich hinunter zu den Schlafgelegenheiten der Crew.

Von allen Seiten hörte ich schmerzerfülltes Stöhnen und Seufzen. Fast die Hälfte der Männer waren irgendwie verwundet, aber wieder einmal bis auf zwei Beinbrüche und eine böse Schnittverletzung am Oberschenkel, gab es nichts Schlimmeres. Das war sehr beruhigend und ich konnte die Patienten mit einfachen Mitteln versorgen. Auch war der Zimmermann angeschlagen, aber er hatte eine kleine Platzwunde auf der Wange und über dem linken Auge, welches bereits bunt gefärbt und zu geschwollen war.

Ich weiß nicht, wie lange ich hier verbracht hatte, aber die Zeit spielte plötzlich eine völlig gleichgültige Rolle für mich. Sobald ich hier fertig war, musste ich dringend mit Edward sprechen!

Froh, endlich aus dem stickigen Unterdeck zu kommen, atmete ich die frische Seeluft ein und füllte meine Lungen. Es war herrlich. Die Sonne stand schon tief und ich blinzelte in den Sonnenuntergang. Es hätte so schön sein können...

"Mrs. Frederickson!" Dieser Befehlston kam aus Richtung Heck vom Ruder. Edward stand dort in einer Pose, als würde man ihn gerade malen wollen. Sehr gebieterisch und mit einem Blick, der mich erschrocken zurück weichen ließ.

Es war also soweit, ein Gespräch mit dem Idioten stand an. Mir ging dieser Begriff einfach nicht mehr aus dem Kopf und es war, als wäre er in mein Gedächtnis neben dem Namen Edward eingemeißelt. Dabei meinte ich das gar nicht so.

Ich stand also an Deck und sah ihn an und wartete auf ein weiteres Wort. Der Käptn sagte aber nichts sondern winkte mich zu sich hoch. Ein wenig widerwillig folgte ich seiner Geste und als ich näher kam, sah ich, dass Kenway sich krampfhaft am Steuerrad festhielt und eine ungesunde graue Färbung im Gesicht hatte. Das war nicht gut!

Ich trat neben ihn und er würdigte mich keines Blickes sondern polterte gleich los: "Hatte ich euch nicht darum gebeten, euch aus dem Kampfgeschehen heraus zuhalten? Hatte ich euch nicht gebeten, einfach auf mich zu hören? Was habt ihr euch dabei gedacht? Ihr habt anscheinend keinerlei Erfahrung in Schiffskämpfen, geschweige denn Erfahrung im Schwertkampf. Aber ihr habt euch einfach hinein gestürzt.!!!" Jetzt endlich sah er funkelnd auf mich herunter und ich schluckte nur krampfhaft. Er hatte ja Recht, aber eigentlich konnte ich schon kämpfen, aber eben... nicht so wie es DIESE Zeit vorgab. Ich hatte es anders gelernt.

"Ihr habt EUCH, ihr habt die GESAMTE CREW und ihr habt MICH in Gefahr durch diese Aktion gebracht! Ihr könnt von Glück reden, dass ich euch vor diesem riesen Klopps bewahren konnte. Nicht auszudenken, was sonst noch passiert wäre!"

Also hatte Edward mich mit einem gezielten Schuss in die Stirn des Riesen gerettet. Mir wurde wieder elend zumute. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte oder konnte. Lieber schwieg ich.

"Adé übernehmt ihr bitte das Steuer fürs erste, ich glaube, das wird noch ein langes Gespräch heute Abend!"

Mit diesen Worten nahm er meinen Arm mit festem Griff. Aber nicht, weil er MICH halten wollte, sondern weil ER Halt brauchte. Ich spürte sein zittern und sah den Schweiß auf seiner Stirn. Leicht schwankend gingen wir hinunter zu seiner Kajüte und er ließ sich mit einem erleichterten Seufzer auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch fallen.

39. Kapitel: Fehlt nur noch die Friedenspfeife

So saß er da und schwieg und atmete schwer. In meiner Verzweiflung ergriff ich den Krug mit Wasser und schenkte einen Becher ein, welchen ich ihm reichte. Zweifelnd und mit verklärtem Blick sah er zu mir auf. "Was soll ich damit?"

"Trinken, was dachtet ihr denn?" Ich hatte es nur gut gemeint, dann eben nicht.

Ich nahm ihm den Becher ab und trank selber in langsamen Schlücken, denn meine Kehle war trocken ohne Ende und mein Kopf dröhnte auch noch.

"Gebt mir die Flasche die hinter euch auf dem Regal steht! Ich kann mir schon selber einschenken!" Trotzig wie ein Kleinkind sah er mich an und ich hätte ihm am liebsten den Rum über den Kopf gegossen.

"Hier, dann sauft euch doch zu Tode! Kann mir ja jetzt egal sein! Ich bin nicht mehr lange genug da um DAS mit zuerleben!"

"Wie bitte? WAS war das?"

Jetzt war ich die Trotzigkeit in Person und verschränkte, zusätzlich um diese zu verstärken, die Arme vor der Brust: "Ihr habt mich schon gehört. Sauft bis ihr umfallt, in eurem Zustand ist Alkohol ja schon wie ein Todesstoß. Oder glaubt ihr..."

Edward fiel mir ins Wort: "Was? Nein, das meine ich nicht... Was meint ihr zum Teufel mit Ich bin nicht mehr lange genug da? "

Ich gab einen prustenden Laut von mir: "Das wisst ihr doch, ich werde bald wieder zurück gehen. Und da kann es mir doch egal sein, was mit euch passiert, oder nicht?"

"Ach, so ist das. Wenn es brenzlig wird, verschwindet ihr einfach durch eure geheime Tür. Wie einfach das doch ist, nicht wahr?" Ohne Nachzudenken landete meine flache Hand auf seiner Wange. Entgeistert blickte er auf meine Hand, welche er mit festem Griff hielt, dass es schon schmerzte da die Knochen aufeinander rieben.

Das führte doch so zu nichts. Was taten wir hier eigentlich? Verdammt nochmal. Mir fiel nichts Sinnvolles ein, was ich hätte tun oder sagen können. Brauchte ich aber nicht, denn Edward ließ meine Hand los, drehte sich zur Seite und goß sich aus dem Krug Wasser ein.

Langsam hob er ihn an die Lippen und sah mich lauernd über den Rand des Gefäßes an. Ich konnte ihn schlucken sehen und sah auch wie er ein wenig angewidert das Gesicht verzog. Ohne abzusetzen trank er ihn leer und donnerte den Becher auf den Schreibtisch. "Seid ihr jetzt zufrieden?" Immer noch mit diesem herausfordernden Blick sah er mich an.

"Natürlich ist es so besser und ihr werdet es auch selber merken! Wenn ihr denn wenigstens einmal auf mich..." Mitten im Satz brach ich ab, denn ich bat ihn im Endeffekt um das selbe, um was er MICH gebeten hatte. Ihr solltet auf mich hören! Ich biss mir auf die Zunge und ich sah, wie er leicht grinsend die Mundwinkel hob.

"Und jetzt sollten wir uns darüber unterhalten, was überhaupt geschehen ist. Ich gehe davon aus, ihr habt nach dem Kampf mit Goliath wohl nichts mehr mitbekommen?"

"Nein, ich kann mich nur an wirre Träume erinnern und weiß erst wieder etwas, als ich hier wach wurde. Edward, es... es tut mir leid!" Und wieder spürte ich die Tränen in meinen Augen, ich hatte einfach Scheiße gebaut.

Kurzerhand schilderte Edward mir den Kampf in kurzen knappen Sätzen, aber ließ es sich nicht nehmen, von diversen abgetrennten Fingern oder Ohren der Templer zu berichten. Ich erwähnte es ja schon, er war ein guter Erzähler, aber diesesmal war ich bei der Geschichte dabei gewesen. Die Crew der Jackdaw war einfach kampferprobter als die der feindlichen Brigg. Gefangene gab es nicht, denn der Befehlshaber hatte sich lieber die Kehle selber durchgeschnitten, als sich von den Piraten gefangen nehmen zu lassen. Und zwei seiner Adjutanten waren einfach von Bord gesprungen, als es ihnen zu heikel wurde. Gefunden hatte man sie nicht und da Haie hier nichts ungewöhnliches waren, gingen sie davon aus, dass das Abendessen für die Meeresbewohner somit gesichert war.

Auf der Brigg selber fand man nichts wirklich wertvolles, man nahm nur die Munition an sich. Edward aber selber durchsuchte mit Adé die Kajüte des Käptn und die Quartiere der Besatzung. Und sie wurden auch fündig. Es gab einige Aufzeichnungen und Briefe, die Aufschluss darüber gaben, WER der Auftraggeber von McAllister war. Es war kein geringerer als Woods Rogers und das traf sich gut, denn auf den war unser Käptn ja nicht so gut zu sprechen und hatte ihn auch schon persönlich kennenlernen müssen.

Aber ein Hinweis auf den Schatz, wo er zu finden wäre oder WAS das für ein Schatz sein sollte, gab es nicht. Oder er war gut versteckt in den Aufzeichnungen und war verschlüsselt. Nach dieser eher mageren Ausbeute ließ Edward die Templerbrigg versenken.

Mich hatte man mittlerweile bereits auf die Jackdaw gebracht und Patrick hatte Wache gehalten und versucht mir die Nase zu richten. Sie fühlte sich halt noch nicht so an, aber ich ging davon aus, die Jungs hatten wohl schon so ihre Erfahrung damit und wußten was sie taten. Da war ich erstaunlich zuversichtlich.

Edward erzählte amüsiert, dass ich ihn für ein Monster oder soetwas gehalten hätte und mich immer wieder gewehrt hätte, wenn man mich auch nur berührt hätte. Plötzlich sah er auf und verdrehte die Augen kippte vom Stuhl...

40. Kapitel: Florence Nightingale 2.0

Nein, nein... nicht umkippen. Verdammt. In meiner Verzweiflung rief ich nach Adéwalé und der erschien auch prompt, wenn auch immer noch nicht gut zu sprechen auf mich, in der Kajüte. Mit einem Satz war er bei Edward und hievte ihn hoch und auf das Bett.

Erst jetzt sah ich, dass die Wunde von Allisters Angriff wieder stark blutete und sein Oberschenkel blutete. "Bringt mir sofort Verbandsmaterial und kochendes Wasser und Kamille und ... die kleine Arzttasche! Verdammt, warum hat dieser Sturkopf auch nichts gesagt!"

"Weil er stur ist und er erst seine Angelegenheiten regelt, bevor er umfällt. So macht man das halt!"

Mit diesen Worten eilte der Quartiermeister hinaus. In der Zwischenzeit löste ich die Gurte und den Gürtel und entledigte Edward seines Ornates. Seine Stiefel folgten, welche völlig Blutverschmiert waren und auch im inneren war Blut, vermutlich von seiner eigenen Wunde. Wäre eine Arterie dort verletzt, würde er jetzt nicht mehr unter den Lebenden wandeln. Als mussten wir nur versuchen, die Blutung zu stoppen und ihn ruhig zu halten! Na, das konnte ja spaßig werden.

Adé erschien wieder neben dem Krankenlager und hatte meine gewünschten Gegenstände am Manne. Er half mir, Edward noch die Hose auszuziehen, damit ich an den Oberschenkel konnte. Bei dem Anblick wurde mir dann doch anders. Es war eine klaffende Wunde, mit ausgefransten Rändern. War aber nicht tief, nur lang und dreckig. Es steckte noch ein kleines Metallstück darin, welches ich mit einer Pinzette vorsichtig entfernen konnte und hoffte, dass es der einzige Fremdgegenstand in der Wunde war. Ich säuberte sie und fing an sie zu verbinden.

Als ich damit fertig war, widmete ich mich der anderen alten Wunde. Sie blutete aber Gott sei Dank nicht so stark wie befürchtet hatte, sondern war nur oberflächlich aufgegangen. Ich konnte von Glück reden, dass Edward nichts mitbekam, denn so konnte ich den alten verkrusteten Verband vorsichtig abreißen und einen neuen auflegen.

Mit frischen Verbänden versorgt, deckte ich den Käptn vorsichtig zu und drehte mich zum Quartiermeister um. Dieser tat so, als wäre es wichtig, jetzt die Verbände zu sortieren und zu ordnen. "Adé, ich möchte mich nochmal für die Unannehmlichkeiten die ich bereitet habe entschuldigen! Es tut mir aufrichtig leid und wenn ich wüsste wie ich das wieder gut machen könnte, dann würde ich das auch tun! Bitte, ihr könnt mich doch nicht die ganze Zeit ignorieren!"

"Mädchen, ihr seid ganz schön hartnäckig, oder? Ja, ich bin nicht gut zu sprechen auf euch, denn Edward hat sein Leben für eures riskiert. Er hat sich selber in Gefahr gebracht um euch zu retten. Und das nur, weil IHR ja nicht einmal klein beigeben könnt!"

"Ihr habt ja recht." erwiderte ich kleinlaut.

"Natürlich habe ich recht. Und ihr könnt es wieder gut machen. Und zwar indem ihr dafür garantiert das so etwas nicht wieder passiert und Edward jetzt nicht unter euren Händen wegstirbt!" Sein Blick wurde weicher und er drehte sich um, um seinen Aufgaben an Deck wieder nachzukommen.

Und so saß ich auf der Kante des Bettes und wachte über Edward. Langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht und seine Augenlider bewegten sich hektisch. Aber er rührte sich ansonsten gar nicht.

Immer wieder kühlte ich seine Stirn mit einem Lappen, denn ein bisschen fiebrig war er schon. Aber nicht dramatisch und nichts, was mir Sorgen machte.

Aber immer wieder fielen mir die Augen zu und ich schrak aus diesem Sekundenschlaf hoch. Lange ging das nicht mehr gut, denn auch bei mir gab der Kreislauf wieder nach. Und meine Nase schwoll immer mehr zu und mein Auge drückte auf meinen Knochen. Abwechselnd hielt ich dem Käptn oder mir den kalten Lappen an den Kopf.

Ich schrak hoch, weil sich plötzlich ein Arm um mich legte. Blinzelnd versuchte ich heraus zu finden was los war. Edward hatte sich auf die linke Seite gedreht und hatte seinen rechten Arm um meine Taille gelegt. Ich lag mit dem Rücken zu ihm ebenfalls auf dem Bett. Oh...

Das hatte ich überhaupt nicht mehr bemerkt. Ich musste eingenickt sein. Etwas peinlich berührt, versuchte ich seinen Arm von mir zu schieben, aber er weigerte sich hartnäckig. Er rückte sogar noch ein Stück näher an mich heran und murmelte irgendetwas Zusammenhangloses in meinen Nacken.

Und in diesem Moment war mir das alles egal, ich war müde, ich war in keiner guten Stimmung und brauchte Schlaf. Und hier konnte ich liegen und einfach diesem Bedürfnis nachkommen. Edwards Anwesenheit war da halt ein kleiner Bonus den ich gerne mitnahm. Und so schlief ich wieder ein.

Die Sonne war im Begriff unter zugehen und das Meer färbte sich langsam blutrot. Wir hatten ein kleines Lager am Strand errichtet und saßen um das Feuer herum. Tranken und aßen und erzählten Geschichten. Fasziniert sah ich diesem Käptn zu, wie er voller Inbrunst von seiner Kaperfahrt berichtete und von seiner Beute und wie er sich durch eine Horde wilder Spanier geschlagen hatte.

Er bemerkte meinen Blick und fing an von noch mehr rühmlichen Taten zu berichten und kam immer näher. Bis er direkt neben mir saß und mir in die Augen sah. "Ich hoffe, das war nicht die letzte Eroberung die ich heute machen konnte!" Plump, aber durchaus wirkungsvoll muss ich zu meiner Schande gestehe.

"Aber Käptn ich bin kein Vergleich zu der Beute, die ihr heute machen konntet."

"Ihr seid noch viel mehr!" Mit diesen Worten umschlang er mich und hob mich hoch und ....


"Guten Morgen Käptn Kenway... Mrs. Frederickson!"

Ein schmunzelnder Quartiermeister stand am Bett...

41. Kapitel: Wiederauferstehung von den Toten!

"Guten morgen." Grinsend stand Adéwalé am Bett mit verschränkten Armen und wartete darauf, dass irgendeine Reaktion von irgendjemanden von uns kam.

Mit einem hochroten Kopf öffnete ich vorsichtig die Augen und lächelte ihn an und hoffte, man könnte nicht in meinem Gesicht lesen, wovon ich geträumt hatte. Und verdammt noch mal, hätte er nicht noch ein bisschen warten können.

Da ich vermutlich wacher war, rappelte ich mich auf, schubste Edwards Arm von mir und richtete mich ganz auf und ließ die Beine über die Kante hängen. Ich blinzelte den Quartiermeister an: "Guten morgen wünsche ich euch ebenso."

Ich erhob mich und versuchte mich so normal und selbstverständlich zu verhalten, wie es mir möglich war. Mein Patient schlug ebenfalls die Augen auf und jaulte sofort auf. Hielt sich die Hände vor die Augen. "Verdammt ist das hell!" Seine Stimme erinnerte an einen röhrenden Hirschen und er räusperte sich sofort.

"Käptn, ihr habt ja auch die ganze Nacht geschlafen und es ist mittlerweile schon 11 Uhr. Ihr solltet etwas essen und wir müssen noch nach den Verbänden sehen!" Adé machte Anstalten, Edward beim Aufrichten und hinsetzen zu helfen. Dieser wimmelte ihn mit einer genervten Handbewegung ab. Stützte sich auf seine Arme um sich selber aufzurichten, kam aber nicht weit, weil die Wunde in seiner Seite immer noch, oder besser SCHON WIEDER schmerzte.

"Oh verdammt, ich fühle mich, als hätten mich 20 Elefanten überrannt!" Mit einem wehleidigen Blick sah er zu mir hinüber. Ja, ich war schuld, ich hatte es verstanden und ich war für seine Pflege und Genesung zuständig. Ich schnappte mir den Lappen, den ich genutzte hatte um Edwards Stirn zu kühlen und wusch mir durchs Gesicht um den Schlaf vollends zu vertreiben. Dabei hatte ich meine Nase nicht bedacht. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich und ich musste kurz innehalten und mich an der Tischplatte festhalten.

Als dieses Schwindelgefühl nachließ, trank ich einen kräftigen Schluck vom Wasser und reichte Edward ebenfalls den wieder befüllten Becher. Gierig kippte er ihn hinunter ohne zu maulen. Ein vorbildlicher Patient. Ich richtete mein Hemd und Mieder, zog meine Stiefel an und ging hinaus auf Deck. Die Sonne war warm und fühlte sich gerade sehr angehem an. Gerne hätte ich das Ganze mehr genossen, aber ich ging hinunter zur Kombüse und bat den Smutje um ein Frühstück für den Käptn.

Ein gut gelaunter Koch schaufelte Porridge auf einen Teller, der für 2 reichte, dazu gab er noch gebuttertes Brot und reichte mir eine Kanne mit Zichorienkaffee. Völlig verwirrt starrte ich ihn an, denn das hatte ich nicht erwartet, eher eine Predigt, wie leichtsinnig ich alle in Gefahr gebracht hatte. Aber die blieb aus. Stattdessen sagte er nur: "Wir wollen ja unseren Käptn bald wieder auf den Beinen haben, damit er euch endlich mal zeigt, wie man als echter Pirat kämpft!"

DAS war mal eine interessante Ansage....

Beladen mit der Ausbeute vom Smutje erschien ich wieder bei meinem Patienten und stellte das Tablett aufs Bett. Mit einem Lächeln griff er dankend zu und es freute mich, dass er einen solchen Appetit hatte. Wobei mir einfiel, wir hatten gestern nicht wirklich etwas in den Magen bekommen, es war einfach gar keine Zeit gewesen.

Mir selber hing meiner auch auf halb acht und knurrte verdächtig vor sich hin. Ich versuchte meinen Hunger mit Kaffee zu überlisten, was mir aber nicht gelang. Sehnsüchtig sah auf das Porridge und Edward reichte mir die Schüssel grinsend, aber wortlos, da er den Mund voll mit Brot hatte. Er spülte alles mit Ersatzkaffee hinunter und atmete entspannt aus.

Schweigend aßen wir weiter, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Mir brannte aber auf der Zunge, was er denn jetzt plante. Denn mir kam der Schatz, was auch immer sich dahinter verbergen mochte, in den Sinn und ich brannte darauf, dem nach zugehen.

"Edward, darf ich euch etwas fragen?"

Erstaunt sah er mich über den Rand der Porridgeschüssel an, welche wir uns abwechselnd hinhielten. "Aber sicher, immer raus damit."

"Wie geht es jetzt weiter? Werdet ihr den Hinweisen nachgehen und versuchen, den Schatz zu bergen?"

"Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Viele Anhaltspunkte habe ich auch noch nicht, von daher wird es schwierig, einen genauen Ort zu lokalisieren."

Natürlich, ich hatte ja noch keine Gelegenheit ihm von meinem Gespräch mit Allister zu berichten! "Aber ich konnte dem Templer ein paar Details entlocken, als er unter Deck gefesselt war. Ich konnte ihn ja schlecht so einfach davon kommen lassen. Immerhin hat er alle hier getäuscht. Auch mich."

"War seine Aussage denn hilfreich?"

"Wir wissen zumindest, dass er auf einer der Maya-Inseln liegen muss. Und er sprach von Gefahren, die unsere Vorstellungskraft übersteigen würden. Zuerst dachte ich an Tulum und...."

"Woher wisst ihr von dieser Insel?" fragte Edward scharf.

"Ich... Edward, ich weiß es einfach, weil ihr selber Aufzeichnungen darüber hinterlassen habt. Und... ich... habe sie halt studiert, immer und immer wieder. Aber ihr habt nie einen Schatz erwähnt, weswegen ich jetzt auch nicht davon ausgehe, dass dieser dort ist." Es fiel mir immer noch schwer, eine vernünftige und verständliche Erklärung abzugeben.

"Wenn es mir besser geht, werden wir Kurs auf Tulum setzen und dann werden wir sehen, wie hilfreich dieser Templer war!" Mit diesen Worten legte er sich zurück in die Kissen und schloss die Augen!

42. Kapitel: Meine Arbeit ist erledigt... und jetzt?

Die nächsten Tage verbrachte ich damit, Edward wieder auf die Beine zu bringen und mich selber auch wieder einigermaßen präsentabel zu machen. Aber erwähnte ich schon, dass kranke Männer ziemlich maulig werden können? "Verdammt, der Verband kratzt!" ... "Das Fleisch ist viel zu zäh...!" ... "Passt doch auf, wie ihr das Rasiermesser haltet!" ... sei froh, dass deine Kehle noch ganz ist...

Der Käptn bestand darauf, dass ich nicht im Unterdeck bei der Crew untergebracht war, sondern in seiner Kajüte. Denn es könnte ja sein, dass des Nachts etwas nicht stimmte. Also wurde die Hängematte auf der rechten Seite angebracht und ich bekam so einen recht bequemen Schlafplatz. Oft saß ich lange bei Edward am Bett und wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Seine Fragen über meine Zeit hielten sich in Grenzen, aber hier und da war er doch neugierig.

Frauen die wählen durften, die selber entscheiden konnten, ob sie arbeiten oder nicht und vor allem, Frauen müssen keine Kinder bekommen. Ein Unding zu dieser Zeit. Trotzdem fand der Käptn es faszinierend und sog alles auf, wie ein Schwamm.

Umgekehrt war ich aber auch so wissbegierig. Und er erzählte von seiner Zeit auf der Schaffarm seines Vaters und von seinen Eltern allgemein. Auch berichtete er von dem Moment, als er zum aller ersten Mal Bekanntschaft mit den Templern gemacht hatte, aber zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, mit wem er es zu tun hatte.

Und natürlich kam auch die Sprache auf Caroline... Mir persönlich war dieses Thema mehr als unangenehm. Aber Edward erzählte, wie er sie kennengelernt hatte und sie erobert hatte. Seine Geschichte war so lebhaft, dass ich mich nicht mehr ganz so unwohl dabei fühlte. Und man merkte, Kenway war realistisch und wusste tief in sich, dass er sie nie wieder sehen würde. Das versetzte mir einen Stich, denn es würde ja genau so sein.

Am morgen des 5. Tages schoss er aus dem Bett hoch wie ein Steh-auf-Männchen und ich schrak hoch, weil ich dachte, er würde gleich Tod umfallen. Stattdessen grinste er mich an und verkündete: "Alex, es geht mir hervorragend. Die Wunden sind noch nicht ganz verheilt, aber geschlossen. Seht nur!" Ähäm... er hob sein Hemd und mehr trug er auch nicht ... und deutete auf die Narbe am Oberschenkel und an der rechten Seite seines Oberkörpers... ich räusperte mich respektvoll: "Das... ähm... freut mich, Edward. aber würdet ihr... also, könntet ihr... ich ...!" Ich stotterte wieder einmal wie ein Idiot.

Edward wurde feuerrot im Gesicht und ließ den Hemdsaum los und zog ihn hinunter. Erst jetzt wurde ihm selber klar, was er da gerade gemacht hatte.

Ich drehte mich mit ebenfalls hochrotem Kopf um und tat so, als würde mein Schlafplatz eine wichtige Entdeckung beinhalten. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht schüchtern, in diesem Falle fühlte ich mich aber wieder wie ein unerfahrener Teenie.

Nach dieser Kundgebung kleidete Edward sich vollständig alleine an und ich war ehrlich gesagt froh, dass er wieder auf den Beinen war und so voller Tatendrang. Auch seine Laune schien sich schlagartig in Euphorie gewandelt zu haben.

Obwohl ich das verstehen konnte, ein Mensch der so freiheitsliebend war wie er, der musste ja schon fast das Gefühl haben zu ersticken, wenn er so ans Bett gefesselt ist.

Also stiefelten wir beide aus der Kajüte an Deck. Draußen erwartete uns ... das übliche anzügliche Gejohle und dieses mal auch Freudenrufe für die Genesung des Käptns. Edward badete förmlich darin und genoss es. Nun... meine Aufgabe war ja jetzt erledigt, was kam nun?

Schlagartig verfinsterte sich mein Gemüt und ich zog mich zum Bug zurück, dort war ich erst einmal alleine. Edward musste wieder klar Schiff machen und alle wieder auf Kurs bringen, das konnte dauern. Bis dahin war ich ungestört, denn immer mehr wurde mir bewusst, dass ich nicht ewig hier bleiben konnte. Irgendwann musste ich in meine Zeit zurück. Aber je länger ich hier war, umso schwerer fiel es mir.

Alleine der Gedanke daran ließ mich verzweifeln.

Plötzlich klopfte mir jemand schüchtern auf die Schultern. Es war der Zimmermann. "Mrs. Frederickson, ihr seht aus, als würdet ihr gleich von Bord springen wollen. Tut das lieber nicht, hier gibt es Haie und weiss Gott noch alles für böses Getier im Meer. Geht es euch noch nicht wieder gut?" Ein fürsorglicher und mitfühlender Pirat, wer hätte das gedacht. Vorurteile und Piratenklischee... mittlerweile sollte ich das doch wohl abgelegt haben!

"Peet, ihr habt mich erschreckt. Nein nein, mir geht es gut und ich habe nicht vor mich ins Meer zu stürzen. Ich vermisse nur mein zuhause manchmal. Vermisst ihr eure Heimat nicht auch ab und zu mal?"

Er lächelte mich verlegen an und sah sich um: "Naja, wenn ich ehrlich bin, schon. Aber ich bin auch froh, von meiner zickigen Alten weg zu sein. Dort war es ja nicht auszuhalten. Aber ich vermisse das flache Land und diese angenehme Kühle. Hier isses ja immer heiß und so feucht!"

Ich musste lachen: "Also Peet, so redet man von seiner Angetrauten aber nicht!" erwiderte ich zwinkernd "Aber ich kann euch gut verstehen, das Klima hier ist wirklich gewöhnungsbedürftig."

Wir unterhielten uns noch eine Weile und ich erfuhr, dass er drei Kinder hatte. Alles Jungs und alle sahen aus wie seine Frau und hatten auch nur Namen aus der Familie seiner Frau bekommen. Da konnte ich seine Flucht zu den Piraten sehr gut verstehen ...

43. Kapitel: Herzlich Willkommen!

 

Ich tigerte auf der Jackdaw herum ohne eine feste Aufgabe. So plötzlich nichts mehr zu tun zu haben, war nichts für mich. Also machte ich mich daran, in der Kajüte erst einmal eine Art Frühjahrsputz zu machen. Wurde nach den Tagen herumgammeln auch Zeit, wie ich fand.

Die Verbände, die nicht mehr benötigt wurden reinigte ich, sprich ich kochte sie in einem nicht mehr benötigten Kessel in der Kombüse aus. Das Trocknen ging schnell draußen an Deck. Ich schrubbte den Boden und bezog Edwards Bett neu.

Außerdem sortierte ich die Bücher und versuchte auf dem Schreibtisch eine gewisse Ordnung herzustellen. Was mir nicht wirklich gelang, denn ... ich war nicht Edward. Es war SEIN Platz. Trotzdem raffte ich einige Stapel an Papieren zusammen. Legte die Federkiele zusammen auf die Seite zum Tintenfass und versuchte ein paar Flecken aus der Arbeitsfläche zu bekommen. Es funktionierte nicht, ich hätte wohl das gesamte Holz abschleifen müssen.

Nach einigen Stunden Putz- und Aufräumarbeiten trat ich wieder an Deck. Es war später Nachmittag und plötzlich sah ich Felsen in einiger Entfernung aufragen. Aber nicht nur das, sondern auch eine befestigte Bucht. Und wenn mich nicht alles täuschte, dann war dort auch ein richtiger Steg. Ich drehte mich um und rannte die Treppe zum Ruder hoch.

Edward grinste breit und deutete auf die vor uns liegende Bucht: "Wir sind da, herzlich willkommen auf Great Inagua!"

Völlig ungläubig sah ich vom Käptn zur Insel und wieder zurück und... freute mich einfach. Wie ein kleines Kind sich auf Weihnachten freut, freute ich mich auf festen Boden unter den Füßen und darauf, diese Insel erkunden zu können. Sofern denn die Zeit dazu war.

Langsam fuhr die Jackdaw auf den Steg zu, der Anker wurde geworfen und wir machten fest. Als alles vertäut war, konnten wir von Bord. Edward ging voran und half mir dabei, an Land zu kommen. Denn ich schwankte noch bedenklich, ich sagte ja, ich war kein Seemann oder besser keine Seefrau.

Das erste was ich zu sehen bekam, war die kleine Taverne direkt im Hafen. Gegenüber hatte der Hafenmeister seinen Platz. Aber ohne Zwischenstop eilte Edward weiter und deutete auf den Gemischtwarenhändler zu meiner Rechten, wenn ich etwas benötigte, ER würde es sicher führen oder besorgen können.

Weiter ging es zügig am hiesigen Bordell vorbei. Nein, wirklich, Kenway beschleunigte seine Schritte und eilte mit mir im Schlepptau daran vorbei.

Ein kleiner unbefestigter Weg führte ein wenig nach oben und auf ein riesiges Anwesen zu mit weiß getünchter Fassade. Beeindruckend, denn ich kannte es mal wieder nur aus Erzählungen. Hier und da könnte man noch etwas verschönern und ausbessern, aber... beeindruckend.

Voller Stolz führte Edward mich die Stufen zum Eingang hoch: "Und noch einmal herzlich willkommen und seid mein Gast." Lächelnd nahm er meinen Arm und führte mich hinein.

Mir fehlten die Worte und ich folgte ihm einfach. Es gab einen Hauptraum, von diesem gingen vier Räume ab. In diesem Versammlungsraum standen Sofas, kleine Tischchen und ein Kamin war vorhanden.

Zielstrebig führt Edward mich weiter zu einem kleinen Nebengebäude, welches auf einer kleinen Anhöhe stand und einen unglaublichen Blick auf die Insel preisgab. Es war das Gästehaus, mit 4 geräumigen Zimmern und für die damaligen Standards üppig ausgestattet.

Ich suchte mir eines der unteren aus und mein erster Gedanke war endlich ein richtiges Bett in einem Raum der nicht schaukelt ...

"Edward, es ist wunderschön hier. Das hätte ich mir nicht träumen lassen!"

Mit geschwellter Brust stand er im Türrahmen und sah mich an... schon wieder! Dieses mal aber war sein Blick völlig klar, kein dunkler Schleier der darüber huschte. Er sah mich einfach nur an.

"Mrs. Frederickson, es freut mich, wenn es euch gefällt. Und wenn ihr einen Wunsch habt, so könnt ihr meinen Hausangestellten Bescheid geben. Und sie werden euch sicher jeden Wunsch von den Augen ablesen!"

Ich lächelte ihn an: "Danke Edward..." Etwas unbeholfen stand ich da und wußte nicht, was ich jetzt sagen oder tun sollte. Dem Käptn ging es wohl ähnlich, denn er räusperte sich und sah sich suchend um.

"Dann... lasse ich euch erst einmal alleine, damit ihr euch einrichten könnt und frisch machen könnt."

"Danke, sehr freundlich von euch!" Bei Odin, das klang so dämlich, aber mir fiel nichts besseres ein.

Edward verschwand und an seiner statt erschien eine kleine zierliche Angestellte. "Mrs. Frederickson, mein Name ist Jasmin und ich bin ihr Zimmermädchen. Braucht ihr Hilfe?"
 

44. Kapitel: Kleider machen Leute!

Wer träumt nicht davon, dass einem jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Aber ich hatte diese Skrupel... ich machte meine Sachen schon gerne selber. Denn mich ankleiden oder waschen oder Betten machen oder was weiß ich, konnte ich schon alleine. Nun aber hatte ich meine eigene Zofe vor mir stehen und es wäre unhöflich, sie einfach fortzuschicken. Zumal ich auch überhaupt nicht wusste, wo hier etwas war. Trinkwasser, Waschgelegenheit...

WASCHEN... Ein Bad... DAS wäre genau das Richtig jetzt! "Jasmin, würdet ihr mir bitte ein Bad einlassen? Und ich weiß, es mag ungewöhnlich klingen, aber ich bräuchte evtl. ein Kleid. Auf meiner Reise ... ähm ... gingen einige meiner Sachen verloren!"

"Sicher Madame, ich werde ein Bad richten lassen und wenn ihr ein Kleid benötigt, rufe ich die Schneiderin, sie wird euch da behilflich sein." Mit einem Knicks ging sie aus meinem Zimmer und ich ließ mich erleichtert und ein wenig losgelöst aufs Bett fallen...

Die Sonne wollte so langsam untergehen und tauchte mein Zimmer in ein warmes Orange. Und ich lag immer noch auf dem Bett, es war erstaunlich weich und ich wäre gerne einfach liegen geblieben. Warum eigentlich nicht? Denn ich hatte ja keine gesellschaftlichen Verpflichtungen, denen ich hier nachgehen musste. Oder hatte ich doch etwas verpasst?

Jasmin erschien wieder und klopfte vorsichtig am Türrahmen. Über dem Arm trug sie Handtücher und Kleidungsstücke. Voller Stolz legte sie ein dunkelgrünes Seidenkleid auf das Bett und sah mich erwartungsvoll an.

Es war wirklich wunderschön. "Es sieht traumhaft aus, wo habt ihr so schnell ein Kleid auftreiben können?"

Sie lächelte mich schüchtern an: "Das ist meine Aufgabe. Jeden erdenklichen Wunsch erfüllen. Soll ich euch dann jetzt aus euren Kleidern helfen, damit ihr euer Bad nehmen könnt?"

"Es ist schon fertig?" Erstaunt sah ich sie an.

"Aber natürlich, gleich nebenan." Sie deutete auf die Durchgangstür. Und ich dachte, es wäre eine Verbindungstür zum nächsten Gästezimmer.

Ich verneinte bei der Frage nach der Hilfe zum Ausziehen. Vermutlich würde ich aber Hilfe beim ANKLEIDEN benötigen. Und Jasmin brachte mich, die ich jetzt in ein Handtuch gewickelt war, in das Badezimmer . Der Begriff traf es ziemlich gut, denn eine große Holzwanne stand mitten im Raum... ja, das war es dann auch. Handtücher waren in dem Zuber ausgelegt und das Wasser roch angenehm nach Rosen.

Ich ließ das Handtuch fallen und stieg in die Wanne... es war wie eine Erlösung. Als ich mich umsah, stand Jasmin immer noch dort bei der Tür und wartete. "Jasmin, ihr könnt ruhig euren anderen Tätigkeiten nachgehen. Ich komme schon zurecht. Ich möchte euch nicht unnötig von eurer Arbeit abhalten!"

Sie sah mich verständnislos an, lächelte dann aber ergeben und meinte nur: "Nein, ich bin für euch und euer Wohl zuständig. Wenn ihr etwas benötigt, dann bin ich da. Soll ich euch die Haare einschäumen und waschen?"

Etwas in mir wollte nein sagen. Ich war es nicht gewohnt, eine Zofe zu haben.

"Meine Haare waschen? Oh, aber ... ich kann das auch ..." Ein enttäuschter Blick raste über Jasmins Gesicht "Aber wenn ihr mir helfen würdet, wäre das eine Erleichterung." Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Also wurde ich gebadet, meine Haare wurden ordnungsgemäß gewaschen. Und erst jetzt wurde mir klar, ich muss fürchterlich ausgesehen haben. Tagelang hatte ich keine Dusche mehr gehabt. Eine peinlich berührte Röte stieg mir in die Wangen.

Als ich nach Jasmins Meinung sauber genug war, stieg ich aus dem Zuber und sie wickelte mich in ein weiches wollenes Handtuch. Herrlich kuschelig. Auch bei meinen Haaren wurde keine Ausnahme gemacht. Zurück in meinem Zimmer begann meine Zofe aber erst richtig loszulegen.

Sie trocknete mich ab, zog mir die feinen Seidenstrümpfe an und band sie mit einem kunstvoll bestickten Strumpfband fest. Danach kam ein leichtes Unterkleid, darüber kam das Folterinstrument. DAS KORSETT! Unnachgiebig schnürte sie mich ein und als sie zufrieden damit war, kamen noch zwei Unterröcke. Darüber erst bekam ich das himmlische grüne Kleid angezogen, welches ebenfalls im Dekolleté noch geschnürt werden musste.

Danach nahm ich auf einem kleinen Hocker vor einer Kommode Platz und Jasmin kämmte meine mittlerweile leicht getrockneten Haare. Ein Kampf, den ich verlor und die Bürste gewann. Sie flocht meine dicke Mähne und drapierte sie dann mit Haarnadeln kunstvoll nach oben.

Schminke oder ähnliches gab es nicht und dafür war ich dankbar, denn mein Gesicht glühte vor Hitze und vom Bad noch.

Als ich dann so hergerichtet vor dem großen Schrankspiegel stand mit den feinen Schuhen noch dazu, erkannte ich mich fast selber nicht wieder.

"So könnt ihr euch sicher beim Dinner sehen lassen!" Mit einem Zwinkern entfernte Jasmin einen imaginären Fussel von meinem Kleid.

45. Kapitel: Das grosse Fressen, oder ein schöner Abend unter Piraten!

Ein letzter Blick in den Spiegel und wappnete mich für das Dinner, tief durchatmen. So tief es das Korsett halt zuließ. Dann machte ich mich auf den Weg hinunter zum Haupthaus.

Von weitem hörte ich schon lautes Stimmengewirr und Gelächter. Als ich näher kam, sah ich auch, dass nicht nur die Besatzung der Jackdaw mit anwesend war. Einige für mich noch fremde Besucher, hatten sich mit eingefunden und standen ebenfalls auf der Terrasse.

Plötzlich setzte Schweigen ein und nach und nach sahen die anwesenden Herren zu mir herüber. Es war mir so wahnsinnig unangenehm, ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Aber das ließ sich mit DIESEM Kleid und dann auch noch dieser Gang den geschlängelten Weg hinunter nicht vermeiden. Denn ich fiel auf wie ein bunter Hund.

Erleichtert sah ich, dass sich Edward aus der Menge in meine Richtung bewegte und mir seinen Arm anbot. Du meine Güte, der Käptn hatte seinen feinsten Zwirn an und war vermutlich ebenfalls Opfer eines Bades geworden.

Seine dunkelblonden Haare waren ordentlich im Nacken zusammengebunden und er war frisch rasiert und roch ... verdammt gut. Mir rutschte ein Seufzen hinaus und ich biss mir auf die Zunge. Aber was kann ich denn dafür?

"Ihr seht bezaubernd in diesem Kleid aus, Mrs. Frederickson!" Er strahlte mich an und führte mich weiter zu der, naja Gesellschaft wäre wohl zu übertrieben gesagt, zu den anderen Gästen. Ich nickte hier und da freundlich einem der Männer zu und ließ mich von Kenway weiter zum Haus bringen.

Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein etwa 1,90 m großer Mann vor mir und sah auf mich herunter und musterte mich und mein Kleid. Er hatte eine sehr imposante Erscheinung, lange schwarze Haare, welche hier und da silberne Strähnen aufwiesen. Ein wettergegerbtes Gesicht, aber mit durchaus freundlichen grau-blauen Augen. Und einem tiefschwarzen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Seine Kleidung war ebenfalls in Schwarz gehalten, was ihm den Eindruck eines Schattens verlieh.

"Darf ich euch einen meiner engsten Freunde vorstellen? Das ist Edward Thatch. Edward? Das ist Mrs. Frederickson!" Völlig aus dem Häuschen reichte ich Käptitän Black Beard die Hand und vergaß prompt, dass man in dieser Zeit nicht die Hand einer Dame schüttelt, sonder einen Handkuss gibt. Wie selbstverständlich drehte Thatch meine Hand und deutete einen Kuss an, ließ mich aber dabei nicht aus den Augen.

"Es freut mich außerordentlich endlich eure Bekanntschaft zu machen. Kenway sprach die ganze Zeit über euch!" Lächelnd ließ er meine Hand los.

Ich stammelte nur so vor mich hin: "Mr. Thatch, es... ist so suuu... ich bin ebenfalls ... froh... ähm erfreut euch kennenzulernen. Ich habe schon... viel von euch gele... gehört natürlich. Euer Ruf... eilt euch voraus!" Herr Gott nochmal, wie eine dumme Pute stand ich da und stotterte herum. Ich gab eine peinliche Vorstellung, mal wieder.

Doch auch dieses Mal rettete Kenway mich aus dieser Lage, indem er uns bat doch am großen Tisch auf der breiten Terrasse mit Blick über die Bucht Platz zu nehmen.

Es war ein großer Tisch, den man aus dem Haupthaus nach draußen geholt hatte. Es hatten ungefähr 20 Personen drumherum Platz. Daneben standen noch kleinere Tische verteilt auf den verschiedenen Ebenen. Über jedem Tisch war eine lupenreine weiße Tischdecke gelegt worden und das Geschirr, das Besteck und die Gläser glänzten wie aus dem Bilderbuch.

Mir schoss die Frage durch den Kopf, WER machte das alles möglich? So viele Angestellte hatte ich bis jetzt hier noch gar nicht gesehen. Und vor allem, so pompös und fein ein Abendessen unter Piratenfreunden geben, passte für mich nicht so recht ins Bild.

Thatch sah meine Verwirrung und deutete sie prompt falsch: "Macht euch keine Sorgen, ich kann mir auch nicht alle Tischmanieren merken. Versucht einfach euch nicht zu bekleckern und verschüttet keinen Wein!" Ein raues Lachen drang aus seiner Kehle und er schob mir den Stuhl zurecht und nahm neben mir Platz. Links neben mir saß Edward am Kopfende und wachte über das Servieren. Erst jetzt sah man, dass es doch so einige Bedienstete hier gab die zwischen den Tischen hin und her huschten und das Essen auftrugen.

46. Kapitel: Der Abschied naht!

Es war ein unglaublich himmlisches Essen. Von gebratenen Shrimps über Kaninchenbraten bis hin zu einem Wahnsinns Rindfleisch-Reis Gericht. Und dazu noch Süßspeisen, von denen ich noch nie gehört hatte. Leider konnte ich nur wie ein Spatz essen, dieses blöde Korsett drückte alles hoch. Jetzt wusste ich auch, warum die Damen dieser Zeit so oft in Ohnmacht fielen oder ständig mit einem Fächer umherliefen. Man bekam kaum Luft, Essen war auch nur minimal möglich und das Trinken war halt meistens nur alkoholischer Natur. Da fiel man schon mal um...

Trotzdem genoss ich den Abend. Bei Tisch waren ganz normale Gespräche im Gange, also keine Anzüglichkeiten oder Frotzeleien, aber vermutlich auch nur, weil ich anwesend war. Man unterhielt sich über die Seefahrt, über die Neuigkeiten aus Übersee und hin und wieder wurden Schiffe genannt, die sich lohnen würden, sie näher unter die Lupe zu nehmen.

Irgendwann konnte ich leider nicht mehr sitzen und brauchte dringend Bewegung, damit mir Taille nicht ganz taub wurde. Mit einer schüchternen Entschuldigung erhob ich mich und prompt standen alle 20 Männer am Tisch ebenfalls auf und verbeugten sich. So viel gute Erziehung auf einmal erlebte man in meiner Zeit nie. Es war ein seltsames Gefühl.

Ich ging in Richtung des hinteren Teil des Hauses und in den kleinen Garten, der dort angelegt war. Hier hatte man ein paar kleine Fackeln am Gehweg platziert, damit man nicht stolperte. Der Abend war angenehm kühl geworden und lehnte mich an einen Pfeiler des Hauses und sah zum Mond hinauf. Neumond... Wie lange war ich jetzt hier? 1 Woche? Ich hatte jegliches Gefühl für Zeit vergessen und das machte mir Angst. So langsam sollte ich wirklich wieder an meine Rückreise denken. Doch eigentlich wollte ich ich das gar nicht mehr.

Mir wurde schwer ums Herz, denn auch wenn ich einige Standards aus meiner Zeit vermisste, so fand ich mich hier ganz gut zurecht. Es gefiel mir einfach und je länger ich in diesem Jahrhundert blieb, desto mehr schob ich den Gedanken an ein Zurück weiter von mir.

Mir liefen Tränen über die Wange, sie tropften plötzlich in mein Dekolleté und ich erschrak. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weinte. Im selben Moment legte mir jemand seine Hand auf die Schulter und ich stieß einen spitzen Schrei aus, drehte mich um und wäre beinahe nach hinten gekippt. Gerade noch rechtzeitig griff Edward Kenway meine Hand und hielt mich zurück.

Besorgt sah er zu mir hinunter: "Mrs. Frederickson, was habt ihr? Ist es Heimweh, ist es das, weswegen ihr geweint habt? Glaubt mir, es ist keine Schande, wenn man gerne an Zuhause denkt und wenn einem das Herz dann schwer wird. Das vergeht auch wieder!" Ohne auf eine Antwort zu warten nahm er mich einfach in die Arme und wiegte mich sachte hin und her.

Ich schaute zu ihm auf mit meinem verschwommen Blick: "Edward es ist nicht nur das Heimweh alleine. Es ist der Gedanke, dass ich bald von hier weg sein werde. Mir gefällt es hier, ich mag es auf der Jackdaw mitzusegeln. Ich mag die Crew... einfach alles. Aber wenn ich daran denke, wieder in meine Zeit zu gehen und mein altes Leben einfach weiterleben zu müssen, würde ich alles dafür geben, einfach hier bleiben zu können!"

"Noch ist es ja nicht soweit, oder? Noch habt ihr ein paar Tage und ich bin sicher, ihr werdet euch gut vorbereiten um heile wieder zurück zukommen. Betrachtet es als eine kleine Erholungszeit! Ich werde euch morgen einfach die Insel zeigen und wir können sie gemeinsam erkunden. Was haltet ihr davon, Mrs. Frederickson?"

Ich räusperte mich: "Edward, ich bin Ms. Frederickson, ich bin weder verheiratet noch verwitwet. Ich hatte euch nur nicht gleich am ersten Tag alles von mir preisgeben wollen. Verzeiht, wenn ich erst jetzt mit der Sprache heraus rücke!" Meine Wangen glühten bei diesen Worten.

"Glaubt ihr, ich hätte mir das nicht schon längst gedacht? Ihr macht nämlich nicht Eindruck einer gesitteten Ehefrau!" Mit einem sarkastischen Lachen stupste er mich an die Schulter, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich.

47. Kapitel: What shall we do with the drunken sailor?

Als seine warmen Lippen meine Stirn berührten, durchfuhr mich ein wohliges Kribbeln. Und ich schmiegte mich wieder in seine Arme. Es beruhigte mich auf eine sonderbare Art, die ich nicht erklären konnte.

So standen wir eine Weile auf der Veranda an der Rückseite, bis uns ein lautstarkes "ÄHÄMMM" aus unserer Umarmung riss. In Windeseile sortierte ich meine Haare, strich meine Röcke glatt und ... warum ich das tat, keine Ahnung. Wir waren ja nicht in flagranti erwischt worden.

Thatch stand grinsend in der großen Flügeltür des Hauses mit einem Glas Rum, wie sollte es anders sein, in der Hand. Sein Blick glitt vielsagend von mir, dann zu Kenway und ruhte dann auf mir. "Ich wollte nicht stören, Mrs. Frederickson..." Ich klärte ihn nicht auf, sondern ließ ihn weiter reden "Aber dürfte ich euch kurz den Käptn entführen? Ihr bekommt ihn unversehrt in wenigen Momenten wieder! Und dann könnt ihr..."

"ED!!!" Edward war dunkelrot angelaufen "Lass diese dämlichen Sprüche. Wir haben uns nur unterhalten."

An mich gewandt sagte er nur: "Alex, ich bin gleich wieder zurück." Er nahm meine Hand und deutete einen Handkuss an und verschwand mit Thatch im Haus.

Etwas verloren stand ich jetzt da und wusste nicht so recht, was ich denn jetzt anstellen sollte. Also ging ich wieder auf die große Terrasse, wo ich herzlich in Empfang genommen wurde. Jedoch nicht ohne den eine oder anderen Spruch in Bezug auf Edwards plötzliches Verschwinden.

Unser Zimmermann hatte sich gut erholt und saß mit ein paar anderen Jungs auf der unteren Ebene und sprach ordentlich dem Rum zu. Als ich mich näherte lächelte er und meinte lallend: "Seht, mein pflegender Engel kehrt zu mir zurück. Ohne euch wäre ich sicher nicht mehr am Leben. Ich bin euch so dankbar!!!!" Beim Versuch, aufzustehen und mich dankend in die Arme nehmen zu wollen, verknotete er seine Füße und fiel der Länge nach auf die Steine. Gott sei dank landete er nur auf der Wange und brach sich nicht auch noch die Nase. Das hätte noch gefehlt.

Seine Kumpane grölten und lachten ... als sie sich beruhigt hatten, halfen sie dem armen Peet endlich auf die Beine, denn ich hatte es versucht, aber mit diesen Röcken und dem steifen Korsett konnte ich mich kaum bewegen.

Die Einladung der Herren, auf ein Schlückchen Wein lehnte ich nicht ab. Es war sogar eine nette Ablenkung.

Eine ganze Weile verbrachte ich dort mit dem Zimmermann und den anderen. Kräftemessen durfte natürlich auch nicht fehlen. Man wollte ja imponieren und zeigen, was man drauf hat. Also fingen die Jungs mit Armdrücken an und ich muss sagen, es war schon beeindruckend, was man da so an Oberarmmuskeln zu sehen bekam. Ab und an wandte ich den Blick mit gespielter Zier ab, denn ich vermutete, dass eine Frau in dieser Zeit nicht so unverhohlen den Männern auf die nackte Haut starren durfte.

Aber es fiel mir verdammt schwer, denn auch wenn mittlerweile nur noch die Fackeln und die Laternen auf den Tischen Licht spendeten, konnte ich genug erkennen. Der süße Wein tat den Rest...

Hinter mir ertönte ein lautes Räuspern: "Ms. Frederickson, wie ich sehe, amüsiert ihr euch ja prächtig mit meiner Mannschaft!" Hörte ich da Verärgerung oder sogar Eifersucht raus?

Ich grinste den Käptn ein wenig angetrunken an: "Ja, diese Herrschaften waren so nett und haben mir über ihre Zeit als Matrosen und Piraten erzählt. Und wie die harte Arbeit sie nur noch mehr zusammen geschweißt hat!"

Edward gesellte sich dazu zu meinem Erstaunen, ich hatte damit gerechnet, er zieht mich aus diesem Umfeld heraus und hält mir eine Standpauke. Also schön, dann saßen wir hier gemeinsam und beschlossen den Abend mit Seemannsgarn und schiefen Gesängen der Piraten.

Irgendwann als die Fackeln gänzlich herunter gebrannt waren und die Kerzen ebenfalls, verabschiedete ich mich, da ich ein leichtes Schlafbedürfnis verspürte. Alle Herren standen wie immer auf, sobald ich mich erhob und wünschten mir eine gute Nacht.

Der Käptn schwankte bereits gefährlich, als er mir ebenfalls eine gute Nacht wünschte. Gerade als ich an ihm vorbei ging, ergriff er meinen Arm: "Aber, Ms. Frrrrr... Frrrrrrederickson, ihr wollt doch nicht alleine in dieser Dungelheiiiiit summm Gäste...hhhhhaus laufen? Wartet, ich begleite euch!"

ER wollte MICH begleiten? Das konnte ja ein langer Marsch werden, denn er hatte ordentlich Schräglage und ich hatte meine Mühe ihn auf Kurs zu halten. Hinter mir riefen die Jungs mir aufmunternde Worte zu und ein paar Ratschläge wie ich den Käptn denn schnell wieder nüchtern bekommen könnte.

So schwankte ich mit ihm also Richtung Gästehaus...

48. Kapitel: Männer!!! Ich sags euch!

Kapitel 49

Als ich endlich mit dem sturzbetrunkenen Edward vor dem Haus oben ankam, war die Sonne schon im Begriff aufzusteigen. Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, da der werte Herr neben mir einige male über den Büschen hing und sich das Essen noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Warum soff er auch so viel.

Mit einer Hand auf dem Türgriff reichte ich ihm meine andere Hand um mich zu verabschieden und ihm eine gute Nacht zu wünschen. Verständnislos sah Edward meine Hand an. Er rührte sich nicht, sondern sah auf mich herab und schien auf irgendetwas zu warten. Also gut.

"Ich wünsche euch eine gute Nacht. Und passt auf, dass ihr nicht beim Hinuntergehen stürzt." Ich lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Da ergriff er meine Hand und zog mich fest an sich! Mit diesem Schwung der mich an seine Brust prallen ließ, stieß ich ein erschrockenes Japsen aus, weil mir die Luft aus den Lungen gedrückt wurde. Er war nur Zentimeter von meinem Gesicht weg und es war wie vor ein paar Tagen am Strand. Sein Blick klärte sich plötzlich und ein wissendes spitzbübisches Grinsen erschien in seinen Augen.

"Ihr glaubt doch nicht, ich lasse euch heute Nacht alleine? Ihr wisst doch noch was ich euch sagte? Man weiß nie, was die Meute da unten noch alles im Schilde führt!" Die Meute da unten war mittlerweile eingeschlafen, zumindest der Stille nach zu urteilen.

"Edward! Ich..." Weiter kam ich nicht, denn seine Lippen lagen plötzlich auf meinen. Völlig perplex konnte ich nichts tun, als den Kuss zu erwidern. Nach diesem ganzen Katz und Maus Spiel seit meiner Ankunft, dachte ich gar nicht daran, ihn abzuweisen. Nein, ich genoss es einfach.

Sein Körper drückte mich an die Eingangstür und er drängte sich an mich. Plötzlich fielen wir nach hinten über in den Flur des Gästehauses, denn Jasmin hatte die Tür aufgerissen, weil sie Geräusche gehört hatte und dachte, jemand würde einbrechen wollen. Ähm, so ähnlich war es ja.

Edward löste sich umständlich von mir und stand verlegen auf und half mir auch wieder auf die Beine. Ich hatte mir bei dem Sturz meinen Kopf angeschlagen und mir war ein wenig schwummrig, konnte aber auch am Wein gelegen haben.

Ohne zu wissen, was wir jetzt sagen sollte und peinlich berührt standen wir drei im Flur. Jasmin machte einen Knicks in Edwards Richtung und ging zu ihrer Schlafgelegenheit im hinteren Teil des Gästehauses.

"Es tut mir leid, Ms. Frederickson, das hätte ich nicht tun dürfen!" Mit schnellen Schritten war er zur Tür hinaus und ließ mich stehen. Mit offenem Mund starrte ich ihm nach, mal wieder.

Mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung knallte ich die Eingangstür zu und ging in mein Zimmer. Jasmin hatte schon die Kerze auf dem Nachttisch angezündet und mein Nachthemd bereit gelegt und meine Bettdecke zurück geschlagen.

Außerdem brannte noch ein dreiarmiger Kerzenhalter auf der Frisierkommode. Ich setzte mich auf den davor stehenden Hocker und begann die Haarklammern zu lösen. Diese verdammten Dinger ließen sich einfach nicht lösen, wütend zerrte ich an meinen Haaren und den Klammern und fluchte sehr undamenhaft auf Deutsch!

Sollte dieser Idiot doch einfach wieder gehen. Ist ja nicht so, als hätte ich auch eine Meinung zu seiner Aufdringlichkeit. Hätte ich es nicht gewollt, hätte ich ihm das schon kundgetan. Du blöder sturer Hornochse!

49. Kapitel: Baldrian und Hopfen!

Ein leises Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Fluchtiraden und Gedanken: "Herein!" rief etwas zu laut. Es war Jasmin.

Ängstlich sah sie mich an: "Madam, wartet, ich helfe euch bei den Haarklammern. Ihr reißt sonst eure schönen Haare aus." Mit diesen Worten fing sie in aller Seelen Ruhe an, meine zerzauste Kopfbedeckung zu entwirren und zu bürsten.

Mir fielen die Haare in kleinen Wellen bis zur Hüfte, da Jasmin sie noch im feuchten Zustand geflochten hatte. Für die Nacht band sie meine Haare wieder zusammen und umwickelte sie mit einem Leinensack. So etwas hatte ich auch noch nicht gesehen. Aber eine praktische Methode, die Haare vor dem Verknoten des Nachts zu schützen.

Danach half sie mir aus dem Kleid und endlich konnte ich dieses Korsett ausziehen. Ich schmiss es mit Schwung einfach aufs Bett und atmete völlig befreit und tief durch. Was für eine Wohltat. Anschließend zog ich das Musselin-Nachthemd an und setzte mich aufs Bett. Jasmin räumte meine Kleidung noch in den Schrank löschte den Kerzenleuchter auf der Kommode.

"Braucht ihr noch etwas Madame? Soll ich euch noch einen Tee zur Beruhigung bringen? Ihr seht sehr aufgebracht aus, ihr werdet damit sicher besser einschlafen." Ich brauchte keinen Tee, ich brauchte IHN!

"Danke Jasmin, das wäre lieb von euch." Ich lächelte sie an und ob ihres Erfolges mir zu helfen, dass ich mich beruhigte, lächelte sie stolz zurück.

Ich stand auf und ging hinüber zum Fenster und öffnete es ein bisschen. Es war draußen zwar merklich abgekühlt, aber hier im Zimmer war die ganze Zeit kein Fenster geöffnet worden. Diese Seite des Gästehauses hatte den Blick auf das Haupthaus.

Dort war noch überall Kerzenschein zu sehen in den Räumen. Ich sah wie einige Schatten umher huschten und das Licht löschten und vermutlich aufräumten. Es mussten die Bediensteten sein. Die Sonne ging jetzt langsam auf und tauchte die Umgebung in ein unwirkliches Licht. Und die Sonnenstrahlen suchten sich langsam ihren Weg durch die umliegenden Bäume und malten zuckende Schatten auf den Boden und die Hauswand.

Jasmin kam zurück und reichte mir die Tasse mit dem duftenden Tee. Es war Baldrian und ich vermutete Hopfen? Ein wenig gesüßt schmeckte er fantastisch. Und sie behielt recht. Er beruhigte mich und ich legte mich in mein Bett und schlief auch augenblicklich ein.

Jemand zupfte an meinem Ärmel. "Madame, Ms. Frederickson! Wacht auf, es ist schon 10 Uhr durch. Ihr werdet zum Frühstück erwartet!"

Schwerfällig versuchte ich die Augen zu öffnen. Aber es war einfach zu verlockend, liegen zu bleiben und noch ein Stündchen weiter zu schlafen.

Jasmin zog die Vorhänge auf und öffnete das Fenster und ließ so die Sonne und damit auch die Hitze in mein Zimmer. Es war schon wieder unerträglich warm um diese Zeit.

"Jasmin, habt ihr eventuell auch leichtere Kleidung für mich? Ich bin diese Temperaturen einfach noch nicht gewohnt und befürchte, solch schwere Kleider begünstigen nur, dass ich in Ohnmacht falle."

"Sicher Ms. Frederickson, ich habe schon eines besorgt. Es ist ein einfach weißes Leinenkleid nur mit einem Mieder. Ich habe euch gestern gesehen, wie erleichtert ihr das Korsett weggeworfen habt!" Sie kichert haltlos und sah mich entschuldigend an.

"Nein, ihr habt Recht, ich bin froh, wenn ich dieses Teil nicht wieder tragen muss."

Also machte ich mich, bzw. Jasmin machte mich zurecht und als sie zufrieden war und ich ihrer Meinung nach vorzeigbar war, entfernte sie sich. Es war als würde sie im Schatten einfach verschwinden, aber sofort auftauchen, wenn ich rufen würde. Somit hatte ich noch Gelegenheit meine Zähne zu putzen. Ich stand am Fenster dabei und ließ meinen Blick über das Haupthaus schweifen. Edward war nicht zu sehen. Dafür aber alle anderen, naja nicht ganz. Thatch konnte ich von hier aus erkennen, denn seine stattliche Größe war nicht einfach zu verstecken. Er saß schon draußen an einem der Tische und genoss ein üppiges Frühstück wie es schien.

Bei dem Anblick bekam ich auch Hunger und so nahm ich einen Schluck Wasser spülte meinen Mund aus und spukte aus in Richtung Garten da ich am Fenster stand. "Hey... was... was soll das denn?" Das war doch Kenways Stimme? Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er rechts neben meinem Fenster gestanden hatte und genau in dem Moment vortrat als ich ausspülen wollte.

"Edward!!! Ihr habt mich erschreckt, müsst ihr euch immer so anschleichen? Aber, es tut mir leid, ich hoffe, ihr habt nichts abgekommen!" Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, denn er sah mich ein wenig entnervt an.

"Nein, ich konnte noch rechtzeitig in Deckung gehen! Ich.. wollte schauen, ob alles in Ordnung ist und ob ihr die Nacht gut verbracht habt und ob das Zimmer euren Ansprüchen gerecht wird. Ich war gerade zufällig hier, daher dachte ich, ich könnte ... nun, aber ich sehe, ihr seid wohlauf!" Er machte Anstalten zu gehen.

"Wagt es nicht, jetzt wieder einfach so zu verschwinden!" Mit etwas Mühe kletterte ich aus dem Fenster, diese ganzen Röcke waren einfach unpraktisch, und lief ihm hinterher. "Jetzt wartet gefälligst auf mich!" Und das tat er, so plötzlich dass ich nicht mehr bremsen konnte und in ihn hineinlief...

 

50. Kapitel: Der Wandertag kann kommen!

Edward konnte sich gerade noch fangen und hielt mich fest, bevor wir beide im Gras landen würden. Er machte keine Anstalten mich los zulassen und sein Griff um meine Oberarme war so fest, dass es wehtat.

"Edward, verdammt, ihr tut mir weh!" Ich versuchte mich zu befreien, aber stattdessen wurde er immer fester und er atmete schwer. Sein Gesicht schien alle Gefühlsregungen gleichzeitig abzurufen. Wut, Trauer, Enttäuschung und Erstaunen und was es sonst noch gab. Es war erschreckend, denn ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich tun sollte.

Dann ließ er mich unvermittelt los, schüttelte seinen Kopf als würde er Wasser aus den Haaren loswerden wollen und sah mich dann wieder an: "Alex, das gestern Nacht. Es... ich hatte zu viel getrunken und ich hätte euch nicht so bedrängen dürfen. Könnt ihr mir meinen Fehltritt verzeihen?" Verblüfft starrte ich ihn an: "Ihr glaubt, ihr seid zu weit gegangen? Edward, wie kommt ihr auf diese Schnapsidee? Hätte ich eure Annäherungsversuche nicht dulden wollen, hättet ihr heute vermutlich Probleme aufrecht zu laufen!"

Jetzt sah er mich mit offenen Mund an: "Aber ich dachte, also... als wir da so im Flur lagen, dass ihr... dass es euch ganz recht war, dass Jasmin die Tür geöffnet hat und ich so von euch ablassen würde!!"

Wie bitte??? Kenway fehlte es anscheinend an Menschenkenntnis, oder zumindest an der Fähigkeit weibliche Emotionen richtig zu deuten. Bisher musste er ja auch auf keinerlei großartige Bedürfnisse eingehen. Demnach war er entschuldigt.

Ich grinste ihn an: "Ihr müsst noch viel lernen, Edward! Aber fürs erste sollten wir es dabei belassen. Ich brauche erst einmal ..." "Euren Kaffee..." beendet er den Satz für mich. Na also, er verstand doch etwas von weiblichen Wünschen.

Und so gingen wir hinunter und gesellten uns zu den anderen. Und hier bekam ich zum ersten Mal ECHTEN Kaffee. Es war wie im Himmel und ich legte meinen Kopf in den Nacken mit einem tiefen Seufzer der Erregung. "Ähhhäähmmmm..." räusperte sich Thatch neben mir. Achja, ich hatte wieder einmal die Benimmregeln für Frauen im 18. Jahrhundert vergessen. Aber der Käptn sah mich fasziniert an und grinste in sich hinein.

Nach dem überaus üppigen Frühstück mit Porridge, Rührei, Schinken und Käse und frischem Brot, lehnte ich mich zurück und war froh, nur ein leichtes Mieder tragen zu müssen. Ich gönnte mir noch eine Tasse dieses wunderbaren schwarzen Heißgetränkes und sah mich auf der Terrasse um.

"Sucht ihr etwas bestimmtes, oder kann ich euch vielleicht behilflich sein, Ms. Frederickson?" Thatch schaute zu mir herüber und grinste leicht süffisant. So faszinierend ich ihn auch fand, aber... nein, wirklich anziehend fand ich ihn jetzt nicht. Also wechselte ich das Thema: "Käptn Kenway, ihr wolltet mir doch noch die Insel zeigen. Habt ihr eventuell heute dafür Zeit? Ihr wisst ja, ich werde bald abreisen!" Ein dunkler Schatten der Enttäuschung huschte über sein Gesicht und bei mir direkt übers Herz.

"Wenn ihr wollt, können wir direkt nach dem Frühstück aufbrechen. Aber ihr solltet euch etwas anderes dazu anziehen." Mit einem grinsen und einem Blick auf das weiße Kleid erhob er sich "Ich hole euch dann in einer Stunde beim Gästehaus ab!"

"Ich freue mich schon, Edward." In freudiger Erwartung ging ich mit leichten Schritten völlig beschwingt hinauf zum Gästehaus. Also hatte ich noch Zeit, in meine Hosen zu schlüpfen und mich entsprechend zu kleiden um wandern zu gehen.

Jasmin half mir wieder beim umziehen und ich war erstaunt, dass meine Hemden, das Mieder und allgemein meine ganze Kleidung gewaschen im Kleiderschrank lag. WANN hatte man das gemacht?

Pünktlich erschien Edward um mich abzuholen und wir machten uns auf dem kleinen Pfad der ins Inselinnere führte auf den Weg. Ich kannte Great Inagua ja nur von Zeichnung und eben seinen Beschreibungen. Felsklüfte, dichter tropischer Wald, Wasserfälle und alte Ruinen. Ich war so gespannt, dass ich hätte platzen können.

Während wir uns unseren Weg bahnten, erzählte Kenway mir von der Eroberung dieser Insel und von Julien Du Casse. Es war ziemlich blutig gewesen und einige Crewmitglieder verstarben bei dem Versuch die Bucht einzunehmen. Danach verbrachte er ein paar Wochen hier um sich einzurichten und die Insel zu seinem Stützpunkt, oder besser zum Stützpunkt der Piraten zu machen.

51. Kapitel: Sightseeing mit Edward!

Auch kam er auf die Assassinen zu sprechen und wie faszinierend er Ah Tabai fand. Aber ob er ein Lehrer für ihn werden könnte, bezweifelte er noch. Also war Edward noch nicht an diesem Punkt seiner Krise. Ich wünschte ich könnte ihn davor warnen, oder ihn davor bewahren.

Lautes Rauschen war plötzlich zu hören und als wir durch eine Wand aus Lianen und Ranken traten, standen wir auf einem kleinen Plateau und rechts davon rauschte ein sehr beeindruckender Wasserfall in die Tiefe. In den Wassertröpfchen flimmerte ein Regenbogen. Es war traumhaft. Zur linken ging ein kleiner Weg weiter nach unten, dem wir weiter folgten. Der Abstieg war nicht ohne, da die Steine stellenweise glitschig von dem aufstobenden Wassers waren. Aber wir schafften es heile abwärts.

Unten sah ich nun den Verlauf des Wasserfalls und es war ein kleiner See aus dem ein kleiner Bach weiter ins Inselinnern führte. Ich konnte bis auf den Grund sehen, so klare Gewässer hatte ich selten zu Gesicht bekommen. Weiter ging es dem Bachlauf folgend durch ein wahres Dickicht aus Palmen, exotischen Büschen und Gewächsen. Hier und da stoben bunte Vögel auf... es war einfach wunderschön und unbeschreiblich.

Dann öffnete sich vor uns der Dschungel und gab eine riesige Ruine frei, die zwar schon von der Natur beansprucht wurde, aber dennoch als Tempel zu erkennen war. Verwinkelt angebrachte Steine und Nischen, gaben dem Bauwerk fast das Aussehen einer Pyramide. Mit offenem Mund stand ich davor und plötzlich viel mir der Schatz wieder ein!

Wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschten, waren das hier doch Maya-Ruinen und wir standen auf einer alten, vergessenen Insel der Maya. "Edward, habt ihr die Ruinen schon einmal betreten? Also, erkundet, meine ich?"

"Nein, warum sollte ich das tun. Unter dem Haupthaus führt ein Tunnel fast unter der halben Insel hindurch. Mehr habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgeforscht. Es erschien mir nicht wichtig! Wie kommt ihr darauf?"

"Der Schatz! Der von dem McAllister sprach! Er sagte, er wäre auf einer alten Maya-Insel. Könnte es nicht diese hier sein? Ich hatte zwar erst Tulum im Kopf, aber es wäre auch möglich, dass wir hier etwas finden könnten!" Mit vor Aufregung roten Wangen sah ich ihn erwartungsvoll an.

"Das könnte schon sein, aber erwähnte er nicht auch Gefahren die unsere Albträume übersteigen würden? Ich habe bisher noch nichts so richtig ungewöhnliches erlebt. Zumal wir nicht wissen, WAS damit gemeint ist!" Da hatte der Käptn natürlich auch wieder Recht.

"Aber wenn das Gerede über die Gefahren nur Gewäsch wäre, damit niemand nach diesem Schatz suchte? Wie ein Ammenmärchen?"

"Wo sollten wir eurer Meinung nach dann mit der Suche anfangen? Und wir wissen gar nicht, wonach GENAU wir die Augen aufhalten müssen! Das könnte Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, die Insel hier auf den Kopf zu stellen!"

"Das Risiko, dass die Templer aber hier auf der Insel ebenfalls landen und anfangen sie Stein für Stein auseinander zunehmen, würdet ihr eingehen?"

"Die Templer, genau! Aber anscheinend haben die auch noch keine konkreteren Hinweise als wir. Von daher mache ich mir da weniger Sorge, dass sie morgen hier ankommen und alles umgraben."

Ich hatte plötzlich Bilder aus alten Indiana Jones Filmen vor Augen und ich wollte wenigstens einen kleinen Blick in diese beeindruckenden Ruinen werfen. "Wir können doch jetzt einfach schon mal nach einem Eingang suchen, ihn markieren und später wieder kommen, mit entsprechender Ausrüstung und noch ein paar Helfern!"

Ich war so euphorisiert, dass ich am liebsten rein marschiert wäre. Edward sah sich um und überlegte. "Wir könnten tatsächlich schon mal versuchen, ob man irgendwo hineinkommt." Und damit begann die Kletterei, denn am Fuße des Bauwerks war schon mal nichts zu finden. Keine Hebel oder irgendwelche Öffnungen, durch die man schlüpfen konnte.

Also erklommen wir eine nächste Ebene, aber auch dort gab es weder verschüttete Zugänge noch gab es einen Hinweis auf einen Eingang. So ging es bis zur vierten Ebene und mir taten die Beinen vom erklimmen und hochstemmen weh. Aber ich nahm es als gegeben hin und ließ mir nichts anmerken, denn der Käptn schien damit keinerlei Probleme zu haben.

Auf diesem Absatz war weniger Platz, die Flächen wurden schmaler. Langsam schritt ich an der Wand entlang und wollte schon enttäuscht kehrtmachen und eine Etage höher kraxeln, als ich einen losen Stein in der Wand fand. Es stellte sich heraus, es waren mehrere lockere Brocken, welche sich nach innen schieben ließen. Dem Klang des Aufschlages nach, war dahinter kein Abgrund, denn die Steine fielen auf einen Boden.

So machten wir uns daran, den hoffentlich richtigen Eingang freizuräumen.

52. Kapitel: Black Beard hat aber ganz andere Pläne

Der Durchbruch wurde größer und bald konnten wir einen Blick hineinwerfen. Völlig sinnfrei, denn es war einfach zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Edward setzte auf rohe Gewalt und trat die Steine und Felsbrocken gekonnt weg und so dauerte es ungefähr eine halbe Stunde, bis wir hindurch passten.

Ich hatte eine Tasche mit ein bisschen Proviant umgehängt, aber sonst keinerlei nützliche Dinge dabei, die hier Licht ins Dunkel bringen könnten. Dem Käptn ging es ebenso, auch er hatte halt zwar Klingen und Schwert und Pistolen am Mann, aber eben keine Fackel zur Hand.

Ich wagte mich trotzdem noch ein kleines Stückchen weiter hinein und tastete mit denn Füßen immer Zentimeter für Zentimeter den Boden ab. Innerlich fluchte ich! Zu blöd daran zu denken, dass man für den Notfall auch mal Licht bräuchte oder evtl. ein Feuer machen muss. Also resignierte ich, drehte mich um und wir verließen die Ruine erst einmal wieder.

Wir marschierten schweigend zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Was würden wir wohl finden, auch wenn es nicht DER Schatz ist, den wir suchten. Oder ist dies hier einfach nur ein alter Tempel, der schon vor Jahren geplündert wurde? Du Casse hatte hier ja eine Weile gelebt und von hier aus auch operiert mit den Templern. Vermutlich ist hier schon alles leer geräumt. Aber es ließ mich nicht los.

Wenn der Schatz in unseren Besitz kam, was passierte dann? Hatte ich dann eigentlich noch einen Grund zu bleiben? Gestern war mir dieser Gedanke ja auch schon durch den Kopf gegangen. Ich seufzte tief und Edward blickte zu mir hinüber: „Wollen wir kurz Rast machen?“

„Nein nein, es geht schon. Ich war nur in Gedanken und habe diese wunderschöne Gegend bewundert und versucht, alles in mich aufzunehmen. Da muss mir der Seufzer wohl heraus gerutscht sein.“

„Dann lasst uns keine Zeit verlieren, die Sonne geht jederzeit unter und wir haben keine Fackeln dabei. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir so lange unterwegs sein werden!“ sagte er entschuldigend.

Ich lächelte nur zurück und nickte.

Am Haus angekommen, erwartete uns ein lecker riechendes Abendessen. Thatch war anscheinend abgereist. Wie unhöflich, ohne eine Verabschiedung. Konnte mir aber ja auch egal sein, ich sah ihn ja nicht wieder. Auch wenn mir vor Augen kam, dass er bald sterben würde und es noch nicht einmal wusste. Das schmerzte schon und Edward tat mir leid. Thatch war fast wie eine Vaterfigur für ihn.

Nach dem Essen, entschuldigte ich mich und ging hoch, um mich endlich frisch machen zu können. Mein Hemd stank erbärmlich und ich wollte nur noch raus aus den Stiefeln. Als ich in mein Zimmer trat, war Jasmin bereits dabei alles für die Nacht her zurichten und deutete auf einen Brief, der auf der kleinen Kommode neben der Tür lag. Ein Brief für mich? Ja, ich würde ihn später lesen. Erstmal ausziehen und den Tag abwaschen.

Als ich mit gebürsteten Haaren und im Nachthemd dann auf meinem Bett saß, nahm ich mir den Brief vor. Mein Name war in sauberen schwungvollen Buchstaben geschrieben und das Siegel zierte ein … Totenkopf? Mit einem T darin... Er konnte unmöglich von Black Beard sein. Ungläubig brach ich das Siegel und fing an zu lesen.

Meine liebe Mrs. Frederickson,

wenn ihr mit Edward wieder zurück seid, werde ich bereits unterwegs gen Norden sein. Kenway weiß bereits darüber Bescheid und wird alsbald dazu stoßen.

Ihr solltet bis dahin eure Heimreise angetreten haben, denn es liegen schwere Zeiten vor uns und verzeiht meine direkte Art, eine Frau wäre nur hinderlich an Bord. Ich habe mir erlaubt, euch eine Passage von Kingston aus, zu jedem Hafen den ihr angebt, zu buchen. Es ist alles arrangiert.

Außerdem möchte ich euch noch um eine Kleinigkeit bitten: Lasst Kenway einfach in Ruhe. Er ist kein Mann zum Heiraten, besonders jetzt nicht. Ihr werdet ihn nicht an euch binden können, egal wie viel Mühe ihr euch gebt. Also nehmt meinen Ratschlag mit der Heimreise an!

Ich bin untröstlich, dass wir uns nicht näher kennenlernen konnten. Dennoch war es eine Freude eure Bekanntschaft zu machen.

Ich verbleibe mit den besten Wünschen

E. Thatch, zu euren Diensten

Das war … mir fehlten die Worte!

53. Kapitel: Mach mich nicht wütend

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich auf diese Zeilen starrte, ich saß wie betäubt da und schüttelte die ganze Zeit ungläubig mit dem Kopf.

Vorsichtig fragte Jasmin: „Ms. Frederickson, ist alles in Ordnung? Habt ihr schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten? Kann ich euch etwas Tee zum Beruhigen bringen, ihr seht so aufgebracht aus!“

Ich sah zu ihr auf und schüttelte nur weiter meinen Kopf. Wortlos stand ich auf und ging hinaus. Mir war es egal, dass ich Barfuß war, dass ich nur mein Nachthemd trug und meine Haare nicht ordnungsgemäß geflochten waren. Plötzlich stand ich vor Edwards Arbeitszimmer und starrte ihn an. Vertieft in irgendwelche Papiere bemerkte er mich nicht. Hatte er wirklich dem Ganzen zugestimmt? Und er hatte es nicht für nötig gehalten, mich in diese MEINE Pläne einzuweihen?

Langsam ging ich auf seinen Schreibtisch zu, erst jetzt bemerkte er mich und sah zu mir auf. Betrachtete mich und wollte gerade den Mund aufmachen... Ich war schneller und schmiss ihm den Brief hin. „Hier lies! Danke, dass du es mir nicht selber sagen konntest! Aber keine Sorge... ich werde noch heute Nacht meine Heimreise antreten!“ Auf Förmlichkeiten achten war gerade nicht meine Stärke.

Ich drehte mich um rannte hinaus und den Weg zum Gästehaus hoch. Ich war so wütend ich hätte einen Mord begehen können! Wer hatte denn von Heiraten gesprochen? Wer hatte gesagt, ich wollte hier ewig bleiben? Und wer zur Hölle hatte vor, Edward an sich zu binden? ICH NICHT!!!!

Im Zimmer angekommen, fing ich an, mich umzuziehen, meinen Seesack zu packen. Ich zitterte am ganzen Körper vor Wut. Jasmin half mir völlig aufgelöst, weil sie nichts mehr verstand. Sie redete auf mich ein, ich solle mich erstmal beruhigen und eine Nacht darüber schlafen. Alles würde sich aufklären... Ach was, alles leeres Gerede.

Polternd flog meine Tür auf und wäre fast aus den Angel gerissen durch den Schwung. Sieh mal einer an, wer dort stand und mich anfunkelte. Der ehrenwerte Käptn Edward James Kenway. Zur Hölle mit ihm!

„Alex, ich hatte doch keine Ahnung. Woher sollte ich wissen, was Thatch dir erzählt. Er hatte mich lediglich darum gebeten, ihn Richtung Norden zu begleiten. Aber nicht sofort, sondern erst in ein oder zwei Monaten! Verdammt WEIB, jetzt hör mir erstmal zu und lass das Packen sein!“ Er packte meine Arme und schüttelte mich, damit ich ihn ansah. Und ich verpasste ihm einen Tritt gegen das Schienbein. Unbeeindruckt machte er weiter.

„Glaubt mir, ich weiß nicht, was ihn veranlasst hat, dich wegzuschicken. Ich habe nichts damit zutun! Von der gebuchten Passage hat Ed auch nichts erzählt.“

„Und das soll ich jetzt glauben? Warum hat er überhaupt das mit dem Heiraten erwähnt? Ich habe in keinster Weise irgendwelche Andeutungen gemacht. Und du bestimmt eben so wenig.“ Wir waren beide nicht in Stimmung für Förmlichkeiten. Gut so. So war es einfacher, meine Wut rauszulassen.

„Thatch hat nur Angst, dass du mich mit deiner Anwesenheit ablenkst und ich... nicht mehr so konzentriert bin! Mehr kann da nicht hinter stecken! Wirklich, glaub mir.“

Meine Wut schwand so langsam, aber ich zitterte immer noch. Edward nahm meine Hände legte sie auf seine Brust: „Wenn du immer noch gehen willst, dann werde ich dich wohl nicht abhalten können. Aber bedenke, was wir morgen noch vorhatten, oder besser die nächsten Tage!“

„Ich weiß...“ ich brachte nur ein Krächzen heraus und räusperte mich. „Also schön, aber dann werde ich gehen, wenn wir die Ruinen erkundet haben.“

War das gerade Bedauern in seinen Augen bei diesen Worten?

Er ließ mich vorsichtig los und trat einen Schritt zurück: „Dann ist es abgemacht? Morgen nach dem Frühstück brechen wir auf?“

„Ja, ich bin dabei.“ Ich brachte ein leichtes Lächeln zustande. Dann ging er. Und wieder einmal stand ich irgendwie verloren in der Gegend rum.

54. Kapitel: Albträume und ihre Folgen!

Ich bat Jasmin, mir einen Tee zu machen, den von gestern. Etwas zur Beruhigung musste jetzt her. Lautlos verschwand sie und ich zog mich wieder aus und mein Nachthemd an. Als ich so auf meinem Bett saß kreisten meine Gedanken um meine Heimreise. Ich musste mir ja auch überlegen, von wo ich aufbrach. Es durfte halt niemand bemerken. In den Tagen werde ich wohl mal nach einem geeigneten Platz Ausschau halten. Oder ich nahm gleich diese Ruine, da würde niemand etwas bemerken.

Meine Zofe reichte mir die Tasse mit dem warmen Tee und ich setzte mich im Schneidersitz an meinen Kissen gelehnt hin. Meine Nerven hörten langsam auf zu zittern und mein ganzer Körper wurde schwer. Erst jetzt bemerkte ich diese Müdigkeit, dieses Erschöpftsein. Die leere Tasse ließ ich einfach auf dem Nachttisch stehen und legte mich hin. Jasmin löschte noch das Licht und ging dann leisen Schrittes hinaus.

Ich stand oben an einem Wasserfall und sah zu einem kleinen See hinunter. Wie viele Meter es bis nach unten waren, konnte ich nicht einschätzen. Aber ich musste ja wieder von hier weg und es gab keinen anderen Weg. Also breitete ich meine Arme aus und sprang.

Es war befreiend und beängstigend zugleich, so im freien Fall das Wasser näher kommen zu sehen. Plötzlich veränderte sich die Oberfläche und ich sah zerklüftete Felsen unter mir aufragen. In meiner Panik ruderte ich mit den Armen, als würde ich dadurch auftrieb bekommen. Ich raste auf den steinigen Grund zu und konnte nichts tun. Dann tat sich ein Spalt auf, rotglühend und ich spürte die Hitze aufsteigen. Es war, als sprang ich direkt in die Hölle!!!

Etwas riss mich in die Höhe und packte meinen Arm und zerrte daran...

Verwirrt sah ich in Jasmins mit Panik erfüllten Augen und sie redete auf mich ein. Zunächst verstand ich gar nicht, was sie sagte. Ihre Lippen bewegten sich, aber es kam kein Ton heraus. Dann holte sie mit ihrer flachen Hand aus, drehte sich aber auch gleichzeitig weg und traf mich mit voller Wucht mitten im Gesicht...

JETZT hörte ich sie, jetzt erst registrierte ich, dass ich nicht mehr in meinem Bett lag. Ich lag, oder besser ich hockte, vor meinem Fenster. Jasmin beugte sich über mich: „Ms. Frederickson, ihr habt mir einen solchen Schrecken eingejagt. Ihr habt wie am Spieß vor Schmerzen geschrien und habt euch gewunden, als würdet ihr bei lebendigem Leib verbrennen.“

„Oh Jasmin, es war grauenhaft. Ich habe geträumt ich wäre direkt in der Hölle gelandet. Im ewigen Feuer. Es war schrecklich.“ Langsam half sie mir auf, meine Knochen taten mir weh. Wir gingen wieder ins Haus in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett. Meine Zofe reichte mir einen kühlen Lappen damit ich mein Gesicht abkühlen konnte.

„Ich habe nach Master Kenway schicken lassen, wenn er nicht schon von alleine hierher unterwegs ist. So laut habt ihr geschrien. Oh Ma´am es war einfach schrecklich.“ Sie brach in Tränen aus.

Aber in dem Moment erschien Master Kenway schon in der Tür und sie machte einen Knicks in seine Richtung und verschwand. Er kam langsam auf mich zu, so als hätte er Angst, ich würde wieder anfangen zu brüllen oder schlimmeres machen.

„Alex, was war hier los? Hattest du einen Albtraum? Ich habe dich bis unten hin gehört und bin gleich los!“ Das sah man, er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich anzukleiden. Sein Hemd hing aus der Hose und er war barfuß und seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab.

Irgendwie brachte mich dieser Anblick in Versuchung, hysterisch zu Lachen und … ich konnte es nicht verhindern..

55. Kapitel: Der Tempel ruft!

Verständnislos sah Edward mich an, er hielt Abstand, unsicher was er tun sollte vermutete ich. Ich aber lachte haltlos vor mich hin. „Alex, beruhige dich. Erzähl was du gesehen hast, was dir so eine Angst eingejagt hat.“

Japsend holte ich Luft und versuchte ihm zu antworten: „Es war die Hölle. Sprichwörtlich.“ Ich versuchte meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen und sprach langsam und konzentriert weiter: „Ich wollte von einem Wasserfall hinunter springen. Aber anstatt des Wasser, waren auf einmal dort unten Felsen und die taten sich auf und gaben die rotglühende Hölle frei. Im freien Fall ohne etwas tun zu können, fiel ich in das Feuer!“

„Das ist ja... Jesus... das ist … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“

„Du kannst auch nichts dazu sagen. Vielleicht ist es einfach ein Zeichen, dass ich hier nicht hergehöre, sondern in die Hölle. Oder einfach wieder in meine Zeit zurückkehren sollte.“

Edward kam auf mich zu, hob mein Kinn und sah mich beruhigend an: „Du gehörst nicht in die Hölle, das mit dem vom Teufel besessen hatten wir schon geklärt, vergessen?“ Bei diesen Worte musste ich grinsen und fühlte wieder diese unendliche Schwere meines Körpers und den Wunsch, einfach umzufallen und einzuschlafen.

„Edward, sei mir nicht böse. Aber ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt wieder versuche zu schlafen. Wir haben morgen viel vor und ich würde gerne erholt mit euch allen losziehen können.“

„Natürlich, dann lasse ich dich jetzt alleine. Und versuch nicht wieder alleine vom Wasserfall zu springen, versprochen?“ Lächelnd drehte er sich um und verschwand.

Nein, ich würde das nicht ein zweites mal machen und alleine schon mal gar nicht. Ich drehte mich in meine Decke und war kurz darauf auch schon eingeschlafen. Der Albtraum kam nicht zurück und ich schlief, bis Jasmin mich weckte. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und es war noch recht kühl.

Aber erholt schlafen ist etwas anderes, mir taten meine Muskeln weh und ich musste mich einige Male strecken und dehnen, ehe ich gerade stehen konnte. Nach der üblichen Morgentoilette ging ich hinunter zum Haupthaus, wo mittlerweile der große Tisch wieder in der Halle stand und ein schläfriger Käptn mich erwartete.

Er erhob sich, als ich eintrat und bot mir meinen Platz an. Wir unterhielten uns während des Frühstücks über den Proviant und was wir alles sonst noch brauchten. Uns würden 6 Männer begleiten, alle schon erprobt was das Ruinen erforschen anging und auch keine 15 mehr, sondern um die 25. Keine Küken, die sofort schreiend wegrennen, was für ein Glück ich doch hatte.

Nachdem ich aufgegessen hatte, brachen wir auf. Da fiel mir Adéwalé ein: „Edward, begleitet uns Adé gar nicht?“

„Nein, er ist mit Kidd unterwegs zu Ah Tabai. Hatte ich das gar nicht erzählt?“ Nein, wie so einiges nicht. Aber das war auch nicht so schlimm, aber jetzt wusste ich wenigstens Bescheid.

„Nein, erwähnt hattest du es nicht. Dann lass uns keine weitere Zeit verlieren, der Tempel ruft!“

56. Kapitel: Hinein ins Vergnügen

 

Und so brachen wir auf über den kleinen Pfad Richtung der Ruine. Der Weg kam mir dieses mal irgendwie kürzer vor, oder lag es daran, dass wir ein Ziel vor Augen hatten?

Wir erreichten am späten Vormittag den Eingang, den Edward und ich bereits freigeräumt hatten und unsere Begleiter machten sich daran, noch mehr Gesteinsbrocken zu entfernen.

Und dann war es endlich soweit, ich freute mich wie ein Kind auf Weihnachten. Die Männer entzündeten Fackeln und wir betraten den Raum. Es war kein Raum, sondern ein ca. 3 Meter breiter Gang und verjünge sich nach oben. Dann mal los. Edward und ich schritten voran und kamen dann an eine Biegung, die nach links weiterführte. Ein paar Meter weiter kam schon die nächste Ecke, rechts herum weiter. So ging es wie im Zickzack immer tiefer in diese Ruine oder Tempel. Wir würden es schon noch herausfinden.

Mit einem Mal standen wir aber vor einer Treppe, die schier ins Bodenlose führte. Langsam folgten wir den Stufen in die Dunkelheit und es kribbelte überall von den Spinnennetzen und den feinen Wurzeln die sich durch die Steinschichten gegraben hatten. Am Fuße der Treppe eröffnete sich uns eine, ich würde sagen, Halle. Aber die Ausmaße waren gigantisch.

Edward gab Befehl die Wände abzusuchen, während wir in die Mitte gingen. Immer bedacht darauf, nicht über Ranken zu stolpern oder durch ein Loch zu fallen. Mein Albtraum kam mir wieder in den Sinn und meine Nackenhaare stellten sich auf. Aber ich schüttelte den Gedanken ab und versuchte mich auf unser Unterfangen zu konzentrieren.

Hier war nichts, gar nichts. Kein Stein auf dem Boden, der nicht dorthin gehörte. Es war einfach ein völlig leerer Raum. Auch an den Wänden fanden die anderen nichts auffälliges. Aber das konnte doch jetzt nicht alles gewesen sein! Hatten wir vielleicht eine Nische oder einen Durchgang im oberen Gang übersehen? Enttäuscht schritt ich diese Halle noch einmal ab... und da schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Nutze dein Adelerauge! „Edward, vielleicht ist der nächste Durchgang nicht für alle sofort ersichtlich! Denk an das Adlerauge, an deinen Sinn! Vielleicht zeigt uns dann etwas den Weg.“

Überrascht sah Edward im Fackelschein zu mir hinüber. „Daran hätte ich auch schon denken können, Kidd hatte mir schon erklärt, dass man damit vergangenes Leben aufspüren kann. Einen Versuch ist es wert!“

So standen wir Schulter an Schulter da und konzentrierten unsere Sinne auf die Wände, die Decke, den Boden … Aber nichts. Ich fand keinen Hinweis, kein Leuchten... nichts. Plötzlich schoss Edward nach vorne und steuerte auf die hintere lange Wand zu. Blieb abrupt davor stehen und tastete mit seinen Finger in den Fugen der Steine. „Halt bitte die Fackel höher, sonst versengst du mir die Augenbrauen!“

„Entschuldige, hast du etwas entdeckt? Was ist es denn? Los sag schon, kann ich dir helfen?“ Völlig aus dem Häuschen redete ich auf ihn ein. Mittlerweile hatten unsere Helfer auch mitbekommen, dass der Käptn etwas gefunden hatte und standen voller Erwartung um uns herum.

Und dann hörte ich ein leises Knirschen und knacken und hinter uns tat sich mitten im Raum ein Loch auf. Besser gesagt, eine Art Platte schob sich nach unten weg und gab den Blick auf ein abermals dunkles Nichts frei. Na toll. Ich nahm eine Fackel und schmiss sie hinunter. Zischend kam sie auf und erlosch. Dort unten war Wasser! Es war ungefähr 5 Meter unter uns. Zum Glück hatten wir dieses mal wirklich an alles gedacht, so hoffte ich doch und einer der Männer reichte Edward das Seil dieser band es sich um die Taille. Das andere Ende hielten zwei der Helfer fest.

Und schon wollte der Käptn mit dem Abstieg beginnen, als ich verwundert fragte, was denn mit mir wäre?
 

57. Kapitel: Es sind Zwillinge!

„Ich werde erstmal nachsehen, ob es irgendwie weitergeht da unten und dann könnt ihr nachkommen. Reicht mir bitte eine Fackel, sonst bin ich hier blind.“ Etwas schmollend gab ich ihm sein Licht und wünschte Hals- und Beinbruch. Alle sahen mich fragend an „Das sagt man unter Bergsteigern so.“

Edward rutschte immer tiefer hinab und man sah das Licht immer kleiner werden. „Hier ist ein kleiner Tümpel, mehr ist es nicht.“ Brüllte es zu uns hinauf. „Ein Mann bleibt oben und hält Wache, falls wir Hilfe brauchen, kann er die rufen! Die anderen kommen mit!“ Mit diesen Worten ließ er das Seil los und ich zog es zu mir hinauf, band es um meine Taille und ließ mich ebenfalls hinunter, bevor einer unserer Helfer mir zuvorkommen konnte.

Es war modrig und stickig hier unten, aber es war wirklich nur ein kleiner Tümpel in der Mitte eines weiteren Raumes, der aber viel kleiner als die obere Halle war. Es sah wie eine Art Zwischenraum aus. Aus der hinteren linken Ecke sah ich einen schwachen Lichtschein. „Kenway, dort.“ Aufgeregt schlug ich ihm auf den Arm und deutete in die Ecke. „Das habe ich auch schon bemerkt, aber ist es nicht ungewöhnlich hier unten. Nirgendwo könnte Licht eindringen, also wo kommt dieses dann her?“

„Wir sollten dem nachgehen, was meinst du?“ Grinsend und voller Tatendrang schritt auf den kleinen Durchgang zu, aus dem es leuchtete. Aber Edward hielt mich zurück.

„Nein, du gehst garantiert nicht alleine.“ Also warteten wir auf die anderen bis sie alle unten angekommen waren und gingen dann weiter. Die ersten Kommentare voll Unbehagen kamen mir zu Ohren. Und Unsicherheit machte sich allmählich breit. Ich ließ mich davon nicht ablenken, sondern ging zielstrebig auf dieses Licht zu.

Es wurde heller, als wir um eine Biegung herum kamen und in einem weiteren Raum ankamen. Auch dieser war nicht so groß wie oben. Aber wir sahen, woher die Lichtquelle kam.

In der Mitte ungefähr sahen wir einen Sockel der von oben mit diesem milchigen bläulichem Licht beschienen wurde. Aber ich fand partout nicht, WOHER genau es kam. Die Decke war vielleicht 3 Meter hoch. Also man hätte etwas erkennen müssen.

Wie hypnotisiert ging ich auf das Podest zu und streckte meine Hand aus, denn der Gegenstand glühte so verführerisch. Als ich näher kam, könnte ich schwören, dass ich ein Klingen wahrnahm. Es war verlockend, einfach zugreifen und mitnehmen.

Aber der Käptn hielt mich zurück im letzten Moment. Verdammt, kann er mich nicht einfach machen lassen? Erst jetzt wurde mein Blick wieder klar und ich sah genauer hin. Ich traute meinen Augen nicht. Es war war ein Ring, ähnlich eines Armreifes. Ich hatte das schon mal gesehen. Ich hatte es benutzt um hierher zu kommen!!!

Mein Herz setzte aus und ich plumpste auf meinen Hosenboden. Das konnte unmöglich noch so ein Artefakt sein. Und dann gerade hier.

„Alex, was ist los? Was ist das für ein Ding?“ Er sah mich an als hätte ich ihn gerade geschlagen.

„Edward... ich habe so etwas schon einmal gesehen! Ich... erinnerst du dich an mein Erbstück von dem ich erzählte? Es sieht genauso aus!“

„Du meinst,“ mit einem Blick auf die Männer die sich um uns scharten um einen Blick auf den Gegenstand werfen zu können „...es ist ein Gegenstück? Und es ist genauso wichtig, wie das was du hast?“

„Ich vermute es, aber sicher kann ich mir erst sein, wenn ich es untersuchen konnte!“

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren!“

Mit diesen Worten griff Edward nach dem Armreif … ein Fehler!

58. Kapitel: Alles raus hier!

Sobald er den Ring in Händen hielt, brach die Hölle los und ich fühlte mich mal wieder an Indiana Jones erinnert. Niemals einen Gegenstand von einem Podest nehmen wenn man nicht ein Gegenstück hat mit gleichem Gewicht!!!!

Dafür war es jetzt zu spät. Die gesamte Ruine schien sich plötzlich zu bewegen, nicht nur zu beben. Es war nahezu unmöglich sich ohne zu stolpern zu bewegen. Es war fast so, als wäre man an Deck eines Schiffes mit hohem Wellengang.

Das Licht wurde heller und gab mehr von dem Raum preis und wir konnten eine kleine Nische ausmachen am hinteren Ende. Wir rannten, wir versuchten es, darauf zu. Edward drückte sich zuerst durch, dann ich und dann... hörte ich nur noch das Geräusch brechender Knochen und einen markerschütternden Schrei. Es hatte einen der Männer erwischt und die Nische war dicht. Wir konnten nicht zurück und keiner konnte hinterher.

In meiner Panik klammerte ich mich an Edward, der sich ebenfalls hektisch nach einem Weg umsah. Es gab mehrere Möglichkeiten... das darf nicht wahr sein, eine Art Labyrinth? Welchen Weg sollten wir denn jetzt nehmen. Vier lagen vor uns, wie Mauselöcher in der Wand, nur eben größer.

Wir sahen uns an und rannten in den 2. von links, nach einigen Metern wieder vier Möglichkeiten. Dieses mal nahmen wir den Gang ganz rechts. Er schlängelte sich einige Meter nach oben und dann wieder vier zur Auswahl. Ganz links entschied ich und auch dieser Weg schlängelte sich in Serpentinen nach oben. War das ein gutes Zeichen?

Wir erreichten das Ende und... keine Auswahlmöglichkeit, sonder ein Abgrund. 4 Meter breit. Edward nahm seine Fackel und warf sie mit aller kraft zur andere Seite. Dort konnten wir zumindest einen Gang sehen, der uns vermutlich weiterführen würde. Aber jetzt erstmal hinüber kommen.

Ich konzentrierte mich und machte an der rechten Wand eine Art Vertiefung aus. „Wenn wir uns daran entlang hangeln, sollten wir heile drüben ankommen.“ Also auf ging es, so langsam rutschte mir mein Herz in die Hose. Denn die Bewegung hatte aufgehört, aber ein entferntes Grollen war noch zu hören, wie von einem Gewitter, dass noch nicht angekommen ist.

Ich sprang an die Vertiefung und fing an, mich hinüber zu schieben. Eine Hand neben der anderen und bloß nicht hinunter sehen! Nicht... Und man macht es doch... Schwindel überkam mich... aber ich richtete den Blick konzentriert stur wieder auf die vor mir liegende Wand. Der Stein fühlte sich unangenehm an, nicht glitschig oder so, aber rauh und gleichzeitig auch glatt.

Als ich auf der anderen Seite ankam und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, dankte ich Odin und prieß ihn in allen erdenklichen dankbaren Worten und Tönen. Aber noch waren wir nicht wieder draußen.

Nun war auch Edward angekommen und nahm die Fackel wieder auf und wir gingen in den nächsten Gang. Dieser führte gefühlt kreuz und quer durch diesen Tempel. Teils unbehauene Wände, dann wieder gemauerte Teile und immer wieder Symbole und Zeichnungen.

Plötzlich vernahmen wir das Geräusch plätschernden Wassers. Wir folgten dem Geräusch und kamen an eine Kreuzung. Links hörten wir das Wasser und rechts... war einfach Stille...

59. Kapitel: Der Abgrund im Albtraum

 

Wofür entschied man sich in so einem Fall? Natürlich ging man in die Richtung, aus der man Geräusche hörte, vertraute Geräusche auf jeden Fall. Zu unseren Füßen sahen wir einen immer stärker werden Wasserlauf, der von beiden Seiten der Felsen gespeist zu werden schien. Es sah im Schein der Fackel einfach faszinierend aus.

Das Grollen wurde langsam schwächer und wich einer, bis auf das Wasserplätschern, unheimlichen Stille. Mit einer plötzlichen Bewegung und einem Autsch sprang Edward an die Wand und warf den Armreif von sich.

Glühend lag er zu seinen Füßen, so als wolle er nicht weiter hinaus getragen werden. Ich kniete mich nieder und fasste ihn an. Er war warm, ja, aber nicht heiß. Er pulsierte in meiner Hand und ich erkannte die vertrauten Symbole von MEINEM Armreif. Aber warum konnte der Käptn ihn nicht mehr anfassen?

„Wie ist das möglich? Warum...? Aber ich nicht?“ Ihm ging der selbe Gedanke durch den Kopf. Aber wir hatten leider nicht die Zeit für diese Art von Diskussion. Wir sollten dringend hier raus. Wer weiß, was sich diese Ruine noch einfallen ließ.

„Ich weiß es nicht. Ich bin genauso ratlos. Lass uns erstmal einen Weg nach draußen finden, dann können wir immer noch weiter sehen.“

Nickend ging Edward voran und das Plätschern wurde zu einem Rauschen. Einige Biegungen und gefühlte Stunden später, sahen wir Licht und es schien Tageslicht zu sein. Der Geruch von feuchtem Laub und nassen Steinen drang mir in die Nase. Frische Luft... ich sog sie förmlich in mich hinein. Es war ein so wahnsinnig gutes Gefühl.

Aber noch waren wir nicht ganz soweit. Es lag noch ein Stück Gang vor uns. Ich hatte den Eindruck, es würde immer enger werden, als würden die Wände immer näher kommen. Klaustrophobie... das kam gerade echt unpassend. Ich atmete die vor mir liegende Freiheit ein und versuchte diese erdrückende Enge auszublenden. In meiner Verzweiflung griff ich nach Edwards Arm und hielt mich dort fest. Einen Punkt, an dem ich orientieren konnte. Mein Puls beruhigte sich wieder …

Grelles Licht stach mir in die Augen, als wir um die nächste Ecke kamen und ich musste mich an diese Helligkeit erst wieder gewöhnen. Langsam sah ich mich um und vor uns schoss das Wasser, welches sich zu unseren Füßen immer mehr gesammelt hatte, in die Tiefe.

Vorsichtig ging ich weiter und blickte hinab. Der Wasserfall mündete in einem kleinen See!!! Ich hatte ihn schon gesehen!!

Das konnte doch unmöglich wahr sein. Auch Edward sah hinunter und schien sich zu erinnern. „Diesen Wasserfall haben wir gestern bereits gesehen. Erinnerst du dich? Wir standen dort unten und sind dann dem kleinen Bachlauf gefolgt!“ Er deutete in den Dschungel. Natürlich, das war es. Und mein Albtraum hatte mir das jetzt WARUM gezeigt?

Und vor allem, wir kamen hier wirklich nur mit einem Sprung weg. Es gab nicht mal ansatzweise eine Möglichkeit zu klettern. Mir wurde übel und ich ließ mich an der einen Wand runterrutschen. Ich sah mich springen, ich sah wie der See auf mich zukam, dann die Felsen und dann... Nein, ich werde hier garantiert NICHT springen. Ich bin doch nicht lebensmüde.

„Edward, ich kann das nicht. Ich stehe jetzt dort, wo ich in meinem Traum stand. Du kannst nicht verlangen, dass ich dort hinunter springe.“ Flehend sah ich ihn an...

„Alex, es geht nicht anders. Wir machen es so, ich springe zuerst und beweise dir, dass das Wasser zum einen tief genug ist und zum anderen, dass nicht die Hölle dort unten auf dich wartet. Ich verspreche dir, es passiert nichts. Ich bin schon aus ganz anderen Höhen gesprungen oder auch gestoßen worden.“

Was blieb mir anderes übrig? Ich musste ja wieder hier weg und mein einziger Ausweg war der Höllensprung!!
 

60. Kapitel: Spring schon, los!

 

… Er stand wie im Bilderbuch beschrieben mit ausgebreiteten Armen am Rand des Wasserfalls. Ein zuversichtlicher Blick in meine Richtung und Edward wandte sich um und sprang... Es war sprichwörtlich der Leap of faith … Beeindruckend!

Vorsichtig ging ich zur Kante und schaute hinunter und erleichtert sah ich ihn wieder auftauchen. Er winkte mir zu und rief etwas, aber ich konnte es hier oben nicht verstehen durch die Wassergeräusche.

Und so stellte ich mich ebenfalls an den Rand, konzentrierte mich auf meine Anweisungen aus der Ausbildung und … sprang!!!!!

Das Wasser kam näher, ich konnte die Schwingungen sehen, ich konnte den Grund des Sees sehen... Und dann tauchte ich kopfüber hinein!!!!!! Es war kühl, es war Wasser und es war nicht die Hölle! Einfach friedliche Stille umgab mich plötzlich. Bis mich jemand nach oben an die Oberfläche zog.

„Da bist du ja wieder!“ Er blickte nach oben zum Wasserfall und dann wieder auf mich und grinste „Na, so schlimm war es doch gar nicht oder? Dazu haben wir noch ein kostenloses Bad bekommen.“ Gut gelaunt, wenn alles glatt lief, wie immer.

Aber ich muss gestehen, ich war auch sehr sehr sehr erleichtert, dass wir es lebend hierher geschafft haben.

Ich schwamm zum Ufer gefolgt von Edward. Als er so triefend vor mir stand, sah er aus wie ein begossener Pudel. Sein Ornat schien ihn regelrecht einzuschnüren. Der Stoff war halt ein anderer als bei mir. Aber ich hatte meines ja auch nicht an, sondern war mit Leichter Kleidung unterwegs.

Erleichtert ließ ich mich am Ufer auf einem Stein nieder und zog meine Stiefel aus. Sie waren voller Wasser und zu schwer um so zu laufen. Der Käptn tat es mir gleich und so sassen wir schweigend da und ließen die Geschehnisse ein bisschen sacken.

Wie aus dem Nichts schoss mir der Gedanke in den Kopf Jetzt hast du keinen Grund mehr hier zubleiben! Es ist Zeit zu gehen! Im selben Moment stand Edward vor mir zog mich auf die Beine und sah mich mit ebensolchem Blick an. „Es ist dann wohl soweit, nicht wahr?“

Was sollte ich machen? Ich... wollte einfach nicht. Zurück gehen war gerade keine Option. Nur noch ein bisschen bleiben.

Und dann lag ich in seinen Armen, er umschlang mich, wie ein Ertrinkender einen Rettungsring umklammert. Ich selber suchte nach genau dem selben Halt! Irgendwann fanden wir uns am Boden in einer Mulde aus dichtem Gras wieder. Hektisches zerren an Gurten und Schlaufen... wir nahmen keine Rücksicht auf zerrissenen Stoff oder sonst etwas. Es spielte auf einmal keine Rolle mehr. Es war wie ein Rettungsversuch, einen Halt finden und das einfach schnell, koste es was es wolle... Ich konnte Edwards Wärme förmlich um mich herum spüren, sie sehen. Ihn umgab plötzlich ein weiches gelbes Licht und ich wollte einfach nur dort hin und meinen Frieden finden! Wir fanden ihn und es war wie eine Erlösung, er sah auf mich herunter und seine Augen sahen in mich hinein und fanden was sie suchten. Wir wurden von riesigen Wogen davongetragen, immer weiter... Ich umklammerte ihn immer noch, ich konnte nicht anders. Wenn ich jetzt loslasse, dann für immer...

Dieser Gedanke war unerträglich...

61. Kapitel: Es ist alles gesagt!

Ich weiß nicht, wie lange wir so da lagen, ich habe überhaupt keine Erinnerung daran, ob es Tag oder Nacht war. Ich weiß nur eines, es fühlte sich wie gerettet worden sein an und das gab mir die Kraft, weiter zumachen.

Keiner sagte etwas, das war auch nicht nötig. Edward löste sich von mir und setzte sich auf. Ich erhob mich ebenfalls und sah auf den See, dessen Oberfläche trotz des Wasserfalls relativ ruhig war. Wir sagten nichts, sprachen nicht. Es war alles gesagt und getan.

Irgendwann nahm er mich in seine Arme und ich erfuhr eine erneute Rettungsmission in der wir beide noch einmal eintauchten und ohne Worte alles sagten, was nötig war. Das Loslassen fiel mir plötzlich nicht mehr so schwer. Aber Worte finden, war hart.

„Ich werde morgen Abend nach Einbruch der Dunkelheit meine Reise antreten!“ gab ich zögerlich von mir.

Ein Seufzen und „Hmmm aye“ waren die Antwort.

Wir klaubten in aller Seelenruhe unsere Kleidung wieder auf und versuchten so gut es ging, einen respektablen Eindruck zu erwecken. Aber der Zustand meines Hemdes ließ das definitiv nicht mehr zu.

Es wurde bereits dunkel als wir am Haus ankamen und wir wurden schon erwartet. Denn bis auf den einen armen Teufel, der in der Nische verstarb, waren alle anderen heile wieder aus der Ruine gekommen.

Warum hatte eigentlich niemand nach uns gesucht, schoss es mir durch den Kopf? Aber die Frage beantworteten die Blicke der Anwesenden, man hatte uns wohl gefunden, aber es für besser gehalten uns unserem Zwiegespräch zu überlassen. Und dieses mal kamen keinerlei zweideutige und anzügliche Bemerkungen, sondern höfliches Schweigen!

Wir ließen den Tag unten am Strand ausklingen, nachdem ich mir noch ein heiles Hemd angezogen hatte versteht sich. Es war wie in einem befreiten Rausch. Man hat nichts mehr zu verlieren... Es ist einfach schwer zu beschreiben. Und so tranken und sangen wir und ich lauschte den doch teils grausigen Geschichten der Crew und unserer Helfer.

Irgendwann lehnte ich an Edwards Schulter und ich merkte nur noch, wie er mich hochhob und mich zu Bett brachte.

Seine geschickten Hände entkleideten mich und ich verlor mich ein weiteres Mal mit ihm. Eine Rettung in höchster Not, die ich dankend annahm, um dann in einen traumlosen Schlaf zu driften. In seiner Nähe gab es keine Albträume, keine Angst... es gab nur Freiheit und Geborgenheit, leider nicht unendlich, wie ich am nächsten morgen feststellen musste.

Ich öffnete widerstrebend die Augen und sah direkt diese … leuchtenden blauen Augen die mich ansahen, als sei ich gerade vom Himmel gefallen.

„Guten Morgen...“ kam es krächzend von Edward. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, es klang wie man sich einen typischen Piraten vorstellt. Nur die Augenklappe fehlte. So langsam nahm ich meine Umgebung wieder wahr. Es war nicht MEIN Zimmer, es war SEIN Schlafzimmer. Unsere Kleidung lag ordnungsgemäß verstreut im ganzen Raum.

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und drückte ihm einen Kuss anstelle eines „Guten Morgen“ Gekrächze auf die Lippen!

62. Kapitel: Grausige Tattoo-Geschichten!

Kennt ihr diese Sonntage, an denen man einfach im Bett bleiben möchte? An denen man keinen Fuß auf den Boden setzen will, weil es zu schön ist, zu kuschelig und gemütlich? So ging es mir in diesem Moment. Und ich wollte nicht weitermachen, ich wollte den Gedanken einfach nicht zulassen, dass ich mich heute verabschieden musste.

Edward nahm mir die Entscheidung ab, er stand auf und suchte seine Hosen und zog sie an. Erst jetzt sah ich diese ganzen Tätowierungen. Ich hatte in den ganzen letzten Tagen, oder Wochen, nicht darauf geachtet. Aber sie waren punktgenau und sehr gut gestochen. Das es so viele sind, hätte ich jetzt nicht vermutet, aber es war sehr beeindruckend.

Er grinste, als er meinen Blick sah. „Es gibt sogar zu jedem eine Geschichte.“

„Wann wirst du sie mir erzählen?“

„Am besten fange ich gleich jetzt an, oder was meinst du? Der Tag ist noch jung!“

Das klang nach einem guten Vorschlag. Langsam pellte ich mich aus den Laken und schlüpfte in meine eigenen Sachen. Edward verschwand im Nebenzimmer und rief mir nur zu, ich solle doch schon mal frühstücken.

„Wir sehen uns gleich.“ Mit diesen Worten ging ich aber erst einmal hinauf in mein Zimmer. Ich brauchte diese Morgenroutine. Und ich wollte keine Hosen mehr tragen. Dieses weißes Leinenkleid, würde heute hervorragend passen.

Jasmin erwartete mich schon, wie sollte es anders sein. Aber sie ließ sich nichts anmerken, dass ich nicht hier geschlafen habe. Sie half mir, meine Haare zu ordnen die ziemlich gelitten hatten. Anschließend wollte ich mich waschen, aber sie hatte andere Pläne. Jasmin übergoss mich einfach mit dem Krug so das es fast wie Duschen war. Einfach herrlich. Erfrischt konnte ich so in das Kleid und mich wieder sehen lassen.

Als ich den Weg hinunter zum Haupthaus ging, sah ich Edward an der Brüstung der Terrasse stehen, in Gedanken versunken. Langsam trat ich hinter ihn und legte meine Arme um ihn. Ohne sich erschrocken zu haben, ergriff er meine Hände und drückte sie an sich. „Wollen wir dann frühstücken und ich berichte dir von meinen Schandtaten, welche zu diesen Tätowierungen führten?“ Mit einem schelmischen Grinsen nahm er meinen Arm und führte mich ins Haus zu Tisch.

Ausgiebig wurde ich über jeden Nadelstich informiert und es waren teils wirklich schon schauerliche Geschichten. „Wenn man im Eifer des Gefechts plötzlich die Finger des Feindes in der Hand hat, weil man sie abgetrennt hat, ist das schon eigenartig, aber man gewöhnt sich dran.“ Gruselig... ich sags euch.

Der Tag verging wie im Fluge, ich erzählte ihm einfach frei raus, was ich alles in meiner Zeit erlebte und das Frauen mehr Rechte hatten, als er sich je erträumen könnte. Ungläubige Blicke von seiner Seite und Gelächter von mir.

„Glaub mir, Frauen dürfen wählen gehen, sie dürfen entscheiden ob sie heiraten, WEN sie heiraten!“

„Aber dann hat man doch als Vater gar keine Verpflichtungen mehr gegenüber seinen Kinder?“

„Doch, du musst sie zu höflichen, aufgeschlossenen, guten und netten Menschen erziehen!“

„Wenn ich jemals Kinder habe, dann werde ich dafür sorgen, dass sie einen eigenen Willen haben und sich durchzusetzen wissen!“

Bei diesem Satz standen mir die Nackenhaare zu Berge. Er wusste noch gar nichts von Jenny! Von seiner Tochter!

63. Kapitel: Ist es das jetzt schon gewesen?

Seine Kinder... Bei Odin, er wusste es ja nicht und ich konnte nicht vorgreifen. Aber Edward sah meinen Gesichtsausdruck: „Was weiß ich nicht, was du schon weißt?“

„Ich sagte dir doch schon, du wirst eine wundervolle Familie haben.“ Mühsam brachte ich diesen Satz zustande, ohne weiter auszuführen.

„Ja, das weiß ich. Aber du weißt mehr...“

Was mich jetzt ritt, weiß ich nicht. Edward war es auf jeden Fall nicht, Vielleicht war ich doch mit dem Teufel im Bunde. „Wir werden uns wiedersehen und dann kann ich dir mehr erzählen. Im Moment geht es halt nicht. Auch wenn ich es gerne wollte!! Es tut mir leid!!“

„Wie meinst du das, wir sehen uns wieder?“ Ungläubig sah er mich an.

„So wie ich es sage, ich werde einen Weg finden und werde noch einmal zurück kommen. Aber ich weiß noch nicht wann oder wo!“

Verdammt... ich gab Versprechen, die ich vermutlich nie einhalten konnte.

In dem Moment dachte ich an den zweiten Ring. „Wenn ich den zweiten Ring irgendwie aktivieren kann, kann ich vielleicht auch gezielter Reisen. Aber wir werden ihn erst untersuchen müssen. Denn... es ist seltsam, dass du ihn nicht anfassen konntest.“

„Ich konnte ihn anfassen, das war es nicht. Ich hatte das Gefühl, als würde er zu dir wollen. Es hat mich erschrocken genau wie diese seltsame Wärme. Vielleicht sind es sowas wie Zwillinge? Trennt man sie, suchen sie sich ein Leben lang.“

Da war etwas dran. Vielleicht funktionierte diese Zeitreise genau deswegen nicht präzise, weil noch ein Item fehlte. Das wäre natürlich grandios, wenn ich exakt steuern könnte, WANN und WO ich hinreisen wollte.

„Vor ein paar Monaten fand ich einige Aufzeichnungen von diesen Vorläufern von denen Ah Tabai auch schon erzählte. Zumindest glaube ich das. Es ist ein faszinierendes Buch. Komm mit, ich muss es dir zeigen, dann weißt du, was ich meine“ Ungeduldig zog er mich hinter sich her in sein Arbeitszimmer. Aus einer verschlossenen Schublade im Schreibtisch, fischte er ein in Leder geschlagenes Buch, mit dem obligatorischen Assassinen Zeichen geprägt!!!!!!! Das war DAS Buch...

Sprachlos sah ich es mir an, traute mich aber nicht, es zu berühren: „Edward, ich kann dich nur bitten, achte darauf, pass gut darauf auf. Lass es am besten niiiiiiiiie aus den Augen!!! Versprich es mir!“ War das Einzige, was ich hervorbringen konnte.

„Ich dachte mir, dass es mehr, als nur ein Kräuterführer ist. Du hast meine Vermutung bestätigt!“ Mit diesen Worten schloss er die Schublade und erhob sich wieder. “Ich werde darauf achten, keine Sorge.”

Er half mir dabei, die restlichen Sachen zu verstauen und wir suchten uns schon einen Platz aus, von wo aus ich zurückkehren würde. Hinter dem Gästehaus, dort war niemand nur das Haus links und rechts eine Felswand.

Wir aßen zu Abend und dann war es soweit. Die Sonne war untergegangen und nur der zunehmende Mond mit seiner Sichel war zu sehe.

Unschlüssig hielt ich den Armreif in meinen Händen. Ich hatte die Batterie tagsüber geladen und hatte für das Blackberry genügend Strom. Ich schaltete es ein und die Koordinaten erschienen, die Zeitdaten erschienen. Mit einem dumpfen Pfummmp tauchte das Tor auf.

Wir standen einfach nur da... ich … war wie angewurzelt.

„Ich wünsche dir eine gute Heimreise. Und wenn es stimmt, was du sagst, können wir uns sogar wiedersehen. Darauf hoffe ich!“

Ein letztes Mal nahm er mich in seine Arme, ein letztes Mal spürte ich diese Geborgenheit diesen Frieden. Dann löste ich mich von Edward und trat auf das Portal zu.

„Wir werden uns wiedersehen, versprochen!!!“ Und dann ging ich in meine Zeit zurück...


…....................................................................................


Heulend und zitternd schlug ich im Juni 2000 auf dem Boden unserer Werkstatt auf. Unfähig, etwas zu sagen, zu tun oder mich zu bewegen.

Es waren sofort ein Haufen Menschen um mich herum... Alle redeten auf mich ein. Ich hörte sie nicht... ich wollte sie nicht hören... Ich wollte meine Ruhe haben und einfach nur schlafen!

… Eine gefühlte Ewigkeit später …

Ich wurde in einem weißen sterilen Raum wieder wach. Überall waren Kabel angebracht und ich sah blinkende Lichter und Monitore. Dieses Piepsen machte mich wahnsinnig. Und dann trat mein Mentor an mein Bett. Vorsichtig nahm er meine Hand und sah auf mich herab.

„Mädchen, was haben sie nur mit dir gemacht dort? Völlig zerzaust und verstört kamst du hier an. Wir mussten dich 2 Wochen ruhig stellen, du warst wie von Sinnen.!“

„Ich will hier wieder raus, ich will nach Hause.“ brachte ich mit rauer Stimme zustande, denn mehr wollte ich auch nicht!

„Natürlich Alex, sobald du wieder bei Kräften bist! Und dann musst du mir unbedingt alles ganz genau erzählen! Bis dahin, ruhe dich noch aus!”

Damit verschwand mein Mentor aus meinem Zimmer und ich lag in diesem nach Reinigungsmitteln stinkenden Raum und in einem Bett, dass vor Stärke kratzte.


…........ und es wird weitergehen … .......demnächst in diesem Filmtheater …

Autorennotiz:
Hallo und herzlich willkommen zu meiner ersten Geschichte!

Nein, dass soll keine Entschuldigung für evtl. Fehler oder Ähnlichem sein. Ich wollte es nur erwähnen...

Also, mir geisterte Edward schon länger im Kopf rum. Als ich das erste mal Black Flag gespielt habe, fand ich ihn eher nicht so toll. Was aber daran lag, dass ich noch so im AC3 Fieber war und nicht so recht davon los kam.

Doch irgendwo in meinem Hinterkopf spukte dieser Käptn Edward J. Kenway immer herum und machte mich wahnsinnig. Dieses Piratenflair hat einfach etwas und liebe diese Piratenfilme von früher z.B. Und immer wieder sprang Edward in meinem Gehirn umher und schenkte mir Bilder und Erlebnisse, die man ja prima verarbeiten könnte.

Jetzt ist es wohl soweit, denn ich musste es schriftlich festhalten. Ich muss aber auch anmerken, nicht alles zuuuuu ernst nehmen. Nicht alle technischen Details sind akkurat und die Geräte würden so vermutlich auch nicht funktionieren. Aber darauf wollte ich auch den Fokus nicht legen, sondern auf die Geschehnisse mit dem jungen Piraten / Freibeuter aus Bristol.

So, jetzt könnt ihr gerne loslegen und lesen und ... mich steinigen, wenn es nicht gefällt.

Für Kritik und Anregungen bin ich immer offen. Schreibt mir gerne, was ihr so davon haltet.

PS: Es sind schon so einige Kapitel fertig und ich versuche nach und nach die bearbeiteten Parts rauszuhauen. Ob nun regelmäßig ist von meiner Zeit abhängig. Aber ich bemühe mich! :-)

Vielen Dank für eure Aufmerksam und ... Vorhang auf ...