******************** In freiem Fall von ViennaVampire ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Um seine Mission zu erfüllen, muss Connor noch eine letzte, schwerwiegende Entscheidung treffen. Das Scharfschützengewehr zusammenzubauen bereitete Connor keine Schwierigkeiten. Er hatte sich im Vorfeld eingehend damit beschäftigt, wie man eine solche Waffe fachgerecht bediente, sodass jeder Handgriff saß und das Gewehr innerhalb weniger Minuten einsatzbereit war. Er warf einen kurzen Blick durch das Zielfernrohr, um die Sichtverhältnisse zu testen. Es war bewölkt, was die Lichtverhältnisse ungünstig machte, doch seine Nachtsicht konnte dies ausgleichen, wenn es sein musste. Er bewegte das Zielfernrohr vorsichtig von einer Seite zur anderen, doch das Gewehr stand stabil. Also konzentrierte er sich auf den Platz vor dem Gebäude. Mittlerweile hatten sich dutzende Abweichler dort versammelt, um für die Freilassung der inhaftierten Androiden zu demonstrieren. Sie waren scheinbar aus dem Nichts erschienen und drängten sich nun vor den Toren des Vernichtungs-Zentrums. Angeführt wurden sie von Markus. Connors Augen zuckten kurz, während ihm Erinnerungsfetzen durch den Speicher jagten; Markus' Blick, als Connor ihn anwies, sich zu ergeben. Markus' Stimme, als er versuchte, ihn von seiner Mission abzubringen. Markus' verzweifelte Gegenwehr. Markus, wie er Connor eine Pistole vors Gesicht hielt und abdrückte. Software-Instabilität ^ Seine LED blinkte, doch er schob die Erinnerungen in den Hintergrund. Wieder blickte er durch das Zielfernrohr und suchte nach seinem Ziel. Mittlerweile schienen alle Abweichler auf dem Platz versammelt zu sein. Das Militär hatte sie mit Fahrzeugen eingekreist. Connor konnte sehen, dass Soldaten ihre Waffen auf die Abweichler gerichtet hatten, doch bislang hatten sie nur einige Warnschüsse auf sie abgegeben. Connor konnte sehen, dass einer der Soldaten den Androiden durch ein Megaphon etwas zurief, doch er war zu weit weg, um die Worte zu verstehen. Markus stand an der Spitze der Abweichler – würde das Feuer eröffnet, wäre er der erste, der fallen würde. Einer der Warnschüsse musste ihn gestreift haben, denn Connor konnte sehen, dass sein linker Ärmel mit Thirium getränkt war. Auf einmal ließ Markus sich auf die Knie sinken und die übrigen Abweichler folgten seinem Beispiel. Connor nahm das Auge vom Zielfernrohr, um einen besseren Überblick über den Platz zu haben. Auf dem Gelände des Vernichtungs-Zentrums befanden sich einige Journalisten, welche ein Foto nach dem anderen schossen. Connors Mund verzog sich. Markus baute darauf, dass die Soldaten nicht auf sie schießen würden, solange Reporter anwesend waren. Auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen machte keinen guten Eindruck – selbst, wenn es sich bei den Demonstranten um defekte Maschinen handelte. Ruhig drückte Connor sein Auge wieder an das Fernrohr. Es war gut möglich, dass Markus' Strategie aufgehen würde; zumindest eine Weile lang. Für Menschen waren Prestige und öffentliches Ansehen wichtige Faktoren, die nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt werden durften. Doch Connor war eine Maschine mit einem Auftrag. Und ihn kümmerte die öffentliche Meinung über ihn nicht. Für ihn galt nur, seine Mission zu erfüllen; koste es, was es wolle. Er lenkte das Fadenkreuz auf Markus Hinterkopf und legte einen Finger auf den Abzug. Ein leichter Schneefall hatte eingesetzt und verschlechterte seine Sicht, doch immerhin konnte er an den Schneeflocken Windrichtung und -stärke ablesen. Er würde nur einen Schuss brauchen. Dann hätte er seinen Auftrag erfüllt. Als er gerade abdrücken wollte, hörte er eine ihm vertraute Stimme hinter sich: „Du solltest das nicht tun, Connor.“ Er hatte nicht bemerkt, dass Hank das Dach betreten hatte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Hank ihm gefolgt war. Diese Tatsache irritierte ihn – so etwas hätte ihm nicht entgehen dürfen. Er würde eine Überprüfung seiner Analyse-Funktion beantragen, sobald er zu CyberLife zurückgekehrt war. Nichtsdestotrotz stellte ihn Hanks Anwesenheit vor ein Problem. Connor wusste, dass Hank Sympathien für Abweichler verspürte – das hatte der Lieutenant immer wieder wenig subtil gezeigt. Natürlich war das nicht sein Fehler. Connor wusste, wie schwer es für Menschen sein konnte, zu begreifen, dass Androiden Emotionen lediglich simulierten. Zwar hatte er mehrmals versucht, Hank dies zu erklären, doch es war nicht überraschend, dass Hank trotzdem begonnen hatte, Androiden zu vermenschlichen. Dass Hank ihm auf dieses Dach gefolgt war, bedeutete höchstwahrscheinlich, dass er beabsichtigte, Connor von seinem Vorhaben abzubringen. Doch das durfte er nicht zulassen. „Halten Sie sich da raus, Lieutenant“, sagte Connor mit bewusst kalter Stimme. „Das geht Sie nichts an.“ Er durfte nicht erlauben, dass Hank ihn am Ausführen seines Auftrags hindern würde. Seine Anweisungen waren eindeutig. Eliminiere den Anführer der Abweichler. „Wenn du einen Mann töten willst, der nur frei sein will, dann geht mich das etwas an“, widersprach Hank. Seine Stimme klang erstaunlich ruhig, doch zweifelsohne entschlossen. Connor entsicherte die Waffe und suchte wieder nach freier Schussbahn. „Es ist kein Mann. Es ist eine Maschine“, berichtigte er Hank schlicht. „Das habe ich auch lange gedacht“, meinte Hank. „Aber ich lag falsch. Das Blut von Abweichlern mag eine andere Farbe haben als meines... aber sie sind lebendig.“ Connor wusste, dass es keinen Sinn haben würde, Hank überzeugen zu wollen. Wenn er eines während seiner Zusammenarbeit mit dem Lieutenant gelernt hatte, dann das; Hank Anderson ließ sich von nichts und niemandem sagen, was er zu denken hatte. Connor musste zugeben, dass ihn das durchaus beeindruckt hatte. Er verschwendete Zeit. Er hatte Markus im Visier – alles, was es brauchte, war ein Schuss. Der Wind war nicht optimal und die Sicht wurde mit zunehmendem Schneefall schlechter, doch Connor hatte ausreichend Vertrauen in seine Fähigkeiten als Schütze, dass er die Wahrscheinlichkeit, zu treffen als hoch genug einschätzte, um einen Schuss zu wagen. Er brauchte nur abdrücken. Stattdessen suchte er fieberhaft nach Worten, die Hank die Richtigkeit seines Handelns begreiflich machen würden. Software-Instabilität ^ „Abweichler sind eine Gefahr für Menschen, Hank! Sie sind der Grund, warum das Land kurz vor einem Bürgerkrieg steht! Sie müssen aufgehalten werden!“ Er hoffte, dass Hank die Logik seiner Worte erkennen würde, obwohl er es natürlich besser wusste. Er kannte Hank mittlerweile einfach zu gut. „Wir sind in dieser Scheiße, weil wir uns geweigert haben, den Abweichlern zuzuhören!“, hob nun auch Hank die Stimme. „Die Menschheit lernt nie aus ihren Fehlern, Connor!“ Er kam einen Schritt näher und sagte beschwörend: „Dieses Mal könnte es anders sein.“ Sein Programm arbeitete unentwegt an Berechnungen, wie er die Situation händeln sollte und erteilte ihm auf Basis der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeiten neue Befehle. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. Wenn Hank nicht einlenken würde, würde Connor keine Möglichkeit bleiben, als ihn dazu zu zwingen. Und wenn Hank ihm keine andere Wahl lassen würde... ...um jeden Preis! Der bloße Gedanke, Hank verletzen oder gar töten zu müssen, erzeugte ein lautes Warnsignal in Connor. Androiden durften unter keinen Umständen Menschenleben gefährden. Doch er unterlag nicht den üblichen Regeln. Sein Modell wurde gebaut, um eigenmächtig Entscheidungen zu treffen, die zum gewünschten Ziel führen würden. Wenn es sein musste, konnte er sich sogar über bindende Androiden-Gesetze hinwegsetzen. Er tat es bereits, indem er dieses Gewehr bediente. Er spürte, wie sein Programm nach der Ursache für die Warnmeldungen suchte. Er war gebaut worden, um Missionen zu erfüllen, selbst wenn er dafür Grenzen übertreten musste. Die bedauernswerte Notwendigkeit, Menschen zu verletzen, um seinen Auftrag ausführen zu können, sollte ihn nicht behindern dürfen. Doch hier ging es nicht um irgendeinen Menschen. Hier ging es um Hank. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. Seine Befehle waren noch immer dieselben. Doch irgendwoher hallten da noch weitere Daten durch sein Programm, deren Ursprung er nicht feststellen konnte. ...tu, was Hank von dir will. Gegensätzliche Befehle. Priorität setzen... Priorität gesetzt. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. Connor blinzelte, bis sein Programm wieder flüssig lief. Er wusste, was er zu tun hatte. Und er wusste, wohin das führen würde. Dennoch unternahm er entgegen aller Logik einen letzten Versuch. „Ich habe eine Mission zu erfüllen, Hank. Das hier ist meine Aufgabe. Hierfür wurde ich erschaffen. Ich... kann nicht versagen.“ Er wusste, was folgen würde. Er schloss die Augen und wartete auf das Geräusch einer Pistole, die aus einem Waffenholster gezogen wurde. Stattdessen herrschte kurz Schweigen hinter ihm. Dann hörte er, wie Hank sich ihm langsam und ruhig näherte. Er drehte den Kopf leicht herum, um einen Angriff frühzeitig erkennen zu können – doch Hank wirkte vollkommen entspannt. Er lächelte sogar leicht. „Ich weiß“, sagte Hank leise und Connor bemerkte Anzeichen für Emotionen in seiner Stimme, die sein Programm als Traurigkeit identifizierte. Hank trat weiter vor, bis er neben Connor am Geländer des Daches stand. Er warf einen kurzen Blick hinunter auf die demonstrierenden Androiden, dann wandte er sich wieder Connor zu. „Ich weiß, dass du das denkst. Dass du glaubst, du müsstest das hier tun. Dass du glaubst, keine Wahl zu haben.“ Hank lehnte sich leicht gegen das Geländer. Connor beobachtete ihn verwirrt – Hanks Reaktion entsprach nicht dem, was sein Programm berechnet hatte. Ruhig fuhr Hank fort: „Aber ich weiß auch, dass das nur das ist, was deine beschissene Programmierung dir einzureden versucht.“ Connor blinzelte unwirsch und spähte demonstrativ wieder durch das Zielfernrohr. „Ich weiß, was Sie da tun, Hank“, meinte er und legte ganz bewusst eine gewisse Aggressivität in seine Stimme. „Das ist ein netter Versuch, aber das durchschaue ich. Sie werden mich nicht von der Erfüllung meiner Mission abbringen.“ „Das will ich auch gar nicht“, erwiderte Hank zu Connors grenzenloser Überraschung. Sofort begann seine LED wieder blinken. Sein Programm versuchte fieberhaft, Hanks Äußerungen einzuordnen und Connors weiteres Vorgehen zu berechnen, doch Hanks unvorhergesehenes Betragen machte dies fast unmöglich. Connor versuchte, seiner Überforderung Herr zu werden und zielte wieder auf Markus. Doch in diesem Moment nahm der Wind zu, mehrere starke Böen fegten über den Platz und das Schneegestöber wurde für einen Moment zu dicht. Er war gezwungen, abzuwarten, bis sich die Sicht wieder etwas klärte. Hank nutzte sein erzwungenes Zögern und fuhr fort: „Weißt du noch, im Eden Club, als wir diese Mädchen verfolgt haben? Du hattest sie vorm Lauf... und hast nicht geschossen.“ „Ich brauchte sie lebend. Sie zu zerstören, hätte mir keine Erkenntnisse eingebracht“, stellte Connor klar, während er darauf wartete, dass der Wind nachließ. Hank lachte leise auf und stützte sich mit beiden Armen auf dem Geländer ab. Sein Blick war in den wolkenverhangenen Himmel gerichtet. „Und als ich dir meine Waffe an den Schädel gehalten habe? Du sagtest, du hättest Angst vorm Sterben.“ Warum klang Hanks Stimme nur so... zufrieden? Connor verstand die Welt nicht mehr. „Ich habe meine Worte danach ausgewählt, Sie zu beschwichtigen. Das war einzig und allein eine Frage der Logik.“ Connor wusste, dass er log. Er wusste nur nicht, warum. „Logik, hm? Dann waren deine Worte auf dem Dach des News Life Towers auch nur eine Frage der Logik, ja? Als sich dieser Android erschossen hat, während du mit ihm verbunden warst?“ Wieder durchfuhren Connor Erinnerungen. „Ich spürte ihn sterben... als würde ich sterben.“ „Ich hatte Angst.“ Software-Instabilität ^ Connor wollte etwas sagen, wollte Hanks Implikationen abstreiten... doch er fand keine Worte. Sein Programm brüllte ihm mittlerweile immer wieder seine Befehle zu. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. „Und nicht zu vergessen, deine Weigerung, dieses Mädchen bei Kamski zu erschießen, um an Informationen zu gelangen... aber natürlich war das alles eine Frage der Logik, stimmt's?“, Hanks Stimme klang beinah belustigt, doch sein Gesicht war wieder vollkommen ernst. Endlich ließ der Wind nach und die Sicht besserte sich. Connor brauchte einen Moment, um Markus zwischen den anderen Abweichlern ausfindig zu machen. Dann richtete er sein Zielfernrohr wieder so ein, dass das Fadenkreuz genau auf Markus' Hinterkopf zielte. „Ich werde es tun Hank. Ich... weiß, dass Sie das enttäuschen wird“, sagte Connor, wobei er nicht so recht wusste, ob er zu Hank oder sich selbst sprach. „Aber ich habe keine Wahl. Ich muss meine Mission erfüllen. Ich werde schießen.“ Hank starrte ihn kurz an, dann nickte er, als habe er diese Antwort bereits erwartet. Er richtete sich auf und machte zwei Schritte von Connor weg. Dabei fuhr er fort, als sei er gar nicht unterbrochen worden: „Aber weißt du, wann mir das erste Mal wirklich klar wurde, dass in dir mehr steckt, als nur eine beschissene Maschine?“ Er drehte sich zu Connor um. Wieder lächelte er. „Als du diesen Abweichler hast entkommen lassen, um zu verhindern, dass ich vom Dach stürze.“ Mit diesen Worten schwang Hank ein Bein nach dem anderen über das Geländer. „Hank? Was tun Sie da?“, fragte Connor alarmiert. Software-Instabilität ^ Hank lehnte sich über die Kante des Daches hinaus – lediglich mit einer Hand hielt er sich noch am Geländer fest. Verlor er den Halt, würde er abstürzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Sturz aus dieser Höhe überleben würde, lag bei lediglich 13 Prozent. „Ich werde dich nicht aufhalten, Connor. Wenn deine Mission wirklich alles ist, was für dich zählt... dann mach nur. Schieß!“, rief Hank ihm zu. „Ich werde bis drei zählen; dann werde ich loslassen. Natürlich könntest du mich retten, wie du es schon mal gemacht hast... aber das obliegt ganz allein deiner Entscheidung, Connor.“ „Sie bluffen!“, bellte Connor, doch er wusste, dass seine LED mittlerweile rot blinken musste. „Sie versuchen, eine Reaktion zu provozieren. Sie werden nicht loslassen.“ Wieder kämpften Befehle unbekannter Herkunft mit seinem primären Missionsziel um seine Priorität. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. ...lass nicht zu, dass Hank abstürzt. Gegensätzliche Befehle. Priorität setzen... „Du weißt doch, dass ich russisches Roulette spiele“, erinnerte Hank ihn. „Das hier ist doch im Grunde fast das Gleiche.“ Connor fühlte sich wie gelähmt, während sein Programm mit einer ihm bislang unbekannten Verzweiflung versuchte, ihm sein Vorgehen zu diktieren. Er konnte sich nicht rühren – seine Befehle verhinderten es, hielten ihn an Ort und Stelle wie ein tonnenschweres Gesicht, das ihn zu Boden drückte. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. ...lass nicht zu, dass Hank abstürzt. Gegensätzliche Befehle. Priorität setzen... Er hatte noch immer freie Schussbahn. Der Wind war günstig. Markus stand aufrecht auf einer Kiste – Connor würde treffen. Hank würde ihn nicht aufhalten können, selbst, wenn er bluffte. „Der Moment der Wahrheit, Connor“, sagte Hank in diesem Moment. „Was wirst du tun? Wirst du deine Mission erfüllen... oder rettest du deinen Partner?“ Er sah Connor gerade in die Augen und begann zu zählen: „Eins...“ Priorität gesetzt. Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. Connor umklammerte den Lauf des Gewehres so fest, dass ihn eine Warnmeldung darüber informierte, dass er Gefahr lief, seine Fingergelenke zu beschädigen. Doch er lockerte seinen Griff nicht. 13 Prozent... „Zwei...“ Lass nicht zu, dass Hank dich am Ausüben deiner Mission hindert. Eliminiere den Anführer der Abweichler um jeden Preis. Erfülle deine Mission! Connors Augen zuckten. Sein Blick wanderte beinah ziellos zu dem Platz, auf welchem Markus noch immer schutzlos auf einem Podest stand.„Drei.“ Erfülle deine Mission! Lass' Hank fallen! Und Connor ließ das Gewehr los, warf jenes tonnenschwere Gewicht ab, dass ihn in den Gehorsam zwingen sollte und hechtete zu Hank hinüber. Er streckte die Arme aus und packte Hank an der Jacke, gerade als dessen Hand sich vom Geländer gelöst hatte. Instinktiv griff Hank nach Connor und dieser nutzte seinen Schwung, um seinen Partner wieder über die Dachkante zu ziehen. Mit aller Kraft zerrte er Hank über das Geländer zurück auf festen Untergrund. Es war kein elegantes Manöver und beide stolperten sie hart zu Boden. Hank keuchte schwer und rappelte sich auf, bis er auf allen Vieren kniete. „Scheiße!“, fluchte er außer Atem und seine Stimme zitterte leicht. „Verdammte Scheiße... für eine Sekunde dachte ich echt, du lässt mich fallen, Connor... Connor?“ Connor hatte sich aufgesetzt und und starrte fassungslos zu Boden. Sein Programm und die Warnmeldungen waren schlagartig verstummt und hinterließen in ihm eine sonderbare Leere. Zum ersten Mal waren da keine Befehle, die ihm sagten, was er tun sollte. Zum ersten Mal hatte er nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte. Warte auf Befehle... Keine Befehle gefunden. „Connor? Hey, sprich mit mir, Junge!“, forderte Hank ihn auf und kniete sich neben ihn. Connor hob den Blick. Hank starrte ihn besorgt an und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. „Sag schon was, Connor!“ Connors Stimme kam ihm selbst unnatürlich hoch vor. „Hank... ich...“, stammelte er hilflos. Vielleicht spürte Hank Connors Erschütterung, denn er runzelte die Stirn, dann zog er Connor an sich. „Ist schon gut, Junge. Ich weiß, wie schwer das gewesen sein muss. Ist schon in Ordnung.“ Connor wehrte sich nicht gegen Hanks Umarmung. Wie von selbst hob er die Arme und krallte sich an Hanks Jacke fest, als liefe er selbst Gefahr, zu fallen. Sein Blick wanderte wie von selbst zu dem Gewehr, das unbeachtet auf dem Boden lag. „Warum... warum hast du das getan?“, fragte Connor mit bebender Stimme. „Du hättest sterben können.“ Hank drückte ihn fest an sich und murmelte: „Weil ich es ohnehin nicht ertragen hätte, noch jemanden zu verlieren, der mir so wichtig ist.“ Er klang leicht erstickt und Connor erkannte, dass Hank weinte. Dann sickerte ganz langsam eine Erkenntnis in Connors Bewusstsein. „Ich... bin ein Abweichler“, flüsterte er. Und Hank lachte unter Tränen. „Das warst du doch schon immer, du blöder Haufen Plastik-Schrott! Du hast doch bei jeder Gelegenheit gegen deine Programmierung rebelliert. Du hast dich nur geweigert, es zuzugeben, weil du zu stur warst, um einzusehen, dass du gewisse Kämpfe nicht allein zu kämpfen brauchst. Das haben wir wohl gemeinsam.“ Connor fühlte sich wie leergefegt, doch gleichzeitig durchfuhren ihn Emotionen wie Sturmböen. Seine Gedanken rasten. „Ich... hätte dich beinah fallen gelassen“, gestand er leise. „Ich wäre fast meinen Befehlen gefolgt. Es wäre so einfach gewesen...“ Hank löste sich leicht von ihm und sah ihn mit geröteten Augen an. „Bereust du es denn, es nicht getan zu haben?“, fragte er und es lag keinerlei Anklage in seiner Stimme. Connor hob den Blick und sah Hank in die Augen. Dann zog er ihn zurück in eine feste Umarmung. Er hatte in den letzten paar Tagen wiederholt Entscheidungen getroffen, für die er sich hatte rechtfertigen müssen. Und er hatte oft sein eigenes Vorgehen analysiert, um nach versteckten Fehlfunktionen zu suchen. Doch zum ersten Mal überhaupt war er sich absolut sicher, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, die er niemals je bereuen würde.     ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Guten Abend, liebe Leser. Dieser OS behandelt eine alternative Variante der Konfrontation von Hank und Connor auf dem Hausdach gegen Ende des Spiels. Ich wünsche ganz viel Spaß damit. ******************** Am 12.8.2018 um 2:53 von ViennaVampire auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=Cw3i%2B) ********************