******************** Der Lauf der Zeit von Sharry ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Nach zwei langen Jahren ist die Crew endlich wieder vereint, doch noch bevor sie einander erzählen können, wie es ihnen ergangen ist, holt Zorros Vergangenheit ihn ein, eine Vergangenheit die selbst den furchtlosen Schwertkämpfer vor Angst erzittern lässt, doch anstatt sich von seiner Crew helfen zu lassen, schickt er sie zu niemandem geringeres als Silvers Rayleigh. Was weiß der dunkle König über Zorros Vergangenheit? Können die Strohhüte ihr Crewmitglied retten? Aber noch viel wichtiger, was verschweigt Zorro? -------------------- 1. Kapitel: Prolog -------------------- Prolog   „Er wird bald hier sein“, bemerkte sie mit einem leisen Lächeln während sie einen Bierkrug vor ihm abstellte, „aber das weißt du natürlich schon.“ Im Vorbeigehen glitt ihre Hand über seinen Hals, berührte kurz seine Wange. Er nickte nur und griff nach dem kühlen Gebräu, ohne etwas zu erwidern. Natürlich wusste er, dass der andere bald eintreffen würde; eine Aura, die er nie vergessen würde, egal wie viel Zeit verging. Doch es war noch gar nicht so lange her. Vor zwei Jahren hatte er ihn das erste Mal wieder wahrgenommen, als der andere dem Sabaody Archipel immer näher gekommen war. Auch jetzt noch konnte er sich daran erinnern, wie nervös er gewesen war, wie aufgeregt er gewesen war. Er hatte es kaum erwarten können, damals, er war gefangen gewesen zwischen Freude und Angst. Je näher der andere gekommen war, desto schwerer war es ihm gefallen über etwas anderes nachzudenken. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie viele Spielschulden er in den letzten vierundzwanzig Stunden angehäuft hatte, bevor der andere angekommen war. Er hatte sich sogar an die Menschenhändler verkaufen lassen - und das ganze drei Mal - um seine Schulden begleichen zu können. Selbst der Alkohol hatte ihn im Stich gelassen, hatte ihn nicht genug benebeln können, damit er zumindest für eine Sekunde hatte vergessen können, genauso wie jetzt. Er stellte den leeren Krug ab, sein Daumen folgte den Spuren der Wassertropfen. Es fühlte sich an als wäre es erst gestern geschehen, als ein unerwarteter Tumult das Aktionsgebäude aufgewühlt hatte und er hatte gewusst, dass der andere dran beteiligt gewesen war. Als er ihn das erste Mal wiedergesehen hatte, nach so langer Zeit wiedergesehen hatte, da hatte er irgendetwas erwartet, er wusste nicht genau was, ein Zwinkern vielleicht, ein Grinsen oder aber einen eiskalten Blick. Doch der andere hatte ihn nur ernst angesehen, wie bei einem Fremden, einem Unbekannten, dem man misstrauisch gegenüber sein musste. Ungefragt stand plötzlich ein neues Bier vor seiner Nase. „Du bist nervös?“, fragte die Frau hinter ihm nach und ließ diesmal beide Arme grazil um seinen Nacken fallen. Er spürte ihren Atem an seinem Ohr. „Bist du es nicht?“, entgegnete er, klang dabei deutlich gelassener als er es in Wirklichkeit war. Sie lachte leise, griff nach dem leeren Glas und schlenderte zurück hinter den Tresen. „Er ist doch nur ein Freund. Kein Grund zur Panik, oder?“ „Nur ein Freund“, wiederholte er grimmig. Damals hatte er sich nicht lange mit dem anderen befassen können, schließlich hatten er und seine Freunde gerade die Weltaristokraten und mit ihnen die gesamte Weltregierung und Marine herausgefordert, doch für ihn war es mehr ein Spaß gewesen, als ein ernsthaftes Geplänkel, und viel interessanter war es doch gewesen, den Jungen kennen zu lernen, den Shanks gerettet hatte, der Rogers Hut als Markenzeichen trug. Ja, es war interessant gewesen, die Strohhüte endlich kennen zu lernen, unterhaltsam ihnen zuzusehen. Es hatte ihn beinahe wehmütig an bessere Zeiten denken lassen. Sie hatten unzählige Fragen gestellt, manche von ihnen mit großer, manche von ihnen mit weniger Bedeutung. Doch was hatte er gefragt? Von all den Dingen, die er ihn hätte fragen können, fragen sollen, was hatte er ihn gefragt? ‚Und wie kann es sein, dass Okta mit so einer Legende befreundet ist...?‘ Er hatte ihn nach Okta gefragt. Das hatte er nicht erwartet. Was er erwartet hatte, waren zwei Hände an seinem Kragen, die ihn gegen die nächstbeste Wand knallten. Er hatte ein heiseres ‚Wer bist du?‘ erwartet, auf das er mit einem verdutzten ‚Silvers Rayleigh‘ geantwortet hätte, nur damit der andere ihm den Ellenbogen gegen die Kehle pressen würde, um ‚Nein, woher kenne ich dich?‘ zu knurren. Er hatte erwartet, dass der andere ihn zumindest erkannt hätte, zumindest sein Gesicht erkannt hätte, oder zumindest seine Stimme und es hatte ihn beinahe verletzt – falsch, es hatte ihn zutiefst verletzt – dass der andere sich nicht einmal ein kleines bisschen an ihn hatte erinnern können und das war auch genau der Grund, warum er gerade so nervös war. Damals hatte er die Hoffnung gehabt, dass der andere ihn erkennen würde, hatte sie aber nicht zu groß werden lassen, glücklicherweise, denn wenn der andere sich noch an ihn erinnern würde, da war sich Rayleigh sicher, dann hätte er nicht so lange damit gewartet ihn aufzusuchen. Heute wollte er sich keine Hoffnung machen. Zwei Jahren waren viel Zeit, aber nicht annähernd genug. „Und wenn er dich nicht erkennt?“ Shakuyak hatte ihn schon längst durchschaut. „Wäre das denn so schlimm?“ „Nein“, murmelte er und leerte sein zweites Bier. „Im Grunde ist es sogar egoistisch von mir zu hoffen, dass er sich erinnern könnte. Schließlich hat er ein gutes Leben. Er schien glücklich.“ Langsam drehte er sich auf seinem Stuhl zur Barkeeperin um. „Wirkte er glücklich auf dich?“ Die schwarzhaarige Frau lachte und steckte sich eine Zigarette an. „Wenn man bedenkt von wie vielen Menschen er umgeben war, so wirkte er zumindest sehr entspannt.“ Er nickte langsam und legte seine Arme auf der Rückenlehne ab. „Da hast du Recht. Er schien ihnen zu vertrauen.“ Shakky legte den Kopf schief und sah ihn ernst an. „Bist du etwa neidisch?“ Anstatt zu antworten, stand er auf und kam zu ihr herüber, nahm ihr die Zigarette ab und nahm einen tiefen Zug. Sie lachte, ließ ihn aber gewähren. „Du rauchst doch gar nicht.“ Sein Husten war Bestätigung genug, doch er ließ sich vor ihr auf einem Barhocker nieder, zwischen ihnen nur noch die Bar. Nach einer Sekunde sah sie zum Fenster hinaus. „Er ist gerade angekommen.“ Diese Feststellung war unnötig, schließlich wusste er es auch, doch er nickte nur, während sie ihm noch ein Glas hinstellte. „Seltsam oder? Ist er nicht ganze zehn Tage zu früh dran? Pünktlichkeit ist doch sonst nie seine Stärke gewesen.“ Er zuckte mit den Achseln und nahm der Schwarzhaarigen das Getränk ab. „Wer weiß, viele Dinge haben sich geändert.“ In einvernehmlichen Schweigen begann Shakuyak die Bar zu putzen während Rayleigh die Eiswürfel in seinem Whisky hin und her schwenkte. Nach einigen nervenaufreibenden Minuten konnte er verheißungsvolle Schritte hören. Schwere Stiefel kamen näher, doch er versuchte sich auf sein Glas zu konzentrieren. Shakkys Schmunzeln entging ihm trotzdem nicht. Schließlich schwang die Tür in seinem Rücken auf und Rayleigh konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Zorro,“ entkam es der Barkeeperin, gespielt überrascht, während sie einen Ellenbogen auf der Theke ablehnte und genüsslich von ihrer Zigarette zog. „Sind die anderen noch nicht da?“ Seine Stimme klang tiefer als noch vor zwei Jahren, reifer. „Das sieht ihnen mal wieder ähnlich.“ Der pensionierte Pirat nahm einen Schluck. „Du bist früh dran,“ sprach er aus, schwere Schritte hallten über den Holzboden und leicht ächzend ließ sich der Schwertkämpfer neben ihm nieder. „Willst du was trinken?“, fragte die Schwarzhaarige und stellte dem Neuankömmling zugleich einen Krug Bier hin. „Danke Shakky. Aber hast du nicht etwas Stärkeres für mich?“ Rayleigh konnte das Grinsen in der Stimme des anderen hören. „Hätte ich“, stimmte die Eigentümerin schmunzelnd zu und lehnte sich vor ehe sie dem Piraten zuflüsterte, „aber das ginge dann nicht mehr aufs Haus.“ „Dann begnüge ich mich doch mit dem hier“, wich Zorro keck aus und gönnte sich zugleich einen Schluck. Dabei nahm er sich einen Augenblick um den ehemaligen Piraten ausführlich zu begutachten. Es überraschte ihn, trotzdem tat Rayleigh es dem anderen gleich, bemerkte die offensichtlichen Veränderungen - wie die Narbe, das längere Haar – aber auch die etwas unauffälligeren. „Siehst gut aus, Silver.“ Der Grünhaarige hob seinen halb geleerten Krug leicht in seine Richtung, als wollte er ihm zuprosten. Dabei grinste er schief und es wirkte ungewohnt vertraut. Der dunkle König lachte leise und wandte sich wieder seinem Whisky zu. „Kein Grund so förmlich zu sein, Zorro, du kannst mich ruhig Rayleigh nennen.“ Der andere neigte seinen Kopf leicht zur Seite und nahm noch einen Schluck. „Ich weiß, aber ich bevorzuge Silver.“ Rayleigh biss sich auf die Unterlippe, ehe er den Kopf schüttelte und ebenfalls einen Schluck nahm. „Nimm es mir nicht übel, Zorro, aber das wäre mir unangenehm. Ein guter Freund pflegte mich so zu nennen.“ „Wer?“ Unerwartet packte der andere ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich. „Ich dachte, ich wäre der einzige, der dich so nennt!“ Überrascht starrte Rayleigh in Zorros ernste Miene, ehe diese von einem schelmischen Grinsen durchbrochen wurde. „Du...du erinnerst dich?“ Der andere lachte leise und klopfte ihm nun auf die Schulter. „Natürlich erinnere ich mich. Wie könnte ich dich vergessen?“ Dann zog der andere ihn in eine Umarmung. Für einen Moment schlang Rayleigh die Arme um seinen Freund, ehe er ihn an der Schulter packte und eine Armlänge Abstand zwischen sie brachte. „Warum bist du so früh hier?“ Zorro zog eine Augenbraue hoch. „Scharfsinnig wie eh und je.“ Der Grünhaarige löste sich vom dunklen König. „Ich wollte Zeit haben, um mit dir zu reden. Aber vor allem bin ich hier, um zuzuhören.“ Beide wandten sie sich wieder ihren Getränken zu. Der ehemalige Pirat konnte kaum glauben, wie schnell sein Herz schlug und wie groß seine Freude war. Doch er blieb ernst. „Ich soll dir also vom One Piece erzählen?“, stellte er ruhig fest. „Ach Schwachsinn“, widersprach Zorro, „dieser Teil der Geschichte kann mir gestohlen bleiben. Nein, du weißt wovon ich rede.“ „Roger.“ Der Schwertkämpfer nickte und leerte sein Glas. Sekunden später stellte die Schwarzhaarige auch ihm ein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit und Eiswürfeln hin. „Whisky?“, fragte Zorro und grinste sie an. Sie zwinkerte zurück, „Schätzchen, Weingeist habe ich leider nicht da“, und nahm sein leeres Bier entgegen. „Aber dafür geht der auf Haus.“   Stundenlang sprachen sie, Shakky versorgte sie mit genug Flüssigem während hauptsächlich Rayleigh sprach. Manchmal hakte Zorro bei gewissen Dingen nach oder warf einen Kommentar ein, doch meistens hörte er nur zu. Einzig über alles was mit dem One Piece oder Unicorn zu tun hatte unterbrach er den ehemaligen Piraten augenblicklich; es war offensichtlich, dass er darüber nicht mehr erfahren wollte als er so oder so schon wusste. Die Sonne war schon vor einer halben Ewigkeit untergegangen, durch das große Fenster zu seiner Rechten konnte er sogar wieder einen leichten Schimmer am Horizont ausmachen. Ein neuer Tag würde bald anbrechen. „So“, schloss er seinen ausführlichen Bericht ab, „viel mehr fällt mir gerade nicht mehr ein oder brennt dir noch irgendetwas unter den Fingern? Meine Zunge ist schon ganz taub.“ „Das können wir ändern“, grinste Shakuyak und schüttete ihm nach. Zorro tat es ihm gleich und nahm noch einen Schluck. „Also“, fragte Rayleigh nach, „was hast du jetzt vor?“ Der Schwertkämpfer zuckte mit den Schultern: „Trinken bis zum Umfallen?“ „Aber nicht auf meine Rechnung,“ knurrte Shakky spielerisch und zog eine Augenbraue hoch ehe sie sich eine weitere Zigarette anzündete. Der dunkle König lachte leise in sein Glas: „Ist zwar ein guter Plan, aber eigentlich meinte ich etwas anderes.“ „Ich weiß“, gestand der andere und nahm einen weiteren Schluck, „aber da gibt es nicht viel zu überlegen.“ „Nicht?“, hakte der Beschichter nach. „Du wirst also mit den Strohhüten weiterreisen?“ „Natürlich.“ Der Grünhaarige grinste. „Ich will doch noch herausfinden, was das One Piece ist.“ Nun grinste auch Rayleigh. „Und der beste Schwertkämpfer der Welt werden.“ Der andere lachte leise. „Genau.“ Für einen Moment schmunzelten sie beide ehe der ehemalige Pirat wieder ernst wurde. „Das heißt du wirst deinen Freunden die Wahrheit sagen?“ „Nein.“ Zorro hielt der Barkeeperin sein leeres Glas hin. „Nein?“ „Nein.“ Fassungslos starrte Rayleigh seinen Gesprächspartner an, der ganz fasziniert beobachtete, wie Shakuyak sein Glas wieder auffüllte. „Du willst sie nicht einweihen?“ „Sagte ich das nicht gerade?“, entgegnete der andere und betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Das halte ich für keine kluge Entscheidung“, urteilte der ehemalige Pirat. „Wir beide wissen, dass deine Vergangenheit dich früher oder später einholen wird.“ „Natürlich“, stimmte Zorro ihm zu, „und wenn es soweit ist werde ich ihnen alles erklären.“ Mit einem Mal verschwand das leichte Grinsen und der andere sah beinahe traurig auf sein Glas hinab. „Aber wir beide wissen auch, dass ich dann die Crew verlassen muss. Also...“ „Das sehe ich anders. Wenn du mit ihnen redest werden sie mit Sicherheit...“ „Auch das wird nichts an der Vergangenheit ändern. Egal was heute ist, meine vergangenen Taten kann ich nie wieder gut machen und daher“, er sprach weiter nachdem er sein Glas in einem Zug leerte, „werde ich den anderen ganz egoistisch die Wahrheit verschweigen, bis es nicht mehr anders geht.“ Rayleigh schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander ehe ihm ein beißender Kommentar entging. „Ich weiß was du sagen willst, Silver. Aber ich will solange es geht bei dieser Crew bleiben, sie sind meine Freunde, ich will sie solange es geht beschützen.“ „Dann schenk ihnen reinen Wein ein! Ich an deiner Stelle würde die Sache sofort klären, anstatt Gefahr zu laufen, die Crew irgendwann verlassen zu müssen!“ Er war lauter geworden; die Dickköpfigkeit des anderen nervte ihn ungemein. Doch Zorro blieb ruhig wie eh und je. „Das ist nicht deine Entscheidung. Sie sind meine Crewmitglieder und je weniger sie wissen, desto besser.“ Kopfschüttelnd schnaubte Rayleigh auf und erhob sich. Shakuyak war mittlerweile taktvoll ins Hinterzimmer verschwunden. „Du hast schon ganz Recht. Es ist deine Entscheidung“, knurrte er und verschränkte die Arme, „aber du bist in Begriff eine absolut blöde – nein – eine verdammt hirnrissige Entscheidung zu treffen.“ „Du wirst mich also auffliegen lassen, wenn die anderen da sind?“ Immer noch klang der andere viel zu ruhig. Seufzend starrte der dunkle König dem immer heller werdenden Horizont an. „Nein, natürlich nicht“, murrte er und drehte sich zum anderen um, der immer noch unverändert am Tresen saß, „aber irgendwer muss dir doch sagen, wie dumm du bist.“ Der Pirat lachte leise. „Dafür bist du doch da.“ „Und was ist mit Ruffy?“ Nun sah Zorro ihn über die Schulter hinweg an. „Was soll mit ihm sein? Er ist mein Käpt‘n.“ -------------------- 2. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 1   -Nami- „Okay Leute, in knapp einer halben Stunde legen wir an. Laut den Infos, die ich von Kamy habe, wird der Logport weniger als drei Stunden brauchen, um sich neu zu positionieren. Also...“ „Alle Pfeile vom Logport?“ „Ja Ruffy, alle Pfeile werden sich bis dahin neu positionieren.“ Entnervt rollte die Navigatorin mit den Augen. „Wie dem auch sei. Wir sollten gucken, dass wir schnell weiterkommen. So nahe der Red Line ist mir nicht wohl.“ Mehr oder weniger fröhliche Zustimmung antwortete der Piratin. Vor noch nicht einmal zwei Stunden war das Schiff der Strohhutbande, die Thousand Sunny, aus den unendlichen Tiefen des Ozeans aufgetaucht. Erst vor wenigen Tagen hatte die Crew wieder zueinander gefunden, nur um direkt im Anschluss ein Abenteuer auf dem Grund des Meeres zu erleben. Die Fischmenscheninsel lag hinter ihnen – oder eher unter ihnen – und nun warteten die Wunder und Gefahren der neuen Welt auf sie. Ein Abenteuer, auf das sie zwei Jahre lang hintrainiert hatten und nun waren sie bereit, mehr als bereit. „Hat wer vor an Bord zu bleiben?“, fragte Nami nach und sah ernst in die Runde. Sie hatte nicht gelogen, als sie über ihr ungutes Gefühl gesprochen hatte. Am Horizont konnte sie die Red Line ausmachen und allein der Anblick jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Obwohl das Hauptquartier der Marine nicht mehr dort angesiedelt war, so bereitete diese unüberwindbare Mauer aus Gestein ihr trotzdem Unbehagen und sie konnte es kaum erwarten, dass sich die drei Nadeln an ihrem Handgelenk wieder neu ausgerichtet hatten. Sie wollte weiterreisen, obwohl sie sich sicher war, dass das was vor ihnen lag nicht unbedingt sicherer war als das, was sie bereits hinter sich gelassen hatten. Auf ihre Frage hin hoben sowohl Franky, als auch Lysop und Brook ihre Hände in die Höhe. „Will noch was in die Werkstatt“, murrte der Cyborg und der Kanonier nickte zustimmend. „In Ordnung, dann können wir anderen ja in Ruhe an Land gehen. Gibt es irgendwelche bestimmten Pläne?“ Sie mochte es zu wissen, was die anderen Landgänger so vorhatten. Dann war es einfacher im Falle eines unerwarteten Angriffs sämtliche Crewmitglieder einzusammeln und abzuhauen. Aus diesem Grund bevorzugte sie es auch, wenn die beiden Chaoten - namentlich Ruffy und Zorro - nicht allein unterwegs waren. „König Neptun hat mir ein Buch empfohlen, ich würde gerne nachgucken, ob es hier erhältlich ist“, erklärte Robin mit einem subtilen Lächeln. „Und ich müsste ein paar Utensilien besorgen. Sanjis Gebrechen hat meine Vorräte erschöpft“, warf der kleine Doktor ein. „Tze, der Gemüseschnibbler ist beinahe durch Nasenbluten drauf gegangen, wie erbärmlich“, kommentierte der Schwertkämpfer der Crew übelgelaunt. „Hey! Ist nicht meine Schuld, dass du die Schönhei...“ „Aber Zorro, Sanjis Zustand war kritisch, das ist nicht lustig.“ Chopper unterbrach den aufbrausenden Koch und verhinderte unbewusst eine lautere Auseinandersetzung. Nami räusperte sich überdeutlich, um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren. „Was ist mit dir Sanji? Musst du auch einkaufen?“ Der Angesprochene entschied den ungehobelten Schwertkämpfer zu ignorieren und lächelte Nami strahlend an. „Ja, Nami-schatz, das müsste ich wirklich noch. Es ist nie verkehrt die Vorräte...“ „Okay, dann wäre das geklärt“, murrte Nami. Sie hatte Kopfschmerzen, vielleicht hatte sie bei der Feier am vergangenen Abend doch zu tief ins Glas geschaut. Aber sie wusste ganz genau, was ihr helfen würde. „Ruffy, du kommst mit mir. Wir gehen shoppen.“ „Oh supi“, grinste der Strohhut, „auch was zum Essen?“ Die Navigatorin seufzte. „Meinetwegen, zum Schluss.“ „Oh Klasse!“ Der Kapitän der kleinen Piratencrew vollführte bereits ein Freudentänzchen während er klatschend „Fleisch, Fleisch, Fleisch“ vor sich her sang. „Und du Zorro hilfst Sanji.“ „Was?!“ Kam es im Einklang von den beiden Streithähnen. „Nami-Maus, ist das denn wirklich nötig?“ „Auf keinen Fall! Die Kringelbraue wird doch noch ein paar Einkaufstüten getragen kriegen.“ „Wie hast du mich genannt?!“ „Ist jetzt nicht nur deine Nase im Eimer, sondern auch noch deine Ohren?!“ „Na, als würdest du Einauge besser aus der Wäsche schauen!“ Sanji streckte dem Schwertkämpfer die Zunge raus und zog sein linkes unteres Augenlid hinunter. „Selbst mit einem Auge sehe ich, dass deine Kringelbraue absolut bescheuert aussieht!“ „Nicht ansatzweise so bescheuert wie deine grüne Tolle, du SpinaAUTSCH!“ „AU!!“ „Könnt ihr zwei nicht einmal die Klappe halten?!“ Schwertkämpfer und Koch hockten auf dem Boden und rieben sich die Köpfe, die Navigaotin über ihnen lauernd wie eine unheilvolle Gewitterwolke. „Zorro du gehst mit Sanji und basta! Ich hab keinen Bock, dass wir nicht pünktlich ablegen können, nur weil du wieder mal verloren gegangen bist.“ „Was soll das denn heißen?!“, knurrte Zorro und erhob sich, eine Hand immer noch am Kopf. „Soll heißen, dass du den Orientierungssinn eines Höhlenkrebs hast“, antwortete Sanji, der mittlerweile auch wieder auf den Beinen stand. „Beleidige doch nicht die Höhlenkrebse“, murrte Lysop hinter vorgehaltener Hand. „Was?!“ Der Schwertkämpfer schnellte zum Koch herum, eine Hand am Schwertgriff, hob jedoch abwehrend die Hände, als er Namis Blick sah. „Zorro könnte auch mit mir kommen“, bot Robin schließlich an. „Ich könnte eine Hand beim Büchertragen gebrauchen und würde sichergehen, dass unser Schwertkämpfer auch wieder sicher nach Hause kommt.“ Franky, Brook, Lysop und Sanji kicherten wie kleine Kinder, doch verstummten augenblicklich als der ehemalige Piratenjäger sie nieder starrte. Einzig und allein ihr Kapitän ließ sich von seinem fröhlichen Fleisch-Tanz nicht unterbrechen. Nami seufzte, bemerkte jedoch Robins Blick und nickte. „Mir soll es egal sein. Meinet...“ „Schon okay. Ich geh mit dem Kartoffelschnitzer. Wollte mir eh noch neuen Sake kaufen“, murrte Zorro und winkte ab. „Als hättest du dafür Geld“, kommentierte Sanji grinsend, doch diesmal beschränkte sich sein Kontrahent darauf wortlos eine Augenbraue hochzuziehen. „Dann wäre das ja geklärt“, meinte die Navigatorin und nickte zu ihrer Linken wo der grobe Umriss einer Insel am Horizont auftauchte, „und gerade noch rechtzeitig. Scheint als wären wir da.“   -Sanji- Keine halbe Stunde später fand sich Sanji auf dem großen Markt in der Mitte einer kleinen Stadt mitten auf der Insel wieder, im Schlepptau der nervige Schwertkämpfer, der alle paar Meter in die falsche Richtung abzudriften drohte. „Hier lang, Mooskopf. Rechts. Das andere Rechts!“ „Hör doch mal auf so zu nerven, Zwiebelschneider.“ „Dann hör du mal auf die ganze Zeit den falschen Weg zu nehmen. Wir sind auf einer gerade Gasse, so schwer kann das doch nicht sein.“ „Halt die Klappe, Koch.“ Sie starrten einander wütend an, doch dann zeigte Zorro an ihm vorbei, als würden sie sich nicht gerade in einer hitzigen Diskussion befinden. „Was ist mit dem Stand dort? Lass uns da mal hingehen.“ Sanji sah zum Stand auf den der andere bereits zuging und schüttelte mit dem Kopf. „Den kannst du dir eh nicht leisten, Moosbirne.“ Er sollte Recht behalten. Der Stand beherbergte den feinsten Sake von bester Qualität, das konnte Sanji an einem Blick auf die blauen Etiketten erkennen. Weiteres Indiz dafür war, dass es nirgendwo Preisschilder gab. Eigentlich hatte die ausgelegte Ware schon seine Neugierde geweckt, als Koch interessierte Sanji sich eben für vorzügliche Nahrungsmittel und es war selten, aus einer solchen Auswahl aussuchen zu können, doch wenn er nur drei oder vier dieser Flaschen kaufen wollte, würde er wohl das ein oder andere Crewmitglied in Zahlung geben müssen. Nicht nur die beiden Piraten schienen Interesse am dargebotenen Alkohol zu haben, eine ganze Traube von Menschen hatte sich vor dem kleinen Stand zusammengefunden. Der Koch musste sich regelrecht zum Schwertkämpfer hindurchzwängen, wobei er sich große Sorge um das teils empfindliche Gemüse in seinen Tüten machte. Als er den Grünschopf endlich in der zweiten Reihe erreicht hatte murmelte er ihm ins Ohr. „Hey Marimo, lass das mal. Das ist Junmai Daiginjo Sake. Den können wir uns nicht leisten. Nicht wenn wir nicht in den nächsten fünf Minuten das One Piece finden.“ Zu seiner Überraschung sah der andere ihn tatsächlich an. „Du glaubst wirklich, dass das One Piece ein Schatz ist?“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Schatz oder nicht, der Sake da ist nicht unsere Preisklasse.“ Er konnte sehen, wie der Schwertkämpfer einen erneuten Blick auf die Flaschen warf, ehe er seufzte und sich aus der Menschentraube löste, ohne darauf zu achten, ob Sanji ihm überhaupt hinterher kam. Eilig folgte der Blondschopf dem Älteren, bevor er ihn wieder verlieren konnte. Es wäre einfach sich jetzt über den anderen lustig zu machen, auf der anderen Seite erlebte Sanji selten, dass der andere an irgendetwas außer seinen Schwertern Interesse hegte und so entschied er, seinen Lieblingskontrahenten ausnahmsweise mal nicht damit aufzuziehen. „Wohin jetzt?“, murrte der ehemalige Piratenjäger als er ihn eingeholt hatte mit einer etwas zu gelangweilten Stimme. „Lass mich nachschauen.“ Sanji zog seine Einkaufsliste aus der Innentasche seines Jacketts und warf einen Blick drauf. „So, also wir brauchen noch Reismehl, ansonsten sieht‘s gut aus.“ „Du willst Reiskuchen backen?“ Der andere zog eine Augenbraue hoch. Sanji nickte, während sie sich in Bewegung setzten. „Hast du Chopper irgendwas getan?“ Der Koch war kein Dummkopf. Jeder in der Crew wusste, dass der Schwertkämpfer und der Arzt eine ganz besondere Beziehung hatten und obwohl der Mooskopf nicht der Taktvollste war, so wäre es doch töricht vor seinen Augen Chopper unglücklich zu machen. „Nein“, entgegnete er und eilte zum nächsten Stand weiter. „Warum dann die Mochis?“ Er konnte das Misstrauen des anderen in jeder Silbe hören. Seufzend drehte er sich zu seinem Crewmitglied um, der ihn wie einen Verbrecher verhörte. „Ich hab‘s ihm versprochen, mehr ist da nicht.“ „Ja sicher“, murrte Zorro. „Du hasst es Reiskuchen zu machen, weil er so klebrig ist und man beim Essen ersticken kann.“ Überrascht sah Sanji den anderen an. Der Schwertkämpfer hatte erstaunlicher Weise Recht. Aus diesem Grund hatte Sanji es bisher immer abgelehnt die kleinen Zuckerbomben für ihr jüngstes Crewmitglied zu backen, obwohl dieser sie so sehr liebte. Ihm war allerdings nicht bewusst gewesen, dass der Kleine sich darüber beim ersten Maat beschwert hatte. „Warum also solltest du…?“ Zorro verstummte inmitten seiner Erläuterungen und blieb stehen. Verwundert sah Sanji zum anderen hinüber und stellte fest, dass er absolut nicht deuten konnte, was im anderen vorging, so neutral war sein Gesichtsausdruck, beinahe wie eine Maske mit leerem Blick in die Ferne, und mit einem Male läuteten Sanjis innere Alarmglocken auf. Der Koch versuchte dem Auge des Schwertkämpfers zu folgen, vorher jedoch packte der andere ihn am Oberarm und zog ihn bereits mit sich. „Wir müssen hier weg“, knurrte der Grünschopf, seine Stimme noch tiefer als eh schon für gewöhnlich. „Was ist denn los?“ Im Laufschritt eilten sie den Markt entlang, zwängten sich zwischen den geschäftigen Massen hindurch und passten dabei noch auf die Einkäufe auf. „Zorro, rede mit mir.“ Er war nur einen halben Schritt hinter dem anderen, sie hatten den Rand des Marktplatzes bereits erreicht. „Keine Zeit. Wir müssen abhauen.“ „Ja, den Teil hab ich schon kapiert. Aber warum?“ Sie ließen die letzten Häuser hinter sich. Im gemütlichen Schlenderschritt würden sie nur knappe zehn Minuten durch ein kleines Wäldchen brauchen, um den ruhigen Hafen zu erreichen. Natürlich waren sie nun deutlich schneller. „Wie gesagt. Darüber reden wir, wenn wir hier weg...“ Sanji knallte geradezu in den anderen hinein, der einfach stehen geblieben war und aufgehört hatte zu sprechen. „Verdammt nochmal Zorro, was soll denn das?“ Er rieb sich die Nase, doch dann bemerkte er, warum der andere nicht weiter rannte. Vor ihm standen drei Personen, genauer gesagt zwei glatzköpfige Muskelberge und in ihrer Mitte eine daneben beinahe zerbrechlich aussehende junge Frau. Sie war wunderschön, in einem Satz zusammengefasst. Sanji fiel ihr elegantes silberblaues Haar auf, welches ihr in langen Wellen über die Schultern fiel. Wie die Schränke hinter ihr trug sie einen maßgeschneiderten, schwarzen Hosenanzug, der all ihre Vorzüge in den Vordergrund stellte. Zusätzlich trug sie noch einen strahlend weißen Mantel, der ihre Haare und ihre eisblauen Augen noch mehr in Szene setzte. Der Koch war bereits an sie verloren, innerhalb einer Sekunde hatte er sich ihre Schönheit bis zum kleinsten Detail in seine Erinnerungen eingebrannt, doch dann bemerkte er die Brosche an ihrer linken Schulter, die den Mantel verschloss. Das Emblem der Weltaristokraten hob sich schwarz von dem schimmernden Silber ab. Ihm wurde kalt, während die Frau vor ihm überlegen lächelte und ihre Hände auf Höhe des Bauchnabels zusammenlegte. Auch auf den schwarzen Handschuhen war der Huf des aufsteigenden Drachens eingeprägt. „Es ist lange her, nicht wahr Lorenor Zorro?“ Ihre Stimme war sanft wie ein Glockenspiel und Sanji war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob da ein Feind vor ihnen stand oder die ehemalige Geliebte des Schwertkämpfers. Beim zweiten Mal drüber Nachdenken war er sich dann doch sicher, dass es sich um ersteres handeln musste. Allein die Vorstellung, dass eine Noblesse wie sie mit dem ungehobelten Säbelrassler ein Tête-à-Tête gehabt hatte, war absurd. Apropos Säbelrassler; sein Blick glitt zur Seite, nur um zu sehen, wie der andere schwer schluckte und eine Hand an seine Waffen legte. „Verschwinde“, knurrte der ehemalige Piratenjäger, ohne den Blick vor der Frau vor ihm abzuwenden. Es lag ein Knistern in der Luft, doch bis auf das vielsagende Wappen wusste der Koch nicht, weswegen der andere so angespannt war. Die Muskelprotze waren nicht mehr als Dekoration, selbst beide zusammen stellte auch nur ansatzweise eine Gefahr für ihn oder den Säbelrassler dar und die Frau vor ihnen schien keine Kämpferin zu sein. Nun lächelte sie noch breiter und Sanji spürte sein Herz schneller schlagen. Für den Mooskopf war sie viel zu schade, aber vielleicht hatte sie ja Lust auf ein kleines Stelldichein mit ihm. „Du kannst beruhigt sein, mein Vater ist nicht hier.“ Tatsächlich atmete der Schwertkämpfer gut hörbar und beinahe erleichtert auf. „Aber keine Sorge, sobald ich ihm gesagt habe, dass ich dich gefunden habe, wird er kommen.“ Und dann stockte ihm der Atem. Doch es war mehr als das. Fassungslos sah Sanji zu, wie der andere zwei Schritte zurück machte, die Deckung vollkommen vernachlässigte und seine Tüten fallen ließ. Zorro war kreidebleich und sein Kinn bebte. Der Koch wusste nicht, warum sein Lieblingsfeind so reagierte, aber er wusste, dass es Zeit war, einzuschreiten. „Hallo Schönheit“, säuselte er und stellte sich etwas vor sein Crewmitglied, „ich glaube wir haben uns einander noch nicht vorgestellt. Ich heiße Sanji und du bist?“ Zum ersten Mal sah sie ihn an und er wusste, dass allein dieser Augenblick jeden Kampf wert war. „Oh, wie unhöflich von mir. Natürlich weiß ich, wer Sie sind. Mein Name ist Korekuta Joudama und ich bin hier, um das Eigentum der Weltaristokraten einzufordern.“ „Wie bitte?“ Überrascht warf Sanji einen Blick über seine Schulter zum aschfahlen Schwertkämpfer. „Du hast Eigentum der Weltaristokraten geklaut? Wie hast du das denn angestellt?“ „Keine Sorge“, sprach die Frau im Anzug weiter, „ich bin nicht hier, um Ihrer Crew irgendwelche Umstände zu bereiten. Nur ein kleines Geschäft und dann werde ich Sie in Frieden lassen.“ „Mit dir bin ich jederzeit bereit, den Deal meines Lebens einzugehen, oh du Traum meiner schlafloser ...“ „Ich bin nicht an einem Geschäft mit Ihnen interessiert.“ Nun klang sie deutlich kälter als bisher, doch ihr Blick lag nicht auf Sanji, sondern ganz klar auf dem Mann hinter ihm. „Nein“, knurrte Zorro, wie ein Tier in der Klemme. Nicht im Mindesten beeindruckt lachte die junge Frau auf. „Oh, du hast noch nicht einmal mein Angebot gehört.“ „Kein Interesse.“ Der andere machte einen Schritt nach vorne und stand nun gleichauf mit Sanji. „Du bist mir nicht gewachsen, also verschwinde, bevor ich dich umbringe.“ Die unerwartete Drohung überrumpelte den Koch, aber immerhin hörte sich der Ältere mit jedem Wort wieder etwas mehr wie der Säbelrassler an, den er kannte. „Das würdest du nicht tun“, entgegnete die Frau der Weltregierung gelassen. „Du würdest mir nicht ein Haar krümmen.“ „Bist du dir da sicher?“ Nun war der Schwertkämpfer beinahe am Grinsen. „Natürlich“, meinte sie siegessicher, „schließlich wird Vater über kurz oder lang zu dir kommen und sich nehmen was ihm gehört. Du wirst mir nichts tun.“ Das Lächeln verschwand im Bruchteil einer Sekunde. „Aber wir können das hier ohne Vater lösen, wenn du möchtest, weniger dramatisch, mehr zivilisiert. Lass uns eine Übereinkunft finden.“ Zorro schnaubte verächtlich: „Ja sicher, warum sollte ich auf einen Deal mit dir eingehen? Was könntest du mir schon bieten, Joudama?“ Es schien als hätte die Dame nur auf diese Frage gewartet. Wie auf Kommando hob sie ihre linke Hand und einer der Schränke zog ein kleines Büchlein hervor und reichte es ihr. „Eine ganze Menge sogar. Wie zum Beispiel Nummer 4.052 oder Nummer 1.128.“ „Wie bitte?“ Sanji verstand kein Wort, doch immer noch ignorierte die Frau ihn. „Ich will nichts von dieser Liste“, knurrte der Schwertkämpfer. „Bist du dir sicher? Vielleicht sollte ich etwas genauer werden. Nummer 4.052; Name: Tony Chopper;  Eigenschaft: Rentier, das von der Mensch-Mensch-Frucht gefressen hat; Einordnung: Sklave oder Forschung.“ Verwirrt sah Sanji zwischen der Frau und seinem Crewmitglied hin und her, der so aussah, als hätte man ihm gerade Choppers Todesurteil verkündet. „Und die Nummer 1.128; Name: „Soulking“ Brook; Eigenschaft: Skelett, früherer Mensch, der von der Totenreich-Frucht gegessen hat; Einordnung: Sklave.“ Nun sah sie Zorro wieder lächelnd an. „Sind das nicht zwei deiner Crewmitglieder? Oh, und hier auf der erweiterten Liste finde ich ja noch einen bekannten Namen: Vinsmoke Sanji. Er ist noch nicht einsortiert, aber sobald das erfolgt ist, bin ich mir sicher, dass auch er sich in der Forschung wiederfinden wird, wobei er vermutlich auch einen vortrefflichen Sklaven abgeben würde. Was hältst du davon, Zorro?“ Plötzlich wurde dem Koch ganz heiß. Nie hatte er einem seiner Crewmitglieder von seiner Familie erzählt. Er hatte sie nicht belasten wollen und er hatte sich geschämt, doch diese Frau wusste wer er war und nun wusste es auch Zorro. Doch dieser zuckte noch nicht einmal zusammen. „Was bietest du mir also an?“, fragte er tonlos. Erschrocken drehte sich Sanji zum anderen um. Worüber dachte er nach? Was bedeutete diese Liste? Warum standen Chopper, Brook und er darauf und was konnte Zorro nur Mögliches besitzen, was sie von ihm haben wollte? Vielleicht seine Schwerter? Nun machte die Frau einen Schritt auf ihn zu. „Wenn du den Deal eingehst, werden die drei genannten Objekte von der Liste genommen.“ Objekte? „Nein.“ Zorro klang hart und kalt, aber seine Stimme zitterte. „Und wenn ich mein Angebot verbessere? Keines deiner Crewmitglieder wird je seinen Namen auf unserer Liste wiederfinden?“ Der Mann neben Sanji schluckte. Schien er wirklich darüber nachzudenken? Was ging hier vor? Woher kannte der Säbelrassler diese Frau? „Und keine Tricks?“, hakte Zorro nach. „Kein Kleingedrucktes oder Schlupflöcher?“ Sie nickte: „Natürlich nicht. Solange du deinen Teil des Deals erfüllst werden wir uns an unseren halten.“ „Zorro, um was geht es hier?“, zischte er dem Schwertkämpfer zu, doch Zorro ignorierte ihn und machte einen Schritt nach vorne. „Also was sagst du?“ Auch die Frau machte einen Schritt auf den Piraten zu. „Was ist denn los?“ Sanji wurde lauter und packte den anderen an der Schulter. Fast schon überrascht starrte Zorro seine Hand an, als hätte er ganz vergessen, dass Sanji überhaupt da war. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er ihn fast schon freundlich an. „Ist schon okay, Koch.“ Dann nickte er der Frau der Weltregierung zu und streifte Sanjis Hand ab, bevor er die auf dem Boden liegenden Einkaufstüten mit dem Fuß zur Seite schob. „In Ordnung. Hier ist mein Vertragsvorschlag.“ Er schritt auf die Fremde zu und hielt ihr seine Hand hin. Wie auf Kommando zog sie ihren Handschuh aus und nahm die ihr angebotene Hand während Zorro weitersprach: „Keiner meiner Crewmitglieder oder sonstige Freunde von mir werden je auf dieser Liste auftauchen oder in anderer Form von euch gejagt oder bekämpft. Dafür willige ich ein, widerstandslos mit dir mitzukommen.“ „Warte was?!“ Sanji machte einen Satz nach vorne, doch bevor die Schränke überhaupt reagieren konnten, begann plötzlich der Boden um Zorro und die Fremde herum zu leuchten. Aus dem Nichts platzte eine unsichtbare Wand aus Licht aus dem Boden hervor und trennte Sanji von seinem Crewmitglied. „Zorro warte mal! Was soll der Scheiß?!“ Er schlug gegen die leuchtende Wand, doch der andere sah ihn nicht mal an. „So was kannst du doch nicht tun!“ „Mein Gegenangebot“, entgegnete die Fremde, ihre Stimme dumpf wie hinter Glas, „ich stimme deinen Anforderungen soweit zu, mit der Einschränkung, dass unser Gewaltverzicht aufgelöst wird, sobald sich zumindest einer deiner Freunde oder Crewmitglieder uns aktiv in den Weg stellt. Des Weiteren wirst du nicht nur widerstandslos mitkommen, sondern dich auch weiterhin meinen Anweisungen fügen, bis Vater hinzukommt.“ Sanji schlug weiterhin gegen die unsichtbare Mauer. Der Boden unter Zorros Füßen bekam Risse und plötzlich flatterten leuchtende Pergamentrollen aus den Tiefen hervor und waberten um die beiden Eingeschlossenen herum. „Wenn ich vorher noch fünf Minuten bekomme, um mit dem Koch zu sprechen, stimme ich zu.“ „Zwei und keine Sekunde länger.“ Mit verzogener Miene nickte der Schwertkämpfer nach einem Atemzug. Nun grinste die Fremde beinahe grotesk. „Deal“, sprach sie klar aus. „Deal“, stimmte Zorro ebenso klar zu. Die flatterten Pergamentrollen wanden sich plötzlich um ihren Handschlag und dann mit einem Mal waren sie verschwunden, genauso wie das Leuchten, genauso wie die unsichtbare Wand. Sanji stolperte gegen den Schwertkämpfer. „Zorro, was tust du denn da?“ Der andere sah ihn an, wieder dieser beinahe sanfte Blick, den sonst nur ihr jüngstes Crewmitglied ihm entlocken konnte. Eilig drückte Zorro ihn ein paar Schritte zurück, nun wieder der gewohnt stoische Gesichtsausdruck. „Hör mir zu, Koch. Ich hab nur 120 Sekunden.“ „Zorro, was zur Hölle geht hier...“ „Hab ich dir nicht gerade gesagt, dass du die Klappe halten sollst?!“ Der ehemalige Piratenjäger zog seine drei Schwerter aus dem Bund und drängte sie dem Koch in die Arme. „Ich habe keine Zeit dir das jetzt genauer zu erklären, also hör zu: Verfolgt uns nicht, auf keinen Fall. Ihr müsst zu Rayleigh. Er kann euch alles erklären. Passt auf meine Schwerter auf.“ „Warte, warte, warte mal!“ „Nein, hör zu. Sag Rayleigh was passiert ist. Sag ihm ganz genau, welchen Deal ich eingegangen bin, kapiert?“ „Okay.“ Langsam verstand Sanji; zumindest verstand er, dass es wichtig war, dass er sich alles merkte. Zorro beugte sich näher, er sprach leise und schnell, aber nicht gehetzt, fast schon ruhig. „Außerdem musst du ihm folgendes sagen. Sag ihm, dass er auf sein Alter Acht geben muss.“ „Was?!“ „Ja, er ist nicht mehr der Jüngste. Auf so etwas muss man Rücksicht nehmen.“ Zorro schüttelte kurz den Kopf. Für eine Sekunde sah er über seine Schulter, ehe er Sanji wieder ernst ansah. „Dann ist da noch etwas.“ Nun klang der Schwertkämpfer ganz anders, trauriger. „Es tut mir leid. Das war so nicht geplant. Ich wollte euch nicht in Gefahr bringen und so solltet ihr es nicht erfahren.“ „Was erfahren?“ Doch der andere antwortete nicht sondern grinste ihn nur an, ein Grinsen, das so natürlich war wie Frankys Nase, bevor er tief einatmete und Sanji auf die Schulter klopfte, ehe er sich umdrehte. „In Ordnung Joudama. Lass uns gehen.“ Die Fremde machte einen Schritt nach vorne und hob ihre rechte Hand; der Schrank neben ihr reichte ihr Handschellen, die fast schon wie helles Kupfer glänzten. Zorro zögerte, doch dann streckte er ihr beide Hände entgegen. „Pass auf die anderen auf, Koch“, rief der andere ihm zu. „Vertrag zwischen den Welten“, sprach die Fremde zu niemanden bestimmten und plötzlich begann die Luft hinter ihr zu wabern. „Gehen wir“, befahl sie. Zwei Schritte später waren sie verschwunden. „Nein! Warte!“ Sanji sprintete ihnen hinterher, doch als er die wabernden Luftschwaden erreicht hatte, war dort nichts mehr. Der Koch stand allein im Wald, um ihn auf dem Boden verteilt lagen die Einkaufstüten und Zorro war fort.   -------------------- 3. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 2   -Sanji- „Das kann nicht wahr sein.“ Nami war aufgesprungen und wanderte nun den Speiseraum auf und ab, die Hände fahrig ineinander verworren. „Meinst du das ernst, Sanji?“ Sie starrte ihn wütend an, beinahe so als würde er sich einen blöden Scherz erlauben. Unschuldig zuckte er mit den Schultern. „Glaubst du wirklich ich würde über so etwas Witze machen? Das ist alles, was er gesagt hat und dann ist er mit dieser Dame abgehauen.“ Bis auf Nami, die wie eine Raubkatze im Käfig auf und ab tigerte, saßen sämtliche Crewmitglieder mit Ausnahme des ersten Maats im Speiseraum der Thousand Sunny. Nachdem Sanji hilflos hatte mit zusehen müssen, wie der Schwertkämpfer ihrer Crew einen Deal mit einer Unbekannten geschlossen hatte, nur um dann einfach zu verschwinden, hatte er die Einkaufstüten eingesammelt und die Crew auf der Sunny zusammengetrommelt. Als alle eingetroffen waren und angefangen hatten Fragen zu stellen, hatte er ihnen zügig erzählt, was geschehen war. Zwischendurch hatte er Kaffee serviert, nicht dass das zusätzliche Koffein gut für seine Nerven wäre. Mittlerweile rauchte er bereits seine fünfte Zigarette. Am Anfang waren die anderen sehr laut gewesen, nun war es betreten ruhig. Einzig und alleine Ruffy spielte mit Lysops selbstgebastelten Zuckerwürfelkatapult und summte dabei leise vor sich hin, scheinbar völlig unbeeindruckt von dem was Sanji erzählt hatte. „Und Zorro schien diese Unbekannte zu kennen?“, fragte Brook nach, während er abwesend seinem Kapitän einen Zuckerwürfel klaubte und in seinen Tee einrührte. Der Koch nickte. „Sanji, wie war noch einmal ihr Name?“ Robin saß neben dem Skelett auf dem Sofa und rührte hochkonzentriert in ihrer Tasse Kaffee, als wäre es eine lebenswichtige Aufgabe. „Ähm, sie hieß Joudama oder so; der Nachname war irgendwas mit K… Kalkutta? Kokutta? Ka…?“ „Korekuta.“ „Genau.“ Überrascht sah er die Archäologin an, die nun ebenfalls aufgestanden war. „Du weißt wer sie ist?“ Für einen Moment presste Robin die Lippen fest zusammen, ehe sie schließlich nickte und sich durchs Haar fuhr. „Natürlich, Korekuta Joudama, ich habe sie einst getroffen, kurz nachdem ich gerade erst bei der Baroque-Firma angefangen hatte.“ „Was? Wirklich?“, fragte Chopper, der immer noch in eines von Frankys übergroßen, gepunkteten Taschentüchern schniefte. Robin wandte sich dem jungen Arzt zu: „Im Auftrag der Weltaristokraten forderte sie damals Eigentum des Hochadels von Sir Crocodile zurück. Sie war sehr hartnäckig und irgendwann war die Summe hoch genug, dass selbst Crocodile nicht mehr ablehnen konnte. Damals ging es um ein vergoldetes Schwert.“ Nami blieb stehen und sah die andere Frau im Raum ernst an. „Eigentum des Hochadels? Wer ist diese Frau denn, dass sie mit den Weltaristokraten verkehrt?“ Die Angesprochene ging an der Navigatorin vorbei, legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter, und stützte sich dann an der Bar ab. „Sie ist eine Korekuta, eine Raritätenjägerin der Himmelsdrachenmenschen.“ „Was? Du meinst so Antiquitätensammler oder so etwas?“ Die Archäologin nickte dem Koch zu. „So etwas in der Art, genau. Im Auftrag des Hochadels reisen die Korekutas durch die ganze Welt um die Liste abzuarbeiten.“ „Die Liste?“, murmelte Lysop. „Was für eine Liste?“ „Da fällt mir ein, dass sie in einem Buch geblättert hat und als sie von Chopper und Brook gesprochen hat, hat sie auch irgendwelche Nummer genannt“, warf Sanji ein. „Tatsächlich?“ Franky lehnte sich vor und schob seine Brille nach oben. „Was hat es denn mit dieser Liste auf sich Robin?“ Die Angesprochene seufzte schwer und verschränkte ihre Arme. „Keiner außerhalb der Korekuta Familie hat je einen Blick auf diese Liste geworfen. Immer wenn ein Weltaristokrat etwas haben will, wird es auf dieser Liste einsortiert.“ „Und die Raritätenjäger sammeln diese Dinge dann ein?“, hakte Nami nach, die sich mittlerweile Sanji gegenüber hingesetzt hatte. „Bei diesen Dingen handelt es sich nicht selten um Lebewesen“, erklärte Robin mit ernstem Blick. „Wie wir wissen hat der Hochadel seine ganz eigene Weltansicht. Wenn sie etwas sehen, was sie haben wollen, gehört es nach ihren Regeln bereits ihnen und die Aufgabe der Korekutas ist es, ihr Eigentum auf der Welt einzusammeln.“ „Das heißt“, führte das Skelett ihre Gedanken fort, „wenn Chopper und ich auf dieser Liste stehen, glauben sie, dass wir denen gehören? Die waren wegen uns hier?“ „Ich gehöre niemanden“, grummelte Chopper in sein Taschentuch. „Ich bin ein Pirat, ich bin frei wie die See.“ „Keine Sorge“, entgegnete Robin, ein halbes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht als sie den kleinen Arzt der Crew ansah. „Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Das System der Liste ist kompliziert. Die Objekte sind nach ihrem jeweiligen Wert für den Hochadel sortiert. Insgesamt umfasst die Liste genau 9.999 Punkte. Nicht einen mehr, nicht einen weniger. Alles was nicht auf der Liste steht, wird erst einsortiert, sobald ein anderer Punkt abgearbeitet wurde. Niemand anderes als Korekuta Muchinushi, das Familienoberhaupt und Weltaristokrat, hat die Befugnis die Liste abzuändern.“ Sanji stockte. Er hatte den anderen nicht erzählt, dass die augenscheinliche Raritätenjägerin auch seinen Namen im Zusammenhang mit der Liste erwähnt hatte. Zum einen hatte er ja nur auf der vorläufigen Liste gestanden und zum anderen war es doch unwichtig, ob Zorro den Deal für zwei oder für drei Crewmitglieder eingegangen war, nicht wahr? Robin sprach weiter: „Doch nur weil man auf der Liste steht, heißt das noch lange nicht, dass man von den Korekutas gejagt wird. Das Schwert, welches ich eben erwähnte, war unter der Nummer 628 einsortiert und nur Objekte mit maximal drei Ziffern werden aktiv von den Raritätenjägern verfolgt.“ „Und da Chopper irgendwo bei 4.000 stand und ich bei groben 1.000 lag, jagen sie uns noch nicht mal?“, fragte das Skelett nach. „Genau. Nur die ersten 999 Punkte der Liste sind wichtig genug, dass die Weltaristokraten sie um jeden Preis haben wollen. Alles andere ist nachrangig und wird normalerweise nur verfolgt, wenn es sich anbietet.“ „Heißt das etwa“, murmelte nun Lysop, der sich neuen Kaffee eingoss und mehrere Zuckerwürfel von Ruffys wackeliger Pyramide klaubte um sie in seine Tasse platschen zu lassen, „dass Zorro auf dieser Liste stand und dass sie ihn unbedingt haben wollten?“ Der Lügenbaron klang ungewöhnlich ernst als er seine Gedanken den anderen mitteilte. „Warum sonst sollte diese Korekuta freiwillig Chopper und Brook von der Liste streichen? Zorro muss irgendwo unter den ersten 999 Nummern stehen.“ „Lächerlich!“, schnaubte Sanji auf. „Ich meine klar, mit dem Moos auf dem Schädel ist der Säbelrassler schon etwas speziell, aber Raritätenjäger? Wegen dem Mooskopf? Und der soll besser sein als ein singendes Skelett oder eine sprechende Notration?“ „Hey!“ Chopper funkelte ihn böse an. Schnell hob er beide Hände entschuldigend in die Höhe. „Tut mir leid. Aber mal ernsthaft. Am Ende ist er doch nur ein normaler Kerl. Er hat noch nicht mal Teufelskräfte!“ „Wie immer formulierst du deine Sorge um unseren Schwertkämpfer äußerst originell.“ Er sah die Archäologin unbeeindruckt an, doch entschied sich nichts darauf zu erwidern. „Naja Sanji hat gar nicht so unrecht, was wollen die von Zorro und viel wichtiger, warum hat Zorro sich einfach auf so ein Geschäft mit dieser Kuh eingelassen?“ Nami wanderte wieder zu ihrem Stuhl am Tresen, sie schien zu unruhig um lange sitzen bleiben zu können. „Normalerweise ist der doch niemand, der sich von so ein paar leerer Drohungen einschüchtern lässt. Dann steht ihr zwei halt auf der Liste und er meinetwegen auch. So etwas wäre doch nie Grund genug für ihn sich auf so einen Deal einzulassen, eher würde der doch die Schwerter ziehen und es drauf ankommen lassen. Zorro lässt sich doch normalerweise keinen Kampf entgehen.“ Die anderen murmelten zustimmend, nur Sanji konzentrierte sich still auf seine Tasse. Auch das hatte er den anderen verschwiegen, die Art wie Zorro diese Frau angestarrt hatte, die Art wie er zurückgewichen war, aber insbesondere die Art wie diese Joudama ihren Vater nur erwähnen brauchte um den sonst so furchtlosen Schwertkämpfer in seine Schranken zu weisen, all das hatte er in seiner kleinen Erzählung unter den Küchentisch fallen lassen. Er tat es nicht, weil er es für unwichtig fand – im Gegenteil, dieser Teil der Geschichte war tatsächlich derjenige, der ihn am meisten beunruhigte – aber er wusste, dass dieses Verhalten für den Schwertkämpfer absolut untypisch war und er mit Sicherheit nicht wollte, dass die anderen davon erfahren würden. Zorro war einer der unerschrockensten Krieger, die Sanji je gesehen hatte, das zumindest gestand er ihm zu, und daher wollte er zumindest dessen Gesicht wahren. Irgendwie hatte er das Gefühl es dem anderen schuldig zu sein. Der Cyborg zuckte mit den Achseln. „Ich glaube, das kann uns nur Zorro selbst beantworten“, meinte er schließlich. „Die wirkliche Frage ist doch, was machen wir jetzt? Wir haben keine Ahnung, wo Bruder Zorro ist, oder?“ „Du weißt, dass er es nicht leiden kann, wenn du ihn so nennst“, murmelte Lysop. „Ist ja nicht so, als ob er mich hören könnte“, entgegnete der Schiffszimmermann. „Was sagst du, Käpt‘n?“ Alle wurden ruhig als sich die Archäologin an den so ungewohnt zurückhaltenden Jungen mit dem Strohhut wandte. Dieser spielte immer noch beinahe unschuldig mit den Überresten seines Katapults. „Ich vertraue Zorro“, sagte er unbeschwert und grinste Robin an. „Wenn er sagt, wir sollen Rayleigh besuchen, dann machen wir das auch.“   So klar und einfach der Befehl des Kapitäns der Strohhutpiraten auch war, so kompliziert war er doch umzusetzen. Dank der Vivre-Card wussten sie zwar in welche Richtung sie mussten, um den ehemaligen Piraten zu finden, aber sie wussten nicht wie lange sie unterwegs sein würden. Außerdem hatte der Logport sich bereits neu ausgerichtet, wenn sie nun eine andere Richtung einschlagen würden, konnte es sein, dass sie sich auf Gedeih und Verderb in der neuen Welt verirren würden. Ein großes Risiko, welches insbesondere die Navigatorin nur ungern eingehen wollte. Allerdings würde keiner von ihnen auf die Idee kommen ihren Schwertkämpfer im Stich zu lassen und Rayleigh war nun mal der einzige Hinweis, den Zorro ihnen gegeben hatte. Mittlerweile hatten sie also Kurs genommen, immer der Vivre-Card hinterher, die Nadeln des Logports ignorierend. Der Abend war verdächtig nahe und obwohl ihnen ein Crewmitglied abhanden gekommen war, trübte das nicht wirklich die Stimmung ihres Käpt‘ns, der gerade auf der Wiese mit Lysop, Chopper und Brook Karten spielte. Vermutlich war er schon daran gewöhnt, seinen Freunden aus der Patsche zu helfen. Ganz so unbedacht waren die Verbliebenen in der Küche nicht. Nami und Robin saßen am Küchentisch, ein vor sich hin krabbelndes Stück Papier unter einer Glasschüssel zwischen ihnen. Beide tranken sie Kaffee. In der offenen Kombüse war Sanji hingegen mit dem Abendessen zu Werke und bemühte sich, möglichst geräuscharm zu arbeiten um ihre Unterhaltung nicht zu stören. „Es kann doch nicht wahr sein! Nach über zwei Jahren sind wir nun endlich wieder zusammen und keine paar Tage später kommt dieser Vollidiot auf die hirnrissige Idee wieder abzuhauen.“ Überaus erbost schlug Nami eine Faust auf den Tisch. „Was denkt sich dieser Volltrottel eigentlich dabei? Einfach so einen Vertrag mit dieser Raritätenjägerin zu machen. Er muss sich doch bewusst sein, dass wir uns Sorgen machen.“ „Nun ja, ich bin mir sicher, dass unser Schwertkämpfer nicht ganz freiwillig mitgegangen ist“, widersprach Robin sanft, allerdings ohne die Spur eines Lächelns. „Ich vermute er wollte nur Schlimmeres verhindern und schließlich hat er uns ja mitgeteilt, was wir zu tun haben.“ „Geht zu Rayleigh! Sprecht mit Rayleigh! Mehr konnte uns dieser Idiot nicht sagen, oder was?“ Nach einer schlechten Imitation des Schwertkämpfers fuhr sich die Navigatorin entnervt durch die Haare. „War das wirklich alles, was er dir gesagt hat, Sanji?“ Überrascht schaute er von seinen Kartoffeln auf. „Ja, das war‘s. Er hatte keine zwei Minuten Zeit um mit mir zu reden, danach durfte diese Korekuta mit ihm machen was sie wollte. Ich sag‘s euch, ich hab noch nie so einen Vertragsschluss gesehen, das war wie Magie.“ „Die Bündnis-Frucht.“ „Wie bitte?“ Nami und Sanji wandten sich der schweigsamen Archäologin zu. Sie nickte ihrer Tasse zu. „Damals habe ich gesehen, wie sie den Vertrag mit Crocodile geschlossen hatte. Sie hat von der Bündnis-Frucht gegessen und ist nun ein Vertragsmensch. Sie ist in der Lage mit allem und jedem einen Vertrag einzugehen, bei dem beide Seiten etwas einsetzen und erhalten. Es ist unmöglich einen Vertrag zu brechen, der mit der Kraft der Bündnis-Frucht erklärt wurde.“ Die beiden anderen tauschten beunruhigte Blicke aus. Erneut entschied der Blondschopf sich dazu zu schweigen. Denn erneut hatte er nicht die ganze Wahrheit gesagt. Der Schwertkämpfer hatte ihm eine ominöse Botschaft an die Crew mitgegeben. Es tut mir leid. Zorro hatte sich für das Geschehene entschuldigt, erneut untypisch für ihn und so hatte Sanji erneut entschieden diesen Teil erst einmal für sich zu behalten. „Du weißt aber ganz schön viel über sie“, bemerkte Nami kleinlaut. Ein weiteres Mal nickte die andere Frau, ohne einen der Anwesenden anzusehen. „Um das Schwert zu finden, hatte sie zuerst mit mir Kontakt aufgenommen. Danach habe ich natürlich Nachforschungen über sie angestellt, was nicht annähernd so einfach war, wie man denken könnte.“ Ihr Lächeln war nicht mehr als eine Farce. „Sie ist eine gefährliche Frau.“ „Meinst du wirklich?“ Sanji widerstrebte es ihr da zuzustimmen. Auch der Schwertkämpfer schien vor ihr nicht sonderlich beeindruckt gewesen zu sein. „Ihre Teufelskräfte sind zwar ganz schön nützlich, gerade in ihrer Profession, aber auf mich wirkte sie nicht besonders wie eine Kämpferin und sie ist ja auch noch fast ein Kind.“  „Lass dich von ihrem Aussehen nicht täuschen, Küchenchef.“ Nun sah Robin schließlich doch auf. „Wenn mich meine Quellen nicht belogen haben, sollte Joudame deutlich älter sein als sie scheint.“ Der Koch legte das Messer zur Seite. „Was meinst du mit deutlich älter?“ Ein leises, wissendes Lächeln stahl sich auf die Lippen der ernsten Frau, als hätte sie seine Gedanken erahnt. „Sagen wir mal so. Ich fand ein Foto von ihr, als sie Gold Rogers Hinrichtung beiwohnte und schon damals sah sie aus wie kaum zwanzig Jahre.“ „Aber dann müsste sie ja mindestens vierzig sein“, murmelte Sanji und wandte schnell den Blick ab. „Tja, gute Gene würde ich mal sagen“, entgegnete Nami leichtfertig und stand auf. „Was ist denn da draußen los?“ Sie hatte die Frage noch nicht einmal beendet, als die Kombüsentür bereits aufgeschleudert wurde. „Hey, kommt mal schnell raus!“ Lysop stand im Türrahmen und winkte ihnen zu. „Ein Angriff?“ Sanji war bereits an der Tür und folgte dem Lockenkopf, der seine Fernsichtbrille aufgesetzt hatte. „Ich glaube kaum“, entgegnete der andere und zeigte aufs dunkle Wasser hinaus. „Seht ihr das? Was da auf uns zu kommt?“ Im dämmrigen Licht konnte Sanji nicht viel mehr ausmachen, als eine Unregelmäßigkeit im Wellengang, die stetig auf sie zu kam. „Was ist das?“ Nami stellte sich neben ihn und kniff die Augen zusammen. „Ein Boot?“ „Dafür ist es wohl zu klein.“ Franky kam soeben aus dem Ausguck hinuntergesprungen. „Aber bei den Lichtverhältnissen kann man eh kaum was erkennen.“ Sanji konnte ein leises Lachen hinter sich vernehmen. „Scheint so, als würden wir Besuch bekommen.“ Er drehte sich zur Archäologin um, die ihm jedoch nur zuzwinkerte. Im selben Moment konnte er ein Platschen hören, gefolgt von einer kalten Windböe und einem lauten Aufprall. „Meine Güte, die Landung hat aber auch schon mal besser geklappt.“ „Rayleigh!“ Mitten auf der Wiese stand der dunkle König, klatschnass in einer Pfütze, Wasser tropfte von seinen durchnässten Klamotten zu Boden. Im nächsten Moment wurde er bereits von Ruffy umgerannt. „Wir waren gerade auf dem Weg zu dir!“, rief der Strohhut freudestrahlend während er seine Arme mehrmals um den Beschichter schlang. Dieser lachte laut auf: „Ja, ich wäre schon früher bei euch angekommen. Aber leider ist die Beschichtung meines Boots bei Aufsteigen kaputt gegangen, also musste ich den Rest schwimmen.“ „Und er erzählt das so, als wäre das nichts Wildes“, murrte der Kanonier neben Sanji. „Ist ja nicht so, dass 70% der Piraten dabei drauf gehen, wenn sie versuchen unter der Red Line durchzutauchen.“ „Wir haben es doch auch geschafft“, grinste der Cyborg. „Ja, wir sind ja auch wahnsinnig.“ „Es ist gut, dass du da bist“, begrüßte Nami den ehemaligen Piraten ernst. „Aber wenn du bereits unterwegs warst, um uns zu folgen, vermute ich, dass es um was ernstes geht.“ Dieser nickte nun und sein Lächeln verschwand. Dann begann der alte Mann einen jeden von ihnen zu mustern, dabei wurde seine Miene immer finsterer. „Wo ist denn Zorro?“, fragte er mit unbeschwerter Stimme, doch sein Blick sagte alles. „Darum wollten wir zu dir“, antwortete Ruffy etwas zu sorglos. „Zorro hat uns gesagt, wir sollen mit dir reden.“ „Hat er das?“ Rayleigh sah zu Ruffy hinab, „Das heißt, er ist nicht mehr bei euch?“ Ruffy schüttelte den Kopf. „Nein, er ist mit so einer blöden Tante wegen irgendeiner Liste mitgegangen, aber um ehrlich zu sein, hab ich das nicht so genau verstanden.“ „Du hast ja auch nicht zugehört“, grummelte Nami und schob ihren Kapitän zur Seite. „Korekuta Joudama war hier und hat einen Vertrag mit Zorro geschlossen.“ Der dunkle König wirkte plötzlich deutlich älter als noch vor wenigen Sekunden, eine uralte Trauer legte sich auf seine Züge, als würde er etwas tief bereuen, während er mit einer Hand sein Gesicht entlang strich. „Ich komme also zu spät“, stellte er ernüchtert fest. „Wieder einmal komme ich zu spät.“ „Was weißt du, Rayleigh?“ Sanji konnte mehrere Augenpaare auf sich gerichtet spüren. „Warum hat der Marimo uns gesagt, dass wir uns an dich wenden sollen? Was geht hier vor?“ Kopfschüttelnd ließ der alte Mann seine Hand sinken und wandte sich der Crew wieder zu. „Kurz nach eurer Abreise habe ich davon gehört, dass Joudama auf Mary Joa angekommen war. Ich hatte mir schon gedacht, dass das kein Zufall sein kann und mich sofort aufgemacht um euch zu warnen, aber natürlich war sie schneller.“ Erneut schüttelte er den Kopf und begann seinen Umhang auszuwringen. „Sollen wir vielleicht hineingehen? Jetzt wo die Sonne untergegangen ist, wird es doch schnell kühl.“ Einvernehmlich folgten sie Robins Vorschlag. Wieder im Esszimmer warteten sie darauf, dass Rayleigh zu ihnen stoßen würde, dieser sollte auf Choppers Rat hin die nassen Klamotten wechseln. Zu Sanjis Missfallen erkannte er sofort, welches T-Shirt der andere anhatte, als er wieder hineinkam, nun in trockener Kleidung und mit einem Handtuch um die Schultern, damit die nassen Haare nicht sein geliehenes Oberteil voll tropfte. Er trug Zorros Klamotten und sie passten ihm eine Spur zu gut. Unruhig sahen sie dem ehemaligen Vizekapitän dabei zu, wie er Platz nahm. Sanji reichte ihm eine Tasse Tee und setzt sich dann ebenfalls. „Also gut“, begann der Neuankömmling, „erzählt mir bitte ganz genau, was geschehen ist.“ Erneut konnte Sanji die Blicke fühlen. Er räusperte sich und berichtete ein weiteres Mal. Doch diesmal bemühte er sich an so viele Details wie möglich zu erinnern, versuchte den exakten Wortlaut des geschlossenen Vertrages wiederzugeben. Allerdings ließ er auch hier die Dinge aus, die er den anderen verschwiegen hatte. Er wusste nicht, warum Zorro sie zu diesem Mann geschickt hatte, aber was Sanji der Crew nicht sagen würde, würde er gewiss auch sonst niemanden sagen. Die ganze Zeit über war Rayleighs Gesichtsausdruck beinahe gelassen. Ab und an nippte er an seinem Getränk, selten stellte er eine Frage, manchmal schüttelte er den Kopf und schnaubte dabei leise. Aber nie, nicht einmal, nicht für eine Sekunde, ließ er Sanji aus seinen Augen. „Und das ist alles?“, fragte der ehemalige Pirat, nachdem Sanji damit geendet hatte, dass Zorro sie zu Rayleigh geschickt hatte. „Nun ja, er sagte noch etwas.“ Sanji räusperte sich. Seine Wangen wurden warm. „Also er sagte...“ Er biss sich auf die Lippe. „Jetzt drucks doch nicht so rum“, warf Lysop ein. Der Koch warf dem Lügenbaron einen bösen Blick zu worauf dieser sich die Hände vor den Mund klatschte. „Also der Marimo sagte - und wie gesagt, dass war seine Meinung – ich soll dir ausrichten, dass du auf dein Alter Acht geben sollst.“ „Was?!“, kam es einstimmig von Nami, Lysop, Brook und Franky Seine Wangen brannten, doch Sanji sprach weiter, während der dunkle König ihn weiterhin ausdruckslos betrachtete: „Er sagte, du wärest nicht mehr der Jüngste und darauf müsste man Rücksicht nehmen.“ Plötzlich stand der Mann mit der Brille auf und Sanji schrumpfte auf seinem Stuhl zusammen. „Was für ein unverschämter Witzbold“, murrte Rayleigh und verschränkte die Arme vor der Brust, bedeckte den Spruch, der auf dem Shirt stand. „Bittet mich um Hilfe und wirft mir dann so etwas an den Kopf, und dann auch noch durch einen Boten. Unmöglich.“ Vor sich hin grummelnd brachte der alte Mann seine Tasse Spülbecken und kam wieder zurück, nun konnte man den kleinen Spruch ‚bite me‘ auf seiner Brust wieder lesen.  „Er bittet dich um Hilfe?“, fragte Lysop nach und zog eine Augenbraue nach oben. „Mhm“, murrte der andere nur zustimmend. „Seine Nachricht bedeutet so viel wie ‚Hey, du bist zwar jetzt alt, aber wäre echt nett, wenn du mir trotzdem aus der Klemme helfen würdest.‘ Tze“ Rayleigh schüttelte den Kopf ehe er Sanji dann doch zunickte. „Vielen Dank Sanji, dass du mir alles erzählt hast.“ Plötzlich wandte er sich zur Tür. „Und vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Bis morgen Abend sollte ich mit Zorro zurück sein, so lange würde ich mir gerne diese Klamotten ausleihen.“ „Hä?“ „Warte mal.“ „Wie bitte?“ „Ich komm mit!“ Ruffy war ebenfalls aufgesprungen. Ein höfliches Lächeln umspielte die Züge des in die Jahre gekommenen Mannes. „Ich will euch keine Umstände machen. Trotz meines Alters“, er betonte diese Worte unheilvoll, „bin ich vollkommen in der Lage euren Schwertkämpfer zurückzuholen.“ „Ich komme trotzdem mit“, entschied Ruffy mit einem breiten Grinsen. „Schließlich bin ich der Käpt‘n.“ „Ich komme auch mit!“ Chopper stellte sich auf seinen Stuhl und hob die Hufe triumphierend. „Zorro hat mir so oft geholfen. Jetzt bin ich dran.“ Robin kicherte leise. „Wo kämen wir denn hin, wenn wir unser Crewmitglied nicht selbst befreien könnten.“ Der Koch seufzte: „Na meinetwegen, wenn Robin-Schätzchen dabei ist, will ich mal nicht so sein.“ „Das wird absolut SUUU...“ „Eure Kampfbereitschaft überrascht mich kaum, trotzdem bevorzuge ich es, diese Sache allein zu regeln.“ Alle starrten sie den Mann an der Tür an. Ein leichtes Misstrauen begann aufzukeimen. „Warum?“, hakte Nami nach. „Hältst du uns etwa für zu schwach?“ fauchte Lysop irgendwo zwischen fragend und drohend. „Gibt es etwas, was du uns noch mitteilen möchtest?“ Es war Brook, der Rayleighs gegenüberstand. Ein unlesbares Lächeln auf dem Totenschädel. „Es ist eine unübliche Bitte; die Crew soll tatenlos darauf warten, dass ein Außenstehender ein Crewmitglied rettet. Gerade du weißt um die Bedeutung deiner Worte. Trotzdem bestehst du darauf. Ich denke du schuldest uns zumindest eine Erklärung.“ Alle Anwesenden schauten zwischen den beiden ältesten Anwesenden hin und her. Schmunzelnd senkte der dunkle König seinen Kopf. „Natürlich, wie unbedacht von mir. Entschuldigt mich. Selbstverständlich verstehe ich, dass ihr alle Zorro retten möchtet; das mach Kameradschaft aus, das macht Freundschaft aus.“ Er schlenderte zum Tisch hinüber und stützte beide Hände darauf ab. Für einen Moment dachte er nach. „Die Sache ist die, dass ich einen Abschnitt aus Zorros Vergangenheit kenne, den ich nicht befugt bin mit euch zu teilen.“ „Den Abschnitt, in den er mit den Korekutas in Kontakt kam?“, mutmaßte die Navigatorin.„Ganz recht“, stimmte Rayleigh zu. „Joudama stellt keine Gefahr für Zorro da. Ganz anders sieht das jedoch bei ihrem Vater, Korekuta Muchinushi, aus.“ „Was für ein Name“, kicherte Lysop, verstummte jedoch sofort, als sämtliche Blicke auf ihm lagen. Der ehemalige Pirat räusperte sich. „Wie dem auch sei. Aus diesem Grund möchte ich mich beeilen, damit ich als erstes auf Mystoria ankomme und Zorro befreien kann, ehe Muchinushi eintrifft.“ „Mystoria?“, wiederholte Nami nachdenklich. „Das erklärt aber noch lange nicht, warum du nicht willst, dass wir mitkommen“, stellte Sanji kühl fest. Es war nicht so, dass er und der Säbelrassler die besten Freunde waren. Aber Brook hatte verdammt nochmal Recht; er war ein Crewmitglied und somit lag es in ihrer Verantwortung ihn da raus zu boxen, und wenn sie danach auf ihn einprügeln würden müssen, damit er kapieren würde, dass man seine Crew nicht einfach zurücklässt, dann gehörte das eben dazu. Ein dunkles Grinsen schlich über Rayleighs Lippen. „Scharfsinnig, nicht wahr?“ Sanji entgegnete nichts während das Grinsen verschwand und der Beschichter wieder todernst wurde. „Ich möchte nicht, dass einer von euch etwas tut, was er später einmal bereuen könnte.“ Die Crewmitglieder tauschten ernste Blicke aus. „Warum sollten wir bereuen, Zorro zu retten?“, fragte Lysop misstrauisch. Der Angesprochene zuckte mit den Achseln. „Die Antwort auf diese Frage kann ich euch nicht geben, aber vertraut mir, dass es für alle Anwesenden einfacher wäre, wenn ich allein...“ „Das ist mir egal!“ Entschieden verschränkte Ruffy die Arme. „Ist mir egal, ob ich‘s morgen bereuen werde. Zorro gehört zu Crew, er ist mein Freund und darum werde ich ihn zurückholen. Ganz gleich was du oder irgendein blöder Vertrag sagen.“ Für eine Sekunde wurde es mucksmäuschenstill in der Kombüse. „Schließlich bin ich der Kapitän.“ Ergeben beugte der ehemalige Pirat seinen Kopf. „Aye.“ Als er wieder aufsah, blitzten seine Augen gefährlich. „Ich habe euch gewarnt, aber es ist eure Entscheidung.“ Obwohl es keine Drohung war, wurde Sanji abwechselnd heiß und kalt. „Nun gut, wenn ihr dabei sein wollt, dann lasst uns einen Plan machen. Wie befreien wir Lorenor Zorro?“   -------------------- 4. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 3   Seufzend ließ Sanji sich aufs Sofa fallen. Erst vor wenigen Minuten war die Sonne aufgegangen. Keiner von ihnen hatte diese Nacht geschlafen. Spät hatten sie zu Abend gegessen, während der ehemalige Pirat geredet hatte. Er hatte einen Eternal Port in die Mitte des Tisches gestellt und ihnen dann erzählt, dass die Raritätenjäger ihren Zweitsitz auf einer kleinen Insel namens Mystoria hatten und dass Zorro wahrscheinlich dort gefangen gehalten wurde. Jeder aufmerksame Zuhörer hätte bemerken können, dass der alte Mann seine Worte mit äußerster Vorsicht gewählt hatte. Rayleigh hatte nicht mehr gesagt, als unbedingt nötig, war sowohl vorlauten und als auch bedachten Fragen mit Leichtigkeit ausgewichen. Was auch immer Rayleigh über Zorros Vergangenheit wusste, er gab davon nichts preis. Das ein oder andere Mal hatte der dunkle König anklingen lassen, dass er nicht sonderlich glücklich darüber war, dass die Strohhüte mit an Bord waren, aber er versuchte nicht noch einmal es ihnen auszureden. Stundenlang hatten sie sich einen Plan zusammengereimt, hatten Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen. Der Stützpunkt war nicht Enis Lobby, erst recht kein Impel Down, und laut Rayleigh waren die Korekutas nicht für ihre Kampffertigkeit bekannt. Die wenigsten Menschen trauten sich an Schergen der Weltaristokraten heran. Trotzdem nahm es niemand von ihnen auf die leichte Schulter. Nun ja, zumindest nahmen Robin, Franky, Nami und Sanji es nicht auf die leichte Schulter. Die andere Hälfte der Crew schien deutlich euphorischer. Insbesondere der ehemalige Pirat war der Grund, warum die vier unter ihnen es ernst nahmen. Alles was Rayleigh ihnen gesagt hatte hörte sich danach an, als ob Zorros Befreiung ein Kinderspiel werden würde. Trotzdem wirkte der ehemalige Vizekapitän Gol D. Rogers alles andere als zuversichtlich. Er hatte so gut wie nichts getrunken und wann immer er nicht im Mittelpunkt der Gespräche stand, hatte er abwesend aus dem Fenster geschaut. Sanji hatte darüber mehrere Blicke mit der Archäologin ausgetauscht; auch ihr war das eigenartige Verhalten des ehemaligen Piraten nicht entgangen. Irgendwann hatte Nami alle zu Bett geschickt, inklusive des dunklen Königs. Sanji jedoch hatte deutlich zu viel Kaffee getrunken und Nikotin geraucht, um schlafen zu gehen. Mittlerweile glänzte die gesamte Küche so, wie an dem Tag, als sie auf die Sunny gezogen waren. Nun hatte er nichts mehr zu tun, trotzdem konnte er sich nicht entspannen, seine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Irgendetwas war an der ganzen Sache gewaltig faul. Zorro, der unerschrockene und blutrünstige ehemalige Piratenjäger, ließ sich von einer Frau mit einer Liste herumschubsen. Rayleigh, einer der gefährlichsten und stärksten Piraten die die Welt je gesehen haben, schien sich große Sorgen zu machen wegen einem Kerl der Muchinushi hieß. Dann noch diese Geheimniskrämerei um Zorros Vergangenheit, was war denn daran plötzlich so wichtig? Der Koch musste gestehen, dass er sich nie viele Gedanken um die Kindheit des Schwertkämpfers gemacht hatte. Er wusste, dass der andere in einem Dojo im East Blue aufgewachsen war, mehr aber auch nicht. Nirgendwo in diese idyllische Zeile passte die rechte Hand des Teufels oder die Raritätenjäger der Weltaristokraten rein. Mühselig zündete er sich eine Zigarette an, er hatte schon längst aufgehört zu zählen seine wievielte das war. Vor seinem inneren Auge tauchte das beinahe unschuldig süße Bild auf, wie der frisch gebackene Piratenjäger Lorenor Zorro versuchte den dunklen König Silvers Rayleigh zu fangen und dabei den Korekotas in die Hände lief. Die Vorstellung wie ein Mooskopf, bei dem noch nicht mal der Bartwuchs eingesetzt hatte, versuchte einen der meistgesuchten Piraten der Welt zu fangen, um sein Kopfgeld einzusacken war beinahe putzig. Mit einem leisen Glucksen entschied er diese Version als Zorros Vergangenheit abzustempeln, bis er die Wahrheit erfahren würde. „Was ist denn so lustig?“ Überrascht schaute er auf. Robin stand im Türrahmen. „Guten Morgen, Robin-Maus. Wolltest du dich nicht eine Runde ausruhen?“ „Ich glaube ich habe den gleichen Fehler gemacht“, entgegnete sie mit einem entschuldigenden Lächeln und kam zu ihm herüber geschlendert. „Zu viel Kaffee sorgt für unruhige Beine.“ Sie nickte zu seinem hibbeligen Bein hinüber und gesellte sich zu ihm. Galant nahm sie auf einem der Stühle vom Esstisch Platz und lehnte ihre Schulter gegen die Rückenlehne. Anstatt zu antworten nahm Sanji einen weiteren Zug von der Zigarette. „Du machst dir Sorgen.“ Es war keine Frage, sie kannte ihn wirklich gut. Robin war zu klug, als dass ihr solche Dinge entgehen würden. „Du doch auch“, entgegnete er und lehnte sich vor. „Du hast es ebenfalls bemerkt, oder?“ Robin lehnte sich auch vor. „Was genau meinst du? Die Art wie Rayleigh über Muchinushi redet oder die Art wie er Zorros Namen betont?“ „Ich meinte eher wie er sich benimmt, wenn er glaubt unbeobachtet zu sein.“ „Gut gesehen.“ Doch sie lächelte schon lange nicht mehr. „Ich bezweifle, dass unser kleines Unterfangen so problemlos über die Bühne gehen wird wie es derzeit scheint“, sagte sie schließlich ernst. „Sonst würde Rayleigh nicht versuchen uns außen vor zu lassen.“ Sanji nickte nachdenklich. „Glaubst du, dass irgendwer von den anderen das auch mitbekommen hat?“ Ein leises Lachen war alles was er als Antwort bekam. „Was verheimlichst du uns, Sanji?“, fragte sie unvermittelt. „Was meinst du?“ „Ach bitte.“ Wieder lachte sie leise auf, als würde sie mit einem Fremden in einer Bar flirten und nicht als hätten sie ein ernstes Gespräch. „Du hast deine Worte mindestens genauso bedacht gewählt wie Rayleigh.“ „Touché.“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen wich jedoch ihrem Blick aus. „Es ist Zorro“, murmelte er schließlich. „Um wen sollte es auch sonst gehen?“ Nun sah er doch auf. „Du hättest ihn sehen sollen. So hab ich ihn noch nie erlebt.“ Er schüttelte den Kopf. „Als diese Korekuta ihren Vater erwähnt hatte...“ Er sprach nicht weiter sondern sah weg. Robin erhob sich und Sanji konnte ihren berechnenden Blick spüren. „Weißt du etwas über diesen Muchinushi?“, fragte er sie. „Ja, und das beunruhigt mich noch mehr.“ Sanji stand ebenfalls auf. „Wieso?“ Nicht eine Sekunde unterbrach sie den Augenkontakt. „Korekuta Muchinushi ist ein einflussreicher Weltaristokrat und sein Fachwissen über Raritäten ist wahrlich einzigartig.“ Nun sah sie doch weg. „Aber er ist ein Mann, der im Hintergrund agiert. Seine Tochter leitet den aktiven Dienst. Es ist für mich unverständlich, warum allein sein Name schon ausreicht, um sowohl Rayleigh als auch unseren Schwertkämpfer einzuschüchtern. Er ist ein Bürokrat, ein Forscher, aber gewiss kein Gegenüber in einem Kampf.“ „Aber das sollte uns doch beruhigen.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Und aus genau diesem Grund beunruhigt es mich umso mehr.“ Kopfschüttelnd wandte sie sich zur Tür. „Wir sollten uns noch etwas ausruhen. Ich habe das ungute Gefühl, dass unsere Rettungsmission ungeahnte Überraschungen bereithalten wird.“ Sanji stand ebenfalls auf. „Ist das nicht der Sinn von Überraschungen?“ Sie schmunzelte leicht, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Sie hatte bereits eine Hand auf dem Türknauf, doch sie ging nicht. „Robin?“, fragte er vorsichtig. „Ich wusste es“, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. „Ich wusste, dass so etwas passieren würde.“ „Du wusstest, dass Zorro einen Deal mit den Korekutas machen würde?“ Die Archäologin biss sich kurz auf die Lippen, ehe sie sich nochmal zu ihm umwandte. „Ist es dir auch aufgefallen?“ „Was meinst du?“ „Zorro? Wie anders er sich benommen hat.“ Sanji legte den Kopf leicht schräg. „Meinst du, als diese Jäger auftauchten? Keine Ahnung, vielleicht...“ „Nein.“ Robin drehte sich wieder von ihm weg. „Nicht erst dann. Am Anfang dachte ich, es würde daran liegen, weil wir alle so lange getrennt gewesen waren. Zorro ist niemand, der so leicht vertraut. Ich dachte er braucht nur ein paar Tage.“ Verwirrt stand der Blondschopf im Raum. Er konnte ihr kaum folgen. Nicht das er besonders drauf geachtet hatte, aber er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass der Mooskopf sich in den letzten Jahren groß verändert hatte. Klar, andere Klamotten, ein neuer Haarstil, aber er war noch genauso übellaunig und wortkarg gewesen wie eh und je. „Also… ich...“ „Er hat sich zurückgezogen.“ Robin sprach schon lange nicht mehr mit ihm. „In den letzten zwei Jahren muss irgendetwas passiert sein, weswegen er uns nicht mehr vertrauen kann.“ Es war ihm beinahe unangenehm ihr zuzuhören, während sie laut ihre privaten Gedanken ordnete. „Nein, nein. Rayleigh sagte, dass es ein Teil seiner Vergangenheit war. Es muss etwas gewesen sein das passiert ist, bevor Zorro Ruffy kennen gelernt hat.“ Kopfschüttelnd öffnete sie nun doch die Tür. „Aber woher kennen Rayleigh und Zorro sich dann? Was verschweigt er uns?“ Vor sich hinmurmelnd verließ sie die Kombüse, ließ einen äußerst verwirrten Koch zurück. Die Müdigkeit musste sie redselig gestimmt haben, denn Sanji war sich ziemlich sicher, dass sie das eben gesagte ihm normalerweise nicht so offen mitgeteilt hätte. Trotzdem ging es ihm ähnlich, er sah es genauso wie sie. Wenn Rayleigh ihnen nur nicht vorenthalten würde welchen Teil er aus Zorros Vergangenheit kannte, dann könnten sie sich vielleicht vorbereiten, aber er würde sie nicht einweihen und das machte Sanji nur noch misstrauischer. Mittlerweile war er sich sicher, dass Zorro den dunklen König nicht erst vor zwei Jahren auf dem Sabaody Archipel kennen gelernt hatte. Nein, hier ging es nicht um ein Problem, dass während der letzten zwei Jahre entstanden war, das hier war etwas Größeres. Woher kannten Rayleigh und Zorro sich?     „Eine Welt, die in Scherben liegt. Völker, die sich aufbäumen, Imperien, die niederfallen. Die Zeit des Umbruchs ist endlich gekommen. Wir schreiben das Jahr 1467 und zwei mutige Helden stellen sich den Gefahren einer düsteren...“ „Kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?“ „Ach, sei doch nicht so eingeschnappt. Das hier ist doch ganz lustig.“ „Klatschnass durch einen Dschungel stapfen findest du lustig?“ Er schlug einen Ast zur Seite, der sich sofort revanchierte und ihm auf den Hinterkopf klatschte. „Na klar. Fühlst du‘s nicht? Die warme Luft, die mächtigen Bäume. Wir sind wie zwei Abenteurer auf der Suche nach einem verlorenen Schatz. Schließe mal die Augen und spüre die Energie um dich herum.“ Der andere grinste ihm über die Schulter hinweg zu und lief beinahe gegen einen Baumstamm. „Also ich fühle nur die verdammten Mückenstiche und es ist viel zu schwül.“ Nun sah der andere nicht mehr ganz so begeistert drein. „Man, du kannst einem auch die ganze Stimmung vermiesen. Es ist so ein schöner Tag und du machst alles kaputt“ „Ich?! Ich mach alles kaputt?“ Er versuchte zum anderen aufzuschließen, rutschte aber auf dem weichen Boden aus und war kurz davor auf allen Vieren zu landen. „Darf ich dich daran erinnern, warum wir uns hier durchschlagen müssen?“ Mühsam verfolgte er den anderen, während sie langsam den Berg erklommen. „Du Idiot hast mein Boot versenkt! Auf hoher See ein Loch in den Bug getreten! Wir haben nichts mehr außer das, was wir anhaben! Weißt du wie schwierig es war an das Boot dranzukommen?!“ „Hattest du es nicht geklaut?“, murmelte der andere halblaut. „Ja, und das war eine ganze Menge Arbeit! Für nichts! Wir sind mitten im nirgendwo auf irgendeiner Insel. Wie gedenkst du hier wegzukommen? Sollen wir uns ein Floß bauen?“ „Ich weiß nicht, wie das geht. Du?“ „Natürlich nicht, warum glaubst du wohl habe ich mein letztes Boot geklaut?“ „Ich dachte einfach du hättest eine kleptomanische Veranlagung.“ „Ich bin überrascht, dass du überhaupt weißt, was das Wort bedeutet.“ Schweigend gingen sie weiter. Es war wirklich sehr warm und drückend. Piraten wie sie waren einfach nicht dafür gemacht sich durch einen Dschungel zu kämpfen. „Immerhin sind wir nicht ertrunken“, meinte der andere nun fast schmollend. Er antwortete nicht. Ja, ertrunken waren sie nicht. Aber er kannte diesen Mistkerl erst knappe zwei Wochen und in dieser Zeit hatte er seine gesamten Ersparnisse an Alkohol verloren, war an vier Barschlägereien beteiligt gewesen und einmal von der Marine verfolgt worden. Man konnte sagen was man wollte, sein neuer Begleiter machte sein Leben wirklich interessanter. Und nun hatte er auch noch sein Boot verloren. „Warum hab ich dich nicht einfach absaufen lassen?“ „Na, weil wir Freunde sind.“ Der andere grinste ihn breit an und verfing sich in einer Liane. „Außerdem bin ich dein Käpt‘n.“ Dumpf knallte der andere zu Boden. Er seufzte nur tief und zog seinen Kapitän wieder auf die Beine, ehe er den staubigen Strohhut vom Boden fischte. „Wo ist dein verdammtes Schicksal eigentlich, wenn man es mal braucht? Jetzt langsam wäre wohl mal der richtige Zeitpunkt.“ „Ach, mein lieber Rayleigh.“ Der andere warf einen Arm um seine Schulter. „So etwas kannst du nicht herbei zitieren. Alles wird kommen wie es soll. Vertrau mir.“ Er rollte mit den Augen und ging weiter, flog dabei fast auch hin. „Der Boden ist verdammt matschig.“ Damit beendete er das Gespräch und stakste weiter. Das sollte noch für eine grobe Stunde so weiter gehen. Irgendwann ging es plötzlich wieder abwärts, was dazu führte, dass beide Männer noch mehrmals Bekanntschaft mit dem Schlamm zu ihren Füßen machten. Schließlich lichtete sich der Dschungel und zu Rayleighs Erleichterung konnte er in nicht allzu weiter Ferne ein größeres Dorf ausmachen. „Da sollten wir was zu essen finden“, meinte sein Kamerad. „Da sollten wir ein Boot finden“, stimmte er zu. „Willst du eins klauen?“ „Na, ich will ganz bestimmt nicht hier bleiben.“ Langsam kamen sie immer näher. „Wir könnten eins kaufen“, schlug der Schwarzhaarige vor. „Das bisschen Geld von mir das du noch nicht versoffen hast, liegt auf dem Grund des Meeres.“ Der andere wühlte in seinen Hosentaschen und zog ein paar zerknitterte und zusammengepappte Scheine hervor. Der Blonde schnaubte höhnisch. „Mit den paar Berrys kriegen wir vielleicht gerade mal das Badehaus bezahlt.“ Der Mann neben ihm zog eine Schnute. „Und wie sollen wir dann an was zu essen kommen?“ Nun konnte er ein Lächeln nicht verhindern. „Ach, dafür hast du doch mich.“ Kurze Zeit später kamen beide Männer frisch gewaschen und deutlich entspannter aus dem ortsansässigen Badehaus, das gerade für seine heißen Salzbäder bekannt war. Nach Papaya und Kokosnuss riechend schlenderten sie die Hauptstraße hinunter, die direkt an der Küste entlang führte. Der ältere der beiden Männer begutachtete ausgiebig die kleinen Schiffe, an denen sie vorbei kamen, während der Jüngere die Geschäfte auf der anderen Seite der Straße inspizierte. Im Vorbeigehen nahm der Blonde den ein oder anderen Geldbeutel mit, selbstredend ohne bemerkt zu werden. Schließlich fanden sie eine kleine Einkehr, wo man sowohl was essen als auch Proviant aufstocken konnte. Die Spelunke sah zwar nicht besonders einladend aus, aber dafür schien sie günstig zu sein. Nachdem sie bestellt hatten setzten sich die beiden Männer an einen Tisch nahe der Türe und dem Fenster, um im Notfall schnell abhauen zu können. Wenige andere waren am frühen Nachmittag schon anwesend, und die wenigen rochen nach Alkohol und Zigaretten, während sie sich mehr schlecht als recht auf ihren Stühlen an der Bar hielten. Die Fremden nahe der Tür wurden mit Argusaugen verfolgt. Das Essen war alles andere als vorzüglich, aber es erfüllte seinen Zweck. Leise unterhielten sich die beiden, wogen ab welches Boot für ihre Weiterfahrt geeignet war. Gleichzeitig zählte Rayleigh das Geld, was bisher zusammengekommen war. Es war beileibe nicht genug, um all das Proviant zu bezahlen, das sie benötigen würden. Er überlegte bereits, ob es sinnvoll wäre in der kommenden Nacht auch hier einzusteigen, die Kasse hatte zumindest ziemlich voll ausgesehen. Er klaute nicht unbedingt gerne, aber er war nun mal Pirat und er brauchte das Geld. Sein Gegenüber ging das ganze etwas lockerer an und dachte nicht zu viel über die Zukunft nach, während er sein Essen sichtlich genoss. Sie waren noch nicht fertig als im Hintergrund die Türe aufging und plötzlich wurde es eiskalt im Raum. Rayleigh drehte sich auf der Bank um, mit ihm starrten sämtliche Anwesende Richtung Eingang, mit Ausnahme natürlich von dem jungen Mann mit dem Strohhut, der den Stimmungswechsel nicht mitzubekommen schien. Der Mann, der herein kam strahlte eine Aura aus, die selbst den Blonden beeindruckte. Er blieb im Türrahmen stehen und starrte einen jeden von ihnen nieder, ohne sie dabei ansehen zu müssen. Dann schritt er in den Raum hinein. Richtung Tresen. Bis auf seine Ausstrahlung schien an dem Mann nichts besonders zu sein. Er trug zerschlissene Klamotten wie jeder andere Landstreicher auch und auch sonst war er so dreckig wie jeder andere Lump. Seine Haare waren so voller Match, dass sie es unmöglich war zwischen braun und grün noch die eigentliche Haarfarbe zu erahnen. Als er am Tresen stand schluckten alle anderen Anwesenden synchron ehe sie ihre Blicke schnell von ihm abwendeten, nur Rayleigh hielt seinen Blick auf den Rücken des Fremden gerichtet. Dieser Typ bedeutete nichts Gutes. „Was kann‘s denn sein Bursche?“ Der einäugige Mann hinterm Tresen klang gelassen, doch jeder wusste, dass seine Finger unter dem alten Holz nach seinem Gewehr fischten. „Weingeist.“ Ein kalter Schauer rannte den Nacken des Piraten hinunter. Dieses Wort allein war Drohung genug. „Oh ´tschuldigung, Jung‘. So was hab ich net da.“ Es war immer weniger Luft im Raum. „Absinth.“ „Ähm. Auch net?“ „Was hast du dann?“ Langsam traute sich niemand mehr zu atmen. „Kommt drauf an was du willst?“ „Alkohol.“ „Ja gut, was für einen?“ „Hochprozentig.“ Der alte Mann wisch sich den Schweiß von der Stirn. „Ich hätt‘ 80% Strohrum da. Wär der was?“ Der Fremde nickte nur. „Warm oder kalt?“ „Als Flasche.“ Rayleigh wandte seinen Blick ab, nur um zu bemerken, dass sein Gegenüber der einzige im ganzen Raum war, der augenscheinlich den Fremden nicht beachtete. Wenige Sekunden später stellte der alte Mann eine verstaubte Flasche auf den Tresen. Der Fremde knallte zwei zerknüllte Scheine daneben, nahm die Flasche und ging. Gerade als alle aufatmen wollten, blieb er stehen. Für einen Augenblick starrte er direkt Roger an, was dieser noch nicht einmal zu bemerken schien. Rayleigh auf der anderen Seite hatte das ungute Gefühl, sich in den Weg stellen zu müssen. Dieser tote Blick mit dem der andere seinen Kapitän beäugte gefiel ihm ganz und gar nicht. Plötzlich sah der andere ihn an. Seine leblosen Augen schienen sich in seine Seele hineinzufressen, schienen alles Licht aus ihm auszusaugen. Dann drehte der andere sich zur Tür und verschwand. Langsam begannen die Verbliebenen sich leise zu unterhalten und zu tuscheln, doch Rayleigh rang nach Atem. Obwohl der Fremde kaum älter als er gewirkt hatte, schien er ein Mann zu sein, der schon zu viel gesehen hatte. Dankbar kam er zu dem Schluss, dass er diesem Mann wahrscheinlich nie wieder begegnen würde. „Ich hab mich entschieden.“ Sein Gegenüber stand plötzlich auf. „Lass uns gehen, Rayleigh.“ „Wohin?“ Er stand ebenfalls auf und legte das nötige Geld auf den Tisch. „Dem Kerl von gerade hinterher.“ „Was? Warum?“ Der Schwarzhaarige grinste ihn an. „Na, weil er unser neues Crewmitglied wird!“   Worte waren machtlos, drangen zu diesem Dickkopf einfach nicht durch. Selbst nach minutenlanger Diskussion ließ Roger sich nicht davon abbringen, den Fremden zu finden. Rayleigh lief neben ihm her und redete und redete, doch Roger hatte sich nun einmal entschieden. Aus welchem Grund auch immer wollte er den Fremden in seine Crew aufnehmen. Aber alle Hoffnung hatte der Blonde noch nicht aufgegeben. Erst einmal würde der Fremde überhaupt zustimmen müssen und dazu mussten sie ihn zunächst finden und so einfach schien das schon gar nicht zu werden. Es war bereits am dämmern und der geheimnisvolle Unbekannte war nirgends zu sehen. „Okay, Roger. Hör mir zu.“ Er packte den anderen am Arm. „Sobald es dunkel ist müssen wir unseren Plan in Angriff nehmen. Wir können nicht die ganze Zeit damit verplempern irgendeinen Alkoholiker zu suchen.“ Sie hatten noch kein Geld, noch kein Proviant und auch noch kein Boot, aber das war dem anderen völlig egal. Er wollte diesen Typen finden, komme was wolle. Mittlerweile hatten sie das Ende des Dorfes erreicht, vor ihnen war nicht viel mehr als die Wildnis, die innerhalb weniger Schritte zu einem tiefen Dschungel wurde. „Da sind Leute“, murmelte der Jüngere und im nächsten Moment schlenderte er schon Richtung Dickicht, ließ Rayleigh keine andere Wahl als ihm zu folgen. Nach einem kurzen Fußmarsch konnte er auch das flackernde Licht eines Feuers in den Schatten sehen und laute Stimmen hören. „Wir sollten ihn töten.“ „Spinnst du?! Der bringt uns bestimmt ne Menge Kohle ein. Hab gehört die Weltregierung hat früher viel Geld für solche wie den da locker gemacht.“ Vorsichtig schlichen die beiden Piraten durchs Unterholz und lauschten den offensichtlich angetrunkenen Männern, die mitten im Dschungel ein Lagerfeuer aufgebaut hatten. Aufgrund des modrigen Untergrunds schienen sie sich wohl keine Sorgen zu machen, dass sie einen Waldbrand auslösen könnten. „Da ist er.“ Roger nickte zu seiner Linken und Rayleigh folgte seinem Blick. Abseits vom Feuer, beinahe verborgen von den Schatten der Bäume war der Fremde an einen uralten Stamm gekettet. Die Ketten schimmerten beinahe Bronzefarben im Licht der Flammen. Doch das war es nicht, was den Piraten den Atem nahm. Langsam huschten sie durch die Äste und über Wurzeln hinweg, näher an den Gefangenen heran. Nun war er sich sicher. Am Anfang hatte er es für eine optische Täuschung gehalten, aber jetzt konnte er ganz klar erkennen, dass der andere nicht mehr derselbe war, den er am Nachmittag in der Spelunke angetroffen hatte. Er trug immer noch die gleichen zerschlissenen Klamotten und war immer noch genauso dreckig, doch ansonsten hatte er nur noch wenig mit dem Mann von vorher gemein. Das erste was dem Piraten auffiel, war das auffällige Tattoo, dass sich in kunstvollen Linien und Mustern über die komplette linke Gesichtshälfte zog bis sie vom Haaransatz verdeckt wurden. Die schwarzen Konturen verwoben sich ineinander und zerflossen an anderer Stelle wieder, wanderten ebenfalls die linke Hälfte des Halses hinab, ehe sie unter dem abgetragenen Oberteil verschwanden. Die andere Hälfte des Fremden sah genauso aus wie vorher. Wobei, beim näheren Betrachten stellte er fest, dass auch das nicht stimmte. Ja, die seltsame Tätowierung schien nur seine linke Körperhälfte zu bedecken, aber das war nicht die einzige Veränderung. Dann starrte der Gefangene ihn direkt an. Seine Augen waren noch genauso leblos wie vorher, genauso eisig, aber sie sahen ganz anders aus. Am Nachmittag hatte ihn ein Mann angesehen, nun war sich Rayleigh nicht sicher, was ihn da ansah. Vielleicht lag es nur an den flackernden Schatten, aber der Pirat meinte ovale Pupillen zu sehen, die wie bei einer Katze zu engen Schlitzen verengt waren. Die Iris füllte das komplette Auge aus oder lag es nur an den Flammen, dass er kein weiß sehen konnte? Kurz schloss er die Augen und starrte erneut hin. Der Fremde sah ihn immer noch mit den unmenschlichen Augen eines Raubtieres an. „Okay“, murmelte Roger und schlug seine Fäuste gegeneinander, „holen wir ihn da raus.“ „Warte“, zischte er seinem Kameraden ins Ohr. „Lass uns warten, bis die anderen eingepennt sind. Wenn wir jetzt Aufsehen erregen, können wir‘s vergessen an ein Boot zu kommen.“ Leise vor sich hin grummelnd stimmte ihm der andere zu, doch Rayleigh hatte einen ganz anderen Grund, warum er noch nicht eingreifen wollte. Er brauchte Zeit, Zeit sich zu überlegen was er tun sollte. Roger würde es sich nicht nehmen lassen, den Fremden für seine Crew zu gewinnen, doch der Ältere hatte eine leise Ahnung um wen es sich bei dem Gefangenen handeln könnte, und sollte seine Vorahnung zutreffen, würden sie sich nicht nur darüber Gedanken machen ob der andere ablehnen würde oder nicht, vielmehr würden sie sich um ihr Leben Sorgen machen müssen. Allerdings war es schon sehr unwahrscheinlich. Wie sollten ein paar betrunkene Idioten in der Lage sein, ein Monster aus den Geschichten zu fangen? Aber er konnte sich nicht sicher sein und so lange er nicht wusste, wie gefährlich der Fremde war, so lange konnte er nur eins tun: Lügen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war schließlich der letzte Trunkenbold eingeschlafen, die ganze Zeit hatte der Unbekannte sie beobachtet. Nun konnte er seinen Kapitän nicht mehr aufhalten, dieser hüpfte beinahe unbeschwert aus dem Unterholz und schlenderte auf den Gefangenen zu. Obwohl der Fremde etwas abseits vom Lager angekettet war, waren sie nicht weit genug weg, um problemlos plaudern zu können, trotzdem redete der Schwarzhaarige ganz ungezwungen. „Hey, wie geht‘s?“ Rayleigh eilte ihm hinterher, doch der Fremde reagierte nicht, sondern sah sie nur kühl an. „Nicht der Gesprächigste was?“, fragte Roger redselig nach. „Also“, meinte er dann langgezogen, „dann leg ich einfach los, okay?“ Immer noch sagte der andere nichts. „Ich hab einen Vorschlag für dich: Ich befreie dich und dafür machst du bei meiner Piratencrew mit, okay?“ Stille. „Ähm, könntest du mir zumindest ein Zeichen geben ob du mich verstehst? Ansonsten würde ich dein Schweigen einfach mal als Zustimmung werten.“ Der Gefangene schnaubte verächtlich, doch seine dünnen Lippen verzogen keine Miene. „Warum sollte ich das machen?“ Seine tiefe Stimme klang wie das Knurren eines Tieres, wie das Grollen eines Drachen, wie eine einzige Naturgewalt. Roger zuckte mit den Achseln. „Ich glaube es war Schicksal, dass wir uns begegnen.“ „Warte mal“, warf Rayleigh ein, „sagst du das jetzt etwa zu allen, die du rekrutieren willst?“ Sein Kapitän grinste verschmitzt. „Wenn es stimmt.“ „Nein.“ Überrascht drehten sich beide Piraten zum Fremden um. „Nein?“ „Nein.“ „Hat er abgelehnt?“ „Ich glaube schon.“ „Echt jetzt?“ Roger machte einen Schritt nach vorne. „Bist du blöd, oder was? Die Typen haben davon gesprochen dich umzubringen und wir könnten dich einfach befreien. Warum lehnst du das ab?“ Der Fremde legte seinen Kopf leicht schief, die Ruhe in Person. „Und einem Menschen wie dir Gefolgschaft schwören? Warum sollte ich mich dir unterwerfen, wenn ich in Freiheit sterben kann?“ „In Freiheit?“, wiederholte der Blonde zynisch. „Na ganz einfach.“ Der Schwarzhaarige hingegen war Feuer und Flamme. „Weil ich Großes vorhabe. Ich sage dir, ich bin nicht in diese Welt geboren worden, um genauso unbekannt wieder zu verschwinden. Ich will etwas erreichen, ich will etwas verändern. Ich werde die ganze Welt bereisen, in den Himmel auffahren, in den Ozean herabsinken, bis ich das gefunden habe, was ich suche, bis die Welt meinen Namen kennt.“ Euphorisch hatte Roger beide Arme ausgebreitet und die Stimme erhoben, der Ältere hinter ihm rollte nur die Augen und begutachtete die schlafenden Landstreicher am sterbenden Feuer. Dies war nicht die erste theatralische Rede, die der andere vor ihm hielt. „Natürlich kannst du hier sterben, wenn du das willst. Aber seien wir mal ganz ehrlich, wer will schon so sterben? Du scheinst mir nicht der Typ zu sein, der einfach aufgibt. Du bist ein Kämpfer, ein Krieger, unbeugsam, unbezwingbar. Komm mit mir mit.“ Er streckte eine Hand nach dem Fremden aus. „Du bist auch auf der Suche nach etwas, nicht wahr? Du hast diesen hungrigen Blick, ich kann es sehen. Es gibt etwas was du willst, weswegen du noch nicht sterben kannst. Lass uns gemeinsam danach suchen. Lass die Welt unsere Namen schreien.“ „Du scheinst großes Vertrauen in dich zu haben, bist du ein Narr oder ein Träumer?“ Der Fremde legte seinen Kopf auf die andere Seite. „Ein Träumer!“ Tiefe Überzeugung schwang in jeder Silbe mit. „Hör mir zu, mein Freund, mein Name lautet Gol...“ „Gold!“ Eilig sprang Rayleigh dazwischen. „Er heißt Gold und ich bin Silver. Wir sind auf der Suche. Wir suchen das, was verloren gegangen ist.“ Er konnte sehen, wie sein Kapitän ihn angrinste, offensichtlich naiv genug, um zu glauben, dass Rayleigh ihn nun unterstützte und nicht im Mindesten am erahnen, was er wirklich tat. „Du scheinst alleine zu sein“, sprach Rayleigh weiter. „Es gibt nur noch wenige wie uns. Träumer, meine ich.“ Roger grinste nur noch breiter. „Bist du auch ein Träumer?“ Doch der Fremde blieb ernst. Beäugte sie argwöhnisch, als würde er etwas abwägen. „Zumindest bin ich kein Narr“, sagte er schließlich. „Dann haben wir das gleiche Ziel“, entschied Roger lächelnd. „Komm mit mir mit, werde mein Crewmitglied.“ Im Hintergrund regten sich die ersten Schläfer. „In Ordnung“, sprach der andere kühl aus. „Ich werde dir folgen.“ „Sehr schön. Mach ihn los.“ Rayleigh trat nach vorne und begann das Schloss aufzuknacken. Beim genaueren hinsehen stellte er fest, dass die Ketten wirklich aus Bronze bestanden, eine äußerst seltene Wahl für Ketten, aber in diesem Teil der Welt nicht unüblich, da die Böden hier reich an Metallen aller Art waren. Als die Ketten abfielen konnte er sehen, dass sie sich tief in die Haut des Fremden eingebrannt hatten, als wären sie brennend heiß oder mit Säure überzogen gewesen, doch der Fremde verzog keine Miene. „Sag mal“, murmelte der Schwarzhaarige, als sie durch den Dschungel huschten, „wie heißt du eigentlich?“ „Bronze.“ Rayleigh konnte ein leises Auflachen nicht verhindern, entweder das war ein schlechter Scherz oder aber ein Zufall, der kaum möglich sein sollte. Kopfschüttelnd grinste er, letzten Endes war das doch egal, oder? „Nun Bronze, hast du schon mal ein Boot geklaut?“ Plötzlich verlor Rayleigh den Halt, hart schlug er auf dem festen Boden auf. Er riss die Augen auf. Er war nicht mehr im Dschungel, es war nicht mehr Nacht. Helles Licht strömte durch eine offene Tür hinein. Leicht verwirrt schaute er sich um. Er war auf der Thousand Sunny, dem Schiff der Strohhutpiraten und hatte ein Nickerchen auf dem Sofa in der Männerkajüte nehmen wollen. Nun lag er auf dem Holzboden und sein Kopf pochte. Kopfschüttelnd stand er auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. „Schicksal“, murmelte er. „Was auch immer das bedeutet, hmm?“ -------------------- 5. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 4   „Und? Was siehst du?“ „Nichts! Bei der Suppe da draußen würde ich noch nicht mal sehen, wenn wir vorm Hauptquartier der Marine höchstpersönlich stehen würden.“ „Mach mal Platz, Sanji.“ Lysop schob ihn zur Seite und schaute durchs Sichtgerät. „Hey, Lysop. Wenn ich da nichts sehe, dann kannst du...“ „Okay. Hab‘s. Wir sind fast da.“ „Was?“ „In Ordnung, ich geb‘s durch.“ Sanji, Lysop und Nami hockten zusammengepfercht im Haifisch-Versenker. Gerade übermittelte die Navigatorin über die Teleschnecke an die verbliebenen Mitglieder der Rettungsmission auf der Thousand Sunny, dass sie Mystoria erreicht hatten. „Gut“, sagte sie als sie auflegte, „die anderen starten jetzt das Ablenkungsmanöver.“ „Dann sollten wir auch loslegen.“ Sanji sah Lysop an, der nach einer kurzen Sekunde nickte: „Okay.“ „Lysop, du musst den Hebel umdrücken, damit wir auftauchen können.“ „Ja, ich weiß.“ Nichts passierte. „Lysop, der Hebel.“ Der Lügenbaron bewegte sich immer noch nicht. „Hey, Lys...“ „Muss ich wirklich mitkommen? Ich könnte euch doch von hier aus...“ „Ach, gib schon her!“ Nami drängte sich am Lockenkopf vorbei und zog den Hebel zurück. Kurze Zeit später gingen die drei Piraten an Land. Rayleigh sollte Recht behalten, die Insel der Raritätenjäger war wirklich nicht besonders groß. Wie ein riesiges, hölzernes Zirkuszelt besetzte die Geschäftsstelle der Kurekutas fast die Hälfte der Insel. „Die Frage ist, ob die die Sunny bei dem verdammten Nebel überhaupt sehen“, murmelte Sanji während sie zum Hintereingang schlichen. Es war früher Nachmittag und doch konnte er kaum die Hand vorm Auge sehen. Zum Einbrechen war das äußerst praktisch, da es beinahe unmöglich war von jemandem bemerkt zu werden, allerdings baute ihr komplettes Ablenkungsmanöver darauf auf, dass die Raritätenjäger das herannahende Schiff sehen würden und dann zur Handlung gezwungen wären. „Keine Sorge, Franky wird schon dafür sorgen“, entgegnete Nami. Sie war sichtlich angespannt. „Geht das nicht schneller, Lysop?“ Der Kanonier hockte vor der verschlossenen Türe. „Das ist kein gewöhnliches Schloss, ja?“, fauchte er zurück und führte seine Hand, in der sich eine windende Schlingpflanze vor und zurückbewegte, näher an die Öffnung. „Außerdem müssen wir sicher gehen, dass sämtliche Sensor- und Videoteleschnecken die Verbindung verloren haben, ehe wir rein gehen.“ „Und dieses kleine Ding soll das alles können?“, zweifelte Sanji an und deutete auf das winzige Gewächs in der Hand des Meisterschützen. „Sieht ziemlich mickrig dafür aus.“ „Hör ihm nicht zu, Mandaline, du machst das ganz großartig.“ Die kleine Schlingpflanze hatte sich nun mittlerweile fast vollständig ins kleine Schloss gedrängt, nur noch ein kleines Ende hing hinaus. „Mandaline ist eine sehr schlaue Pflanze, Sanji“, belehrte Lysop ihn. „Sie wird von den Signalen, die die Teleschnecken bei ihrer Übermittlung ausstoßen, angezogen und da sie einen für Tiere betörenden Duft ausstrahlen, fressen die Teleschnecken sie, sobald sie nahe genug an sie heran wächst. Durch das Serum in ihren Zellen werden sie aber...“ „Jaja“, unterbrach Nami ihn. „Deine Pflanzen sind super Lysop, aber wann können wir rein?“ Der Kanonier zog einen kleinen Schmollmund sprach aber weiter: „Sobald Mandaline keine Signale mehr wahrnimmt fängt sie an zu blühen um neue Tiere anzulocken, dann können wir rein.“ „Und du bist dir sicher, dass sie drinnen niemand bemerkt?“ „Wie gesagt, sie wächst immer nur an Mauerritzen und… Oh, da sie blüht!“ Der kleine Halm, der wie ein dreckiger grüner Wurm zu ihnen heraushing begann sich von innen nach außen aufzuplustern und eine Vielzahl von kleinen gelben Puscheln drückten sich nach draußen. Beinahe gleichzeitig konnten sie ein kleines Klacken von innerhalb der Türe hören. „Vielen Dank, Mandaline“, murmelte Lysop und drückte die Klinke nach unten; die Türe war offen. Nami tauschte einen leicht skeptischen Blick mit Sanji aus, ehe sie ihren Klima-Taktstock schwang und leise „Mirage Tempo“ flüsterte. Für den Koch schien sich nichts zu verändern, aber er vertraute darauf, dass die Navigatorin etwas von ihrem Handwerk verstand und sie hoffentlich wirklich für ihre Umwelt unsichtbar waren. Einen Augenblick sahen sie einander ernst an, dann drückte der Lügenbaron die Tür leise auf und sie huschten hinein. Drinnen verstand Sanji nun, warum Rayleigh darauf bestanden hatte, dass die kleine Rettungstruppe keinen Teufelsfruchtnutzer beinhaltete. Die Innenseite des Raumes schien komplett mit dunklem Metall ausgekleidet zu sein. Selbst die Innenseite der Türe war damit bedeckt. „Seestein“, flüsterte Lysop, der die Wände genauer unter die Lupe nahm. „Wie reich die sein müssen, um eine komplette Lagerhalle damit einkleiden zu können.“ Weder Nami noch Sanji antworteten darauf, während sie durch die Gänge von hoch gestapelten Kisten wanderten. Die Decke schien in weiter Ferne zu sein und schwere Kronleuchter hingen hinab, zur ihrer Linken waren zahlreiche Käfige, ebenfalls aus schwarzem Metall, alle waren sie leer. An einer einsamen Stange rankte sich Mandaline nach oben, ihre gelben Puschel waren bereits verwelkt und langsam fiel sie in sich zusammen. „Nicht viel los hier.“ „Shhh...“ Nami drehte sich eilige zum Lockenkopf um. „Was denn? Hier ist doch niemand. Die scheinen ja ganz offensichtlich nicht mit Einbrechern zu rechnen.“ Vorsichtig trat Sanji über eine Videoteleschnecke hinweg, die wie weggetreten hin und her wippte. „Wer ist auch schon so wahnsinnig und versucht die Weltaristokraten zu bestehlen?“, entgegnete er. „Na wir.“ Nami neben ihm grinste leicht verschmitzt. Der Koch musste gestehen, dass sie das unglaublich gut aussehen ließ. „Macht dir das etwas Spaß? Kommen da wieder deine kleptomanischen Züge… autsch!“ „Sei leise und halt die Klappe.“ Die Navigatorin hatte dem Lügenbaron den Ellenbogen in die Seite geboxt. Vorsichtig schaute Sanji sich um. Namis kleiner Zaubertrick mochte sie zwar vor Augen verdecken, hören konnte man sie jedoch sehr gut. Nachdem Sekunden später immer noch nichts geschah, gingen sie weiter. „Wo ist denn dieser Vogelkäfig, von dem Rayleigh gesprochen hat?“, flüsterte Nami so leise an Sanjis Ohr, dass er ihren Atem spüren konnte, ihm wurde ganz heiß. „Konzentriere dich, Sanji!“ Sie klatschte ihm leicht auf den Hinterkopf, aber das half nur bedingt. Der dunkle König hatte ihnen gesagt, dass Zorro vermutlich in einem Vogelkäfig eingesperrt sein würde. Die Frage war nur, wie man einen ausgewachsenen Mann in ein so kleines Gefängnis stecken wollte. Der Blondschopf vermutete daher eher, dass der Vogelkäfig nur eine Bezeichnung für eine bestimmte Zelle war. Oder auch nicht. Als sie um die nächste Ecke kamen, schienen sie den Mittelpunkt des Lagers erreicht zu haben. Zu ihrer Linken führte ein breiter Gang hinunter zu einer riesigen, geschlossenen Doppeltür, doch eigentlich starrten sie alle nach rechts. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt stand ein kleiner Tisch mit zusammengewürfelten Stühlen. Vier Wachleute in schwarzen Anzügen saßen dort und spielten Karten. Zwischen ihren Bierflaschen lag ein riesiger Schlüsselbund. Viel beeindruckender war jedoch, was sich hinter ihnen auftürmte. Von der Decke hinab hing ein riesiger Vogelkäfig, der im Licht der Kronleuchter fast schon rötlich schimmerte. Gleichzeitig stand der Käfig auf vier Stelzen und thronte somit über allen anderen Dingen in der Halle. Die Stelzen sowie eine geländerlose Treppe, die in steilen Stufen zum Käfig hinaufführte, glänzten ebenfalls als würden sie die untergehende Sonne reflektieren. „Ich würde sagen“, flüsterte Lysop mit heiserer Stimme, „dass das der Vogelkäfig ist, von dem Rayleigh gesprochen hat.“ Sanji nickte nur stumm. Von ihrem Blickwinkel aus, verdeckte der Boden des Käfigs fast vollständig das Innere, sodass sie noch nicht einmal ausmachen konnten, ob Zorro wirklich da drin war. „Wir müssen an denen vorbei und da hoch“, murmelte er den beiden hinter sich zu, achtete darauf leise genug zu sein, um nicht gehört zu werden. Die Wachen plauderten zwar, jedoch waren sie weder laut noch betrunken. „Kannst du nicht deinen Skywalk einsetzen?“, flüsterte Lysop ebenso leise. „Ich weiß nicht, ob sie mich dann sehen können. Nami-Schatz, wie weit reicht dein...“ „Das wird nicht nötig sein“, unterbrach die Navigatorin ihn und zog beide Herren mit sich mit in Richtung der Doppeltür. Je weiter sie sich vom Käfig entfernten, desto besser konnten sie hineinschauen. Als sie die Türe erreicht hatten, drehten sie sich um. Nun konnte Sanji den Schwertkämpfer ihrer Crew sehen. Zorro kniete auf dem Boden des Käfigs, Ketten führten von den Stäben hinab zu seinem Körper, schienen Hände und Füße zu fesseln. Zwei weitere Ketten führten geradewegs zu seinem Hals, der von einem breiten bronzefarbenen Ring umschlossen war. Direkt unter Zorros Kopf war ein kleines Podest, auf den er seinen Kopf ablegen konnte, doch das tat er nicht, obwohl eine weitere Kette direkt zwischen dem Boden und seinem Hals zum zerreißen gespannt war und obwohl der Schwertkämpfer in die Knie gezwungen war, so weigerte er sich doch, den Kopf abzulegen. Trotz der gebückten Haltung hielt er seinen Kopf so weit erhoben, wie er konnte. „Oh mein Gott“, flüsterte Nami bestürzt, Sanji jedoch musste gestehen, dass er beeindruckt war. Man konnte vom Säbelrassler sagen was man wollte, er war niemand, der sich aufgab. „Boah“, Lysop neben ihm starrte durch seine Brille, „wenn ich‘s nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Zorro uns direkt anstarrt.“ „Was machen wir denn jetzt?“ Der Koch entschied den Kommentar zu ignorieren. Die Navigatorin deutete auf die Wachen. „Am Schlüsselbund sind zwei Schlüssel aus Bronze. Ich gehe davon aus, dass das die für den Käfig und für die Ketten sind.“ „Aber wie kommen wir dran? Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver.“ Vorsichtig huschten sie wieder zu den Wachen. „Wenn‘s nur das ist.“ Lysop zog seine übergroße Schleuder hervor und befüllte sie mit zwei kleinen grünen Pillen. „Grüner Stern: Rafflesia.“ Die Samen verschwanden irgendwo in der Dunkelheit zwischen den vielen Kisten. Innerhalb von Sekunden verbreitete sich ein seltsamer Geruch. Die verwirrten Wachen standen auf und begannen lauter miteinander zu reden. Sanji nickte dem Lügenbaron zu, nur um festzustellen, dass Nami nicht mehr zwischen ihnen stand, doch im nächsten Moment sah er sie zu seiner Linken. Plötzlich hörten sie aufgebrachtes Gepolter aus der Richtung der Doppeltür, gefolgt von aufgewühlten Stimmen. Die Türe wurde aufgerissen und ein weiterer Anzugträger steckte den Kopf rein. „Die Strohhüte kommen! Los, nach vorne mit euch!“ Einer der Wachen griff den Schlüsselbund und eilte den Gang hinunter. „Ihr beide kommt mit, du bleibst hier und bewachst die Listenobjekte.“ Der angesprochene Anzugträger blieb zurück. Die drei Piraten verdrückten sich in die Schatten, obwohl niemand sie sehen konnte. Die Tür knallte hinter den Wachen zu und wie beiläufig schlenderte Sanji hinter den Zurückgebliebenen.  Mit einem Kick lag er am Boden, bewusstlos. „Mirage Reverse.“  Nami löste ihre Fata Morgana auf. „Aber was machen wir jetzt? Der Typ hat die Schlüssel mitgenommen.“ Der Kanonier flüsterte immer noch so leise wie vorher. „Hat er das?“ Breit grinsend zog die Navigatorin die beiden schimmernden Schlüssel hervor. „Oh, du bist einfach unglaublich, Nami-Mäusschen!“ „Ich sag‘s ja, Kleptoma...Autsch!“ Nami gab den Lockenkopf eine gezielte Backpfeife. „Jetzt lasst uns Zorro daraus holen.“ Einstimmig nickten sie einander zu, ehe sie losrannten. Die Treppe war schmal, gerade mal breit genug für eine Person und unglaublich steil. Sanji nahm immer zwei Stufen auf einmal und es fühlte sich beinahe so an als würde er eine Leiter hoch laufen. „Was macht ihr denn hier? Wo ist Rayleigh?“ „Was für eine tolle Begrüßung! So rettet man dich ja echt gerne, Moosbirne.“ Der Schwertkämpfer hörte sich schroff an, Sanji konnte es ihm nicht wirklich verübeln. Endlich waren sie oben angekommen. „Ihr müsst hier verschwinden“, knurrte der Pirat. „Wo ist Rayleigh?“ „Was soll das, Zorro?“ fragte Lysop verwirrt während Nami versuchte den Käfig aufzuschließen. „Willst du nicht gerettet werden, oder was?“ „Ihr solltet euch nicht einmischen, verdammt noch mal.“ „Wenn man bedenkt, dass du in einem Käfig an den Boden gekettet bist, bist du ziemlich vorlaut, Marimo.“ „Halt deine Klappe, Koch.“ Nach gefühlten Sekunden glitt die Tür auf und Sanji folgte der Navigatorin hinein. Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß des Käfigs bewusst. Es passten problemlos mehrere Personen zusätzlich zum Gefangenen in den Käfig. Die gesamte Crew würde hier genügend Platz finden, ohne sich gegenseitig auf den Zehenspitzen zu stehen. „Warum befreist du dich nicht einfach selbst?“, murrte er leise. „Ist ja nicht so, als ob du dich von ein paar Ketten aufhalten lassen würdest.“ Zorro schnaubte nur verächtlich. Es war seltsam, ihn so auf dem Boden knien zu sehen, es fühlte sich falsch an. Die Navigatorin hockte sich neben ihn. „Wie dem auch sei, wir holen dich jetzt hier raus Zorro.“ Hinter der Doppeltür wurde es lauter. „Leute, wir sollten uns allmählich beeilen!“, hetzte Lysop. „Rayleigh hat gesagt, dass er uns maximal zehn Minuten geben kann, um mit Zorro im U-Boot zu verschwinden.“ „Was?“, zischte der Schwertkämpfer aufbrausend, während Nami die erste seiner Fußfesseln löste. „Seid ihr denn alle des Wahnsinns?!“ „Könntest du dich mal beruhigen?“ Sanji ließ sich von dem anderen nicht einschüchtern. „Du bist der Idiot, der einfach so mir nichts dir nichts mit so einer Fremden abhaut, ohne was zu erklären.“ „Ich hab dir doch gesagt, dass...“ „Dass wir zu Rayleigh gehen sollen, schon klar. Aber ob es dir passt oder nicht, du gehörst zur Strohhutcrew und wir regeln unsere Probleme selbst.“ Nami löste die Schnalle um Zorros rechten, aufgeschürften Knöchel. „Ihr hättet euch nicht einmischen dürfen“, bestand der Schwertkämpfer. „Ich habe den Vertrag extra so geschlossen, dass sie euch nichts können, aber wenn ihr mich jetzt hier rausholt, ist das ganze...“ „Wissen wir.“ Nami blieb überraschend ruhig während sie ihre aufbrausende Diskussion unterbrach. „Rayleigh hat uns erklärt, warum du den Vertrag nur abgeschlossen hast um uns rauszuhalten und dass er deswegen alleine gehen wollte.“ Sie beschäftigte sich mittlerweile mit Zorros Handgelenken. „Aber du kennst unseren Kapitän, wer sich mit einem von uns anlegt, legt sich mit allen von uns an.“ „Ganz genau!“, stimmte Lysop zu, obwohl dessen Beine zitterten. Plötzlich wurden die Türen aufgerissen und eine Horde von Anzugträgern strömte herein. „Macht die Ketten ab!“, befahl Zorro. „Jetzt doch auf einmal?“, fragte Sanji höhnisch nach. Der andere konnte ihn aus seiner Position heraus noch nicht einmal ansehen. Der Kanonier sprang zur Treppe hinüber und feuerte seine Geschosse ab. „Wo kommen die denn alle her?“, fragte er panisch. „Hat Rayleigh nicht gesagt, dass es nur ein paar Raritätenjäger gibt.“ „Ja, was das angeht“, murrte der Schwertkämpfer am Boden, „so hat sich doch das ein oder andere verändert. Jetzt mach mich los, Nami!“ „Ich versuch‘s ja“, entgegnete sie hektisch. „Der Schlüssel passt nicht. Ich krieg den Ring nicht ab!“ „Was? Da waren doch nur zwei Schlüssel am Bund!“, fluchte Sanji. „Einer für den Käfig und einer für die Ketten.“ „Dann mach die Ketten ab!“ Von weiter weg konnten sie Ruffys lautes Lachen hören. Er durfte auf keinen Fall in den Lagerraum, der allgegenwärtige Seestein würde ihn zu sehr schwächen. Zorro stützte sich mittlerweile mit beiden befreiten Händen vom Boden ab und hatte den Kopf so weit nach oben gezogen wie nur möglich. Die Kette war zum Zerreißen gespannt. Trotzdem war er kaum mehr als zwei handbreit vom kleinen Podest entfernt. Mit zwei leisen Klicks konnte Nami die beiden Ketten an den oberen Seiten des Rings lösen. „So sollte das nicht laufen!“, kam es von Lysop, der immer noch die Wächter weitestgehend in Schach hielt. „Wir sollten doch schon längst weg sein, wenn die rein kommen.“ „Ja, anscheinend ist das schief gegangen“, entgegnete Nami mit leicht gereiztem Unterton, während sie halb unter, halb über Zorro lag und versuchte den Ring zu lösen. „Ich trete einfach die Kette durch“, entschied der Koch und machte einen Schritt auf den knienden Schwertkämpfer zu. „Nein, Sanji!“ Nami sah ihn ernst an. „Das geht nicht.“ „Wieso?!“ Sie schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Fesseln. In purer Verzweiflung zog sie den Käfigschlüssel wieder hervor und probierte ihn aus. „Er passt!“, rief sie laut und ein leises Klicken war zu hören. Im nächsten Moment klapperte die Kette zu Boden und der Schwertkämpfer erhob sich. Zu Sanjis Verwunderung trug er jedoch weiterhin den breiten rötlich schimmernden Halsring. „Keiner der Schlüssel passt zum Ring“, erklärte Nami eilig und ließ sich von Sanji aufhelfen. „Passt schon.“ Zorro streckte sich kurz, seine Stimme ein einziges Donnergrollen. „Wo sind meine Schwerter?“ „Ähm...“ Die Anwesenden tauschten einen Blick aus. Daran hatten sie tatsächlich nicht gedacht. „Auch egal. Ich kann eh nicht gegen sie kämpfen.“ „Was?“ Der Kanonier klang entsetzt. „Wie meinst du das?“ „Hat Rayleigh euch denn gar nichts erklärt?“ Es war seltsam, wie er mit ihnen umging, noch schroffer und kälter als sonst schon. „Ich habe einen Vertrag mit Joudama geschlossen indem wir vereinbart haben, dass ich mich nicht gegen sie wehren kann.“ „Oh.“ Nun verstand Sanji. „Stimmt, du musst ihr gehorchen, bis ihr Vater kommt.“ Der Schwertkämpfer entgegnete nichts. „Das heißt, du kannst noch nicht mal gegen sie kämpfen?“, fragte Nami nach. „Ich kann nichts aktiv gegen sie tun und wenn Joudama mir einen Befehl gibt, dann muss ich dem folgen.“ Die anderen drei tauschten einen ernsten Blick miteinander aus. Es schien als wäre diese Teufelsfrucht deutlich mächtiger als zunächst angenommen. „Nun gut.“ Sanji klopfte die Spitze seines Schuhs gegen den Boden. „Dann bleib hinter uns und überlass uns das Kämpfen.“ „Tze.“ Er sah den anderen an. Zorro wirkte anders als sonst. Noch härter und unnahbarer als sonst. Seine Lippen waren ein dünner Strich und sein unversehrtes Auge wirkte ungewohnt emotionslos. Er war nicht ruhig, wie sonst, oder kontrolliert, eher im Gegenteil, er schien eine tickende Zeitbombe zu sein, die jeden Moment explodieren konnte. Aber Sanji wusste nicht, was passieren würde, sobald das geschehen würde. Sich eine Zigarette anzündend trat er neben den Kanonier, der sie bisher erfolgreich verteidigt hatte. „Okay, in welche Richtung?“, fragte er Nami hinter sich. „Plan B müsste mittlerweile in Kraft getreten sein. Falls wir es nicht rechtzeitig raus schaffen, sollten Franky und Brook das U-Boot zurückholen.“ „Dann bleibt uns also nur noch der Hauptausgang.“ Für eine Sekunde ließ Sanji den Blick über seine Kameraden schweifen. Er war es gewohnt Lysop zu beschützen, Nami würde er jederzeit mit seinem Leben verteidigen, aber Zorro… Er erinnerte sich an den Kampf vor zwei Jahren, wo sie den schwer verletzten Zorro hatten beschützen wollen und am Ende hatte er sich trotzdem geopfert. Der Schwertkämpfer begegnete seinem Blick auf Augenhöhe. Seine Miene sagte nichts, es gab kein schiefes Grinsen, kein leises Schmunzeln, wie oft vor einem Kampf. Langsam zweifelte Sanji daran, dass dieser Mann noch der Lorenor Zorro war, den er kannte. Aber darum würde er sich später kümmern. Also war er derjenige, der ein falsches Grinsen aufsetzte und dem anderen zunickte. Diese Rettungsaktion sollte einfach sein, kein Problem darstellen, warum also war er so angespannt? Im nächsten Moment rannte er die Treppe hinunter, gefolgt von Nami, direkt hinter ihr das grimmige Gesicht des Schwertkämpfers. Schlusslicht bildete der Kanonier, der ihren Rücken absichern sollte. Sanji konnte sich nicht daran erinnern, dass der Säbelrassler je zuvor in der mittleren Position der Formation, der sicherste Platz in einem Kampf, eingeteilt war, aber sie hatten keine andere Wahl und obwohl Zorro alles andere als glücklich darüber zu sein schien, dass sie bei seiner Befreiung beteiligt waren, so schien er zumindest einzusehen, dass dies die beste Lösung war. Sie eilten durch die teilweise schon besiegte Masse an Anzugträgern hindurch und hatten schnell die große Doppeltüre erreicht. Das Bild auf der anderen Seite sah ähnlich aus, wie das, was sie hinter sich gelassen hatten. Die pompös ausgestattete Eingangshalle war übersät mit bewusstlosen Männern und Frauen, überall waren Scherben und Löcher in Boden und Wänden. Der Empfangstresen war einmal glatt in der Mitte geteilt. „Wo sind denn alle?“  Lysop kam neben Sanji zum stehen. Wenn sie gewonnen hatten, wo waren dann Ruffy und die anderen? Dass sie verloren hatten war ausgeschlossen, schließlich gehörte zu der Ablenkungstruppe nicht nur ihr Kapitän, Nico Robin und Chopper sondern auch noch Rayleigh. Diese vier zusammen mussten wohl unbesiegbar sein. „Kommt“, entschied der Koch und winkte ihnen zu, „lasst uns weitergehen. Hier rumstehen ist keine Option.“ Nami nickte zustimmend und der Schwertkämpfer setzte sich bereits wieder in Bewegung. Gleichzeitig drückten Sanji und Lysop die Flügeltüren nach draußen auf und ab dann wussten sie, wo die anderen waren. Der Vorplatz zwischen dem Hauptgebäude und der kleinen Anlegestelle war nicht viel größer als ein geräumiger Marktplatz, aber er hatte sich in eine richtige Kriegsstätte verwandelt. Der Nebel von vorher hatte sich mittlerweile etwas gelichtet, sodass die großen Schatten mehrerer Schiffe im Wasser zu erkennen waren, sowie ein nicht ganz so großer etwas entfernter Schemen, der vermutlich zur Thousand Sunny gehörte. Plötzlich knallte ein Geschoss direkt neben ihnen in die Hauswand. Blitzartig gingen sie alle in Deckung. „Ich dachte das sind keine Kämpfer“, kommentierte Nami erbost. „Wieso müssen wir dann kämpfen?“ „Tut mir leid meine Liebe, scheint so als hätten sich auch die Korekutas weiterentwickelt.“ Das Geschoss stellte sich als Silvers Rayleigh heraus, der zwischen den Trümmern hervorkam und sich den Staub von seinen Klamotten klopfte. „Sie sind zwar nicht besonders stark, aber ihre Waffen haben es in...“ Er verharrte. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er schüttelte tief einatmend den Kopf. „Was machst du nur immer für Sachen?“ Dann eilte er einige Schritte nach vorne und riss Zorro in eine herzliche Umarmung. Vom Schlachtfeld hallten Rufe und Schreie zu ihnen herüber. „Immer muss ich dich aus irgendeinem Schlamassel rausholen.“ Der Schwertkämpfer erwiderte die Umarmung nicht sondern packte den anderen an der Schulter und hielt ihn eine Armlänge von sich. „Warum hast du sie mitgenommen?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich hatte doch...“ „Hast du mal mit deinem Kapitän diskutiert?“ Der ehemalige Pirat wirkte nicht besonders beeindruckt. „Er ist ein größerer Dickkopf als du und das gilt im Übrigen für die komplette Crew. Also anstatt mir einen Vortrag zu halten, sollten wir jetzt gucken, dass wir abhauen.“ Sanji trat dazu, argwöhnisch beäugte er wie die beiden Männer miteinander sprachen. „Warum fliehen?“, fragte er kühl. „Wir sind eindeutig stärker als diese Raritätenjäger. Sollten wir denen nicht einen Denkzettel verpassen, damit sie sich nicht mehr mit uns anlegen?“ Im Hintergrund tauchten plötzlich riesige Beine aus dem Nichts aus und trampelten Feinde zu Boden. Der dunkle König tauschte einen schnellen Blick mit Zorro aus und schüttelte dann den Kopf. „Nein, wir müssen verschwinden.“ Dann wandte er sich wieder dem Schwertkämpfer zu. „Joudama hat dich noch in ihrer Gewalt, oder?“ Der Grünhaarige nickte. „Mach mir den Ring ab“, befahl Zorro kühl. „Okay.“ Rayleigh legte beide Hände an den bronzefarbenen Ring, doch dann gefroren seine Züge. „Ich kann nicht“, murmelte er. „Was?“ Zorro machte einen wütenden Schritt auf ihn zu, so dass sie direkt voreinander standen. „Mach ihn einfach ab!“ „Ich kann nicht, die Zacken sind zu scharf und schneiden zu weit ein. Bei einer gewaltsamen Entfernung werde ich dich verletzen.“ „Dann mach!“, knurrte der andere. „Nein, es könnte dich töten.“ „So schnell sterbe ich nicht.“ Die anderen verfolgten die angespannte Diskussion der beiden Männer, Stirn an Stirn. „Es ist gefährlich. Du bist nicht stark genug. Was ist, wenn...“ „Silver!“ Die Stimme des Schwertkämpfers hallte über den gesamten Platz und für den Bruchteil einer Sekunde schien die Welt zu erstarren. „Nimm. Ihn. Ab!“ Zorro spukte ihm jedes Wort vor die Füße. „Mach dieses Ding ab, verstanden?!“ Sanji tauschte einen schnellen Blick mit Nami aus. Er wusste das Zorro sich nur von wenigen Dingen einschüchtern ließ, aber so mit dem ehemaligen Vizekapitäns des Piratenkönigs zu reden, zeugte eigentlich nur noch von Dummheit. Rayleigh wandte den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe. „In Ordnung“, sagte er dann ernst. „Aber nicht hier. Erst wenn wir in Sicherheit sind.“ Der andere holte tief Luft, doch dann nickte er, ehe er sich zu seinen Crewmitgliedern umwandte. „Dann lasst uns gehen.“ Nun eilte der Schwertkämpfer an der Spitze neben dem dunklen König voran. Sanji folgte ihm kopfschüttelnd. Dieser Mann war nicht Zorro. Nicht der, den er kannte. Etwas an ihm war anders. Er war härter, kompromissloser, rücksichtsloser. Wie er den ehemaligen Piraten angeschnauzt hatte war anmaßend gewesen, fast schon überheblich. Auch das passte nicht zu Zorro. Er mochte ein arroganter Muskelprotz sein, der Stolz und Ehre ein bisschen zu hoch ansiedelte, aber grundsätzlich zollte er jedem Menschen zunächst einmal einen gewissen Respekt. Sanji fragte sich, warum er sich jetzt so anders benahm. Sie eilten übers Schlachtfeld, geradewegs auf die Thousand Sunny zu. Es stellte sich heraus, dass Zorro nicht übertrieben hatte. Wer auch immer ihn angriff, er schien nur ausweichen zu können, doch Sanji bemerkte noch etwas anderes. Er kannte Zorros Null-Schwerter-Stil, also im Grunde wie er mit seinen Fäusten kämpfte, aber die Bewegungsabläufe die der andere nun zeigte, waren ihm zumeist völlig unbekannt. Mehr noch, fast in völliger Harmonie bewegte er sich zum dunklen König. Wann immer Zorro einem Angriff auswich, war Rayleigh direkt da, um den Angreifer auszuschalten. Es musste eine Form des Observationshakis sein, dass der ehemalige Pirat die Gedanken des anderen erahnen konnte, anders konnte es gar nicht sein. Von rechts gesellte sich Robin zu ihnen, gefolgt von Chopper. Einzig allein Ruffy tobte noch auf dem Vorhof. „Wir sollten uns beeilen“, rief die Archäologin ihnen zu. „Bald werden die anderen Schiffe eintreffen.“ „Ja, lasst uns abhauen“, stimmte Lysop ihr zu. „Aber nein, bleibt doch noch.“ Wie vom Schlag getroffen blieb Zorro stehen. Wenige Meter vor ihnen löste sich eine Gestalt aus dem Nebel. Ein hochgewachsener Mann, deutlich größer als die anderen Anwesenden, kam auf sie zu. Mit jedem Schritt pochte sein silberner Gehstock auf den Boden. Der Mann trug einen weißen Anzug mit silberner Krawatte, sowie einem weißen Umhang auf dessen Schnalle das Wappen der Weltaristokraten prangte. Sein silbernes Haar war in einem langen Pferdeschwanz gebändigt. „Endlich, nach all den Jahren.“ Ein fast schon warmherziges Lächeln erhellte seine Züge als er stehen blieb und die Arme ausbreitete. „Willkommen daheim, meine Nummer eins.“     -------------------- 6. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 5   „Willkommen Daheim, meine Nummer eins.“ Angst. Wenn Sanji den Schwertkämpfer zu seiner Rechten mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es Angst, in ihrer reinsten, ursprünglichsten Form. Pure Angst. Der Mann vor ihnen breitete die Arme aus, wie ein Vater, der seinen verlorenen Sohn entgegenkam. Doch Zorro war nicht nur stehen geblieben, nein, er wich zurück, aschfahl, seine Lippen zitterten, sein Kiefer bebte, die Hände zu zuckenden Fäusten zusammengeballt. Er wirkte kleiner, nicht nur jünger und verletzlicher, er schien sich regelrecht zusammenzuziehen, niederzukauern, wie ein wildes Tier, das in die Enge gedrängt wurde und wusste, dass es sterben würde. Bevor Sanji überhaupt bemerkte was er tat, machte er zwei Schritte nach vorne und stellte sich vor sein Crewmitglied, fast synchron mit dem ehemaligen Vizekapitäns des Piratenkönigs, der sich dem Mann in weiß ebenfalls in den Weg stellte. „Muchinushi!“ Der ehemalige Pirat spukte des Fremden Namen beinahe vor dessen Füße. „Rayleigh!“ Stärker hätte der Kontrast gar nicht sein können. Korekuta Senior strahlte den dunklen König an wie einen alten Freund, den er nach Jahren wiedersah. Schwungvoll ließ der Mann der Weltaristokraten seinen Gehstock durch die Luft fließen, ehe er die Spitze auf Rayleigh richtete. „Es ist schön dich wiederzusehen. Unser letztes Treffen ist so lange her. Aber ich muss leider gestehen, dass die Zeit dir nicht gnädig war.“ Sanji ließ seinen Blick nach rechts gleiten. Der dunkle König schien zornig, trotzdem klang er bedacht wie eh und je, beinahe entspannt, als er antwortete: „Du hingegen hast dich kaum verändert.“ Der Angesprochene verbeugte sich tief mit ausgestreckten Armen. Dann sah der Koch nach hinten. Zorro schien ihn und Rayleigh gar nicht wahrzunehmen. Alles was er ansah, war der Mann in Weiß und obwohl Sanji nicht im Mindesten irgendetwas Gefährliches an dem Raritätenjäger erkennen konnte, so reichte ihm doch alleine Zorros Verhalten, um dem Fremden zu misstrauen. „Nun ja, man tut was man kann.“ Muchinushi lächelte immer noch galant. „Mich beeindruckt euer feuriges Gemüt sehr, aber die Frage ist doch, ob dieses Scharmützel wirklich nötig ist.“ Er klemmte seinen Gehstock unter den linken Oberarm und führte die Hände zusammen, wie ein charmanter Verkäufer. „Lasst uns doch bitte nach drinnen gehen und bei einer gemütlichen Tasse Tee alles bereden.“„Wir hatten einen Deal, Muchinushi!“ Rayleigh trat noch einen Schritt nach vorne. Seine Haare schienen von Elektrizität aufgeladen. „Wir hatten nie einen Deal.“ Auf einmal verzehrte sich das freundliche Gesicht in eine dunkle Maske und der Weltaristokrat stierte den dunklen König erbost an. „Du und ich hatten nie einen Deal, Silvers. Du bist ein Nichts, ein unwichtiges Füllwort in der Geschichte. Ich mache keine Geschäfte mit dem Durchschnitt.“ Der Raritätenjäger schritt auf Rayleigh zu und sah herablassend auf ihn nieder. Seine Körpergröße zwang den ehemaligen Piraten zu ihm aufzusehen. „Mit deinem Kapitän bin ich damals einen Vertrag eingegangen. Er war außerhalb der Norm, Güteklasse B, beinahe A würde ich sagen, aber siehst du ihn hier?“ Nun lächelte er wieder fast genauso freundlich wie vorher, doch seine Augen schienen größer als zuvor, als würde er im Wahn sprechen, während er beide Hände mit den Handflächen nach oben drehte. „Gol D. Roger ist tot und somit ist unser Vertrag hinfällig.“ „Geh mir aus dem Weg Korekuta!“ Rayleigh schien sich von seinen Worten nicht beeindrucken zu lassen, trotzdem presste er die Worte zwischen zusammengekniffenen Zähnen hindurch. „Ich werde nicht zulassen, dass du...“ „Schweig!“ Der hochgewachsene Mann unterbrach den ehemaligen Piraten wie ein König seinen Bediensteten. „Ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir zu unterhalten.“ Seine Augen sahen Rayleigh längst nicht mehr an, sondern sahen zwischen ihm und Sanji hindurch. Genau auf Zorro. Beinahe zärtlich streckte der Fremde eine Hand nach vorne. „Es tut mir leid, meine Nummer eins. Du musst schreckliche Ängste erlitten haben.“ Der Schwertkämpfer hinter Sanji bewegte sich nicht einen Millimeter, doch der Koch konnte sehen, dass der ehemalige Pirat neben ihm seinen Kiefer vor und zurück schob, ehe dieser den Koch anstarrte. Sanji hatte sich geirrt. Der dunkle König schien die Fassung bereits verloren zu haben, blanker Zorn stand auf seinem Gesicht geschrieben. „Aber es ist vorbei. Ich bin gekommen um dich nach Hause zu holen. Nach all den Jahren wirst du endlich wieder in Sicherheit sein. Endlich wieder unter Freunden.“ „Das reicht!“ Rayleigh holte zum Schlag aus, doch im nächsten Moment zog der andere wie beiläufig seinen Gehstock aus der Armbeuge und schien ihn gegen eine unsichtbare Wand direkt vor dem ehemaligen Piraten zu klopfen. Der dunkle König keuchte kurz auf, ehe er schneller als ein Kugelgeschoss durch die Luft zischte. Weit hinter dem hölzernen Zirkuszelt verschwand er im sich lichtenden Nebel.„Rayleigh?!“, entkam es Nami und Lysop gleichzeitig. Sanji rückte ein bisschen nach Recht, nun stand er alleine zwischen diesem Mann und seinem Crewmitglied. Schwer schluckend hielt er den fremden Augen stand, er zweifelte sehr daran, es mit ihm aufnehmen zu können und auf Zorro konnte er sich ganz offensichtlich nicht verlassen. „Oh.“ Nun sah der Fremde Sanji zum ersten Mal an. „Interessant. Vinsmoke Sanji aus dem Königreich Germa, Güteklasse A, nicht wahr?“ Seine Worte schockierten und verwirrten Sanji, doch das schien er gar nicht wahrzunehmen, als er anfing seine Crewmitglieder zu inspizieren. „Nico Robin, der letzte Teufel von Ohara, ebenfalls Güteklasse A. Die diebische Katze Nami, Naturtalent der Navigation, Güteklasse E. Lysop, Sohn des Yasopp, Scharfschütze, Güteklasse F.“ Er zeigte jedes Mal seinen Spazierstock auf die Person, die er aufzählte. „Und Tony Chopper, Nutzer der Mensch-Mensch-Frucht, Listenplatz 4.052.“ Der Fremde atmete einmal aufgeregt ein und rieb sich die Hände. „Ich weiß natürlich, wer dort hinten kämpft; Monkey D. Ruffy, Nutzer der Gum-Gum-Frucht, Güteklasse B. Und die beiden dort auf dem Schiff sind Cutty Fram, Cyborg, Güteklasse C und natürlich das Skelett Brook, Listenplatz 1.128. Es scheint als hättest du interessante Objekte in deinem Umkreis gesammelt.“ „Objekte?“, entfuhr es Nami, die forsch die Hände in die Hüfte stemmte. „Wir sind doch keine Dinge! Wir sind Menschen. Lebende, atmende Wesen.“ Der Mann in weiß schmunzelte mit einem leisen Lachen und wandte sich Nami zu. „Für Sie, meine Liebe, als Güteklasse E mag das zutreffen; eine einfache Frau mit der ein oder anderen Fähigkeit. Sie sind nichts weiter als ein Mensch aber nicht jeder von uns ist so unbedeutend.“ Wieder einmal beeindruckte die Navigatorin den Koch, als sie einen weiteren Schritt auf den anderen Mann zutrat, anscheinend nicht im mindesten verunsichert. „Wir alle haben Rechte! Wir alle haben einen eigenen Willen! Sie können nicht so einfach jemanden als Ihr Eigentum deklarieren, nur weil das Ihnen so passt.“ „Und da meine Liebe, liegen Sie falsch.“ Der Weltaristokrat lächelte sie immer noch freundlich an. „Ich bezweifle, dass Sie es begreifen können, trotzdem werde ich mir die Zeit nehmen es kurz zu erklären. Die meisten Menschen sind nahezu gleichwertig, uninteressant, Durchschnitt.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber manche Lebewesen sind von Geburt an deutlich wertvoller oder steigern ihren Wert im Laufe ihres Lebens. Diese Eigenschaften können im Zweifel Priorität für die Allgemeinheit haben und ab diesem Zeitpunkt ist es ihre Pflicht der Welt zu dienen. Durch dumme Fehlentscheidungen könnten diese Objekte sich selbst mindern oder gar vernichten. Deswegen ist es unsere Pflicht, als Hüter unserer Erde auf diese Dinge Acht zu geben.“„Tze.“ Nami schüttelte den Kopf. „Schwachsinn! Ich kenne Monster wie euch, die glauben, dass sie jemanden besitzen können, nur weil sie die Person als nützlich empfinden. Aber Zorro bekommt ihr nicht!“ Das Lächeln des Fremden wuchs. „Meine Liebe, Sie scheinen da etwas misszuverstehen.“ Er schritt an Nami vorbei und bliebt direkt vor Sanji stehen, seine weiß eingekleidete Brust genau vor Sanjis Augen. „Hast du es ihnen nicht gesagt, meine Nummer eins? Wie rücksichtslos von dir. Nun verstehe ich auch den ganzen Aufruhr. Wenn ich einen Menschen niederer Güteklasse grundlos entführen lassen würde, wäre das natürlich diskutabel. Die Sache ist allerdings die.“ Mit einem Mal packte der Fremde Sanji an der Schulter und fegte ihn kurzerhand zur Seite. Der Koch verlor seinen Halt, knallte direkt gegen Lysop und riss ihn mit sich zu Boden. „Du gehörst mir!“ Sanji rappelte sich auf. Eine Vielzahl von Händen half ihm hoch während seine Crewmitglieder in Kampfstellung gingen und Korekuta wüst anbrüllten. Zorro hatte sich keinen Millimeter bewegt, der Raritätenjäger stand kaum einen Schritt vor ihm und sah fast schon liebevoll zu ihm herab, während der Schwertkämpfer nur leer geradeaus starrte. „Wag es nicht ihn anzufassen!“, brüllte Chopper hinter Sanji und verwandelte sich in seine Riesengestalt. „Du solltest mir nicht drohen, Nummer 4.052.“Doch der Fremde sah noch nicht einmal auf. Der Koch wusste, dass er eingreifen musste, dass er irgendetwas tun musste, aber es fühlte sich so an, als würde er ein intimes Treffen stören. Er konnte sich nicht bewegen. Irgendetwas war hier falsch. Das Verhalten des Fremden wollte einfach nicht zu Rayleighs Zorn und noch weniger zu Zorros unbeschreiblicher Angst passen. „Nach all der Zeit endlich wieder vereint.“ Korekuta klang sanft. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben.“ Er hob eine Hand und hielt sie nur Zentimeter vom Gesicht des Schwertkämpfers entfernt. „Hast du mich nicht gehört? Lass ihn in… Uff!“ Chopper hatte sich an Sanji vorbeigedrückt und den Fremden angreifen wollen, doch genauso wie Rayleigh wehrte Korekuta ihn mit seinem Stab ab, ohne ihn auch nur zu berühren, ohne ihn auch nur anzusehen. Sanji hörte Robin nach Chopper rufen, doch seine Augen waren gebannt von dem Fremden. „Sieh mich an.“ Zorro rührte sich nicht. „Du brauchst keine Angst zu haben, meine Nummer eins.“ Korekuta beugte sich leicht hinab. „Sieh mich an.“ Ganz langsam hob der Grünhaarige den Kopf, das Lächeln des Fremden wuchs. „Gut so. Na schau dich einer an. Diese Barbaren haben dich schlecht behandelt. Diese Narbe, oh nein, wie können sie es wagen dich so zu beschädigen.“ Missbilligend seufzend schüttelte der Raritätenjäger den Kopf. „Aber keine Sorge, meine Nummer eins, es gibt nichts, was wir nicht wieder hin...“ „Gum-Gum-Jet-Pistol!“ Der Boden zwischen Korekuta und Zorro brach in zwei und beide Männer stolperten voneinander weg, Zorro hielt sich gerade noch so auf den Beinen, während der Fremde auf seinem Hosenboden landete. „Ruffy!“, riefen einige der Crewmitglieder einstimmig als der Kapitän der Strohhutbande zwischen Zorro und dem Fremden zum stehen kam. Dampf stieg von ihm auf und er hatte ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt. „Ach, das hat mal wieder Spaß gemacht“, lachte er laut auf. „Hey Alter, vielen Dank, dass ich mit deinen Kumpels kämpfen konnte. War echt lustig.“ Korekuta erhob sich, sein Lächeln war nur noch ein Hauch während er sich den Staub vom weißen Anzug klopfte. „Ein äußerst lebhafter junger Mann, muss ich schon sagen.“ Ruffy jedoch ignorierte ihn komplett. Er strahlte Zorro an. „Schön, dass du wieder da bist.“ Der Schwertkämpfer richtete sich auf und sah seinen Kapitän an, doch er sagte nichts. „Ich würde dieses Gespräch nun gerne abschließen.“ Der Raritätenjäger schien noch nicht einmal wütend, doch diesmal wusste Sanji, was zu sagen war. „Es gibt kein Gespräch“, entschied er kühl, „und es gibt nichts abzuschließen. Ihr habt ein Crewmitglied von uns entführt und wir haben ihn zurückgeholt. Legt euch nicht mit uns an.“ Noch während er sprach wandte sich auch Ruffy dem Fremden zu und knackte seine Fäuste. Mit Ruffy zusammen war er sich sicher, dass sie diesen Typen besiegen konnten. Der Raritätenjäger nickte versöhnlich. „Ich verstehe, dass unser Einschreiten für Unannehmlichkeiten sorgen kann und ich entschuldige mich vielmals dafür, dass meine Tochter Joudama dafür keine angemessene Entschädigung bereitgestellt hat.“ Aus der Innentasche seines Sakkos zog er ein weißes Scheckheft. „Ich bin sicher wir finden eine finanzielle Lösung.“ Er nahm einen silbernen Stift zur Hand. „Also für gewöhnlich wird Marktwert und Listenplatz für die Preisermittlung genutzt. Selbstverständlich werde ich auch die Kopfgelder berücksichtigen.“ Ausgedehnte Linien zog der Fremde über seinen Block. „Sodass wir zu einer Summe von...“ „Wir wollen Ihr stinkendes Geld nicht!“ Nami hatte ihre Waffe gezogen und deutete auf den Raritätenjäger. „Man kann ein Leben nicht in Geld aufrechnen.“ Immer noch lächelnd steckte Korekuta sein Scheckheft weg. „Wenn dem so ist, kann ich nur das Angebot meiner Tochter wiederholen. Ich bin bereit auf die Listennummern 4.052 und 1.128 zu verzichten und die übrigen Crewmitglieder auf die Güteklasse E zurückzustufen.“ „Unser Gegenangebot!“ Ruffy grinste immer noch als wäre es ein Spiel. „Wir gehen jetzt. Wir alle!“Korekuta lachte leicht: „Das kann ich nicht zulassen.“ „Tja, Pech gehabt.“ Lysop klang nicht annähernd überzeugend, aber er verschränkte die Arme und grinste ebenfalls. „Aber unser Käpt‘n hat Recht. Wir machen keine Geschäfte mit Menschenhändlern. Zorro bleibt bei uns.“ Der Fremde stieß seinen Gehstock fest zu Boden, eine Schockwelle ließ die Insel erbeben. „Das kann ich nicht zulassen!“ Das Lächeln war verschwunden. Die Erde zitterte immer noch. „Ihr bekommt meine Nummer eins nicht!“ „Er ist keine Nummer!“ Für eine Sekunde schien die Welt langsamer zu werden. Aus dem Nichts tauchte Rayleigh direkt neben dem Weltaristokraten aus. Noch halb in der Luft er drehte sich einmal um die eigene Achse und im nächsten Moment kickte er den Fremden mit voller Wucht in den Rücken. Die Welt nahm wieder Fahrt auf und Korekuta flog durch die Luft. „Okay“, rief der dunkle König ihnen zu. „Wir sollten jetzt wirklich verschwinden.“ Laute Zustimmung kam von den Strohhutpiraten und sie rannten los. Ruffy packte Zorro und schleifte ihn mehr hinter sich her, als dass dieser wirklich von alleine lief. „Werden die uns verfolgen?“, rief Lysop panisch. „Hast du den nicht gesehen?“, entgegnete Sanji. „Ich glaube diesen Wahnsinnigen sind wir nicht so schnell los.“ „Wir müssen erst einmal hier weg.“ Nami rannte vorneweg. Hinter ihr lief Robin. Sie war die ganze Zeit verdächtig ruhig gewesen, doch Sanji entschied, dass es im Moment wichtigeres gab. Sie schien gesund und unverletzt zu sein und nur das zählte. Für einen Moment fragte er sich, ob die anderen mitbekommen hatten, was dieser Raritätenjäger über ihn gesagt hatte, aber dann entschied er, dass auch das bis später warten konnte. Sie hatten die Thousand Sunny beinahe erreicht. Der Nebel war lichter geworden und so konnten Sanji die beiden Umrisse an der Reling bereits erkennen. „Wo bleibt ihr denn?“, rief Franky von oben zu ihnen herab. „Wir waren schon kurz davor euch zu folgen. Hier auf der Ersatzbank ist es super langweilig.“ „Oh, wie ich sehe wart ihr erfolgreich.“ Brook ließ die Hängeleiter zu ihnen herab. „Willkommen zurück, Zorro.“ Eilig erklommen die Crewmitglieder nacheinander die Leiter. Sanji stellte sicher, dass zuerst die Damen hinaufstiegen und ließ auch Lysop den Vortritt. „Jetzt reiß dich zusammen!“ Überrascht drehte er sich um. Zorro stand immer noch da wie neben sich und Rayleigh schüttelte ihn recht grob. „Wir können uns das hier gerade nicht leisten.“ Lysop, der nur wenige Meter über Sanji hing, sah zu ihm mit großen Augen herab. „Hörst du mir überhaupt zu?“Der Koch erwiderte den Blick des Kanoniers und zuckte nur mit den Achseln. Er wusste auch nicht, was mit dem Marimo nicht stimmte. „Kommt ihr jetzt mal langsam?“, ertönte es von oben. Sanji wollte sich wieder der Strickleiter zuwenden, als er ein leises Klatschen hörte. Er schnellte herum. Rayleigh hatte dem Schwertkämpfer eine runter gehauen. „Rayleigh!“ Ruffy stand neben ihm, offensichtlich nicht sicher ob er überrascht oder wütend sein sollte. Zorro taumelte ein zwei Schritte zurück und hielt sich den Kiefer. Rayleigh stand mit ernster Miene vor ihm. „Besser?“ Der Angesprochene schüttelte ein bisschen den Kopf, spannte und entspannte seinen Kiefer, ehe er schließlich nickte.„War das wirklich nötig gewesen?“ Zorro klang rau wie eh und je. „Offensichtlich ja“, entgegnete Rayleigh, „du warst wie weggetreten.“ Der Schwertkämpfer schnaubte nur auf und sah sich um. „Sind alle da?“, fragte er dann, wieder ganz der Alte. Eine Sekunde lang sah er Sanji an und dann glitt sein Blick nach oben zum Schiff und wieder zurück zu Ruffy. „Chopper“, flüsterte er leise zu sich selbst ehe er rief: „Ist Chopper bei euch da oben?“ Verwirrt sah Sanji sich um. Chopper war von Korekuta weggefegt worden. In Ruffys Richtung. Er hatte irgendwie erwartet, dass er zeitgleich mit ihrem Kapitän wieder zu ihnen gestoßen war. „Er ist nicht hier“, entgegnete Robin von oben besorgt und war schon wieder drauf und dran die Leiter hinunterzuklettern. „Zorro warte!“ Rayleigh packte den anderen am Unterarm, während dieser schon wieder Richtung Gebäude unterwegs war. „Was hast du vor?“ „Wonach sieht‘s denn aus? Ich hole Chopper zurück“, knurrte der andere. „Du?“, fragte der dunkle König höhnisch. „Du bist der Grund warum wir überhaupt in diesem Schlamassel sind und sobald Korekuta auftaucht, bist du keine Hilfe. Glaubst du, ich lass dich zurücklaufen?“ „Und glaubst du, du könntest mir Befehle erteilen?“ Der Schwertkämpfer wirbelte herum und trat auf den anderen zu, so nahe, dass sie beinahe Stirn an Stirn standen. „Zorro!“ Ruffy legte wie selbstverständlich eine Hand auf die angespannte Schulter des anderen. „Geh an Bord.“ Dann grinste er. „Ich hol Chopper schon und dann fahren wir alle zusammen weiter.“ Für eine Sekunde sah Zorro den Schwarzhaarigen nur an, dann nickte er und drehte sich zur Sunny, ohne Rayleigh auch nur eines Blickes zu würdigen. „Brauchst du Hilfe, Ruffy?“, fragte Sanji ernst und machte Platz an der Leiter, damit sein Lieblingsfeind hochklettern konnte, was dieser auch ohne Zögern tat. „Nein, kein Problem.“ „Wir sollten uns beeilen“, murrte der ehemalige Pirat fast schon so schroff wie der Schwertkämpfer. „Ich weiß nicht wann Muchinushi wieder auftaucht.“ „Verstanden.“ Ruffy hob beide Daumen in die Höhe und lief los. Sekunden später waren alle übrigen zurück auf der Wiese an Deck der Thousand Sunny und Franky klopfte dem Schwertkämpfer kräftig auf die Schulter. „Gut, dass du wieder da bist.“ „Hoffentlich beeilt Ruffy sich.“ Nami verschränkte unsicher die Arme. „Dieser Typ war unheimlich.“ „Rayleigh.“ Zorro wandte sich wieder dem dunklen König zu. „Nimm mir den Ring ab.“ Erst jetzt bemerkte Sanji ihn wieder. Er hatte beinahe vergessen, dass ihr Schwertkämpfer noch nicht ganz befreit war. Kopfschüttelnd trat der Grauhaarige nach vorne. „Wir brauchen den...“„Muchinushi hat den Schlüssel!“ Selten hatte Sanji den Schwertkämpfer so leicht aufbrausen erlebt. „Und das wird sich nicht ändern, egal wie lange wir darüber diskutieren. Also mach ihn ab!“ Die Spannung war greifbar. „Hey Leute, können wir nicht einfach Werkzeuge benutzen?“, Lysops Einwand war fast so schwach wie seine Stimme.„Nein“, murmelte Rayleigh unglücklich, „unter der äußeren Schicht liegt ein Sprengsatz. Aber wenn ich den Ring abnehme...“ „Wir sind das Thema schon einmal durchgegangen. So kann ich nicht richtig kämpfen.“ Beide Männer sahen einander ernst an, als würden sie eine wortlose Diskussion führen; mehrere Sekunden verstrichen eh Zorro etwas gefasster schien und irgendwann nickte der dunkle König. „Nun gut, setzt dich hin.“ Der Grünhaarige nickte ebenfalls und folgte der Aufforderung. „Sollten wir nicht warten bis Chopper zurück ist?“, fragte Nami besorgt. „Für den Fall, dass was schief läuft.“ „Es kann sein, dass wir nicht so viel Zeit haben“, antwortete Rayleigh und legte beide Hände an Zorros Halsring. „Wenn Korekuta den Schlüssel hat, kann er auch die Sprengladung hochjagen sobald er nahe genug ist.“ „Würde er dann nicht Zorro verletzten?“ Lysop lugte über die Schulter des ehemaligen Piraten, um den Halsring zu betrachten. „Er schien nicht so, als wollte er Zorro weh tun.“„Die Explosion ist nicht nach innen gerichtet.“ Es war Zorro, der kühl antwortete, nun wirkte er fast wieder so, wie der Koch ihn kannte. Ruhig, ein bisschen zu gelangweilt für die Situation und unlesbar. „Bereit?“ Der Ring stieß gegen die hölzerne Wand, drehte sich noch ein paar Mal um die eigene Achse und fiel dann schließlich zu Boden.Es ging schneller als Sanji es hatte sehen können. Fast schon ärgerte er sich, dass er nach zwei Jahren Training Rayleighs Bewegungen immer noch kaum erkennen konnte. Für eine Sekunde betrachteten sie alle die metallene Fessel. „Sollte er nicht explodieren?“, fragte Franky nach. Robin ging hinüber und hob den Ring auf. Nun konnte man deutlich sehen, dass an der Innenseite des Rings tiefe, scharfe Spitzen wie Dornen eingelassen worden waren. Sie alle schimmerten blutrot. „Er ist noch intakt“, stellte sie gedankenverloren fest. „Wie schlimm ist es, Zorro?“ Nami klang äußerst besorgt. Sanji sah zurück zum Schwertkämpfer, der sich eine Hand an den Nacken hielt, während kleine Rinnsale Blut seinen Hals hinuntertropften. „Sind nur ein paar Kratzer. Ich hab doch gesagt, dass es gut gehen würde.“ Der dunkle König ließ sich neben Zorro fallen und lachte leise auf. „Puh, da hab ich mich selbst überrascht. Ich dachte ich würde dich köpfen. Zum Glück ist alles gut gegangen.“ Nun schlich sich zum ersten Mal ein kleines Grinsen auf die dünnen Lippen des Schwertkämpfers. „Danke, Mann.“ „Sagt mal.“ Nami stellte sich vor die beiden. „Ich denke es ist Zeit, dass ihr uns die Wahrheit sagt.“ Es wurde mucksmäuschenstill. „Was geht hier vor sich und warum zur Hölle ist dieser Korekuta hinter dir her, Zorro?“ Die beiden Männer am Boden sahen sich ernst an, ehe Zorro den Kopf schüttelte. „Ich denke nicht, dass...“„Es ist mir egal was du denkst!“ Die Navigatorin machte einen weiteren Schritt nach vorne. „Nach zwei langen Jahren sind wir endlich wieder zusammen und dann verschwindest du einfach ohne ein Wort. Hinterlässt Sanji eine kryptische Botschaft, dass nur Rayleigh dich retten darf und dann das gerade.“ Sie holte tief Luft. „Chopper ist noch irgendwo da draußen, mit Ruffy. Wir hätten all das hier vermeiden können, wenn wir gewusst hätten, dass jemand hinter dir her ist.“ Zorro setzte zum Sprechen an, doch Nami war noch nicht fertig. „Wir haben uns Sorgen gemacht! Verdammt noch mal! Ich dachte wir hätten das Thema schon oft genug durchgekaut. Wenn die Vergangenheit einen von uns einholt, betrifft das die ganze Crew. Warum also? Warum musst ausgerechnet du das alleine ausmachen?“ Niemand sagte etwas und niemand traute sich die Navigatorin anzusehen. „Wolltest du uns beschützen? Denn Chopper ist eben ziemlich hart getroffen worden, nur so zur Info. Seit wann entscheidest du solche...“ „Nami.“ Lysop unterbrach sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das ist jetzt nicht der richtige...“ „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt!“ Sie schlug Lysops Hand weg und packte selbst ihre linke Schulter. Sie hatte Tränen in den Augen und grub die Finger tief in ihr Fleisch. „Wir sind eine Crew, Zorro, aber du hast uns nicht vertraut. Du bist zu Rayleigh gegangen, warum? Und dieser… dieser Mann...“ „Genug.“ Zorro war aufgestanden, ein kühler Ausdruck auf seinem Gesicht. Immer noch tropfte Blut seinen Hals hinab, sickerte in seinen Mantel. Sanji bemerkte, wie Robin sich neben ihn stellte, die Arme fest verschränkt, einen unlesbaren Ausdruck in den Augen. „Du solltest ihnen die Wahrheit sagen“, riet Rayleigh ruhig, während er immer noch auf dem Boden saß. Zorro starte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Nein“, flüsterte er, „das kann ich nicht tun.“ „Warum nicht?“ Brook klang überraschend sanft. „Glaubst du, dass es je wieder so werden könnte wie vorher? Selbst wenn keiner von uns nachfragen würde, du weißt ganz genau, dass du uns die Wahrheit über kurz oder lang sagen musst. Sonst können wir weder dich noch uns selbst vor Leuten wie Korekuta beschützen. Und selbst wenn wir dir vertrauen, bist du noch in der Lage darauf zu vertrauen, dass wir nicht an dir zweifeln?“Zum ersten Mal seit sie an Bord waren, nahm Zorro Augenkontakt mit einem Crewmitglied auf. Er atmete tief ein und nickte schließlich. „Meinetwegen, ich werde euch alles erzählen, was ihr wissen wollt. Aber erst wenn alle wieder da sind. Erst wenn Ruffy und Chopper zurück sind.“ Die Navigatorin nickte: „Damit kann ich leben.“ Sie drehte sich zum Rest der Crew um. „Okay, ich will, dass wir die Sunny Abflug bereit machen. Es kann sein, dass wir sofort abhauen müssen, sobald die zwei hier auftauchen.“ Nach und nach beauftragte sie einzelne Crewmitglieder mit Arbeiten. Ehe sie sich Zorro zuwandte. „Du bleibst hier, wo ich dich im Blick behalten kann.“ Der Grünhaarige zog eine Augenbraue hoch. „Denkst du, ich würde abhauen?“ Sie grinste leicht, entgegnete jedoch nichts. Dann sah sie bedeutungsvoll zu Sanji hinüber und nickte leicht zum Schwertkämpfer, der sich wieder ins Gras sinken ließ. Der Koch verstand, rollte leicht mit den Augen, nickte aber. Sich eine Zigarette anzündend lehnte er sich gegen die Reling, während Nami den anderen hinterher eilte. „Bist du etwa mein Babysitter?“, murrte Zorro höhnisch. Sanji genoss seine Zigarette. „Selbst Schuld. Wenn du nicht einfach verschwunden wärest, würde Nami-Mäuschen sich nicht so große Sorgen um dich machen.“ Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Robin sie von der Steuertrasse beobachtete; sie hatte den Halsring immer noch bei sich. Der Schwertkämpfer schnaubte, entgegnete jedoch nichts. Für ein paar Sekunden blieben die drei Männer ruhig, dann ließ Zorro sich auf den Rücken fallen und verschränkte die Arme hinterm Hinterkopf. „Du hattest Recht“, murmelte er zu Rayleigh, „die Vergangenheit holt uns alle irgendwann ein.“ Der ehemalige Pirat schmunzelte leicht, trotz der Anspannung. „Du weißt doch, ich habe immer Recht. Aber ich hätte dir gegönnt, wenn es noch ein paar Monate gedauert hätte.“ „Warum?“, fragte Sanji nach, sich bewusst, dass er gerade in ein privates Gespräch eingriff. Zorro sah ihn an, sein unversehrtes Auge nur halb geöffnet. Er wirkte wieder wie sonst auch, aber trotzdem schien da noch eine gewisse Spannung in ihm zu lungern. „Aus Egoismus“, murrte er knapp ehe er sein Auge schloss. „Denn sobald ihr alles wisst, werde ich die Crew verlassen.“ „Was?!“ Sanji ließ die Kippe fallen und trat auf den Schwerkämpfer zu. „Wovon redest du bitte?!“ „Sanji.“ Rayleigh hob beschwichtigend beide Arme. „Bitte beruhige dich. Er ist ein Sturkopf, es macht keinen Sinn jetzt mit ihm über ungelegte Eier zu streiten.“ „Schlechter Wortwitz“, murrte Zorro, bevor der wutentbrannte Sanji ihn am Kragen packte und ihn hochzog, geronnenes Blut verklebte seine Hände. Minder beeindruckt sah der Schwertkämpfer den Koch an. „Lass mich los“, befahl er ruhig. „Ich denke nicht!“, knurrte Sanji. „Nicht bevor du mir eine Erklärung abgibst.“„Ich sagte doch schon, erst wenn die an...“ „Das meinte ich nicht!“ Sanji ließ ihn los, im letzten Moment konnte Zorro sich abfangen. „Warum er?“ Er nickte zum dunklen König hinüber. „Warum vertraust du ihm mehr als uns, deiner Crew.“ Für einen Moment weitete sich dieses eine Auge und der Schwertkämpfer sah ihn überrascht an, ehe er wegsah. „Das stimmt so nicht“, murmelte er nach einem schnellen Blickaustausch mit dem ehemaligen Piraten. „Es ist nur so, dass ich Rayleigh schon ziemlich lange kenne. Er weiß Dinge aus meiner Vergangenheit, die ich lieber vergessen würde.“ Diese ehrliche Antwort überraschte Sanji dann doch und er schämte sich schon beinahe dafür, wie er den anderen gerade angegangen war. „Woher kennt ihr euch denn?“, fragte er ruhiger und setzte sich ebenfalls ins Gras. Zumindest das konnte der andere ihm ja wohl sagen, oder? „Er hat mich angelogen und ausgenutzt“, erklärte Zorro mit einem leisen Grinsen. „Was?“ Rayleigh drehte sich zu ihm um. „Nein, ich hab nur etwas ausgelassen, weil du uns sonst umgebracht hättest. Ich hab dich gerettet!“ Der Schwertkämpfer lehnte sich wieder zurück und schloss sein Auge. „Roger hat mich gerettet, du hast mich nach Strich und Faden hinters Licht geführt.“ „Warte was?“ Verwirrt sah Sanji zwischen den Männern hin und her. „Roger ist doch vor über 24 Jahren verstorben. Wann wollt ihr euch denn bitte kennen gelernt haben.“ „Uff.“ Zorro kratzte sich am Hinterkopf. „Lass mal rechnen, das müsste so vor knapp 60 Jahren gewesen sein.“ „Was?!“ Sie mussten ihn auf den Arm nehmen. „Nicht ganz“, korrigierte Rayleigh ihn. „Es ist erst 57 Jahre her.“„Nein!“, brüllte Sanji beinahe. „Aber dann müsstest du ja… keine Ahnung 70 Jahre alt sein oder so.“ „81.“ Rayleigh lächelte ihn höflich an. „Er ist drei Jahre älter als ich.“ Mehrmals schnappte Sanji nach Luft und wollte was sagen, doch ihm viel nichts ein. Das konnte nur ein Witz sein. „Dafür hast du dich aber gut gehalten“, entkam es ihm schließlich. Zorro grinste leicht und wollte etwas erwidern, doch plötzlich wurde das Schiff ordentlich durchgeschüttelt. Im nächsten Moment prallte niemand anderes als ihr Kapitän mit voller Wucht gegen den Mast. „Ruffy!“, riefen sie einstimmig. Dieser klatschte hart zu Boden. „Was ist passiert?“ Von weit her, erklang eine laute Stimme: „Vertrag der Natur!“ Aus heiterem Himmel begann die Erde zu beben. „Wir müssen hier weg!“, brüllte Nami geistesgegenwärtig von der Steuertrasse. „Was ist mit Chopper?“, entgegnete Lysop, der zur Ruffy geeilt war. Bevor irgendwer antworten konnte, vergaßen sie alle zu atmen. Die Insel vor ihnen erhob sich aus dem Wasser, immer höher, ließ unter sich einen riesigen Krater zurück. Doch das Wasser floss nicht hinein, als würde es von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten. Die Insel glitt weiter empor, und dort oben, am Rande der Insel, stand Korekuta Muchinushi und hielt Chopper über den Abgrund.     -------------------- 7. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 6   „Verdammt!“ Zorro war aufgesprungen und starrte neben Sanji zum Himmel hinauf. Dort, einige hundert Meter über ihnen schwebte eine gesamte Insel in der Luft. Am Rande des Abgrundes, schwer zu erkennen aber doch auszumachen, stand Korekuta Muchinushi und hielt den sich windenden Chopper über die Kluft. Links und rechts vom Raritätenjäger tauchten noch andere Köpfe auf und sahen zu ihnen hinab. „Diese Joudama ist wirklich gut geworden“, bemerkte Rayleigh und erhob sich ebenfalls. Er klang beinahe entspannt während er der jungen Raritätenjägerin seinen Respekt zollte. „Was hat er vor?“, knurrte Sanji. „Chopper!“ Die Crewmitglieder starrten alle machtlos empor. Das Meer um sie herum war unruhig, die Sunny und die verbliebenen Schiffe der Raritätenjäger tanzten in den aufgebrachten Wellen hin und her, doch der riesige Krater unterhalb der fliegenden Insel füllte sich nicht mit Wasser, es war beinahe so, als würde eine unsichtbare Wand die Wassermassen aufhalten. Die fremden Schiffe taumelten augenscheinlich herrenlos nahe den Piraten übers Meer, doch keiner der Piraten beachtete sie näher während sie nach oben starrten. „Wo sind meine Schwerter?“, brüllte Zorro wütend. „In der Kajüte“, antwortete Lysop panisch. Der Schwertkämpfer starrte zwischen der Türe zum Männerschlafzimmer und der Insel im Himmel hin und her, am Ende blieb er jedoch stehen, ballte die Hände zu Fäusten. „Ruffy, kommst du bis da oben?“, fragte Nami direkt. „Ruffy kommt nirgendwohin“, entgegnete Franky ernst, „der ist noch total belämmert.“ „Was ist mit dir, Robin?“ „Nein, dafür kann ich meine Flügel nicht lange genug aufrechterhalten.“ „Brook?“„Es tut mir leid, aber obwohl ich sehr leicht bin, fliegen kann ich nicht.“ Verzweifelt sah Nami hin und her. „Sanji, was...“ Sie unterbrach sich, als aus dem Tiefen der Sunny ein Böllebölle Böllebölle kam. „Die Teleschnecke“, murmelte sie leise. „Die Teleschnecke!“, brüllte sie dann und sprang die Stufen hinauf, ehe sie in die Kombüse hineinrannte. Sekunden später kam sie samt Teleschnecke nach draußen. „Es ist Korekuta“, sagte sie gefasst. „Er will mit dir reden, Zorro.“ „Nein!“ Rayleigh packte den Schwertkämpfer am Oberarm, der bereits auf dem Weg zur Navigatorin war. „Dir ist doch klar, dass er dich nur erpressen will. Du darfst ihm nicht zuhören.“Für eine Sekunde sah Zorro den anderen an und in diesem Moment fragte Sanji sich, ob das was die Männer ihm eben erzählt hatten, wirklich der Wahrheit entsprach. Die Zweifel, dass es mehr als ein Scherz gewesen war, wurden langsam größer. „Er hat Chopper“, war alles was der Grünhaarige antwortete, dann löste er sich aus dem Griff des anderen und ging nach oben. Fast schon zögerlich nahm er der Navigatorin die Sprechmuschel ab. „Ja?“, knurrte er hinein, doch so hart seine Stimme auch klang, so unsicher betrachtete er die Schnecke. Diese begann prompt beinahe sanft zu lächeln, als Korekutas Stimme über das Deck tönte: „Ah, meine Nummer...“„Zorro! Was auch immer er...Uuuh.“ Chopper unterbrach den Weltaristokraten nur um dann kurz aufzuheulen. Sanji starrte nach oben, doch es war unmöglich zu sagen, was genau der Fremde ihrem Crewmitglied angetan hatte. „Muchinushi!“, brüllte Zorro nun und packte die Sprachmuschel so fest, dass sie dem Zerplatzen nahe war. „Aber aber, meine Nummer eins, du weißt doch, du darfst mich Nushi nennen.“ „Wehe du tust Chopper etwas an!“ Der dunkle König neben dem Koch stieß einen überraschten Ton aus. „Drohst du mir etwa?“ Die Stimme des Raritätenjägers schien sich kaum zu verändern und doch machte der Schwertkämpfer einen Schritt zurück. Diese einfache Frage schien bereits auszureichen, um den Widerstand des Schwertkämpfers ins Wanken zu bringen. „Wir können das ganz einfach beenden, meine Nummer eins.“ Korekuta klang etwas herzlicher als noch wenige Worte zuvor. „Komm zu mir zurück und ich lasse Nummer 4.052 unversehrt gehen.“ Im Hintergrund wimmerte der junge Arzt. Für eine Sekunde atmete Zorro tief ein, gleichzeitig wie der ehemalige Pirat, der bereits auf Zorro und Nami zueilte, doch am schnellsten war die Navigatorin, die dem Mann neben ihr mit Leichtigkeit die Sprachmuschel entwand und hinein keifte: „Ich dachte, dass hätten wir schon durchgesprochen? Wir verhandeln nicht über Leben!“ Eine Sekunde wagte keiner zu atmen. Doch dann sahen sie sich alle hektisch an. Insbesondere Nami hatte die Panik ins Gesicht geschrieben. Es war offensichtlich, dass sie das nicht geplant hatte. Dann hüstelte Rayleigh leise und plötzlich starrte Zorro direkt zu Sanji und der Koch erkannte den Blick sofort. Fragend hob er eine Augenbraue an, nickte aber. Der Schwertkämpfer nickte ebenfalls, allerdings ohne das übliche schiefe Grinsen, und sah dann zum dunklen König hinab. Nami schien das bemerkt zu werden, denn sie beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. „Wie unhöflich einfach ein fremdes Gespräch zu unterbrechen.“ Korekuta lachte leise. „Ich bin mir nicht sicher wie lange ich das noch dulden kann.“ Zorro und Rayleigh sahen einander immer noch an. „Lysop“, sprach der Weißhaarige aus, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, „kannst du Joudama ausmachen?“ Überrascht schaute der Kanonier zum ehemaligen Piraten hinüber, ehe er wieder nach oben sah, diesmal jedoch mit aufgesetzter Brille. „Ja, ich kann sie sehen“, murmelte er leicht verwirrt. „Ziel auf sie“, befahl Rayleigh kühl, „und auf drei schießt du sie ab.“„Was?“, entkam es dem Lügenbaron etwas zu laut. „Ich möchte nun wieder mit meiner Nummer eins sprechen.“ Korekuta bekam von dem Gespräch nichts mit. „Mach es einfach“, knurrte Franky, der hinter Lysop kniete und den vor sich hin lallenden Strohhutjungen festhielt. Zorro formte tonlos die Worte auf drei, ehe er schließlich Nami zu nickte, die kurz schluckte. Rayleigh packte sein Schwert. „Ich denke nicht, dass das möglich sein wird“, antwortete die Navigatorin nun kühl der Teleschnecke. „Jetzt hör mir zu du ungezogenes...“ „Eins“, flüsterte der dunkle König. „...wertloses Mädchen! Ich war lange genug geduldig mit dir. Gib mir meine Nummer eins oder ich lasse euer Crewmitglied in den Tod fallen.“ „Zwei.“ „Dann noch einen schönen Tag.“ Kurz biss sich Nami auf die Lippe, dann legte sie einfach auf. „Drei.“ Auf einmal wurde alles ganz langsam, als würde sich eine winzige Sekunde ausdehnen. Neben sich konnte Sanji sehen, wie der dunkle König sein Schwert schwang und eine riesige Schnittwelle auf die Insel zuraste. Gleichzeitig brüllte Lysop hinter ihm irgendetwas und feuerte sein Geschoss auf die Raritätenjägerin ab. Irgendwo dort oben schrie Chopper unverständliche Flüche von sich, als Korekuta ihn los ließ. Sanji allerdings konzentrierte sich auf die Geschehnisse vor ihm und hob sein linkes Bein leicht an während der Schwertkämpfer auf ihn zu gerannt kam. Er kannte diesen Bewegungsablauf, sie hatten ihn schon unzählige Male ausgeführt und egal was passierte, Sanji wusste genau, was Zorro wollte. Schließlich waren sie ein eingespieltes Team. Beinahe leichtfüßig landete sein Lieblingsfeind auf seinem Bein. „Guten Flug!“ Mit diesen Worten schickte er den anderen in die Luft. Für einen Moment bildete er sich ein, dass Zorro einen Arm aus seinem Mantel zog, aber warum sollte der andere das tun? Die Schnittwelle durchdrang die Insel, doch nichts passierte. „Warum geschieht nichts?“, fragte Brook in die ohrenbetäubende Stille hinein. „Warte noch“, murrte Lysop, der hochkonzentriert immer noch gen Himmel starrte. „Und… Treffer!“ Aus heiterem Himmel zerbarst der Insel in tausende Teile und begann zu fallen. Laute Schreie und das Bersten von Stein hallten zu ihnen hinunter. Fast gleichzeitig begann das Meer um sie herum zu toben. Brechende Fluten jagten den Krater hinab, zerrten an der Thousand Sunny, die trotz des geworfenen Ankers mitgezogen wurde. „Wir werden hineingezogen.“ Brook klang fast belustigt, aber sein Totenkopf klapperte vor Panik. „Keine Sorge“, entgegnete Franky, „so ein leichter Wellengang macht doch unserer Sunny nichts!“ „Die Insel fällt zu schnell!“, rief Nami. „Sie wird Chopper und Zorro unter sich begraben!“ „Lysop!“  Sanji, der weder den Schwertkämpfer noch den Arzt ausmachen konnte, drehte sich zum Scharfschützen um.„Ich kann sie nicht mehr sehen!“, antwortete dieser ebenso laut. „Sie müssen irgendwo zwischen dem Geröll sein.“ Die ersten Steinbrocken krachten zu Boden und ins Meer. Staub und Wasser stoben nach oben. Riesige Flutwellen jagten auf das kleine Piratenschiff zu und drängten es wieder nach hinten. Die Piraten suchten nach Halt, einzig und allein der dunkle König stand auf der kleinen Fläche voller Gras, als würde er die unruhige See überhaupt nicht wahrnehmen. Hinter den wilden Brechern kam die Unglücksstelle immer wieder in Sicht. Robin eilte zur Reling und kreuzte ihre Arme.„Cien...“„Es ist alles in Ordnung, meine Liebe.“Rayleigh legte ihr eine Hand auf die Schulter, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Es geht ihnen gut.“ Sanji sah den anderen zweifelnd an, dann drehte er sich überrascht zu seiner Linken, wo plötzlich Ruffy stand, immer noch leicht am wanken. „Zorro ist klasse.“ Seine Stimme war fröhlich wie eh und je. „Alles in Ordnung?“, murrte der Koch während sie sich wieder dem Schauspiel vor ihnen zuwandten. „Klar, nur ein bisschen Kopfschmerzen.“ Der Kapitän wirkte so unbeschwert wie immer. Vor ihnen bauschte sich eine riesige Wolke aus Staub, Dreck und Wasser auf. Für eine gefühlte Ewigkeit passierte nichts. Sie alle beobachteten die aufgewühlte See, hielten Ausschau nach Zorro und Chopper. Doch zwischen den riesigen Trümmern und der sich ausbreitenden Staubwolke konnte keiner etwas erkennen. Die Fluten wurden etwas ruhiger, doch immer noch schaukelte die Sunny bedrohlich. Plötzlich lachte Rayleigh leise auf und Lysop rief: „Da! Ich kann etwas erkennen! Da kommt was auf uns zu.“ Zu Sanjis Verwirrung zeigte der Lügenbaron jedoch nicht ins Wasser, sondern hatte den Finger zur Sonne ausgestreckt, die hinter der Staubwolke und dem sanften Nebel kaum mehr als ein schimmernder Ball war. Dann sah er ihn auch; einen Schatten, der sich vom hellen Licht abhob und die Sonne teilweise verdeckte. Mit jeder Sekunde kam der Schatten näher und seine Umrisse wurden klarer. Das erste was Sanji ausmachen konnte waren die Flügel, strahlend weiß schienen sie im Nebel beinahe zu leuchten und weitgespannt kam der Schatten auf sie zu. War das ein Engel? Um die Gestalt herum schien die Luft lebendiger, die Wolke wirbelte wild auf und nieder, verwischte die schärfer werdenden Konturen immer wieder. Ungläubig erkannte der Koch einen grünen Schimmer, der sich als vertrautes Moosgrün herausstellte. Er schüttelte stetig den Kopf. Das konnte doch gar nicht sein. „Ist das Zorro?“, flüsterte Lysop misstrauisch. Für einen Augenblick war Sanji sich sicher, dass die Flügel Robins spezielle Fähigkeit waren, doch die fünf Sekunden waren längst um und als die Gestalt die Wolke endlich hinter sich ließ konnte er die strahlend weißen Federn zweifelsfrei erkennen. Genauso wie den Mann, dem sie gehörten. Die grünen Haare waren Indiz genug, trotzdem zweifelte der Blondschopf gerade an allem, was er bisher für möglich gehalten hatte. Es musste Zorro sein, die Art wie er den kleinen Chopper in seinen Armen hielt, die breiten Schultern, die wie bei einem Soldaten nie ihre Anspannung verloren, der dunkelgrüne Mantel, der achtlos um seine Hüfte hin und her wedelte. Natürlich musste es Zorro sein, aber er konnte es einfach nicht sein. Wenn man mal von den engelsgleichen Flügeln absah – die es bereits unmöglich machten, dass es Zorro sein könnte – waren da noch diese seltsamen Verzierungen auf der linken Körperhälfte des Herannahenden. Wie ein kunstvolles Tattoo rankten sich unzählige schwarze Linien über die linke Gesichtshälfte, den Hals hinab, über Schulter, Arm und Brust, ehe sie von der Bauchbinde verschluckt wurden. Und da war noch etwas mit seinen Augen, etwas, was er auf die Entfernung nicht erkennen konnte. Kopfschüttelnd sah Sanji zu, wie der Mann, der doch so eindeutig ihr Schwertkämpfer war und doch genauso sehr ein Fremder sein konnte, auf sie zu kam. Leichtfüßig berührten seine Stiefel die Reling und nun konnte Sanji erkennen, dass seine Augen nichts menschliches mehr an sich hatten. Das unnatürlich leuchtende Grün der Iris füllte das komplette Auge aus, schimmerte in verschiedenen Tönen. Die Pupillen waren oval wie bei einer Katze und glitten eilig von links nach rechts. Sanji hatte Schwierigkeiten zu erkennen, wen oder was er ansah, bis zu dem Moment, wo diese befremdlichen Augen ihn anstarrten und ihm ganz kalt wurde. „Darf ich vorstellen.“ Rayleigh strahlte nur so vor voller Stolz und Freude. „Der letzte Drache: Todesengel Bronze.“           -------------------- 8. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 7   „Darf ich vorstellen: Der letzte Drache, Todesengel Bronze.“ Sanji hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. „Der Höllenhund des Teufels“, flüsterte Franky neben ihm atemlos. Irgendwo hatte er diesen Namen schon einmal gehört, aber er begriff nichts. Der letzte Drache? Drachen waren Märchengestalten, geflügelte Reptilien, doch wusste er, dass es sie noch geben könnte. Warum also der letzte Drache? Der Mann auf der Reling war ein Mensch, mit riesigen weißen Flügeln vielleicht und seltsamen Augen vielleicht, aber ganz offensichtlich kein Reptil, kein Ungeheuer. Todesengel Bronze? Warum war dieser Name ihm seltsam vertraut? Warum hatte er das Gefühl, diesen Namen zu kennen?Warum verband er das mit seiner Kindheit, warum musste er gerade jetzt an seine Geschwister denken? Plötzlich hörte er die Stimme seines Vaters, wie er über den Todesengel Bronze redete. Der Höllenhund des Teufels? Irgendwie rief dieser Titel eine Melodie in ihm wach, ein Kinderlied, wenn er sich nicht irrte. War es nicht dieses Lied, in dem die Kinder bei Anbruch der Dunkelheit Zuhause sein sollten, da sonst der Höllenhund sie fressen würde? Abwesend nickte er leicht. Genau, es war dieser uralte Singsang gewesen, den seine Geschwister immer gesungen hatten, wann immer sein Vater über Bronze gesprochen hatte. Er war nur ein Märchen, eine uralte Sage, nichts weiter als ein Kinderlied. Die zweite Strophe erzählte davon, dass die Kinder sich nicht so weit vom Dorf entfernen sollten, da draußen im Walde der Höllenhund darauf warten würde ihnen die Köpfe abzureißen und in der dritten Strophe sollten sie nicht zu laut sein, da der Höllenhund von lärmenden Kindern angezogen wurde und ihnen die Kehle zerreißen würde. Und zwischen jeder einzelnen Strophe gab es diesen Refrain, er schallte in seinem Kopf wieder und wieder. Hört auf eure Eltern, seid nicht dumm Der Höllenhund bringt Kinder um Höllenhund Bronze Höllenhund Bronze Der Höllenhund bringt Kinder um Für eine Sekunde war er wieder der kleine Junge, der nicht so stark war wie seine Geschwister, die ihn hänselten, während sie dieses Lied sangen. Die Melodie spukte in seinem Kopf, der Gesang aus den unnatürlich verzerrten Stimmen seiner Geschwister und dahinter die tiefe Stimme seines Vaters, der über das Blut des Todesengels sprach. Dann sprang der Mann mit den Flügeln von der Reling hinab. Dumpf stießen seine schweren Stiefel auf dem Holzboden auf und Sanji war nicht mehr der kleine, wehrlose Junge. Verwirrt trat er einen Schritt zurück. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte irgendwer zu seiner Linken während er die Person vor sich beäugte.Es musste Zorro sein, es war das gleiche Haar, die gleichen schmalen Lippen, die gleichen Sorgenfalten auf der Stirn. Selbst die drei goldenen Ohrringe pendelten von seinem linken Ohr hinab. Aber woher kamen die Flügel, das Tattoo? Was war mit diesen komischen Augen und wohin waren seine Narben verschwunden? „Rayleigh, könntest du bitte Choppers Handschellen lösen?“ Die Stimme des Neuankömmlings klang fast genau wie Zorros, nur noch etwas tiefer und leicht hallend, beinahe nicht menschlich, wäre es da nicht diese Unsicherheit, die zaghaft in jedem Wort steckte. „Natürlich.“ Der ehemalige Pirat kam an Sanji vorbei und nahm den offensichtlich ohnmächtigen Arzt aus den Händen des anderen. „Er ist unverletzt.“ Diese Aussage des anderen ließ den Koch aufatmen. „Das hast du gut gemacht.“ Rayleigh klang ruhig und überaus sanft. „Du hast Chopper gerettet.“ Der andere entgegnete nichts, sondern schaute zu seinen Füßen. „Warte mal, was geht hier vor?“ „Bist du das, Zorro?“ „Ich verstehe hier gar nichts mehr.“ „Voll die coolen Flügel.“ „Ruffy, nicht! Uhm...“Der Strohhutkapitän war nach vorne gestürzt und hatte nach einem der beiden Flügel gegriffen, der Grünhaarige hatte ihn aufhalten wollen, war jedoch zu langsam gewesen und zuckte nun mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Im nächsten Moment schienen sich die Flügel hinter dem Rücken des Neuankömmlings zusammenzuziehen und dann waren sie auf einmal verschwunden. „Was zur…?“ „Was…?“ „Wow cool!“Der dunkle König, der wie beiläufig die Seesteinhandschellen des jungen Rentiers entfernt hatte, lachte leise auf. „Oh, wie lang ist es her, dass deine kleinen Flügelchen so empfindlich waren?“Verwirrt schaute Sanji vom Grünhaarigen zum ehemaligen Piraten, der immer noch Chopper im Arm hielt. „Wir sollten hier verschwinden.“ Der Angesprochene flüsterte beinahe, so heiser waren seine Worte. „Die Korekutas mögen gerade zwar andere Probleme haben, aber sicher sind wir hier nicht.“ „Stimmt!“ Es war Nami die sich zuerst zu fangen schien. „Wir sollten wirklich abhauen. Alle auf eure Positionen! Franky, einen Coup de Burst bitte.“ Sekunden später segelte das Schiff durch die Luft und Sanji verließ seinen Posten, um wieder auf die kleine Wiese zu gehen. Dort am Mast saß Rayleigh neben Chopper, der gerade wohl aufgewacht war und mit Argwohn Zorro inspizierte, der vor dem dunklen König im Gras hockte. „Bist du sicher, dass es dir gut geht, Zorro? Haben sie dir nichts getan.“ „Mir geht es gut, Chopper. Mach dir keine Sorgen.“ Der Schwertkämpfer klang nicht annähernd so ruhig wie für gewöhnlich, aber dafür sah er immerhin so aus wie die Strohhüte es gewohnt waren. Nichts erinnerte mehr an das seltsame Tattoo, die Flügel waren weg, das eine unversehrte Auge so normal wie das eines jeden anderen. Selbst seine Schwerter hatte er endlich wieder an seiner Hüfte. Der andere sah genauso aus wie Sanji ihn kannte, wie er sein sollte. Die Sunny landete fast schon sanft im Wasser und starke Winde füllten die Segel, als wüsste Mutter Natur, dass sie eilig fort wollten. Nach und nach kamen alle Crewmitglieder zusammen, Ruffy fläzte sich neben den Schwertkämpfer ins Gras, die anderen standen mehr oder weniger entspannt drum herum. Der Koch bemerkte sofort, dass die drei Älteren aus der Crew, namentlich Brook, Franky und Robin, sehr abwehrende Körperhaltungen eingenommen hatten. Sie alle hatten die Arme verschränkt und standen dem Schwertkämpfer halb abgewandt gegenüber. Lysop und Nami auf der anderen Seite tauschten unsichere Blicke aus, während Chopper offensichtlich verwirrt zwischen den angespannten Crewmitgliedern hin und hersah und Zorro hochkonzentriert einzelne Grashalme zwischen Zeigefinger und Daumen zerrieb. Hinter ihm saß Rayleigh und betrachtete sie mit einem leisen Lächeln. Aber Sanji war nicht dumm genug sich davon täuschen zu lassen; hinter der reflektierenden Brille blitzten wachsame Augen von einem Crewmitglied zum nächsten. Der ehemalige Vizekapitän war kampfbereit. Einzig und alleine Ruffy schien absolut unbeeindruckt, während er die Arme hinterm Hinterkopf verschränkte und tief ausatmete, offensichtlich äußerst zufrieden mit sich. „Also Zorro, was geht hier vor?“ Nami klang nun schon gar nicht mehr so sicher wie noch vor wenigen Minuten, wo sie den ersten Maat diese Frage bereits gestellt hatte. „Ist es wahr?“ Doch Robins eisige Stimme zerbrach Namis Frage mit Leichtigkeit. Ihre Stimme zitterte genauso wie sie selbst am ganzen Körper als sie sich dem Schwertkämpfer zuwandte. Erst jetzt bemerkte der Koch, dass sie immer noch den blutigen Halsring hielt. „Hat er die Wahrheit gesagt?“ Sie nickte unbeeindruckt zum dunklen König hinüber, doch ihr Blickt lag unnachgiebig auf Zorro. Dieser erhob sich bedächtig. „Robin,“ fing er mit ruhiger Stimme an, „lass mich erklä...“„Ist. Es. Wahr?“ Ungewohnt unbeherrscht warf die Archäologin den Halsring dem Schwertkämpfer an die Füße. Die übrigen Crewmitglieder wurden mucksmäuschenstill. Sanji konnte sich nicht erinnern, dass die Schwarzhaarige je laut geworden war. Der Ring kreiselte ein paar Mal um sich selbst ehe er gegen die schweren Stiefel fiel. Zorro biss die Zähne zusammen und nickte dem Boden zu. „Ja, ich bin Bronze.“Klatsch! Noch ehe der Schwertkämpfer den Satz zu Ende sprechen konnte war Robin auf ihn zugeeilt und dann ohrfeigte sie ihn, ihr Gesicht schmerzverzerrt. „Robin?“ Lysop versuchte einzugreifen, doch Nami hielt ihn zurück. „Kapitän!“ Robin atmete brüchig, als müsste sie Tränen zurückhalten, immer noch sah sie den Schwertkämpfer an und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Entweder dieses… entweder er geht...“, sprach sie mit stockendem Atem, „oder ich werde die Crew verlassen.“ Keiner der anderen wagte auch nur ein Wort zu sagen, als sie von der Wiese eilte, zum Bug des Schiffes. „Robin!“ Der Schwertkämpfer wollte ihr hinterhereilen, doch aus dem Nichts stand Rayleigh hinter ihm und hielt ihn an der Schulter fest. „Lass sie gehen. Gib ihr ein bisschen Zeit die Wahrheit zu akzeptieren.“ „Was für eine Wahrheit?!“ Lysop schien nun nicht mehr ganz so ruhig. „Was geht hier vor? Diese Typen, dieser komische Vogelkäfig, dann… dann diese Flügel gerade und… und jetzt Robin. Was zur Hölle ist hier los? Ich verstehe die Welt nicht mehr!“ Verzweifelt sah der Lügenbaron sich um, als ob einer von ihnen all die Antworten parat hätte. „Vielleicht solltet ihr euch setzten“, empfahl Rayleigh, „es könnte ein längeres Gespräch werden.“Nami, Chopper und Lysop hockten sich folgsam auf den Boden, der kleine Arzt offensichtlich immer noch durcheinander, aber Sanji war es nicht weniger, während er sich erneut eine dringend benötigte Zigarette anzündete. „Nein danke, wir können auch stehen“, entgegnete Franky feindselig. Brook neben ihm sah erstaunlicherweise ebenfalls recht argwöhnisch aus. „Was ist denn mit euch?“, murmelte Chopper. „Hast du‘s nicht gehört“, murrte Franky und nickte zu Zorro rüber. „Du behauptest Bronze zu sein? Der Bronze?“ „Wer ist denn dieser Bronze?“, fragte Lysop unsicher aufgrund der offensichtlichen Anspannung. „Ein Kinderlied“, antwortete Sanji und sah wütend zwischen den anderen hin und her. Er verstand nicht was diese feindliche Einstellung sollte. Hatten sie nicht gerade erst ein Crewmitglied befreit? Und zwar genau das Crewmitglied, welches nun von Franky angefeindet wurde? Etwas stimmte hier nicht, sowohl der Cyborg als auch das Skelett waren Zorro eigentlich freundschaftlicher gesinnt als der Koch selbst und nun musste er ihnen das wieder klar machen? „Es ist nur ein dummes Kinderlied, um Kindern Angst einzujagen. Den Höllenhund Bronze hat es nie gegeben. Er ist eines der vielen Märchen, welche die Leute um den König der Piraten gesponnen haben.“ „Ha!“ Franky lachte kalt auf. „Da sieht man mal wie viel Geschichte innerhalb von ein paar Jahrzehnten verloren geht. Wir hatten damals noch Angst vor dem Todesengel, aber seht her, heute ist es nur noch ein Kinderlied.“ Zorro stand immer noch fast in der Mitte des ungleichen Kreises, ohne etwas zu sagen. „Das Kinderlied mag alles sein, was davon geblieben ist. Aber ich erinner mich noch daran, als ich klein war, wie die Leute über den Todesengel Bronze gesprochen haben, den Höllenhund aus der Unterwelt, welcher nur Gol D. Roger gehorchte. Das Monster Bronze hat unzählige Inseln mit einem Fingerschnippen zerstört.“„Na, jetzt übertreiben die Geschichten aber“, warf Rayleigh murrend ein, doch Franky ließ sich nicht beirren als er weitersprach: „Es heißt, dass das Biest Bronze so unberechenbar und gefährlich wurde, dass Roger ihn am Ende selbst erlegt hat.“„Das ist eine Lüge!“ Plötzlich stand Rayleigh vor Franky und obwohl der Cyborg deutlich größer war, schien er unter den zornigen Augen des dunklen Königs zusammenzuschrumpfen. „Lasst mich das ein für alle Mal klar stellen“, sprach er mit lauter, bebender Stimme, „niemand, nicht ein einziges Crewmitglied wollte Bronze nicht in unserer Crew haben.“ Nun sah der ehemalige Vize einen jeden von ihnen an. „Er war unser Crewmitglied, unser Freund und ein jeder von uns hat gelitten, als Bronze entschied die Crew zu verlassen. Also wagt es ja nicht zu...“ „Silver“, wandte Zorro schwach ein. „Nein“, knurrte der alte Mann. „Hörst du nicht was für Lügen sie über dich und Roger verbreiten?“ Erschrocken und verwirrt schnappten einige von ihnen nach Atem. Der ehemalige Vize des Piratenkönigs drehte sich wieder zu Franky um. „Roger wäre gestorben, um Bronze zu beschützen, ich wäre gestorben, ein jeder von uns hätte das. Also glaub nicht er wäre ein Monster, nur weil die Geschichten es erzählen. Die Menschen haben keine Ahnung, wer die wahren Monster sind!“ Der Schiffszimmermann schluckte schwer und verstummte. Für eine Sekunde sagte niemand etwas. „Also“, murmelte Nami schließlich, „du willst uns weiß machen, dass Zorro – unser Zorro – niemand anderes sein soll als der letzte vom Höllentrio? Das Trio, welches vor dreißig, nein vierzig, Jahren die Welt verunsichert hat? Der Teufel, seine rechte Hand und sein Höllenhund?“ Sie schüttelte den Kopf. „Damals war Zorro noch nicht einmal geboren, das ist unmöglich.“ Rayleigh wandte sich nun der Navigatorin zu und nickte, ehe er Zorro ansah. „Ist es nicht an der Zeit, dass du anfängst zu reden?“ Er klang wieder deutlich gefasster. „Du siehst, dass sie viele Fragen haben.“„Ja, könnten wir dabei auch direkt mal klären, was du mit dem letzten Drachen meinst?“, warf Lysop ein, während er sich den Schweiß von der Stirn rieb. „Reden wir hier von Reptilien? Also geflügelten Echsen, oder was?“ „Die Drachen“, begann Brook, der ebenfalls sehr ernst klang, „verbindet man heutzutage umgangssprachlich zwar mit Reptilien, allerdings stand der Begriff einst für eine ganz andere Rasse. Früher nannte man sie auch Himmelsmenschen.“ „Du weißt was Drachen sind?“, fragte Rayleigh recht überrascht. Der Musikant nickte. „Natürlich, während meiner Jugend gab es noch welche, aber es überrascht mich nicht, dass man heutzutage kaum noch über sie redet. Schon damals lebten nur noch eine Handvoll von ihnen. Da sie ähnlich wie Fischmenschen den normalen Menschen überlegen waren und überdies auch noch als sehr gewalttätig galten, hatte die Weltregierung hohe Summen jedem versprochen, der ihnen den Kopf eines Drachen brachte. Anstelle von Kopfgeldjägern wurde jeder, der schnelles Geld machen wollte, damals Drachenjäger und verfolgte die letzten lebenden Exemplare.“ „Das stimmt.“ Endlich erhob Zorro seine Stimme und sah sie nach und nach an. „Ähnlich wie die Fischmenschen, waren auch die Himmelsmenschen einst ein mächtiges Volk. Doch vor über 800 Jahren begannen die Menschen jagt auf meine Vorfahren zu machen. Als ich geschlüpft bin, gab es kaum noch mehr als ein Dutzend und diese wenigen wurden noch während meiner Kindheit alle getötet.“ Eine Sekunde schwiegen alle betreten, alle bis auf den Koch. „Geschlüpft?“, fragte Sanji verwirrt nach. „Was meinst du mit geschlüpft?“ Er wusste, dass dies wahrscheinlich nicht seine erste Reaktion sein sollte, eine etwas feinfühligere Frage wäre wohl angebracht gewesen, aber sein Mund war schneller gewesen. Zorro sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er schien nicht unglücklich darüber, dass Sanji die bedrückte Stille unterbrochen hatte. Beinahe herablassend sah er den Blondschopf an, nun wirkte er mehr und mehr wie er selbst. „Es kommt nicht von ungefähr, dass man heutzutage bei Drachen an geflügelte Reptilien denkt“, erklärte er beinahe so als wäre es etwas, was Sanji doch wissen müsste. „Ohne jetzt die komplette Geschichte der Drachen auszubreiten, sage ich einfach mal, dass ausgewachsene Himmelsmenschen sich in das verwandeln können, dass ihr euch unter einen Drachen vorstellt. Sie sind dann allerdings nicht vergleichbar mit den Wesen die man heute gemeinhin als Drachen bezeichnet.“ Für einen Moment sah er zur Seite und murmelte halblaut: „Schließlich sind das nur hirnlose Abkömmlinge von Drachen, die sich mit Lindwürmern gepaart haben.“ Dann schüttelte er sich leicht und sprach lauter weiter: „Dementsprechend legen Drachen Eier, welche nach zwei Jahren schlüpfen.“ „Du bist also aus einem Ei geschlüpft?“, hakte Nami überaus misstrauisch nach, „vor über 50 Jahren?“ „Vor 81 Jahren“, bestätigte Zorro, „allerdings stimmt es nicht, dass ich der letzte Drache bin – den Namen haben mir die Crewmitglieder gegeben – denn meine Mutter war ein Mensch, nur mein Vater war ein Drache.“ „Okay?“ Lysop sah genauso verwirrt aus wie Sanji sich fühlte. „Du bist also halb Mensch und halb Reptil?“ Der Schatten eines Grinsens huschte über die sonst so starren Züge des Schwertkämpfers. „So in etwa, Drachen sind Gestaltwandler und ab einem gewissen Alter können sie sich verwandeln. Ich als Mischling habe jedoch schon seit meiner Geburt unterschiedliche Formen. Das was ihr eben gesehen habt, so wie ich eben aussah, das ist meine natürliche Gestalt, halb Drache, halb Mensch. Das hier gerade“, er legte eine Hand auf seine Brust, „so sehe ich halt als Mensch aus.“ Nami rieb sich die Hände durchs Gesicht. „In Ordnung“, murmelte sie, „okay, sagen wir mal das stimmt alles. Was ist passiert? Wieso hast du uns das nie gesagt?“ Der Schwertkämpfer seufzte. „Es wird etwas länger dauern euch das zu erklären.“„Wir haben Zeit“, entgegnete Franky kühl. Der Grünhaarige sah zu ihm und nickte knapp. „Natürlich. Also die Kurzfassung: Menschen sind nicht dafür gemacht Eier auszutragen, meine Mutter starb also und ich wuchs beim Stamm meines Vaters auf. Er hieß Wood und er opferte sich damit ich überleben und fliehen konnte, als unser Stamm angegriffen wurde.“ Er verzog keine Miene. „Auf der Suche nach anderen Drachen lief ich Korekuta in die Hände. Drachen haben spezielle Fähigkeiten, die für die Weltaristokraten interessant waren, also haben sie mich gefangen genommen und nicht getötet, da ich als Kind für sie keine Gefahr darstellte. Nach zwanzig Jahren konnte ich fliehen und wurde...“ „Ganz so stimmt das ja nun nicht“, unterbrach der dunkle König, doch hob nur entschuldigend die Hände als der Grünhaarige ihn ernst ansah, ehe dieser weitersprach: „Wie dem auch sei. Kurz nach meiner Flucht traf ich auf Rayleigh und Roger, die mir weiß machten, dass sie wie ich seien.“ „Ach komm, ich hab nur nicht gesagt, dass wir keine Drachen sind.“ „Du hast dich mit Silver und Roger mit Gold vorgestellt, was hätte ich den anderes glauben sollen?“ Sie funkelten einander eine Sekunde an. Brook hüstelte verhalten und Zorro wandte sich ihnen wieder zu. „So wurde ich also Rogers Crewmitglied und...“ „Dann weißt du, was das One Piece ist?“, blökte Lysop dazwischen und schlug sich fast sofort die Hände vor den Mund. Seine Augen wurden groß und es war ihm anzusehen, dass er die Frage bereits bereute. Zorro auf der anderen Seite hob nur eine Hand. „Hör zu, dazu komme ich noch, denn nein, ich war bei Rogers letzter Reise schon nicht mehr an Bord.“ Der Koch schluckte; obwohl der andere ganz sachlich sprach, klang er irgendwie hölzern. „Wie ich bereits sagte sind Drachen anders als Menschen, insbesondere was Teufelsfrüchte angeht. Sie haben keinen Effekt auf Drachen. Ich bin aber wie gesagt nur ein Mischling und somit die Ausnahme der meisten Regeln. Vor rund vierzig Jahren kam es zu einer Auseinandersetzung mit anderen Piraten. Ein paar andere aus der Crew kämpften mit mir gegen einen Nutzer der Rückwerts-Frucht und dieser belegte mich unabsichtlich mit einem Fluch.“ „Warte mal“, murmelte Sanji, der sich an die Frucht aus dem Buch der Teufelsfrüchte erinnern konnte. „Diese Frucht kann zwar die Zeit von Gegenständen mit unglaublicher Geschwindigkeit zurückdrehen oder vorspulen, aber das funktioniert nicht bei Lebewesen. Ein Schiff kann innerhalb von Sekunden zu Staub zerfallen und Metall wird flüssig, aber wie sollte das dich beeinflussen?“ „Und wenn du auf diese Frage je die Antwort findest, lass es mich wissen“, entgegnete der Schwertkämpfer schroff. „Ich weiß nicht warum, aber nachdem dieser Pirat mich kurz berührt hatte, lief meine Lebenszeit rückwärts, und zwar doppelt so schnell. Natürlich habe ich das am Anfang gar nicht bemerkt, aber irgendwann viel es auf und nachdem wir auf die Idee kamen, dass es an dieser Teufelskraft liegen könnte, suchten wir diesen Piraten natürlich auf. Aber egal was wir taten, der Fluch wurde nicht gebrochen.“ „Das heißt also“, fragte nun Chopper nach, der hochkonzentriert neben Rayleigh am Mast saß, „dass du nicht älter wurdest, sondern jünger und dass mit zweifacher Geschwindigkeit?“ Der Schwertkämpfer nickte: „Innerhalb von fünf Jahren wurde ich zehn Jahre jünger und was anfangs komisch und für den ein oder anderen auch unterhaltsam gewesen war, wurde irgendwann sehr nervig, denn egal wie viel ich trainierte, ab einem gewissen Alter fing mein Körper wieder an schwächer zu werden.“ Nun sah der andere wieder zu Boden. „Vor circa dreißig Jahren habe ich die Crew verlassen, um eine Heilung zu finden und endete auf Ohara, wo wir noch Verbündete von unserem letzten Besuch her kannten.“„Warte mal“, murrte Franky, nun nicht mehr ganz so feindselig, „meinst du mit Ohara Robins Heimatinsel?“ Wieder nickte der Angesprochene. „Kleeblatt war ein guter Freund von mir, doch auch er konnte mir nicht helfen.“ „Als Roger entschied noch einmal in die weite Welt aufzubrechen, auf seine letzte große Reise, wollte er dies natürlich mit Bronze tun, also besuchten wir ihn auf Ohara“, sprach nun Rayleigh weiter. „Doch ich war im Körper eines Kindes und wäre somit nur zusätzlicher Ballast gewesen.“ Zorro schnaubte leicht auf. „Also sind sie ohne mich nach Unicorn aufgebrochen. An meiner Stelle gingen einige Forscher von Ohara mit, unter anderem auch Nico Olvia, Robins Mutter.“ Für eine Sekunde waren sie alle ruhig während sich in ihren Köpfen nach und nach die Puzzleteile von verschiedenen Geschichten zusammenfügten, dann ergriff Rayleigh das Wort: „Nachdem Roger sich gestellt hatte bin ich sofort nach Ohara geeilt, aber alles was von unserem Freund übrig war, war ein verdammtes Ei.“ Er klang bitter. „Niemand von uns wusste, was durch diesen Fluch mit dem Ei passieren würde, also nahm ich es mit mir mit. Ich dachte es würde sich irgendwann einfach in Luft auflösen, aber ich hatte keine Ahnung.“ Zorro schwieg. „Ich muss gestehen dieses verfluchte Ei fast vergessen zu haben, doch zwei Jahre nach Rogers Tod werde ich plötzlich von diesem schreienden Baby geweckt.“ Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Ich stolper also ins Zimmer und da liegt dieses Baby einfach auf dem Boden. Ein kleines Menschenbaby inmitten von bronzefarbenen Eierschalen.“ Sanji versuchte sich das Bild vorzustellen und sah den Schwertkämpfer an. So sollte sein Lieblingsfeind geboren worden sein? „Natürlich wusste ich überhaupt nicht was ich tun sollte. Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob er überhaupt schlüpfen würde und dann als Mensch? Ihr müsst wissen, dass er damals so gut wie nie als Mensch rumlief, außer wenn es nicht anders ging.“ Langsam hielt Sanji sich an der Reling fest. Diese Geschichte wurde ja immer abstruser. „Ich wurde zu der Zeit noch sehr aktiv verfolgt, wie viele aus unserer Crew und das war absolut kein Ort, wo man ein kleines Kind dabei haben konnte. Also entschied ich ihn bei guten Freunden von mir im East Blue zu lassen, die Bronzes Geschichte kannten und sich immer schon ein Kind gewünscht hatten.“ „Ich wuchs unter Menschen auf“, setzte Zorro die Erzählung fort, „und hatte keine Ahnung, was für eine Vergangenheit hinter mir lag. Ich war immer nur Lorenor Zorro. Ich wusste zwar, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern waren, aber ich hab mir darum nie viele Gedanken gemacht. Erst vor zwei Jahren begann ich mich langsam wieder zu erinnern. Deswegen habe ich vorher nie etwas gesagt, weil ich nicht einmal wusste wer und was ich bin.“ Die übrigen Crewmitglieder tauschten Blicke aus. „Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Ich werde jetzt mit Robin sprechen und danach die Crew verlassen.“ „Warte mal Zorro“, warf Lysop ein und machte einen Schritt auf den Schwertkämpfer zu, hüpfte jedoch sofort wieder zurück, als der andere ihn kühl ansah. Ohne das noch irgendwer sonst versuchte ihn aufzuhalten ging der Grünhaarige der Archäologin hinterher. Die übrigen starrten betreten zu Boden. „Ich kapier das nicht“, murrte der Lügenbaron unglücklich.„Ach Lysop, so schwer ist das doch nicht“, herrschte Nami ihn an, offensichtlich gereizt, „also eigentlich heißt Zorro Bronze und ist ein...“„Nein, das hab ich schon verstanden“, widersprach der Kanonier, „aber warum will Zorro die Crew verlassen?“ Er verschränkte die Arme. „Zorro ist ein Crewmitglied wie jeder andere von uns und ich dachte unsere Vergangenheit wäre nicht wichtig, oder? Dann ist er halt ein Drache, na und? Unser Arzt ist ein Rentier, unser Schiffszimmermann ein Cyborg und unser Musikant ein Skelett. Von unserem Käpt‘n will ich gar nicht erst reden. Warum also sollte es wichtig sein, wer Zorro damals war oder was er ist? Er ist doch immer noch Zorro.“ Zustimmend nickte Sanji. Er war mit der Entwicklung freilich alles andere als glücklich, aber Lysop hatte Recht. Sie waren eine Crew von Sonderlingen, Außenseitern. Dann sorgte die Vergangenheit des Mooskopfes für ein paar neue Feinde, dann war das halt so. So etwas Belangloses hatte sie doch noch nie aufgehalten. „Ganz so einfach ist das nicht, Lysop.“ Franky jedoch schien das ganz anders zu sehen. „Ihr seid vielleicht zu jung, um von den damaligen Geschehnissen gehört zu haben. Mir ist es eigentlich echt egal was es mit diesen Drachen auf sich hat – und wenn das die schlimmsten Ungeheuer waren, die die Welt je gesehen hat – mich interessiert wirklich nicht, was da stimmt und was nicht. Aber was Bronze angeht...“ Er schüttelte den Kopf. „Sorry Rayleigh, aber Bronze ist ein Monster, die Kinderlieder kommen nicht von ungefähr. Als ich klein war, galt Höllenhund Bronze noch als die schlimmste Beleidigung und der Todesengel war der größte Albtraum, selbst von erwachsenen Kriegern. Mag sein, dass er euer Freund war, aber für den Rest der Welt war er eine unberechenbare und vor allem gnadenlose Gefahr.“ Der dunkle König wollte das Wort erheben, aber Nami wandte sich Franky kühl zu. „Kann sein, dass das alles über Bronze stimmt, Franky. Aber bitte vergiss nicht, dass wir hier über Zorro reden und wenn wir mal ehrlich sind, hast du mal die Geschichten über ihn oder über irgendeinen von uns gehört? Die sind alle wirklich nicht schmeichelhaft.“ „Was sagst du denn dazu, Ruffy?“ Sanji stieß sich von der Reling ab und ging zum Kapitän hinüber, der immer noch auf der Wiese lag und sich die ganze Zeit nicht gerührt hatte. „Selbst, wenn wir kein Problem damit haben, Robin hat gesagt sie würde gehen, wenn der Mooskopf bleibt. Sie wirkte ziemlich entschieden.“ Der Schwarzhaarige am Boden reagierte nicht. „Hey Ruffy, könntest du mal...“ Sanji stöhnte laut auf. „Der Idiot ist eingepennt.“   -------------------- 9. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 8   Nun saßen sie da. Zorro hatte sie vor wenigen Sekunden erst zurück gelassen, um alleine mit Robin zu reden und keiner von ihnen wusste wirklich, was sie jetzt tun sollten. Ihr Kapitän lag immer noch auf der Wiese, gemütlich am schlummern. Wenn es nicht Ruffy wäre würde Sanji sich wirklich Sorgen machen, dass er sich im Kampf mit Korekuta vielleicht doch etwas getan hatte, doch bei dem Gummijungen musste man sich nicht so schnell Gedanken machen. Rayleigh saß immer noch hinter ihm am Mast, die Beine überschlagen, und beobachtete sie mit ausdrucksloser Miene. Sanji kam es so vor, als ob der dunkle König sie vor eine Prüfung gestellt hatte und nun bewertete, wie sie sich schlugen. Der Koch fühlte sich selbst fast wie ein unbeteiligter Zuschauer. Ja, es schockierte ihn was sie alles nicht über den Schwertkämpfer gewusst hatten. Bekanntlich waren stille Wasser tief, aber er hatte den Mooskopf immer eher für eine Pfütze gehalten und nicht für einen schlafenden Vulkan. Daran hatte sich - wenn er ganz ehrlich war - nicht viel geändert. Nun gut, dann hatte der Marimo halt eine deutlich längere Geschichte als ihm bewusst gewesen war, dann war er halt ein Wesen, über das ganze Geschichten geschrieben worden waren, dann war er halt ein Name, den Kinder über die ganze Welt verteilt aus Gruselgeschichten kannten. Dann hatte er halt Feinde, die selbst den ehemaligen Vizekapitäns des Piratenkönigs die Farbe aus dem Gesicht jagten. Am Ende war er immer noch der nervige Säbelrassler, der den halben Tag mit Pennen verbrachte und die restliche Zeit mit Training. Er war immer noch der gleiche Idiot, der sich die Füße hatte abhacken wollen, um weiterzukämpfen, der bereit gewesen war von Falkenauge getötet zu werden nur der Ehre wegen. Er war immer noch der Mann, der sich hatte opfern wollen, um Ruffy und auch um ihn zu retten. Vielleicht fiel es dem Koch deshalb so schwer zu verstehen, warum die anderen sich so seltsam benahmen. Wer auch immer der andere früher gewesen war, was auch immer er für ein Monster gewesen war, nun war er doch Lorenor Zorro, niemand sonst. Die Vergangenheit sollte doch keine Rolle spielen. „Rayleigh“, erhob er schließlich die Stimme, „weißt du, was das Problem zwischen dem Marimo und Robin-Maus ist?“ „Du meinst abgesehen davon, dass Bronze der Mistkerl ist, wegen dem Ohara untergegangen ist?“, warf Franky grob ein. „Franky!“, entkam es Nami entsetzt. „Was denn? Stimmt doch. Und nur weil wir hier von Zorro reden, ändert das nichts an der Wahrheit.“ Der Cyborg schien ziemlich unversöhnlich. Anders als Sanji nahm er Zorros Vergangenheit offensichtlich nicht so gut auf. „Aber warte doch mal“, brachte sich Lysop ein, während er mit seinen Fingern zu zählen schien, „wenn ich richtig gerechnet habe, ist Zorro im Jahr des Buster Calls auf Ohara gerade aus dem Ei geschlüpft und er sagte doch, dass Eier zwei Jahre brauchen zum schlüpfen. Wie soll er dann dafür verantwortlich sein? Vorher war er dann doch nichts weiter als ein Baby oder so gewesen.“ Dem Koch konnte ein kleines Lächeln nicht verhindern. Lysop war gar nicht so dumm, wie er manchmal tat. Franky errötete leicht. „Naja, Tom hat immer gesagt, dass die Weltregierung nur wegen Bronze von Ohara erfahren hat, also...“ „Also springst du direkt zu der Konsequenz, dass Zorro die Forscher von Ohara an die Weltregierung verraten hat? Schließlich ist er ja der Böse aus den Geschichten“, entgegnete Nami sarkastisch. „Warum sollte Tom so etwas dann sagen, wenn es nicht stimmt?“, widersprach der Schiffszimmermann verteidigend. „Weil er grundsätzlich Recht hat“, gab Rayleigh zu. „Was?“, flüsterte Chopper. „Zorro würde doch nie jemanden verraten!“ „Das hat er auch nicht“, stimmte der dunkle König zu. „Ganz grob vereinfacht ist es richtig zu sagen, dass der Buster Call von Ohara im Endeffekt auf Bronze zurückzuführen ist. Aber es ist wohl etwas komplizierter, wenn man genauer hinschaut.“ Der alte Mann faltete die Hände im Schoß. „Wie bereits erwähnt, hatten wir drei die Insel Ohara schon in jungen Jahren erstmals besucht und nachdem Bronze sich von der Crew getrennt hatte, war er dorthin zurückgegangen. Ich würde sagen, außerhalb unserer Crew waren die Forscher einer der wenigen Menschen, denen er so halbwegs vertraute.“ „Er hätte sie also nie verraten“, schlussfolgerte Sanji. „Aber wie kam‘s dann zum Buster Call?“ Rayleigh nickte: „Nun ja, ich erzählte euch ja, dass Roger Bronze unbedingt auf seiner letzten Reise dabei haben wollte und wir ihn deshalb auf Ohara aufsuchten.“ Die Strohhutpiraten nickten zustimmend. „Das Problem war allerdings, dass wir zu dem Zeitpunkt nicht mehr diese unbekannten Piraten aus unserer Jugend waren und die Weltregierung sich fragte, warum berüchtigte Verbrecher, wie wir es waren, Interesse an einer kleinen Forschungsinsel hatten. Das war der Grund, warum sie Ohara genauer unter die Lupe nahmen und misstrauisch wurden.“ Nun sah er Franky an. „Also ja, wenn Bronze damals nicht nach Ohara gegangen wäre und wir ihn nicht dort besucht hätten, wäre der Buster Call wohl nie passiert. Tom hatte wohl Recht.“ Rayleigh lachte leise. „Der gute alte Tom, ich glaube er hat etwas komplett anderes gemeint, als du es vielleicht verstanden hast. Du musst wissen, er hatte damals als wir auf Water Seven waren einen Narren an Bronze gefressen und ihn regelrecht verfolgt.“ „Also ist das der Grund, warum Robin ihn geohrfeigt hat?“, fragte Lysop. Der dunkle König zuckte mit den Achseln. „Es wäre verständlich. Ohne uns hätte sie ihre Heimat nicht verloren.“ „Aber Zorro konnte da doch gar nichts für!“ Chopper war aufgesprungen. „Das ist voll gemein, wenn sie ihm das vorwirft.“„Ihr seid doch Idioten“, murrte Nami, ehe sie tief aufseufzte. „Was meinst du?“ Lysop betrachtete sie fragend von der Seite, doch sie schüttelte nur den Kopf und winkte ab. „Ich hab noch eine andere Frage“, wechselte sie dann abrupt das Thema und sah Rayleigh ernst an. „Korekuta hat etwas davon gesagt, dass er den Vertrag nicht mit dir, sondern mit deinem Kapitän eingegangen sei. Was meinte er damit?“ Überrascht sah Sanji zu ihr hinüber. „Wofür ist das denn jetzt wichtig, Nami-Mäuschen?“ Sie knetete ihre Hände in ihrem Schoß. „Naja, für mich hörte es sich so an, als ob Zorro schon damals von diesen Raritätenjägern gesucht wurde und Roger es geschafft hatte, sie ein für alle Mal loszuwerden.“ Hilfesuchend sah sie auf. „Und ich möchte auch, dass Zorro bleibt. Das mit Robin werden wir irgendwie klären, aber ihr habt doch gesehen, wie er reagiert hat, als dieser Muchinushi vor ihm stand.“ Sie biss sich kurz auf die Lippe ehe sie weitersprach, nun wieder ruhiger: „Er scheint wirklich stark zu sein und wenn er Zorro schon so viele Jahre verfolgt, wird er vermutlich nie aufhören, also müssen wir einen anderen Weg finden. Sonst wird Zorro...“ Sie schüttelte den Kopf und setzte einen gefassten fast schon zickigen Ton auf. „Sonst werden diese Korekutas uns nie in Ruhe lassen und mir reicht es schon, dass die Marine uns immer im Nacken sitzt. Ich brauche nicht auch noch einen wahnsinnigen Weltaristokraten.“ Tatsächlich konnte der Koch dem nichts entgegensetzen. Der Cyborg zu seiner Rechten schnaubte leise auf, sagte jedoch nichts. Brook neben ihm war verdächtig still, als wäre er tief in Gedanken versunken. „Aber warum eigentlich?“ Lysop sah nun auch zu Rayleigh hinüber. „Warum ist Zorro denen so wichtig? Der Kerl hat ihn seine Nummer eins genannt. Ich meine, er wird doch kaum die Nummer eins auf dieser seltsamen Liste sein.“ „Oh doch“, lachte Rayleigh leise auf. „Was?“, entkam es Chopper. „Ich bin Nummer 4.052 und Zorro soll die Nummer eins sein?“ Er klang fast neidisch. Rayleigh nickte: „Wie gesagt, die Liste ist danach sortiert, für wie wertvoll die Weltaristokraten, beziehungsweise Muchinushi, denjenigen empfinden.“ Er schwieg eine Sekunde. „Soweit ich weiß verfolgten die Raritätenjäger die Drachen, damit die Wissenschaftler der Weltaristokraten deren Fähigkeiten untersuchen und sich gegebenenfalls zu eigen machen konnten. Sie waren insbesondere hinter der Langlebigkeit der Drachen her.“„Wie alt können Drachen denn werden?“, fragte überraschender Weise Brook dazwischen. „Das weiß ich um ehrlich zu sein nicht. Bronze hat mir damals nur erzählt, dass Korekuta ihn unter anderem wegen seinem Blut gefangen genommen hatte. Anscheinend vertragen Menschen das Blut eines vollwertigen Drachen nicht, aber durch das regelmäßige Injizieren seines Bluts kann ein Mensch seine eigene Lebensspanne beträchtlich verlängern.“ „Ein Jungbrunnen aus Fleisch und Blut“, murmelte Franky kopfschüttelnd, „und deswegen verfolgen sie ihn wie Wahnsinnige? Als würde so etwas funktionieren.“ Rayleigh zuckte mit den Achseln. „Nun ja, Muchinushi ist über hundert Jahre alt und seine Tochter Joudama ist nur gute zehn Jahre jünger als ich, daher würde ich...“ „Was?“ Sanji ließ seine Zigarette fallen. „Du willst mir sagen, dass dieses liebreizende Geschöpf eine alte Oma sein soll?“„Ich bin für dich also ein alter Opa?“, hinterfragte der ehemalige Pirat leicht reserviert. Sanji wollte zurückrudern, doch Nami führte das Gespräch fort: „Okay, also wir wissen jetzt, warum sie Zorro jagen, aber die Frage war doch, was hat Roger damals gemacht, damit sie Zorro in Ruhe gelassen haben.“Misstrauisch betrachtete der Koch die Navigatorin. Ihre Miene war eine Maske von Objektivität, doch ihre Hand krallte sich in ihre Schulter und immer wieder biss sie sich auf die Unterlippe. Er machte sich Sorgen um sie, fast mehr als um den Mooskopf. Ihr schien das alles sehr nahe zu gehen. „Ganz einfach“, antwortete Rayleigh, „er ist einen Deal mit Muchinushi eingegangen.“ „Wie?“ Die einzige anwesende Frau setzte sich etwas gerader auf. „Nun ja, wir sind den Korekutas über die Jahre hinweg immer wieder über den Weg gelaufen und es war jedes Mal ein ziemlich harter Kampf.  Seine Handlanger sind zwar ein Witz, aber wir wussten, dass wir gegen Muchinushi selbst nichts ausrichten konnten, deswegen sind wir immer geflohen, bis auf das eine Mal, wo Roger seinen Sturkopf durchsetzte und sich weigerte Reißaus zu nehmen.“ Er grinste nicht und seiner Stimme fehlte die sonst so oft anwesende Gewitztheit. Im Gegenteil, er klang sehr traurig. „Es war ein Kampf wie ich nur wenige erlebt habe und es sah auch wirklich nicht gut für uns aus. Doch schließlich konnte Roger ihn bezwingen.“ „Er hat ihn besiegt?“, fragte Sanji nach. „Oh nein.“ Der ehemalige Pirat schüttelte den Kopf. „Sie waren einander ziemlich ebenbürtig und keiner der beiden hätte den Kampf überlebt. Durch eine List konnten wir Joudama gefangen nehmen. Doch selbst ihr Leben war ihm nicht wichtig genug, um von Bronze abzulassen. Allerdings bot er den Deal an, Bronze so lange in Frieden zu lassen, wie Roger leben würde. Vermutlich wollte er verhindern, dass Roger sie bei umbringen würde.“ „Und darauf ist Roger eingegangen?“ Lysop klang entrüstet. „Warum lässt man sich auf so ein abgekartetes Spiel ein?  Er hätte weiterkämpfen müssen!“ „Vielleicht“, entgegnete der dunkle König leise, „allerdings hatte dieser Deal allein schon einen sehr hohen Preis. Astin und Joe Bloggs sind an jenem Tag für eben diesen Deal gestorben, damit Bronze ein paar Jahre in Freiheit leben konnte. Wir hatten zwei Freunde im Kampf verloren. Wer weiß, wer noch gefallen wäre, wenn Roger diesen Deal abgelehnt hätte.“ Er schüttelte den Kopf. „Doch nun ist Roger tot.“ „Und Muchinushi wird Zorro wieder jagen“, beendete Nami Rayleighs Satz leise. Der alte Mann nickte schwerfällig. Ein lautes Grummeln ließ sie alle aufschrecken. Dann streckte und reckte sich der eingeschlafene Kapitän und gähnte lauthals. „Urgh, hab ich einen Hunger“, murmelte er und gähnte erneut, ehe er schließlich die Augen öffnete. Überrascht sah er sie an. „Was macht ihr denn alle hier?“Einstimmig seufzten alle anderen Anwesenden. „Ruffy, hast du überhaupt irgendetwas mitbekommen?“ „Ja klar“, grinste der Strohhut, „Zorro ist wieder da und das ist das einzige, was zählt.“ Lachend sprang er auf. „Und jetzt habe ich Hunger! Sanji! Futter!!“ Erst wollte der Koch etwas erwidern, doch dann seufzte er leise und schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist das eine ganz gute Idee. Wir sollten alle etwas essen.“ „Auf zur Kombüse“, brüllte Ruffy und rannte bereits voraus. „Sollten wir ihm nicht die Wahrheit sagen?“, murmelte Lysop während er sich erhob. „Nicht, dass das einen Unterschied machen würde“, murrte Franky. „Also ich möchte nicht im Raum sein, wenn er erfährt, dass sowohl Zorro als auch Robin die Crew verlassen wollen.“ „Oder wenn er davon erfährt, dass manche von uns Zorro nicht mehr in der Crew haben wollen“, provozierte Nami schneidend. „Ich habe nie gesagt, dass ich will, dass er geht“, entgegnete der Cyborg. „Nur, dass es kompliziert ist. Ihr seht nur Zorro und hört was wir sagen, aber Brook und ich hier sind mit Bronze oder den Drachen groß geworden, das ist was anderes.“ „Vielleicht sollten wir erst einmal eine Tasse Tee trinken gehen“, schlug das Skelett diplomatisch vor. „Das nenne ich mal eine sinnvolle Idee“, stimmte der dunkle König zu und nach und nach folgten die Piraten dem Gummijungen. Auf dem Weg nach oben hielt Sanji die Navigatorin kurz zurück. „Sag mal“, murmelte er, „sollen wir Robin auch rufen. Ich mache mir langsam Sorgen. Da drüben ist es so verdächtig ruhig.“ Nami sah ihn an ohne die Spur eines Lächelns. „Das brauchst du nicht. Ich denke sie und Zorro müssen viel miteinander bereden. Muss ein ziemlicher Schock für sie gewesen sein.“ „Für uns alle“, entgegnete er. „So meinte ich das nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und hob leicht entrüstet die Hände als er sie nur fragend ansah. „Du musst das doch bemerkt haben“, meinte sie leiser als zuvor und beugte sich näher zu ihm. „Was denn?“ Er hatte keinen Plan wovon sie redete. Nami rollte mit den Augen. „Ist dir nicht aufgefallen, dass die beiden sehr gerne Zeit miteinander verbringen?“ „Was?“ Er legte den Kopf schief. Wovon redete sie? „Ja, wenn wir an Land gehen, geht Zorro meistens mit ihr mit. Sie hat ihm Mah-Jongg beigebracht. Manchmal liest sie oben im Ausguck während er trainiert.“ Sie machte weiterführende Bewegungen mit ihren Händen. „Und?“, fragte Sanji nach.„Ach, Sanji!“ Sie stampfte leicht mit dem Fuß auf. „Robin mag Zorro und er sie anscheinend auch und jetzt so etwas, natürlich ist sie geschockt. Wahrscheinlich denkt sie genauso wie Franky über Bronze, oder noch schlimmer und jetzt stellt sich heraus, dass Zorro Bronze ist. Ich meine, sie muss wahrscheinlich verzweifelt sein und sich verraten fühlen. Es fällt ihr so schwer jemanden zu vertrauen und dann ausgerechnet Zorro. Und ich will gar nicht wissen wie er sich fühlen muss, wenn er uns nicht die Wahrheit sagen konnte, weil er dachte wir würden ihn...Sanji? Was ist los?“ Er versuchte zu atmen, aber konnte nicht und langsam wurde ihm übel. Räuspernd beugte er sich vor, während sich die Welt zu drehen begann. Mittlerweile war ihm richtig schlecht. „Sanji?! Was ist denn los?“ Nami klopfte ihm auf den Rücken und er hustete, doch immer noch rang er nach Luft. Seine Knie gaben nach.„Das kann nicht sein“, röchelte er, „Warum ausgerechnet den Marimo?“ Dann wurde es schwarz um ihn.   Mit schweren Schritten erklomm er die Stufen, ließ die anderen Crewmitglieder auf der Wiese zurück und ging außen am Speisesaal vorbei Richtung Bug. Tief holte er Luft, als er sie dort an der Reling stehen sah, sie stützte sich mit den Unterarmen auf dem weißen Holz ab und betrachtete die Weiten des Meeres. Selbst von dort wo er stand konnte er sehen, dass sie geweint hatte; ihre Augen und Wangen waren gerötet und in ihrer linken Hand hielt sie immer noch ein Taschentuch. Für einen Moment betrachtete er ihr Profil bedächtig, suchte nach den Worten, mit denen er ihr erklären wollte, was nicht in Worte zu fassen war. Dann sah sie zu ihm herüber und schloss kurz die Augen. Doch da sie nicht weg ging, entschied er, dass sie seine Anwesenheit zumindest tolerierte. Langsam gesellte er sich zu ihr und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling, ohne sie anzusehen. Keiner von ihnen sagte etwas. Das war grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Sie hatten nie viele Worte gebraucht, um sich zu verstehen. Sie waren einander sehr ähnlich, verwandte Geiste hatte sie einmal gesagt. Beide waren sie eher von der ruhigeren, observierenden Sorte, und beide waren sie bereit auch drastischere Wege in Betracht zu ziehen, um ihre Freunde zu beschützen. Insbesondere bevor Brook und Franky zur Crew gestoßen waren, war Zorro dankbar dafür gewesen sich mit jemandem unterhalten zu können auf dessen Naivität er ausnahmsweise mal keine Rücksicht hatte nehmen müssen. Im Gegensatz zu Ruffy, Lysop, Nami, Chopper, ja selbst im Gegensatz zum Koch, hatte Zorro sich immer anders gefühlt, nicht unbedingt älter, aber ihnen allen hatte immer diese kindliche Unschuld innegewohnt, die er selbst vor langer Zeit verloren hatte und obwohl er es nie hatte genau erklären können, so hatte er doch gewusst, dass Robin ihn verstanden hatte, dass es ihr ähnlich ergangen war. Aber nun war es anders, es fehlte dieses wortlose Verständnis, diese innere Einigkeit. Beide waren sie misstrauische Personen, die nur schwer Fremden vertrauen konnten, noch schwerer sich selbst anderen öffnen und mitteilen konnten. Auch das hatte er immer an ihr geschätzt. Sie war einer der wenigen Menschen, die ihn lesen konnten. Am Anfang hatte ihm das sehr missfallen, denn er hatte ihr misstraut, schließlich hatte auch er sie lesen können, hatte bemerkt, dass sie ihnen etwas vorenthalten hatte. Aber irgendwann war dieses Misstrauen schwächer geworden und dann irgendwann umgeschlagen. Wenn sie die einzige im Raum gewesen war die erkannt hatte, dass er unzufrieden mit seinem Training an dem Tag gewesen war, dann hatte sie angeboten manche seine Pflichten zu übernehmen damit er weiter trainieren konnte. Wenn sie die einzige im Raum gewesen war die bemerkt hatte, dass er schon zwei Tage ununterbrochen trainiert hatte, dann hatte sie ihn manchmal um Hilfe bei banalen Dingen gebeten damit er eine Pause machte. Sie hatte bemerkt, wenn er schlecht geschlafen hatte und den Koch davon abgehalten ihn unsanft zu wecken. Sie hatte bemerkt, wenn er eines ihrer Bücher beäugt hatte und dann lag es am Abend plötzlich auf dem Sofa im Ausguck. Wenn er ehrlich war, hatte er sich viel zu schnell daran gewöhnt, dass sie mit Leichtigkeit hinter seine Maske schauen konnte. Doch er konnte es bei ihr auch. Er wusste, wann sie Trauer oder Unsicherheit hinter einem Lächeln versteckte, wann sie einen Schluck Kaffee trank, um eine harsche Bemerkung zu verhindern, wann sie vor Müdigkeit nur noch auf die Zeilen eines Buches starrte, statt zu lesen. Und gerade konnte er ihr ansehen, dass sie in diesem Moment überall auf der Welt lieber wäre, als hier auf einem kleinen Schiff, auf dem sie nicht davonlaufen konnte. Nicht, dass Robin normalerweise eine Frau wäre, die davonlaufen würde. Nein, aber sie hatte es getan als ihre eigene Vergangenheit gedroht hatte sie einzuholen und nun, da seine Vergangenheit ihn eingeholt hatte, wusste er, dass sie keine andere Möglichkeit sah als zu fliehen. Er starrte die Holzwand vor sich an, versuchte das erste Mal seit langer Zeit die richtigen Worte zu finden, um mit ihr zu sprechen. „Das mit eben tut mir leid“, sprach sie leise. „Ich hätte dich nicht schlagen sollen.“ Er lachte leise auf und konnte ein schräges Grinsen nicht verhindern. „Du hättest mir den Kopf abschlagen können und ich hätte es dir nicht übel genommen.“ Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie auch sie für den Bruchteil einer Sekunde schmunzelte, ehe ihre Züge wieder kühl worden. Wieder schwiegen sie und obwohl da eine Spannung zwischen ihnen war, ein tiefer Schmerz, so war er doch froh, dass sie nicht weggegangen war, dass sie ihm zumindest die Möglichkeit gab mit ihr zu sprechen. Doch es gestaltete sich deutlich schwieriger als er befürchtet hatte. Er war noch nie gut mit Worten gewesen und gerade bei ihr war das auch noch nie nötig gewesen, doch jetzt war alles anders. Mehrmals öffnete und schloss er seinen Mund ohne auch nur einen Laut raus zubringen. Kopfschüttelnd schnaubte er leise auf. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, gestand er leise ein. „Was kann ich schon sagen? Nichts was ich sagen könnte, könnte erklären oder gar gutmachen was du meinetwegen durchmachen musstest.“ Sie entgegnete nichts, sondern sah weiterhin aufs Meer hinaus. Schwer schluckend entschied er weiterzusprechen, vielleicht nur um diese Stille zu überbrücken. „Ich kann nicht ändern was damals geschehen ist und ich kann dich auch nicht um Vergebung fragen, daher möchte ich dich nur um eines bitten.“ Nun sah sie ihn überrascht aber auch überaus argwöhnisch an. „Bitte verlasse diese Crew nicht.“ Ihre Augen wurden groß. „Du hast deine Heimat schon einmal wegen mir verloren. Ich möchte nicht ein zweites Mal dafür verantwortlich sein.“ Ganz langsam öffnete sie den Mund, während er weiter sprach. „Und du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich diese Crew irgendwann würde verlassen müssen. Darum bleib bitte.“ Nun sah er sie auch an. „Wir sind beide Einzelgänger, aber wir sind verschieden. Du brauchst sie.“ Robin sah wieder aufs Meer. „Und du?“, fragte sie schließlich. Leise lachte er. „Ach, ich hab mich doch bewusst für diesen Weg entschieden. Außerdem habe ich doch Silver.“ Er verschränkte die Arme und sah nach oben zum Himmel, langsam wurde es dunkler. Ein langer Tag wandte sich endlich dem Ende zu und doch hatte er Angst davor, dass er vorbei ging. Langsam wunderte er sich, ob er vielleicht gehen sollte. Es war alles gesagt, oder?Was sollte er noch sagen, was sie nicht wusste? Es stimmte, er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Wie oft hatte er sich die letzten zwei Jahre gewünscht, dass seine Erinnerung nicht wahr wären, dass er nicht dieser andere war, dieser andere aus einem anderem Leben. Wie gerne wäre er einfach nur Lorenor Zorro gewesen, der kleine unbedeutende Schwertkämpfer aus dem East Blue mit einem großen Traum. Damals hatte er sich für seine menschliche Seite gehasst und nun wollte er nichts mehr, als den letzten Drachen, den Todesengel Bronze, vergessen. Doch gleichzeitig konnte er sich solche Gedanken nicht verzeihen. Es kam ihm vor als würde er alle die ihm je wichtig gewesen waren verraten. Sein Stamm war nicht gestorben damit er sein Erbe verleugnen würde. Sein Vater hatte ihn nicht gerettet damit er sich für das schämte was er war. Aber die Schuld wog schwer. Seine damaligen Taten und sein heutiges Ehrgefühl lagen Welten auseinander und er konnte nur hoffen, dass sein ehemalige Vizekapitän Recht hatte, dass er mit der Zeit Frieden würde schließen können. „Weißt du?“ Nun sah Robin auch hinauf zu den ersten aufleuchtenden Sternen, ihre Augen eine schimmernde Spiegelung des Himmels. „Du liegst falsch. Ich gebe nicht… dir die Schuld am Buster Call.“ Ihre Stimme bebte, doch sie sprach unbeirrt weiter. „Ich habe Zeit meines Lebens damit verbracht herauszufinden, was genau auf Ohara passiert ist und ich weiß, dass Bronze, nein, dass du Zuflucht gesucht hast und dass die Forscher von Ohara dich freiwillig und mit offenen Armen empfangen haben. Die Weltregierung hat den Buster Call zu verantworten, niemand sonst. Nicht du, nicht die Bewohner von Ohara, nicht mal Roger und die Archäologen die er mitnahm. Niemand von uns konnte etwas dafür, es war nur eine unglückliche Verkettung von Kausalzusammenhängen.“ Zorro schloss sein Auge und ließ ihre Worte in sich widerhallen, während er die Gesichter, von denen vor seinem inneren Auge wiedersah, die durch den Buster Call ihr Leben verloren hatten. So viele Menschen hatten in den letzten zwanzig Jahren sterben müssen und er hatte sich nicht einmal an sie erinnert. „Und doch“, flüsterte Robin nun beinahe, „und doch erfüllt alleine der Name Bronze mich mit so viel Wut und Verzweiflung. Warum Ohara? Warum ausgerechnet unsere kleine Insel? Warum musstest du zu uns kommen? Wärest du nicht da gewesen, hätte Roger nie die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt.“ Leise Tränen rannen ihr Gesicht hinunter. „Wenn du nicht gekommen wärest, wäre meine Mutter nie fortgegangen und niemand wäre gestorben. Es ist nicht deine Schuld und doch...“ Sie schüttelte den Kopf und presste eine Hand auf ihren Mund. „Und doch bist du der Grund dafür, dass Ohara zerstört wurde, dass sie alle gestorben sind, dass ich meine Familie, meine Heimat verloren habe. Du bist der Grund dafür und das soll ich einfach…?“ Sie beendete den Satz nicht. „Wie soll ich dir je in die Augen schauen? Wie soll ich dir je vergeben?“ Er schwieg und fragte sich selbst doch genau das gleiche. „Sag mir, Zorro, gab es irgendeinen Grund? Oder kamst du nur zufällig nach Ohara?“ Langsam senkte er den Blick wieder hinab zur hölzernen Wand.„Würde es denn einen Unterschied machen?“, fragte er heiser. „Das ändert doch nichts an den Geschehnissen.“„Für mich macht es einen Unterschied“, flüsterte sie leise dem Himmel entgegen. Lange sah er sie von der Seite her an, wollte verstehen, warum es ihr wichtig war und doch verstand er es nicht. Leise seufzend wandte er sich wieder der Holzwand zu, ehe er nickte: „Nun gut, die Wahrheit ist, ich bin nicht zufällig auf Ohara gelandet.“ Nun sah sie ihn von der Seite her an, doch er blickte stur gerade aus. „Tatsächlich wäre ich von allein wohl nie auf die Idee gekommen, nochmal dorthin zurückzukehren.“ Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er weitersprach: „Ich weiß nicht, wie viel du weißt, aber damals war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit einen Fluch von mir zu lösen. Einen Fluch der mich schwächte und vermutlich umbringen konnte.“ „Ich weiß, Professor Kleeblatt hatte so etwas mal erwähnt.“ Es war beinahe wie sonst auch, wenn sie miteinander sprachen, und doch ganz anders. „Als ich die Insel Ishira Im West Blue erreichte, traf ich dort auf eine alte Bekannte von Ohara. Kanntest du Radiata?“ Sie nickte eilig. „Ich habe unzählige Dissertationen von der berühmten Forscherin Professor Lycoris Radiata gelesen und sie war eine gute Freundin von Professor Kleeblatt.“„Aber hast du sie je getroffen?“ Fragend legte sie den Kopf schief. „Liz war eine beeindruckende Frau, Aber sie hatte immer unglaublich üble Laune und mit ihrem feuerroten Haar sah sie immer aus als würde sie in Flammen stehen, wenn sie wütend wurde.“ Er lachte leise als er sich daran erinnerte, wie er sie nach all den Jahren wiedergesehen hatte, wie sie seinen Namen über die halbe Insel gebrüllt hatte. Ihr Temperament war eine einzige Naturgewalt gewesen. „Nachdem ich ihr erzählt hatte, was geschehen war, hat sie mich mehr oder weniger in Ketten nach Ohara gezerrt, um gemeinsam mit Kleeblatt eine Lösung zu finden.“ Er schwieg für eine Sekunde. „Sie und Kleeblatt haben mich regelrecht gezwungen dort zu bleiben und aufgrund meines Zustandes habe ich mich dem dann irgendwann ergeben.“ „Dein Zustand?“, fragte sie nach. „Was war das für ein Fluch, der auf dir lag?“ „Der Fluch der Rückwärtsfrucht“, entgegnete er und sah wie ihre Augen groß wurden. „Als ich nach Ohara kam, war ich wieder im Körper eines Jugendlichen.“ Bedächtig hob er seine Hände hoch und betrachtete sie, sah die Schwielen und kleinen Narben an den Fingern, die er immer wieder öffnete und schloss. „Kleeblatt und Radiata gaben mir einen Zufluchtsort als ich nirgendwohin konnte.“ Nun sah Robin wieder weg. „Deine Zeit lief also rückwärts?“, fragte sie nach einem Moment. „Anstatt zu altern wurdest du jünger? Durch einen Fluch den ein Teufelskraftanwender auf dich gelegt hatte?“ Er nickte ruhig und erklärte ihr was er zuvor den anderen Crewmitgliedern bereits erzählt hatte. Danach schwiegen sie wieder. „Du kanntest meine Mutter?“ Er nickte erneut: „Sie war eine von Radiatas Schülerinnen und eine überaus wissbegierige darüber hinaus.“ „Erzähl mir von ihr.“ Keiner von beiden sah den anderen an. „Was für ein Mensch war sie? Wie hast du sie kennen gelernt?“ Einen Moment lang schloss Zorro sein Auge und erinnerte sich an Nico Olvia. „Ich glaube, dass erste Mal sind wir uns begegnet als wir damals auf Ohara gestrandet sind, sie war damals noch beinahe ein Kind und unglaublich schüchtern. Kleeblatt schrieb damals eine Arbeit über untergegangene Kulturen und hat sich an mich gehängt wie eine Klette, genau wie sie bei Radiata. Wann immer die beiden diskutiert haben, saß sie still daneben, mit großen Augen und lauschte ganz aufmerksam, als könnte sie alles Wissen der Welt aufsaugen.“ Er schüttelte den Kopf. „Dann später, als ich wieder da war, schrieb sie gerade eine Abhandlung über Drachen und wollte alles Mögliche wissen. Sie war richtig nervig und noch anhänglicher als Kleeblatt. Nie ließ sie mich in Ruhe, selbst wenn wir gerade irgendwelche Tests durchführten oder ich ruhen wollte. Immer war sie da und immer redete sie unaufhaltsam. Andauernd stellte sie mir Fragen zu den unwichtigsten Dingen.“ Er lachte leise. „Sie war so klug geworden in den paar Jahren, so selbstbewusst. Vorher hatte sie sich immer hinter Liz versteckt, doch dann hielt sie Vorträge vorm ganzen Kollegium. Sie wollte alles wissen, jedes Geheimnis ergründen und war zu einer Archäologin herangewachsen, die ihresgleichen gesucht hat. Es gab nichts Wichtigeres in ihrem Leben als die Wahrheit über das verlorene Jahrhundert herauszufinden… nun ja fast nichts Wichtigeres.“ Nun sah er doch zu ihr hinüber. Schnell wandte sie den Blick ab. „Ich weiß, dass es dir schwer fallen muss es zu glauben, aber sie hat dich geliebt. Schon während der Schwangerschaft hat sie immer nur von dir gesprochen und als du erst da warst...“ Er seufzte leicht. „Als die anderen kamen und ihr neben Radiata anboten mitzukommen, es hat ihr Herz zerbrochen.“ „Aber sie ist gegangen.“ Robin klang nicht vorwurfsvoll. „Ja das ist sie“, stimmte er zu. „Und du nicht.“ Eine Sekunde atmete er tief ein.„Und ich nicht.“ Für eine lange Zeit sagte niemand von ihnen etwas. Die Welt um sie herum wurde allmählich dunkler und die Luft frischer. Ein jeder von ihnen hing längst vergangenen Zeiten nach, wertvolle aber oh so schmerzvolle Erinnerungen. „Da war ein Junge“, murmelte Robin schließlich. „Ich erinnere mich an ihn. Er war das einzige andere Kind innerhalb der Räume vom Baum der Allwissenheit. Ich weiß, dass ich manchmal mit ihm spielen wollte, aber er war ziemlich fies und gemein. Trotzdem hatten die anderen ihn immer mit Respekt behandelt.“ Zorro entgegnete nichts. „Je älter ich wurde, desto seltener sah ich ihn und niemand redete über ihn. Sie sagten sogar, dass ich ihn mir eingebildet hätte. Doch einmal hab ich ihn in diesem unterirdischen Raum zusammen mit Professor Kleeblatt gesehen. Er saß ganz ungeniert auf dem Porneglyphen drauf und diskutierte ganz laut über den Inhalt. Er hat mir Angst gemacht. Für ein Kind klang er viel zu ernst, viel zu verbittert. Wie ein alter Mann, der sich mit seinem Alter noch nicht abgefunden hatte. Einmal habe ich den Professor nach diesem Jungen gefragt und ich weiß noch ganz genau, wie er sich zu mir heruntergebeugt hatte und gesagt hat ‚Robin, diesen Jungen hat es nie gegeben, denn wenn es ihn gegeben hätte würde das bedeuten, dass noch ein Teil der verlorenen Geschichte am Leben wäre und das würde bedeuten, dass wir der Wahrheit weit näher gekommen wären. Aber da wir weder das verlorene Jahrhundert studieren noch Kindern Zuflucht bieten, musst du ihn dir eingebildet haben.‘ Ich habe damals nicht verstanden was er gemeint hat und gedacht, dass er sich über mich lustig machen würde.“ Sie sah zu ihm herüber.„Dieser Junge warst du, oder?“ Er sah weg. „Du bist der einzige, der wie ich die Luft dieser Bücher geatmet hat und heute noch lebt.“ Er schluckte schwer. „Du bist der einzige, der sie alle kannte, du kanntest meine Mutter, den Professor, Professor Radiata und all die anderen. Du warst dort unten gewesen, du hast all das gesehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Und dann belügst du mich? Dann sagst du mir die Wahrheit nicht? All diese Zeit, dachte ich… ich war alleine. Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?“Er schwieg. „Warum Zorro?! Du kannst sie lesen, nicht wahr? Die Porneglyphen, schließlich war das doch die Sprache der Drachen. Du kanntest meine Vergangenheit und du… warum hast du nichts gesagt?“ Er antwortete nicht direkt, sondern hörte für einen Moment dem flüsternden Meer zu. „Du warst glücklich“, murmelte er schließlich. „Nach all den Jahren auf der Flucht, nach all der Zeit alleine, hattest du endlich ein Zuhause gefunden, Menschen, denen du wichtig bist. Ich hätte dir alles sagen sollen, aber ich wollte dich nicht verletzten, alte Wunden nicht wieder aufreißen.“ Einen Moment zögerte er.„Und ich wollte dich nicht verlieren. Ich wollte nicht, dass du mich nicht mehr ansehen kannst. Ich wollte nicht der Grund für deinen Schmerz sein.“ Langsam drehte sie sich um und lehnte sich ebenfalls mit dem Rücken gegen die Reling. „Manche Menschen lügen, um das zu bekommen, was sie wollen“, erklärte sie ruhig, „und andere, um das zu beschützen, das sie liebgewonnen haben.“ Sie schüttelte den Kopf: „Und trotzdem verbirgt beides die Wahrheit und mein Traum ist es, die Wahrheit herauszufinden. Du solltest mich nicht anlügen, auch nicht zu meinem Schutz.“ Er nickte. „Du kannst die Porneglyphen also wirklich lesen?“ „Mehr oder weniger. Anders als du glaubst, ist diese Schrift nicht von den Drachen. Die Sprache ja, aber Drachen konnten nicht schreiben. Menschen, die der Sprache der Himmelsmenschen mächtig waren, haben diese Schrift entwickelt. Kleeblatt hat mir beigebracht sie zu lesen.“ Für eine lange Zeit sagte sie nichts, doch dann huschte der Hauch eines Lächelns über ihr Gesicht. „Wenn ich dir ein paar Notizen zeigen würde, könntest du dir dann vorstellen deine Gedanken darüber mit mir auszutauschen?“ Leise lachte er auf: „Dir ist hoffentlich bewusst, dass ich kein Gelehrter bin. Ich bezweifle, dass ich etwas bemerken würde, das dir entgangen ist.“ Eine innere Wärme erfüllte ihn. „Aber ich würde mich geehrt fühlen, deine Arbeit sehen zu dürfen.“     -------------------- 10. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 9   „Ruffy, lass mich! Das ist mein Reisbällchen. Es gibt gleich Essen.“„Aber du hattest doch schon eins, gib mir doch das letzte.“ „Du hattest schon acht! Sanji, wie lange brauchst du noch?“, jammerte Lysop vom Esstisch und versuchte sein letztes Onigiri von seinem Kapitän fernzuhalten. „Nur noch ein paar Minuten. Bin gleich so weit“, murrte er und flitzte in seiner Kochnische hin und her, „ihr könnt doch schon mal den Tisch decken.“ „Aber das machen wir doch sonst nie“, grummelte Ruffy, der es aufgegeben hatte Lysops Happen zu klauen und sehnsüchtig zu dem Teller hinüber starrte, den der Koch für Robin zur Seite gestellt hatte. Sein Kapitän lag nicht ganz falsch. Normalerweise war der Tisch meist schon gedeckt, wenn die übrigen Crewmitglieder zum Essen kamen. Entweder weil Sanji es schnell noch während des Kochens nebenbei erledigte oder weil meist Robin schon etwas früher kam, um ihn zu helfen. Aber heute waren sie alle gemeinsam in die Küche gekommen und der Koch hatte sich nur etwas Zeit dadurch verschaffen können, dass er die Vorspeise bereits am frühen Morgen vorbereitet hatte. In Windeseile bemühte er sich ein vernünftiges Abendessen auf die Beine zu stellen, aber der Tag war anstrengend gewesen und ihm war immer noch etwas schummrig. Erst vor wenigen Minuten hatte Nami ihm erklären wollen, dass seine liebreizende Robin-Maus den grummeligen Schwertkämpfer vielleicht mehr mochte als er es für vorstellbar hielt und obwohl er wusste, dass es gerade vielleicht dringendere Dinge gab um die er sich Gedanken machen sollte, so war dies doch von allem das bei weitem Erschreckendste. Die Navigatorin räusperte sich währenddessen deutlich hörbar und einige der anderen Piraten erhoben sich, um den Tisch zu decken. „Bleib ruhig sitzen Rayleigh“, meinte sie freundlich, „schließlich bist du unser Gast.“ „Ach, keine Umstände. Ich mache mich gerne etwas nützlich.“ „Sollte wir nicht langsam mal Zorro und Robin holen?“, fragte Chopper, der recht unglücklich wirkte. „Wer weiß, wann Zorro das letzte Mal etwas gegessen hat.“ „So schnell kippt der schon nicht um“, entgegnete Franky abwinkend während er mehrere Teller auf dem Tisch verteilte, „anders als unser Koch ist Zorro doch recht standfest, wenn es um Frauen geht.“ „Hey“, knurrte Sanji auf, doch der übergroße Topf Nudeln beanspruchte seine Aufmerksamkeit. Irgendwann stand dann endlich auch das Essen auf dem Tisch. Der Koch musste sich eingestehen, dass es ihm nun doch missfiel, dass zwei der Crewmitglieder nicht anwesend waren und ja, Chopper hatte Recht, der Schwertkämpfer hatte mindestens einen Tag lang nichts gegessen und auch wenn ihn das wohl wirklich nicht umbringen würde, so war es doch Sanjis Aufgabe als Schiffskoch dafür zu sorgen, dass alle Crewmitglieder bestmöglich versorgt waren. Unzufrieden mit der Gesamtsituation ließ er sich neben Nami fallen. Normalerweise saß er nicht mit am Tisch - da dieser nur acht Plätze bot - und aß auch erst nach den gemeinsamen Mahlzeiten, aber an dem heutigen Tag war nichts mehr normal. „Ich kann‘s immer noch nicht wirklich glauben“, murmelte nun Lysop, der ebenso überrollt wirkte wie Sanji sich fühlte, während Ruffy sich neben ihm aufs Essen stürzt. „Zorro war auf der Oro Jackson, er gehörte zum höllischen Trio. Es heißt, dass die Marine so große Angst vor Rogers Mitstreitern hatte, dass die beiden die ersten Nichtkapitäne waren, die ein eigenes Kopfgeld bekommen haben.“ Er schüttelte den Kopf. „Mit so einem an Bord sind wir unbesiegbar.“Obwohl Sanji sich weigerte dem Lügenbaron zuzustimmen, so schmunzelte er doch über dessen Aussage. Lysop hatte anscheinend entschieden Zorros Vorhaben die Crew zu verlassen einfach zu ignorieren. „Was? So stark ist Zorro?“ Chopper machte große Augen und sah vom Kanonier zum ehemaligen Vizekapitän des Piratenkönigs. „Ist er wirklich unbesiegbar?“ Rayleigh lachte und nahm dankend einen Krug Bier von Franky entgegen. „Unbesiegbar ist er mit Sicherheit nicht. Aber es ist wahr, dass Bronze ein furchterregender Gegner war und zurecht sein eigenes Kopfgeld erhalten hat. Wer seine Schwächen nicht kannte war dem Untergang geweiht.“ „Haben Drachen denn überhaupt Schwächen?“, murmelte Nami. „Fischmenschen sind normalen Menschen doch auch in allem überlegen. Warum sollte das bei einem Himmelsmenschen anders sein.“ „Wasser.“ Zu aller Überraschung war es Brook der antwortete. „Als ich noch ein Kind war, gab es einen ganz gängigen Satz, dass man einen Drachen waschen müsse, um ihn zu zähmen.“ Nun brach Rayleigh in schallendes Gelächter aus. „Stimmt, ich erinnere mich daran. Oh, wie oft haben wir Bronze damit aufgezogen.“ „Warte mal, was?“ Nami sah zweifelnd auf. „Wasser? Zorro hat kein Problem mit Wasser. Er ist doch kein Teufelsfruchtnutzer.“„Ein guter Einwand Nami, also lasst mich erklären was ich weiß.“ Mit leuchtenden Augen beugte sich der dunkle König vor, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Du hast natürlich Recht. Zorro, also der Mensch den ihr kennt, lässt sich von Wasser nicht besonders beeindrucken. Drachen allerdings - und das umfasst auch Bronze - haben eigene Regeln.“ „Sie sind wie Teufelsfruchtnutzer“, murmelte Sanji mit verschränkten Armen. „Deswegen war die komplette Lagerhalle mit Seestein ausgekleidet. Seestein schwächt sowohl Teufelsfruchtnutzer als auch Drachen, genau wie Meerwasser.“ Der ehemalige Pirat nickte: „Exakt, die genaue Geschichte kenne ich nicht, aber laut Bronze haben die Vorfahren der Drachen damals die Baumkrone vom Baum des Lebens beschützt und sich von dessen Früchten ernährt, wodurch sie besondere Fähigkeiten erhielten. Die Sage sagt zwar nichts darüber, aber ich denke wir können davon ausgehen, dass eben diese Teufelsfrüchte waren.“ Die anderen tauschten verwunderte Blicke aus. „Für die Drachen kann ich nicht sprechen, aber ich weiß, dass allein die Berührung von Seestein oder ein einzelner Wassertropfen Bronze regelrecht verätzt. Je älter er wurde, desto schwächer wurde zumindest der Einfluss des Wassers, aber gerade in jungen Jahren...“ Er schüttelte den Kopf. „Roger hat ihn einmal aus Versehen in eine Badewanne geworfen – lange Geschichte – und danach musste er drei Tage das Bett hüten.“ Wieder lachte Rayleigh auf. „Eigentlich war das damals nicht lustig, aber im Nachhinein. Also wenn du Bronze ausschalten wolltest, brauchtest du nur eine Sprühflasche mit Wasser gefüllt, oder halt Seestein oder Bronze.“ „Bronze? Wieso das?“, hakte Chopper neugierig nach. „Nun ja, sagen wir mal so, da Drachen mächtige Wesen sind hat die Natur von alleine einen Ausgleich geschaffen. Je stärker ein Drache ist, desto sensibler ist er gegenüber der Umwelt. Bei jedem Drachen besteht die Schale des Eis aus etwas anderem. Bei Bronze war es eine Legierung aus Kupfer und Zinn und dementsprechend ist nichts für ihn so gefährlich oder gar tödlich wie Bronze.“ Der Koch schluckte schwer als er an den Halsring dachte, den Rayleigh dem Schwertkämpfer abgenommen hatte. „Und ich dachte, dieser Korekuta mochte einfach nur Zorros Namen“, murmelte Lysop sarkastisch, in Gedanken anscheinend auch bei dem riesigen Vogelkäfig aus Bronze. „Aber warte mal“, widersprach Franky. „Du sagst also, dass Bronze Zorro in seiner Drachengestalt genauso zusetzt wie Seestein oder Wasser? Wieso heißt er dann Bronze? Das ist doch total schwachsinnig, dann weiß das ja sofort jeder.“ Der dunkle König zuckte mit den Achseln. „Die Drachen hatten ihre eigene Kultur und die haben das halt so gemacht. Warum musst du Bronze fragen.“ „Aber für Zorro ist das doch kein Problem“, meinte Nami dann nachdenklich. „Ihm scheint das doch nur was auszumachen, wenn er in dieser anderen Gestalt ist. Dann wird er einfach zum Menschen und gut ist.“ „Das geht nicht.“ Rayleigh hatte mittlerweile wieder zu Essen angefangen. „Solange er mit Bronze, Seestein oder Wasser in Kontakt steht, kann er seine Gestalt nicht verändern. Ein Halsring plus Kette und er ist so hilflos wie ein Fisch ohne Wasser. Hat uns schon manchmal ordentliche Probleme bereitet. Insbesondere weil er damals sein Alter Ego überhaupt nicht leiden konnte.“ „Oh.“ Das Abendessen hatte eine ungewöhnliche gedrückte Stimmung angenommen. Mit Ausnahme von Ruffy natürlich, der immer noch unbeirrt weiter spachtelte. „Aber wenn wir davon mal absehen“, murmelte Sanji nun und sah Rayleigh ernst an. „Wie stark ist er denn jetzt wirklich? Also damals, bevor er durch den Fluch wieder ein Kind wurde. Wie stark war er?“ Der ehemalige Pirat schmunzelte leicht. „Ich habe ihn nie besiegt“, gestand er ein, „und ich würde behaupten, dass er mir was Kampfkraft und Durchhaltevermögen anging gewiss voraus war, allerdings war er ein schrecklicher Stratege und wollte immer eher mit dem Kopf durch die Wand, was ihm so einige Probleme bereitet hat.“ Wieder spürte Sanji, wie es ihm schwer fiel zu atmen. Wie sollte er denn mit jemandem mithalten, der es sogar mit dem Vizekapitän des Piratenkönigs aufnehmen konnte? „Allerdings reden wir von dem damaligen Bronze, nicht wahr? Ihr müsst wissen, so stark und unbezwingbar er als Drache sein konnte, so schwach war er als Mensch. Er konnte als Mensch kaum kämpfen, geschweige denn Haki anwenden. Selbst zu seiner besten Zeit war sein menschlicher Teil dem Zorro, den wir heute sehen eindeutig unterlegen.“ Das baute den Koch allerdings gerade gar nicht auf. „Aber von dem was ich eben gesehen habe, würde ich behaupten, dass er noch ein paar Jahre braucht, um seine damalige Höchstform als Drache zu erreichen.“ Er schmunzelte immer noch. „Und natürlich wäre ich gespannt zu sehen, wie er ausgewachsen aussieht.“ „Ausgewachsen?“ Erneut tauschten die Crewmitglieder unsichere Blicke aus. „Oh ja, Drachen sind erst mit 40 Jahren ausgewachsen und fangen dann erst an ihre wahre Kraft zu entfalten. Wie gesagt, ähnlich wie die Fischmenschen haben auch die Drachen ganz andere Potentiale als wir Menschen.“ „Du willst uns gerade sagen, dass Zorro noch ein Teenager ist?“ Nami sah ganz verwirrt aus. Rayleigh lachte leise. „Lass ihn das bloß nicht hören. Auch damit haben wir ihn aufgezogen, als er es uns das erste Mal erzählt hat; eigentlich haben wir ihn durchweg mit allem aufgezogen. Aber ich glaube unter Drachen wäre er mit zwanzig Jahren sogar noch ein Kind.“ Nun schmunzelten manche Crewmitglieder, doch Nami wurde aschfahl, aber sie entgegnete nichts. „Und du hast dazu gar nichts zu sagen?“, fragte Lysop ihren immer noch mampfenden Kapitän mit hochgezogener Augenbraue. Überrascht sah Ruffy auf, dann jedoch grinste er. „Ich hab nicht zugehört, worum geht‘s?“ „Um Zorro, du Vollidiot!“, herrschte Nami ihn an. „Hast du überhaupt irgendetwas mitbekommen?“„Mhm“, nickte der Strohhutjunge, „Zorro ist unglaublich stark und kann sich Flügel wachsen lassen und wenn wir mal ehrlich sind, Flügel sind echt cool!“ Er nickte als wäre er in einem ernsthaften Verkaufsgespräch. „Du hast also gar nichts kapiert. Warum überrascht mich das noch nicht einmal?“ Nami seufzte schwer auf und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Dann begann sie den Strohhut in die notwendigen Informationen einzuweihen. „Wenn er also anders aussieht, Ruffy, darfst du ihn auf keinen Fall ins Meer werfen, hast du das verstanden?“, beendete sie einen mehrminütigen Vortrag, den der Rest der Crew nutzte, um nun doch endlich auch mal was zu essen. „Ach Nami, lass das doch“, grummelte der junge Kapitän und winkte ab. „Es wird schon alles gut gehen. Du machst dir immer viel zu viele Sorgen.“ „Ja, weil du mein Käpt‘n bist“, murrte sie trocken, lehnte sich jedoch zurück. Gerade in diesem Moment ging die Türe zum Krankenzimmer auf, welches eine Tür Richtung Bug hatte. Als erstes kam Robin hindurch, gefolgt vom Schwertkämpfer. Die Stimmung, die gerade angefangen hatte sich aufzulockern, erfror augenblicklich. Tief holte der Koch Luft. Es brauchte keinen Gedankenleser, um zu sehen, dass Robin geweint hatte, ihre Wangen waren rosig und das Licht legte einen leichten Schimmer auf ihr Gesicht. Am liebsten würde er den Säbelrassler dafür einmal gegen die nächstbeste Wand treten, aber wenn er ehrlich war sah dieser noch deutlich bescheidener aus als die Archäologin. Als er hinter ihr hinein kam, blieb er für einen Moment stehen und sah jeden von ihnen einmal an. Wie so oft war seine Miene unleserlich und doch sah er noch distanzierter aus als sonst schon. „Hey Robin, Zorro! Endlich, ihr habt schon das halbe Abendessen verpasst!“, begrüßte Ruffy die beiden Neuankömmlinge mit vollem Mund. Sofort sprang Sanji auf und bot Robin seinen Stuhl an. „Möchtest du einen Kaffee, Robin-Schätzchen?“ „Das wäre sehr freundlich, Sanji.“ Mit einem höflichen Lächeln ließ sich Robin neben Nami nieder, doch ihr Lächeln schwand genauso schnell wie es gekommen war. Sie wirkte müde, aber wer konnte ihr das nach einem so langen Tag verübeln. „Zorro, setzt dich doch zu uns“, rief Ruffy immer noch mit vollen Wangen, als der Schwertkämpfer sich mangels freier Stühle einfach auf das Sofa am Fester fallen ließ. „Schon gut“, winkte der Angesprochene grummelnd ab, „ich bin nicht hungrig.“ Sanji brachte Robin eine Tasse und sah missmutig zum Grünschopf hinüber. War ihm nicht bewusst, dass sein Verhalten nicht gerade förderlich war? Wie sollten die Zweifler unter ihnen verstehen, dass er nichts mit dem Monster aus den Geschichten gemein hatte, wenn er sich genauso abweisend gab wie eh und je? Außerdem hatte er schon mindestens anderthalb Tage nichts gegessen und als Koch konnte Sanji das nicht gutheißen. „Stell dich nicht so an, Marimo. Hol dir den Stuhl aus dem Krankenzimmer und setzt dich dazu. War doch Befehl des Käpt‘ns, oder nicht?“ Der Schwertkämpfer funkelte ihn böse an, während Ruffy und Lysop laut zustimmend grölten. Doch dann stand er leise vor sich hin grummelnd auf, stapfte ins anliegende Zimmer und zog den Bürostuhl hinter sich her. Mit düsterer Miene ließ er sich zwischen Rayleigh und Ruffy auf den Drehstuhl fallen, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Der Junge mit dem Strohhut grinste breit und auch der dunkle König zeigte ein leises Schmunzeln. „Du hast ja wie immer hervorragende Laune, Zorro.“ Der Schwertkämpfer funkelte den anderen böse an. „Halt einfach die Klappe, ja?“ Rayleigh grinste breiter. „Ach tu doch nicht so. Ich seh doch genau wie nervö… Autsch!“ Der alte Mann klatschte mit der Stirn geradewegs gegen die Tischkante. Geschirr klapperte und sein halbleeres Bierglas wackelte bedrohlich. Sämtliche Crewmitglieder erstarrten während der dunkle König sich wieder aufrichtete, einen mörderischen Ausdruck in den Augen, die verbogene Brille baumelte von seinem linken Ohr. Zorro saß neben ihm als hätte er sich überhaupt nicht bewegt, die Arme verschränkt, das unversehrte Auge geschlossen. „Bronze!“ Noch nie, noch nie in seinem Leben hatte Sanji den ehemaligen Piraten so böse knurren gehört. „Tze.“ Der Angesprochene zeigte sich ziemlich unbeeindruckt und popelte mit seinem kleinen Finger in der Nase. „Bist du etwa auf Streit aus?“ Rayleigh drehte sich zu dem anderen um, die Stirn immer noch feuerrot. „Und mich mit einem alten Mann anlegen? Ich bin doch nicht wahnsinnig“, feixte die Moosbirne, nun mit einem bösen Grinsen. Nami sah Sanji fast schon panisch an. Sie schien das gleiche wie er zu denken. Wenn es so weiter ging, würde die beiden über kurz oder lang handgreiflich werden und wenn man ans vorangegangene Gespräch dachte war es fraglich, ob die Thousand Sunny das überstehen würde. „Oh, es ist wirklich dumm von dir mich zu reizen“, murrte Rayleigh nun, doch er klang nicht mehr ansatzweise so aufbrausend wie zuvor. „Insbesondere wenn man bedenkt, was ich für Geschichten über dich erzählen könnte.“ „Hmm?“, kam es vom Schwertkämpfer, der nun wieder sein Auge halb öffnete. „Ja, zum Beispiel als wir dir schwimmen beibringen mussten. Weißt du noch, wie du und Wolfram den Wasserfall hinuntergefallen seid und du dann im knietiefen Wasser glaubtest zu ertrinken? Du hast geschrien wie ein kleines Kind.“ Sanji unterdrückte ein Auflachen hinter seinem Handrücken, während einige andere laut aufprusteten, Nami kicherte leise und selbst Robin konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Du kannst nicht schwimmen?“, fragte Lysop nun glucksend. „Doch natürlich kann ich schwimmen, du Idiot!“, murrte der Schwertkämpfer mit leuchtend roten Wangen. „Er war ganze 28 Jahre, als wir es ihm beibringen mussten. Er ist uns in den vier Jahren bis dahin schon so oft abgesoffen aber wir haben Ewigkeiten gebraucht, um ihn zu überreden. Seagull hatte sogar extra Schwimmflügel für ihn gekauft.“ „Was?“ Nun mussten sie alle lachen. „Silver!“„Was denn? Du wolltest, dass es persönlich wird.“ Entschuldigend hob der alte Mann beide Hände und erhob sich. „Frieden? Ich hol dir auch was Ordentliches zu trinken. Was habt ihr denn Schönes an Hochprozentigen?“ Fast schon unschuldig lächelnd wandte er sich Sanji zu. „Bier ist in Ordnung“, murrte der Schwertkämpfer, der gerade dabei war die verbogene Brille wieder gerade zu biegen. „Ach?“ Für eine gewisse Zeit war es ungewohnt ruhig am Essenstisch. Die meisten Teller waren leer geputzt und ein äußerst zufriedener Ruffy rieb sich den prallen Bauch. Die anderen Crewmitglieder waren indes kaum in der Lage ein vernünftiges Gespräch aufzubauen, trotz zahlreicher Versuche. Der Schwertkämpfer hielt sich wenn möglich immer heraus und antwortete nur knapp, sein Blick meist auf den Bierkrug in seiner Hand gerichtet. Sanji hatte mittlerweile mit dem Abräumen begonnen und betrachtete die einzelnen Anwesenden. Früher war die Stimmung nur selten so gedrückt gewesen. „Ist zwischen euch beiden jetzt eigentlich wieder alles in Ordnung?“, fragte Chopper irgendwann ganz unschuldig und schaute zwischen Robin und Zorro hin und her. Beide sahen überrascht auf. „Chopper, das lässt du die beiden am besten untereinander klären“, versuchte Nami die Wogen zu glätten ehe ein erneuter Sturm aufziehen konnte. „Ist schon in Ordnung, Nami“, entgegnete Robin mit einem freundlichen Lächeln und beugte sich Chopper zu. „Du musst wissen, manche Dinge sind nicht so einfach, Chopper.“ „Aber es ist doch ganz einfach!“, meinte der junge Arzt und nippte an seinem überzuckerten Eistee. „Wir wissen jetzt von Zorros Vergangenheit und wie bei allen anderen bisher auch, ist das jetzt nicht mehr...“ „Chopper.“ Ohne die Stimme überhaupt zu erheben brachte der Schwertkämpfer den Jüngsten der Crew zum Schweigen. Nach einem Moment sah er von seinem Bierglas auf und traf den überraschten Blick des Rentiers. „Nur weil die Dinge für dich einfach sind, gilt das nicht für alle. Jeder hat ein Anrecht auf eine eigene Meinung.“ Sanji konnte seinen eigenen Ohren kaum trauen. Er wollte etwas sagen, doch dann sprach der in letzter Zeit so schweigsame Brook. „Zorro, ich hätte da mal eine Frage an dich.“ Nun sahen sich die beiden wohl Ältesten im Raum an. Dieser Gedanke war für Sanji immer noch absurd. „Wusstest du, dass Chopper und ich auf der Liste stehen?“ Für eine Sekunde entgleisten dem Grünhaarigen die Gesichtszüge. Er hatte offensichtlich nicht mit dieser Frage gerechnet. Doch im nächsten Augenblick sah er so kühl aus wie man ihn kannte. „Nein“, entgegnete er. „Bevor Joudama mir davon erzählt hat, hatte ich keine Ahnung.“ „Wenn das so ist“, murmelte Brook und rührte in seinem Tee, „wie lange hast du geglaubt vor ihnen fliehen zu können? Du bist mit Korekutas Tochter nur wegen uns mitgegangen. Was hättest du getan, wenn das nicht passiert wäre?“„Aber Brook“, murmelte Nami und nahm eine Tasse Kaffee, die Sanji ihr reichte, „was sollen diese hypothetischen Fragen? Die Dinge liegen nun wie sie liegen und ‚was wäre wenn...‘ hilft uns nicht weiter.“ „Trotzdem“, widersprach das Skelett, „Korekuta wird wiederkommen. Rayleigh hat uns erzählt, dass er nicht von dir ablassen wird, was also hattest du ursprünglich vor?“Zorro entgegnete nichts, sondern sah ihn einfach nur ruhig an. „Zorro?“, fragte Chopper besorgt nach. „Ich verstehe.“ Brook nickte sachte. „Du hast dich also nur unseretwegen gefangen nehmen lassen.“ Dann stand er auf, einen unlesbaren Gesichtsausdruck auf dem Totenschädel. Mit einem Male verbeugte der Musikant sich so tief, dass sein Zylinder auf den Tisch segelte.„Vielen Dank.“ Nun wurde das unversehrte Auge des Schwertkämpfers groß und sein Bierglas rutschte einige Zentimeter entlang seiner Finger nach unten. Das Skelett richtete sich wieder auf und nahm Platz, ein undeutbares Lächeln auf dem Gesicht. „Und gern geschehen“, setzte der Musikant hinter her und nahm seine Hut wieder vom Tisch. Verwirrt schaute Sanji zum Schwertkämpfer, der den Blick schnell auf sein Glas richtete. Der dunkle König neben ihm lächelte, aber es erreichte seine Augen nicht. „Danke“, murmelte Zorro zu niemandem bestimmten in den Raum. Für einen Atemzug waren alle ruhig, doch dann spürte Sanji, wie sich ein Grinsen über sein eigenes Gesicht ausbreitete und auch die anderen fingen an zu strahlen. Nach und nach sahen sie einander an und ganz langsam schien etwas zwischen ihnen zu entstehen. Laut lachte Ruffy auf und hob seinen Bierkrug. „Auf unseren Rückkehrer Zorro!“ Zustimmend grölend hoben sie alle, selbst Franky und Robin, ihre Getränke und prosteten einander zu. Nur Zorro hielt seinen Krug zurück und eine sanfte Röte schlich über seinen Nasenrücken während nun endlich die Stimmung einsetzte, die Sanji erwartet hatte. Sie hatten ein Crewmitglied gerettet, das war das einzige was an diesem Abend zählen sollte. Er stellte den riesigen Nachtisch auf dem Tisch ab und klopfte dem Schwertkämpfer im Vorbeigehen kräftig auf die Schulter. Als Antwort erhielt er nur ein leises Grummeln, aber das war er gewohnt. Endlich war es da, dieses Hochgefühl nachdem sie einen Sieg eingefahren hatten. „Ihr müsst uns noch mehr Geschichten erzählen!“, bestand Lysop drauf und stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem Tisch ab. „Mich würde ja interessieren, ob Drachen auch pupsen müssen“, meinte Brook dagegen und genoss seinen Tee. „Ja, Zorro. Ich will auch noch mehr hören!“ Chopper sprang ganz aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her, während Sanji den Musiker lautstark über Manieren am Essenstisch aufklärte. „Ist das eigentlich noch in Ordnung?“ Nami hörte sich immer noch ernst an. „Ich meine, dein Name ist nicht Zorro, oder? Du bist Bronze, dann sollten wir dich auch so nennen, nicht wahr?“ Sie zuckte etwas hilflos mit den Achseln. „Aber das ist doch total hirnrissig“, widersprach Franky, „dann weiß doch sofort jeder, was seine Schwäche ist.“ „Ja, aber es ist nun mal auch sein Name!“, keifte Nami zurück. „Und der Name Bronze hat eine Kultur, eine Geschichte, daher…“ Sie beendete den Satz nicht aber machte weiterführende Bewegungen mit den Armen. Unsicher sah sie zu Zorro hinüber. „Also, wie sollen wir dich nennen?“ Der Schwertkämpfer legte leicht den Kopf schräg, dann schnaubte er leise auf, ein dunkles Grinsen legte sich über seine Züge und er schüttelte den Kopf. „Die letzten 22 Jahre war ich Lorenor Zorro und auch wenn ich diesem Idioten hier übel nehme, dass er ein Wortspiel eingebaut hat“, er knuffte dem anderen leicht in die Seite, „so ist es trotzdem mein Name. Abgesehen davon ist Lorenor wirklich der Familienname meiner Mutter gewesen.“ „Also ist es eigentlich Lorenor Bronze Zorro?“, murmelte Lysop nachdenklich, „oder eher Lorenor Zorro Bronze?“„Untersteh dich!“, knurrte der Schwertkämpfer augenblicklich. Rayleigh auf der anderen Seite lachte auf: „Ach das erinnert mich an die Zeiten, als wir dir einen etwas unauffälligeren Namen geben wollten. Du hast dich so gegen jeden Menschennamen gewehrt. Dabei hatten wir so hübsche: Ronald, Rupert, Ray, Reed, Robert. Ich kann sie alle gar nicht mehr aufzählen und am Ende ist es dann Robin geworden, weißt du…?“ Der dunkle König schlug sich die Hand vor den Mund und seine Augen wurden groß, als hätte er gerade ein großes Geheimnis preisgegeben.„Upps, das war so nicht geplant.“Der Schwertkämpfer neben ihm klatschte sich die Hand vor die Stirn und schüttelte nur den Kopf. „Was meinst du damit?“ Robin war bis jetzt sehr ruhig gewesen und hatte sich so gut wie überhaupt nicht an der Unterhaltung beteiligt. Nun jedoch sah sie den dunklen König mit wachsamen Augen an „Wie meinst du das, Rayleigh?“ Der ehemalige Pirat schluckte schwer und sah zu Zorro hinüber, immer noch diese weit aufgerissenen Augen und die blanke Panik im Gesicht. „Oh nein“, meinte der Schwertkämpfer nur abwehrend, „du hast es zur Sprache gebracht, du darfst das jetzt klären. Das war damals eure schwachsinnige Idee, ich hatte damit nichts zu tun.“ „Also gut“, murmelte Rayleigh etwas missmutig und gab seinem ehemaligen Crewmitglied einen feindlichen Blick von der Seite. „Also die Geschichte ist die: Wie ihr wisst, haben Roger und ich Bronze glauben lassen, dass wir ebenfalls Halbdrachen seien, aber wir hatten ja unsere eigentlichen Namen und es hat keine Stunde gedauert, bis Roger sich versprochen hat.“ Zorro neben ihm nickte zustimmend. „Aus der Not heraus habe ich also erzählt, dass wir uns Menschennamen geben würde, um weniger aufzufallen und Roger war dann ganz schnell bei der Sache Bronze auch einen zu geben und da unsere beiden Namen mit R anfingen, sollte Bronzes Menschenname das auch.“ Der Schwertkämpfer rollte mit den Augen. „Die beiden haben einen regelrechten Sport draus gemacht. Selbst nachdem ich herausgefunden hatte, dass sie mich angelogen hatten und wir neue Crewmitglieder dazugewonnen hatten, sie haben damit einfach nicht aufgehört. Es war unglaublich nervig“, murrte er und leerte sein Glas. „Und nur weil es dich so genervt hat, fanden wir es so lustig“, informierte Rayleigh ihn mit einem Zwinkern, ehe er weiter erzählte: „Es war ein regelrechtes Aufnahmeritual geworden, dass der neuste Zuwachs beim Anlegen auf irgendeiner Insel sich den Namen – der mit R anfangen musste – für Bronze ausdenken durfte und solange wir vor Ort waren wurde Bronze dann nur mit diesem Namen angesprochen.“ „Was ziemlich witzlos war, weil ich so gut wie nie als Mensch rumlief und daher jeder Idiot mit Augen im Kopf sehen konnte, dass ich keiner war.“ „Auf jeden Fall“, sprach Rayleigh weiter und funkelte den anderen gespielt genervt an, „hat Bronze nie – und ich betone nie – auf einen Namen reagiert. Wirklich jahrelang und trotzdem haben wir nicht aufgehört, bis wir dann eines Tages an einem Strand gefaulenzt haben und die Crew Wasserball spielte. Ich war Schiedsrichter“, betonte er stolz. „Aber nur weil keines der beiden Teams dich haben wollte“, feixte Zorro böse und nickte den aufmerksam zuhörenden Crewmitgliedern zu. „Er hatte damals schon schlechte Augen und hat den Ball meistens meilenweit verfehlt.“ „Wie dem auch sei“, murrte Rayleigh und beugte sich gefährlich nahe zum Schwertkämpfer der abwehrend beide Arme hob, „Bronze war der einzige, der am Strand lag und ruhte als plötzlich der Ball geradewegs auf ihn zuraste und...“ „Ich weiß bis heute nicht, wer den Aufschlag so vermasselt hat“, warf der Grünschopf nachdenklich ein. „Ja wer wohl, Mercury natürlich, aber lass mich doch zu Ende erzählen. Also der Ball raste auf ihn zu und alle riefen einstimmig ‚Robin!‘ weil er an diesem Tag so hieß und nun ja, was soll ich sagen, er reagierte.“ „Natürlich, es war ein Ball!“ „Und seit jenem Tage war sein Spitzname innerhalb der Crew Robin.“ Zorro errötete. „Ich konnte es nie leiden, wenn ihr mich so nennt, das weißt du“, murrte er und stand auf, um die leeren Gläser am Tisch zu füllen. Rayleigh lachte nur. „Ach, so schlimm fandst du es doch nicht, sonst hättest du uns nicht einfach weitermachen lassen.“ „Aber warte mal“, murmelte Lysop, „wenn sie dich immer Robin genannt haben und du auf Ohara warst, heißt das etwa, dass...“ „Das werden wir wohl nie erfahren“, unterbrach Zorro den Kanonier kühl, „und das ist wahrscheinlich auch besser so.“ Grunzend ließ der Grünhaarige sich wieder auf den Drehstuhl fallen und sprach weiter eh es ein anderer konnte. „Aber wenn ihr unbedingt Geschichten hören wollt, Silver erzähl ihnen doch von Elban. Das war immerhin…“„El...Elban?“ Lysop war aufgesprungen. „Du...du meinst Elban, die Insel der Riesen?“ Ein Leuchten erfüllte seine Augen. Fast gleichzeitig begann Zorro zu schmunzeln während sowohl Ruffy als auch Rayleigh laut auflachten. Danach begann der ehemalige Pirat zu erzählen und innerhalb weniger Minuten herrschte eine ausgelassene Stimmung. Alle lauschten dem alten Mann aufmerksam. Ruffy, Lysop und Chopper hingen ihm regelrecht an den Lippen und waren mit ihren Stühlen immer näher gerückt, sodass der Kapitän beinahe auf dem Schoß von seinem ersten Maat saß. Dieser hatte sich zurückgelehnt und die Arme hinter dem Hinterkopf verschränkt. Mit geschlossenen Augen hörte er seinem ehemaligen Vizen leise lächelnd zu. Sanji versorgte die Anwesenden durchgehend mit Getränken und Leckereien als Nachtisch und stellte fest, dass selbst die anderen ein leichtes Funkeln in den Augen hatten. Sowohl Nami als auch Robin kicherten immer wieder und auch Franky konnte aufgeregte Zwischenrufe bei spannenden Momenten nicht verhindern. Aber selbst der Koch musste gestehen, dass die Erzählungen des dunklen Königs ihn faszinierten, doch da war noch irgendetwas anderes. Je mehr Zeit verging, desto lebendiger wurde Rayleighs Vortrag und schwang mehr und mehr in eine Unterhaltung um. Alle lachten sie viel und gerade die lustigen, aber auch die aufregenden Geschichten erhielten viel Ansprache. Selbst der Schwertkämpfer beteiligte sich mehr und mehr, unterbrach den dunklen König um seine Sicht der Ereignisse zu schildern oder erzählte Rayleigh im Gegenzug ein anderes Abenteuer, welches die Strohhüte erlebt hatten, nur um dann wiederum von einem der anderen unterbrochen zu werden, die das Abenteuer ebenfalls miterlebt hatten. Es war beinahe ungewohnt, Zorro so viel reden zu hören, normalerweise war er eher der schweigsame Typ. Selbst wenn er redete änderte sein Tonfall sich selten, aber auffällig war wie viel er sich bewegte. Als müsste sein ganzer Körper die Geschichte miterzählen, warf er die Hände in die Luft, verzog das Gesicht oder schlug auf den Tisch, wobei seine Stimme sich kaum veränderte und langsam vermutete Sanji, dass das Bronze war, der Teil, den sie alle noch nicht kannten. Die Art wie der andere mit Rayleigh umging, die Art wie er sein Grinsen hinter seinem Getränk versteckte, die Art wie er mit dem ganzen Körper sprach, man es ihm aber nicht anhörte. Und immer wieder lachten sie alle, nicht schmunzeln, nicht dieses leise Kichern hinter vorgehaltener Hand. Manchmal konnte selbst Robin nicht an sich halten und lachte aus vollem Herzen und auch der Schwertkämpfer warf sich in seinem Stuhl zurück und lachte so, wie Sanji ihn noch nie gehört hatte. Auch das tat er mit dem ganzen Körper, krümmte sich vor Lachen, viel beinahe aus dem Stuhl, während ihm Rayleigh oder Ruffy auf den Rücken klopften, ebenfalls am Lachen. Fast schon wie ein Außenstehender beobachtete Sanji die anderen, ein warmes Gefühl in seiner Magengegend. So sollte sich Zuhause anfühlen, genau so und auf ihn wirkte es so, als ob Zorro das erste Mal wirklich Zuhause angekommen war. Er hatte immer schon Ruffy gefolgt, hatte seine Aufgaben als Crewmitglied immer ernst genommen. Aber erst jetzt hatte Sanji das Gefühl, dass der andere wirklich angekommen war und oh, wie er das beneidete. Es war wie Chopper gesagt hatte, sie alle hatten eine Vergangenheit und Sanji wusste nicht, wann ihn seine einholen würde, aber wenn es soweit war, konnte er nur darauf hoffen, dass es genauso bei ihm enden würde wie für den Schwertkämpfer. Zuhause mit einem Happy End. Irgendwann erhob sich der Schwertkämpfer und brachte den bereits eingeschlafenen jungen Arzt zu Bett. Als er wieder auftauchte, konnte er sich gerade noch von Robin und Brook verabschiedeten, die ebenfalls zu Bett gingen.Nach und nach verschwanden sie alle zu Bett, am Ende waren es nur noch Nami, Rayleigh, Zorro und Sanji. Die anderen halfen ihm mehr oder weniger freiwillig beim aufräumen, ehe auch Nami aufbrach. „Was ist mit euch Zweien?“, fragte Sanji und wandte sich zur Tür. „Ach, Sanji. Wir haben über 30 Jahre nachzuholen, glaub mir mal, dass dafür eine Nacht kaum ausreicht.“ Rayleigh klopfte ihm kräftig auf die Schulter und schickt ihn ins Bett. „Solange morgen die Küche nicht in Trümmern ist“, murmelte der Koch und verabschiedete sich ins Bett. Der Schwertkämpfer entgegnete nichts und hob nur eine Hand zum Gruß.     Am nächsten Morgen wachte der Koch mit Grauen auf. Er hatte schon seit langem nicht mehr so viel getrunken und sein Körper dankte es ihm nicht gerade. Doch viel furchtbarer war die Sorge, was der Grünschopf in der vergangenen Nacht angestellt haben konnte. Nach einer schnellen Katzenwäsche begab er sich Richtung Kombüse. Es überraschte ihn nicht, dass aus dem Speisesaal kein Muckser kam, wahrscheinlich waren die beiden irgendwann doch eingeschlafen. Gähnend und streckend kam Sanji hinein, noch im innerlichen Konflikt, ob er die anderen beiden pennen lassen sollte oder ob er wie gewohnt den Mooskopf gegen die nächstbeste Wand kicken sollte. Doch dann blieb er überrascht stehen. Die Kombüse war dunkel, es war niemand da. Verwirrt schaute er sich um. Wo waren die beiden denn?Aber dann sah er die Flasche Sake auf dem Küchentisch stehen. Er wusste, dass der Schwertkämpfer am liebsten Reiswein trank und sie hatten sich schon oft darüber gestritten, dass der andere sich einfach bedient hatte, aber diese Flasche war noch geschlossen. Langsam hob Sanji die unangetastete Flasche hoch, das Siegel war noch unbeschädigt. Es war einer der wenigen hochwertigen Flaschen, die Sanji sein Eigen nannte. Nicht der ganz teure, für den würde Nami ihm nie genügend Geld geben, aber doch schon ein deutlich besserer. Warum stand er hier draußen und nicht im Regal? Doch dann bemerkte er das schwarze Tuch, welches mehr schlecht als recht unter der Sakeflasche gefaltet lag. Für eine Sekunde wusste er nicht, was es war, bis er es als das Kopftuch vom Schwertkämpfer identifizierte. Er starrte auf den Tisch, als plötzlich Horror in ihm hochstieg und eine unheilvolle Gewissheit sich in ihm breit machte. Immer noch die Flasche in der Hand jagte er zurück in die Männerkajüte. „Aufstehen!“, brüllte er als Wut und Panik in ihm aufstiegen. „Zorro ist weg!“ -------------------- 11. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 10   „Sanji, der Teekessel!“ Überrascht schrak der Koch auf. Laut pfeifend hüpfte der Teekessel wütend auf dem Herd hin und her. Weißer Wasserdampf jagte empor. Schnell nahm er ihn hinunter und begann damit die Kanne zu befüllen. Nami kam herüber und nahm ihm das Tablett mit Tassen und Tee ab, sah ihn kurz kopfschüttelnd an, sagte jedoch nichts. Sich die Augen reibend wandte Sanji sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu, das Mittagessen vorzubereiten. Schon wieder hatte er sich ablenken lassen. Wie eine Mahnung stand sie da und verfolgte jeden seiner Schritte. Es war die Sakeflasche, die er vor zwei Tagen auf dem Tisch gefunden hatte. Nun stand sie am Fensterbrett, eingewickelt in ein schwarzes Tuch, als stete Erinnerung. Am Tisch saßen währenddessen Nami, Franky, Lysop und Robin, die alle nicht weniger erschöpft wirkten als Sanji. Vor zwei Tagen hatte ihr Schwertkämpfer die Crew verlassen und seit zwei Tagen stand für sämtliche Crewmitglieder fest, dass sie ihn zurückholen mussten. Obwohl gerade die Älteren von ihnen ein Problem mit Zorros Vergangenheit hatten, hielt sie das nicht davon ab ihn zurückholen zu wollen. Vor zwei Tagen waren Zorro und Rayleigh einfach abgehauen, ohne ein einziges Wort, hatten ihnen nur diese Sakeflasche und Zorros Kopftuch zurückgelassen als Botschaft. Eine eindeutige Botschaft. Zunächst hatte das für ordentliche Spannung unter den Verbliebenen geführt. Nachdem sich die erste Verwirrung gelegt hatte, waren die ersten Beschuldigungen nicht lange fern geblieben. Lysop hatte insbesondere die Älteren zur Rechenschaft gerufen, war jedoch von Ruffy ganz schnell zum Schweigen gebracht worden. Dieser hatte danach sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass Zorro zu seiner Crew gehörte und er ein Nein nicht akzeptieren würde. Er hatte kein entweder, oder genannt, keine Bedingungen, nur die einfache Aussage, dass sie Zorro zurückholen würden. Er hatte noch nicht einmal wütend darüber gewirkt, dass Zorro fort war, nahm es ihm augenscheinlich nicht einmal übel. Danach war er Angeln gegangen und hatte ihnen den Rest überlassen. Damit war im Übrigen alles gemeint, er hatte nur entschieden, dass sie Zorro zurückholen würden; wie sie das anstellen sollten war ihm egal. Erst einmal hatten die übrigen Crewmitglieder diskutiert. Brook hatte sehr schnell erläutert, dass seine Vorbehalte gegenüber den Drachen nichts mit Zorro zu tun hätten und dass er über dessen Verschwinden zwar nicht sonderlich überrascht aber doch sehr traurig wäre. Franky war immer noch kritisch, selbst jetzt wo sie am Tisch saßen und darüber diskutierten, wo sie nun nach Zorro suchen sollten, machte er ganz deutlich, dass er damit so ohne weiteres nicht einverstanden war. Aber sobald Nami ihn schnippisch fragte, ob er Zorro denn nicht mehr in der Crew haben wolle, ruderte er zurück. Am schweigsamsten über die ganze Situation war Robin, diejenige die damit gedroht hatte die Crew zu verlassen falls Zorro bleiben würde. Tatsächlich hatte Lysop ihr den Vorwurf gemacht, dass Zorro nur wegen ihr gegangen wäre. Sie hatte das mit einem mysteriösen Lächeln hingenommen. „Glaubt ihr, dass Brook Recht hat?“, meinte Nami nun und verteilte den Tee. „Dass Zorro gegangen ist, um Korekutas Aufmerksamkeit von ihm und Chopper abzulenken?“ „Das waren nicht ganz seine Worte, Nami.“ Robin klang seltsam tonlos, sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und nahm noch nicht einmal die Tasse entgegen, während sie in einem der vielen Bücher blätterte, die sie mit sich rumschleppte. Seit Zorros Verschwinden verbrachte sie Tag und Nacht mit Lesen. „Es ist ganz offensichtlich, dass Zorro uns schützen will und dennoch ist er nicht nur deswegen gegangen.“ Sie sprach immer noch zu ihrem Buch. „Der Totenkopf auf der Flagge ist ein leuchtendes Signal für die Raritätenjäger und wie Rayleigh bereits erzählt hat, würde Korekuta uns über kurz oder lang wieder einholen.“ „Was willst du damit sagen?“, murmelte Lysop missmutig. Er hatte sich für seine Worte entschuldigt und doch war er offensichtlich noch nicht darüber hinweg. Nun sah die Archäologin ihn an. „Brook hat es doch gesagt. Zorro wird sicher gehen, dass er nie wieder gefangen genommen wird.“ „Ja und?“, rutschte es Sanji etwas zu schnell heraus. „Ich verstehe nicht, was das ändert?“ „Ich glaube was Robin sagen will“, führte Franky das Gespräch weiter, „ist, dass Zorro sich allein weit besser vor Korekuta verstecken kann, als wenn er als Pirat gesucht wird. Solange Korekuta ihn verfolgt wird er nicht zurückkommen, egal was wir sagen.“ „Glaubt ihr das wirklich?“, fragte Nami betrübt nach. „Du hast gesehen was Muchinushis Gegenwart bei ihm ausgelöst hat.“ Robin schaute erneut auf ihr Buch hinab. „Das ist doch eh egal.“ Entmutigt warf Lysop die Hände in die Luft. „Wir haben ja noch nicht einmal eine Ahnung wie wir ihn finden können. Sonst könnten wir Zorro fragen was wir tun können damit er zurückkommt.“ „Er hätte ja einfach mal um Hilfe bitten können“, stimmte Nami zu. „Tze. Wir reden hier vom Marimo, wenn er in der Lage wäre um Hilfe zu bitten wäre er nicht einfach sang- und klanglos abgehauen. Dem fehlen dafür die nötigen Gehirnzellen.“ „Sanji“, schollt Nami ihn sanft, aber er konnte sehen wie sie leicht lächelte. „Aber was können wir dann tun?“, fragte Lysop immer noch unglücklich. „Naja, eigentlich hat Robin es ja bereits gesagt“, kommentierte Franky und nahm sich seine Tasse Tee, die in seinen riesigen Händen verschwindend klein wirkte. „Wenn wir wollen, dass Zorro mit uns weiterreist, müssen wir uns zunächst um Korekuta kümmern. Vorher wird er nicht zurückkommen.“ „Aber wie? Selbst Roger konnte kaum gegen ihn bestehen. Wie sollen wir das dann machen?“, zweifelte die Navigatorin besorgt. „Sie haben zwei Crewmitglieder im Kampf verloren. Zorro würde nicht wollen, dass auch nur einem von uns etwas passiert.“ „Und selbst wenn wir diesen Typen besiegen könnten“, stimmte Lysop mürrisch zu, „wir wissen doch noch nicht einmal wo der Kerl ist, nachdem Rayleigh die Insel komplett zerstört hat.“ Sanji begann den Tisch zu decken, einen auffordernden Blick später halfen ihm sowohl Lysop als auch Franky. Die bedrückte Stimmung hielt an. „Es könnte sein, dass ich diesen Teil des Problems gerade gelöst habe“, sagte Robin und zum ersten Mal seit Tagen erhellte sich ihr Gesicht und sie schob ihr aufgeschlagenes Buch der Navigatorin zu. „Was denkst du?“ Nach einem unsicheren Blick begann Nami zu lesen, ehe sie schließlich nickte und dann kicherte sie plötzlich. „Nami-Schätzchen?“, fragte Sanji besorgt nach. Doch sie schüttelte nur den Kopf und grinste nun breit. In diesem Moment schlug die Türe auf und Ruffy kam hineingestürmt. „Sanji! Gibt es jetzt eigentlich…?“ „Ruffy!“ Die Navigatorin war aufgesprungen und richtete ihren ausgestreckten Zeigefinger auf ihren Kapitän. „Wir wissen wie wir Zorro zurückholen können!“ Verwirrt legte der Strohhutjunge den Kopf schief. „Wir müssen Korekuta besiegen und könnte sein, dass wir dabei alle drauf gehen.“ „Nami!“, jammerte Lysop leise von der Seite. „Willst du trotzdem gehen?“, sprach sie unbeirrt weiter. „Zorro wird erst wieder zurückkehren, wenn wir Muchinushi ausschalten. Aber selbst Roger und Rayleigh hatten keine Chance gegen ihn. Daher ist es wirklich gut möglich, dass wir...“ „Nami“, unterbrach Ruffy sie ruhig, „weißt du, wie wir zu Korekuta kommen?“ „Ja!“ Auf einmal grinste der Strohhut als dürfte er das Buffet eröffnen. „Dann los!“   „Hier.“ Er schlug die Augen auf als aus dem Nichts eine kalte Flasche sein Bein berührte. Über ihn gebeugt hockte Silver mit einem freundlichen Lächeln. „Du hast schon seit Tagen nichts zu dir genommen. Das kann so nicht gesund sein.“ Der alte Mann richtete sich wieder auf und ging ein paar Schritte von ihm weg, wo er sich auf eine riesige Wurzel niederließ und ein kleines Paket mit Lebensmitteln auspackte. „Du bist noch da“, stellte er nur kühl fest. „Ich sagte doch, dass du ruhig gehen kannst. Mir geht es gut.“ Der ehemalige Pirat lachte höhnisch. „Ja sicher.“ Doch er entgegnete nichts, sondern öffnete nur eine kleine Dose, gebratener Reis kam zum Vorschein und Dampf stieg empor. Mit einem leisen Seufzen erhob Zorro sich ebenfalls aus dem Lotossitz, hob die Flasche hoch und ließ sich auf einer Wurzel nahe dem anderen nieder. „Du solltest nicht mehr hier sein“, meinte er rau und ritzte den Verschluss der Flasche problemlos auf. „Ich bin mir sicher, dass Shakuyak schon auf dich wartet.“ „Shakuyak würde mich umbringen, wenn ich dich allein auf irgendeiner Insel zurücklassen würde.“ „Tze.“ Er schnalzte mit der Zunge ehe er die Flasche ansetzte und in einem Zug halb leer trank. Nach einer Sekunde setzte das leichte Brennen ein. Er hatte fast vergessen, wie es sich anfühlte. Es war ein so vertrautes Gefühl. „Bist du dir sicher, dass das hier der richtige Weg ist?“ Er sah auf und traf Rayleighs Blick, ehe er wegsah. „Weglaufen? Bronze. Das ist doch nicht...“ „Hör auf.“ Zorro schüttelte den Kopf. Aber was auch immer er daraufhin sagen wollte, blieb ihm im Halse stecken. Er brachte die Worte einfach nicht hervor. „Nein“, entgegnete der andere sanft als wüsste er ganz genau was in Zorros Kopf vorging. „Früher mag das vielleicht einmal typisch für dich gewesen sein. Vor vielen, vielen Jahren. Damals warst du allein, du hattest niemanden. Aber heute, du kannst doch nicht...“ „Ich kann sie nicht einfach in Gefahr bringen, Silver. Nicht nachdem was...“ „Das meinte ich doch gar nicht.“ Sein ehemaliger Vize hielt ihm die Stäbchen entgegen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich rede davon, dass du nicht mehr der gleiche bist. Früher warst du ein absoluter Einzelgänger, die Einsamkeit hat dir nichts ausgemacht, aber...“ „Aber daran hat sich nichts geändert“, murrte er und nahm noch einen Schluck. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Auch in diesem Leben bin ich ein Einzelgänger. Das ist meine Natur, ich bin nicht für die Gemeinschaft geschaffen.“ Er zuckte mit den Achseln und legte die fast leere Flasche zwischen seine Füße. „Das sehe ich anders“, widersprach Silver. „Ich glaube du machst dir etwas vor.“ Zorro schnaubte auf, doch der andere sprach weiter. „Du redest dir so etwas ein damit es einfacher wird. Damit das Gehen einfacher wird.“ „Ich bin nicht freiwillig gegangen!“ „Nein, aber sobald es schwierig wird, gehst du dann doch.“ Langsam wurde er zornig. „Was redest du...“ „Du hast Angst davor, dass andere dir wichtig werden!“ Rayleigh klang unnachgiebig. „Du hast Angst davor was passiert, wenn du sie nicht mehr beschützen kannst. Du bist wie eine Katze, ziehst dich allein zurück zum sterben, obwohl man dir noch helfen könnte.“ „Halt die Klappe!“ „Oh nein, ganz gewiss nicht. Du hast dich verändert, Zorro. Mag sein, dass du früher ein Einzelgänger warst, aber das ist schon lange vorbei. Mag sein, dass du es immer noch magst allein zu sein, aber du magst die Einsamkeit nicht mehr. Du bist mittlerweile genauso wie wir anderen auch. Du brauchst Menschen um dich herum.“ Er rollte mit den Augen und verschränkte die Arme. „Also was?“, meinte er dann provokant. „Selbst, wenn du Recht hast. Du weißt ich kann nicht zurück.“ Der dunkle König seufzte einmal schwer und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. „Das verstehe ich. Deswegen bin ich ja hier. Ich kann dir Gesellschaft leisten. Wir haben noch einige Jahre aufzuholen.“ Zorro rang sich ein trockenes Grinsen ab. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern. „Sag mal, bist du sicher, dass du nichts essen willst?“, meinte Silver dann in einem viel lockereren Ton. „Du musst dich die letzten Jahre doch sehr daran gewöhnt haben.“ „Ist schon gut“, murmelte er und hob die Flasche Weingeist wieder hoch. Er konnte am Geruch schon erahnen, dass der gebratene Reis nicht im mindesten mit dem vom Koch mithalten konnte. Leise lachte der dunkle König und schüttelte den Kopf während er weiter aß. Doch nach einer Sekunde hielt er inne. „Weißt du, Bronze. Ich werde nicht ewig leben.“ Eine altbekannte tiefe Trauer rann durch Zorros Glieder. „Das wird niemand von uns“, kommentierte er gelassen während ihm innerlich kalt wurde. „Was ich sagen will.“ Rayleigh war aufgestanden und setzte sich neben ihn. „Es sind nicht mehr viele von uns da. Nur noch wenige Menschen, die du deine Freunde nennen kannst.“ „Silver“, murmelte er kopfschüttelnd und wandte den Blick ab. „Aber du hast noch Freunde, eine ganze Crew die sich Sorgen um dich macht. Wenn wir ehrlich sind, bist du nicht besonders gut darin Bekanntschaften oder gar Freundschaften zu schließen. Wie lange willst du noch davon laufen?“ Nun sah er den anderen direkt an. „Ich hab es versucht, Silver. Ich hab gedacht, ich könnte bei ihnen bleiben und wohin hat mich das geführt? Mit Chopper und Brook auf der Liste habe ich keine andere Wahl. Ich kann nicht…“ Er sah wieder weg. „Solange Korekuta lebt darf ich niemandem zu nahe sein, den er gegen mich einsetzen könnte.“ Entschieden leerte er die Flasche Alkohol und stand auf. „Ich werde nicht riskieren je wieder zurückkehren zu müssen und wenn das bedeutet, dass ich nicht mit den anderen zusammen weiterreisen kann, dann sei es so.“ Hinter ihm erhob sich Rayleigh ebenfalls. „Und was hast du dann vor?“, murrte er unzufrieden. „Wer weiß, wie lange Korekuta noch leben wird. Er müsste genügend Blutvorräte für zwanzig Leben haben. Willst du dich für den Rest deiner Tage in einem Urwald verstecken?“ „Nur ein paar Jahre, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ich bin nicht mehr der Drache von damals. Ich könnte nun unter Menschen leben, ohne groß aufzufallen.“ „Also ist das dein Plan? Tze“, schnaubte der andere auf. „Du wirst der seltsame Einsiedler am Rande irgendeines Dorfes, wo die Kinder als Mutprobe versuchen einen Apfel aus dem Garten zu stehlen? Glaubst du wirklich, dass wird dich glücklich machen? Glaubst du das ist ein lebenswertes Leben?“ „Ich muss überleben“, knurrte er und wandte sich zu seinem alten Freund hin, hielt ihm seine linke Handfläche hin. „Du weißt, dass ich noch nicht sterben darf!“ „Aber das bedeutet doch nicht, dass du nicht leben sollst!“ Rayleigh machte einen Schritt nach vorne und packte sein Handgelenk. In der Mitte seiner Handfläche flossen die Linien des Drachenmales zusammen und bildeten ein winziges Abbild der Drachenknospe. „Dein Erbe bedeutet nicht, dass du alles andere dafür aufgeben musst!“ „Doch, genau das bedeutet es!“ Er riss seine Hand los.  Mittlerweile waren sie beide immer lauter geworden. Schrien sich regelrecht an. „Das ist der Unterschied, Silver! Das ist der Unterschied zwischen Zorro und Bronze, genau das! Es geht jetzt nicht mehr nur um mich, um mein Leben, meinen Traum. Es gibt Dinge die wichtiger sind, viel wichtiger. “ Den letzten Satz hatte er nicht gebrüllt, nein, sondern war ziemlich leise geworden. Er wollte nicht streiten und er wollte sich erst recht nicht gegenüber irgendjemandem rechtfertigen. Doch nun schüttelte Rayleigh einfach nur den Kopf und fragte ebenfalls deutlich gefasster: „Und was ist mit deinem Traum? Wolltest du nicht der beste Schwertkämpfer der Welt werden? Gibst du ihn jetzt einfach auf?“ Fest biss er den Kiefer zusammen. Er musste gestehen, dass er das nicht mehr wirklich gewöhnt war. Ruffy war niemand, der Diskussionen mit Worten regelte und gegen körperliche Auseinandersetzungen hatte Zorro nichts einzuwenden. Ansonsten trauten sich die wenigsten Crewmitglieder in eine direkte Konfrontation mit ihm zu gehen. Bei Robin war es meist gar nicht nötig und selbst wenn Nami oder Franky ihn mal angingen, so schwiegen sie doch meist nach einem kühlen Blick. Einzig und allein der Koch zeigte sich davon meist unbeeindruckt und wollte den Konflikt mit ihm normalerweise bis zum Ende austragen. Doch auch ihn wusste Zorro ohne großen Aufwand in seine Schranken zu weisen. Nein, wenn er ehrlich war hatte er sich mit solchen Kommentaren in dieser Crew selten herumschlagen müssen und auch damals hatte es nur wenige gegeben, die ihm so direkt über gewesen waren. Der Vizekapitän war sicherlich einer der wenigen gewesen, vielleicht der einzige. Nie unsicher, nie zurückschreckend. Silver hatte was das anging keine Rücksicht geübt, hatte sich nie von ihm einschüchtern lassen. Aber er hatte keine Ahnung! „Träume sind was für Menschen!“, knurrte er und ging fort. „Was?!“ Der andere eilte ihm hinterher. „Und was bist du? Bist du nicht auch ein Mensch?“ „Ich war nie ein Mensch! Ich glaubte nur einer zu sein. Ich bin weder ein Mensch, noch ein Drache. Das weißt du!“ Plötzlich packte der andere ihn am Kragen und warf ihn gegen den nächstbesten Baum. „Ich weiß, dass du ein Vollidiot bist!“, brüllte er. Seine Wut überraschte Zorro beinahe. Zwar hatte er oft mit dem anderen gestritten, aber Silver wurde so gut wie nie von sich aus handgreiflich. Nein, gekämpft hatte Zorro meist nur mit Roger, bis Rayleigh eingegriffen hatte. „Ich bin dein ewiges Gejammer leid“, bluffte der andere ihn an. „Immer nur leidest du vor dich hin! Oh, du armer Mischling, der letzte deiner Art, von der Welt verstoßen, von der Weltregierung verfolgt!“ Theatralisch warf er die Hände in die Luft. „Als wärest du der einzige mit einer beschissenen Vergangenheit! Glaubst du, du bist der einzige, der sich wie ein Monster fühlt, der seine vergangenen Taten bereut? Ich muss dir mitteilen, dass du dich da neben jeden zweiten gottverdammten Menschen einreihen darfst.“ Zorro wollte etwas erwidern, doch der andere presste ihn nun regelrecht mit beiden Händen gegen den Baum. „Und du bist auch nicht der einzige, der eine verdammte Last zu schultern hat. Aber du bist der verdammt einzige, den ich kenne der sich sein ganzes Leben lang darüber beschwert, anstatt dich einfach mal am Riemen zu reißen. Wenn du mich fragst jammerst du ganz schön viel für einen Drachen, fast schon wie ein Mensch!“ Wenn der Schwertkämpfer sich befreien wollte, würde er das nur über Gewalt hinkriegen und obwohl er alles andere als zimperlich war, so wollte er keinen Kampf gegen den alten Mann führen. „Jetzt musstest du deine Crew verlassen, um vor Muchinushi abhauen zu können und jetzt musst du auch noch deinen Traum aufgeben, weil Träume ja für Menschen sind und...“ „Hör auf“, murmelte er ruhig. „Nein, ich fange erst an. Was hast du dann vor? Wenn Jahre ins Land gestrichen sind, wenn ich tot bin, wenn Ruffy der König der Piraten geworden ist und deine Crew alt ist, wenn Mihawk alt und schwach ist. Was hast du dann vor? Was hast du vor, wenn dich niemand mehr kennt, wenn du niemanden mehr hast?“ „Hör auf, Silver.“ „Nein, ich werde nicht aufhören! Nicht so lange noch ein Funken Leben in mir drin ist! Ich habe Roger geschworen auf dich aufzupassen, du bist der letzte von uns und was hast du vor, wenn du ganz allein bist? Willst du die Drachenknospe in diese Welt pflanzen? Wirst du dein Ziel von damals verfolgen? Einen Ein-Mann-Krieg starten und die gesamte Menschheit auslöschen?“ „Bist du fertig?“ Der andere starrte ihn schwer atmend an und schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts mehr. Seufzend löste er die Hände des anderen und streifte sie ab. „Geh nach Hause, Silver, und wenn du Ruffy mal über den Weg läufst grüß ihn von mir.“ Er wandte sich ab. „Glaubst du wirklich, dass du mich so einfach los wirst? Sobald ich die Insel verlasse wirst du abhauen, nicht wahr? Ich werde jetzt ins Dorf gehen und Shakuyak Bescheid geben damit sie sich keine Sorgen macht. Morgen früh bin ich wieder da. In den Tüten ist noch mehr Weingeist und anderer Proviant.“ „Tze, mach doch was du willst.“ Er ging in den Wald hinein. „Natürlich, als ob ich mir von dir auch was vorschreiben lassen würde“, rief der andere ihm hinterher. So wütend der Grünhaarige auch war, so wütend er auf den anderen auch war, so war er doch dankbar. Dankbar, dass er nicht allein war.   „Ich hab ihn!“ Triumphierend kam Nami herein stolziert, riss beide Hände nach oben und zeigte voller Stolz ihre Eroberung. Mit einem breiten Grinsen platzierte sie eine winzige Glaskugel in der Mitte des Essenstischs. „Du bist fantastisch, Nami-Mäuschen.“ Der Koch konnte kaum den Blick von ihr wenden. Sie trug ein tief ausgeschnittenes, schwarzes Kleid mit einer blutroten Stola, passend zu ihren Schuhen und Lippenstift und alleine ihr Lächeln war genug, um ihn auf ein Knie fallen zu lassen. Hinter ihr schritt Lysop in den Speisesaal, ebenfalls in einem perfekt sitzenden schwarzen Anzug mit zurückgebundenen Haaren und einer schwarzen Sonnenbrille. Ohne die Miene zu verziehen warf er einen beträchtlich gefüllten Stoffbeutel neben den Eternal Port. „Was denn?“, murrte Franky und beäugte den Stoffbeutel. „Das ist doch viel mehr, als ihr mitgenommen habt. War der Deal nicht, sich den Eternal Port zu erspielen?“ „Na und? Was ist so schlimm dabei, die Arbeit mit ein bisschen Vergnügen zu verbinden? Außerdem ist in unserer Kasse so gut wie immer Ebbe.“ Die Navigatorin warf sich auf den erstbesten Stuhl und schlug die Beine übereinander. „Ich muss sagen Lysop, du warst viel besser als ich erwartet habe.“ Nun schlich sich doch ein kleines Grinsen auf die Lippen des Kanoniers. „Ach komm, ich hab doch nur den Lockvogel gespielt.“ „Und darin warst du fantastisch. Du hast so offensichtlich Karten gezählt, dass kaum einer auf mich geachtet hat.“ „Das ist er also“, murmelte Robin, die sich vorbeugte und die keine Glaskugel hochhob. „Nun wissen wir endlich wo wir Korekuta finden.“ „Hat ja auch nur eine halbe Ewigkeit gedauert“, grummelte der Schiffszimmermann unglücklich. „Nächstes Mal kannst du ja gehen, dich in einen engen Fummel quetschen und versuchen irgendwelche Mafiakiller zu bezirzen“, konterte Nami schnippisch. „Mal sehen, wie lange du dafür brauchst.“ „Leute, Leute.“ Sanji stand am kurzen Tischende und erhob beruhigend die Hände. „Können wir uns ausnahmsweise mal nicht streiten? Wir haben den Eternal Port, also können wir jetzt...“ „Also können wir jetzt was?“, unterbrach Franky ihn grob. „Also ich will ja wirklich nicht der Spielverderber sein, aber ihr tut alle so als hätten wir Korekuta bereits besiegt. Aber wenn wir mal ehrlich sind, alles was wir bisher haben ist eine generelle Ahnung wo dieser Typ sich aufhalten könnte. Wir wissen noch nicht mal ob er wirklich da ist oder irgendwo sonst auf der Welt und selbst wenn wir ihn dort antreffen. Wie zur Hölle sollen wir ihn besiegen? Selbst das höllische Trio hatte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn. Ihr habt Rayleigh doch gehört.“ „Langsam kriege ich das Gefühl du willst gar nicht, dass Zorro zurückkommt.“ Nami war aufgestanden und herrschte Franky an. „Immer, wenn es darum geht, was wir tun können oder wo Zorro sein könnte, fängst du an alles schlecht zu reden. Du bist keine große Hilfe, weißt du, und wenn du schon nicht helfen willst, dann halt wenigstens die Klappe!“ „Von dir lass ich mir doch nicht den Mund verbieten“, entgegnete der Cyborg ebenso wütend, blieb jedoch sitzen. „Es geht hier doch gar nicht um Zorro, sondern darum, dass wir einen Gegner herausfordern wollen, der zwei Mitglieder der Crew des Piratenkönigs mit Leichtigkeit um die Ecke gebracht hat und du fragst dich, warum ich das nicht so leichtfertig hinnehme?“ „Und seit wann lassen wir uns von so etwas aufhalten?“, widersprach Nami mit verschränkten Armen. „Wir haben ein Talent dafür, uns gefährliche Feinde auszusuchen. Zum Beispiel die Weltregierung, wenn ich dich erinnern darf. So etwas passiert nun mal, wenn man Freunde hat, man setzt sich für einander ein.“ „Aber glaubst du, Zorro würde wollen, dass auch nur einem von uns was wegen ihm passiert, weil wir eine Schlacht kämpfen, die er offensichtlich vermeiden will. Warum glaubst versteckt er sich? Außerdem stehen zwei von uns auf dieser Liste und wir haben nichts Besseres vor als diesen Raritätenjägern ihren Job auch noch zu erleichtern.“ „Es ist Zorro!“ Die Türe zum Krankenzimmer war aufgegangen und der kleine Arzt stand im Türrahmen, schwer atmend und zitternd vor Zorn. „Mir ist egal, ob ich auf irgendeiner Liste stehe und ob Zorro nicht will, dass mir irgendetwas passiert! Ich will, dass Zorro wieder bei uns ist und wenn wir uns dazu mit den Weltaristokraten anlegen müssen, dann sei es so!“ Aufbrausend stampfte er einmal schwer auf den Fußboden. „Zorro war immer für mich da und egal wie mies gelaunt er war, er hat sich immer für jeden von uns eingesetzt.“ Nun kullerten ihm Tränen ins Fell. „Jetzt bin ich dran ihn vor diesen Korekutas zu beschützen und wenn es mich mein Leben kostet!“ „Chopper“, brachte Nami ruhig rein. „Hahaha, das wird aber nicht nötig sein.“ Auf der anderen Seite des Raumes im offenen Türrahmen stand niemand anderes als der Kapitän der kleinen Piratenbande, die Angelroute auf der Schulter, laut lachend. „Schließlich gehört Muchinushi mir und ich weiß ganz genau, wie ich ihn besiegen werde!“ „Was?“ „Aber der Kerl hat dich doch letztens erst durch die Gegend geschleudert wie ein kaputtes Spielzeug.“ Lysops Vergleich war zwar etwas hart, aber nicht ganz unpassend. Der Koch verschränkte die Arme und sah ebenfalls zweifelnd zu Ruffy hinüber. „Hör mal“, meinte er, „ich bin auch der Meinung, dass wir uns diesen Muchinushi vornehmen sollten, aber wir haben am ehesten eine Chance, wenn wir gemeinsam gegen ihn kämpfen.“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte er immer noch grinsend, „vertraut mir. Ich weiß ganz genau, was ich tun muss.“ Dann schlug er die geballten Fäuste kampfbereit gegeneinander. „Ich hab noch eine Rechnung mit ihm offen, also überlasst ihn ruhig mir.“ Die anderen tauschten unsichere Blicke miteinander aus, allerdings war es nicht ungewöhnlich für ihre Kapitän solche Vorhaben vorzuschlagen. „Dann bleibt für den Rest von uns also die übliche Horde an Raritätenjägern, mit denen wir uns ja auch schon letztes Mal auseinandersetzen durften“, stellte Chopper ebenso angriffslustig fest. „Naja, vergesst mal nicht Joudama“, warf Lysop ein. „Sie mag zwar keine Kämpferin sein, aber das ist Muchinushi ja auch nicht und wenn ich dran denke, wie einfach sie mal eben eine ganze Insel schweben lassen konnte, glaube ich nicht, dass die so ohne ist.“ „Sieben von uns gegen eine? Ich denke, dass kriegen wir schon hin.“ Nami klang äußerst siegessicher. „Naja, ich bin nicht so überzeugt, dass das so einfach wird“, murrte Franky immer noch missmutig. „Selbst, wenn alles glatt gehen sollte - und das ist ein großes Wenn - dann wissen wir immer noch nicht wo Zorro ist.“ Er schüttelte den Kopf. „Jetzt hör doch einfach mal auf!“, knurrte Nami ihn an. „Ich hab dir doch schon mehrmals gesagt, dass Rayleigh wahrscheinlich weiß, wo er ist und dessen Vivre Card haben wir doch.“ Nun schüttelte sie den Kopf und ging in die Kochnische hinüber, um sich einen Kaffee zu holen. „Also ich finde du benimmst dich unmöglich. Uns alle haben die Ereignisse überrascht, okay? Ich finde das auch nicht alles so prickelnd. Aber wir haben alle unsere Vergangenheit. Ich hab vielleicht niemanden getötet, aber ich hab unzähligen Menschen ihr Hab und Gut gestohlen, ohne Rücksicht auf Verluste und wer weiß, was mit diesen Menschen danach passiert sind. Du stempelst Bronze einfach als böse ab, wegen den Geschichten, die du gehört hast, aber die Welt ist nicht einfach nur schwarz und weiß, gut und böse. Wie niemand von uns. Du hast unser Geld gestohlen und Lysop verprügelt - nur mal so nebenbei - und trotzdem sind wir Freunde. Vielleicht hat Zorro in seiner Vergangenheit Fehler gemacht und vielleicht hat er auch vielen unschuldigen Menschen Leid zugefügt, das kann man nicht rechtfertigen, aber du tust so als wäre er immer noch derselbe, als hätte er das nur aus reinem Spaß am Töten getan.“ „Nami, bitte, dieses Gespräch...“ Es war das erste Mal, dass die so schweigsame Robin sich in den Streit einbrachte. „Nein, Robin. Weißt du, wenn du etwas sagen würdest, das könnte ich ja noch verstehen. Aber du hast mit Zorro gesprochen und seitdem hast du nicht einmal etwas dagegen gesagt, dass wir ihn zurückholen wollen. Aber Franky hingegen möchte wohl überhaupt nicht, dass wir erfolgreich sind. Du willst gar nicht, dass Zorro zurückkommt, oder?“ Plötzlich war es totenstill im Raum. Selbst Ruffy hatte den Blick abgewandt und pfiff ganz unschuldig, während er mit dem Fuß unsichtbare Kringel auf den Boden malte. Der Cyborg räusperte sich und errötete. „Ich habe nie gesagt, dass ich Zorro nicht wieder in der Crew haben möchte“, murrte er, nicht ansatzweise so eingeschüchtert wie Sanji sich gerade fühlte und dass, obwohl die Navigatorin ihn überhaupt nicht angegangen war. „Aber ich bin halt nicht so naiv wie ihr. Wir können die ganze Sache mit Bronze nicht einfach ignorieren. Ihr denkt die ganze Zeit nur an Zorro, aber Fakt ist nun mal, dass Zorro auch Bronze ist und Bronze ist nun mal auch ein Drache, oder eben ein halber Drache. Es gibt einen Grund warum Menschen nicht nur vor Bronze, sondern vor Drachen generell Angst hatten. Selbst wenn die Geschichten überzogen sind, so liegt doch ein Funke Wahrheit in ihnen; Drachen sind nun mal gefährlich, stimmt‘s Brook?“ Überrascht, dass er angesprochen wurde, hob das Skelett erst einmal seine Tasse Tee an und nahm einen tiefen Schluck, ehe er antwortete: „Nun ja, ich bin wahrlich kein Experte was Drachen angeht. Soweit ich aber weiß verspüren Drachen weder Emotionen noch haben sie ein Gefühl für Moral. Außerdem...“ „Ach, das ist doch Schwachsinn“, meinte Sanji nun und konnte sehen, dass Nami ebenfalls den Mund öffnete, um zu widersprechen. „Also keine Ahnung wo du das her hast und ich kann mit Sicherheit nicht für Drachen reden, aber wir wissen doch, dass gerade der Mooskopf ein verdammter Moralapostel ist. Es geht ihm doch andauernd nur um die Ehre, als Schwertkämpfer, als Crewmitglied, als Pirat, als verdammte Algenbirne. Und was die Gefühle angeht; hast du ihn mal unterbrochen, wenn er Liegestütze macht? Also wenn diese Tobsuchtsanfälle keine Emotionen sind, dann weiß ich auch nicht.“ „Genau!“, stimmte Nami ihm zu und direkt erfüllte Sanji eine innere Wärme, voller Inbrunst wandte er sich zu der Dame seines Herzens um, die Arme weit ausgebreitet, um ihr seine ewige Liebe zu gestehen, doch dann… „Nun ja, Brook hat jedoch nicht Unrecht. In allen Büchern und Schriftstücken, die ich je über Drachen gelesen habe wurde berichtet, dass sie nicht wie Menschen denken und fühlen.“ Es war wie ein Dolch in Sanjis Herz, dass seine geliebte Robin ihm in den Rücken fiel. „Allerdings bedeutet das nicht, dass sie keine Gefühle haben. Vielmehr sind ihre Emotionen einfach nur ein deutlich schwächerer Bestandteil ihres Denkmechanismus. Sie haben zwar Empfindungen, allerdings können sie diese bewusst von ihren Gedanken abspalten.“ „Also ganz ehrlich das hört sich schon irgendwie nach Maschinen an“, murmelte Lysop kleinlaut und zuckte dann leicht zusammen, „Nichts für ungut, Franky.“ Die Archäologin nickte: „Es stimmt in gewisser Weise. Dadurch dass Drachen unabhängig von ihren Gefühlen denken und handeln können, fehlt ihnen dieser für uns so ganz natürliche Bewertungsmechanismus, wenn man will, die Moral. Es wäre jedoch falsch zu denken, dass sie überhaupt keine Emotionen haben, sie sind bei Drachen nur nicht so präsent und ausgeprägt wie bei uns Menschen.“ Langsam rührte sie in ihrem schon vor langer Zeit erkalteten Kaffee. „Und Sanji hat Recht. Zorro mag zwar niemand sein, der sich von seinen Gefühlen überrennen lässt, aber wir haben ihn alle schon emotional erlebt. Es ist ganz offensichtlich, dass zumindest seine menschliche Seite fühlt wie wir und er seine Gefühle nicht einfach ausschalten kann. Ansonsten hätte er gegenüber Muchinushi bestimmt anders reagiert.“Dann zuckte sie mit den Achseln und sah zum ersten Mal seit Tagen etwas entspannter aus. „Aber das würde immerhin erklären, warum Gefühle ein Buch mit sieben Siegeln für ihn sind.“ Zustimmend mussten einige Crewmitglieder schmunzeln. „Also dann ist es beschlossen“, lachte Ruffy, „knöpfen wir uns diesen Muchinushi vor und dann holen wir Zorro zurück.“ Dann lachte er noch lauter. „Ich kann es kaum erwarten, mit Zorro mal eine Runde zu fliegen. Diese Flügel sind so cool!“   -------------------- 12. Kapitel: Namenloses Kapitel -------------------- Kapitel 11   Eine innere Ruhe erfüllte ihn. Nicht, dass es ihn überraschte, schließlich ruhte er gerade und das war besser als schlafen. Anders als Menschen regenerierten Drachen nicht über den Schlaf, sondern über das Ruhen, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Im Gegensatz zum Schlafen, konnte er entweder leicht ruhen oder tief ruhen. Ersteres konnte man vielleicht mit der Effektivität eines Nickerchens vergleichen, obwohl es deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm. Leichtes Ruhen konnte er ausschließlich nutzen, um kurzfristig Energie zu erlangen, denn während dieser Phase bekam er alles aus seiner Umgebung mit, sodass es nicht wirklich erholsam war. Er brauchte circa zwölf Stunden leichtes Ruhen, um so ausgeruht zu sein, wie er innerhalb von vier Stunden Schlaf sein konnte. Nicht, dass er früher geschlafen hätte. Damals war er so gut wie nie als Mensch unterwegs gewesen und konnte sich dementsprechend nicht erinnern, jemals geschlafen zu haben. In diesem Leben sah das natürlich anders aus. Obwohl er nicht lange am Stück ruhig schlafen konnte und deswegen seine kleinen Nickerchen zwischendurch wertschätzte, so war es doch seine liebste Beschäftigung, neben dem Training. Seitdem er die Crew verlassen hatte, nein, seitdem ihm die Korekutas wieder über den Weg gelaufen waren, seitdem war Schlaf keine Option mehr gewesen, denn anders als beim Ruhen, konnte er sich nicht aktiv zum Schlaf entscheiden, sondern musste sich dafür entspannen und Entspannung war ein Luxus, den er sich meist nicht leisten konnte. Aber leichtes Ruhen kostete ihn viel zu viel Zeit, um sich wirklich zu erholen, er tat es nur ungern, wenn er es vermeiden konnte. Es war ein unnötiger Zeitvertreib. Somit blieb ihm nur noch das tiefe Ruhen, wenn er noch irgendwas anderes Sinnvolles schaffen wollte, wie Trainieren zum Beispiel und das musste er, schließlich hatte er noch einen langen Weg vor sich, um wieder seine alte Stärke zu erlangen. Das tiefe Ruhen war komplett gegensätzlich zum leichten Ruhen. Innerhalb ein bis zwei Stunden konnte er sich komplett erholen, und das Lotteriespiel ob er entspannt erwachen würde – wie beim Schlafen – gab es nicht. Trotzdem war es etwas, was er nie leichtfertig tat. Während man beim leichten Ruhen seine Umgebung ununterbrochen wahrnahm und auch beim Schlafen jederzeit aufwachen konnte, so passierte das beim echten Ruhen eben nicht. Gerade war er von seiner Umwelt komplett abgeschottet. Wenn nun die Welt untergehen würde, er würde es nicht mitbekommen. Selbst wenn jemand ihm den Arm abhacken würde, würde er es erst beim Aufwachen bemerken. Er erinnerte sich daran, als er das zweite Mal in Rayleighs und Rogers Anwesenheit geruht hatte und sie angegriffen worden waren. Er wäre beinahe im Meer ertrunken und hatte es noch nicht einmal mitbekommen. Wenn Silver nicht in seiner unmittelbaren Nähe wäre, würde er auch jetzt nicht tief ruhen. Früher, bevor er die beiden Piraten kennen gelernt hatte, damals hatte er es so gut wie nie getan, es wäre viel zu gefährlich gewesen und auch jetzt konnte er sich es wirklich nur erlauben, da der andere anwesend war und er ihm sein Leben anvertrauen konnte. Doch Ruhen war kein tiefer, traumloser Schlaf, nein, während sein Unterbewusstsein Dinge verarbeitete, die es verarbeiten musste, war er in der Lage bewusst seine Gedanken zu ordnen oder sogar Erinnerungen aus der Sicht eines Außenstehenden noch einmal zu erleben. Die Zeit schien beim tiefen Ruhen langsamer zu vergehen, etwas was er nie ganz verstanden hatte. Manchmal wiederholte er Erinnerungen ganzer Tage und es verging kaum mehr Zeit als ein paar Stunden. Auf der anderen Seite hatte er manchmal seinen Kopf nur für gefühlte Minuten ausgeschaltet und war drei Stunden später aufgewacht. Zeit war etwas, auf das er schon lange nichts mehr gab, was war das schon? Die letzten Tage waren auch zu einer seltsamen Einheit verschwommen. Wenn die Sonne nicht immer wieder auf und untergegangen wäre und sein ehemaliger Vizekapitän ihn nicht immer wieder zu Pausen gedrängt hätte, dann hätte er nicht mehr sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Er hatte nur trainiert, genau wie die letzten zwei Jahre, jedoch hauptsächlich in seiner wahren Gestalt. Aber eigentlich hatte ihm das Training eher schlecht als recht geholfen. Es war ein jämmerlicher Versuch sich abzulenken, abzulenken von der Wahrheit, bei der Rayleigh kein Blatt vor den Mund nahm. Von nun an würde seine Zukunft also so aussehen? Langsam begann er seinen Körper wieder wahrzunehmen, in wenigen Sekunden bis Minuten würde er aufwachen. Früher war es einfacher; es war zwar nicht leicht gewesen, damals die Crew zu verlassen, aber er hatte es immer erwartet, hatte sein ganzes Leben lang damit gerechnet, sie irgendwann zu verlassen, wie eine dunkle Vorahnung. Genau diese Vorahnung hatte er damals auch bei Ruffy gehabt, hatte ihm gesagt, dass er dem Jungen mit dem Strohhut nur solange folgen würde, solange es seinem Traum nicht hinderlich war. Nun hatte er diesen ganz einfach verworfen, aufgegeben. Etwas für das er über zwanzig Jahre lang trainiert, gekämpft, gelebt hatte. Es tat weh, es tat unglaublich weh. Aber er wusste, dass weder Rayleigh noch irgendwer aus seiner Crew es je verstehen konnte, vielleicht am ehesten doch noch Nami. Die Navigatorin hatte auch einen Traum, doch damals, als ihre Insel vom Piraten Arlong tyrannisiert worden war, hatte sie diesen für ein Ziel geopfert, für das Ziel ihre Insel - ihre Heimat - zu retten. Nun war sie frei, ihre Insel war frei und sie konnte endlich ihren Traum verfolgen. Sie hatte ein paar wertvolle Jahre verloren, aber noch genügend Zeit, um ihren Traum vom Zeichnen der ersten Weltkarte zu erfüllen. Bei ihm sah es etwas anders aus. Irgendwann würde Falkenauge zu alt werden und selbst wenn ihn jemand noch besseres besiegen würde, wenn Zorro ehrlich war, ging es schon lange nicht mehr nur darum, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Seit ihrem Aufeinandertreffen im East Blue war es etwas Persönliches zwischen ihm und Falkenauge. Er wollte dem anderen die Wunde zurückgeben, so wie er es versprochen hatte. Er wollte immer noch den Titel, wollte immer noch, dass die Welt seinen Namen schrie, dass die ganze Welt wusste, dass Lorenor Zorro der beste Schwertkämpfer der Welt war, dass zukünftige Generationen von Schwertkämpfern seinen Namen im gleichen Atemzug mit den ganz Großen nannten. Aber er wollte nicht, wollte auf keinen Fall, dass die Leute glaubten es läge nur an seinen Drachenkräften. Er wollte keinen unfairen Vorteil, nicht einmal, wenn er nichts dafür konnte. Ab einem gewissen Alter würden ihm seine Drachengene selbst im menschlichen Körper Vorteile verschaffen, er würde nicht so schnell altern wie der Durchschnitt. Wenn er also seinen Traum wirklich verwirklichen wollte, musste er es eigentlich vorher erreichen damit er sich nicht selbst betrügen würde. Doch selbst dann hatte er das Gefühl bereits einen ungerechten Vorteil erhalten zu haben. Schließlich blickte er nun nicht mehr nur auf zwanzig Jahre Lebenserfahrung zurück, sondern glatt auf das Vierfache. Er hatte nicht darum gebeten als Bronze in diese Welt geboren zu werden und er hatte nicht darum gebeten, ohne all diese Erinnerungen aufzuwachsen, hatte nicht darum gebeten sie wiederzuerlangen. Nun trug er die Last seines alten Lebens auf seinen Schultern und wusste nicht was er tun sollte. Aber zwei Dinge wusste er. Zum ersten hatte er einen Auftrag, er war die neunte Generation von Stammhaltern, er musste das Überleben der Drachen und des Lebensbaums sicher stellen ohne Rücksicht auf Verluste. Das bedeutete, dass er irgendwann die Drachenknospe würde pflanzen müssen, aus deren Früchte neue Drachen schlüpfen würden, um die Baumkrone des Baum des Lebens wieder zu beschützen. Zum anderen wusste er nur noch eine Sache ganz sicher. Egal was passieren würde, nie wieder würde er sich von Korekuta gefangen nehmen lassen. Das war die eine Sache, die er selbst für seinen Auftrag nicht hinnehmen würde. Aber die wahre Frage war doch, hatte Rayleigh Recht? Würde er in ferner Zukunft, wenn die Menschen die ihm wichtig waren nicht mehr leben würden, würde er dann wirklich sein Ziel von damals verfolgen und den Weltadel, der den Namen seines Volkes – Himmelsdrachenmenschen – an sich gerissen hatte, vollkommen auslöschen? Er wusste es nicht. Auf der einen Seite wusste er, dass es ihm nicht helfen würde. Rache war nie etwas, das er gutheißen würde. Auf der anderen Seite reichte allein ein Gedanke an die Vergangenheit und er wollte es. Er wollte es mehr als alles andere. Wie von selbst spürte er einen tiefen Seufzer in seiner Brust. Bald würde er aufwachen. Wie sehr er doch seinen Vater beneidet hatte, der seine Gefühle komplett von seinem rationalen Denken hatte abkapseln können. Als Kind hatte er nie verstanden, warum er anders gewesen war, doch mittlerweile wusste er natürlich den Grund. Ja, er war rational, ja er konnte seine Gefühle für seine Entscheidungen ignorieren, aber sie waren immer da, sie taten immer weh und sie waren meistens sehr klar. Er fühlte nicht Wut, Trauer, Freude und Leid auf einmal, er fühlte nur Wut, nur Schmerz, nur Freude. Ein Gefühl übertönte alle anderen und es kostete ihn viele Mühen die anderen darunter liegenden überhaupt wahrzunehmen. Nicht das er sich normalerweise die Zeit nahm, darüber überhaupt nachzudenken. Mittlerweile war es einfacher, die zwanzig Jahre in menschlicher Gestalt hatten ihm dabei geholfen. Langsam öffnete er die Augen. Es begrüßte ihn ein Baldachin aus grünem Laub. Noch ein paar Sekunden, dann würde er sich wieder bewegen können. Seine Finger kribbelten, er hörte die umliegende Natur, das Rascheln von Blättern, entfernte Vogelstimmen, leise Pfoten über den Waldboden. „Na, guten Morgen.“ Umständlich richtete er sich auf und sah zum ehemaligen Piraten hinüber. Seine Lippen waren noch zu schwer, um verständliche Worte bilden zu können. Nie würde er sich an diese halbe Minute gewöhnen, die sein Körper brauchte, um vollständig zu erwachen. „Zwei Stunden und 18 Minuten“, antwortete Rayleigh auf die Frage, die er schon seit Jahren nicht mehr zu stellen brauchte. Der alte Mann saß an der gleichen Stelle wo er gesessen hatte als Zorro zum Ruhen gekommen war und las entspannt die Zeitung. Ungelenk stand Zorro auf und streckte sich. „Hast du wirklich vor ununterbrochen über mich zu wachen?“, nuschelte er und griff nach einer der Flaschen, die der andere ihm mitgebracht hatte. „Wenn das nötig ist, natürlich.“ „Muss doch ziemlich langweilig sein.“ Er zog den Korken heraus und nahm einen tiefen Schluck. „Ach, ich wollte mir schon seit einer Ewigkeit mal Zeit nehmen, um ein paar neue Hobbys auszuprobieren. Stricken zum Beispiel.“ Zorro konnte ein leises Glucksen nicht verhindern und verschluckte sich prompt. „Was denn?“, meinte der andere grinsend. „Traust du mir so etwas nicht zu?“ „Ich traue dir zu hier eine Bar aufzumachen, nur um eine Ausrede zu haben den ganzen Tag zu trinken und Karten zu spielen.“ Seine Stimme war noch leicht kratzig. „Unnötig, das Dorf unten hat eine Bar. Die Kellnerin ist wirklich ein Augenschmaus.“ Er sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das bedeutet du hast bereits Hausverbot bekommen. Wieder geschummelt?“ „Wie kommst du darauf?“ Leicht beleidigt blätterte der andere um. „Weil du schlecht im Kartenspielen bist. Sogar ich hab dich besiegt und ich hab das Spielen von dir gelernt, erinnerst du dich.“ Schwer seufzend lehnte der andere die Flasche ab, die er ihm anbot. „Nein danke, in meinem Alter sollte ich etwas so Hochprozentiges nicht mehr zu mir nehmen. Da krieg ich Magenschmerzen von.“ Er schüttelte den Kopf. „War schon traurig, dass ein Einfaltspinsel wie Roger uns das Geld so aus der Tasche ziehen konnte.“ Dem konnte der Schwertkämpfer nur zustimmen. Doch plötzlich merkte Zorro, dass sich auf der Insel etwas verändert hatte. Seine nackten Füße gruben sich leicht in die Erde. „Hast du es erst jetzt bemerkt?“, fragte sein ehemaliger Vize höhnisch. „Du meine Güte, deine Sinne sind echt noch ausbaufähig, mein Lieber.“ „Du hast es gewusst?“ Er schluckte schwer und sah zum anderen hinüber. „Was? Warum glaubst du habe ich dich zum Ruhen gedrängt. Nur damit du nicht auf dumme Gedanken kommen würdest.“ Wütend starrte er den anderen an. „Guck doch nicht so. Wärst du abgehauen? Wärst du nicht abgehauen? Du warst übermüdet und hättest mit Sicherheit irgendetwas Schwachsinniges gemacht.“ „Silver, ich bin doch nicht gegangen, nur damit sie mich jetzt wieder einsammeln können. Das war nicht der Sinn der Sache.“ „Ja, dann warte doch erst einmal ab. Vielleicht wollen sie nur mit dir reden. Schließlich hast du dich ja nicht wirklich verabschiedet. Aber du musst doch schon zugeben, dass sie gut sind. Meiner Vivre Card zu folgen, um dich zu finden.“ Zorro drehte sich vom anderen weg und sah in die Ferne. Rayleigh richtete sich auf und kam zu ihm, sah ebenfalls in die gleiche Richtung. „Also Bronze, sie sind gerade an Land gegangen. Ich weiß nicht wie lange sie brauchen, um uns zu finden. Was hast du vor? Wenn du jetzt abhaust würdest du mit Sicherheit davon kommen, ich meine sie würden dich auf jeden Fall sehen, aber dann würden sie zumindest mit Sicherheit wissen, dass du nicht mehr zurückkommen wirst.“ „Halt die Klappe!“ „Ach, bist du etwa nervös?“, feixte der andere. „Was ist, wenn Korekuta sie verfolgt? Er ist kein Idiot. Was ist, wenn sie ihn unwissentlich hergeführt haben?“ Plötzlich griff der andere ihn fest an der Schulter und sah ihn ernst an. „Dann weiß ich genau was zu tun ist.“ Ein Vertrauens- und Freundschaftsbeweis, den Zorro nie einfordern wollen würde. Angespannt wartete er. Während Rayleigh seine Zeitung wieder aufgeschlagen hatte und weiter las, versuchte er sich über seine üblichen Meditationstechniken zu entspannen, aber verdammt noch mal, wer hätte gedacht, dass die anderen ihn innerhalb so kurzer Zeit finden würden? Natürlich war es ein Risiko gewesen in der Nähe seines ehemaligen Vizekapitäns zu bleiben, aber er hatte tatsächlich nicht erwartet, dass die anderen ihren Kurs abbrechen würden nur um ihn zu suchen. Vielleicht vor diesem ganzen Debakel, aber er zweifelte stark daran, dass sämtliche Crewmitglieder ihn mit offenen Armen empfangen würden. Es stimmte schon, dass sein Abgang nicht der von der feinfühligsten Sorte war, aber es war besser so gewesen, so hatte er zumindest die Diskussion ‚Robin oder Zorro‘ verhindern können. Er war dankbar, dass sie sich auf ein Gespräch eingelassen hatte und er hatte das Gefühl auf einer guten Note mit ihr einen Abschluss gefunden zu haben. Zum Ende hin hatte sich ihre Unterhaltung beinahe wie früher angefühlt, aber er wusste, dass der Riss im Vertrauen zu tief war. Ihr ganzes Leben lang hatte sie den Namen Bronze mit dem Schmerz ihres unfassbaren Verlusts verbunden, er konnte diesen Schmerz gut verstehen und wusste, dass er nicht so einfach vergehen konnte, nur weil sie jetzt wusste, dass er Bronze war, nur weil sie jetzt seinen Teil der Geschichte kannte. Dann hörte er sie. Ruffys Stimme war schon lange im Voraus zu hören. Auf Rayleighs bestätigendes Nicken erhob er sich und trat in die Lichtung, in der sie ihr bescheidenes Lager aufgebaut hatten. Als erstes sah er den Mann, den er seinen Kapitän nannte und in dem Moment in dem Ruffy ihn sah rannte er, sprang auf ihn zu und fegte ihn regelrecht zu Boden. Es tat weh. Nicht der Aufprall, natürlich nicht. Aber das Wissen, dass sie wegen ihm da waren, dass sein Käpt‘n ihn offensichtlich vermisste und dass sie da waren. Verdammt! Er hätte nie gedacht, dass er sie so sehr vermissen würde. Es kostete seine ganze Kontrolle die Arme nicht um den Schwarzhaarigen zu schlingen. „Zorro!“ Ruffy grinste zu ihm herab. „Ruffy“, murmelte er. Im Hintergrund konnte er die anderen hören. Doch alles was er sah, waren die dunklen Augen seines Kapitäns, der einfach nur zu ihm herabsah. Zorro schluckte, er wusste, dass seine Augen für die meisten Menschen unangenehm waren und doch sah Ruffy ihn direkt an, wich nicht eine Sekunde seinem Blick aus. „Ich hab was für dich.“ Ruffy grinste immer noch und ließ sich neben Zorro auf den Hosenboden fallen. „Was?“ Verwirrt brachte der Grünschopf sich in eine sitzende Position. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Für eine Sekunde ließ er seinen Blick über die anderen schweifen. Sie alle wirkten aufgeregt, rosige Wangen, verstecktes oder offenes Grinsen. Sie waren alle da, keiner war bei der Thousand Sunny. „Hier.“ Der Junge mit dem Strohhut hatte beide Hände hinter seinen Rücken gestreckt und schien etwas unter seiner Weste hervorzuziehen. Dann präsentierte er ihm zwei Stöcke. Zumindest dachte er für eine Sekunde, dass es zwei Stöcke seien. „Nein“, flüsterte er und erstarrte regelrecht. Ruffy hielt nicht zwei einfache Stöcke, es war ein zerbrochener, weißer Gehstock. „Es gibt für dich keinen Grund mehr nicht nach Hause zu kommen“, sagte Ruffy überraschend sanft. „Er wird dir nie wieder etwas tun.“ Niemand sagte etwas und Zorro versuchte zu verstehen, versuchte zu begreifen. Aber es war unmöglich. Muchinushi war unbesiegbar, war unbezwingbar, war… Er schüttelte den Kopf. Was hatte das zu bedeuten? War der zerbrochene Stock ein Friedensangebot von Korekuta, dass er ihn in Frieden lassen würde, solange Ruffy leben würde? War es ein Zeichen, dass er nicht einmal den Gehstock brauchte, um ihn sich wiederzuholen? Wollte er ihm damit sagen, dass er nicht mehr vergeben würde? „Warum sagt er denn gar nichts?“ „Was ist denn los?“ „Zorro?“ Er hörte Stimmen. Was hatten sie nur getan? Was hatten sie nur dafür gegeben und was würde es ihn kosten? Er war geflohen, es war nicht die beste Lösung, aber es war eine vertretbare Lösung, eine Lösung, die weder sie noch ihn gefährden sollte. „Guck doch nicht so.“ Ruffy lachte. „Es ist alles gut.“ „Was habt ihr getan?“, flüsterte Zorro ohnmächtig. „Deinen schlimmsten Albtraum ausgeschaltet wie es scheint“, kam es trocken vom Koch. Die Worte hörend aber nicht verstehend sah er zum Blondschopf auf. „Was denn, kannst du nicht einmal mehr sprechen?“, murrte ebendieser. „Du hast es doch gehört oder bist du zu blöd, um es zu verstehen? Die Korekutas gibt es nicht mehr. Ruffy hat Muchinushi besiegt.“ Hinter ihm schnappte Silver nach Luft, doch Zorro wusste immer noch nicht, was das bedeuten sollte. Verwirrt sah er wieder seinen Kapitän an, der immer noch breit grinste. „Es war gar nicht so einfach“, lachte er. „Bis ich verstanden habe, wie er kämpft hab ich mir ein paar ordentliche blauen Flecken geholt. Aber der Trick besteht darin, dass er nur so stark ist, wie der eigene Angriff und als ich das kapiert habe, war es echt lustig. Aber als dann sein Stab kaputt gegangen ist, wurde es verdammt öde, denn ohne den ist dieser Muschelnuschel nämlich total schwach.“ „Muchinushi“, korrigierte Lysop hinter vorgehaltener Hand. „Ich verstehe nicht“, schaffte Zorro es endlich zu sagen. „Was für einen Deal bist du eingegangen?“ Nun sah der Strohhutjunge ihn überaus verwirrt an. „Deal?“, fragte er. „Ach so.“ Dann nickte er grinsend. „Ja, also der Deal war, dass ich ihm sämtliche Zähne aus seinem breiten Grinsen gekickt habe und ihm gesagt habe, dass er die Finger von seiner blöden Liste lassen soll, wenn er nicht will, dass ich ihm jeden einzeln breche.“ Ruffy hörte nicht eine Sekunde auf zu grinsen, aber es passte überhaupt nicht, dass eine naive Hohlbirne wie Zorros Kapitän solche Drohungen von sich geben würde. „Was?“ „Hast du es noch immer nicht kapiert?“, fragte nun Nami mit einem breiten Lächeln. „Ruffy hat mit Muchinushi den Fußboden geputzt, hat ihn zur Schnecke gemacht, ihn fertig gemacht, wie auch immer du es ausdrücken willst. Und wir haben uns um Joudama gekümmert.“ „Erstaunlich“, flüsterte der dunkle König hinter ihm eher erfreut als ungläubig. Und ganz langsam, ganz langsam verstand er. Er sah den zerbrochenen Stab vor sich und verstand was er zu bedeuten hatte. Er bekam keine Luft, irgendetwas Unbekanntes passierte mit ihm, als er eine Hand ausstreckte und den zerbrochenen Gehstock berührte. Fast zeitgleich kehrten all diese Erinnerungen zurück und zerbrachen vor seinem inneren Auge. Die andere Hand presste er vor den Mund als er es endlich begriff, als er endlich begriff, was Ruffy getan hatte, was er für ihn getan hatte, und dass er es geschafft hatte. Heiß rannen die Tränen seine Wangen hinab, brannten regelrecht in seiner Haut. „Zorro?“ „Was?“ Er konnte sie hören, ihre Sorge, aber er konnte es nicht aufhalten. Krümmte sich zusammen als diese eine Emotion ihn vereinnahmte und die Tränen ungehindert ihren Lauf nahmen. Er schrie den Schmerz hinaus, konnte es nicht in sich halten, konnte es nicht aushalten, es nicht mehr aushalten und dann spürte er Wärme. Arme schlangen sich um ihn, Hände berührten ihn, vertraute Gerüche, vertraute Berührungen, am Rücken, den Armen, den Schultern, den Händen, der Brust, den Beinen. Lange Haare fielen sein Ohr hinab, Fell streifte seine Wange auf der anderen Seite, Finger strichen durch sein Haar. Er weinte und weinte, während sie ihn hielten. Er war Zuhause. Er war endlich Zuhause.     -------------------- 13. Kapitel: Epilog -------------------- Epilog   „Beeil dich, Zorro!“ „Ich komme doch schon, nerv‘ nicht!“ Der Schwertkämpfer der Strohhutpiraten ließ sich von seinem Kapitän über die Wiese an Deck der Thousand Sunny ziehen. Seit dem gestrigen Tage war er wieder bei ihnen. Sie waren auf hoher See, auf den Weg in ein Abenteuer. Der vergangene Abend war sehr schwierig für ihn gewesen und noch immer konnte er kaum glauben, dass sein Albtraum vorbei war, dass der Mann, der ihn sein Leben lang verfolgt hatte, der zwei seiner Crewmitglieder getötet hatte, nun besiegt war. Es war schwierig gewesen, am gestrigen Abend. Ihm war bewusst, dass ihre Taten nicht seine Vergangenheit auslöschten. Es gab noch viel zu bereden, noch viele Ungereimtheiten zu bereinigen. Er merkte es wann immer Franky in seiner Nähe war; der Cyborg inspizierte ihn meist argwöhnisch, aber sagen tat er nichts. Robin auf der anderen Seite hatte jedwedes Gespräch bisher vermieden, was nicht besonders schwierig gewesen war, denn sie hatte sich in die Bibliothek zum Lesen zurückgezogen und Zorro konnte ihr nicht folgen, da Lysop, Ruffy und Chopper unablässig an ihm dran hingen und ihn mit irgendwelchen Fragen löcherten. Sie wollten alles wissen, über ihn, die Drachen, seine alte Crew, nie hörten sie auf. Selbst als sie spät ins Bett gegangen waren hatte Ruffy sich aus der Koje über ihm hinabgebeugt und ihn unsinnige Dinge gefragt. Er wusste, dass er all diese Frage irgendwann würde beantworten müssen, aber nicht im Moment. Die Tage die er von der Crew getrennt verbracht hatte, hatten ihn erinnern lassen wie wichtig sie ihm waren. In der Kombüse angekommen wartete ein Festmahl auf ihn, sämtliche Crewmitglieder waren anwesend, Rayleigh ebenfalls, den sie auf der nächsten Insel wohl absetzen würden. „Was soll das?“, murrte er und wollte sich eigentlich darüber ärgern, dass sie sein Training wegen so etwas unterbrachen. Er wollte das Normalität einkehrte, so normal es nun mal bei dieser Crew werden konnte und diese Feiern, nun ja… „Gib nicht uns die Schuld“, kam es direkt vom Koch, der mit einer Zigarette in der Kombüse stand und seine Miene wohl zu gut lesen konnte. „Wenn du nicht einfach von unser letzten ‚Willkommen zurück Feier‘ abgehauen wärest, müssten wir nicht noch einmal eine schmeißen.“ Er hörte sich ziemlich genervt an, trotzdem hatten sich seine Mundwinkel zu einem schrägen Grinsen verschoben. Wie wenige Wochen zuvor stießen sie auf ihn an, ein jeder von ihnen hob den Krug. Und dann fing die Feier an. Wenn man bedachte, dass sie gerade mal zu zehnt waren, schafften sie schon viel Chaos anzurichten. Chopper und Ruffy tanzten auf den Tischen, ihre Münder vollgestopft mit klebrigen Reiskuchen. Franky und Brook saßen daneben und spielten ausgelassen Musik während Lysop die 81. Strophe von ‚Sogekings Heldentaten‘ anstimmte. Nami und Robin unterhielten sich fröhlich mit Rayleigh, der an diesem Abend deutlich jünger wirkte als in den letzten Tagen. Wenn Zorro sich den weißen Bart wegdachte, sah sein Freund für einen Moment wieder aus wie sein Vizekapitän von damals. Seufzend wandte er sich seinem Bier zu. Dann glitt sein Blick auf seine linke Hand. Obwohl er es gerade nicht sehen konnte, war das Drachenmal doch immer da, egal ob er als Mensch herumlief oder nicht, seine wahre Natur konnte er nicht mehr verheimlichen. Eines Tages würde er seinen Auftrag erfüllen müssen und die Drachenknospe zum Blühen bringen, nur so konnte er seine Art retten. Aber nicht heute, nicht heute und auch nicht morgen. Vielleicht hatte Rayleigh ja wirklich Recht. Vielleicht bedeutete sein Erbe nicht, das er alles andere aufgeben musste. Aus dem Augenwinkel sah er Ruffy beim Tanzen zu. Vielleicht war es in Ordnung, wenn er seinen Traum erfüllte, der beste Schwertkämpfer der Welt und vielleicht, nur vielleicht würde er dabei sein, wenn sein Kapitän eine neue Welt gestalten würde, so wie sein ehemalige Kapitän es schon einmal getan hatte. Vielleicht wäre er dabei, wenn diese Welt eine andere würde; eine Welt, in der die Drachenknospe blühen konnte. Ich glaube es war Schicksal, dass wir uns begegnet sind. Schicksal? Er wusste immer noch nicht, was dieser Begriff überhaupt bedeutete. War es Schicksal, dass er auf Roger und Rayleigh getroffen war? Dass die Zeit für ihn einen anderen Lauf genommen hatte als für gewöhnlich? Dass er die Last auf seinen Schultern, mit der er in diese Welt geboren worden war, vergessen hatte? Dass Ruffy ihm begegnet war? Tief atmete er auf und lehnte sich etwas zurück. Sah seine Crew, nein, seine Freunde an. Schicksal. „Was soll denn dieser ernste Gesichtsausdruck?“ Überrascht wandte er sich zur Seite. Neben ihm stand der Koch, welcher sich nach vorne lehnte, um Zorros Krug aufzufüllen. „Denkst du wieder übers Abhauen nach?“, murrte der Blondschopf ganz unbegeistert. Der Schwertkämpfer schnaubte leise auf und vergaß seine Gedanken für einen Augenblick. „Wäre doch sinnlos. Ruffy würde mich über kurz oder lang doch eh wieder einsammeln. Schließlich ist er der Kapitän.“ Zorro nahm einen Schluck. „Und nur der entscheidet wer eine Crew verlassen darf und wer nicht.“ Der Koch lehnte sich gegen die Stuhllehne neben Zorro und nickte bedächtig.  Dann sah der andere ihn ernst an. „Nur damit das klar ist“, sagte er und brach den Blickkontakt nicht eine Sekunde, „Nami war wegen deiner Alleingänge ganz außer sich und von Robin will ich gar nicht erst anfangen.“ Der andere knallte seinen eigenen Krug auf den Tisch. „Wenn du so einen Mist noch einmal abziehst, werde ich deine Schwerter mit Bronze überziehen und ins Meer werfen, verstanden?“ Zorro verschluckte sich fast an seinem Bier über diese verdammt gemeine Drohung. „Wag es ja nicht...“ Er war aufgestanden. „Wenn du ein Problem mit mir hast, dann komm doch her, aber lass meine Schwerter daraus!“ Auffordernd breitete er beide Arme aus, doch zu seiner Überraschung schmunzelte der andere nur und winkte ab. „Was? Was soll das, Koch?!“ Kurz schien das ein oder andere Crewmitglied zu ihnen herüberzuschauen, aber offensichtlich war die Situation für niemanden ernst genug, um einzuschreiten. „Es ist gut, dass du wieder der alte bist“, meinte der Blondschopf schelmisch grinsend. „Ich hatte schon Sorge, dass wir den Schwertkämpfer Lorenor Zorro für immer an den Drachen Bronze verloren hatten.“ Diese Worte trafen den Grünhaarigen unvorbereitet. Erst legte er den Kopf schräg, dann wandte er den Blick ab. Natürlich, er war Zorro; als Zorro war er ihr Crewmitglied, aber niemand hier hatte um Bronze gebeten, niemand hatte Bronze darum gebeten, der Crew beizutreten. Konnte er nicht beides sein? „Tze, natürlich.“ Überrascht sah er den Koch an, der den Kopf schüttelte. „Du bist nicht nur Zorro, schon klar. Du bist Bronze.“ Nun stieß Sanji sich von der Rückenlehne ab und stand ihm gegenüber. „Aber du bist nun mal auch nicht nur Bronze, du bist halt auch Zorro. Du bist sowohl als auch. Also vergiss diesen anderen Teil nicht, verstanden?“ Der Koch drehte sich um und ging zum Vorratsraum hinüber. „Was denn, bist du da angewachsen, Mooskopf? Komm her.“ Der Blondschopf winkte ihn herüber. Für einen Moment versuchte Zorro noch seine Worte zu verarbeiteten, doch dann folgte er ihm schließlich. In der engen Vorratskammer war es deutlich ruhiger, als im Esszimmer. Er hatte keine Ahnung, was der Koch von ihm wollte. „Was wird das hier?“, murrte er misstrauisch, doch der Koch ignorierte ihn während dieser die kleine Kammer durchstöberte. „Irgendwo hier muss ich es doch hingetan haben“, murmelte der andere zu sich selbst. „Koch, was soll das?“ „Ah! Hier ist es!“ Der andere schob zwei Käseleibe auf dem untersten Regalboden zur Seite und sprang vor Freunde auf, stieß sich den Kopf leicht am nächsten Regalbrett. Dann drehte er sich zu Zorro um. „Das hier hast du vergessen und das gehört doch genauso zu dir wie deine Schwerter, oder nicht?“ Er hielt ihm eine Flasche entgegen, um die ein schwarzes Kopftuch gewickelt war. Wortlos nahm der Schwertkämpfer die Sakeflasche entgegen und löste sein Kopftuch. Doch dann fiel ihm auf was für eine Flasche er in der Hand hielt. Es war nicht derselbe Sake, den er als Nachricht zurückgelassen hatte. Sie hatte ein blaues Etikett und selbst jetzt in seiner Hand fühlte sich die Flasche fast kühl an. „Was…?“ Der Koch schmunzelte. „Ausnahmsweise, Zorro, ausnahmsweise.“ Fassungslos sah er den Blondschopf an. Die Flasche in seiner Hand kostete ein kleines Vermögen. „Koch?“, murmelte er atemlos und der andere grinste umso breiter. „Also wage es ja nicht wieder abzuhauen, verstanden? Denn dann werde ich mir dein Kopfgeld krallen, um meine Schulden bei Nami-Schatz zu bezahlen.“ Der Blondschopf drückte sich an ihm vorbei Richtung Türe. „Du musst mir übrigens noch sagen was du als Drache isst. Ich bin doch für die Versorgung der Crew verantwortlich.“ Zorro folgte ihm, immer noch sprachlos. „Hört sich gut an, oder nicht?“ Verwirrt sah er den anderen von der Seite her an. „Bester Schwertkämpfer der Welt; Lorenor Zorro, der letzte Drache.“ ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Hallo alle miteinander,das hier ist eine kleine Geschichte von mir, die ich gerne mit euch teilen würde. Sie umfasst insgesamt 13 Kapitel und jeden Sonntag wird ein neues hochgeladen.Ich wünsche euch viel Spaß!eure Sharry ******************** Am 23.6.2019 um 13:43 von Sharry auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%E2%82%ACj%C3%A4%3FD) ********************