******************** Sublimation von Tavor ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Eine Oneshot-Sammlung zu meinem Lieblingsheadcanon (Trans!Dei), in ähnlicher Form schon auf Fanfiktion zu finden. R18, sporadische Updates, Crackpairs, OCs. -------------------- 1. Kapitel: Unseres -------------------- Seine Hände verschränkt mit Deidaras. Deidaras Beine um seine Hüfte geschlungen. Deidaras warmer Atem an seinem Hals. Deidaras Stimme, heller als sonst. Normalerweise war Deidara laut, aggressiv, fordernd bis an die Grenze der Gewalt. Heute war er sanft. Es war besser mit nichts zwischen ihnen.Danach blieben sie noch ein bisschen liegen, um zu Atem zu kommen. Kisame strich über die Narben auf Deidaras Brust. Schweißperlen in Deidaras Drosselgrube. "Das war nett, hm".Kisame nickte. Er wollte eigentlich nicht aufstehen. Es war eine angenehme Vorstellung, den Morgen zusammen zu verbringen, aber die Zeit war knapp. Nach einer gemeinsamen Mission würden Deidara und Sasori heute Richtung Suna weiterziehen, während Kisame und Itachi nach Ame zurückkehrten."Ich gehe duschen", sagte Kisame, rollte sich aus dem Bett und ließ Deidara allein zurück. Am Vormittag gingen sie auseinander. Kisame winkte zum Abschied.Der Sommer war bald vorüber. Als der Herbst endete, taten sich ihre Teams das nächste Mal für eine Mission zusammen. Sie trafen sich wie verabredet am Rand einer Kleinstadt an der Küste Tsuchi No Kunis und gingen durch den Ort, um eine Herberge zu finden. So früh am Morgen waren die Straßen menschenleer. Es war totenstill und die Luft schmeckte nach Schnee. Der Nebel kroch durch die Gassen. Die Morgendämmerung hatte gerade erst begonnen, der Ort erschien vergraut und verwaschen.Deidara und Sasori gingen vorneweg, Itachi in der Mitte, Kisame ganz hinten. Den ganzen Weg zur Herberge konnte Kisame den Blick nicht abwenden. Deidaras langes Haar, matt und fettig von der Mission. Glatte braune Haut zwischen Haaransatz und Kragen. Den ganzen Weg vom Treffen bis zur Ankunft in der Herberge hatte Deidara kein Wort mit ihm gesprochen. Sobald sie die Schuhe ausgezogen, die Mäntel aufgeknöpft, für sechs Tage im Voraus gezahlt und das Gepäck verstaut hatten, verzog Deidara sich sein und Sasoris Zimmer und schloss die Tür ab. Kisame klopfte, hörte von drinnen Deidara "Verpiss dich!" rufen und dachte sich nichts weiter. In Gegenwart von Itachi und Sasori hielten er und Deidara Distanz. Deidara sah erschöpft aus, urteilte Kisame am ersten Morgen. Er, Itachi und Deidara frühstückten schweigend im Gastraum. Itachi war in die Aufzeichnungen der Mission vertieft, sodass Kisame Deidara ungestört betrachten konnte. Er war dünner als früher, fand Kisame. Er hatte tiefe Augenringe. Und seine Art, sich zu bewegen, hatte sich verändert. Ständig zog er die Schultern hoch, den Kopf ein, und beugte sich vor. Deidaras einzige Reaktion auf Kisames Lächeln bestand darin, seinen Tee herunterzustürzen und in sein Zimmer zurückzukehren. Während der nächsten Tage versuchte Kisame immer wieder, mit Deidara zu sprechen, allerdings war es ziemlich aussichtslos, Deidara zum Reden bringen zu wollen. Sobald Kisame sich näherte, ging Deidara, wortlos und mit geballten Fäusten. Er behandelte Kisame, wie er auch Itachi gegenüber auftrat: Als müsste er sich beherrschen, ihn nicht anzufallen. Irgendwann dachte Kisame: Er wird schon kommen, wenn er will.Es dauerte zwei weitere Tage.Kisame saß auf der Terrasse, die den kleinen Garten im Innenhof der Herberge einfasste, trank Tee und sah den Wölkchen nach, die sein Atem in der eisigen Luft bildete. Vom Gastraum her fiel Licht nach draußen. Der Abend dämmerte. Im Halbdunkel war es gemütlich.Deidara setzte sich kommentarlos neben Kisame.“Willst du Tee?”“Behalt dein‘ Scheiß”, sagte Deidara. Dann: “Du machst es dir leicht.”“Was?"“Du bist nicht besser als Itachi, hm."Deidara schien einen Punkt in der Ferne zu fixieren. Er kramte in seinen Manteltaschen.“Die ham mir’n Bild mitgegeben. Ultraschall oder so, hm.”“Zeig.”Auf dem körnigen Foto, das Deidara ihm reichte, erkannte Kisame nur Flächen- schwarz, weiß, grau, Testbild. Ein ähnliches Foto hatte er in seiner Jugend gesehen, vor Jahrzehnten in Kirigakure.“Ist erst paar Wochen her, hm. Das war deine Idee damals. Das ist deine Schuld, hm.”“Hast du’s vor Sasori versteckt?”, fragte Kisame leise. Deidara lachte gehässig.“Ha! Ja, klar”, antwortete er. “Wie dumm bist du? Ich hab’s ihm gesagt. Es hat nur lang gedauert, wen zu finden, der's machen konnte.”“Verstehe”, sagte Kisame leise.“Ein’ Scheißdreck verstehst du, hm.”Die Erinnerung verschleierte Deidaras Blick; er zog den Kopf ein und knöpfte den Mantel zu. Kisame musste eigentlich nicht hören, was Deidara zu erzählen hatte, denn in Kiri gab es das auch. Solche Ärzte, illegale Praxen in Kellern und Hinterhöfen, kaltes Licht, Fliesenböden. Und fensterlose Wartezimmer, in denen nur Plastikstühle standen.“Hattest du ‘nen Namen?”"Wozu?", fragte Deidara zurück.Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Dann sagte Deidara: “Ich dachte, du solltest das Bild haben. Ich hab’s ja gesehen.”“Danke”, erwiderte Kisame.“Sah schon fast fertig aus. Finger und Zehen und alles. Deine Haut."Kisame wusste nicht, was er sagen sollte. Er hielt das Bild in Händen und dachte an Deidaras Wärme, seine Berührungen, seinen Geruch. Und an das, was sie gehabt hatten- einander, und das.“Bleib mir fern, hm. Ich hab' genug von dir."Deidara stand auf und ging zurück in den Gastraum. Bis es dunkel wurde, blieb Kisame sitzen und betrachtete die Aufnahme. Schwarze, graue, weiße Flächen, dazwischen Flocken und Körnchen. Eine Rundung, und noch eine, und eine Einbuchtung- Stirn, Nase, Mund. Er stellte sich vor, wie Deidara auf einem Plastikstuhl in einem kahlen Zimmer saß, etwas Kleines im Arm, und es mit dem Bild verglich. Finger und Zehen und alles. Vielleicht ein Gesicht.Das wäre unseres gewesen, dachte Kisame, in einem anderen Leben. -------------------- 2. Kapitel: Hidans Glaube -------------------- “Du Heide", sagte Hidan. Er goss Öl auf einen Lappen, um die Schneidblätter seiner Sense zu reinigen.“Ich glaube”, widersprach Deidara, “nur nicht dasselbe wie du, hm.”“Und woran? ”, fragte Hidan. “An einen schwachen, apathischen Gott. Wenn ich zu Jashin bete, antwortet er mir. Du redest ins Leere.”“Mein Gott spricht nur zu den Propheten. Aber er lässt dich wissen, dass er da ist, hm."Er versuchte, sich an die Worte zu erinnern, die ihm als Kind beigebracht worden waren, doch sein letztes Gebet lag lange zurück.“Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen”, sagte er. Sein Schutz in der Nacht, als er klein und ängstlich gewesen war. Der Spruch, den seine Tante flüsterte, bevor sie das Abendlicht anzündete. Heute fürchtete Deidara sich nicht mehr im Dunklen.“Betest du?”, fragte Hidan.“Geht dich nicht an, hm.”“Wenn du nicht betest, dann glaubst du nicht richtig”, meinte Hidan. Deidara antwortete nicht. Er streckte sich und genoss die Sonne. Es war der erste schöne Tag seit Frühlingsbeginn, und sie saßen nebeneinander vor dem Haus, die warme Mauer im Rücken. Hidan fuhr fort: “Ich habe gehört, deine Religion ist sehr streng. Du gehörst nicht mehr zur Gemeinschaft, nicht wahr?”“Kannst du nicht wissen, hm.”“So, wie du bist. Das, was du machst. Deine Brüder und Schwestern im Glauben bilden eine Mauer, und du stehst davor. Weil du sündigst.”"Schnauze, Hidan”, sagte Deidara. Hidan grinste. “Du weißt nichts von meinem Glauben, hm.”“Götzenverehrung. Komm lieber zu uns. Vor Jashin sind alle gleich. Jashin liebt seine Kinder.”“Ist doch alles gleich. Wo ist der Unterschied, hm?”“Vor Jashin gibt es keine Sünden, nur Gebote. Und mehr oder weniger Lohn.”“Das kommt auf dasselbe raus wie Verbote und Strafen, hm. Klingt nur besser.”“Blasphemie”, sagte Hidan.Es war nicht das erste Mal, dass sie über Religion sprachen. Hidan interessierte sich für nichts anderes und Deidara brauchte einen Zeitvertreib. Wenigstens war es unterhaltsam, fand Deidara. Hidan redete wie selbstverständlich über Themen - Moral, Ethik, Vergleichen von Religionen-, über die Deidara selten nachdachte.“Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Gott”, meinte Hidan. Deidara machte einen Lippenfurz, Hidan ließ sich davon nicht unterbrechen. “Ohne Gott sind wir einsam, doch wir brauchen die Gemeinde, um zu ihm zu finden."“Ich brauch’ diese Heuchler und Wichtigtuer nicht. Wie soll mich jemand, der fünfmal am Tag fromm ist und den Rest der Zeit schlecht, zu Gott bringen? Drauf geschissen, hm.”“Du glaubst, dass du dich abgewandt hast, aber eigentlich bist du beleidigt”, sagte Hidan grinsend. Die öltriefende Sense glänzte im Licht. “Weil sie dich nicht wollten.”“Schnauze, Hidan", erwiderte Deidara. Er dachte zurück an damals. An die Tempelbesuche. Den leuchtenden Blumenschmuck an Feiertagen: Mädchenauge, Ginster, Tagetes, Sonnenblumen. Die Ornamente und Symbole des Glaubens, die selbst auf Alltagsgegenständen zu finden waren, schützende Hände und Flüche bannende Augen. Achtzackiger Stern und Kreuz- der Atem Gottes. Die weichen Gebetsteppiche. Die geschmückten Frauen und die seligen Männer. Die weißhaarigen wandernden Heiligen, um die sich die Kinder scharten. Das Wort Gottes in einem goldenen Schrein. Die feierliche Stille nach dem Singen, wenn alle Stimmen verklungen waren. Klackernde Gebetsketten in den Händen des Onkels.Sein erstes Geschenk: Ein Schutzamulett gegen die Geister. Sein erstes Geschenk: Zwei der Namen Gottes.All das hatte eine Kehrseite. Als er zum ersten Mal als er selbst vor seine Gemeinde trat, wandten sie sich ab. Ein Mädchen, das Männerkleidung und einen Männernamen trug; unrein, verdorben, verboten. Ein Mädchen wie dieses brannte Löcher in Teppiche und ließ Blumen welken.“Ich suche meine Zuflucht beim Herrn des Morgengrauens”, sagte Hidan langsam. Deidara beendete die Sure: "Vor dem Übel der Nacht, wenn sie dunkelt, hm."In seiner Familie sprach der Onkel es zum Abend, bevor er aus der Schrift las. Ein ernster Mann mit Gebetskette, der mit geschlossenen Augen vortrug. Frauen und Kinder, die aufmerksam zuhörten. Wenn Deidara daran zurückdachte, sah er sich selbst von außen: Sein Kopftuch verrutschte dauernd, und die Tanten ermahnten ihn. Sie erklärten es ihm und den anderen Mädchen hunderte Male: Züchtig sein. Rein bleiben.Hunderte Male wurde ihm gesagt: “Gott erschafft den Menschen, verborgen hinter drei Schleiern. Niemand kann dahinter blicken.”Deidara hatte alle drei gelüftet, und war verstoßen worden.“Du vermisst deine Zuflucht”, sagte Hidan. Deidara überlegte, bevor er sagte: “Dein Gott verlangt Menschenopfer, sonst lässt er dich fallen. Das ist barbarisch, hm.”“Jashin hat eine innige Beziehung zu seinen Kindern. Wenn er keine Grenzen zöge, würde er wie dein Gott- schwach und ungreifbar.”“Das sagst du nur, weil Töten dir Spaß macht, hm.”“Viel mehr als das”, erwiderte Hidan, “es liegt in meiner Natur. Pflanzen müssen wachsen. Hunde müssen bellen. Ich muss töten. Jashin hat es so eingerichtet.”“Erzähl mir nichts von Vorsehung, hm. Wenn es Vorsehung gäbe, wäre ich sicher- ““Du denkst wie ein Kind, Deidara. Bezieh nicht alles auf dich.”“Das ist etwas, das ich nicht verstehe”, sagte Deidara. “Gott erschafft Menschen wie mich, und spricht Verbote gegen uns aus. Ergibt keinen Sinn, hm.”“Du beziehst dich nur auf eure Schrift”, entgegnete Hidan. “Als eure Schrift geschaffen wurde, dachte noch niemand an jemand wie dich. Eure Schrift ist durch viele Hände gegangen. Sie ist nicht Gottes Wort, sondern das Wort der Menschen.”“Hab ich anders gelernt, hm.” Hidan zuckte die Achseln. “Du wirst deine Gemeinde sowieso nie wiedersehen. Dein Gott ist weit weg.”“Ich verstehe nicht, dass du so lebst”, sagte Deidara nach kurzem Schweigen, “dass du dich blind in die Hände irgendeines Gottes gibst, hm.”“Jashin hat keine Verbote. Solange du opferst, ist ihm alles gleich. Das liebe ich besonders an meinem Glauben”, antwortete Hidan und lächelte. “Ein Haus, das jeder betreten darf. Eine Gemeinde ohne Unterschiede.”“Wenn man von dem ständigen Töten mal absieht, hm.” “Wie man opfert, steht jedem offen", sagte Hidan und verdrehte die Augen. "Vor Jashin gilt auch ein Tieropfer. Nur, weil ich töte, heißt das nicht, dass es Pflicht ist.”“Aber du erhältst den höchsten Lohn, nicht?”“Ja”, antwortete Hidan, “weil Jashin in mein Herz gesehen hat. Weil er mich so gemacht hat. Weil ich sein Liebling bin. Und weil ich nicht anders glauben kann. Du kannst nicht vor deinen Gott treten und lügen.”“Das verstehe ich nicht, hm.”“Ich gebe meinem Herrn das Schönste, was ich habe. Ich schenke ihm Menschen. Alles andere- Tiere, Blumen, Düfte-, fühlt sich nicht richtig an.”“Also ist es kein Zwang, sondern dein Wunsch, hm?”“Meine Natur”, korrigierte Hidan. "Jashin liebt seine Kinder, deshalb lässt er uns dienen, wie wir können. Vor deinem Gott der zu sein, der du bist- das ist Würde. Das ist Glauben.”“Und du bist der, der tötet, hm.”Hidan nickte und sagte lächelnd: “Deshalb gibt es bei uns keine Sünder.”Sie saßen noch eine Weile zusammen draußen. Hidan reinigte seine Waffe, Deidara betrachtete die glänzenden Klingen, in denen sich das Licht immer wieder anders spiegelte. Er erinnerte sich: Die Flüche, die Schreie, das verzerrte Gesicht seiner Tante, Schläge, Steine. Er war sich nicht vorgekommen, als würde er sündigen. Es war eher, wie nach langer Reise heimzukehren.“Götzendiener”, brummte Hidan.Deidara trat ihm spielerisch gegen die Hüfte. Hidan lachte. ******************** Am 29.7.2019 um 1:50 von Tavor auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%C3%BCe%5DSF) ********************