******************** Die kidnapdoption Tyelpes von Elenyafinwe ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Melkor hat einen perfekten Plan. Finwe töten, die Noldor zur Rebellion treiben und Feanor ganz im Besonderen zur Weißglut bringen, indem er dessen kostbare silmarilli stiehlt. Er hätte jedoch nicht damit gerechnet, dass es an Feanors kleinem Enkel Celebrimbor scheitern soll, welcher einfach nicht sein liebstes Spielzeug hergeben will. Kurzerhand nimmt Melkor das Baby samt Juwelen mit nach Angband. Hoffentlich weiß Mairon etwas damit anzufangen. ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Einst war da eine Idee und dann eine lustige Zeichnung von falindis und so entstand das hier. Ich finde leider nicht mehr, wo wir auf Twitter darüber gebullshittet hatten, aber so oder so habe ich diesen Kram jetzt doch tatsächlich in einen Text gepackt. Bitte sehr. Dad of the century Melkor.Die Zeichnung: instagram.com/p/CLpxyjIHzcd Dieser Tag war ein großartiger Tag. Theoretisch. Jedenfalls hätte er es werden sollen. Finwe tot, die silmarilli gestohlen und die Noldor in Aufruhr. Das war der Plan. Melkor hatte nicht damit gerechnet, dass ein kleiner schrumpeliger Wurm ihn zum Scheitern verurteilen sollte. »Du bist echt hässlich«, murmelte er und stupste das Ding an. Wer hätte gedacht, dass die Brut der Eldar so abscheulich sein konnte? Das Baby schaute ihn groß an und wusste ganz offensichtlich nicht, wer er war oder was er wollte. Das, was er wollte, lag fest eingeschlossen in den kleinen, feuchten Patschehändchen des Wurms und wurde von ihm eifrig angekaut. Die silmarilli. In den Händen von Feanáros einzigem Enkel. Dass der Hitzkopf diese Dinger doch tatsächlich aus den Händen gab, grenzte ja schon fast an ein Wunder. Dass er es auch noch zuließ, dass sie als Spielzeug für das Baby herhielten, war definitiv ein Wunder. Vorsichtig griff Melkor nach einem silmaril. Sobald seine Finger jedoch auch nur ansatzweise in die Nähe des Juwels kamen, drohte die kleine Kreatur, bittere Tränen zu vergießen, weshalb er die Hand schnell wieder zurückzog. »Gib mir die da. Bitte«, knurrte er. Telperinquar sah ihn groß an und kaute weiter auf seinen silmarilli. Er brabbelte fröhlich vor sich hin und sabberte die Juwelen voll, als seien sie ordinäres Kinderspielzeug. »Jetzt sieh dich nur an«, sinnierte Melkor. »Ihr Eldar gebt so viel auf eure hoheitsvolle Erscheinung und haltet euch für etwas besseres. In Wahrheit seid ihr nur Manwes Sklaven. Und wenn ihr so seid«, wieder stubste er das Baby an, »seid ihr nichts weiter als erbärmliche, hilflose Windelscheißer.« Telperinquar lachte, als habe Melkor einen besonders geistreichen Witz gemacht. »Und dumm wie Brot seid ihr auch noch«, fügte er daher an. Wieder versuchte er, die silmarilli zu nehmen, wieder mit demselben Ergebnis. Er knurrte verstimmt. Na super. Was sollte er jetzt machen? Nachdenklich sah er auf das Baby in seiner Krippe hinab. »Ach, scheiß drauf.« Kurz entschlossen schnappte er sich Telperinquar samt der silmarilli. »Hoffentlich weiß Mairon etwas mit kleinen Fleischsäcken anzufangen.«   Das wusste Mairon in der Tat. Er staunte nicht schlecht, als sein Meister mit einer etwas ungewöhnliches Beute nach Angband zurückkehrte, und starrte mit großen Augen auf das Baby in Melkors Armen. Hier in der Dunkelheit der Katakomben seiner Festung sah Melkor, dass Telperinquar ganz leicht schimmerte. Alle Eldar hatten ein inneres Licht, doch das hier war noch einmal etwas anderes. Die Vermutung lag nahe, dass es von den silmarilli herrührte. Mairon wackelte mit einem Finger vor dem Gesicht des Babys herum und gab seltsame Geräusche von sich. »Oh, ist das entzückend! Ich hab noch nie einen gesehen, der so jung ist! Was man mit denen so alles anstellen kann? Darf ich es abrichten? Ihm Kunststückchen beibringen?« Melkor seufzte genervt. »Nimm es einfach. Dieses endlose Geplärre geht mir auf die Nerven. Eldar sind noch lästiger, wenn sie nicht intelligenter als ein Hund sind. Ich wette, selbst deine Wölfe sind schlauer als das da.« Dieses ganz bestimmte Grinsen erschien auf Mairons Lippen, das er immer auflegte, wenn er etwas ganz besonders Verdorbenes ausheckte. »Soll ich es herausfinden, Meister?« Allzu willig streckte Melkor ihm Telperinquar entgegen. »Finde vor allem heraus, wie du die silmarilli von ihm bekommst. Ohne dass er weint. Ich kann es nicht ertragen, wenn er weint. Es ist scheußlich.« Erstaunlich sanft wiegte Mairon das Baby in seinen Armen. Telperinquar sah mit großen Augen zu ihm auf, während er weiter auf seinem silmaril kaute. Die andere Hand streckte er nach Mairon aus und bekam eine von seinen orangeroten Locken zu fassen. Er zog daran und giggelte dann fröhlich. Mairon lachte entzückt und wackelte schon wieder mit dem Finger vor dem Gesicht des Babys. Melkor fragte sich, ob sein Hauptmann den Verstand verloren hatte während Melkors Gefangenschaft. Die Gesellschaft Thuringwethils war allein nur schwer zu ertragen, er würde es verstehen … Damit war das Problem jedoch erst einmal erfolgreich ausgelagert und Melkor konnte wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Ein Dunkler Herrscher zu sein, konnte ja so anstrengend sein! Nicht immer kamen die Dinge so, wie er es geplant hatte, Telperinquar war der beste Beweis dafür. Aber was zählte, war das Ergebnis. Finwe war tot, die Noldor rebellierten gegen die Valar und die silmarilli befanden sich in Melkors Besitz. Technisch gesehen. Zufrieden ließ er sich auf seinen Thron nieder und genoss seinen Sieg. Alles war, wie es sein sollte.   Der Frieden sollte jedoch nicht lang anhalten. Melkor schwelgte gerade in Träumen von seinen zukünftigen Siegen, als ein leichter Schimmer durch die Schatten seines Thronsaales kroch, begleitet vom Patschen kleiner Füße auf dem Felsen. Etwas, oder besser gesagt, jemand brabbelte fröhlich vor sich hin. Melkor sah auf und erblickte den kleinen Telperinquar auf seinem Weg, den Thronsaal zu erkunden. Melkor gab einen unwilligen Laut von sich. Er wollte seine Ruhe haben. Nur Augenblicke später stürmte Mairon den Saal. Dank des Leuchtens war das Baby schnell ausgemacht. Er klaubte es vom Boden auf und knuddelte es. »Böser Tyelpe«, schollt er. »Was habe ich dir gesagt? Du sollst nicht einfach so abhauen. Und was ist das da? Wie bist du an meinen Schmiedehammer gekommen?« Er zog besagten Schmiedehammer aus der Latzhose des Babys. Melkor hob eine Braue. »Wie bist du vorangekommen?« Mairon sah auf, wie als würde er erst jetzt die Präsenz seines Meisters merken. Melkor kniff die Augen zusammen. Das würde er sich merken. »Nun«, begann Mairon bedacht. »Ich habe versucht ihn abzulenken, aber nur mit mäßigem Erfolg. Er will die silmarilli immer noch nicht hergeben.« »Wie hast du ihn abgelenkt?« »Er ist Feanáros Enkel, also habe ich ihn kurzerhand in die Schmiede mitgenommen. Frühkindliche Bildung und so. Ich habe ein paar Nachforschungen betrieben und herausgefunden, dass Eldar geistig sehr früh reifen. Das heißt, dass der hier noch sehr frisch sein muss. Da er jetzt so etwas wie unser Kind ist, dachte ich mir, dass es wohl nun unsere Aufgabe ist, uns darum zu kümmern.« »Unser Kind?«, wiederholte Melkor fragend. »Ja, unser Kind. Oder sehr Ihr das anders, Meister? Ich meine, Ihr habt Tyelpe nach Hause gebracht.« Melkor verdrehte die Augen. »Ja, weil anders kein Herankommen an diese verflixten Steine war. An dem Anhängsel bin ich nicht interessiert.« »Aber er ist Feanáros Enkel!«, betonte Mairon das Offensichtliche. »Dieses Potenzial! Stellt Euch doch nur einmal vor, was wir damit alles anstellen könnten. Einer von denen in unseren Reihen, geformt nach unseren Wünschen.« Melkor hielt inne und überlegte. Das war in der Tat ein interessanter Gedanke. »Ich will, dass du ihn aufziehst und ihn zu einem der unseren machst. Kein Ork, kein einfacher Sklave. Ein brauchbarer Diener, der das Potenzial hat, hoch in unseren Rängen aufzusteigen. Vielleicht fast so hoch wie du, Mairon, meine kleine Flamme.« Mairon hielt das Baby hoch und betrachtete es nachdenklich. Telperinquar streckte ihm seine Händchen entgegen und patschte ihm ins Gesicht. Mairon schien sich nicht daran zu stören. »Wir sollten es zu deinen Wölfen packen. Oder deinen Drachen«, schlug Melkor vor. »Brauchen Eldar nicht Gesellschaft, damit die nicht eingehen?« Zu Beginn, als sie im Geheimen nach den gerade erwachten Quendi gesucht und einige von ihnen gefangen hatten, hatten sie Experimente an ihnen durchgeführt. Das hieß, vor allem Mairon hatte dies getan, Melkor hatte keinen Nerv für die Details. Er war am Ergebnis interessiert und das hatte in den Orks bestanden. Dabei hatte er jedoch auch aufgeschnappt, dass Quendi sich in Gefangenschaft nicht gut hielten. »Er ist genauso treudoof wie ein Wolfswelpe«, setzte Melkor seinen Gedanken fort. »Vielleicht freundet er sich ja mit deinen Haustieren an und spielt dann lieber mit ihnen statt mit meinen Juwelen. Ha! Das wird funktionieren! Und wenn nicht, fressen die Drachen ihn vielleicht einfach und das Problem ist ebenso gelöst.« Mairon drückte Telperinquar beschützend an ihn. »Nein, das würden meine Drachen niemals tun«, protestierte er. »Sie töten nur auf meinen Befehl.« »Solltest du sie nicht ohnehin auf Elben abrichten?«, erinnerte Melkor mit einer ganz bestimmten Warnung in der Stimme. »Drachen sind aber keine geistlosen Wesen. Sie sind die intelligentesten Kreaturen, die ich kenne. Mit Ausnahme von Euch, Meister«, fügte Mairon rasch an. Gut. Gerade noch so gerettet. »Los, lass es uns ausprobieren«, befahl Melkor und erhob sich von seinem Thron. Mairon eilte ihm nach, als sie in die Gruben hinabstiegen. Die Wölfe waren Mairons ein und alles. Manchmal ging er sogar so weit und nahm ihre Gestalt an, um sich unter sie zu mischen. Der Spaß hatte für Melkor aufgehört, als eines Tages die Wölfe mehr Platz im Bett hatten als sie und er sich durch eine riesige Masse an Fell hatte kämpfen musste, um Mairon zu finden. Seitdem hatte er die Regel aufgestellt, dass Wölfe nichts im Bett zu suchen hatten. Die Tiere winselten fröhlich, als sie ihren Herrn witterten, und sprangen hechelnd und wild mit den Schwänzen wedelnd auf und ab. Im Rudel gab es einige Jungtiere, die bellend um Mairons Füße sprangen und sich überhaupt mehr wie Hunde als Wölfe verhielten. Melkor drängte sich der Verdacht auf, dass Mairon seine Tiere zu Schoßhündchen verzogen hatte. Mairon kniete sich nieder und streichelte den Tieren über die breiten Köpfe. Sie leckten ihm begeistert über das Gesicht. Melkor überlegte sich zweimal, ob er seinen liebsten Feuermaia wirklich noch einmal küssen wollte. Oder ob er überhaupt noch sein liebster Feuermaia war. Telperinquar schien begeistert zu sein. Er brabbelte etwas, das entfernt an »Hundi« erinnerte, und versuchte wieder einmal nach dem zu greifen, was vor ihm war. In diesem Fall handelte es sich um das borstige Fell eines der Werwölfe. Er bekam es zu fassen, krallte seine pummeligen Finger hinein und zog kräftig. Melkor erwartete, dass das Tier in Rage verfiel und alles um sich herum in Stücke reißen würde. Was tatsächlich passierte, war ganz und gar erstaunlich und absolut unerwartet. Statt des erwarteten Blutdurstes trat ein sanfter Ausdruck in die gelben Augen des Wolfes, als er seinen mächtigen Schädel herabsenkte und an dem Baby schnupperte. Dann leckte er es ebenfalls ab. Telperinquar kicherte und schien sich nicht im Geringsten daran zu stören, dass er über und über mit Sabber besudelt war. Wieder brabbelte Telperinquar etwas, das nun schon deutlicher als »Hundi« zu erkennen war. Mit einem Male wirkte Mairon ganz aufgeregt. »Ja, sag das noch mal!«, ermunterte er den kleinen Wurm. »Hundi. Sag es. Das da ist ein Hundi. Hundis machen wuff wuff.« Mairon hatte definitiv den Verstand verloren. Melkor brauchte einen neuen Hauptmann. Telperinquar schlug lachend die Hände zusammen, nur um dann sofort wieder auf seinem silmaril herumzukauen. Mist. »Hundi«, wiederholte Mairon langgezogen. Das Baby ahmte den Laut nach und schien ganz begeistert, als es das schaffte. Mairon gab einen entzückten Laut von schon. »Sein erstes Wort und er widmet es meinen Kleinen! Ist das nicht bezaubernd? Feanáro wird toben, wenn er erfährt, dass wir anwesend waren, als sein Enkelsohn sein erstes Wort sprach.« Dieser Gedanke allerdings zauberte ein boshaftes Grinsen auf Melkors Lippen. »Mach weiter«, befahl er Mairon daher. Telperinquar deutete auf Mairon. »Gadse.« Mairon strahlte überglücklich, und Melkor meinte, so etwas wie Freudentränen in den goldenen Augen des Maia zu sehen. Nahebei waren auch die Nester der Drachen. Auch sie hatten längst mitbekommen, was hier geschah, doch wie üblich übten sich die meisten in vornehmer Ignoranz. Nur einige der Jungtiere schielten interessiert zu ihnen herüber. Eines von ihnen quiekte und tapste aus dem Nest. Wenn man ein kleiner Baby Drache war, der gerade erst aus dem Ei geschlüpft war und dessen Schuppen noch nicht einmal erhärtet waren, war es schwer, mit zwei Flügeln und einem langen Schwanz die Balance zu halten, weshalb er mehr als nur einmal auf die Schnauze plumpste, während er sich ihnen näherte. Telperinquar schien die Aussicht auf noch mehr Spielkameraden zu begeistern. Er strampelte, um sich endlich aus Mairons Griff zu befreien, und als Mairon ihn freigab, krabbelte er auf allen vieren zu dem Küken. Melkor behielt das Geschehen genauestens im Auge, um den Moment abzupassen, in dem er seine silmarilli endlich erbeuten konnte. Küken und Baby setzten sich beide auf ihre Hinterteile und beäugten sich neugierig. Telperinquar schien einiges Interesse an den Flügeln des Kükens zu haben, weshalb er danach griff. Er bekam einen Flügel zu fassen und bewegte ihn aufgeregt auf und nieder, als würde er Flugbewegungen nachahmen. Vielleicht zog er auch ein wenig zu fest daran, denn das Küken quäkte empört und puffte ein Rauchwölkchen aus. Es hüllte Telperinquar ein. Die Mutter des Kükens hatte das Treiben bisher desinteressiert beobachtete, streckte nun jedoch eine Klaue aus, um Telperinquar vorsichtig von ihrem Küken fortzuschieben. Das schien den Baby jedoch nicht zu gefallen, denn es gab einen unwilligen Laut von sich und kletterte prompt über die Klaue. Und da, endlich, fielen ihm die silmarilli aus der Hand! Melkor sprang vor, schneller als irgendein Wesen in Arda es jemals vermocht hätte, und schnappte sich die kostbaren Juwelen. Vorbei waren die Zeiten, in denen kleine Milchzähne ihre nicht vorhandene Stärke an ihnen prüfen konnten! Vorbei die Zeiten, in denen sie konstant vollgesabbert wurden! Endlich gehörten sie Melkor, und es war ihm völlig egal, dass die Juwelen ihm die Hand verbrannten und er gleichzeitig in den Sabber fasste, der noch an ihnen haftetet! »Triumph!«, rief er aus und lachte laut, dass die Grundfesten Angbands erschüttert wurden. »Sie sind mein! Mein allein! Endlich!« Baby und Küken rollten mittlerweile fröhlich lachend beziehungsweise quiekend über den Boden. Das Küken puffte noch mehr Rauchwölkchen aus und auch die eine oder andere Andeutung einer kleinen Flamme. Mairon gab einen verzückten Laut von sich. »Sind sie nicht niedlich? So herzallerliebst. Aber … was machen wir jetzt mit ihm? Jetzt, wo Ihr Euer Ziel erreicht habt, Meister.« Melkor winkte desinteressiert ab. »Dachte, du wolltest ihn als Haustier oder so behalten. Außerdem stell dir einmal Feanáro vor, wenn er davon erfährt. Allein das ist es wert, sich damit abzugeben.« Zumindest war es das, was er sich selbst einredete. Ganz tief in seinem Inneren wollte er das hässliche Würmchen aber eigentlich gar nicht mehr hergeben. ******************** Am 24.5.2021 um 23:40 von Elenyafinwe auf StoryHub veröffentlicht (http://sthu.de/s=%3Bb%28Ji) ********************