Eine Zeitreise die sich gewaschen hat - Ein endgültiger Abschied (P3)

Kurzbeschreibung:
Vorwort

Dies wird ein letzter Reisepunkt für meinen Charakter zu Edward Kenway. Auch wenn dieser Pirat nie zu meinen großen Lieblingen zählte, war es mir ein Anliegen, diese Geschichten zu schreiben. Und er hat einfach mehr Aufmerksamkeit verdient.

Wir nähern uns in großen Schritten den Geschehnissen zu Assassins Creed 3 und Assassins Creed Rogue. Wie weit ich da gehe, weiß ich noch nicht und mache es abhängig davon, wie ich diesen Teil beenden kann.

Denn mir schweben schon diverse Sachen im Kopf herum, aber an der Umsetzung hapert es noch. Also, wir werden sehen. (Mittlerweile steht die neue Geschichte bereits! Bei Odin, ich sollte mir dringend ein anderes Hobby suchen :-D )

Eine Warnung für diesen Part, wer weder die Bücher noch das Assassins Creed 4 und AC 3, durch hat, liest diesen Part lieber gar nicht. Es könnte Spoiler enthalten.

Und es gibt einen Moment, der nicht VORHER besprochen wird, oder in einer separaten Geschichte beschrieben wird, denn ich denke, das wäre zu viel des Guten. So viel sei gesagt, es geht um die gesunkene „Jackdaw“ :-)

In diesem meinem Universum musste ich zeitlich ein wenig tricksen, sonst hätte es nicht so richtig gepasst. Also bitte nicht gleich steinigen, es ist nur eine Fiktion :-)

Also... dann wollen wir mal!

Viel Spaß und bitte... Kritik in 3, 2, 1 … :-D

LG Chaoshexe

****************************************

Und ich hoffe, ich habe es hiermit auch getan. Vielen lieben Dank, dass ihr so lange durchgehalten habt!

Hallo Ihr Lieben!

Autorennotiz:
Vorwort

Dies wird ein letzter Reisepunkt für meinen Charakter zu Edward Kenway. Auch wenn dieser Pirat nie zu meinen großen Lieblingen zählte, war es mir ein Anliegen, diese Geschichten zu schreiben. Und er hat einfach mehr Aufmerksamkeit verdient.

Wir nähern uns in großen Schritten den Geschehnissen zu Assassins Creed 3 und Assassins Creed Rogue. Wie weit ich da gehe, weiß ich noch nicht und mache es abhängig davon, wie ich diesen Teil beenden kann.

Denn mir schweben schon diverse Sachen im Kopf herum, aber an der Umsetzung hapert es noch. Also, wir werden sehen. (Mittlerweile steht die neue Geschichte bereits! Bei Odin, ich sollte mir dringend ein anderes Hobby suchen :-D )

Eine Warnung für diesen Part, wer weder die Bücher noch das Assassins Creed 4 und AC 3, durch hat, liest diesen Part lieber gar nicht. Es könnte Spoiler enthalten.

Und es gibt einen Moment, der nicht VORHER besprochen wird, oder in einer separaten Geschichte beschrieben wird, denn ich denke, das wäre zu viel des Guten. So viel sei gesagt, es geht um die gesunkene „Jackdaw“ :-)

In diesem meinem Universum musste ich zeitlich ein wenig tricksen, sonst hätte es nicht so richtig gepasst. Also bitte nicht gleich steinigen, es ist nur eine Fiktion :-)

Also... dann wollen wir mal!

Viel Spaß und bitte... Kritik in 3, 2, 1 … :-D

LG Chaoshexe

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Und ich hoffe, ich habe es hiermit auch getan. Vielen lieben Dank, dass ihr so lange durchgehalten habt!

Hallo Ihr Lieben!

Am 24.2.2020 um 18:12 von MrsHEKenway auf StoryHub veröffentlicht

1. Kapitel: Ein neuer Aufbruch!

Meine plötzliche Abreise damals, war nötig, aber brachte mich noch mehr durcheinander.

Wieder in meinem Leben und meiner Heimat, verbrachte ich unendlich viel Zeit mit meinem Sohn. Es waren nur zwei Tage, die ich nicht anwesend war, aber es war wie eine Ewigkeit, denn dieser Zeitsprung war immer verbunden mit körperlichen Einbußen und nervlicher Belastung. Also habe ich die darauf folgenden Wochen für meine Familie genutzt. Denn Marius und Yannick hatten schon während der Vorbereitung unter meiner Anspannung gelitten. Das wollte ich jetzt wieder gut machen!

Auch hatte ich meinem Verlobten von der Nacht mit Edward erzählt, denn das war etwas, das mich belastete und ich musste es loswerden. Im ersten Moment saß er nur da und sagte nichts. Er schwieg und ich flehte ihn an doch endlich zu reagieren, mich anzubrüllen, mich anzuschreien! Aber nichts dergleichen kam. Marius stand auf und nahm mich in den Arm und sagte nur: „Ich kann dich nicht verstehen, aber es wird einen Grund gehabt haben. Ich vergesse nicht, aber ich versuche dir zu verzeihen! Lass mir Zeit!“

Die nächsten 2 Jahren widmete ich ausschließlich der Erziehung von Yannick. Marius ging wieder seiner Arbeit als Tischler nach. Ein ganz normales Familienleben, welches mich beruhigte und mich wieder auf den Boden der Tatsachen holte. Und mein Verlobter sagte kein Wort mehr über Edward und ich ebenso!

Bis zu dem Moment, an dem mein Mentor mit der Botschaft um die Ecke kam, sie hätten endlich eine exakte Bestimmungsmöglichkeit der Artefakte finden können. Punktgenau konnte man dort hinreisen, wo man sagte man wolle sein. Zeitliche und örtliche Angaben waren nahezu 100% exakt. Frank unser Technik-Spezi hatte es getestet und war für ein Jahr zurück gegangen zu einem bestimmten Moment und Ort in seinem Leben und es hat funktioniert.

Ob es nun auch bei weiten Entfernungen funktionierte, müsste man jetzt sehen. Und ich sprang sofort wieder darauf an. Es war wie eine Droge, OHNE ging es nicht, MIT ihr war es aber auch nicht ganz richtig!

Ich stritt mich in dieser Zeit oft mit Marius und wurde zunehmend unzufriedener, denn er konnte es nicht mehr verstehen. Der Vorwurf, ich würde es nur wegen Kenway machen, hing wie ein Damokles Schwert über uns. Er sagte es nicht, aber ich wusste, dass er es dachte. Und ich selber lag nächtelang deswegen wach und wusste, dass es tatsächlich so war.

Der Tag kam, an dem ich beschloss noch ein letztes Mal das Leben des Edward Kenway zu besuchen. Denn es würde so sein, ich wählte den Zeitpunkt absichtlich so kurz vor seinem Tod, so dass ich keine andere Wahl hatte, als anschließend direkt zurück zukehren!

Yannick sah mir beim Packen zu und fragte mich immer wieder, warum ich denn verreisen müsse. Ich versuchte ihm zu erklären, dass das mein Beruf sei und ich ja auch bald wieder daheim sein würde. Das fand er aber wenig zufriedenstellend und klammerte sich immer wieder an mich. Die letzten Tage vor meiner Abreise schlief er nur noch bei mir, so als wolle er mich nicht gehen lassen. Ich musste ihm immer und immer wieder versprechen und mit Indianer-Ehrenwort, dass ich wieder zurückkomme und ihm auch einen Beweis mitbringe, dass ich dort war.

Ein schlaues Kerlchen, auch wenn er einfach nicht wusste, worum es geht. Die Streitereien mit Marius hatten ihm zugesetzt, aber er vergötterte seinen Vater und für mich war das zum einen ein Stich ins Herz aber auch gut zu wissen. Denn wir als Eltern waren gleichberechtigt für Yannick und das war für unseren Sohn wichtig!

Meine Sachen waren mal wieder gepackt. Wie beim letzten Mal in eines dieser Kleider gezwängt, dieses mal jedoch ein schlichtes grau und beige.

Die Daten waren eingespeichert, alle Notfallreserven waren eingepackt und der Spiegel erschien wieder vor mir. Geplant war, dass ich im November 1735 in London ankomme. Wir hatten eine Location nicht weit entfernt vom Queen Anne´s Sqare gewählt. Es war ein kleines Lagerhaus in einer Seitenstraße. Ich oder besser WIR hofften, dass es auch so existierte wie auf der Karte.

Also... auf gehts!

2. Kapitel: Unachtsamkeit wird bestraft!

Völliges Durcheinander umgab mich, es war fast wie ein Wirbelsturm. Schlimmer als die letzten Male und tat so weh, wie tausend Messerstiche. Überall auf meinem Körper fühlte ich diese Stiche. Was war hier los? Wo war ich?

Langsam gewöhnte ich mich an die Lichtverhältnisse. Es war dunkel, aber durch ein kleines Fenster fiel ein seichter Sonnenstrahl. Es war also Tag. Ich versuchte mich zu orientieren und kam zu dem Schluss, dass ich tatsächlich in einem Lagerhaus angekommen bin. Der Raum war vollgestopft mit Kisten und Fässern und es roch nach Wolle und Schaf. Ich ging in Richtung der Tür und wollte sie gerade öffnen, als ein Arbeiter mir zuvor kam und mir die Tür vor die Nase haute. Ich hörte es knirschen und gleich darauf einen unangenehm stechenden Schmerz zwischen den Augen.

Meine Nase war nicht gebrochen, da hatte ich ja noch mal Glück gehabt. Aber sie blutete und ich hielt mir ein Taschentuch darunter. Langsam wurde es besser und der Arbeiter war beruhigt, als ich ihm sagte, dass es aufhörte zu bluten!

„Madam, es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, dass hier oben noch jemand zum Kontrollieren der Ware ist. Mr. Peters ist schon weg und hat mich nicht darüber unterrichtet. Solltet ihr nicht mit ihm gehen?“

Wer war Mr. Peters? Oh, also gut, ich spielte mit.

„Verzeiht, aber ich war so in Gedanken hier herumspaziert und habe die Zeit völlig außer Acht gelassen. Dieses Material ist aber auch feinste Ware, da möchte man sich einfach selber von der Qualität überzeugen!“ Bei der Dunkelheit die hier herrschte, hätte ich nicht einmal Wolle von Pferdeäpfeln unterscheiden können, aber ich hoffte, die Erklärung wäre ausreichend.

„Das ist natürlich verständlich. Ich werde euch nach unten begleiten Madam und euch eine Kutsche rufen! Wenn ihr mir folgen wollt?“ Er deutete mit einer Handbewegung an, ich solle ihm folgen und das tat ich auch. Das war ja noch mal gut gegangen.

Unten angekommen orderte er eine Kutsche und sah mich fragend an: „Wohin soll euch der Kutscher bringen?“

„Zum Queen Anne´s Sqare bitte!" Der Arbeiter teilte mein Fahrtziel mit und die Kutsche setzte sich rumpelnd in Bewegung. Weit konnte es ja eigentlich nicht sein. Aber diese kurze Fahrt genoss ich trotzdem. Nicht laufen zu müssen, sich einfach fahren lassen. Schön...

Plötzlich hielten wir an und ich sah, wir waren schon angekommen. Ich stieg aus und wollte gehen, als der Kutscher mich ruppig darauf hinwies, das ich ihm noch Geld schulde. Also kramte ich aus meinem Geldbeutel die Münzen zusammen und reichte sie ihm. Er nickte zum Dank und fuhr wieder an.

Ich stand wieder inmitten der Villen, wieder bei dem kleinen Garten mit dem Pavillon. Es hatte sich nicht großartig verändert und ich erkannte alles wieder. Versonnen betrachtete ich die Menschen um mich herum. Auch sie hatten sich eigentlich seit meinem letzten Besuch nicht geändert.

Langsam schritt ich durch die Menschenmenge die sich um den Pavillion scharrte und lauschte den Gesprächen. Aber es gab mir keinen Aufschluss, ob es Neuigkeiten gab, die wichtig wären, welche die nicht in Edwards Aufzeichnungen zu finden waren. Also ging ich weiter zum Kenway-Anwesen. Es war immer noch irgendwie leblos.

Ich sah hoch in den ersten Stock und suchte nach meinem alten Gästezimmer, welches von hier aus zu sehen war, doch was ich sah war eine junge Frau am Fenster. Wir sahen uns an und ... wir beide realisierten, wer die andere Person gerade war... Sie verschwand blitzartig vom Fenster und ich stürzte zum Eingang... ich musste nicht lang warten, dann flog die Tür auf und Jenny fiel mir in die Arme.

Damit hatte ich bei Odin nicht gerechnet. Ich bin davon ausgegangen, dass sie mich vergessen hätte. Aber diese Begrüßung war so herzlich, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre.

Wir standen eine Weile eng umschlungen beim Eingang, bis plötzlich eine fragende Männerstimme uns trennte.

"Was ist denn hier los, Jenny...." Mit offenem Mund sah mich Edward an!

3. Kapitel: Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk!

Da stand ich nun mit Jenny im Arm und der Hausherr traute seinen Augen nicht. Zurecht, denn ich hatte eigentlich nicht vor, ihm noch einmal zu begegnen.

Wir gewannen beide unsere Fassung zurück und Jennifer spürte, dass es besser sei, erst einmal zu gehen. Kluge, junge und unglaublich hübsche Frau. Sie sah vermutlich ihrer Mutter sehr ähnlich, denn von Edward hatte sie nur die Haare geerbt und vermutlich den Dickschädel!

Er bat mich herein und führte mich gleich in sein Studierzimmer. Kein Wort, nichts... ich folgte ihm einfach, denn mir fiel auch gerade nichts anderes ein.

Edward schloss die Tür hinter uns, ging an mir vorbei, und lehnte sich mit dem Rücken an seinen Schreibtisch und bedeutete mir, ich solle doch Platz nehmen, auf einem der Stühle davor. Mir war aber nach Stehen und so kam ich seinem Vorschlag nicht nach.

"Alex, ich weiß nicht was ich sagen soll. Warum bist du wieder hier? Was habe ich diesesmal verbrochen? Ist es immer noch wegen Jennifer? Da kann ich dich beruhigen, ich habe einen sehr anständigen Ehemann für sie gefunden!"

Ja, ich weiß, dachte ich nur. Reginald Birch. Aber das ist nicht unbedingt der Mann IHRER Träume, anscheinend hatte Edward sein Versprechen doch vergessen.

"Edward... ich... ich bin nicht nur wegen Jenny hier, ich bin wegen einer ganz anderen Sache hier. Wir haben lange gesucht und geforscht und Aufzeichnungen gewälzt. Und ich weiß nicht, ob es dich überhaupt interessiert, aber wir konnten SIE ausfindig machen und haben sie geborgen!"

Verständnislos sah mich Edward an "WAS habt ihr gefunden, wer ist WIR? Was konntet ihr bergen?"

"Wenn du dich noch zwei oder drei Tage gedulden kannst, dann wirst du deine Jackdaw wiederhaben und wieder als ihr Käptn antreten können!" Ich versuchte diesen Satz ohne heulen und schniefen über die Bühne zu bringen und es gelang mir denke ich ganz gut.

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Die Jackdaw aufspüren
(Gegenwart)

Meine Brüder und Schwestern hatten in den letzten Jahren ebenso ihre Reisen in verschiedene Vergangenheiten und Epochen angetreten. Unter anderem war Louis nicht davon abzuhalten, dem Verlust der Jackdaw nachzugehen. Den Aufzeichnungen von Adéwalé und auch Edwards Erzählungen nach, war sie irgendwo vor der Küste einer kleinen Insel in der Karibik gesunken. Es hatte Monate der Forschung gebraucht, bis sie gefunden wurde.

Sie dümpelte in einer abgelegenen Bucht in der Nähe der Stelle wo Adé das angebliche Wrack gefunden hatte, jedoch war es nur die Galeonsfigur, die anderen Teile gehörten zu einem anderen Schiff. Die Jackdaw war angeschlagen und wirklich in keinem guten Zustand, aber sie wurde notdürftig repariert und dann zum nächsten Hafen gezogen. Dort hat es noch einmal ungefär ein halbes Jahr gedauert, sie wieder Hochseetauglich zu machen.

Als die Brigg soweit war, brachte man sie in unsere Zeit. Kein leichtes Unterfangen, denn wir wussten nicht, wie der Spiegel solche Sachen durch die Zeit bringt. Aber es klappte mit den Ringen, ohne dass wir größere Technik brauchten.

So brachte Louis die Brigg heile in meine Zeit und dort wurde sie generalüberholt. Ich hatte einen Blick darauf, da ich ja wußte, wie das Innere Aussah. Schade war, dass Edward alle seine persönlichen Dinge an sich genommen hatte. Es war nichts mehr da, ausser dem Mobiliar und den Sachen, die Adé überstürzt zurück gelassen hatte.

Sie war wieder fit, sogar noch besser als zuvor und sie konnte wieder zurück .... so war der Plan ...

4. Kapitel: Eine kleine Erklärung zur Jackdaw!

1722 verließen Edward, Jennifer und die Besatzung Great Inagua und segelten mit der Jackdaw nach Bristol im Vereinigten Königreich und hielten dabei auf einer der Inseln der Azoren. In der Nähe des Bristol Channel wurde die schwarze Flagge der Jackdaw herunter genommen, gefaltet und vorsichtig in eine Truhe in der Kapitänskabine gelegt. Die Jackdaw zierte dann einen roten Fahne, um die Erlaubnis zu erhalten, in Bristol anzulegen.

Zwei Tage später benutzte Edward die Jackdaw als Hilfsmittel, als er Matthew Hague töten wollte. Der ehemalige Pirat nahm Hague in der Kapitänskabine seines Schiffes, der Charlotte, gefangen, woraufhin die Crew der Jackdaw Edward Fässer mit Teer zuwarf, mit denen er Hagues Schiff anzünden konnte. Edward wurde jedoch von Sir Robert Walpole unterbrochen, der Frieden zwischen dem Attentäter und dem Tempelritter schließen wollte. Das Paar kam zu einer Einigung, wobei Edward Hague und Walpole freiließ und den Piraten eine Begnadigung und kleine Besitztümer gewährte.

Bald darauf schenkte Edward die Jackdaw der Assassinen Bruderschaft, obwohl er ihr Steuerrad im Keller unter seinem Herrenhaus in London versteckt hielt und es als Teil eines Mechanismus zur Öffnung eines geheimen Ausstiegs diente. Es ist unbekannt, was mit dem Rest der Jackdaw in den Zwischenjahren geschah, aber irgendwann vor 1735 kehrte die Brigg auf die Westindischen Inseln zurück und sank aufgrund unbekannter Umstände vor der Küste Hispaniolas. Seine Galionsfigur wurde später von Adéwalé aus dem Wrack geborgen.

https://assassinscreed.fandom.com/wiki/Jackdaw

Die Jackdaw war 60 Meter lang von ihrem Heck bis zur Spitze ihres Bugsprit, 48,5 Meter hoch, 11,9 Meter breit und hatte 26 Segel. Begleitend dazu war die Jackdaw mit 46 Breitseitenkanonen, vier Lauflichtkanonen und zwei Schwenkwaffen bewaffnet. Darüber hinaus konnte sie 160 Feuerfässer halten, vier auf einmal einsetzen, 25 Salven mit erhitztem Schuss und 20 Möserpatronen und war mit einem eisernen Marineschlitten ausgestattet. Neben ihren Waffen konnte sie auch maximal 2. 000 Stück jeder Art von Ladung aufnehmen: Zucker, Rum, Stoff, Holz und Metall.

5. Kapitel: Dann versenk sie doch!

Kurz vor meiner Abreise hatte Louis eine Mannschaft angeheuert und trainiert, die dann perfekt im Segeln war. Die Jungs waren großartig, alle hatten in irgendeiner Form schon mit solchen Schiffen zu tun und kannten sich aus. Also machte ich mir weniger Sorgen um die Jackdaw und machte mich an meine eigene Reise.

Wir mussten die Brigg vorher durchbringen, aber OHNE die Artefakte. Die musste ich bei mir behalten. Den Spiegel einmal aktiviert segelte die Jackdaw hindurch. Die Koordinaten hierfür waren aber ungenauer und wir wussten nicht, wie lange sie bis England und dem angesteuerten Hafen brauchen würde, da wir sie ja mitten auf offener See erscheinen lassen mussten.

So rechnete ich mit zwei oder drei Tagen Verspätung aber nicht mehr. Es kribbelte und ich freute mich auf sein Gesicht, die Freude, dass SEINE Jackdaw wieder bei ihm war.

Aber es sollte anders kommen.

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Weiter geht es in der Vergangenheit

"Du hast was? Ihr habt... die Jackdaw? Warum in drei Teufels Namen hast du nach ihr gesucht?" Edward war völlig außer sich...

Perplex sah ich ihn an "Ich ... also ... ich dachte, du würdest sie gerne wieder haben? Du hast so an deiner Brigg gehangen. Da bin ich davon ausgegangen, dass du dich freuen würdest, wenn du sie wieder in deinem Besitz hättest?"

"Warum sollte ich das wollen? Ich versuche hier seit Jahren, ein anderes neues Leben aufzubauen und habe seit jeher mit Gerüchten zu kämpfen, da kommst du und glaubst, die Jackdaw würde mir dabei helfen? Wohl kaum, oder?"

Und jetzt setzte ich mich doch. Schönen Dank auch. Und da sag noch einer, Frauen seien nicht zu verstehen. WOHER sollte ich wissen, dass ihm seine ach so geliebte Jackdaw scheinbar doch am "Allerwertesten" vorbei ging? Das war völlig unverständlich für mich.

"Dann sag mir doch, woher ich DAS hätte wissen sollen? DU hast immer so von ihr geschwärmt, dass ich bzw. wir davon ausgingen, dass du sie gerne zurück haben möchtest. Heißt das, Louis hat sich völlig umsonst diese Mühe gemacht und einige Zeitsprünge gemacht um dann jetzt für nichts hier zu erscheinen in den nächsten Tagen?"

Das darf doch nicht wahr sein. Der ganze Aufwand umsonst?

"Du hättest ja fragen können!" Im selben Moment fiel Edward ein, dass DAS eine echt saublöde Bemerkung war. "Du weißt was ich meine!"

Nein wusste ich nicht, woher auch.

"Schön, du willst sie nicht mehr und was jetzt damit? Soll ich sie im Hafen versenken? Ist das eher nach deinem Gusto? Möchtest du vielleicht selber die Sprengung vornehmen? Hmmm??? Aber bitte, ich kann alles in Auftrag geben!"

Ich erhob mich und ging zur Tür, er hielt mich zurück. Wie sollte es auch anders sein.

"Nein, ich habe eine bessere Idee!" Die da wäre...

Genervt sah ich ihn an "Ich höre, KÄPTEN?"

"Du behältst sie! Du wirst die Eignerin der Brig. Ich übertrage sie dir, ich "schenke" sie dir!"

Das ... nein, da war doch ein Haken an der Sache!

6. Kapitel: Der kleine Haken an der Sache namens Haytham!

 

Immer noch völlig durch den Wind saß ich wieder und sah Edward an.

"Warum solltest du sie mir schenken? Wo ist der Haken? Denn du siehst nicht so aus, als würde es einfach werden für mich!"

Kenway grinste nur "Natürlich erwarte ich eine Gegenleistung. Aber die solltest du ganz leicht erbringen können!" Er zwinkerte mir zu...

"Edward, WAS willst du von mir? Sprich einfach, oder lass es." Ich war im Begriff mich zu erheben.

Er legte seine Hände auf mein Schulter und sah mich beruhigend, naja... wie immer... ich wurde nervös... verdammt ... "Du musst nur etwas für mich tun, für das ich nicht so viel Zeit habe! Unterrichte meinen Sohn!"

Mein Mund klappte auf und zu wie bei einem Karpfen. "Was soll ich? Wie sol ich... in WAS soll ich... Ich habe doch keine Ahnung!"

"Doch du weißt, sehr wohl wo deine eigenen Fähigkeiten liegen und was du kannst. Und du bist Assassine und ich will, dass Haytham, vorerst OHNE das er weiß, worauf er vorbereitet wird, trainiert wird!"

Oh bei Odin... das war nicht sein Ernst. "Edward, bitte, dass kannst du nicht ernst meinen. Ich bin dafür nicht vorbereitet. Ich... ich kenne deinen Sohn ja gar nicht. Vor allem, in WAS soll ich ihn unterrichten?"

"Wir fangen klein an, bring ihm bei, seine Sinne zu nutzen!" Er hatte es nicht vergessen und ich hoffte er hätte es Haytham auch schon erklärt.

"Und dann? Das Kämpfen mit Schwert ist DEINE Aufgabe, das habe ich nicht so ausgeprägt gelernt. Was würde denn noch bleiben?"

"Er soll die Freiheit fühlen lernen. Er soll den Leap of Faith erlernen. Ich kann ihm da nicht helfen, ich habe zu wenig Zeit, und es wäre... für mich gut zu wissen, dass DU ihm diesen Moment des Loslassens beibringst."

"Du erwartest ziemlich viel von mir. Wie lange soll ich denn hier bleiben, um das alles zu bewerkstelligen? Das würde ja mehrere Wochen beanspruchen."

Er sah mich regelrecht verzweifelt an. "Ich weiß, aber ich habe niemanden, dem ich mehr vertraue in diesen Dingen! Und du kommst eigentlich wie gerufen. Wenn er 10 Jahre alt wird, wäre ein perfekter Zeitpunkt, ihm zu sagen, was sein Vermächtnis ist!"

"Edward, ich ... " mir war die Kehle wie zugeschnürt. Zum einen vor Rührung, dass er mir so vertraute. Zum anderen, weil er scheinbar doch ziemlich einsam war und seine Professionalität im Verborgenen halten musste.

"... also schön. Ich mache es! Wann soll ich anfangen?"

Erleichtert lächelte er mich an. "Am besten jetzt sofort. Aber ich denke, wir sollten erst einmal zu Abend essen und du solltest dein Zimmer beziehen. Dann können wir alles weitere in Ruhe besprechen!"

Mit diesen Worten begleitete mich Edward zu meinem Gästezimmer, aus dem vorhin noch Jennifer nach unten gestürmt war, um mich zu begrüßen.

Um sie musste ich mich ganz besonders kümmern.
 

7. Kapitel: Wir lernen den kleinen Kenway kennen!

Kenway ließ mich in Ruhe mein Zimmer beziehen und mich frisch machen! Danach ging ich hinunter und traf im Eingangsbereich auf Jennifer.

"Alex, es ist so schön, dass ihr uns wieder besuchen kommt. Ich habe euch so viel zu erzählen!" Sie strahlte mich an und nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam ins Esszimmer.

Tessa stand neben Edward und zwischen ihnen stand ein kleiner Junge. Dunkelblonde Haare, ca. 1,40 m groß und mit makelloser Kleidung. Ein wirklich hübscher junger Mann, und er sah seiner Mutter sehr ähnlich. Das war also Haytham, der gefürchtete Templergroßmeister. Schon als er noch ein Baby war, konnte ich mir das nicht so recht vorstellen, geschweige denn jetzt. Er sah so unschuldig aus.

Tessa kam auf mich und begrüßte mich herzlich: "Mrs. Frederickson, es freut mich, dass ihr uns nach so langer Zeit besuchen kommt. Ihr seid ja damals so plötzlich aufgebrochen, dass ich nicht die Möglichkeit hatte euch noch einmal einzuladen!" Dann hatte Edward nicht mit ihr über unsere Nacht gesprochen, sie wußte es nicht.

Ich seufzte "Mrs. Kenway, ich freue mich auch, wieder einmal hier zu sein. Ihr seht fantastisch aus, wenn ich das so sagen darf!"

Sie drehte sich zu ihrem Sohn um und sah zu ihrem Mann auf "Edward, willst du nicht deinen Sohn vorstellen? Wo sind deine Manieren geblieben? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Tessa lachte und sie wollte ihn nur necken, aber er fand das weniger lustig.

"Natürlich. Alexandra, wenn ich vorstellen darf. Mein Sohn Haytham." Und an seinen Sohn gewandt "Haytham, das ist Mrs. Frederickson. Eine alte Freundin der Familie!" Ich reichte dem Jungen meine Hand und er verbeugte sich und deutete einen Handkuss an.

"Haytham Kenway, zu euren Diensten Mrs. Frederickson. Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen!" Damit ließ er meine Hand los und sah zu mir auf. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Master Haytham."

So recht wußte ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die ganze Situation war etwas steif und kühl. Aber Jennifer, die bisher gar nichts gesagt hatte und still hinter mir gestanden hatte, ergriff jetzt das Wort: "Vielleicht sollten wir dann jetzt mit dem Abendessen anfangen? Ich vermute einfach mal, dass Mrs. Frederickson nach der langen Reise eine kleine Stärkung vertragen könnte!"

Mit diesen Worte gingen wir alle zum großen Tisch hinüber. Ich nahm neben ihr Platz, uns gegenüber saßen Tessa und Haytham und am Kopfende hatte nachtürlich Edward seinen Platz eingenommen.

Das Essen war wieder einmal großartig, aber auch diesesmal konnte ich nicht so viel essen, wie ich gerne gewollt hätte. Es ist eine Schande, dass so viel verschwendet wurde.

Dem Wein sprach ich allerdings weniger zu, als bei meinem letzten Besuch.

Die Unterhaltung bei Tisch war wie man es kennt, Geplänkel. Ich erkundigte mich bei Jenny über etwaige Neuigkeiten und fragte Haytham, wie ihm sein Unterricht gefiel.

Nach dem Essen setzten wir uns in den Freizeitraum und führten den Smalltalk weiter fort. Es war gegen 20 Uhr als ein Besucher gemeldet wurde. Entnervt schnaubte Jennifer und wollte schon aufstehen um schnellsten zu verschwinden. Sie ahnte anscheinend, wer es ist.

Und in diesem Moment ahnte und wußte ich es auch. Es musste Reginald Birch sein. Musste es gleich am ersten Abend sein? Ich seufzte ebenfalls und sah angespannt zur Tür.

8. Kapitel: Wir ermorden... nein, wir lernen Reginald Birch kennen!

 

Die Tür öffnete sich und ein Bediensteter kündigte den Besucher an "Mr. Reginald Birch!" und ließ ihn eintreten und ging dann hinaus.

Edward war bereits aufgestanden und war ihm entgegen getreten. Reichte ihm die Hand und begrüßte ihn herzlich. Dann wurden die üblichen Floskeln verteilt, an die bereits bekannten Damen und dann folgte ich. Edward stellte mich vor und ich musste mich wirklich arg zusammen reißen, um Birch nicht an die Kehle zu springen. "Mrs. Frederickson, darf ich vorstellen, Mr. Reginald Birch. Mein Finanzexperte wenn ich das so sagen darf.!"

Ich zitterte leicht vor Anspannung als ich dem Finanzexperten meine Hand reichte. Auch er hauchte einen angedeuteten Kuss darauf und sah mich interessiert an. "Mrs. Frederickson, es freut mich euch kennen zulernen. Wir hatten noch nicht das Vergnügen? Denn das wüsste ich, eine so reizende Frau vergisst man nicht!" Er grinste Edward bei diesen Worten an, dieser knirschte leicht mit den Zähnen aber lächelte zurück.

"Nein, bei dem letzten Besuch von Mrs. Frederickson kannten wir uns auch noch nicht, Reginald."

Jennifer tat mir leid, denn sie saß stocksteif in ihrem Sessel und harrte der Dinge die da kommen mögen oder hoffentlich auch nicht. Birch gesellte sich in ihre Nähe auf einen Sessel.

Der restliche Abend, oder besser die eine Stunde, die wir dort noch gemeinsam verbrachten, war von Belanglosigkeiten geprägt. Ich musste mir immer wieder ein Gähnen verkneifen. Gegen halb zehn hieß es für Haytham Bettzeit und sein Kindermädchen brachte ihn auf sein Zimmer. Vorher wünschte er seinen Eltern eine gute Nacht und verabschiedete sich von mir und Mr. Birch.

Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Tessa über die Wonnen der Mutterschaft und berichtete von meinem eigenen Sohn. Bei der Erwähnung, ich hätte einen Sohn zuckte Edward leicht zusammen, ließ sich aber sonst nichts anmerken. Er dachte doch wohl nicht, er wäre von IHM? Etwas das ich morgen unter anderem dann mal klar stellen musste.

Irgendwann war ich aber dann einfach zu müde und entschuldigte mich damit, dass die Reise sehr anstrengend war und ich mich jetzt zurückziehen würde.

Birch und Edward erhoben sich und wünschte mir ebenfalls eine gute Nacht. Jenny nahm mich in den Arm und drückte mich, so als wolle sie mitkommen, bloß hier raus. Ich versprach ihr, dass wir in den nächsten Tagen sicher noch Zeit für einander finden würden.

Somit ging ich hinauf in mein Zimmer, schloss die Tür und warf mich aufs Bett. Das war keine gute Idee, die Stangen des Korsetts drückten im Rücken und an der Seite. Also kam ich mühselig wieder hoch und fing an mich auszuziehen.

In dem Krug mit der Waschschüssel war frisches kühles Wasser, welches ich mir ins Gesicht spritzte um einen klareren Kopf zu bekommen. In Gedanken machte ich mir nämlich schon eine Liste mit Dingen, die ich mit Edward zu besprechen hatte. Ich überlegte, wie ich am besten mit Haytham anfange zu trainieren und wann ich endlich in Ruhe mit Jennifer reden konnte.

Ich löschte die Kerze auf dem Waschtisch und auf dem kleinen Nachttisch und legte mich hin. Es dauerte auch nicht lange und ich war eingeschlafen.

Ich hatte mich über ihn gebeugt und hielt ihm meine Klinge an den Hals. Erschrocken sah er zu mir auf und stammelte: "Ist ja schon gut, ist ja schon gut. Ich bin ein Templer, ja, das stimmt. Aber ich würde niemals die Familie meines Arbeitgebers angreifen oder eben diesen persönlich angehen! Das müsst ihr mir glauben!" Das war eine Lüge und ich sah es in seinen Augen. Glaubte Reginald wirklich, ich kaufe ihm das ohne weiteres ab?

"Und das soll ich euch glauben? Ihr lügt doch schon, sobald ihr den Mund aufmacht Reginald. Ihr schnüffelt seit Monaten hier herum und versteckt euch hinter dem Deckmantel des zukünftigen Schwiegersohns! WAS sucht ihr hier wirklich? Raus damit, oder ihr werdet den morgigen Tag nicht mehr erleben!"

Er sah mich an und grinste nur frech: "Ihr würdet es nicht verstehen, eure Auffassungsgabe ist einfach zu beschränkt für die komplexen Dinge. Wenn ihr mich umbringen wollt, dann bitte! Tut euch keinen Zwang an! Aber Edward wird nicht begeistert sein, das kann ich euch versichern."

Achja? Das glaubte ich am aller wenigsten. Und so bohrte sich meine Klinge in seine Haut am Hals und schnitt langsam von links nach rechts die Kehle auf. Es war wie eine Befreiung. Eine Last die mir von der Seele fiel...

 

9. Kapitel: Frühstück bei Familie Kenway!

Erschrocken schlug ich die Augen auf und sah auf meine Hände. Es klebte kein Blut daran und ich hatte auch nicht meine Klingen angelegt. Es war also doch nur ein Traum gewesen. Auch wenn es sich falsch anhörte, es war ein befriedigender Traum! Dabei bin ich eigentlich nicht so blutrünstig.

Die Sonne war schon aufgegangen, ich konnte sie durch die Fensterläden leuchten sehen. Wie spät mochte es sein? Langsam stand ich auf, streckte mich und gähnte die letzte Müdigkeit weg. Dann machte ich mich daran, mich für den Tag fertig zu machen!

Als ich gerade mit dem Zähneputzen fertig war und mein Nachthemd ausziehen wollte, klopfte es zögerlich an meiner Tür. "Herein!" rief ich und ein Zimmermädchen erschien schüchtern in meinem Zimmer.

"Mrs. Frederickson, ich wünsche einen guten Morgen. Ich hoffe, ihr hattet einen erholsamen Schlaf? Kann ich euch beim Ankleiden behilflich sein?" Sie sah auf mein achtlos auf dem Stuhl liegendes Kleid und betrachtete dann meine völlig zerzausten Haare. "Und möchtet ihr vielleicht schon einmal einen heißen Tee? Es ist ja auch recht kühl an diesem Morgen."

Das stimmte tatsächlich. Aber es war ja auch November und da war es zu erwarten, dass die Nächte frostig wurden.

"Ja, danke. Ein Tee wäre jetzt genau das Richtige! Und beim Ankleiden könnte ich wirklich Hilfe gebrauchen, ich bin sehr ungeübt mit einem Korsett!"

Sie verschwand kurz auf der Galerie und kam dann um mich anzuziehen. Als mein Kleid zu ihrer Zufriedenheit saß, nahm ich auf dem Hocker vor der Frisierkommode platz. Man brachte mir den Tee und ich genoss die Wärme in meinem Hals wie sie sich langsam in mir ausbreitete.

Meine Haare waren durch ihre geübten Hände schnell gebändigt, geflochten und hochgesteckt. So sah ich doch präsentabel aus mit dem hellblauen Kleid aus Seide. Verschwenderisch teuer war es gewesen, aber mein Mentor bestand auf authentische Kleidung damit ich nicht unnötig auffiel. Naja, unauffällig ging eigentlich anders.

So ging ich dann hinunter ins Esszimmer wo bereits die ganze Familie am Tisch saß. Bei Odin, war ich so spät dran? So etwas ist mir ja immer unangenehm. "Ich wünsche einen guten Morgen! Es tut mir leid, sollte ich mich verspätet haben. Aber man hat mich nicht früher geweckt!" Entschuldigend sah ich in die Runde.

Edward ergriff das Wort und stand auf um mir meinen Stuhl zurecht zurücken. "Nein, ihr seid nicht zu spät. Wir haben gerade erst mit dem Frühstück angefangen!" Ich nahm dankend Platz und Kenway ging zurück und setzte sich ebenfalls.

Ich werde wohl nie verstehen, warum so viel an Essen aufgetischt wurde, wenn doch gar nicht so viele Personen am Tisch saßen. Es hätte für eine ganze Kompanie gereicht, aber es war einfach lecker und ich genoss es, mir nicht selber mein Frühstück machen zu müssen.

"Haytham, du wirst heute Nachmittag eine Stunde von Mrs. Frederickson unterrichtet." Ich verschluckte mich an meinem Toast und hustete und prustete. "Habe ich etwas falsches gesagt?" Edward sah besorgt zu mir herüber.

"Nein, nein. Das habt ihr nicht. Aber ich dachte... ich würde gerne noch vorher etwas mit euch besprechen, Master Kenway. Wenn es euch recht ist natürlich nur!"

"Gleich im Anschluss habe ich noch ein paar Schreibarbeiten in meinem Studierzimmer zu erledigen. Wir können dann direkt alles klären!"

Ich sah zu Haytham hinüber, der sich aber voll auf seinen Teller konzentrierte und sich nicht von dem Gespräch hatte ablenken lassen.

Als das Essen beendet war, gingen wir hinauf um alles zu klären.

10. Kapitel: Ich liebe Streitereien!

 

Edward nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und bat mich, mich ebenfalls zu setzen.

"Edward, das war gerade doch ein wenig unfair, mich so zu überrumpeln. Denn ich würde schon gerne ein oder zwei Übungsstunden mit DIR und Haytham gemeinsam machen. Du stellst dir das so leicht vor, aber ich kenne deinen Sohn gar nicht."

"Da du gerade von Sohn sprichst. Du hast jetzt ebenfalls ein Kind? Wie alt ist er und wie heißt er?" Mit gespielter Gelassenheit stellte er mir diese Frage, aber ich konnte sein angespanntes Gesicht sehen.

"Er heißt Yannick und ist 6 Jahre alt. Als ich damals zurück kam, habe ich versucht mein altes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und es ist mir gelungen, denke ich. Der Beweis ist mein Sohn!" Ich lächelte ihn an.

"Yannick, ein seltsamer Name für einen Jungen. Kommt er eher nach seiner Mutter oder seinem Vater?"

"Der Kleine ist der Sohn von mir und Marius, Edward. Keine Sorge. Es ist nicht DEIN Kind!"

"Ich... das wollte ich damit nicht andeuten! Aber, es ist schön, dass du ebenfalls eine Familie hast. Dann weißt du ja auch, wie wichtig mir meine Kinder sind." Mit einem mahnenden Blick sah er mich an und ich wusste nicht, warum. Ich wollte seinem Sohn schon nichts ans Leder, wo dachte er denn hin?

"Also schön, da du es selber erwähnst, wie wichtig dir deine Kinder sind. Wie sieht es mit Jennifer aus? Du willst sie ernsthaft mit Reginald Birch verheiraten? Ist das dein Plan?"

"Bitte, fang nicht wieder mit diesem Streit an. Er ist gut erzogen, strebsam und er kann ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichen! Jenny wird bald merken, dass er auch ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist und sicher ein guter Ehemann sein wird!" Mit einem Ausdruck von Stolz ob seiner Menschenkenntnis in den Augen sah er mich an, als suche er meine Zustimmung. Die bekam er aber nicht. Sollte ich ihm JETZT schon von der Templerzugehörigkeit berichten? Oder sollte ich lieber noch etwas warten? Ich war doch sehr unschlüssig, also sagte ich vorerst nichts.

"Ich fange keinen Streit an, aber sie sah gestern nicht sehr begeistert aus, als Reginald zu Besuch kam. Oder ist dir das nicht aufgefallen?"

"Sie ist nur noch ein wenig schüchtern und zurück haltend. Die beiden müssen sich erst noch näher kennen lernen. Heute Nachmittag zum Beispiel wird er sie zu einem Spaziergang abholen. Eine gute Gelegenheit, sich in Ruhe zu unterhalten."

"Wenn du das sagst, wird es sicher so sein!" Ich verdrehte meine Augen und versuchte ruhig zu bleiben und nicht über den Schreibtisch zu springen!

"ALEX, lass das! Du wirst meine Meinung nicht mehr ändern! Sie wird nicht in meine Fußstapfen treten, sondern Haytham. An seinem 10. Geburtstag werde ich ihn einweihen und er wird ab da entsprechend ausgebildet! Bis dahin, hältst du deinen Mund, habe ich mich deutlich ausgedrückt?"

"Sicher doch, MASTER KENWAY!" Ich stand zu schwungvoll auf, so dass ich den Stuhl umriss und dieser polternd zu Boden kippte. So sollte der dramatische Abgang nun wirklich nicht aussehen.
 

11. Kapitel: Frauenverschwörung!

 

Ich ging auf mein Zimmer, ich musste mich erst einmal wieder beruhigen. Auf halbem Wege kam Jennifer auf mich zu. "Alexandra, ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als würdest du am liebsten jemandem den Kopf abreißen. Jemand bestimmtes im Sinn?"

"Ja, deinen Vater!" Bei diesen Worten musste ich grinsen und sie ebenfalls. "Er ist ein sturer Esel. Aber wem ich erzähle ich das?"

Jenny musste lachen: "Stur und dickköpfig und unbelehrbar. Und er hat einen unglaublich schlechten Geschmack, was Männer angeht!" Verständnislos sah ich sie an. "Naja, im Bezug auf Männer, die mir den Hof machen sollten und die mir ja angeblich gefallen. Dieser Birch zum Beispiel ... Wie kann er da nur annehmen, dass ich DAZU ja sage?"

Oh natürlich, der springende Punkt, weswegen ich ja mit dem Mädchen noch reden wollte. Also konnte ich ja jetzt das Ganze auch schon anschneiden: "Ja, davon hat mir Edward auch schon berichtet. Aber erzähl mir doch einfach mal etwas von diesem Birch. Wie ist er so, was macht er. Magst du ihn überhaupt?"

Ihr Blick wurde genervt und traurig zugleich. "Er ist... er .... nett ist er, höflich, zuvorkommend. Alles wäre ja auch schön, aber ... er ist mir einfach unsympathisch. Und... Alex, ich weiß noch etwas. Aber Vater will davon nichts hören!" Mit diesen Worten zog sie mich in den Eingang zur Küche. Zu dieser Zeit war hier niemand.

Verschwörerisch flüsterte sie mir ins Ohr: "Alex, Reginald gehört dem Templerorden an. Ich habe es über einen guten Freund herausgefunden! Und ich habe, wenn er glaubte, ich hörte nicht zu, die Gespräche, die er mit anderen Leuten führt, belauscht. Irgend etwas stimmt mit ihm nicht. Oh Alex, was soll ich denn machen? Vater glaubt mir nicht. Kannst du ihm das nicht sagen? Dir glaubt er bestimmt eher als mir."

"Jenny, das wird nicht so einfach. Edward ist so stur, dass er sich nicht in deine Erziehung und seine Pläne mit dir und Birch reinreden lässt. Ich hatte es schon damals versucht. Und wie du dich vielleicht noch erinnerst, endete das Ganze in meiner plötzlichen Abreise!"

"Aber wenn wir gemeinsam zu ihm gingen? Oder wir versuchen einen Beweis zu finden, der Reginald bloßstellt? Irgend etwas müssen wir doch tun können!" Verzweiflung klang jetzt in ihrer Stimme mit, neben der unglaublichen Wut.

"Also gut, ich werde mit deinem Vater noch einmal sprechen und versuchen, ihn von Reginalds Machenschaften zu überzeugen! Aber versprechen kann ich dir nichts. Zumal ich ja dann wohl ab heute auch deinen kleinen Bruder trainieren darf!"

"Ach ja, Haytham... schön für ihn! Versteh mich nicht falsch, ich mag ihn ja, aber es ist einfach nicht fair von Vater!" Tränen standen in ihren Augen und es tat mir so weh, sie so zusehen. Ich legte ihr meine Hand um die Schulter und drückte sie an mich.

Und dann war es an mir, mit einer Verschwörermiene ihr ins Ohr zu flüstern: "Weißt du was wir machen? Immer wenn Edward aus dem Haus ist, werde ich mit DIR ein bisschen üben. Was meinst du? Mir würde es Spaß machen, dir ein paar Kniffe beizubringen! Und so habe ich auch Bewegung und muss nicht die ganze Zeit still sitzen!"

Ihre dunklen Augen weiteten sich und strahlten mich wieder an: "Oh Alex, natürlich würde ich mich freuen! Wann können wir denn anfangen? Am besten sollten wir nicht im Freizeitraum trainieren. Auf meinem Zimmer wäre genug Platz, oder vielleicht doch lieber der Garten? Ach nein, da könnte Vater uns beim Heimkommen überraschen." Sie schmiedete mit einer Leidenschaft Pläne, die unglaublich ansteckend war, leider musste ich Jennifer aber bremsen.

"Immer langsam, wir finden schon einen geeignete Platz und vor allem eine gute Zeit!" Lachte ich und wir gingen in den Salon, wo sie wie so oft saß und grübelte. Heute jedoch nicht, sie war beflügelt von dem Gedanken, eine Verbündete zu haben. Es brach mir mal wieder das Herz, dass ich ihr nur von kurzer Dauer ein wenig Freude bereiten konnte.
 

12. Kapitel: Darf ich vorstellen? Die Arroganz in Person!

Im Laufe des Vormittags, leistete uns Tessa noch Gesellschaft und die Unterhaltung verlief seicht und ereignislos. Ich versuchte mir ein Konzept zurecht zulegen für die Unterrichtsstunde mit Haytham. Ich hatte so etwas noch nie gemacht, ich wusste wirklich nicht, wie ich anfangen sollte.

Also... ich baute auf Kennenlernen. Ein Verständnis für den Jungen zu bekommen, herauszufinden, wie weit seine Sinne bis jetzt ausgeprägt waren. WENN sie es denn waren, ich bezweifle, das er das schon von alleine herausgefunden hat. Auch wenn er, wie Edward betonte, ein sehr pfiffiges Kerlchen war und mehr sah und verstand, als einem lieb war.

Gegen ein Uhr wurde zu Mittag gegessen. Die komplette Familie Kenway war anwesend, wie üblich UND Reginald Birch. Mir war der Appetit vergangen. Und nicht nur mir, Jenny sah zu mir hinüber und verdreht nur die Augen. Aber dieses mal lächelte sie ein bisschen dabei, ein verschwörerisches Lächeln. Ihr Selbstbewusstsein war gestärkt und das freute mich ungemein!

Nach dem Essen kam Edward mit seinem Sohn auf mich zu und bat mich in den Freizeitraum. Also dann mal los, sagte ich mir. Ich folgte den Beiden hinein und mir wurde gleich der Wind aus den Segeln genommen, denn der Hausherr eröffnete, WIE er sich die Trainingsstunden oder besser Unterrichtsstunden für seinen ach so geliebten Sohn vorstellte. Verzeiht mir, aber es war unerträglich. Diese Art, wie er seinen Sohn in höchsten Tönen lobte und ihm versicherte, dass er sicher AUCH noch etwas von mir lernen könnte. Zurück zum Geschehen, ich schüttelte mich, weil ich meine Gedanken fokussieren musste.

Da stand ich Klein Kenway nun gegenüber, Edward hatte sich entschuldigt und war gegangen. Was jetzt? Diese grauen Augen, die mich irgendwie belauerten, waren ... unheimlich. Und auf einmal huschte dieser Schleier über sie hinweg. Und genau in diesem Moment konnte ich ansetzen. Denn das war es ja, was ich ihn lehren sollte zu vertiefen!

"Master Haytham, was ihr da gerade gemacht habt, mit eurem Augen, könnt ihr das schon lange?" Es war eine höfliche Frage, dachte ich.

"Was soll ich gemacht haben? Ich habe nur hier gestanden und darauf gewartet, dass ihr endlich mit dem Unterricht anfangt!"

Das konnte ja noch lustig werden. Dieser Tonfall in seiner Stimme war so arrogant, als wäre ich eine dahergelaufen Bettlerin! Ich musste mich beherrschen, nicht aus der Haut zu fahren.

"Oh, ich fange gerade damit an. Und ich habe euch eine Frage gestellt. Und ich erwarte, das ihr sie mir auch beantwortet!" Ich richtete mich zur vollen Größen auf und versuchte ein strenges Gesicht zu machen.

"Wie wäre es denn dann damit, wenn ihr erstmal versucht, mir zu erklären, weshalb gerade IHR mir etwas beibringen sollt und nicht mein Vater?" Wie bitte? Ich sollte mich IHM erklären?

Ich starrte ihn einfach nur an und fokussierte ihn. Seine Aura schwankte tatsächlich zwischen weichem Gelb und leichten Rot. Wie ich darauf reagieren sollte, war aber fraglich!

"Eure Aura deutet darauf hin, dass ihr nicht zu wissen scheint, was ihr eigentlich wollt! Vielleicht solltet ihr mit eurer Arroganz sparsamer umgehen!"

"Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu reden? Ich werde Vater davon berichten und dann werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt." Wie ein verzogenes Kind verschränkte er wütend die Arme vor der Brust und versuchte mich in Grund und Boden zu starren!

DAS konnte ich auch, von so einem Schnösel würde ich mir definitiv nichts sagen lassen, sollte Edward doch sauer auf mich werden! War er ja eh schon!!

13. Kapitel: Die kleine Übungsstunde beginnt!

Wie ich vermutet hatte, es dauerte nicht lange und Haytham fing an zu blinzeln. Seine Konzentration brach zusammen, denn er war definitiv nicht trainiert. In den letzten Jahren hatte ich meine Fähigkeiten aber ausgebaut und hoffte, dass es einigermaßen helfen würde.

Trotzdem huschte immer wieder dieser böse Gedanke in meinem Kopf rum: "Warum Perlen vor die Säue werfen? Er wird Templer, bist du bescheuert, ihm Assassinen-Techniken beizubringen?" Aber was sollte ich denn machen, Edward hatte mich darum gebeten, im Gegenzug sollte ich die Jackdaw behalten. Ich war immer noch zwiegespalten, ob das Alles so richtig und gut war.

"Wie ich sehe, haltet ihr keine 5 Minuten stand, wenn ihr eure Sinne schärfen sollt! Wie peinlich, Master Haytham!" Ich ließ jetzt meinen Widerwillen und meinen Zorn einfach los, mal sehen, ob das nicht ein bisschen erzieherischen Wert hatte!

Er zuckte zusammen und ich sah, wie er versuchte sich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Haytham kontrollierte diesen Sinn nicht, sonder der SINN kontrollierte IHN! Es wäre so einfach, es dabei zu belassen. Ich könnte einfach gehen... Nein... ich würde diesem drei-Käse-hoch schon noch zeigen, was es hieß sich mit einem Assassinen anzulegen!

Was mir halt nur im Weg stand war mein Wissen um die Zukunft. Und wenn ich ehrlich bin, es war hinderlich. Konzentriere dich selber. Das tat ich jetzt.

"Mir tun die Augen weh, das ist alles! Könnt ihr nicht einfach das tun, für das euch mein Vater angestellt hat?" Schätzchen, ich tat das bereits. Du kleiner Klugscheißer... entschuldigt meine Ausdrucksweise!

"Ihr seid nicht annähernd so gut ausgebildet wie ihr glaubt, Master Haytham! Deshalb könnt ihr den Blick nicht halten. Wie wäre es denn dann mit etwas einfachem? Ich schlage vor, wir gehen in den Garten und sehen, was wir dort erreichen können?"

"Wenn ihr meint, dass das hilft!" Genervt ging er mir hinterher und ich konnte das Augenrolle in meinem Nacken spüren. Nein, so ein kleiner verwöhnter Junge würde mich nicht aus der Fassung bringen!

Draußen angekommen, setzte ich mich auf eine Bank in der Nähe der großen Mauer, die das Grundstück umgab. Ich hatte einen Blick auf den Zwinger mit den Hunden und links von uns war eine alte Tür eingelassen, die vermutlich zum Nachbargrundstück führte. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.

"Also... setzt euch und betrachtet den Garten. Schaut euch die Hunde an. Entspannt euch und versucht einfach etwas zu sehen. Aber bleibt fokussiert auf das Schimmern. Denn ich weiß ihr seht es. Und wenn ich mich nicht täusche könnt ihr ein Leuchten um mich auch nicht verleugnen. Oder, Master Haytham?" Herausfordernd sah ich ihn an.

Sein Blick wurde dunkel und er musterte mich, dann den Garten ringsum und kam wieder auf meine Person. Und auf einmal änderte sich etwas in seinem Ausdruck.

"Wie habt ihr das gemacht? Ihr seht auf einmal anders AUS!"

"Nein, ich sehe nicht anders aus. Ihr nehmt mich nur anders WAHR! WAS seht ihr? Sagt es mir!"

Haytham starrte mich an und es war nicht dieses arrogante Gesicht was mich ansah, es war auf einmal ängstlich. DAS hatte ich nicht unbedingt erreichen wollen. Aber ich hatte meine Wut auf ihn in mir gebündelt und so wirkte meine Aura rot für ihn! Er war in Alarmbereitschaft!

Das reichte mir fürs Erste!

14. Kapitel: Wer hat Angst vorm roten Mann?

 

"Ich sehe, ihr habt schon etwas verstanden! Menschen oder Tiere, welche eine strahlende rote Aura umgibt, sind euch nicht wohlgesonnen! Denkt daran, Haytham." Bewusst ließ ich das Master weg. Denn er sollte wissen, dass ich mehr Macht hatte!

"Und das soll mir jetzt helfen? Wie denn? Vor allem, vor WAS soll mich diese Fähigkeit schützen? Sagt schon!!! Ihr wisst mehr, als ihr mir erzählt! WARUM? Muss ich erst meinen Eltern eure Unfähigkeit zum Unterrichten erklären?" Wütend stand er auf und baute sich vor mir auf.

Hartnäckig, das musste ich ihm lassen! Und er ließ sich nicht so leicht beeinflussen. Hervorragende Eigenschaften für einen Assassinen... der er nie werden wird. Alex, nicht daran denken. Denk an deine Aufgabe und versuch dein Bestes!

"Ich glaube, wir sollten es einmal in der Stadt versuchen! Sagt mir, wo würdet ihr gerne einmal hingehen? Ihr sollt ausgebildet werden und hier daheim wird es schwer, also... wohin?"

Haytham sah mich verwirrt an und ich konnte seine Gedanken förmlich sehen. Er malte sich aus, wie er ohne Kindermädchen, ohne wirkliche Aufsicht hier rauskäme. Naja, das würde ich ihm schon noch ausreden!

"Wir sollten es einfach direkt vor der Tür, bei dem kleinen Pavillon versuchen." Er war ja doch bescheidener als ich dachte!

"Dann kommt, lasst uns keine Zeit verlieren." Denn die hatten wir ehrlich gesagt, wirklich nicht.

Ich ging voraus durch die Eingangshalle, Jenny sah uns und rollte nur mit den Augen, ich lächelte zurück und deutete auf die Eingangstür. Ich steuerte darauf zu und sie öffnete schon, bevor wir davor standen. "Dann wünsche ich viel Erfolg, Alexandra!" Mit einem Zwinkern schloss sie hinter uns die Tür.

Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die neugierigen Blicke und das Getuschel. Es war doch schlimmer als vorher angenommen. Meinem Mutterinstinkt folgend, nahm ich einfach Haythams Hand und ging mit ihm hinüber zu dem kleinen Park. Nicht nur ich wurde zusehends nervöser, auch mein Schützling kam immer näher, als suche er Schutz!

Tief durchatmen und nichts anmerken lassen! Genau das, sagte ich ihm auch. Er setzte sich neben mir auf eine Bank, die Hände auf seinen Knien und den Blick geradeaus auf ... nichts gerichtet?

"Ich sehe diese Menschen in verschiedenen Farben, wie kann das sein?"

Völlig erstaunt ob dieser Aussage, sah ich ihn an. "Haytham, genau DAS ist eure Fähigkeit. Ihr könnt damit die Absichten eurer Mitmenschen sehen. Aber was erzähle ich euch, das wisst ihr ja schon!"

"Wovon redet ihr?"

Nun war ich ein wenig im Vorteil und nutzte es auch aus: "Edward hat euch genau auf diese Dinge vorbereitet, dass ihr wisst, wer euch wohlgesonnen ist und wer nicht! Ihr sagtet ja schon, ihr wüsstet nicht, was ich euch beibringen könne, also gehe ich davon aus, dass ihr DAS wusstet!"

Triumphierend saß ich neben ihm und musterte meinerseits die Menschen hier.

Und dann sah ich einen Mann mit einer roten feindlichen Aura nicht weit von uns, der uns zu beobachten schien!
 

15. Kapitel: Mit Blindheit gesegnet!

 

Alarmiert sah ich Haytham an: "Master Haytham, konzentriert euch jetzt. Seht ihr hier nur euch wohlgesonnene Menschen? Schaut euch um! Es ist wichtig!" Ich hoffte, er würde dieses eine Mal wenigstens nicht meine Autorität in Frage stellen!

"Mrs. Frederickson, dort drüben, am Zaun..." seine Stimme war leise und er rückte näher.

Ich sah mich um, aber niemand sonst, hatte dieses Leuchten um sich herum. Er war also alleine. Als ich aufhörte mich zu konzentrieren, konnte ich auch erkennen, dass es tatsächlich eine männliche Person war und wie zufällig dort lehnte mit einer Zeitung in der Hand. Er schien nicht zu bemerken, dass er entdeckt wurde.

"Master Haytham, wir sollten wieder heim gehen und eurem Vater davon berichten, dass hier jemand herumschleicht. Ich möchte kein Risiko eingehen!" Ohne meine Worte in Frage zu stellen, sprang der Junge auf und wir gingen wieder zurück.

Ich schaute mich noch einmal um und dieser Mann hatte sich weiter in unsere Richtung bewegt und stand jetzt bei der Bank, auf der wir bis gerade eben noch gesessen haben! Er war nicht groß, ich schätze 1,75 m, ordentliche und gepflegte Erscheinung, aber nicht wohlhabend. Sein Hut ragte über sein Gesicht, so dass ich ihn nicht weiter beschreiben konnte. Zu dumm! Aber mit Haytham im Schlepptau würde ich ihn nicht zur Rede stellen.

Schnell liefen wir über die Straße und huschten durch die Tür. Ich schaute aus dem Fenster auf der linken Seite neben der Eingangstür. Und der Beobachter stand jetzt am Tor von Edwards Anwesen. Irgendetwas schien seine Aufmerksamkeit zu erregen und er drehte sich mit dem Rücken zum Haus. Ein anderer Herr kam langsam auf ihn zu und grüßte ihn, aber sie blieben nicht dort, sondern gingen den Gehweg rechts entlang. Der zweite Mann war unverkennbar Reginald Birch!

Gerade als ich mich dazu entschloss mit Edward darüber zu reden, stürmte dieser aus seinem Arbeitszimmer auf der oberen Galerie und brüllte mir zu, er erwarte mich SOFORT! Mein Herz setzte für einen Moment aus, so erschrocken war ich! Haytham stand mit blassem Gesicht nur da und sagte überhaupt nichts mehr. Denn auch er hatte Reginald mit dem Mann weggehen sehen!

"Haytham, geht bitte zu eurer Mutter! Ich werde mit eurem Vater darüber sprechen und ich werde euch dazu holen, sollte es von Nöten sein!" Ich versuchte ein Lächeln, aber es klappte nicht, meine Lippen zitterten nur!

Ich wandte mich zur Treppe und ging hoch. Die Tür zum Arbeitszimmer stand noch offen und so ging ich hinein. Hinter mir flog die Tür ins Schloss und Edward stand hinter mir! Bei Odin... mein Herz raste und es drehte sich alles... Bloss nicht in Ohnmacht fallen. Tief durchatmen! Atmen!

"Was hast du dir dabei gedacht, meinen Sohn einfach ohne meine Erlaubnis mit nach draußen zu nehmen? Es hätte wer weiß was passieren können! Und dann auch noch alleine!"

"Edward, es tut mir leid." Entfuhr es mir kleinlaut. Denn wenn ich ihm jetzt auch noch das mit dem Beobachter und Reginald erzählte, würde er mir an die Kehle gehen!

"Ich weiß, ich hätte dich einweihen sollen in meine Pläne. Aber es war eine spontane Idee. Und wir waren ja auch nicht weit weg, nur gerade drüben im kleinen Park..." Da fiel mir Edward ins Wort.

"Oh, das habe nicht nur ich gesehen, sondern auch noch ein anderer, der euch beobachtet hat. Bevor er bei euch war, seid ihr aber aufgestanden und gegangen."

"Wir haben ihn AUCH gesehen. Haytham hat seine Aura erkannt und wir sind dann beide zurück, um dir davon zu berichten! Und wie du sicher auch bemerkt hast, war er nicht ganz ALLEINE!"

"Es war sonst niemand in der Nähe dieses Mannes!" Dann hatte Edward gar nicht so lange am Fenster gestanden?

"Doch, hier am Tor traf er nämlich noch auf Reginald!" blaffte ich ihn jetzt an und handelte mir damit einen ungläubigen Blick ein!

 

16. Kapitel: Berichterstattung und nicht gerade mit guter Auffassungsgabe gesegnet!

"Das kann nicht sein, ich bin kurz bevor ich euch im Park gesehen habe, mit Reginald nach Hause gegangen!"

"Und das soll mir jetzt WAS genau sagen? Er hat sich mit dem anderen Mann wohl auch noch getroffen!" Immer noch glaubte er fest daran, dass Birch ein freundlicher Mensch war!

Resigniert sah Edward zum Fenster, seine Wut war allmählich abgekühlt und mein Zittern ließ auch nach. "Was machen wir denn jetzt? Irgendjemand beobachtet das Haus und die Gewohnheiten anscheinend. Hast du vielleicht jemanden in Verdacht?"

Kenway starrte weiter aus dem Fenster ohne sich umzudrehen. "Nein, mir fällt niemand ein. Aber du weißt ja, Feinde habe ich genug. Ob diese hier allerdings einfach so auftauchen würden, ist fraglich."

Was glaubte Edward denn, wie sich ein Feind verhielt? Freundlich klingeln und sich auf einen Tee einladen? Natürlich würden sie umher schleichen, um genauer inspizieren zu können.

"Und wie soll ich jetzt fortfahren? Hier zuhause kann ich deinem Sohn schlecht mit dem Adlerblick weiter helfen! Hier gibt es nichts zum üben!"

Jetzt drehte er sich mir wieder zu und sah irgendwie erschöpft aus. Ein tiefes Seufzen kam aus seiner Kehle. "Da hast du wohl recht. Das hatte ich nicht bedacht. Aber wo wir schon dabei sind, wie hat er sich gemacht? Konnte er seine Fähigkeit ohne Probleme einsetzen?" Sein Gesicht nahm einen stolzen Ausdruck an.

Ich lächelte in mich hinein, denn ich war drauf und dran, ihm von Haythams Art mir gegenüber zu berichten. Tat es aber nicht gleich. "Ja, das hat ganz wunderbar geklappt. Er konnte mir die Auren sehr gut beschreiben und man hat gemerkt, dass es ihn keine große Anstrengung gekostet hat."

Er platzte fast vor Stolz. Dann hau ich ihm mal die schlechten Manieren seines geliebten Kindes um die Ohren! "Aber... Edward, Haytham legt eine ziemlich respektlose Art mir gegenüber an den Tag! Ich musste mich arg zusammen reißen, um ihm nicht links und rechts welche an die Ohren zu geben!"

"Wage es ja nicht, Hand an meinen Sohn zu legen, Alex!" In einer Geschwindigkeit, die ich so nicht erwartet hatte, stand er nur wenig Zentimeter von mir entfernt und funkelte mich an. "Und bekomme ich davon etwas mit, dann gnade dir Gott!"

"Wie bitte? Ich soll seine Art mir gegenüber einfach tolerieren? Das ist nicht dein Ernst! Du solltest ihm vielleicht mal erklären, wie man sich einer Frau gegenüber verhält. Auch wenn ihr hier alle immer glaubt, wir wären nur zum Heiraten und Kinderkriegen gut!" Meine Stimme wurde immer lauter!

"Jetzt fängst du wieder damit an? Was hat Jenny denn dieses mal zu jammern gehabt?" Jetzt platzte mir aber echt die Hutschnur!

"DU hörst mir jetzt mal zu. Es geht gerade nicht um deine Tochter, die du wie eine heiße Kartoffel hast fallen lassen, sondern um den schlechten Umgang deines vergötterten Sohnes! Ich lasse mir einfach nicht von einem verwöhnten 9 jährigen sagen, ich könne nichts und müsse IHM erst einmal beweisen, WAS ich für Fähigkeiten hätte!"

Edwards Gesichtsfarbe wich einem normalen Hautton und wurde zu einem sehr dunklen Rot und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Da hatte ich wohl mal wieder einen wunden Punkt erwischt. Wie gerne hätte ich mir jetzt Deckung gesucht!

17. Kapitel: Die Unbelehrbarkeit in Person!

 

Es fehlte nur noch das Pfeifen wie bei einem Teekessel. "Alex, treib es nicht zu weit! MEIN SOHN weiß sehr wohl, wie er sich zu benehmen hat. Mir sind bisher noch keinerlei Klagen zu Ohren gekommen." Wie auch, wenn Haytham tag ein tag aus nur hier drinnen war.

"Kein Wunder, du schottest ja alle ab, als würde morgen eine Armee mordender Templer vor deiner Tür stehen!" Und im selben Moment bereute ich meine Worte, bei Odin! "Es... es tut mir leid!" Ich drehte mich um und wollte gerade zur Tür hinaus, als diese aufflog und plötzlich Jenny im Zimmer stand. Genau wie ihr Vater mit einem hochroten Kopf und in Kampflaune!

"Vater, verdammt nochmal. Kannst du nicht einfach mal auf das höre, was dir ein anderer versucht zu erklären? Und ja, Haytham legt beizeiten eine sehr merkwürdige Art an den Tag. DU bemerkst es nicht, denn in deiner Gegenwart ist er brav und lieb. Denn er vergöttert dich und das weißt du sehr wohl!"

"Es darf nicht wahr sein! Ihr habt einen Pakt geschlossen gegen mich, oder?" Verdutzt sah ich zu ihm auf.

"Einen Pakt? Warum sollten wir? Herr Gott nochmal, erklär deinem Sohn einfach noch einmal ein paar Benimm-Regeln. So, mehr will ich nicht. Denn ... " mit einem Blick auf Jenny die mir zunickte, kam ich auf den Punkt "... eigentlich geht es um einen ganz anderen Punkt. Es geht um Reginald!"

Edward verdrehte die Augen. "Nein, ich werde mich nicht davon abbringen lassen, dass... "

"Du weißt schon, dass er dem Templerorden angehört? Dass er der Großmeister des britischen Ritus ist? Dass er sich nicht ohne Grund hier einschmeichelt?"

Mit einer mir durchaus schon bekannten Überheblichkeit, welche Haytham mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, sah er mich an: "Natürlich weiß ich das. Aber er ist keine Gefahr. Im Gegenteil, er hat mich ebenfalls gewarnt und mich gebeten eventuelle antike Dinge gut zu verschließen. Denn auch er hat von Einbrüchen gehört, die in den letzten Wochen hier in der Gegend stattfanden! Wie du siehst, ich bin nicht auf den Kopf gefallen und habe bereits Vorsichtsmaßnahmen getroffen!"

Mir klappte der Mund auf. "Und du glaubst ihm das? Hast du ihm vielleicht auch noch berichtet, WAS sich alles so wertvolles in deinem Besitz befindet? Am besten noch, WO du es nach seiner Warnung verwahren wirst?" Ich wurde immer wütender und immer unfairer, aber ich wusste nicht, wie ich ihn überzeugen sollte.

"Vater bitte, er ist nicht der nette Mensch, für den du ihn hältst. Bitte, glaub mir. Ich habe einige Gespräche mitangehört...." Seine flache Hand schlug mit einem Donnern auf seinen Schreibtisch, dass ich befürchtete, dieser würde in seine Einzelteile zerfallen!

"Ich habe Wachen angeheuert. Jede Schicht ist mit zwei Wachen besetzt. Sie sind gut ausgebildete Soldaten und Assassinen, falls es dich interessiert, Alex!"

"Nein, es ist mir egal... " Ich ging wortlos und völlig ernüchtert aus dem Zimmer und hinunter. Ich wollte in den Garten, aber mir lief Haytham über den Weg. Nein, bitte jetzt nicht auch er noch.

"Mrs. Frederickson, ich... ich habe euer Gespräch mit Vater gehört. Und glaubt mir, ich habe nicht gelauscht! Das gehört sich nicht!" Natürlich hatte er nicht gelauscht, es war ja auch nicht zu überhören gewesen, denn es muss eine Lautstärke gewesen sein, die die ganze Nachbarschaft alarmiert haben musste.

"Haytham, sagt was ihr sagen wollt und lasst mich dann bitte hinaus in den Garten. Ich möchte alleine sein!"

"Ich... " er druckste herum und wandte sich wie ein Aal! "... ich weiß sehr wohl, wie ich mich zu betragen habe! Und ihr habt kein Recht, so über mich zu urteilen, auch nicht über meinen Vater!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging...
 

18. Kapitel: Ein Gespräch von Frau zu Frau!

Das ... mit offenem Mund starrte ich ihm nach. Lag das etwa in den Genen der Kenways? Einfach einen schnippischen Satz sagen, sich umdrehen und einen einfach so stehen zulassen? Was war falsch mit diesen Männern?

Ich stand da und schaute dem Jungen nach, wie er nach oben Richtung seines Zimmers marschierte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass Haytham wirklich nichts für sein Verhalten konnte. Denn niemand klärte ihn über das vergangene Leben seines Vaters auf, niemand erklärte ihm, wozu er ausgebildet wurde und welche Zukunft man für ihn plante! Und ich ertappte mich dabei, wie mir die Tränen kamen und ich ging zügig weiter nach draußen.

Im Garten setzte ich mich auf die Bank, die unter den Bäumen stand. Dort ließ ich meinen Tränen freien Lauf, denn jetzt war ich an einem Punkt, an dem ich nichts mehr ausrichten konnte.

Edward ließ sich nicht überzeugen, dass er mehr als diese Pappnasen anheuern müsste. Haytham würde ich definitiv nichts mehr beibringen dürfen, weil sein Vater Handgreiflichkeiten meinerseits befürchtete. Und Jenny konnte ich jetzt nur noch ein paar Tage zur Seite stehen.

Plötzlich trat Tessa aus der Tür und blieb neben mir stehen, sie ließ eine Hand auf meine bebenden Schultern sinken. "Es tut mir leid, wenn Haytham sich so ungehörig benommen hat, dann werde ich selbstverständlich mit ihm darüber reden! Aber... was Edward angeht, er lässt sich nicht beirren. Ihr müsstet das doch am besten wissen?"

Ich sah erstaunt zu ihr hoch, wie war denn das jetzt gemeint? "Mrs. Kenway, ich kann euch nicht ganz folgen? Warum sollte ich es wissen?"

Tessa setzte sich neben mich und erzählte mir davon, dass Edward ihr sehr wohl von unserer Nacht hier erzählt hatte. Auch hatte er ihr von unserer gemeinsamen Zeit erzählt, die wir auf See verbrachten. Aber natürlich kein Wort über Assassinen und Templer. Sie ging davon aus, dass wir Freunde waren!

Er hatte sie nicht angelogen, dass fand ich sehr löblich. Dennoch fühlte ich mich auf einmal etwas befangen und rutschte nervös hin und her. "Mrs. Frederickson, ich mache euch keine Vorwürfe oder spiele jetzt die betrogene Ehefrau. Ich weiß sehr wohl, WIE mein Mann gelebt hat und auch jetzt noch ... " sie räusperte sich leicht und geziert "... seine Abende ab und an verbringt!" Für so durchtrieben hätte ich ihn jetzt doch nicht gehalten.

"Mrs. Kenway, ich ... ich weiß nicht was ich sagen soll!" Und das meinte ich völlig ernst!

"Ihr braucht auch nichts zu sagen, ich hoffe nur, dass ihr meinem Mann als gute Freundin weiterhin beisteht. Denn..." sie schluckte schwer und ich sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten "... er hat nicht viele Vertraute. Es sind immer nur Geschäftspartner oder Kunden, die wir hier im Hause haben. Und oft sehe ich in seinen Augen eine gewisse Sehnsucht, die ihn wie ich vermute, wieder auf See zieht!"

Aus lauter Verzweiflung und weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, nahm ich ihre feingliedrige Hand und drückte sie. Gleichzeitig versuchte ich ein Lächeln hinzu bekommen. Aber es gelang mir nicht, denn ich heulte wie ein Schlosshund.

"Ich werde versuchen, ein Auge auf Edward zu haben. Aber versprechen kann ich leider nichts."

"Es reicht schon, wenn ihr ab und an zu Besuch kommt. Auch wenn es nicht den Anschein hat, aber er ist ein anderer wenn ihr anwesend seid. Und ich sehe, ihr kommt auch mit Jenny sehr gut zurecht. Es ist eine Freude zu sehen, dass auch sie aufblüht, wenn ihr in der Nähe seid." Sie lächelte mich an und es war ein unglaublich warmes und herzliches Lächeln.

Wir saßen noch eine Weile so dort im Garten und hingen einfach unseren Gedanken nach!

19. Kapitel: Wenn sich die Gedanken überschlagen...

Als es Zeit zum Abendessen war, ging ich hinein und auf mein Zimmer, um mich ein wenig frisch zu machen und mir kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Meine Augen waren blutunterlaufen und geschwollen. So konnte ich mich eigentlich unmöglich zeigen.

Wieder auf der Galerie sah ich Jennifer aus ihrem Zimmer kommen, sie sah ebenfalls nicht besser aus. "Jennifer, geht es dir gut? Du siehst, genau wie ich, nicht besonders frisch aus. Hattest du noch lange mit deinem Vater gesprochen?"

"Nein, er hat mich eigentlich gleich nachdem ihr gegangen seid, vor die Tür gesetzt und Haytham zu sich zitiert!"

Oh, sollte er doch tatsächlich ein paar mahnende Worte an seinen Sohn gerichtet haben? Verdammt, diese zynischen Gedanken sollte ich bleiben lassen. Aber mich machte das Ganze einfach wütend.

Auf dem Weg nach unten zum Esszimmer, sah ich wie Haytham verloren und mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl im Eingangsbereich saß. Und was soll ich sagen, er tat mir leid, so wie er ausschaute. Er konnte eigentlich am wenigsten dafür, dass ich so auf ihn reagierte. Es war Edwards Schuld, weil er ihn zu sehr verwöhnte. Ja, er war sicherlich schon streng, trieb seinen Sohn zu Bestleistungen an und und und ... Aber er packte ihn für die Herausforderungen des Lebens einfach in Watte.

Etwas dagegen tun, konnte ich jetzt nicht mehr. Ich konnte niemanden wirklich retten, ohne in die Geschichte und das Schicksal dieser Familie einzugreifen. Wieder dachte ich daran, was passieren würde, wenn ich einfach gleich beim Essen die Karten auf den Tisch legte und erzählte, was in ca. Zwei Wochen geschehen würde. Es könnte passieren, dass ich nicht mehr in meine Zeit kam, weil etwas unterbrochen wurde. Es könnte aber auch sein, dass einige Menschen, nicht so lebten, wie ich sie kennen gelernt habe. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie sich die Zukunft durch mein Eingreifen ändern könnte und keine davon gefiel mir wirklich.

Außerdem hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, ob ich wirklich so lange bis zum 3. Dezember bleiben wollte. Aus den Aufzeichnungen wusste ich ja, dass das Anwesen komplett niederbrennen würde, Edwards Tot aber war etwas, dem ich nicht beiwohnen wollte und auch nicht konnte. Und wieder ertappte ich mich dabei, dass ich Pläne schmiedete um die Familie zu beschützen. Es war zum Verrücktwerden. Was hatte ich mir nur wieder hierbei gedacht?

Also ging ich auf Haytham zu. Als er mich bemerkte, schreckte er hoch und ich sah in zwei graue blutunterlaufene Augen! Tapfer wie er halt nun mal war, er war ja ein "Mann", sah er mir in die Augen und... er lächelte, aber leider kam es nicht in seinen Augen an. Und da wusste ich, dass ich nicht mehr so lange bleiben werde!

Das Abendessen ließ ich ausfallen und bat mein Zimmermädchen mir etwas hoch zubringen, da ich mich angeblich nicht wohl fühlte. Kurz darauf betrat sie mit einem Tablett mein Zimmer. "Mrs. Frederickson, Master Kenway lässt fragen, ob ihr nach dem Essen noch einmal in sein Studierzimmer kommen könntet. Wenn es euch besser geht, versteht sich!"

"Richtet ihm aus, ich versuche es. Aber versprechen kann ich nichts!" Ich fühlte mich wirklich nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn mich zu bewegen. Ich fühlte mich wie eingefroren.

So aß ich ein paar Happen und stand dann an meinem Fenster und starrte hinunter zur Straße. Und da war er wieder... dieser Mann mit der roten Aura. Er schaute geradewegs zu mir hoch und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. In diesem Moment war ich wieder hellwach, als hätte man mich mit kaltem Wasser übergossen.

Ich zog mir meinen Ornat an, bewaffnete mich und schlich mich an diesen "super" Wachen vorbei und verschwand nach draußen!

Aber nicht alleine, wie ich erschrocken feststellen musste!

20. Kapitel: Immer diese Kleinkriminellen!

 

Ich sah noch, wie dieser rote Nebel um die Häuserwand verschwand und setzte ihm nach. Mein Begleiter tat es mir gleich.

Edward war mir gefolgt, oder besser, er war selber hinter diesem Mann her. Und auch Kenway trug einen Ornat. Aber eines welches sich deutlich von dem alten aus der Karibikzeit unterschied. Es war komplett schwarz, leichter aber fester Stoff und seine versteckten Klingen waren für ungeübte Augen nicht sofort zu sehen.

So eilten wir beide diesem Menschen hinterher, wobei ich mich jetzt auf Edwards Sinn verlassen konnte. Denn er konnte leichte Spuren am Boden ausmachen, die ihm verrieten ob hier gerade jemand entlanggegangen ist. Lange dauerte die Verfolgung nicht, denn wir standen plötzlich 4 Männern gegenüber, die uns nicht wohlgesonnen waren! Es war zu dunkel mittlerweile, als das ich hätte ausmachen können, wie sie aussahen oder ob es sich eventuell um die Vorhut der Templer handelte.

Aber der Anführer, so nahm ich an, eröffnete das Gespräch. "Wie ich sehe, Master Kenway, habt ihr Verbündete gefunden! Glaubt ihr, wir lassen uns davon einschüchtern? Von einer Frau in Männerkleidung?" Mit einem pffffffff griff er nach seinem Schwert und seine Kompagnons taten es ihm gleich.

Auch wir zogen unsere Waffen und was jetzt? „Wenn ihr glaubt, ihr könntet mich einschüchtern, indem ihr meine Familie, mein Anwesen und mich belauert, dann habt ihr euch geschnitten! Wenn ihr etwas wollt, dann solltet ihr schon direkt mit der Sprache herausrücken, oder ich werde euch zeigen, wozu ich im Stande bin.“ Selbstbewusst und mit geschwollener Brust und erhobenen Hauptes stand Edward vor diesen Typen.

„Aber, aber, Master Kenway. Was wir wollen, wisst ihr doch. Haltet euch einfach aus unseren Geschäften raus! Ihr pfuscht immer und immer wieder in die Verhandlungen und wir können von Neuem auf Käuferfang gehen. Nur wegen EUCH springen immer wieder potenzielle Interessenten ab. Und das können wir nicht so durchgehen lassen! Das ruiniert, sagen wir mal, das Geschäft und den Ruf unserer Firma!“

Ich wusste gerade gar nicht, worum es ging. In welches Wespennest hatte Edward denn da gestochen? Er hatte ja immer schon ein Händchen dafür, Ärger magisch anzuziehen. Aber jetzt schien er ihn zu suchen?

„Ich versuche nur, das alle Beteiligten zufrieden sein können. Davon kann man bei euch ja nicht reden. Wer nicht zahlt, den findet man kurze Zeit später unter der Erde wieder. Das ist keine Geschäftspolitik, die ich gut heiße! Und um das klar zustellen, ihr seid diejenigen, die versuchen ganze Viertel hier aufzukaufen und die Bewohner auf die Straße zu setzen! Das lasse ich so nicht zu!“

Immobilien... jetzt dämmerte es mir. Ich hatte gelesen, dass Edward sich in dieser Branche versuchte einen Namen zu machen! Aber mit diesen Widersachern war halt nicht zu spaßen. Und die hatten gerade gar keine Lust auf Gerede, ihnen war eher nach einer ordentlichen Abreibung.

Denn einer von ihnen stürmte ohne Vorwarnung auf mich los und schlug einfach mit dem Schwert nach mir. Es sah völlig unbeholfen und ungeübt aus. Daher konnte ich noch ausweichen, ehe er überhaupt in meiner Nähe war. Als wäre das ein Startsignal gewesen, kam auch in die anderen drei Bewegung und wir merkten schnell, es waren keine Profis am Werk. Sie arbeiteten irgendwelche Paraden ab, irgendwelche Konter... aber nichts davon, war unvorhergesehen. Es wirkte stellenweise wie ein schlechter Kinofilm. Für mich natürlich von Vorteil, so musste ich nicht meine, zwar schon ausgebauten, aber immer noch eher schwerfälligen Schwertkampfversuche auspacken.

Und gerade für Edward war es tatsächlich eher langweilig. „Was war das denn jetzt? Jetzt schickt man schon solche Anfänger zu mir? Geht denen das Geld aus, oder warum macht man das?“ Er sah mich fragend an.

„Woher soll ich das wissen? Ich habe ja noch nicht einmal eine Ahnung WER sie geschickt haben könnte? Ich dachte sie wären von Re.....“

„NEIN... Diese hier haben bestimmt NICHTS mit Reginald zu tun. Ich habe vor kurzem einen kleinen Häuserblock erworben, welcher eigentlich abgerissen werden sollte um neuen Häusern zu weichen. Du weißt schon, für die, die es sich leisten können. Aber die Menschen die dort vorher gewohnt haben, hätten kein Dach mehr über dem Kopf. Also nutzte ich mein Geld und meinen Einfluss dafür.“ Zufrieden sah er mich an. „Denn du hast dich sicher schon gefragt, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene! Jetzt weißt du es. Und durch aus auch noch mit... ein paar Aufträgen der Bruderschaft.“
 

21. Kapitel: Leichen in der Themse, besser als im Keller!

Wir fingen an, die Leichen wegzuschaffen. Was schwerer war, als gedacht. Denn wir mussten erst einmal einen Wagen haben, dann die Toten einpacken in Leinentücher und dann Richtung Themse bringen. Mir war überhaupt nicht wohl dabei, denn meine moralischen Vorstellungen waren halt andere, als im 18. Jahrhundert üblich.

Edward beruhigte mich mit den Worten, er kenne einen Bootsführer, der sich darum kümmerte! Na, dann wollen wir hoffen, dass dieser auch zuverlässig war und uns hier sonst niemand gesehen hat.

Als wir wieder auf das Anwesen zugingen überkam mich dieser Impuls Kenway einfach alles zu erzählen! Ich sah das Haus, ich sah Flammen und ich sah ihn … tot am Boden liegen im Freizeitraum! Ein Horrorgedanke für mich!

Aber dazu kam ich nicht, denn Edward hielt mich Arm zurück und drehte mich zu sich. Ich konnte nicht wirklich viel erkennen, es war nur eine kleine Mondsichel am Himmel. „Alex, ich bitte dich, sag meiner Frau nichts davon, was heute hier passiert ist. Sie glaubt...“

„Ich weiß, was sie glaubt. Dann ist es dir lieber, Tessa glaubt, du bis ihr untreu, als das sie weiß, wie du genau euren Unterhalt verdienst? Wenn es das ist, dann werde ich meinen Mund halten!“

Sein Griff an meinem Arm wurde fester und tat jetzt richtig weh. „Ja, das soll so bleiben!“ Er ließ mich los und wir gingen schweigend hinein. Drinnen war es totenstill und wir gingen einfach stillschweigend in unsere Zimmer.

In dieser Nacht war an Schlaf für mich nicht mehr zu denken. Meine Gedanken kreisten wie verrückt und ich kam einfach nicht zur Ruhe. Also stand ich wieder auf und ging hinunter zur Küche, in der Hoffnung irgendetwas Essbares zu finden. Oder mir einen Tee machen zu können. Das Feuer hatte man eingedämmt, aber es war unglaublich kalt hier. Naja, was erwartete man im November auch? Das Thema Tee hatte sich erledigt. Ich fand noch kleine Küchlein vom Frühstück und deckte mich damit ein und wollte gerade wieder hinauf auf mein Zimmer, als Edward in der Tür stand.

Vor Schreck ließ ich meinen Proviant fallen und stieß gegen den Tisch, auf welchem sich gespülte Schüsseln und Töpfe befanden, die jetzt stark ins Wanken gerieten.

„Verdammt noch mal, musst du mich so erschrecken?“ blaffte ich ihn an.

Kenway hatte eine Kerze dabei und grinste mich über diesen Lichtschein hinweg an. Er fand das anscheinend sehr amüsant. „Entschuldige, ich hatte nur etwas gehört und da ich nicht schlafen konnte, wollte ich nachschauen. Und eventuell noch etwas zu Essen finden, wenn etwas übrig wäre!“

„Dann hattest du den gleichen Gedanken. Bis auf das Geräusch, ich hatte lediglich nur Hunger und konnte nicht schlafen!“

Ja, und jetzt? Edward sagte nichts, sondern sah mich nur an. Wie oft hatte ich ihn schon gebeten DAS zu lassen. Langsam schritt er auf mich zu, den Blick weiterhin auf mich gerichtet. Seine Augen verdunkelten sich, aber nicht weil er mich musterte, es war etwas anderes. Etwas, dass ich mir geschworen hatte, nie wieder zuzulassen!
Aber für Zurückhaltung fehlte mir die Zeit, denn er ergriff die Initiative und brachte mich völlig aus der Fassung!

Es war fast so, wie bei meinem letzten Besuch und auch auf Great Inagua. Wir klammerten uns aneinander... es war wieder dieses Gefühl, als würde man nach einer Rettung suchen! Auch dieses mal fanden wir sie. Aber jetzt war es für mich die Gewissheit, dass es nie wieder passieren würde und genau aus diesem Grund, wollte ich Edward ein aller letztes mal spüren....

22. Kapitel: Ein letztes Mal...

… es war zwar kalt in der Küche, aber es störte mich nicht. Denn wir wärmten uns gegenseitig. Edwards Hände krallten sich schmerzhaft in meine Oberschenkel, als er mich hochhob und uns so gen Arbeitstisch brachte. Meine Beine schlangen sich um seine Hüften und meine Hände griffen in seine Haare. Ich zog sein Gesicht zu mir herunter, aber er grinste nur... Mit einer schnellen Bewegung hatte er meine Hände von sich befreit und hielt sie hinter meinem Rücken mit einer Hand fest, während er mit der anderen in meinen Nacken griff und mich seinerseits an sich zog.... Als seine Lippen meine Haut nur kurz berührten, war es für mich schon vorbei und ich erlebte alles wie in Zeitlupe... Es war einfach nur noch Platz für dieses Gefühl von Vereinigung und das kosteten wir beide aus. Ohne Rücksicht, ohne über Konsequenzen nachzudenken...

Wir versanken einfach in einem fiesen Sumpf aus Gleichgültigkeit und Leidenschaft. Er trieb mich weiter und weiter... bis zu dieser Grenze... plötzlich sah ich in seine Augen und er wartete auf meine Reaktion. „SIEH MICH AN!“ Ein Befehlston der mich hinübergleiten ließ und ich sah ihn an... Er brachte uns BEIDE diese selige Erleichterung, dankbar und völlig außer Atem lehnte ich mich an seine Brust. Er atmete schwer und trotz der hier herrschenden Kälte, spürte ich einen leichten Schweißfilm auf seiner Haut.

Als er sich von mir löste, blickte er auf mich herab, aber dieses mal nicht mit Bedauern oder einem schlechten Gewissen. Es kam mir so vor, als würde er ahnen, dass wir uns das allerletzte Mal so begegnet sind. Ich nahm sein Gesicht in beiden Hände und küsste ihn einfach, um ihm zu zeigen, es war ein Abschied.

Ohne ein weiteres Wort verließen wir beide die Küche und alles was jetzt noch unausgesprochen war, blieb es auch! Und das war auch gut so.

Ich schlief in dieser Nacht nicht mehr ein. Ich packte meine Sachen und machte mich für meine Abreise am nächsten Tag fertig. Nach dem Frühstück, wollte ich mich verabschieden und dann gehen. Ich konnte es nicht ertragen, mit ansehen zu müssen, wie … er starb, wie alles auseinander gerissen wurde! Ich wollte und ich konnte es nicht.

Aber meine Pläne musste ich dann doch noch verschieben, denn eines hatte ich völlig außer Acht gelassen. Ich bekam jetzt endlich die Nachricht, dass die Jackdaw eingetroffen war und Jenny sah mich bettelnd an, weil sie sie so gerne wieder sehen wollte.

Edward machte den Vorschlag, dass es doch eine gute Gelegenheit wäre, mich zu verabschieden. So konnten sie mich alle gemeinsam begleiten und mir sogar zum Abschied winken! Wo er Recht hat...

Also machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Hafen und ich sah sie schon von weitem! Edward brauchte tatsächlich einen Moment, aber es lag vermutlich daran, dass er seine Jackdaw ein wenig anders in Erinnerung hatte. Ich muss gestehen, wir mussten sie ja auch für meine Zeit, hochseetauglich machen, also waren einige Dinge verändert worden. Der Anstrich der dem von Holz glich, um den Stahl zu verbergen, zum Beispiel.

Als wir auf den Kai traten, machte Jennifer einen erfreuten Aufschrei und eilte direkt zum Schiff. Edward stand dort wie angewurzelt und bewegte sich keinen Millimeter. Tessa und Haytham übten sich in höflicher Zurückhaltung. Ganz allgemein war mir aufgefallen das der Junge heute noch nicht ein Wort mit mir gewechselt hatte. Mal ausgenommen von den üblichen Höflichkeiten.

Ich machte eine einladende Geste und ging zur Brigg. So als hätten Tessa und ihr Sohn auf die Erlaubnis von Edward gewartet, setzten sich alle drei gleichzeitig in Bewegung.

Und dann stand ich wieder an Deck der Jackdaw ein letztes Mal gemeinsam mit ihrem Käptn ….

23. Kapitel: Sie gehört dir, pass gut auf sie auf!

 

Langsam schritt Edward an der Reling entlang und ließ seine Hand über das Holz gleiten. Ein wenig wehmütig war es schon, denn es war nicht mehr alles aus Holz, sondern nur angestrichener Stahl. Aber ich hatte versucht, soviel wie möglich zu erhalten und auch für die Zulassung beibehalten zu können.

Dann sah er mich an und grinste breit von einem Ohr zum anderen. „Du hast gute Arbeit geleistet. Ich denke, ich kann sie dir mit gutem Gewissen überlassen. Pass gut auf meine Jackdaw auf und bring sie wieder sicher in ihren Heimathafen.“ Mit diesen Worten reichte er mir eine lederne Mappe auf der das Assassinen Symbol prangte.

„Was... was ist das?“ fragend sah ich auf die Mappe, dann wieder zu Edward.

„Schau hinein, dann weißt du es. Du bist doch sonst auch immer so neugierig!“ Mit einem schelmischen Leuchten in seinen Augen betrachtete er mich.

Ich schlug die Mappe auf und eine Schenkungsurkunde kam zum Vorschein. Fein säuberlich in der klaren schrägen Handschrift die für Edward typisch ist verfasst. Mit Siegel und allem drum und dran. Das hatte ich, ehrlich gesagt, in den letzten Stunden oder Tagen verdrängt.

Jennifer brach das Schweigen und fiel mir um den Hals und beglückwünschte mich und wünschte mir gute Fahrt und alles und überhaupt. Und dass sie so gerne mitkommen würde. Wenn du wüsstest wie gerne ich das täte, nur damit du nicht so leiden musst.

Tessa kam ebenfalls auf mich zu und nahm mich ebenfalls in den Arm. Leise sagte sie dicht an mein Ohr gedrückt, dass sie mir verzeihen würde. Aber es lag kein böser oder tadelnder Unterton in ihrer Stimme, sondern Verständnis. Eine Frau, die ich wohl nie verstehen werde, ging es mir durch den Kopf.

Edward stand etwas unbeholfen am Steuerruder und wusste nicht so recht wohin mit sich. Also nahm ich ihn einfach in die Arme und drückte ihn an mich. Ein letztes Mal, einfach so und ich verabschiedete mich mit den Worten „Wir sehen uns wieder! In dieser Welt oder der darunter!“ Seine Augen füllten sich mit Tränen und meine ebenso. Denn dieser Satz kam von Thatch, kurz bevor er starb!

Dann hörte ich ein Räuspern neben mir und sah, dass Haytham neben seinem Vater stand. Und erst jetzt fiel mir auf, dass sie eigentlich nicht sehr viele Äußerlichkeiten gemein hatten. Er kam tatsächlich mehr nach seiner Mutter, aber das war durchaus positiv, denn sie war eine wirklich hübsche Frau.

Ich sah zu ihm hinunter und lächelte ihn an. „Master Haytham, ich wünsche euch für eure Zukunft alles erdenklich Gute und dass ihr die Lehren eures Vaters beherzigt und verinnerlicht!“

Zum ersten Mal sah ich ein Lächeln in seinem Gesicht, welches auch in seinen grauen Augen ankam. „Danke Mrs. Frederickson, ich werde mein Bestes geben. Und ich wünsche euch ebenso alles Gute für eure Heimreise. Vielleicht können wir euch ja eines Tages einmal besuchen kommen?“ fragend sah er zu Edward hinüber und dieser nickte nur und mir schnürte es die Kehle zu.

Meine Sachen waren an Bord und meine Mannschaft tat mir eigentlich leid, da ich ihr keine Ruhepause gegönnt hatte. Aber ich musste jetzt aufbrechen. Wenn ich es nicht tat, dann garantierte ich für nichts mehr.

Und so ging Familie Kenway von Bord meines Schiffes und wir lichteten den Anker und setzten wieder Segel. Ich stand an der Reling und winkte bis Edward, Tessa, Jennifer und Haytham nur noch kleine Punkte waren...

Dann ging ich in meine Kajüte und vergrub mich in meinem Bett!
 

24. Kapitel: Zurück im 21. Jahrhundert und was jetzt? (Epilog)

 

Kapitel 23

„Alex... hey... wach auf!“ Benommen sah ich auf und sah Rafael vor mir. Meinen ersten Maat.

„Entschuldige, ich muss wohl eingeschlafen sein. Wie spät ist es denn?“

„Eingeschlafen bist du, das stimmt, aber wir haben dich erstmal in Ruhe gelassen. Das Ganze ging dir wohl schwer ans Herz was? Du hast ja stundenlang geweint!“ Besorgt sah er mich an.

„Oh du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es war. Ich würde am liebsten zurück und das ganze Drama verhindern. Es tut so weh... ich hätte nicht NOCH einmal hierher kommen sollen!“

„Du hast es gut gemeint, ich meine, wer hätte ahnen können, das Edward seine geliebte Jackdaw nicht zurück haben will. Aber sieh es positiv, du hast eine Erinnerung an ihn und an dein Abenteuer!“ Er hatte leicht reden.

Und so segelten wir ein Stück aufs offene Meer um eine unbeobachtete Stelle zu finden um dann nach Hause zu kommen. Es dauerte ungefähr einen Tag, bis wir einen geeigneten Platz fanden! Wir positionierte die Brigg und setzten die Koordinaten und die Zeitparameter. Der Spiegel öffnete sich und wir glitten wieder in unsere Zeit!

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Epilog

Es war ein trüber nebliger November 2009 als wir wieder ankamen. Eigentlich typisch und mal so gar nicht meins.

Aber ich freute mich auf Zuhause, auf die Annehmlichkeiten im 21. Jahrhundert und vor allem auf meinen Sohn. Und ich nahm mir vor, ihm so einige Manieren und Höflichkeiten beizubringen, die Haytham mal so gar nicht hatte.

Wir liefen in Cuxhaven ein und erfreuten uns mal wieder regem Interesses an diesem „alten“ Segelschiff. Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und in mein Hotel konnte, fühlte ich mich wie ein Alien hier. Dieses Mal war es irgendwie nicht die gleiche Freude nach Hause zu kommen. Eher zwiegespalten. Mein Trost war, dass ich morgen Nachmittag meinen Sohn wiedersehe und Marius.

Also ab unter die Dusche und dann noch einen Happen Essen gehen. Die Nacht war unruhig und traumreich, aber nicht wirklich erholsam. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück und den Instruktionen für die Werft, in der meine Brigg jetzt lag, machten wir uns auf den Weg nach Hause!

Ich schloss die Tür auf und Yannick kam jubelnd auf mich zugerannt und umarmte mich heftig und knuddelte mich. Marius kam aus dem Wohnzimmer und sah mich an und lächelte. Aber... es war nicht wie sonst. Ich fühlte eine Art Barriere zwischen uns und ihm schien es ähnlich zu gehen. Denn er nahm mich flüchtig in den Arm, aber keinen Kuss oder ähnliches.

Aber darüber würde ich mir später Gedanken machen. Ich wollte doch nur zu meiner Familie und meine Geschichte erzählen!