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Es ist Abend. Das Tageslicht reicht gerade noch aus, um eine zur Hälfte über Wasser stehende Hütte zu erkennen, eine Pfahlgründung am Ufer eines Sees. Auf der überdachten Veranda, die sich fast wie ein Steg erstreckt, sitzen eine große und eine kleine Gestalt, die Hütte ist dunkel, aber zwischen Wand und Dachkante der Veranda hängen einige leuchtende Lampions.
Der Regen tröpfelt sanft auf das Dach und den sich um die Hütte ausbreitenden See. Die Seerosenblätter wippen unter der plötzlichen Last ein wenig, in das 'plitsch, plitsch' der Tropfen mischt sich vereinzeltes Froschquaken.
"Macht der Regen die Frösche?" fragt die Kleine, während sie hinaussieht auf den See und den Takt der Regentropfen, die vom Strohdach der Hütte in den Teich fallen, mit dem Trommeln ihrer nackten Zehen auf die Holzbohlen der Veranda imitiert.
Die Oma wendet sich ab von der Betrachtung der in den Teich fallenden Tropfen, die zunehmend größer werden und dichter fallen, sieht milde lächelnd hinunter zu ihrem Enkelkind. "Früher dachte man, die Frösche entstünden aus dem Schlamm der Teiche, in denen sie sitzen. Man stellte sich vor, daß die Frösche aus dem grünbraunen Matsch herauskrochen und durch das Wasser endlich zu den Seerosenblättern schwammen, auf denen sie zu sitzen pflegen, um zu quaken."
Das Froschquaken wird lauter, die Regentropfen werden größer und hinterlassen temporäre Krater in dem dunkelgrünen Wasser des Sees. Immer mehr Frösche klettern auf die Seerosenblätter, die in Sichtweite der Veranda einen Teil der Wasseroberfläche bedecken. Die Tropfen vom Dach der Hütte in den See kommen in schnellerer Folge, das 'platsch, platsch, platsch' nimmt die Enkelin jetzt mit dem Trappeln der Zehen und dem Tippen der Zeigefinger beider Hände auf. "Und entstehen die Frösche nun aus dem Schlamm oder macht sie der Regen?" fragt die Enkelin, schaut aber nicht ihre Großmutter an, sondern weiterhin hinaus auf den See.
Die freundliche alte Dame lächelt hinunter auf das Kind. "Tatsächlich legen die Frösche Eier in das Wasser und daraus schlüpfen ihre Kinder. Und wenn diese Kinder zu erwachsenen Fröschen herangewachsen sind, klettern sie heraus aus dem Wasser auf die Seerosenblätter und quaken."
"Ich will aber, daß der Regen sie macht", insistiert das Kind, schaut noch immer hinaus auf die Seerosenblätter.
Der Regen erschüttert die Seerosenblätter nun mit froschgroßen Tropfen, die sich an die runden Blätter klammern und sich mit ihren Stimmen einreihen in die der bereits vorhandenen, abendlichen Sänger, 'Quak, quak, quak, keckkeckkecks, quak, quak', untermalt vom Trommeln des Regens.
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