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Wie ich lernte, mir Sorgen zu machen

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03.03.22 22:34
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Wie ich lernte, mir Sorgen zu machen

 

Als Kind macht sich keine Sorgen. Als Kind spielt und lacht man den ganzen Tag und manchmal weint man auch. Aber es gibt immer etwas zu entdecken. Die Zukunft und damit verbundene Ängste liegen noch in weiter Ferne. Den Grund, warum Kinder so kreativ sind, sehen manche im Spielen. Durch das Spielen lernen Kinder viel über die noch unbekannte Welt da draußen. Erwachsene spielen nicht! Wenn Erwachsene lernen, dann nach einem bestimmten Schema, inklusive Anfangs- und Endpunkt. Es dient auch immer einem bestimmten Zweck, der in der Regel nicht im Lernen selbst liegt. Solange sie nicht in der Schule sind, entscheiden sich Kinder nicht zu lernen, jedenfalls nicht bewusst.

Sich sorgen zu machen, das lernt man erst später. Erst wenn „das Richtige“ leben anfängt. Ich bin nun 30 Jahre alt und mache mir seit vielen Jahren Sorgen. Zurecht werden die sagen, die mich kennen. Schließlich habe ich in den letzten Jahren kaum gute Entscheidungen getroffen und werde vermutlich auch weiterhin schlechte treffen. Möglicherweise bin ich gerade in diesem Augenblick dabei, eine neue schlechte Entscheidung zu treffen.

Vielleicht war auch das Schreiben dieses Textes eine schlechte Entscheidung. Schließlich bin ich kein Poet oder erfolgreicher Autor und sehr wahrscheinlich dürfte die Anzahl der Menschen, die diesen Text jemals lesen werden, äußerst gering sein. Man könnte also durchaus die Frage stellen, ob ich meine Zeit nicht hätte sinnvoller nutzen können? Ich hätte Dinge tun können, die mir Geld oder einen anderen erkennbaren Nutzen bringen. So betrachtet könnte es eine schlechte Entscheidung gewesen sein, diesen Text zu schreiben. Damit habe ich wieder einen neuen Grund, mir sorgen zu machen.

In unserer Gesellschaft sind sorgen allgegenwärtig. Gerade die Deutschen scheinen besonders begabt darin zu sein, sich sorgen zu machen. Die Sorge vor Krankheit, finanziellem oder gesellschaftlichem Abstieg oder dem Verlust der sogenannten „Freiheit“ scheint omnipräsent zu sein. Angesichts der aktuellen Lage unserer Umwelt und der menschlichen Zivilisation, sind diese Sorgen aber auch irgendwo verständlich.

 

Oiram Atserp

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Miras Profilbild
Mira Am 16.03.2022 um 19:10 Uhr
Hi!
Ich kann BerndMoosecker nur zustimmen. Eine interessante Weise, die du da schilderst.

Auch, wenn ich vielleicht noch zu jung bin, um das, was du da schreibst hundertprozentig nachvollziehen zu können, denke ich, dass vielleicht auch jede schlechte Entscheidung etwas gutes mit sich bringt.
Und ich finde, dass es auch gar keine schlechte Entscheidung war, diesen Text zu schreiben und zu veröffentlichen. Zumindest hilft es mir, meine Gefühle und Gedanken aus meinem Kopf zu kriegen. Vielleicht dir ja auch?
Aber du hast recht, irgendwie macht man sich immer Sorgen, auch mit siebzehn Jahren. Wegen des Abiturs? Wegen der Freunde? Es gibt alle möglichen Themen um die man sich Sorgen macht.
Aber ich hoffe, dass irgendwann mal eine Zeit kommt, die sorgenfrei ist. Manchmal gibt es sie ja auch, die sorgenfreien Momente, wie zum Beispiel diese, die man mit seinen Freunden erlebt...
Viele Grüße
Mira
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OiramAtserps Profilbild
OiramAtserp (Autor)Am 22.04.2022 um 22:55 Uhr
Hi Mira,
danke für deine Meinung. Ja, es hilft definitiv sich die eigenen Gedanken von der Seele zu schreiben. Ich wünsche dir viele sorgenfreie Momente.
Viele Grüße
Mira
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BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker Am 09.03.2022 um 16:59 Uhr
Hallo Oiram,
so habe ich das mit dem Lernen noch nie gesehen, aber so wie Du es beschreibst, klingt es plausibel, dass Vorschulkinder nicht lernen. Sie eignen sich Fähigkeiten an - wenn ich Deine Meinung dazu richtig interpretiere.

Seine Zeit sinnvoll nutzen! Nun ja, bei einem Menschen jenseits der achtzig, stellt sich diese Frage nicht mehr so dringend. Sinnvoll, finde ich meine Zeit zum Schreiben zu nutzen und Sorgen habe ich auch. Aber diese Sorgen beziehen sich altersgemäß eher darauf, eines nicht mehr fernen Tages allein durch mein Leben gehen zu müssen. Oh, vielleicht habe ich aber Glück und sterbe vor meiner Liebe.
Gruß Bernd
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OiramAtserps Profilbild
OiramAtserp (Autor)Am 10.03.2022 um 21:40 Uhr
Hallo Bernd,
danke für deine Meinung. Ich finde es schön, dass du etwas "mitnehmen" konntest. Du hast das richtig verstanden, meiner Ansicht nach "lernen" Kinder nicht bewusst, um ihr Wissen anschließend anwenden zu können oder um Vorteile dadurch zu erhalten. Es ist das Spiel und die Faszination, die einen antreibt. Sobald man in der Schule etwas lernt, um die Eltern oder die Lehrer zufrieden zu stellen, ist das leider vorbei.
Liebe Grüße
Oiram

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Sätze: 23
Wörter: 344
Zeichen: 2.156

Kurzbeschreibung

Kurze Abhandlung über das Lernen, Erwachsenwerden und die Angst davor, zu scheitern.

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