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Secret Ghost (Dramione)

206
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15.01.17 11:51
16 Ab 16 Jahren
Heterosexualität
Fertiggestellt

»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.«
Das Letzte, woran sich Draco Malfoy erinnern konnte, war, dass er mitten auf dem Schlachtfeld hinterrücks von einem Fluch getroffen wurde. Er konnte nicht einmal sagen, was für ein Fluch es gewesen war, denn er krachte gegen die eingestürzten Mauern Hogwarts und war sofort bewusstlos gewesen.
Bis er hier wieder aufgewacht war. Beziehungsweise schien er direkt hier gewesen zu sein, er war nicht aufgewacht.
»Was genau bedeutet das?«, erklang seine Stimme nervös und er schaute sich in dem riesigen Saal um. Es gab viele Empfangstresen, vor eben solch einem er stand. Überall warteten Menschen.
»Hier wird entschieden, was mit Ihnen nach Ihrem Tod passiert. Himmel oder Hölle. Aber bei Ihnen ist es etwas komplizierter. Sie sind nicht komplett tot, aber auch nicht richtig am Leben.«
Die kleinwüchsige Frau mit einer komischen schimmernden Aura blätterte durch ihre Unterlagen und richtete schließlich wieder ihren Blick auf Draco.
»Seitdem Sie von dem Fluch getroffen wurden und Sie sich ungünstigerweise durch ihren Sturz eine ziemlich schlimme Kopfverletzung zugezogen haben, sind sechs Monate vergangen. Sie liegen immer noch im Koma und müssen jetzt beweisen, ob Sie würdig sind, um weiterzuleben.«
Die Frau legte die Unterlagen weg und Draco runzelte die Stirn.
Es kam ihm vor wie in einem Traum, so unwirklich, aber trotzdem schrecklich real.
»Wie kann ich das denn beweisen?«, fragte er, nachdem die Frau nicht mehr weitersprach.
»Oh, Sie müssen der Person, die Sie am meisten verletzt haben, helfen.«
Die Person, die er am meisten verletzt hatte? Er hatte sich mit einigen Personen duelliert und auch ein paar davon verletzt. Die Frau zog wieder Unterlagen zu sich und suchte anscheinend die Person, die er am meisten verletzt hatte.
»Ah, eine Miss Hermine Granger«, sagte sie dann und Draco riss die Augen überrascht auf. Bis auf einige Sticheleien war doch eigentlich nichts zwischen ihnen passiert. Da hatte er sogar Longbottom öfter beleidigt.
»Ah, okay, und wie soll das Ganze ablaufen? Ich kann ihr ja schlecht helfen, wenn ich angeblich im Koma liege?«, schnarrte er und stützte sich am Tresen ab. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Kindergarten von Traum und wollte einfach nur aufwachen.
»Sie werden als Miss Grangers Geist auf der Erde wandeln. Keiner wird Sie sehen oder hören können und Sie werden auch nichts anfassen können. Sie werden sich keine fünf Meter von ihr entfernen können. Außerdem werden Sie nur genau einen Monat bekommen, um sich zu beweisen«, erklärte die Frau gelangweilt, als hätte sie es schon tausend mal gemacht.
»Wenn mich keiner sieht, keiner hört und ich nichts anfassen kann, wie soll ich dann irgendetwas beweisen?«, wütend knallte er eine Faust auf den Tresen und atmete hektisch ein und aus.
»Das werden Sie sehen. Ich gehe davon aus, Sie nehmen unser großzügiges Angebot an? Ansonsten können Sie direkt in die Hölle gehen.«
Sie zeigte auf eine schwarze Tür hinter ihr und Draco zuckte zusammen.
»Natürlich nehme ich dieses Angebot an.«
Und schon wurde ihm wieder schwarz vor den Augen.

*

Verwirrt öffnete Draco seine Augen.
Man hatte er einen schrägen Traum!
Er setzte sich auf und er wusste sofort, dass er nicht in seinem Bett lag und schon gar nicht in seinem Zimmer war.
Er war in Hogwarts. Aber die Himmelbetten hatten rote Vorhänge.
Langsam ließ er seinen Blick auf die Bettseite neben ihm wandern und erstarrte.
Hermine Granger lag friedlich schlafend neben ihm.
Erst träumte er von Granger, zumindest von ihrem Namen, und jetzt lag er plötzlich neben ihr? Wie viel hatte er gestern Abend getrunken? Was hatte er überhaupt gestern Abend gemacht?
Er wollte sich mit einer Hand durch die Haare fahren, erstarrte aber, als er seine Hand im Blickfeld sah.
Sie war weiß, schneeweiß, und seltsam leuchtend.
Nein, das konnte nicht sein.
Er sprang vom Bett auf und stolperte durch den zugezogenen Vorhang, den er nicht berührte, er glitt einfach so hindurch.
Nein, das konnte nicht sein.
Er lief zu dem ersten Spiegel, den er sah, und stellte sich davor.
Aber er sah nichts. Er hatte kein Spiegelbild mehr.
Schluckend streckte er seine Hand nach dem Glas des Spiegels aus, aber seine Finger glitten hindurch.
Scheiße, er hatte nicht geträumt.
Langsam drehte er sich wieder zu dem Bett von Granger um. Die Frau hatte gesagt, er sollte ihr helfen.
Aber sie hatte nicht gesagt wobei und vor allem wie.
Er wäre also erst einmal der persönliche und unsichtbare Geist von Granger.
Und wenn er ihr nicht irgendwie helfen könnte, würde er sterben.


Tag 1


Draco hatte sich im Schneidersitz neben Granger gesetzt und beobachtete sie. Er konnte nicht schlafen, das hatte er schon probiert, anscheinend mussten Geister nicht schlafen.
Ihre buschigen braunen Haare waren trotz Pferdeschwanz über ihrem gesamten Kopfkissen verstreut. Bestimmt musste sie das Chaos auf ihrem Kopf über eine Stunde lang bürsten, oder sie kannte einen guten Frisierzauber.
Benommen fuhr sich Draco durch die platinblonden Haare.
Er hatte nur einen Monat Zeit.
Doch mittlerweile hatte er sich einen groben Plan zurechtgelegt.
Er würde sie erst ein paar Tage beobachten und dabei feststellen, womit sie unzufrieden ist, wobei er ihr vielleicht helfen könnte.
Und danach … er hatte keine Ahnung.
Er seufzte und konnte sehen, wie Granger sich zu regen begann.
Ihr Wecker ging los und Draco verschwand schnell von ihrem Bett. Er ging zu dem großen Fenster, an dem er jetzt schon einige Male gestanden hatte, und dachte nach. Viel zu viel hatte er schon gegrübelt und am Ende hatte es doch nichts gebracht.
Sein Blick glitt über die Ländereien von Hogwarts. Nichts erinnerte mehr an den furchtbaren Krieg.
Kurz überlegte er, was aus seinen Eltern geworden war. Hatten sie eine Verhandlung bekommen? War sein Vater vielleicht sogar in Askaban?
Er biss sich auf die Lippe und wurde dann von etwas mitgerissen.
Granger ging ins Bad und Draco musste ihr folgen, weil wohl die fünf Meter überschritten waren. Er setzte keinen Fuß vor den anderen, aber trotzdem folgte er ihr wie ein Schoßhündchen, bis der Abstand wohl endlich wieder erreicht war. Da dies vor der Badezimmertür passiert war, war er wirklich erleichtert.
Garantiert wollte er Granger nicht beim Pinkeln beobachten. Kurz wollte er sich umdrehen und an die Tür lehnen, bis ihm wieder einfiel, dass er dann nur hindurchgleiten würde.
Seufzend ließ er sich einfach auf den Boden nieder und starrte zum nächsten Himmelbett, wo sich etwas bewegte. Natürlich teilte sich Granger das Zimmer mit anderen Gryffindor Mädchen aus ihrem Jahrgang.
Ob er die Schule auch hätte zu Ende machen dürfen?
Und dann stand plötzlich Ginevra Weasley vor ihm. Oder eher vor dem Bad.
Aber sie blieb nicht stehen, sondern ging einfach durch ihn hindurch und er spürte verdammt noch mal nichts. Grimmig warf er einen Blick über seine Schulter. Nur um schnell wieder nach vorne zu sehen, denn er hatte Granger nur mit einem Handtuch bekleidet gesehen. Diesen Anblick würde er wohl nie vergessen.
Wenig später kam Granger in Schuluniform bekleidet wieder aus dem Bad. Nur ihre Haare sahen noch aus wie ein Vogelnest.
Sie seufzte und lief zu ihrem Bett. Auf dem Nachttischschränkchen hatte sie eine Bürste liegen.
Mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue beobachtete er ungläubig, wie Granger Strähne für Strähne kämmte. Also benutzte sie doch keinen Zauber.
Kopfschüttelnd ließ er sich auf ihr Bett nieder und schaute auf die anderen beiden Betten im Raum. Das eine gehörte eindeutig Klein-Weasley und aus dem dritten stand gerade Parvati Patil auf.
»Ich geh schon mal nach unten.«
Erschrocken dreht sich Draco zu Granger um, die damit fertig war, ihre Haare zu bürsten.
Er hatte keine Zeit mehr, sich noch weiter im Gemeinschaftsraum umzuschauen, da Granger sofort durch ein Portrait verschwand und er einfach hinterher gezogen wurde.
Verstimmt lief er lieber neben ihr, als einfach nur mitgezogen zu werden und ihr Weg führte ihn in die Bücherei. Was hätte es auch sonst sein können.
Granger ging geradewegs auf die Bibliothekarin zu und Draco verzog das Gesicht. Er würde auch gerne lesen, wenn sich Granger hier aufhielt, aber er konnte kein Buch halten, also würde er nur über ihre Schulter mitlesen können.
»Hier sind die Bücher, die sie bestellt haben.«
Granger bekam zwei Bücher, die sie in ihre Tasche gleiten ließ. Dann bedankte sie sich und verschwand wieder aus der Bücherei.
Er hatte leider keinen der Buchtitel lesen können, aber bestimmt war es etwas Langweiliges über die Schule.
Er lief neben ihr her, bis sie die große Halle erreicht hatten.
Granger ging direkt zum Gryffindor Tisch und setzte sich Harry Potter gegenüber hin.
Draco überlegte kurz und setzte sich dann einfach auf Potters Platz. So musste er ihn wenigstens nicht ansehen.
Es sah zwar schon gruselig aus, wie Potters Hand durch seine leuchtenden Körper hindurch nach seinem Glas Kürbissaft griff, aber er würde sich wohl daran gewöhnen.
Granger hatte sich ein Marmeladen-Brötchen gemacht und sich eines der beiden Bücher aus ihrer Tasche geholt. Krachend ließ sie es auf den Tisch sausen.
»Kopfverletzungen und ihre Folgen«, war der Titel. Draco runzelte seine Stirn. Warum sollte Granger so ein Buch lesen?
»Hermine, du machst dir immer noch Vorwürfe?« Potters Stimme ließ ihn zusammenzucken.
»Harry, wie oft noch, ich bin schuld daran, dass er im Koma liegt, also will ich wenigstens Versuchen ihm zu helfen. Um mein Gewissen zu beruhigen.« Granger biss von ihrem Brötchen ab.
»Es war doch nicht deine Absicht ihn zu treffen. Und du konntest auch nichts dafür, dass er so unglücklich gefallen ist.«
»Aber trotzdem bin ich schuld daran. Weil ich meinen Stupor zu unkontrolliert abgefeuert habe.« Granger blickte böse in seine Richtung und Draco brauchte einen Moment, eher er verstand, dass sie Potter so böse ansah.
»Naja, es ist ja nicht wirklich schlimm um Malfoy.«
Draco erstarrte. Sie hatten von ihm geredet.
Hermine Granger hatte ihn mit dem Fluch getroffen!
Sie war schuld an seiner Lage!
Wütend sprang er von der Bank auf und wollte weglaufen. Aber kaum hatte er sich etwas entfernt, wurde er zurück in ihre Richtung gezogen und stand wieder neben ihr.
Das durfte doch nicht wahr sein.
Er musste der Person helfen, die ihn fast getötet hatte!
»Harry verstehe das doch. Ich will nicht, dass er stirbt. Dann wäre ich eine Mörderin.« Draco schaute wieder zu Granger und biss sich auf die Lippe.
Er hatte etwas, wobei er ihr helfen könnte. Sie wäre keine Mörderin und er könnte wieder aufwachen.
»Er liegt doch schon seit einem halben Jahr im Koma. Wie groß ist die Chance dann, dass er überhaupt noch aufwacht?« Da Draco neben Hermine stand, konnte er Potter ansehen. Er hasste ihn, aber er hatte Recht. Seine Chancen standen wohl eher schlecht.
»Seit er in dem Muggelkrankenhaus ist, hat sich doch nichts an seinem Zustand geändert.« Potter schaute Granger mitfühlend an und griff nach ihrer Hand. Draco dagegen glaubte, sich verhört zu haben.
Was zum Teufel machte er in einem Muggelkrankenhaus? Warum war er nicht im St.-Mungo-Hospital?
Klein Weasley ging durch ihn durch und Draco hatte sich schon wieder etwas gefasst. Was immer er auch in einem Muggelkrankenhaus machte, er war sich sicher, dass seine Eltern für seine beste Versorgung gesorgt hatten.
Draco ließ sich wieder auf Potters Platz nieder und fragte sich, wo eigentlich Ronald Weasley war. Anscheinend nicht da.
Eine ätzende Person weniger, die er ertragen musste.


Tag 3

Seit zwei Tagen schwebte er jetzt schon ununterbrochen Granger hinterher. Selbst wenn er keinen Fuß vor den anderen setzte, folgte er ihr einfach.
Und sie war verdammt langweilig.
Ihr Tag bestand aus Frühstücken, Unterricht, lernen, Abendessen, lesen und schlafen.
Aber immerhin war Weasley wirklich nicht in Hogwarts. Der hätte ihm noch gefehlt. Warum wusste er allerdings immer noch nicht.
Jetzt beobachtete Draco sie schon zum dritten Mal, wie sie sich mit ihren Haaren abkämpfte.
Er verstand einfach nicht, warum sie ihre Lockenpracht so lange bürstete, anstatt einfach einen Zauber zu benutzen.
Er murmelte den ersten Frisierzauber, den ihm einfiel und Grangers Haare, gingen auf einmal in leichten Wellen über ihre Schultern.
Verwirrt musterte Granger ihre Bürste und Draco war total perplex.
Er war unsichtbar, wurde von keinem gehört, konnte nichts berühren aber er konnte Zaubern!
»Ginny hast du irgendwas mit meiner Bürste gemacht?«, fragte Granger, als sie ihre Bürste weglegte und ihre beste Freundin sich jetzt auf den Weg ins Bad machte.
Die schüttelte nur gähnend den Kopf, war wohl eher kein Morgenmensch.
Granger runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern.
Aber Draco beachtete sie nicht weiter. Er starrte auf die nun abgelegt Bürste und murmelte den Schwebezauber, »Wingardium Leviosa«.
Ganz langsam schwebte die Bürste und Draco ließ sie schnell wieder auf den Frisiertisch gleiten.
Er konnte wirklich Zaubern! Wahrscheinlich nur kleine Zauber aber so konnte er ihr hoffentlich helfen.
Perplex über seine Entdeckung wurde er wieder einfach von Granger mitgerissen, als sie sich auf den Weg machte.
Draco grübelte nach, ob er einen Zauber kannte, der ihn schreiben ließ, auch wenn er keine Feder in der Hand hielt, als Granger mal wieder in die Bibliothek ging. Er machte sich keine Mühe mehr neben ihr herzulaufen, mittlerweile hatte er sich an das Schweben gewöhnt.
Er versuchte mit Legilimentik in Granger Kopf zu kommen, aber dieser Zauber ging wohl nicht.
»Lumos«, murmelte er und tatsächlich erschien eine kleine Lichtkugel vor ihm, auch wenn er keinen Zauberstab hatte. Er ließ die Kugel um Grangers Kopf fliegen, die sich verärgert umsah. Aber natürlich konnte sie ihn nicht sehen und ansonsten war noch niemand in der Bibliothek.
Die Kugel wurde immer kleiner, bis sie schließlich verblasste, obwohl er nicht den Gegenzauber »Nox« gesprochen hatte. Anscheinend hatte er nur eine kleine Menge Magie zur Verfügung.
Granger schüttelte verwirrt den Kopf und ging aus der Bibliothek.
»Hermine!«, Luna Lovegood kam ihnen entgegen. Draco blieb stehen und betrachtete sie mit verschränkten Armen. Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, war sie im Kerker von Malfoy Manor gewesen und sah gar nicht gut aus. Jetzt war sie wieder das durchgeknallte blonde Mädchen, welches er kannte.
»Luna.«, die beiden umarmten sich kurz zur Begrüßung.
»Deine Aura hat sich verändert.«, Draco starrte das blonde Mädchen an und ging näher zu ihr. Konnte sie ihn spüren?
»Es ist, als ob du einen dunklen Mantel bekommen hättest. Als ob etwas an dir festsitzen würde«, Granger starrte Lovegood verwirrt an.
»Mir geht es gut Luna. Ich mache mir nur immer noch Vorwürfe«, sagte Granger dann seufzend und die beiden gingen weiter Richtung große Halle.
»Wie lange liegt Malfoy jetzt schon im Koma?«, fragte Lovegood dann und blieb einfach stehen. Draco schwebte in sie rein, weil Granger noch kurz weiterging und Lovegood erstarrte. Schnell trat Draco neben sie und sah sie an. Sie hatte ihn gespürt, da war er sich ganz sicher.
»Seit jetzt über sechs Monaten.«
»Hermine hast du schon mal etwas von einem „Secret Ghost“ gehört?«, fragte sie dann und schaute in Dracos Richtung. Er war sicher, wenn sein Herz schlagen würde, wäre es gerade ziemlich schnell, als er eine Hand nach ihr ausstreckte.
Er glitt natürlich durch ihre Hand aber Lovegood streckte sie ihm entgegen.
»Nein, was soll das sein?«, fragte Granger aber Draco konnte seinen Blick nicht von Lovegood nehmen. Sie spürte ihn.
»Du hast einen. Und ich würde wetten, dass es Malfoy ist«, sagte sie leise und ließ ihre Hand sinken.
Draco schaute schnell zu Granger, die Lovegood ungläubig anschaute.
»Quatsch, Malfoy ist doch gar nicht tot, er liegt im Koma«, damit drehte sie sich um und Draco wurde wieder mitgezogen. Weg von dem Mädchen, das ihn spüren konnte.
Er musste ihr irgendwie zeigen, das Lovegood keinen Quatsch erzählte.
»Alles in Ordnung?«, Draco schaute auf und sah Potter. Granger war mittlerweile am Gryffindor Tisch angekommen und Draco ließ sich aus Gewohnheit auf den Platz nieder, auf dem Potter saß.
»Heute sind echt komische Sachen passiert. Erst haben sich meine Haare von selbst frisiert und dann ist eine Lumos Kugel um mich herumgeflogen, obwohl niemand in der Nähe war und dann meinte Luna auch noch das ich einen Secret Ghost hätte, was immer das sein soll«, seufzte sie, während sie sich Müsli und Milch in eine Schüssel gab.
»Ok, noch mal langsam und von vorne«, Potter klang überfordert und Draco war das Gespräch viel zu langweilig. Er schaute sich in der Halle um und entdeckte schließlich Lovegood. Sie saß wie zu erwarten am Ravenclaw Tisch und frühstückte.
Der Abstand war größer als fünf Meter. Grummelnd drehte er sich wieder in Richtung Granger.
»Und dann meinte Luna, dass sie glaubt, es wäre Malfoy«, sagte Granger gerade und Draco resignierte. Sie klang als würde sie das nicht glauben. Wahrscheinlich reichte ihre Neugierde nicht aus um sie zum Nachforschen zu bringen.
»Ok Geist, wenn du hier bist, dann mach doch noch einmal Lumos«, sagte Potter dann.
»Lumos!«, versuchte er sofort und es erschien eine kleine, leuchtende Kugel zwischen den beiden Gryffindor Schülern, eher sie schneller als das letzte Mal verblasste.
Granger war ziemlich bleich geworden und starrte erschrocken in seine oder eher Potters Richtung.
»Ok, das war wohl eindeutig. Vielleicht sollten wir nach dem Unterricht in die Bibliothek gehen«, meinte Potter nach einer Weile und Granger nickte nur geschockt.

»Das sind alles nur Gerüchte, nichts davon ist bewiesen«, Granger und Potter wühlten sich jetzt schon seit gut zwei Stunden durch die verschiedensten Bücher über Geister. Am Anfang hatte er noch über der Schulter von Granger mitgelesen, aber das war ihm zu mühsam gewesen.
Stattdessen hatte er die Gesichtszüge von Granger analysiert.
Wie sie ihre Stirn runzelte, wenn sie hoffte, einen Hinweis zu haben.
Wie sie ihre Lippen krauszog, wenn es nichts Brauchbares war.
Wie ihre Augen über die Seiten huschten und ab und zu an einer Stelle hängen blieben.
Wie sie immer wieder eine Strähne ihres Haares hinter ihr Ohr schob und sie doch immer wieder in ihrem Gesicht landete.
Sie war wirklich hübsch geworden. Nichts erinnerte mehr an das Hasenzähnchen Mädchen mit der buschigen Haarmähne. Na gut, an ihrer sanften Lockenpracht war er nicht unbeteiligt. Aber sie hatte sie wirklich zu einer Frau entwickelt.
»Ok, das bringt alles nichts. Vielleicht sollten wir das Ganze anders angehen«, Dracos Blick glitt zu Potter, der gerade sein Buch zu schlug.
»Und wie bitteschön?«, Granger klang etwas überfordert und strich sich schon wieder die Strähne hinter ihr Ohr.
»Geist, wir stellen dir jetzt Fragen, und wenn die Antwort ja ist, dann benutzt du bitte Lumos. Wenn du das verstanden hast, benutzt bitte einmal Lumos«, sagte Potter und schaute sich orientierungslos im Raum um.
»Lumos«, brummte Draco und sofort erschien die kleine Kugel.
»Nox«, sprach er schnell, damit er sie öfter rufen könnte.
»Okay, dann bist du Draco Malfoy?«, kam dann schon die Frage von Potter. Draco grinste und murmelte wieder »Lumos«, gefolgt von einem »Nox.«
Potter und Granger warfen sich sofort vielsagende Blicke zu. Draco war nur gespannt auf ihre nächste Frage.
»Bist du gestorben?«, kam es unsicher von Granger und sie starrte auf ihre Hände. Er war nicht Tod, noch nicht, deswegen benutze er auch keinen Zauber.
»Bist du hier um dich an Hermine zu rächen?«, fragte dann Potter und Draco verdrehte nur die Augen. Er war doch gar nicht freiwillig hier. Am liebsten würde er jetzt in dem Bett, in dem er gerade lag aufwachen und seine Mutter in den Arm nehmen, die bestimmt neben ihm wachte.
»Hast du eine Aufgabe zu erledigen?«, Granger klang immer noch unsicher aber sie hatte ja recht.
»Lumos.«
Granger lächelte erleichtert, wahrscheinlich darüber, dass er wieder antwortete.
»Nox«, sprach er schnell und schaute zu dem grübelnden Potter.
»Was kann das denn für eine Aufgabe sein?«, fragte er Granger, die selbst auch nur mit den Schultern zuckte.
»Wenn du diese Aufgabe geschafft hast, wirst du dann wieder leben?«, fragte Granger und Draco ließ schnell die kleine Kugel erscheinen und wieder verschwinden. So ganz sicher war er sich da nicht. Aber vielleicht hatte er ihr so schon geholfen. So müsste sie sich keine Vorwürfe mehr machen.
»Kannst du dich frei im Schloss bewegen?«, als wollte Potter wissen, ob er Granger freiwillig stalkte. Belustigt schaute er zu dem Narbengesicht. Bestimmt stellte der sich gerade vor, wie er Granger im Badezimmer beobachtete.
»Bist du an mir gebunden?«, kam es dann von Granger.
Wieder ließ er die kleine Kugel erscheinen und verschwinden.
»Hat deine Aufgabe mit Hermine zu tun?«, fragte Potter und wieder benutzte er Lumos und Nox. Langsam fragte er sich, wie lange er das noch schaffen würde.
»Wenn du dich nicht an mir rächen musst, musst du mir dann helfen?«, fragte Granger.
»Lumos.«, die kleine Kugel erschien nicht.
»Lumos!«, sprach er noch einmal hektisch aber wieder nichts.
»Musst du mich irgendwie bestrafen?«, resigniert schaute er zu Granger. Das eben war seine Chance gewesen.
»Bist du noch da?«, fragte sie, als er wieder nicht antwortete und Draco machte sich nicht die Mühe es erst zu versuchen.
»Meinst du, er ist wirklich weg?«, fragte sie an Harry gewandt, als wieder keine Kugel erschien.
»Keine Ahnung. Aber anscheinend will er dir nichts Böses antun«, Potter zuckte mit den Schultern und machte sich mit Granger daran die Bücher wieder zurück zu sortieren.


Tag 4 – Teil 1

Da er nicht schlafen konnte, lief er die ganze Nacht auf und ab und überlegte sich, wie er Granger jetzt helfen konnte.
Anscheinend reichte es nicht sie wissen zu lassen, das er noch nicht Tod war. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und ging zum Fenster um die Ländereien von Hogwarts zu betrachten. Wie sehr er sich gerade wünschte, seinen Besen zu schnappen und durch die kühle Nachtluft zu fliegen.
Seufzend drehte er sich wieder zu Grangers Bett und glitt durch den zugezogenen Vorhang.
Sie schlief unruhig. Ihr Haar hatte sich schon wieder auf dem kompletten Kissen verteilt.
Vorsichtig legte er sich neben sie. Das Bett war nicht wirklich breit aber er passte noch neben sie, ohne sie zu berühren oder eben durch sie durch zu gleiten.
Er fragte sich eh, warum er sitzen und auf dem Bett liegen konnte aber eben sonst nichts berühren konnte. Eigentlich müsste er doch durch das Bett, auf den Boden gleiten. Aber dann müsste er auch eigentlich durch die Decke gleiten.
Draco seufzte und schloss einfach die Augen, um wenigstens das Gefühl vom Schlafen zu haben, auch wenn er die Matratze nicht spüren konnte.
Aber seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Er kam nicht zur Ruhe.
Seufzend öffnete er wieder seine Augen und schaute zu Granger. Es würde wohl sein neues Hobby werden. Hermine Granger in jeglicher Lebenslage stalken. Zumindest für einen Monat. Noch genau 26 Tage.
Als dann endlich ihr Wecker klingelte, war es eine Erlösung. Er beobachtete genau, wie Granger sich müde räkelte und nach dem Wecker griff. Gähnend warf sie die Decke zur Seite. Genau auf ihn drauf aber natürlich glitt sie einfach durch ihn hindurch.
Granger stand auf und Draco folgte ihr, bis er sich mal wieder vor die Badezimmertür setzte. Gott sei Dank hielt der Abstand bisher immer, wenn sie im Bad war.
Kaum kam sie wieder in Schuluniform aus dem Bad, ging sie wieder zu ihrer Kommode und griff nach ihrer Bürste. Draco stand auf und kam näher zu ihr.
»Bist du da Malfoy?«, fragte sie dann plötzlich und Draco ließ einmal die Lumos Kugel erscheinen und verschwinden, um seine Anwesenheit zu verraten. Granger lächelte verkrampft.
»Könntest du den Frisierzauber von gestern noch mal machen?«, fragte sie dann leise und Draco konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen. Grinsend murmelte er den Zauber und schon fielen Grangers Haare wieder in sanften Locken über ihren Rücken.
»Du musst mir unbedingt den Zauber verraten«, murmelte Granger und legte ihre Bürste weg. Draco würde ihr gerne den Zauber verraten, wenn er dafür aufwachen würde.
Granger schnappte sich ihre Schultasche und verließ den Schlafsaal. Wieder führte ihr Weg in die Bibliothek und Draco seufzte. Schon wieder.
»Meinst du, es gibt ein Zauber, der dich mit mir kommunizieren lässt?«, murmelte Granger vor sich hin und er war nicht sicher, ob sie mit sich selbst redete oder ihn meinte.
Granger schritt durch die Reihen der Bücher und Draco schwebte ihr hinterher. Schließlich stoppte sie und griff sich eins der Bücher raus. Sie klappte es auf und blätterte, während sie ihre Stirn in Falten legte und sich mal wieder eine Strähne ihres Haares hinter das Ohr strich.
Irgendwann klappte sie das Buch wieder geräuschvoll zu und stellte es ins Regal zurück.
»Ich denke, ich werde mal mit Professor McGonagall sprechen«, murmelte sie und verließ wieder die Bibliothek.
»Du hast sicher viele Fragen oder?«, meinte sie, während sie sich auf den Weg zur großen Halle machte. Natürlich hatte er viele Fragen.
Wobei hatte er ausgerechnet sie am meisten verletzt?
Wie hatte sie ihn versehentlich verflucht?
Warum war Weasley nicht in Hogwarts?
Warum lag sein Körper in einem Muggelkrankenhaus?
Was war mit seinen Eltern passiert?
Was war allgemein nach der großen Schlacht passiert?
Als er von dem Fluch getroffen wurde, war die Schlacht ja noch im vollen Gange aber anscheinend muss Potter gewonnen haben.
Und verflucht noch mal, wie konnte er ihr helfen?
»Hast du eigentlich irgendwas gespürt? Oder hast du die letzten sechs Monate nur geschlafen«, sie senkte ihren Blick auf den Boden und umklammerte mit ihren Händen den Gurt ihrer Tasche.
»Es tut mir leid«, sie biss sich auf die Lippe und blieb stehen. Draco lief die letzten Schritte, bis er neben ihr stand.
»Ich weiß nicht ob du es weißt, aber ich habe dich mit dem Fluch getroffen. Aber ich wollte dich wirklich nicht treffen! Weißt du, ich hatte mich gerade mit einem Todesser duelliert und ich war schon so müde und ausgelaugt, das ich einfach nicht mehr richtig zielen konnte. Alles ist vor meinem Auge verschwommen. Ron… hat den Todesser vor mir erledigt aber ich hatte schon meinen Stupor abgefeuert und er ist mitten auf das Schlachtfeld und-«, sie brach ab und biss sich schon wieder auf die Lippe. Einige Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet und Draco hätte sie gerne weggewischt.
Er war ihr nicht böse.
Er konnte ihr nicht böse sein.
Dabei war sie an diesem ganzen Dilemma schuld! Warum zum Teufel, konnte er nicht wütend auf sie sein?
»Es tut mir leid«, wimmerte Granger fast, ehe sie sich entschlossen die Tränen aus den Augen wischte und starken Schrittes Richtung große Halle ging.
Draco wurde sofort mitgezogen und Granger hielt erst, als sie am Lehrertisch vor Professor McGonagall stand.
»Professor, haben Sie nach dem Unterricht kurz Zeit für mich?«, fragte Granger die Schulleiterin.
»Natürlich, Sie kennen ja das Passwort«, erwiderte die nur und Granger ging nickend zum Gryffindor Tisch.

 


Tag 4 - Teil 2

Granger schien ihn während des Unterrichts zu ignorieren. Na gut, es war wohl auch nicht schwer, wenn sie ihn weder sehen noch hören konnte. Jedenfalls schien sie ihn zu verdrängen und konzentrierte sich wie immer auf den Unterricht.
Seufzend ließ er sich das Geschwafel von Professor Slughorn über sich ergehen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, wenn Granger ganz Streber like mit ihrer Hand wedelte, wenn sie eine Antwort wusste. Und das tat sie wirklich bei jeder Frage.
Als der Unterricht dann endlich vorbei war, wurde Draco nervös, als sich Granger zusammen mit Potter und klein Weasley auf dem Weg zur Schulleiterin machten. Sie hatte den beiden am Frühstückstisch erzählt, dass sie vorhatte, die Schulleiterin zu fragen, was sie machen sollte und die beiden wollten mitkommen. Sollte ihm nur recht sein.
Hauptsache er würde endlich ein paar Antworten bekommen.
Granger nannte das Passwort vor dem Wasserspeier und der Weg zum Büro der Schulleiterin wurde frei. Sofort wurde er wieder mitgezogen, als Granger als Erstes die Treppe hochstieg.
Als sich dann endlich alle im Büro der Schulleiterin versammelt hatten, stellte er sich mit verschränkten Armen hinter Granger. Er sah ein Portrait von seinem Patenonkel Severus Snape an der Wand und wurde seiner Vermutung bestätigt, dass er Tod war.
Seufzend wandte er den Blick von dem Portrait ab und schaute wieder auf Granger, die Professor McGonagall gerade die Lage erklärte.
»Ehrlichgesagt habe ich noch nie etwas von einem Secret Ghost gehört«, murmelte die Schulleiterin und schielte zu den Portraits der verstorbenen Schulleiter, besonders zu Dumbeldore. Der strich sich nachdenklich durch seinen Bart.
»Ich habe auch nur Gerüchte davon gehört«, sagte er nachdenklich und Draco seufzte, wenn Dumbeldore nichts davon wüsste, wüsste wohl keiner etwas davon.
»Angeblich müssen Personen, die seit geraumer Zeit im Koma liegen, bestimmte Aufgaben erledigen, um wieder aufzuwachen«, sagte Dumbeldore dann. So ganz falsch lag er ja nicht, dachte Draco.
Allerdings waren die Gesichter der anderen immer noch ziemlich ratlos.
»Wissen sie, wie diese Aufgaben aussehen, Professor?«, fragte Granger dann und Dumbeldore fing an zu lächeln.
»Es hat etwas mit der Liebe zu tun«, grinste er leicht und Draco starrte ihn perplex an. Liebe? Wie kam er denn auf den Schwachsinn?
Granger schien genauso verwirrt und ihr Blick glitt zu Potter, der auch nur mit den Schultern zuckte.
»Vielleicht sollten sie seinen Körper besuchen«, kam es dann von Snapes Portrait. Draco schaute wieder zu ihm und fragte sich, wie er gestorben war. Oft war er mehr Vater für ihn gewesen, als sein richtiger Vater.
»Ich werde dir eine Sondergenehmigung für nächsten Samstag schreiben«, meinte McGonagall sofort, ehe Granger auch nur ein Wort sagen konnte.
Jetzt nickte sie leicht, schien aber immer noch ziemlich überfordert. Sie hatte sich offensichtlich auch Antworten erhofft und war wahrscheinlich genauso enttäusch keine bekommen zu haben, wie er.
»Danke Professor. Aber, sonst können wir nichts tun? Gibt es keine Möglichkeit, wie ich mich mit ihm verständigen könnte? Vielleicht weiß er ja, welche Aufgabe er erledigen muss?«, fragte Granger hoffnungsvoll und McGonagall runzelte die Stirn.
»Oh Minerva, guck mal in die unterste Schublade«, kam es wieder von Dumeldores Portrait und McGonagall kam seiner Aufforderung nach. Sie hob ein Gerät hoch, welches er nicht kannte. Wahrscheinlich war es ein Muggelgerät. Misstrauisch beobachtete er, wie McGonagall es genauso verwirrt musterte und auf den Tisch legte.
Granger ging näher zum Tisch, nahm das Gerät in die Hand und strich ehrfürchtig darüber..
»Das ist ein Polaroid, ein direkt druckender Fotoapparat, der Muggel«, sagte sie leise und drückte darauf rum. Sie hielt es vor ihrem Auge und Draco beobachtete, mit einer erhobenen Augenbraue und vor der Brust verschränkten Armen, wie sie sich wieder in die Richtung von Potter, klein Weasley und ihm drehte und das Gerät plötzlich ein Klickgeräusch von sich gab.
Potter und klein Weasley gingen zu Granger aber er blieb stehen und beobachtete weiter misstrauisch, wie das Gerät Geräusche von sich gab und langsam ein Stück Pergament oder etwas Ähnliches oben rauskam.
Schließlich siegte die Neugier und er kam näher, gerade als Granger das Pergament abriss und es betrachtete.
Sie schüttelte es leicht und hörte schließlich damit auf, um es anzusehen. Potter und klein Weasley standen so nah bei ihr, das er durch Potter gleiten musste, um einen Blick auf das Pergament werfen zu können.
Blinzelnd starrte er darauf. Am Anfang war das Bild einfach nur weiß. Aber jetzt kamen nach und nach mehr Farben. Langsam ließen sich Umrisse erkennen. Ganz klar konnte er Potter und klein Weasley erkennen.
Und dann war er da. Aber im Gegensatz zu Potter und klein Weasley, die gestochen scharf zu sehen waren, wirkte er verschwommen. Man konnte gerade seine verschränkten Arme erkennen, seine Gesichtszüge waren unergründlich.
»Damit ist wohl geklärt, dass es wirklich Malfoy ist«, Potter klang resigniert, als hätte er bis zu Letzt gehofft, dass es nicht wahr ist. Aber da hatten sie jetzt ihren Beweis. Draco war zwar immer noch fasziniert von dem Muggelgerät, zog sich jetzt aber zurück und dachte nach.
»Sie müssen der Person die Sie am meisten verletzt haben helfen.«
»Es hat etwas mit der Liebe zu tun.«
Diese zwei Sätze schwirrten in seinem Kopf herum, bis er seinen Blick wieder auf Granger richtete.
Hatte es wirklich etwas mit Liebe zu tun?
Seufzend strich er sich durch seine Haare und bekam nur noch mit, wie sich die drei Gryffindor Schüler bei Professor McGonagall verabschiedeten. Granger hielt das Gerät noch in der Hand.

Schweigend liefen die Drei in Richtung der Gryffindor Räume und Draco ließ sich einfach von Granger mitziehen. Er war einfach verwirrt. Was wenn Dumbeldore Recht hatte? Er hatte noch nie so für ein Mädchen empfunden. Er wusste gar nicht, wie es geht, wie es sich anfühlen sollte.
»Bei Dumbeldore hat irgendwie alles mit der Liebe zu tun«, durchbrach Potter irgendwann die Stille und Draco schaute zu ihm. Vielleicht hatte er Recht und Dumbeldore lag falsch mit seiner Aussage.
Granger zuckte nur mit den Schultern und wirkte genauso verwirrt wie er.
»Ich würde gerne mitkommen am Samstag«, kam es dann von klein Weasley und Granger schaute sie an.
»Ich würde das lieber alleine machen«, sagte sie und schaute entschuldigend in ihre Richtung.
»Okay«, kam es sofort zurück.
»Heute ist Donnerstag, dann ist morgen Freitag und übermorgen schon Samstag«, meinte Potter dann und Granger schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
»Echt, da wäre ich nicht von alleine drauf gekommen«, kam es sarkastisch von der Gryffindor zurück und Draco musste glucksten. Sowas hätte er ihr nicht zugetraut.
»Naja, meinst du, du bist bereit ihn zu besuchen?«, Potter blieb stehen und die anderen beiden machten es ihr nach.
»Ich will ihm helfen, das bin ich ihm schuldig«, sprach Granger leise, aber entschlossen.
»Ja… was hältst du davon einen Geistaustreiber mitzunehmen?«, machte Potter sofort weiter und Draco starrte ihn ungläubig an.
»Einen Geistaustreiber?«, kam es verwirrt von Granger. Dracos Blick glitt wieder zu ihr. Sie würde doch nicht zulassen, dass sie ihn austreiben? Oder doch? Konnte man ihn überhaupt austreiben?
»Naja, ich habe mich etwas schlaugemacht und das könnte dir helfen Malfoy los zuwerden.«
»Ich will ihn nicht loswerden, ich will ihm helfen!«
Erleichtert atmete Draco auf, als er ihre Worte vernahm.
»Er wird versuchen ihn in seinen Körper zurückzuziehen, also würdest du ihm zu helfen!«, Potter griff nach Grangers Arm und starrte ihr in die Augen. Als wollte er ihr versichern, dass er es nicht böse meinte.
»Ich überleg es mir«, damit lief Granger weiter und ließ die anderen beiden hinter sich. Draco konnte noch Potters Langgezogenes seufzen hören.

 


Tag 6 – Teil 1

Draco starrte auf Grangers schlafende Gestalt. Gestern hatte sie ihn ignoriert. Wenn ihre Freunde sie auf ihn ansprachen, schnitt sie ihnen das Wort ab. Als er ihre Haare aus Gewohnheit frisiert hatte, hatte sie nur geknirscht und war aus dem Raum geflüchtet.
Merlin verstehe einer die Frauen.
Als sie sich jetzt langsam regte, verließ er ihr Bett und ging zu dem Fenster. Er war schon etwas nervös. Gleich würden sie zu seinem Körper gehen. Vielleicht würde er noch heute wieder aufwachen und ein normales Leben führen können.
Granger ging Richtung Bad und Draco wurde mitgezogen. Er setzte sich mal wieder vor die Tür auf den Boden und starrte zu den anderen beiden Himmelbetten. Es war Samstag und anscheinend hatten sie keine Ambitionen früh aufzustehen.
Als Granger wieder aus dem Bad kam, trug sie Freizeitklamotten. Eine dunkelblaue Hose, einen roten Pullover und schwarze Schuhe. Sie ging wieder zu ihrem Bett und holte eine Handtasche unter dem Bett hervor.
Sie stopfte alle möglichen Dinge rein, viel zu schnell, als das er alle erkennen könnte, und nahm sich dann ihren Mantel.
Vor dem Spiegel blieb sie plötzlich stehen.
»Malfoy? Machst du den Zauber?«, fragte sie und starrte auf ihre Haare.
Also durfte er es doch wieder. Er sprach den Zauber und sofort fielen ihre Haare wieder in Wellen über ihre Schulter.
Granger nickte zufrieden und schaute zu den anderen beiden Betten. Aber in ihnen hatte sich immer noch nichts geregt und Granger verließ den Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum trafen sie sofort auf Potter, der lächelnd auf Granger zukam.
»Guten Morgen wollen wir zusammen frühstücken?«, kam es von Potter und Granger nickte.
Zusammen glitten sie durch das Portrait der fetten Dame und Draco wurde natürlich sofort mitgezogen.
»Hier«, Potter hielt Granger einen kleinen Zettel hin und Granger schaute ihn verwirrt an.
»Was ist das?«, fragte sie, als sie ihn entgegennahm.
»Das ist die Nummer von dem Geistaustreiber. Nur falls du es dir anders überlegst, dann kannst du ihn anrufen. Ich habe denen schon das Krankenhaus und so weiter gesagt«, Potter grinste unsicher und Draco hätte ihn am liebsten geschlagen.
Für ihn war klar, dass Potter ihn einfach loswerden wollte. Wahrscheinlich passte ihm der Gedanke nicht, dass sein früherer Erzfeind ziemlich in seiner Nähe war.
»Danke.«
Granger steckte sich den Zettel tatsächlich in ihre Tasche und Draco schnaubte nur beleidigt. Er hatte wirklich gedacht, dass sie zu ihm halten würde. Warum auch immer. Bisher hatte sie sich ihm ja ziemlich nett verhalten.
»Willst du sofort nach dem Frühstück aufbrechen?«, Draco ignorierte Potters Kommentar und starrte eine Ravenclaw Schülerin an.
Luna Lovegood. Granger war nicht auf die Idee gekommen sie noch einmal zu sprechen. Sie müsste einfach mehr wissen. Sie hatte ihn gespürt.
Leider war der Abstand zu groß und Draco wurde wieder einfach von Granger mitgezogen.
Als die beiden sich am Gryffindor Tisch setzen, ließ er sich wie gewohnt einfach auf dem Platz nieder, auf dem Potter saß.
Viel zu lange frühstückte Granger.
Er saß wie auf heißen Kohlen. Wollte endlich wissen, ob der Besuch etwas bringen würde.
Sein Blick bohrte sich in Granger, aber natürlich merkte sie es nicht.
Als sie dann endlich aufstand und die große Halle Richtung Eingangsportal verließ, wurde er nur noch nervöser. Potter trennte sich irgendwann von Granger und sie fuhr sich nervös durch die Haare.
Sie musste den Weg nach Hogsmeade laufen, um der Apperiergrenze zu entfliehen.
Mit jedem Schritt, den sie machte, wurde er immer ungeduldiger. Sie wohl auch, denn ihre Schritte wurde immer schneller.
Als sie dann endlich das Dorf erreicht hatte, apperierte sie sofort. Er wurde in dem bekannten Strudel mitgerissen.
Granger landete stolpernd in einer kleinen dunklen Gasse und schaute sich gehetzt um. Aber es war sonst niemand Weiteres zu sehen und sie verließ schließlich die Gasse.
Sie schlang ihren Mantel enger um sich und beschleunigte ihre Schritte wieder auf ein neues Höchsttempo, bis sie schließlich ein großes Gebäude betrat.
Es musste das Muggelkrankenhaus sein.
Draco schaute sich neugierig um.
Granger sprach mit einer Frau am Empfang und lief dann in Richtung eines Metallkastens.
Unsicher trat er die paar Schritte neben ihr und beobachtete, wie sie einen Knopf drückte, der plötzlich leuchtete. Dann gab es einen Ruck, die Türen schlossen sich und der Kasten bewegte sich plötzlich. Verwirrt starrte er zu Granger, für die es ziemlich normal zu seinen schien, denn sie starrte nur auf eine kleine Anzeige über den Türen, wo immer neue Nummern standen.
Und dann sagte einer, Muggel hätten keine Ahnung von Magie. Das hier musste doch etwas mit Magie zu tun haben.
Völlig überfordert wurde er von Granger mitgezogen, als sie den Metallkasten verließ, nachdem dieser gepiept hatte.
Merlin, die Muggelwelt war komisch.
Granger ging den Gang entlang und Draco versuchte so viele Eindrücke aufzunehmen, wie möglich.
Er war immer davon ausgegangen, dass die Muggelwelt langweilig wäre. Aber hier waren so viele Sachen, die er nicht verstand, die ihn auf dem ersten Blick faszinierten.
Granger hielt schließlich vor einer Tür und atmete noch einmal tief durch, als sie ihre Hand auf die Klinke legte.
Hinter der Tür müsste sein Körper liegen.
Die Aufregung, die sich teils schon wieder gelegt hatte, kam mit einem großen Hammer zurück und er beobachtete gebannt, wie Granger die Tür öffnete. Sie hatte nicht angeklopft, aber das war im Moment egal.
Er hielt den Atem am und dann sah er nur weiß.
Der komplette Raum war weiß. Nur einige der Muggelgeräte waren schwarz.
Granger betrat den Raum und Draco wurde sofort mitgezogen.
Da lag er.
In einem weißen Bett, mit einem weißen Bettlaken zugedeckt.
Seine blonden Haare waren viel zu lang und fielen fettig in seine Stirn, seine Haut war noch bleicher als sonst und er war an allen möglichen Muggelgeräten angeschlossen.
Von seiner Mutter keine Spur. Nicht einmal Blumen auf dem Nachttischschränkchen.
»Malfoy, du siehst aus wie ein Geist«, Grangers zweideutiger Kommentar ließ ihn nur kurz Grinsen, dann schaute er wieder gebannt auf seinen Körper und bewegte sich langsam darauf zu. Er war wie in einer Trance, angezogen von seinem Körper.
Zitternd hob er eine Hand und wollte seine Hand berühren, die einsam unter der Bettdecke hervorschaute.
Aber auch bei seinem Körper glitt seine Hand einfach durch.
Frustriert schnaubte er und wandte sich ab.
Er konnte den Anblick nicht mehr ertragen.
Er war ein Malfoy, stark und stolz.
Im Moment war er wohl eher gebrochen und hoffnungslos.
Erst jetzt fiel ihm das Stetige piepen eines der Geräte auf. Fasziniert starrte er die rote Linie an, die sich immer wieder im ähnlichen Muster wiederholte. Was sollte das darstellen, fragte er sich und wurde schließlich von Granger abgelenkt, die durch ihn durchging.
Sein Blick blieb an Granger hängen, die auch Anstalten machte, seine Hand zu berühren. Er hielt unbewusst die Luft an und hoffte, darauf es zu spüren.
Aber er spürte es nicht.
Sie schloss seine Hand in ihre, aber er spürte nichts.
Enttäuscht schnaubte er schon wieder.
»Spürst du das?«, fragte Granger flüsternd. Sein Schnauben verwandelte sich in ein tiefes enttäuschtes Seufzen und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Sie waren nicht so lang, wie die seines Körpers.
»Also spürst du es nicht«, Granger klang enttäuscht und leicht verzweifelt.
Was sollte dieser Besuch eigentlich bringen? Hatte er wirklich gehofft, er könnte in seinen Körper gleiten und alles wäre gut? Dass er Berührungen spüren könnte?
Frustriert schnaubte er schon wieder auf.
Es war klar, dass es nichts brachte, seinen Körper anzustarren.
Er musste Granger helfen, so wie es ihm gesagt wurde.
Dabei war er schon fast eine Woche bei Granger und hatte keine Ahnung, wie er es anstellen sollte. Sie versuchte ihm zu helfen, aber er sollte ihr helfen! Nur diese wage Andeutung von Dumbeldore, die ihm einfach nichts brachte. Er müsste Granger definitiv dazubekommen, noch einmal mit Lovegood zu sprechen. Das war sein neuer Strohhalm der Hoffnung, an dem er sich klammerte. Bisher sind alle eingeknickt.
Frustriert knirschte er mit den Zähnen und starrte Granger an, wie sie seinen Körper ansah. Sie hatte Mitleid.
»Was hältst du davon den Geistaustreiber doch zu versuchen?«, Granger klang unsicher und wollte nicht wirklich seine Bestätigung.
Dabei war er sich sicher, dass der tolle Geistaustreiber ihm nicht helfen könnte.
Granger holte den kleinen Zettel von Potter aus ihrer Tasche und starrte darauf.
»Das ist seine Telefonnummer. Er könnte in einer halben Stunde da sein, wenn ich ihn jetzt anrufe.«
Draco verstand kein Wort und schaute über ihrer Schulter auf den Zettel. Es standen wirklich nur ein paar Zahlen auf dem Zettel.
Granger nahm eines der Muggelgeräte und tippte darauf herum. Fasziniert beobachtete er, wie das Gerät ähnliche Piep Geräusche von sich gab, wie das andere, bis sich plötzlich eine Stimme meldete.
»Hallo?«
Es musste hundertprozentig aus diesem Ding kommen. Draco runzelte die Stirn und bückte sich, um besser hören zu können.
»Hier spricht Miss Granger. Ein Freund hat mir empfohlen mich bei ihnen zu melden«, sprach Granger in das Gerät.
»Ah, Miss Granger. Mister Potter hat uns schon gesagt, dass sie wahrscheinlich anrufen, wir sind in zehn Minuten da«, kam es komisch rauschend zurück.
Granger ließ das Gerät sinken und atmete tief ein und aus.
»Ich hoffe, das war die richtige Entscheidung«, murmelte sie und stellte das Gerät wieder dahin, wo sie es herhatte.
Es konnte nicht falsch sein.
Entweder er würde noch heute sterben.
Oder eben in drei Wochen. Was machte das schon für einen Unterschied?

 


Tag 6 – Teil 2

Misstrauisch starrte Draco den tollen Geistaustreiber an. Er kam vor ungefähr zehn Minuten und war seit dem damit beschäftig Granger schöne Augen zu machen.
Er hatte schwarze schulterlange Haare, die am Ansatz etwas fettig waren. Seine blauen Augen ließen Granger keine Sekunde aus den Augen und Draco konnte sich ein Knurren nicht verkneifen, als er sie „zufällig“ mit seiner Schulter streifte.
Draco fuhr sich durch die Haare und zwang sich dazu, den Blick wieder zu seinem Körper wandern zu lassen. Das piepen des Geräts war immer noch gleichmäßig und er blendete das Gesülze von dem Geistaustreiber in den Hintergrund.
Unerträglich lange erklärte er Granger, wie er ihn wieder in den Körper ziehen wollte. Angeblich hätte er es schon mehrmals gemacht und die Komapatienten wären aufgewacht.
Wer es glaubt, wird selig.
Skeptisch schaute er auf die Ausrüstung des Geistaustreibers. Hundertprozentig ein Hochstapler, dachte er sich und auch Granger wirkte etwas verkrampft und unsicher.
»Soll ich anfangen?«, die schmierige Stimme von dem Geistaustreiber hallte durch den Raum und Granger wirkte wie gelähmt.
»Äh…ja«, kam es etwas später zurück und sie schaute vorsichtig in die Richtung seines Körpers.
»Ähm Mister Willow, Sie sind sich ganz sicher, dass ihm nichts passieren kann?«, fragte Granger nach. Draco verdrehte nur die Augen. Als ob dieser Typ wirklich Ahnung davon hätte, was er macht.
»Natürlich Süße«, grinste dieser Mister Willow und kassierte einen bösen Blick von Draco, den er ja leider nicht sehen konnte.
Der schwarzhaarige zog jetzt noch seinen Zauberstab und fing an eine Beschwörungsformel aufzusagen. Grangers Blick lag dabei hoffnungsvoll auf ihm.

Als er schon dachte, dass wirklich nichts passieren würde, fing auf einmal sein rechtes Augenlied wie verrückt an zu zucken.
Er konnte es nicht unterdrücken aber es war auch nicht wirklich schlimm, nur nervig. Dracos Blick glitt zu seinem Körper aber da, war das Augenlied friedlich geschlossen.
Knurrend versuchte er eine Hand an sein Augenlied zu legen, weil es ihn mittlerweile wirklich tierisch nervte.
Dann hörte es plötzlich auf und Draco war kurz erleichtert, bis sein rechtes Knie einfach wegsackte und er auf seinen Hintern fiel. Verwirrt saß er auf dem Boden und war kurz froh, dass niemand seinen Sturz sehen konnte, bis er versuchte sein rechtes Bein zu bewegen.
Er konnte es nicht.
Wieder ließ er seinen Blick zu seinem Körper wandern, aber dort war immer noch keine Änderung zu sehen.
»So ein Stümper«, murmelte er und berührte sein Bein. Nicht mal seine eigenen Berührungen konnte er spüren.
Dieser tolle Mister Willow hatte sein Bein gelähmt.
Knurrend ließ er wieder seinen Blick auf den schwarzhaarigen wandern, der immer noch fleißig seine Beschwörungen aufsagte.
Als er seinen Körper gerade mit Weihwasser bespritzte, wollte er ihn wirklich an die Kehle springen.
Aber er konnte nicht.
Plötzlich fühlte er nur noch Schmerz.
Keuchend holte er Luft und hielt sich seine Brust.
Wenn er es nicht besser wissen würde, würde er sagen, dass er gerade einen Herzinfarkt hatte. Nur irgendwie am ganzen Körper.
Blinzelnd ließ er wieder einen Blick auf seinen Körper wandern. Aber es hatte sich nichts geändert.
Das Einzige, was durchdrehte, war das piep Geräusch des komischen Gerätes, welches sehr schnell geworden war.
Und Granger.
Er konnte vor lauter Dröhnen in seinem Kopf nicht genau verstehen, was sie sagte, aber sie schrie diesen tollen Mister Willow an und wirkte total verärgert und ließ ihren Blick ängstlich auf seinen Körper wandern.
Eine neue Welle des Schmerzes durchfuhr ihn und Draco krampfte auf dem Boden.
»Sie können mir doch nicht sagen, dass das normal ist!«, Granger kreischte so laut, das er es hören konnte.
Aber er verstand es nicht. Sein Verstand war wie in Watte gepackt und bereitete sich nur darauf vor die nächste Welle des Schmerzes zu überstehen. Er biss die Zähne zusammen und krallte eine Hand in das Hemd, welches er trug. Seine Fingernägel kratzten auf seiner Haut aber im Gegensatz zu den Schmerzen im Inneren, war es wohltuend.
Das laute Piepgeräusch war auf einmal lang und tief und seine dröhnenden Schmerzen waren plötzlich nur noch halb so schlimm.
Draco atmete laut aus und löste seine verkrampfte Hand von seiner Brust.
Irgendetwas stimmte hier gerade ganz und gar nicht.
Drei Personen mit weißen Kitteln stürmten in den Raum und Granger und dieser Stümper von Geistaustreiber wurden rausgescheucht.
Es gab hektische Anweisung.
Verschwommen konnte er sehen, wie sie schon wieder ein neues Gerät holten. Jemand hatte seine Brust freigelegt und legte das Gerät darauf.
Draco versuchte sich auf zu rappeln aber er sackte sofort wieder zusammen.
Frustriert fühlte er sein rechtes Bein und konnte es Gott sein Dank wieder leicht bewegen.
Er setzte sich mit seinem linken Arm auf und schaffte es dieses Mal sich zu halten.
Wieder glitt sein Blick zu den Personen, die Muggelheiler sein mussten.
»Weg von Tisch!«, konnte er verstehen und sah, wie sein Körper mehrere Zentimeter hochflog.
Er konnte nicht weiter darüber nachdenken, da der dröhnende Schmerz sofort wieder da war.
Und das noch schlimmer als vorher.
Sein Arm sackte weg und er kugelte sich auf den Boden. Er kniff die Augen zusammen, biss sich diesmal auf die Lippe und versuchte nicht verrückt zu werden.
Wann ist es endlich vorbei? War der einzige Gedanke, den er noch hatte.

Er vernahm wieder mehrere Stimmen um ihn herum und öffnete seine Augen einen Spalt breit. Die Muggelheiler waren weg und Granger war wieder da, samt dem ach so tollen Mister Willow.
»Sie müssen das sofort beenden!«, ihre Stimme klang immer noch panisch und etwas verzweifelt.
Dracos Sicht verschwamm und etwas Übernatürliches ließ ihn den starken Drang verspüren, zu seinem Körper zu gehen.
Er schaffte es immer noch nicht sich aufzusetzen, deswegen zog er sich mit seinen Armen langsam vorwärts. Den dröhnenden Schmerz ignorierend, zog er sich weiter und hatte nur noch ein Ziel. Seinen Körper.
Völlig unerwartet hatte sich der Schmerz auf einmal vollständig aufgelöst.
Draco blinzelte ein paar Mal und machte sich auf eine neue Welle bereit aber die blieb aus.
Verwirrt konnte er sich dieses Mal auch richtig aufrappeln.
Seine Hände zitterten, als er auf sie hinab blickte.
Er hatte wirklich keine Schmerzen mehr, im Gegenteil, er fühlte sich plötzlich stark und mächtig.
Er konnte all die Magie, die durch ihn floss, förmlich spüren.
Sie umgab ihn wie einen Mantel, war stark und präsent.
Er grinste leicht und ließ seinen Blick dann auf den Stümper wandern. Der war gerade dabei seine Utensilien einzupacken.
Ein böser Blick von Draco reichte, um ihn gegen die Wand zu schleudern.
Granger schrie erschreckt auf.
»Malfoy bist du noch da?«, fragte sie dann aber hoffnungsvoll. Für den am Boden liegenden Mister Willow hatte sie nicht viel üblich.
»Lumos«, sprach er leise und die leuchtende Kugel erschien größer und heller als je zuvor.

 


Tag 6 – Teil 3

Granger starrte seine Lumos Kugel an und war offensichtlich irritiert.
»Miss Granger«, der ach so tolle Mister Willow hatte sich aufgerappelt und sah Granger an.
Granger löste ihren Blick von seiner Kugel, die er jetzt mit einem „Nox“ verschwinden ließ.
»Ich denke, ich sollte jetzt gehen«, sagte Granger leise.
»Das Ritual muss beendet werden!«, sagte Willow ernst und brachte seine schwarzen Haare wieder in Form.
»Nein, nicht dass noch mal so etwas passiert«, Granger schüttelte entschlossen den Kopf und lief Richtung Tür.
»Du verstehst das nicht! Das letzte Mal, als ich das Ritual nicht beendet habe, ist die Besessene keine 24 Stunden später gestorben!«, Willow stellte sich Granger in den Weg. Seine Handfläche klatschte gegen die Tür und Granger zuckte erschrocken zurück.
»Keine Sorge, er wird mir nichts tun. Sonst hätte er es schon längst machen können«, Granger trat einen Schritt von Willow zurück. Dieser verschränkte seine Arme und schaute mürrisch zurück.
»Er hat mich eben angegriffen!«
»Ja er hat dich angegriffen, nicht mich«, erwiderte Granger fest, als sie sich an ihm vorbeischieben wollte.
Draco verlagerte unruhig sein Gewicht. Er hatte ein schlechtes Gefühl.
»Verstehst du nicht, es gab kurzzeitig eine Verbindung zwischen der Geisterwelt und unserer! Ich wollte ihn zurückschicken, aber wenn ich einen zurückschicke, kann in der Zeit auch jemand reinkommen, und wenn ich das Ritual nicht beende, bleibt dieser Geist in unserer Welt!«
»Woher willst du das wissen? Hast du irgendwelche Beweise? Und ich dachte, du wolltest ihn in seinen Körper schicken und nicht in die Geisterwelt«, zischte Granger kalt zurück.
Draco lächelte milde, Granger brauchte immer und überall Fakten und Beweise.
Als Willow ihr nur einen mitleidigen Blick schenkte, schob sie sich an ihm vorbei.
»Warte, was ist mit meiner Bezahlung?«
Granger blieb stehen und kramte in ihrer Manteltasche.
»Hier den Rest kannst du behalten!«, sagte sie wieder sehr kalt und drehte sich schwungvoll Richtung Krankenhausflur.
Draco beobachtete Willow noch so lange, wie er in seinem Blickfeld lag. Was wenn er Recht hatte? Kamen seinen Schmerzen durch einen anderen Geist? Und er hatte gar keinen Zauber gesprochen um Willow anzugreifen, war das vielleicht ein Geist, der sich bei ihm eingeschlichen hatte und verhindern wollte, das Willow ihn zurückschickte?
»Das war ein totaler Reinfall«, brummte Granger, während ihre Schritte auf dem leeren Krankenhausflur widerhallten.
Schnurstracks verließ Granger das Krankenhaus und ging wieder in die kleine, dunkle Gasse um sofort zu apperieren. Der bekannte Sog zog ihn mit und sie erschienen mitten auf dem Marktplatz in Hogsmeade.
Es waren jede Menge Schüler unterwegs und Granger zwängte sich durch die Massen Richtung Hogwarts.
Gott sei Dank musste er sich nicht die Mühe machen den ganzen entgegenkommenden Schülern auszuweichen. Wenn er jemals wieder seinen Körper zurückbekommen würde, müsste er sich bestimmt wieder daran gewöhnen, andere Menschen zu berühren.
Draco ließ seinen Blick wandern und blieb schließlich an „Weasleys Zauberhafte Scherzartikel“ hängen.
Er konnte sich gar nicht an ein Geschäft in Hogsmeade erinnern, nur an das aus der Winkelgasse.
Selbst aus der Entfernung konnte er sehen, dass der Laden brechend voll war.
Granger ging weiter und riss ihn mit, da der Abstand mal wieder zu klein wurde. Ihr Blick glitt nicht einmal in die Richtung von dem Weasley Laden. Sie steckte ihre Hände tief in ihre Manteltaschen und senkte ihren Blick Richtung Boden, sich weiter den Weg Richtung Hogwarts zu bahnen.
Stirnrunzelnd schaute er nochmal Richtung des Ladens und war sich ziemlich sicher einen bekannten Rotschopf zu erkennen. Ronald Weasley, er musste es sein.
Also war er doch nicht gestorben. Anscheinend wollte er einfach nicht seinen Abschluss machen, sondern direkt in dem Geschäft seiner Brüder arbeiten.
Aber war etwas zwischen Weasley und Granger vorgefallen oder warum besuchte sie ihn nicht? Sie waren doch befreundet?
Stirnrunzelnd wurde er weiter von Granger mitgezogen.
Granger lief vollkommen schweigend weiter, bis sie durch das Eingangsportal Hogwarts betrat.
»Ginny können wir reden?«, Granger hatte klein Weasley zwischen den Schülern erkannt, die jetzt grinsend auf sie zu kam.
»Hey, wie ist es denn gelaufen?«, fragte sie lächelnd.
»Lass uns im Schlafsaal reden okay? Ist Harry da?«, fragte Granger.
»Er ist noch bei Ron, ähm wir wollen morgen Nachmittag nochmal mit ihm einen Kaffee trinken gehen.«
Granger verzog ihr Gesicht und bestätigte Dracos Vermutung, dass etwas zwischen den beiden vorgefallen war.
»Komm schon Hermine, du kannst nicht ewig sauer auf ihn sein«, klein Weasley nahm Grangers Hand, während sie die Treppe Richtung Gryffindor Turm hochliefen.
»Doch kann ich«, meinte Granger nur und klein Weasley ging nicht weiter darauf ein.
Als die beiden das Portrait der fetten Dame erreichten, nannte Granger das Passwort und die beiden Schülerinnen gingen sofort in ihren Schlafsaal.
»Ist er noch da?«, fragte klein Weasley sofort, als die beiden ungestört waren und sich auf Hermines Bett setzten.
»Ginny, er hatte einen Herzstillstand! Er musste wiederbelebt werden«, Granger fuhr sich durch die Haare und Draco konnte genau ihren verwirrten, überforderten Blick sehen.
»Hey, das ist doch nicht deine Schuld«, klein Weasley nahm sie sofort in den Arm und Draco kam sich mal wieder ziemlich fehl am Platz vor. Als Granger dann auch noch anfing zu schluchzen, drehte er den beiden den Rücken zu und lief, soweit er konnte zum Fenster.
Er müsste ihr doch einfach nur irgendwie helfen.
Im Hintergrund konnte er Granger hören, wie sie klein Weasley alles erzählte, was vorgefallen war. Aber seine Gedanken liefen mal wieder auf Hochtouren. Definitiv musste er Granger dazubekommen, nochmal zu Lovegood zu gehen und vielleicht auch noch einmal zu McGonagall und Dumbeldores Portrait.
Er ließ seinen Blick wieder zu Granger wandern, die sich langsam wieder beruhigt hatte. Ihre Haare waren mittlerweile durch ihr ganzes durchfahren wieder ein kleines Vogelnest und sie sah ziemlich erschöpft und mitgenommen aus. Aber trotzdem hatte sie noch ihre natürliche Eleganz, die sie strahlen ließ.
Wenn er doch nur wüsste, wie er ihr helfen könnte.
»Und dann meinte dieser Willow, dass das letzte Mal, als er das Ritual vorzeitig beendet hat, die Besessene keine 24 Stunden später gestorben ist«, hörte er wieder ihre Stimme klar und deutlich.
»Also denkt dieser Willow, du könntest jetzt zwei Geister haben?«
Granger zuckte mit den Schultern.
»Naja, mach doch einfach ein Foto, dann hast du doch Gewissheit«, meinte klein Weasley und zeigte auf das Muggelgerät, welches ihr Dumbeldore und McGonagall damals geschenkt hatte.
Granger nahm das Muggelgerät und schaute nachdenklich darauf. Er hatte das kleine Gerät schon ganz vergessen.
»Malfoy könntest du dich dort vorne hinstellen?«, fragte Granger dann und zeigte auf die Wand neben dem Fenster. Er folgte ihrer Anweisung und wartete darauf, dass Granger etwas machte.
Sie stand auf, lief näher zu ihm und hielt sich das Gerät vor ihren Augen und es klickte. Tief ausatmend ließ Granger es sinken und setzte sich wieder auf ihr Bett. Klein Weasley rückte sofort näher, um auf das Stück Pergament zu schauen, das oben rauskam.
Das Gerät surrte und Stück für Stück kam das Pergament oben raus. Die beiden Mädchen schauten sich unsicher an und Draco setzte sich neben sie, um auch einen Blick auf das Bild zu werfen.
Es war am Anfang wieder nur weiß.
Granger riss es ab, legte das Muggelgerät weg und hielt mit zitternden Händen das Bild, wo jetzt nach und nach Farben auftauchte.
Draco biss sich auf die Lippe und starrte genau wie die anderen beiden das Bild an. Natürlich wusste er, dass er auf dem Bild erscheinen würde. Aber war er auch immer noch alleine?
Er hörte Granger erleichtert aufseufzen, als er seine Umrisse erkennen konnte. Wieder wirkte seine Gestalt verschwommen aber er war es definitiv.
»Es ist immer noch Malfoy«, seufzte Granger nochmal erleichtert und er sah aus dem Augenwinkel, dass klein Weasley nickte.

Keiner von ihnen bemerkte den kleinen, braunen unscheinbaren Fleck hinter Draco.

 


Tag 7

Es war Sonntag und Granger schlief lange.
Viel länger als normalerweise, viel zu ungewohnt.
Draco langweilte sich einfach.
Weil er nichts machen konnte, starrte er immer aus dem Fenster, wo er seit dem Morgengrauen ab und zu ein paar Schüler erkennen konnte, die wohl Frühsport machten aber ansonsten war nichts los.
Auch von den beiden anderen Gryffindor Mädchen hatte er bisher noch kein Lebenszeichen gehört.
Kein Wunder, am Sonntag würde er auch länger schlafen, nur hatte er das von Granger eben nicht erwartet.
Eigentlich hatte er sich vorgestellt, dass sie wieder vor dem Frühstück noch in die Bibliothek lief.
Gelangweilt schaute er weiter aus dem Fenster, bis sich bei klein Weasleys Bett etwas regte. Aber sie lief auch nur ins Badezimmer und sonst passierte nichts.
Draco seufzte und ging auf Grangers Bett zu.
Es war immer noch interessanter sie beim Schlafen zu beobachten, als sinnlos aus dem Fenster zu starren und sich vorzustellen, einfach mit seinem Besen wegzufliegen.
Er glitt durch die Vorhänge und setzte sich, wie schon so oft, im Schneidersitz neben Granger, die heute relativ ruhig schlief.
Natürlich hatte sie ihre Haare mal wieder auf dem ganzen Kopfkissen verteilt aber ihre Atemzüge waren tief und regelmäßig.
Draco stütze seinen Kopf auf seinen Armen ab und beobachtete Granger weiter, bis sie sich schließlich leicht regte und die Nase kräuselte.
Sofort musste er grinsen. Er fand es süß, wie sie schließlich verschlafen ihre Augen öffnete und sich streckte.
Granger setzte sich auf und strich sich durch ihre Haare. Dann seufzte sie und zog den Vorhang zur Seite.
Klein Weasley kam gerade aus dem Bad.
»Gib mir 15 Minuten, dann können wir zusammen zum Frühstücken«, gähnte Granger und klein Weasley nickte.
Granger verschwand im Bad und kam wenig später zurück, um mit klein Weasley zur großen Halle zu gehen.
Im Gemeinschaftsraum trafen sie noch auf Potter, der anscheinend auf sie gewartet hatte.
»Und wie lief das Treffen gestern?«, fragte er sofort an Granger gewandt, deren Gesicht sich sofort verdunkelte.
»Nicht gut«, sagte sie dann knappt und ging als Erstes durch das Portrait.
Potter warf klein Weasley einen fragenden Blick zu, die einfach den Kopf schüttelte und wohl signalisieren sollte, nicht weiter nachzufragen.
Schweigend liefen die Drei weiter Richtung große Halle und nur ab und zu sah man andere Schüler, da es für einen Sonntag immer noch recht früh war.
Gelangweilt starrte Draco auf die Schüler, die schon auf waren, und blieb schließlich an einer blonden Ravenclaw hängen.
Geschockt sie zu sehen, wollte er auf sie zu gehen, wurde aber sofort von Granger mitgezogen.
Grummelt schaute er Lovegood hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Er müsste Granger irgendwie dazu bringen, nochmal mit ihr zu reden.
Am Gryffindor Tisch angekommen, ließ er sich wieder auf den Platz nieder, wo schon Potter saß und konnte mal wieder nichts anderes machen, als die drei beim Frühstücken beobachten.
»Hermine, ich glaube Malfoy muss wissen, was er machen muss und wie er es machen muss. Vielleicht solltest du einfach warten und ihn machen lassen?«, fing Potter irgendwann ein Gespräch an.
Draco starrte auf das Marmeladenglas vor ihm und konnte seine Wut nicht unterdrücken.
Wenn er wüsste, was er machen müsste, dann wäre er doch schon längst nicht mehr hier!
Das Glas zersprang und die Gryffindor Schüler im Umkreis wurden von den Splittern und der Marmelade getroffen.
»War das Antwort genug?«, murmelte Granger, während sie ihren Zauberstab hervorholte und schnell einige Zauber murmelte, um die Sauerei zu entfernen.
Draco starrte aber weiter verwirrt auf die Stelle, wo eben noch das Marmeladenglas stand. Er wollte es doch gar nicht zerstören.
»Naja, kommst du denn jetzt gleich mit?«, fragte Potter einfach, und ehe Granger auch nur den Mund aufmachen konnte, mischte sich klein Weasley ein und packte den Arm von Granger.
»Bitte«, sagte sie in einem schmeichelnden Ton und schaute Granger mit großen Hundeaugen an.
Draco schmunzelte, als Granger dann auch noch ergeben seufzte.
»Na gut, aber erwartet nicht, dass alles gut ist. Ich habe ihm immer noch nicht verziehen«, brummte Granger und klein Weasley strahlte sie an.
»Und ich will nicht, das Ron von Malfoy erfährt ok?«, fügte sie noch hinzu und die beiden anderen nickten.
Kaum hatten die Drei zu Ende gefrühstückt, verließen sie die große Halle und liefen Richtung Schlossportal.
Wahrscheinlich durften erwachsene Schüler auch am Sonntag nach Hogsmeade, anders konnte er es sich nicht erklären, dass die Drei nicht die Einzigen waren.

Als die Drei das Zaubererdorf erreichten, gingen sie sofort zu dem Laden von Weasley, der allerdings geschlossen hatte.
Potter klopfte und Ronald Weasley öffnete wenig später die Tür. Er grinste seine Freunde an und sein Blick blieb etwas länger an Granger hängen.
Draco konnte die komische Atmosphäre richtig spüren. Zwischen den beiden war definitiv nicht alles gut.
Weasley trat einen Schritt zur Seite und seine Freunde traten ein.
»Können wir reden?«, fragte Weasley sofort an Granger gewandt, die schließlich ergeben nickte.
Weasley schaute zu Potter und seiner Schwester, die den Wink wohl verstanden.
»Wir lassen euch dann mal alleine«, meinte Potter, nahm klein Weasley an die Hand und verschwanden in einem Raum, wo „Privat“ an der Tür stand.
Weasley schaute wieder Granger an und ging einen Schritt auf sie zu. Aber sie wich sofort einen Schritt zurück.
»Hermine, wirklich es tut mir leid. Wenn ich nur die Zeit zurückdrehen könnte.«
»Das kannst du aber nicht«, Granger hatte ihre Arme verschränkt und Draco hatte plötzlich das Bedürfnis ihr beizustehen.
Weasley ging wieder einen Schritt auf Granger zu und Draco stellte sich vor sie. Natürlich konnte ihn das Wiesel nicht sehen.
»Hermine, ich würde uns noch eine Chance geben«, das Wiesel hatte seine Hand gehoben und schwebte in der Luft vor Draco und Granger, die hörbar schnaubte.
»Ron, du hast mich in dem Moment verloren, in dem du mit dieser Schlampe geschlafen hast!«, schrie sie dann und irgendwas bei Draco setzte aus.
Das Wiesel hatte Granger also betrogen.
Er hatte es geahnt, aber es jetzt zu wissen, machte es nicht besser.
Er wurde wütend. Stinke wütend und er wusste nicht einmal wieso.
Dunkle Energie sammelte sich und er spürte, wie er die Kontrolle verlor.
Wie in einem Film sah er, das Weasley weggeschleudert wurde und gegen ein Regal krachte und unter verschiedenen Scherzartikel begraben wurde.
Granger schrie auf und rannte auf ihn zu, womit Draco mitgezogen wurde.
Aber es hörte nicht auf.
Weasley windete sich vor Schmerzen.
Und Draco hatte keine Kontrolle darüber. Er war es. Da war er sich ganz sicher, er folterte Weasley mit dem Cruciatus.
»Malfoy hör auf!«, schrie Granger immer wieder und umarmte Weasley, der wild am Zucken war.
Irgendwann rannte Potter in den Raum angelockt von den Schreien und blieb erst entsetzt stehen und starrte auf das Szenario.
Dann rannte er zu seinen beiden Freunden und hockte sich neben Hermine.
»Hermine, lauf, wenn es Malfoy ist, dann hört es auf, sobald er außer Reichweite ist«, meinte Potter hetzend und Granger rappelte sich auf.
Sie warf einen letzten Blick auf Weasley, dann drehte sie sich um und rannte.
Draco konnte nur so lange auf den miesen Weasley starren, bis er dank Granger aus seinem Blickfeld verschwand.
Dann hörte es auf. Die dunkle Energie war weg und er konnte wieder klar denken.
Aber Granger rannte immer noch.
Aus dem Laden war sie schon und jetzt rannte sie Richtung Hogwarts.
Draco konnte sehen, wie ihr die Tränen über die Wange liefen.
Das hatte er nicht gewollt.
Wirklich, er wollte Weasley nicht angreifen. Etwas in ihm hatte sich selbstständig gemacht, mit seiner Wut.
Irgendwann blieb sie erschöpft stehen und stützte sich auf ihren Knien ab. Immer noch schluchzte sie regelmäßig und schien sich gar nicht mehr zu beruhigen.
»Warum hast du das gemacht?«, fragte sie mit verweinter Stimme und bekam natürlich keine Antwort.
Unwohl machte Draco einen Schritt auf Granger zu und hätte sie am liebsten umarmt.
Dieses Mal war keine Weasley da, die sie trösten konnte und er hasste es, wenn Mädchen weinten.
Granger atmete jetzt tief durch und schien sich endlich beruhigt zu haben. Mit verschlossener Miene wischte sie sich ihre Tränen weg und Draco wüsste nur zu gerne, was sie gerade dachte.

 



Tag 8 – Teil 1

Den gestrigen Tag hatte Granger nicht reagiert. Sie hatte sich in ihr Bett verzogen, mit gleich zwei dicken Schmökern und war nur aufgestanden, wenn sich auf Toilette musste. Nicht einmal zum Abendessen war sie gegangen.
Dementsprechend langweilig war ihm gewesen.
Und jetzt am Montag stand sie schon um fünf Uhr in der Früh auf und griff nach dem Polaroid auf ihrem Nachtisch.
Sie sagte kein Wort, schaute einfach nur darauf.
Dann seufzte sie und nahm das Bild, welches sie Samstag von ihm gemacht hatte, und schaute es an.
Draco trat etwas näher und konnte sehen, wie sie ihre Stirn runzelte. War ihr etwas aufgefallen?
»Malfoy?«, fragte sie in den Raum hinein. Ihre Stimme klang ungewohnt kalt und er beeilte sich, die Lumos Kugel erscheinen zu lassen.
»Stell dich bitte wieder dorthin«, sagte sie einfach und zeigte auf die Stelle, wo er schon Samstag gestanden hatte, als sie das Foto gemacht hatte.
Wieder kam er ihrer Aufforderung nach und stellte sich an die Stelle.
Granger bediente das kleine Gerät und das Pergament kam wieder langsam oben raus.
Diesmal blieb er auf der Stelle stehen und beobachtete Granger gebannt, wie sie das Pergament Abriss und darauf starrte, als ob es ihr alle Fragen beantworten könnte.
Plötzlich wurde sie aschfahl und griff nach dem Foto von Samstag und hielt es neben dem neuen.
Schnell setzte sich Draco jetzt in Bewegung und setzte sich neben sie.
Er konnte wieder sich selbst auf dem Foto ausmachen. Aber er war nicht alleine.
Jetzt sah er den braunen Fleck auf dem Foto von Samstag. Auf dem Neuen, war der Fleck eindeutig ein dunkler Schatten hinter ihm. Die Silhouette einer Frau.
Ein eiskalter Schauer fuhr über seinen Rücken und er schaute hinter sich. Aber er konnte niemanden entdecken.
Wieder schaute er zu Granger, die immer noch geschockt wirkte und die Bilder zitternd nebeneinander hielt.
Dann sprang sie plötzlich auf und rannt auf das Bett von klein Weasley zu. Ohne Rücksicht riss sie den Vorhang zur Seite und rüttelte die schlafende Person einfach wach.
»Ginny«, meinte sie dann, als die arme verwirrt die Augen öffnete.
Sofort hatte sie die beiden Bilder unter der Nase und musste verwirrt blinzeln, um überhaupt etwas erkennen zu können.
»Malfoy ist nicht alleine. Siehst du das auch?«, fragte Granger aufgeputscht und klein Weasley setzte sich aufrecht hin. Ohne einen Kommentar nahm sie die Fotos und schaute sie stirnrunzelnd an.
»Das ist mir Samstag gar nicht aufgefallen«, sagte sie leise mit schlaftrunkener Stimme.
»Weißt du, wer das sein könnte?«, fragte Granger aber einfach weiter.
»Nein, aber es ist eindeutig eine Frau, man sieht hier eindeutig die ausgeprägte Hüfte und den Busen«, meinte sie nachdenklich und schaute dann zu Granger auf.
»Was machst du denn jetzt?«, fragte sie und gab ihr die Bilder zurück.
»Keine Ahnung. Aber dieser Geistaustreiber hat genau das Gegenteil gebracht, er hat mir einen Geist mehr gegeben«, schnaubte Granger und ging zurück zu ihrem Bett.
»Und dieser Geist scheint nicht so nett zu sein wie Malfoy. Meinst du, sie hat Ron angegriffen?«, klein Weasley war aufgestanden.
»Ich denke es, vorher ist Malfoy ja noch nie gewalttätig geworden«, mit diesem Kommentar verschwand sie im Bad um wenig später in Schuluniform zurückzukommen.
»Ich gehe zu Professor McGonagall«, Granger nahm die beiden Bilder und wandte sich zum Ausgang des Schlafsaals.
»Gib mir fünf Minuten, dann komme ich mit«, rief klein Weasley und stolperte schnell ins Badezimmer.
Unruhig wartete Granger und sie sah genauso aus, wie er sich fühlte. Verwirrt, verdammt hoffnungslos und auch etwas ängstlich.
Anstatt ihr zu helfen, bereitete er ihr nur noch mehr Sorgen und Probleme und er wusste nicht, ob sich das irgendwie auf seine Aufgabe auswirken könnte.
Draco wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die beiden Gryffindor Mädchen eilig auf dem Weg zur Schulleiterin machten. So ganz wusste er nicht, was es bringen sollte.
Wenn dieser andere Geist wüsste, wie man ihn zurückschicken würde, würde er es doch sicher verhindern?
Ihm war schon etwas mulmig zumute, da er das Gefühl hatte, von dem anderen Geist beobachtet zu werden.
Als Granger das Passwort am Wasserspeier sagte und die Treppe regelrecht hochrannte, war ihm immer noch nicht klar, wie es um ihn stand.
Nervös starrte er einfach auf Granger, die schon das Büro der Schulleiterin betrat. Er schritt die wenigen Schritte, die der Abstand erlaubt hatte zu ihr hin, und musterte sie. Klammerte sich an etwas fest, was er kannte. Und ihre Gesichtszüge kannte er mittlerweile auswendig.
»Miss Granger?«, sichtlich verwirrt schaute Professor McGonagall Granger zu dieser frühen Stunde an.
»Und Miss Weasley?«, ergänzte sie, als klein Weasley auch ziemlich aus der Puste den Raum betrat.
»Was führt sie denn so früh zu mir?«, fragte die Schulleiterin und bot den beiden durch eine Geste an sich zu setzten, aber Granger ging die letzten Schritte zu ihrem Pult und legte die beiden Bilder darauf.
»Sehen sie den Schatten?«, fragte sie auch außer Atem und die Schulleiterin setzte sich ihre Brille richtig auf die Nase, ehe sie die Fotos in die Hand nahm und anschaute.
»Ein zweiter Geist? Ist das möglich?«, murmelte sie verwirrt und schob die Brille nochmal etwas mehr auf die Nase.
Die Portraits der ehemaligen Schulleiter schliefen noch. Einzigallein Severus Snape war wach und starrte gewohnt missbilligend auf die beiden Gryffindor Schüler.
»Severus, weißt du, was das zu bedeuten hat?«, Professor McGonagall stand auf und lief die wenigen Schritte zu dem Portrait von Snape, um ihm die Bilder zu zeigen.
Snapes Miene verfinsterte sich und Draco war kurz, also würde er seinen Blick auf sich spüren aber dann wanderten seine Augen suchend durch den Raum und er hatte ihn definitiv nicht gesehen.
»Draco wurde offensichtlich selbst von einem Geist befallen«, sagte er dann, seine Miene wieder neutral.
»Faszinierend«, auch Dumbeldores Portrait war auch aufgewacht und konnte einen Blick auf die beiden Bilder werfen.
Nervös glitt Dracos Blick wieder zu Granger, die hoffnungsvoll zu Dumbeldore sah.
»Anhand der Farbe würde ich sagen, dass es ein dunkler Geist ist, der durch negative Gefühle Stärke gewinnt«, fuhr Dumbeldore fort und bei Draco machte es klick.
Als er den Geistaustreiber angegriffen hatte, war er wütend auf ihn, weil er dachte, dass er an seinen Schmerzen schuld sei.
Als er das Marmeladenglas zerspringen lassen hat, war er wütend über Potters Aussage.
Und als er Weasley angegriffen hat, war er wütend, weil er erfahren hatte, dass er Granger betrogen hatte.
Auch wenn er immer noch nicht wusste, warum es ihn eigentlich so sehr störte.
Wieder glitt sein Blick zu Granger.
Theoretisch musste er nur positiv denken.
Dann konnte der Geist ihm nichts anhaben und er würde ihr nicht schaden.
Aber es war einfacher gesagt als getan, besonders für einen Malfoy.

 



Tag 8 – Teil 2

Nicht negativ denken.
Nicht negativ denken.
Wie ein Mantra wiederholte Draco diese Worte ständig, um ja nicht in Versuchung zu geraten, wegen irgendetwas wütend zu werden.
Tief einatmend öffnete er wieder seine Augen und schaute zu Granger, die ihm gegenübersaß und gerade Potter alles über das Treffen im Schulleiterbüro erzählte.
Da er wie gewohnt auf Potters Platz saß, sah sie ihn an.
Natürlich sah sie eigentlich Potter an, aber er mochte das Gefühl, wie ihre Augen in seine Richtung schauten und sich hin und wieder ein kleines Lächeln in ihrem Mundwinkel zweigte.
Nur hatte sie heute Morgen nicht viel zu lachen.
Von den Professoren hatte sie keine weitere Hilfe bekommen. Granger wurde lediglich empfohlen, noch einmal ins Krankenhaus zu gehen und den Geistaustreiber um Hilfe zu bitten.
Und genau dies versuchte sie gerade auch Potter beizubringen.
»Aber meinst du nicht, das Malfoy wieder wütend wird?«
»Er weiß doch jetzt auch, dass er nicht wütend werden darf und bisher ist heute noch nichts passiert«, Granger klang sehr überzeugend und griff jetzt auch noch nach Potters Arm.
»Ich muss nochmal ins Krankenhaus, auch wenn du es nicht gut findest. Die Nummer von diesem Willow habe ich ja«, beendete Granger ihre Rede und sogar Draco war von ihrer Standhaftigkeit beeindruckt.
»Na schön, aber diesmal werde ich mitkommen«, brummte Potter jetzt bestätigend und Granger nickte erfreut.
»Ich habe von Professor McGonagall eine Sondergenehmigung für morgen bekommen«, sagte sie dann und schaute rüber zu klein Weasley.
»Willst du auch mitkommen? Ich werde McGonagall fragen, ob sie auch euch beiden die Sondergenehmigung gibt.«
»Gerne«, grinste klein Weasley.
Draco schnaubte, als ob Professor McGonagall gleich drei Schüler an einem Schultag erlauben würde, dem Unterricht fernzubleiben. Bei Granger verstand er es ja, trotz seiner Anwesenheit ließ sie in keinem der Unterrichtsfächer nach. Aber Potter war immer noch nicht der beste Schüler.
»Ich gehe heute Abend eben zu Ron um Mister Willow anzurufen, das er morgen auch kommt«, meinte Potter dann. Anscheinend funktioniert dieses Muggelgerät nicht in Hogwarts.
»Ist gut«, nickte Granger und widmete sich wieder ihrem Essen.
Wie konnte sie eigentlich so ruhig bleiben, wenn sie wusste, dass noch ein zweiter Geist an ihm hing?
Draco schnaubte.
Nicht negativ denken, rief er sich wieder in Erinnerung und ließ seinen Blick über den Tisch wandern.
Ihn nervte es einfach so untätig zu sein.
So nutzlos.
Nicht negativ denken.
Die Drei Gryffindors beendeten ihr Frühstück und liefen zu ihrer ersten Unterrichtsstunde.
Die Unterrichtsstunden zogen sich wie ein Kaugummi dahin und Draco musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht in sein grimmiges Ich zu wechseln.
Stattdessen konzentrierte er sich mal wieder auf Granger, die heute aber so spannend war, wie ein Glas Kürbissaft.
Es erschien ihm wirklich so, als ob sie ihn und die Probleme die sich mit ihm ergaben, komplett ignorierte.

Er war richtig stolz auf sich, als Granger ihren Schultag ohne Vorkommnisse beenden konnte.
Irgendwie hatte er es dann doch geschafft, negative Gefühle zu unterdrücken.
Beim Abendessen hatte er Lovegood angestarrt und mal wieder überlegt, wie er Granger dazu bringen, konnte mit ihr zu reden.
Leider war ihm immer noch keine brillante Lösung eingefallen.

Als sich Granger jetzt bettfertig machte und er auf dem Boden vor dem Badezimmer saß, graute es ihm vor die Nacht.
So viele Stunden, in denen er sich nicht durch Granger Handlungen von seinen Gedanken lösen konnte.
Granger ging jetzt durch ihn hindurch zu ihrem Bett und zog die Vorhänge zu.
Langsam setzte sich Draco auf und ging zu ihrem Bett.
Er glitt durch den Vorhang und setzte sich im Schneidersitz neben sie.
Es könnte eine lange Nacht werden.
Hauptsache, der Geistaustreiber würde ihm morgen helfen.
Obwohl er wirklich keine große Hoffnung in Mister ach so toll Willow setzte.
Ob seine Hoffnungslosigkeit wohl auch als negativ angesehen wurde?
Verzweifelt raufte er sich die Haare, bis ihm bewusst wurde, dass es wohl auch negativ angesehen werden würde.
Tief durchatmend starrte er Granger an und versuchte sich an eine gute Erinnerung zu erinnern.
Wenn er nicht negativ denken konnte, würde es vielleicht helfen positiv zu denken?
Er biss sich auf seine Lippe und zog sich etwas näher zu Granger.
Lange schaute er in ihre entspanntes Gesicht und fast automatisch musste er lächeln.
»Hermine«, er wusste nicht, ob er den Namen jemals schon ausgesprochen hatte. Dementsprechend fremd und ungewohnt klang er aus seinem Mund.
»Hermine«, wiederholte er noch einmal, diesmal schon fester und sicherer.
Das Lächeln auf seinen Lippen wuchs.
Granger war offiziell gestrichen, ab jetzt war sie Hermine. Fragte sich nur, ob es ihm helfen würde.
»Draco«
Geschockt hob er seinen Blick und schaute sich suchend im Kreis um. Diese Stimme würde er unter Hunderten erkennen.

 


Tag 9 - Teil 1

»Draco«
Geschockt hob er seinen Blick und schaute sich suchend im Kreis um. Diese Stimme würde er unter Hunderten erkennen.
»Mutter?«
Seine Stimme hallte im Schlafsaal wieder aber egal wie oft er sich drehend umschaute, er fand nicht die Person zu der Stimme.
Und seine Mutter konnte doch kein Geist sein?
Oder war sie Tod?
Aber ein dunkler Geist?
»Liebe ist der Schlüssel Draco.«
Wieder dröhnte die Stimme seiner Mutter in Dracos Kopf und ließ ihn fast verzweifeln. Sie konnte doch nicht Tod sein.
»Liebe sie und komm wieder zum Leben.«
»Mutter, was ist passiert?«, fragte er in der Hoffnung antworten zu bekommen.
Er bekam keine Antwort.
»Mutter?«, fragte er wieder in die Stille.
»Du darfst nicht in Selbstmitleid verfallen, dann wird Bella nur noch stärker. Ich bin ihr gefolgt, als sie sich an dich gehängt hat. Es tut mir leid, wenn du dadurch Schmerzen hattest. Draco, du musst hoffnungsvoll bleiben, ansonsten wird Bella immer mehr Macht über dich bekommen. Ich kann im Moment nur mit dir sprechen, weil du den ersten Schritt in die richtige Richtung getan hast. Liebe sie aufrichtig Draco. Du kannst es.«
Die Worte prasselten so schnell auf ihn ein, dass er sich seinen schmerzenden Kopf halten musste.
Schwer atmend starrte er auf den Boden unter sich und versuchte das schnell Gesprochene zu verarbeiten.
Seine Mutter klang gehetzt, als ob sie nicht viel Zeit gehabt hätte, ihm aber trotzdem alles Erklären wollte.
Stöhnend ließ er sich wieder auf Grangers, nein Hermines Bett sinken.
Der dunkle Geist war seine verrückte Tante Bellatrix.
Irgendwie hatte er das schon geahnt, aber die Bestätigung ließ ihm nur noch einmal einen kalten Schauer über den Rücken jagen.
Sie würde vor nichts zurückschrecken.
Sie würde Gran- Hermine umbringen, wenn er sie nicht daran hindern würde.
Draco ließ seinen Blick auf die schlafende wandern.
Seine Mutter hatte ihm eine Antwort gegeben.
Eine Antwort auf eine Frage, die er sich schon gestellt hatte, seit er hier war.
Er musste ihr nicht helfen. Wahrscheinlich war es nur eine Farce, um ihn zu verwirren.
Nein, er musste sie lieben.
Aber wie sollte er sich richtig in sie verlieben, wenn er nicht einmal mit ihr reden konnte?
Langsam legte er sich wieder neben sie und schaute sie an.
Keine Frage, er fand sie attraktiv.
Aber er wusste immer noch nicht, wie sich Liebe anfühlte.

Lange lag er neben sie, schaute sie einfach nur an und überlegte, was die Liebe war, was sie ausmachte.
Bis sie sich schließlich regte.
Er registrierte ihre Bewegungen, wenn sie sich nach dem Wecker streckte, als süß. Aber war es auch liebenswert?
Nur weil er eine Person als süß empfand, liebte er sie noch nicht, oder?
Verwirrt über sich selbst, versuchte er nicht mehr weiter darüber nachzudenken, um dem Rat seiner Mutter zu folgen.
Kein Selbstmitleid und keine Hoffnungslosigkeit.
Er wusste, was er machen musste, er hatte Hoffnung.

Nachdem Hermine aus dem Bad kam, sprach er den Frisierzauber, ohne dass sie ihn aufforderte und er sah ihr verzücktes Lächeln, als sie es merkte.
Dann griff sie nach dem Polaroid und Draco positionierte sich an der gleichen Stelle, wie schon die letzten Male.
»Malfoy stellst du dich wieder dort hin?«, vernahm er ihre Stimme und in ihm wuchs der Wunsch, das sie ihn auch mit Vornamen anreden sollte.
Ein leichtes Lächeln huschte auf seinen Lippen, bei der Vorstellung, wie sein Name aus ihren Lippe klingen würde.
Genau in dem Moment, hörte er das Klacken des Gerätes und Hermine setzte sich auf ihr Bett zurück.
Schnell überbrückte er den Abstand und setzte sich neben sie.
Wieder kam das Pergament oben raus und Draco konnte es nicht erwarten, das Resultat zu sehen.
Wie die anderen Male, war das Pergament am Anfang weiß. Kurz fragte er sich, wie das Ganze funktionierte, aber dann kam die erste Farbe.
Wieder sah er sich. Verschwommen, aber da.
Rechts hinter ihm war der dunkle Geist. Er wirkte kleiner, aber er war immer noch da.
Dafür war auf seiner linken Seite, ein heller Geist. Nicht komplett weiß, eher hellgrau.
Seine Mutter.
Bittere Erkenntnis traf ihn. Sie war ein Geist, also muss sie gestorben sein.
Taub starrte er auf ihre Erscheinung.
Dann schüttelte er schnell den Kopf. Er dürfte nicht zu viel darüber nachdenken. Trauer war auch negativ.
Sein Blick ging zu Hermines Gesicht, die ja nichts von dem zweiten Geist, seiner Mutter wissen konnte. Sie schaute das Bild ziemlich verwirrt an.
»Was zur Hölle?«, murmelte sie dann auch noch und stand auf. Wenige Schritte lief sie zu klein Weasleys Bett.
Vielleicht sollte er auch anfangen, sie beim Vornamen zu nennen? Ginevra. Ginny?
»Ginny«, Hermine hatte wieder ihren Vorhang zur Seite gerissen und rüttelte aufgeregt an ihrer Schulter.
»Was ist den heute schon wieder«, brummte sie verschlafen, schien aber einzusehen, dass Hermine kein Erbarmen kannte.
»Vermehren die sich jetzt oder was?«, kam es verwirrt von ihr, nachdem sie sich aufgesetzt hatte und das Bild in die Hand nahm.
»Der dunkle Geist ist kleiner, aber jetzt ist da dieser hellere Geist. Meist du, er ist das Gegenteil von dem dunklen Geist und bekommt durch positive Gefühle stärke?«
»Was? Hermine ich bin gerade aufgewacht, ich kann jetzt noch nicht mit dir irgendwelche Vermutungen aufstellen«, gähnte sie und ließ sich wieder rückwärts in die Kissen fallen.
Hermine schnaubte.
»Na Dankeschön.«
Dann schaute sie wieder auf das Bild.
»Was machst du nur Malfoy?«


Tag 9 - Teil 2

»Hoffentlich können sie jetzt alles erledigen, und sich danach wieder voll dem Unterricht widmen«, Professor McGonagall überreichte den drei Gryffindor Schülern, eine Genehmigung heute dem Unterricht fernzubleiben und stattdessen in das Muggelkrankenhaus zu gehen.
Zu seinem Körper.
»Danke Professor«, lächelte Hermine, nickte noch einmal in ihre Richtung und dann machten sich die Drei auf den Weg.
Sie brauchten viel länger als Hermine beim letzten Mal alleine.
»Was hat Ron gestern eigentlich gesagt?«, fragte Hermine irgendwann Potter. Auch wenn er klein Weasley mittlerweile als Ginny sah, Potter würde für ihn immer Potter bleiben.
»Ich habe ihm ja von Malfoy erzählt, es ging ja nicht anders, nachdem er ihn angegriffen hat. Naja, ihm geht es gut, aber er war ziemlich wütend«, meinte Potter und zuckte mit den Schultern.
»Hm«, brummte Hermine und starrte auf den Boden. Nicht mehr lange und die Drei hätten Hogsmeade erreicht und würden endlich apparieren können.
»Mister Willow war übrigens erstaunt das du noch lebst Hermine. Er hat sich am Anfang auch geweigert heute zu kommen, da er glaubt, das Malfoy ihn angreifen würde, oder eben dieser andere Geist. Erst als ich ihm das doppelte Geld angeboten habe, hat er zugestimmt.«
Sofort lagen alle Blicke bei Potter.
»Dieser Typ ist so ätzend. Er hätte mich ruhig vorwarnen können, was alles passieren könnte, dann hätte ich dem Ganzen gar nicht erst zugestimmt und jetzt will er nur Profit machen«, schnaubte Hermine.

Als sie endlich Hogsmeade erreichten, apparierten sie sofort und landeten wieder in der dunklen Gasse unweit des Muggelkrankenhauses.
Schweigend betraten sie das Gebäude und diesmal lief Hermine sofort auf den Metallkasten zu.
In seinem Zimmer wartete schon Mister Willow.
Draco starrte ihn an und musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht wütend zu werden. Schnauben wandte er sich ab und schaute zu seinem Körper, der immer noch blas, war aber immerhin hatten sie seine Haare mal wieder gewaschen.
»Wie soll das Ganze heute ablaufen?«, hörte er Hermines Stimme und schaute wieder zu ihr. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und schaute Mister Willow argwöhnisch an.
»Nun ich werde das Ritual durchführen, die Geisterwelt öffnen und den Geist zurückschicken«, sagte er kühl und reihte seine Utensilien auf.
»Es sind zwei Geister«, meinte Potter.
»Zwei Geister?«
Mister Willow starrte panisch zu Hermine, griff schon nach seiner Tasche und packte alle Utensilien wieder ein.
»Das hätten sie erwähnen müssen. Das ist eine doppelte Gefährdung für mich«, mit diesen Worten drehte er sich um und lief eilig zur Tür, wo sich Potter ihm im Weg stellte.
»Sie haben das angerichtet, also werden sie das auch wieder ausbügeln«, brummte er ihn an.
Mister Willow schüttelte panisch seinen Kopf und starrte zu Hermine.
»Das Ganze ist eine ganz andere Dimension. Der Geist von dem Jungen könnte dabei Schäden von sich tragen und damit auch die Seele. Wollen sie das riskieren?«, fragte er Hermine und für Draco war eigentlich sofort klar, das er sich nur irgendwie aus der Misere ziehen wollte.
»Warum haben sie mich nicht sofort gewarnt?«, fragte sie unsicher und schaute zu Potter, der ihr zunickte.
Hermine griff in ihre Manteltasche und holte das Bild von heute Morgen raus.
»Dieser helle Geist nährt sich von guten Gefühlen und ist damit friedfertig oder? Der dunkle Geist nährt sich von negativen Gefühlen und ist bösartig. Vielleicht können sie es schaffen nur den bösartigen Geist zu entfernen?«
Fasziniert schaute Mister Willow sich das Bild an.
»Das ist erstaunlich«, murmelte er.
»Können sie jetzt helfen oder nicht?«, fauchte Potter ihn jetzt an und Mister Willow zuckte zusammen.
»Ich muss mich darauf vorbereiten«, fing er an, seine Augen immer noch auf das Bild fixiert.
»Wie lange?«, fragte Granger sofort und Draco bekam ein schlechtes Gefühl.
Was wenn er einfach nur abhauen wollte?
»Mindestens drei Tage, ich muss einige Bücher studieren, ob es überhaupt jemals so einen Fall gegeben hat, um das Risiko abzuwägen und vielleicht etwas an meinem Zauber zu ändern.«
»Samstag um die gleiche Uhrzeit«, sagte Hermine, nachdem sie Potter und Ginny einen fragenden Blick zugeworfen hatte.
Samstag.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag müsste er es noch schaffen, seine negativen Gefühle zu unterdrücken. Vom angebrochenen Tag heute ganz zu schweigen.
Draco schluckte und starrte wieder zu Hermine, die auch nicht wirklich glücklich aussah.
Mister Willow nahm wieder seine Tasche und quetschte sich nach einer knappen Verabschiedung an Potter vorbei.
Potter und Ginny kamen wieder auf Hermine zu.
»Wollen wir?«, fragte Ginny und Hermines Blick glitt zu seinem Körper.
»Ich komme nach«, murmelte sie und die anderen beiden verließen tatsächlich ohne weiteres nachfragen den Raum.
Hermine zögerte erst etwas und zog dann einen Stuhl neben dem Bett um sich darauf zu setzten.
Sie stützte ihre Arme auf der Matratze ab, legte ihr Kinn auf die Hände und starrte zu seinem Gesicht.
Draco ging auf die andere Seite des Bettes, um sie ansehen zu können.
Sie wirkte einfach nur nachdenklich.
»Malfoy weißt du, wer die Geister sind?«, fragte sie dann auf einmal.
Draco hatte nicht wirklich mit einer neuen Fragestunde gerechnet aber er ließ trotzdem schnell seine Lumoskugel erscheinen und wieder verschwinden.
Sie war immer noch so groß, wie damals, als sie das erste Mal hier im Krankenhaus waren.
»Der dunkle Geist ist deine Tante Bellatrix oder?«, stellte sie die nächste Frage und kurz verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck.
»Lumos«, murmelte er und kam sich irgendwie schrecklich dabei vor. Schnell ließ er sie wieder verschwinden.
Seine Tante hatte sie gefoltert und jetzt wusste sie, dass sie wieder um sie herum war.
»Das habe ich mir gedacht.«
Sie seufzte kurz auf, schloss ihre Augen, nur um dann wieder zu seinem schlafenden Körper zu schauen.
»Ist der zweite Geist auch aus deiner Familie?«, fragte sie dann.
Wieder ließ er die Kugel erscheinen und verschwinden.
Eine kleine Denkfalte bildete sich auf ihrer Stirn.
»Der helle Geist, deine Mutter?«
Es klang mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage, trotzdem bestätigte er ihre Annahme, indem er wieder die Lumoskugel erscheinen und verschwinden ließ.
»Du weißt, was du machen musst oder? Was deine Aufgabe ist?«
Wieder ließ er die Kugel erscheinen und verschwinden.
Hermine schloss ihre Augen und schien nachzudenken.
Etwas nervös wartete er auf eine neue Frage.
Sie war eindeutig die klügste Hexe, die er kannte. Vielleicht hatte sie den richtigen Riecher?
Sie öffnete wieder ihre Augen, setzte sich wieder normal auf ihren Stuhl und fuhr sich durch die Haare.
»Wenn ich nur wüsste, was es ist«

 


Tag 11 - Teil 1

Draco starrte seine Hand an und konzentrierte sich.
Die letzten Tage hatte er sich darauf konzentriert die Magie, die von den anderen beiden Geistern kam zu kontrollieren, sie gezielt durch seinen Körper fließen zu lassen.
Es war eine willkommene Abwechslung in den langen Nächten gewesen und jetzt schien er Erfolg zu haben.
Er konnte spüren, wie seine Hand kribbelte.
Seine komplette Magie sammelte sich gerade in seinen Fingerspitzen.
Kurz hob er seinen Blick, um Hermine konzentriert vor ihren Zaubertränkekessel zu sehen.
Etwas zögernd streckte er seine Hand aus und berührte sie ganz vorsichtig am Arm.
Sie schrie erschrocken auf, ließ alle Zutaten, die sie in der Hand hatte, auf einmal in den Kessel fallen und schaute erschrocken suchend in seine Richtung.
Er hatte sie berührt.
Er hatte sie wirklich berührt.
Grinsend schaute er wieder auf seine Fingerspitzen, die immer noch kribbelten und eben, für einen kurzen Moment, Wärme gespürt hatten.
Ob sie Kälte gespürt hatte?
»Miss Granger, ist alles in Ordnung mit ihnen?«
Genau in dem Moment explodierte der Kessel von Hermine und sie duckte sich kreischend unter dem Tisch.
»Miss Granger!«
Slughorn kam aufgeregt angerannt und starrte erst zwei Sekunden seine Schülerin an.
Draco musste leicht glucksen.
Wahrscheinlich hatte Hermine gerade das erste Mal überhaupt ihren Kessel zum Sprengen gebracht.
»Ist alles in Ordnung mit ihnen?«
»Ich ähm ja«, man konnte ihr die Verwirrung ansehen, als sie wieder unter dem Tisch hervor kam. Trotzdem hatte sie einiges der klebrigen Masse an sich kleben, die Slughorn jetzt schnell mit seinem Zauberstab verschwinden ließ.
»Fangen sie einfach von vorne an, ich denke, bei ihnen kann ich erwarten, dass sie es trotzdem noch schaffen«, aufmunternd lächelte Slughorn Hermine an, die jetzt leicht nickend wieder zum Zutatenschrank lief.
Er wurde von ihr mitgezogen, da der Abstand mal wieder zu klein wurde, und nahm in der Zwischenzeit schon sein nächstes Ziel in Visier.
Potter, der verwundert Hermine beobachtete, die immer noch leicht neben der Spur die neuen Zutaten zu ihrem Platz brachte.
»Hermine, was ist los?«, fragte er sie jetzt leise.
»Später«, flüsterte sie jetzt zurück, als sie wieder vor dem Kessel neben Potters seinen stand.
Grinsend ging er die paar Schritte zu Potter und ließ seinen Zeigefinger auf die Narbe von Potters Stirn sinken.
Er schrie nicht auf.
Er wurde leichenblass.
Sein Blick glitt zu Hermine und dann rieb er sich fragend die Stirn.
»Hat dich auch gerade etwas sehr Kaltes berührt?«, flüsterte er in ihre Richtung.
Sofort hatte er die Aufmerksamkeit von ihr.
»Es hat sich fast so angefühlt, als wenn Peeves durch einen durchfliegt«, ergänzte Potter und Hermine seufzte.
»Weißt du eigentlich wie sehr du mich erschreckt hast Malfoy?«, grummelte sie jetzt und widmete sich wieder ihrem Trank.
Schweigend schaute er ihr dabei zu, bis er wieder seine Hand ansah.
Seine Fingerspitzen kribbelten immer noch.
Er hatte so lange daran versucht, dass er gar nicht wusste, was er damit machen sollte, wenn es funktionierte. Und kleine Streiche brachten ihn auch nicht weiter.
Mit einem Mal kam ihm eine Idee.
Wenn er es schaffen würde, eine Feder zu halten, könnte er dann schreiben?
Jetzt starrte er Grangers Feder, mit dem Tintenfässchen und das fast leere Blatt Pergament daneben an.
Aufgeregt griff er nach der Feder, aber egal wie sehr er es auch versuchte, nur mit den Fingerspitzen, konnte er sie nicht halten.
Kurz schnaufte er, dann ließ er seinen Blick auf das Tintenfässchen wandern.
Seufzend, da es sich eigentlich nicht für einen Malfoy gehörte, ließ er seinen Zeigefinger in das Gefäß sinken und starrte jetzt das Pergament an.
Was sollte er schreiben?
Er kaute sich leicht nachdenklich auf die Lippe, bis er seinen Finger aus dem Gefäß holte und ein verkrüppeltes Herz auf das Pergament malte.
Er zog seine Nase kraus und starrte das Herz an.
Das hätte er wirklich besser machen können.
Seufzend ließ er nochmal seinen Zeigefinger in das Tintengefäß wandern und versuchte jetzt richtig zu schreiben.
Leicht zitternd, da er nicht wirklich volle Kontrolle hatte, setzte er an.
»Liebe ist die Aufgabe«, wollte er schreiben.
Aber dank einigen Tintentropfen konnte man es nicht wirklich erkennen.
Liebe konnte man auch als Hiebe deuten.
Er wollte es gerade nochmal versuchen, als Potter das Pergament in die Hand nahm.
»Hiebe ist du Wufyalie?«
Na super, man konnte es also wirklich nicht erkennen.
Draco schaute zu Hermine, die Potter nur einen kurzen Blick zuwarf und sich dann wieder ihrem Kessel widmete.
Potter ließ das Pergament wieder schulterzuckend auf den Tisch liegen und Draco starrte es an.
Die restliche Stunde versuchte er so gut es ging zu schreiben, aber man konnte es nicht lesen. Und je mehr er schrieb, desto unübersichtlicher wurde es.
»Harry, was hast du mit dem Pergament gemacht?«, fragte Hermine am Ende der Stunde.
»Ich würde sagen dein Geist hat deine Tinte als Fingerfarbe benutzt.«
»Was?«, Hermine schaute sich das Pergament an, faltete es dann sauber und steckte es sich in die Umhangtasche.
Da Zaubertränke die letzte Stunde war, ging Hermine mit ihren Freunden Abendessen.
Ab und zu, berührten seine Fingerspitzen andere Schüler, die sich erschrocken umdrehten und nach einer Quelle suchten, sie aber nicht fanden.
Auch mit der Tinte blieben seine Finger wohl unsichtbar für die Lebenden.

Selbst als Hermine sich am späteren Abend in den Mädchenschlafsaal zurückzog, kribbelten seine Finger noch.
Draco fragte sich gerade, wie lange es noch so andauern würde, ob er die Magie wieder in seinen ganzen Körper schicken könnte, als er Kopfschmerzen bekam.
Verwirrt knirschte er mit den Zähnen und drückte seine Hände gegen seine Schläfen.
Keuchend versuchte er an etwas Gutes, an etwas Positives zu denken.
»Spar es dir Draco, ich habe so viel von deinen negativen Gefühlen gesammelt, das du mich damit auch nicht mehr vertreiben kannst. Deine Frustration, bei deiner kleinen Malstunde eben hat mir den benötigten Rest gegeben«, seine Tante stand keinen Meter von ihm entfernt und seine Kopfschmerzen waren wie weggeblasen.
Sie trat auf ihn zu und griff nach seinem Kinn. Komischerweise konnte sie ihn berühren und zwang ihn mit einem harten Griff sie anzusehen.
Eingenommen von ihrer teuflischen Persönlichkeit konnte er sie nur anstarren. Wie er selbst war ihre Haut weiß und sie leuchtete. Selbst der eigentlich dunkle Todesserumhang schimmerte hell. Sie grinste ihn süffisant an und Draco musste unmerklich schlucken.
»Oh Draco, es tut mir leid für dich aber ich werde diese einmalige Chance nutzen und das Schlammblut töten!«



Tag 11 - Teil 2

»Nein!«, Draco hatte sich erst aus seiner erschrockenen Starre befreien können, als seine Tante schon durch die Badezimmertür glitt, hinter der sich Hermine befand.
Sofort rannte er ihr hinterher.
Seine Tante stand mit einem ihrer teuflisch, durchgeknallten Grinsen mitten im Raum und schaute auf die Dusche, unter der sich Hermine befand.
Dank der milchigen Tür konnte er nur ihre Umrisse erkennen. Das Wasser plätscherte fröhlich vor sich hin und ihm war fast so, als könnte er die Feuchtigkeit in der Luft spüren.
Draco lief schnell auf die Tür zu und stellte sich davor, seine Tante fragend anschauend.
Sie war auch ein Geist, also konnte sie genauso wenig wie er Magie benutzen.
»Bitte hör auf damit. Finde doch einfach deinen Frieden«, kaum hatten diese Worte seine Lippen verlassen, wurde seine Tante wütend.
»Dieses Schlammblut muss sterben! Dann kann ich meinen Frieden finden! Und du willst sie auch noch beschützen, ist dir eigentlich klar, dass sie Schuld an deiner Verletzung ist?«
Ihr teuflische Lache brachte Draco einen kalten Schauer über den Rücken und er schluckte, als sie einen Schritt auf ihn zutrat.
»Sie muss sterben, sie hätte es schon damals im Malfoy Manor tun sollen«, zischte sie jetzt und kam in ihrer Kampfhaltung auf ihn zu.
Draco wusste, dass es jetzt nichts gab, was seine Tante beruhigen konnte.
Sie wollte Blut sehen.
»Ich liebe sie.«
»Oh bitte, wenn du sie richtig lieben würdest, wärst du schon nicht mehr hier, denkst du ich habe deine Mutter nicht gehört?«
»Bitte Tante, willst du, dass der letzte Malfoy stirbt?«, versuchte er es auf dieser Tour, aber der Blick seiner Tante blieb hart.
»Dein Vater lebt noch«, knirschte sie und stand ihm jetzt gegenüber.
»Und jetzt geh mir aus dem Weg Draco!«
Natürlich rührte er sich nicht vom Fleck und starrte seine Tante jetzt böse an.
Sie seufzte jetzt.
»Meinst du, du hältst mich auf, wenn du einfach nur dastehst?«, sie grinste tückisch und auf einmal schrie Hermine.
Panisch drehte er sich um.
»Hattest du schon mal gebrühtes Schlammblut?«
Viel mehr Dampfschwaden sickerte durch die Schlitze der Tür und durch die Draco jetzt eilig glitt.
Kurz starrte er auf Hermine, die erst versuchte den Wasserhahn zu schließen und dann die Tür aufzumachen.
Ihre Haut war jetzt schon gerötet, das Wasser musste wirklich kochen.
Ihren nackten Körper ignorieren, machte er das Erste, was ihm einfiel.
Seine kalten Fingerspitzen berührten den Wasserstrahl oben am Duschkopf.
Fast augenblicklich gefror das Wasser, und als Draco seine Fingerspitzen richtig auf den Duschkopf legte, gefror der ganze Zufluss.
»Oh Draco, du zögerst das unvermeidliche nur noch heraus«, hörte er die Stimme von seiner Tante, aber er beachtete sie nicht.
Er schaute zu Hermine, die jetzt zitterte und immer noch versuchte die Tür aufzumachen. Ihren Zauberstab hatte sie unter der Dusche natürlich nicht dabei.
»Ginny!«, schrie sie, als Draco versuchte die Magie von seinen Fingerspitzen zu lösen, um wieder richtige Zaubersprüche zu benutzten.
So sehr er es auch versuchte, er schaffte es nicht.
Ein Teil der Magie musste ihn verlassen haben, als seine Tante sich von ihm gespalten hatte.
Unsicher, was er machen sollte, schaute er wieder zu Hermine, die immer noch stark zitternd nach ihrer Freundin schrie.
Schluckend glitt halb durch die Tür um seine Tante im Blickfeld zu haben, die sich gerade die Inneneinrichtung des Badezimmers anschaute.
Sie ließ eine Nagelschere auf ihn zuschweben, die klappernd an der Duschwand abprallte und zu Boden fiel.
»Dein Schlammblut sitz in der Falle und du kannst ihr doch nicht helfen«, sang sie vor sich hin und Draco hoffte einfach darauf, das bald jemand Hermines Rufe hören würde.
Immer mehr Hygieneartikel prallten an der Duschwand ab und Draco beobachtete sie kritisch.
Was immer sie da gerade machte, sie verschwendete ihre Magie, und wenn er an etwas Gutes denken würde, könnte er sie vielleicht verbannen.
Draco zog sich zurück und starrte auf Hermine, die sich Mitterlerweile auf den Boden eingeigelt hatte und immer noch stark zitterte.
Das Wasser, was er gefroren hatte, war zum größten Teil geschmolzen, aber anscheinend war es immer noch kalt.
Ihre Unterlippe war blau gefärbt und ihre Nase und ihre Wangen gefährlich gerötet.
Es konnte unmöglich alles von seinem gefrorenen Wasser kommen. Seine Tante musste einen kälte Zauber benutzt haben.
Er atmete einmal tief durch, um nicht wütend zu werden, das würde sie nur noch stärken.
Energisch glitt er durch die Tür und stellte sich seiner Tante in den Weg, die ihn wieder tückisch anlächelte.
»Na, willst du das Schlammblut retten, um dich selbst zu retten?«
Und jetzt wurde sich Draco über etwas klar.
Er wollte ihr helfen, weil er ihr helfen wollte.
Er wollte sie retten, weil er sie retten wollte.
Es ging hier nicht um ihn, nicht in erste Linie.
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, was seine Tante verwundert zu Kenntnis nahm.
»Nein, ich will sie retten, weil-«, er stockte.
Er wusste nicht, warum er sie retten wollte.
Nicht, weil es um ihn ging.
Nein, weil sie ihm wichtig war.
Weil sie ihm ans Herz gewachsen ist.
Weil er ihre Nähe mochte, sie brauchte.
Ist das Liebe?
Nicht an sich selbst zu denken, sondern an den Menschen, den man liebt?
»Nein, ich will sie retten, weil ich sie liebe«
Das Lächeln auf seinen Lippen wuchs, während er dem durchbohrenden Blick seiner Tante standhielt. Er liebte sie wirklich.
Ihr Lächeln, das ihn komplett einnehmen konnte.
Ihre Augen, die immer wissbegierig irgendwelche Bücher lasen.
Selbst ihre störrischen Haare, die sich nur mit einem Zauber bändigen ließen. Wie ihr immer eine Strähne in die Stirn fiel, wenn sie lass.
Draco hätte noch sie viel aufzählen können doch der Boden unter seinen Füßen verschwand.
Er fiel.

Schwer atmend starrte er auf den Tresen vor sich.
Sein Blick hob sich panisch und erkannte die kleinwüchsige Frau, die er hier schon einmal gesehen hatte. Er war wieder in der Halle vom Anfang.
Aber er hatte nur einen Gedanken.
Was war mit Hermine?
»Mister Malfoy.«
Sofort hatte die kleine Frau seine Aufmerksamkeit.
»Was ist mit Hermine?«, fragte er, mit einer panisch sich überschlagenden Stimme und lehnte sich soweit es ging vor.
Der gleichgültige Gesichtsausdruck blieb bei der Frau.
»Sie haben geschummelt, Sie hatten Hilfe von gleich zwei anderen Geistern.«

 


Tag X

Sein Blick hob sich panisch und erkannte die kleinwüchsige Frau, die er hier schon einmal gesehen hatte.
Aber er hatte nur einen Gedanken.
Was war mit Hermine?
»Mister Malfoy.«
Sofort hatte die kleine Frau seine Aufmerksamkeit.
»Was ist mit Hermine?«, fragte er und lehnte sich soweit es ging vor.
Der gleichgültige Gesichtsausdruck blieb bei der Frau.
»Sie haben geschummelt, Sie hatten Hilfe von gleich zwei anderen Geistern.«
»Hilfe? Der eine Geist hat versucht sie umzubringen! Und bitte sagen sie mir, was mit Hermine ist!«
Panisch ließ Draco seinen Blick durch die Halle wandern, auf der Suche nach einem braunen Lockenkopf, der vielleicht auch hier wäre. Glücklicherweise fand er nicht eine Person, die Hermine ähnelte.
»Nun ob gewollte Hilfe oder nicht, es ist gegen die Regeln. Somit ist ihre zweite Chance ungültig«, sprach die Frau aus und Draco konnte sie nur aus großen Augen anschauen.
»Ungültig?«, fragte er fast mit heiserer Stimme.
»Ja, ungültig. Sie werden in die Hölle kommen.«
Draco brauchte eine Sekunde um das zu verarbeiten. Vielleicht hatte er es verdient, aber warum musste man ihm vorher solche Hoffnungen machen. Seufzend schloss er seine Augen und griff sich mit einer Hand an den Nasenrücken.
»Sagen sie mir einfach vorher, was mit Hermine passiert ist, dass sie lebt«, murmelte er und richtete den Blick wieder auf die Frau.
Sie musterte ihn prüfend.
»Nun sie haben den Test eigentlich bestanden und scheinen sich gut entwickelt zu haben«, nachdenklich schaute sie ihn an, bis sie wie wild anfing, in ihren Unterlagen zu blättern.
»Es gibt eine Sonderreglung für so einen Fall«, sagte sie und lächelte ganz leicht, nur um ihn dann wieder Ausdrucklos anzuschauen.
»Sind Sie bereit alles zu riskieren und vielleicht nichts zu gewinnen?«, fragte sie dann und Draco nickte verwirrt.
»Sie haben jetzt die Wahl, entweder sie können in den Himmel gehen und wissen das Miss Granger lebt oder-«
Draco starrte sie an. Er konnte förmlich spüren, wie ihm der Atem wegblieb. Ihm wurde der Himmel zur Wahl gelassen, was wäre dann die andere Möglichkeit?
»Oder Sie werden aufwachen und sich nicht mehr an Miss Granger erinnern können. Gar nicht mehr, es wird für Sie, als hätten Sie, sie noch nie gesehen. Zudem wird Ihre Seele verflucht und Sie werden auf jeden Fall in der Hölle enden. Natürlich vergessen Sie auch alles, was Ihnen als Geist wiederfahren ist.«
Draco ließ die Worte auf sich sacken. Er wollte Hermine nicht vergessen. Aber wenn er die Chance hatte, wollte er auch leben.
»Was ist mit Hermine? Wird sie wissen, wer ich bin?«, fragte er.
»Ja und es gibt noch eine Sonderheit. Sie ist Ihre Seelenverwandte, und wenn Sie auch ihre sind, wird ein Kuss der wahren Liebe Sie wieder erinnern lassen und zudem Ihre Seele heilen.«
»Wie groß ist diese Möglichkeit?«, fragte er sofort betäubt von dem Angebot. Er wäre ein Narr, wenn er es ausschlagen würde, oder?
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wie entscheiden Sie sich? Bitte zügig.«
»Ich ... ich will leben und hoffen, dass ich ihre Seelenverwandter bin«, sagte er zögerlich und schaute nervös zu der Frau.
»Gute Entscheidung«, war das Letzte, was er hörte.


Draco öffnete langsam seine Augen und kniff sie zusammen, um sich an das plötzliche helle Licht zu gewöhnen.
Was war passiert?
Verwirrt schaffte er es diesmal seine Augen komplett zu öffnen. Das stetige Piepen eines Gerätes verwirrte ihn noch mehr und er kniff seine Augen noch einmal kurz zusammen um sich zu sammeln.
Wo war er?
Er schaute sich um. Er schien in einem Krankenhaus zu sein. Aber es war ganz sicher nicht das St. Mungo.
Dann polterte es auf einmal und seine Zimmertür wurde aufgerissen.
Eine hektisch atmende braunhaarige junge Frau stand in der Tür und starrte ihn aus großen Augen an.
Einen Moment lang lag ihm ein Name auf seiner Zunge, aber dann war er weg. Er kannte sie nicht.
»Malfoy«, ihre Stimme war schwach und zitterte.
Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken. Es war, als ob er sie kennen müsste.
Die Frau stolperte in den Raum und warf sich ihm um den Hals.
»Du lebst«, schluchzte sie und er konnte ihren Atem an seinem Hals fühlen. Ihre Arme waren so stark um seinen Oberkörper geschlungen, dass es weh tat.
Verwirrt und total überfordert legte er seine Arme sanft auf ihren Rücken.
»Du lebst«, schluchzte sie wieder und presste sich noch näher an ihn.
Er schluckte nur und wusste nicht, was er denken sollte. Sie kannte ihn offensichtlich. Aber für ihn war sie fremd und auch die Umarmung kam ihm nicht bekannt vor.
»Draco?«, sie hatte sich leicht von ihm gelöst und schaute ihm jetzt ins Gesicht. Einige Tränen glitzerten in ihren Augen. Er schluckte und wusste nicht, was er sagen sollte. Wahrscheinlich war er einfach der Falsche, sie hatte sich in der Tür geirrt und verwechselte ihn mit jemand.
»Draco?«, fragte sie wieder und legte ihre Hand auf seine Wange. Hitze breitete sich von ihr aus und sein Herz fing an schneller zu schlagen.
Er wusste nicht, was es war, sie zog ihn in ihren Bann.
»Wer bist du?«, fragte er schließlich mit kratzender Stimme und ihre braunen Augen weiteten sich vor Schreck.
Sie ließ ihre Hand von seiner Wange sinken und biss sich auf ihre Lippe.
»Was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?«, fragte sie, senkte ihren Blick und schaute ihn nicht mehr an.
Er runzelte seine Stirn und versuchte sich zu erinnern.
Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war das er mitten auf dem Schlachtfeld hinterrücks von einem Fluch getroffen wurde. Er konnte nicht einmal sagen, was für ein Fluch es gewesen war.
»Ich wurde von einem Fluch getroffen und bin gefallen«, murmelte er immer noch mit kratziger Stimme.
»Kannst du mir Wasser holen?«, fragte er die Frau, die nur verwirrt nickte und den Raum verließ.
Nachdenklich starrte er ihr nach, bis eine Krankenschwester den Raum betrat.
»Wie erfreulich, Sie sind aufgewacht. Ich bin Schwester Anica, die letzten Monate haben Sie mich nur mit Ihrer schlafenden Anwesenheit beehrt.«
Eine mollige Frau betrat seinen Raum und brachte ihm eine Wasserflasche und ein Glas, welches sie erst füllte und ihm dann hinhielt.
»Danke«, murmelte er verwirrt und trank es in einem Zug aus.
Die Krankenschwester machte etwas mit den Geräten, aber Draco starrte nur auf die Tür.
Wartete darauf, dass sie zurückkommen würde.
Aber sie kam nicht.



»Draco.«
Er war bereits den zweiten Tag wieder wach und fragte sich, wann er endlich entlassen werden würde. Ihm fehlte doch nichts, der Muggelarzt hatte irgendwas von Reha gefaselt aber er hatte nicht verstanden, was sie von ihm wollten.
Jetzt schaute er auf und sah seine Tante Andromeda Tonks.
»Du kannst heute mit mir kommen, wir werden noch zu einem Heiler gehen, der dich durchcheckt«, sagte sie und Draco nickte schnell.
Seit seine Tante gestern schon hier war und ihm erzählt hatte, was er alles verpasst hatte, war er stumm.
Seine Mutter war tot, sein Vater in Askaban und seine Verhandlung war nur verschoben worden, weil er nicht aussagen konnte. Jetzt, wo er aufgewacht war, würde sie nachgeholt werden und Draco wurde schlecht bei dem Gedanken.
Er zuckte zusammen, als er die Hand seiner Tante auf seiner Schulter spürte.
»Es wird alles gut, Draco«
Er starrte sie an aber er konnte ihren Worten keinen Glauben schenken. Sie lächelte leicht und Draco fragte sich nur, warum sie sich eigentlich um ihn gekümmert hatte.
Sie hatte dafür gesorgt, dass er in das Muggelkrankenhaus verlegt wurde, sie hatte sein Vermögen, das er geerbt hatte, verwaltet.
Jetzt beobachtete er, wie sie seine Tasche packte und Draco glitt wieder in seine Gedanken.
Die braunhaarige Frau hatte er auch nicht wieder gesehen und sich gescheut seiner Tante davon zu erzählen. Vielleicht hatte er sie sich nur eingebildet? Er war wieder gesund aber trotzdem hatte er das Gefühl, das etwas fehlte, etwas nicht passte.
»Kommst du?« Ihre Stimme klang sanft an sein Ohr und Draco fragte sich nur wieder, warum sie ihm überhaupt half. Klar sie war die Schwester seiner Mutter, aber sie wurde ausgestoßen. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen und sie war ihm einfach fremd.
Aber anscheinend war sie das Letzte bisschen Familie, das ihm geblieben ist.
»Ich will zu meiner Mutter«, bevor er nachdenken konnte, hatte er diesen Satz gemurmelt und er brannte sich in sein Herz. Nie wieder würde er zu seiner Mutter können.
Er konnte ihren mitleidigen Blick spüren. Es war ihm egal.
Mechanisch stand er auf und musste sich am Bett festhalten. Das erste Mal, seit über sechs Monaten stand er wieder auf seinen eigenen Beinen.
»Keine Sorge, ein Heiler wird die Muskeln schnell wieder aufbauen können«, sagte seine Tante dann schon und packte ihn unter seinen Achseln, als er drohte zu schwanken.
Er ließ sich von ihr führen und nahm so gut, wie nichts von seiner Umwelt war. Erst als er das bekannte Gefühl des Apparierens spürte, versuchte er sich zusammenzureißen.
Seine Tante hatte ihn ins St Mungos gebracht.
Ein Heiler stand schon vor ihm und musterte ihn.
»Nun, er scheint wieder gesund zu sein. Keine Folgeschäden im Gehirn und wenn sie ihm diesen Trank morgens und abends geben, hat er nächste Woche schon wieder alle Muskeln neu aufgebaut«, hörte er ihn sagen und Draco schaute ihn überrascht an.
Hatte er wirklich so wenig mitbekommen?
Keine Folgeschäden?
Seine Tante nahm den Trank an und zog ihn aus dem Raum. Kraftlos stolperte er ihr hinterher und im nächsten Moment apparierte sie schon wieder.
Diesmal versuchte sich Draco sofort wieder zusammenzureißen. Aber seine Kraftreserven waren zu Ende.
Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und ihm flimmerten Punkte vor den Augen, bevor es ganz schwarz wurde.

Als er dieses Mal seine Augen öffnete, wusste er erst nicht, wo er war. Dann fiel ihm seine Tante wieder ein und er ließ sich zurück in die Kissen sinken.
»Wie schön, du bist wieder wach.«
Dracos Blick glitt sofort zu der Frau, die neben seinem Bett saß. Eine Sekunde lang hatte er gedacht, gehofft, es wäre seine Mutter. Aber es war nur seine Tante, die ihm jetzt half sich aufzusetzen.
»Hier trink das«, sagte sie und hielt ihn eine kleine Phiole hin. Gehorsam trank er es und es schmeckte verdammt bitter.
Ausdruckslos ließ er sich wieder zurück in die Kissen sinken und starrte an die Decke.
»Möchtest du deinen Großcousin kennenlernen?«, hörte er die Stimme seiner Tante wie in Watte gepackt.
Er ließ seinen Blick zu ihr wandern. Ein kleines Lächeln war auf ihrem Gesicht.
»Weißt du, du bist nicht der Einzige, der seine Mutter verloren hat. Teddy hat gleich beide Elternteile verloren«, das Lächeln wandelte sich in ein ernstes Gesicht und sie griff nach seiner Hand und seufzte.
»Wenn du willst, dann hole ich ihn«, sie strich sich mit ihrer freien Hand über ihre Augen und lächelte ihn dann wieder an.
Draco konnte nur leicht nicken. Zu schwer war der Klos in seinem Hals.
Womit hatte er es verdient, das sie sich um ihn kümmerte? Offenbar hatte sie schon genug sorgen, und musste sich jetzt um ihren verwaisten Enkel kümmern.

Als er dann wenig später seinen Großcousin, in den Arme hielt, musste er lächeln. Die blauen Babyaugen starrten ihn lächelnd an und der Kleine brabbelte vor sich hin. Nichts davon war verständlich, er war nicht mal ein Jahr alt, aber es berührte ihn.
Ob seine Mutter ihn auch so gehalten hatte?
Natürlich hat sie das gemacht.
»Der kleine Teddy muss jetzt aber wieder ins Bett.«
Fast schon wehmütig schaute Draco seiner Tante nach, als sie ihn aus seinem Arm nahm und wieder zurück brachte.
Und plötzlich wünschte sich Draco eine Familie.
Er legte sich wieder zurück in die Kissen und starrte an die Decke. Er würde bald erst achtzehn werden, aber trotzdem wünschte er sich aus ganzem Herzen eine Familie.
Er wollte es besser machen, besser als sein Vater.

Irgendwann hatte ihn die Müdigkeit wieder überrollt.
»Bitte lass mich zu ihm.«
Verwirrt öffnete Draco die Augen und schaute zu der Tür des Zimmers, von wo er die Stimme gehört hatte. Die Stimme kam ihm merkwürdig bekannt vor.
»Hermine, er redet nicht, kein Wort.«
Das war eindeutig seine Tante gewesen.
Wie lange hatte er jetzt schon wieder geschlafen?
»Bei mit hat er geredet, bitte las mich es einfach versuchen.«
Ob es die braunhaarige Frau war?
Sein Blick hing wartend an der Tür fest und sein Herzschlag beschleunigte sich merklich.
»Er schläft. Komm bitte einfach später wieder. Er braucht jetzt Ruhe und muss sich wieder aufbauen.«
Seine Tante konnte sie doch nicht einfach wegschicken?
»Hm Okay.«
Die Stimme klang genauso enttäuscht, wie er sich gerade fühlte. Am liebsten würde er aufstehen und zur Tür laufen aber er hatte Angst.
Angst das er es nicht schaffen würde.
Angst, dass er sie sich doch nur eingebildet hatte.

 


Narzissa Malfoy
25.02.1955 ~ 01.05.1998


Vorsichtig strich Draco über die Inschrift. Erst zuckten seine Finger vor dem kalten schwarzen Marmor zurück.
Er war in der Familiengruft im Malfoy Manor. Und er wusste nicht, wie lange er schon vor dem Grab seiner Mutter saß.
Sie war gestorben, als sie ihn fallen gesehen hatte und ohne auf die umherschwirrenden Flüche auf ihn zugerannt, war. Aber sie hatte es nicht zu ihm geschafft.
Sie hatte etwas Besseres verdient als diesen kalten Stein vor ihm. Sie hat noch nicht mal eine richtige Beerdigung gehabt. Wahrscheinlich konnte er schon froh sein, dass ihre Asche es bis hier hin geschafft hat.
Bitter schluckte er und drehte sich wieder zu seiner Tante.
Vor einer Woche war er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Obwohl er mittlerweile wieder kerngesund war, hatte er immer noch das Gefühl, das etwas fehlte.
Auch die braunhaarige Frau ist nicht gekommen und mittlerweile war er sich sicher, dass er sie sich nur eingebildet hatte. Auch wo sie mit seiner Tante vor seiner Tür gesprochen hatte.
Er musste es sich eingebildet haben.
Denn seine Tante konnte er nicht fragen. Er hatte immer noch kein Wort gesagt und am liebsten würde er für immer stumm bleiben, was machte es schon für einen Unterschied, wenn er redete?
»Draco, es gibt da jemanden, der sich gerne mit dir treffen würde.«
Überrascht legte er seinen Kopf schräg und schaute seine Tante fragend an.
»Komm, sie wartet bei uns zuhause«, sanft lächelte seine Tante ihn an und hielt ihm ihre Hand hin.
Bei uns zuhause.
Er hatte kein richtiges Zuhause mehr. Das Malfoy Manor war immer sein Zuhause gewesen. Doch seit dem Voldemort dort sein Unwesen getrieben hatte, konnte er sich nicht mehr sicher fühlen.
Und er zweifelte das sich jetzt, wo Voldemort tot war, etwas daran ändern würde.
Wehmütig folgte er seiner Tante aus der Gruft und überquerte das Gelände, bis sie an der Apperiergrenze ankamen.
Sein Blick glitt zu dem imposanten Gebäude, an das er schöne wie auch schreckliche Erinnerungen verband.
Langsam glitt seine Hand zu der seiner Tante, und sobald er sie umschloss, apparierte sie.

Er hatte keinen Zauberstab bekommen, da sein Prozess immer noch anstand. Seine Tante hatte sich für ihn gebürgt, sodass er nicht eingesperrt wurde. Immerhin prangte das dunkle Mal auf seinem Arm, worauf er alles andere als Stolz war.
Sie landeten wie gewohnt im Wohnzimmer seiner Tante und Dracos Blick lag sofort auf den Besuch, den seine Tante angekündigt hatte.
Potter saß auf der Couch und hatte Teddy auf dem Schoß. Neben ihm saß die kleine Schwester vom Wiesel und dann konnte er seinen Augen nicht trauen. Die braunhaarige Frau.
Er starrte sie an und sie starrte zurück, bis die anderen beiden auch ihre Ankunft bemerkten.
Als hätten sie sich abgesprochen, verließen Potter mit Teddy auf dem Arm, Weasley und seine Tante das Wohnzimmer. Draco schaute ihnen nur kurz nach und setzte sich dann zögernd auf die Couch.
»Du weißt immer noch nicht, wer ich bin oder?«, fragte sie leise und er konnte ihren Blick auf sich spüren.
Er schaute auf und begegnete den Blick ihrer haselnussbraunen Augen. Langsam schüttelte er seinen Kopf und sie nickte nachdenklich.
Draco beobachtete ihre Bewegungen genau, als sie nach ihrer Tasche griff und mehrere Blätter rausholte.
»Ich weiß nicht ob Andromeda dir davon erzählt hast«, sie legte die Papiere auf den Wohnzimmertisch und schob sie dann in seine Richtung. Zögernd griff er danach und schaute sie sich an.
Es waren Bilder.
Das Erste zeigte ihn mit Potter und klein Weasley. Die beiden waren gestochen scharf aber er wirkte verschwommen. Man konnte gerade erkennen, dass er seine Arme verschränkt hatte. Aber trotzdem wusste er, dass er es war.
Das Nächste zeigte ihn alleine vor einer Wand. Wieder war er nicht richtig zu erkennen und er schaute sich schnell das Nächste an.
Er stand an der gleichen Stelle aber diesmal war dort ein dunkler Schatten hinter ihm. Verwirrt starrte er das Bild an und schaute dann auf das letzte. Diesmal hatte er gleich zwei Schatten, wobei der eine hellgrau war, der andere dunkles Schwarz.
Stirnrunzelnd starrte er darauf, bis er seinen Blick wieder zu der Frau gleiten ließ.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er wie von selbst und musste sich einmal räuspern, als er merkte, wie komisch es war zu sprechen. Sie hatte es geschafft ihn wieder zum Reden zu bringen.
Sie lächelte ihn an und sein Herz machte einen Satz. Was zur Hölle hatte es mit dieser Frau auf sich? Fragte er sich, als sie ihm die Bilder aus der Hand nahm und etwas sagte.
Aber er konnte sich nicht auf ihre Worte konzentrieren. Sein Blick glitt wie von selbst auf ihre Lippen. Er registrierte die Bewegungen ebenjener aber er konnte nicht sagen, was sie sagte. Wie in Trance näherte er sich ihr, bis sie auf einmal zurückzuckte.
Verwirrt riss er seinen Blick von ihren Lippen los und starrte ihr in die Augen. Sie war definitiv erschrocken. Ihre Wangen waren geröteten und sie schien nicht zu wissen, wie sei reagieren sollte. Genau wie er. Ihm war das plötzlich ziemlich peinlich. Er wusste ja noch nicht mal ihren Namen.
»Du hast mir nicht zugehört oder?«, klang dann ihre Stimme zu ihm und er lächelte sie entschuldigend an.
»Ähm ich wie heißt du eigentlich?«, versuchte er jetzt die peinliche Stille zu unterbrechen. Unsicher ließ er seinen Blick zur Tür schweifen. Wann würden seine Tante und die anderen beiden wiederkommen?
»Hermine«, sofort glitt sein Blick wieder zu ihr.
»Hermine, ich es tut mir leid, ich kann mich an alles erinnern nur an dich nicht. Und an diese Bilder da kann ich mich auch nicht erinnern.«
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, als er versuchte seine Aussage mit seinen Armen zu verdeutlichen. Die Stelle fing an feuer zu fangen und er starrte mal wieder verwirrt darauf.
»Es ist schon Okay, du kannst dir ja neue Erinnerungen machen und vielleicht erinnerst du dich irgendwann wieder. Ich bin einfach nur froh, da du aus dem Koma aufgewacht bist«, lächelte sie ihn an.
Für einen kurzen Moment war es für ihn wie auf der Wolke sieben zu schweben. Auch wenn er immer noch nichts über Hermine wusste, sie hatte ihn aus irgendeinem Grund schon komplett um den Finger gewickelt.
Als die anderen dann ihre Zweisamkeit unterbrachen, wäre er Potter am liebsten an den Kragen gegangen. Aber er riss sich zusammen. Sie würde es wahrscheinlich nicht gut finden, da sie anscheinend mit Potter befreundet war.

 



Kurz danach waren die Drei gegangen und Draco kam sie wieder sehr einsam vor.
Die folgende Woche half er seiner Tante, wo er nur konnte, und versuchte alles wieder gut zu machen. Mit jedem Tag, der verstrich, kam seine Verhandlung näher und er wurde nervöser. Hermine hatte versprochen bei der Verhandlung anwesend zu sein und für ihn auszusagen.
»Draco?«, riss seine Tante ihn aus den Gedanken und er schaute fragend zu ihr. Er redete zwar wieder mit ihr, hielt sich aber trotzdem relativ knapp.
»Würdest du deinen Vater besuchen wollen?«, diese Frage traf ihn richtig und er schaute sie nur blinzelnd an.
»Ich darf ihn besuchen?«, fragte er schließlich mit heiserer Stimme. Als er damals während seines sechsten Schuljahrs in Askaban war, konnte er ihn nicht besuchen.
Seine Tante nickte nur.

Mit mulmigem Gefühl folgte Draco seiner Tante, vom Ministerium, bis sie schließlich Askaban erreichten.
Sein Herz schlug so schnell, das er gar nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Wenn er sich vorstellte, dass er nach seiner Verhandlung vielleicht auch hier landen würde, verzog sich sein Magen.
Bitter schluckte er, als sie durch die kalten feuchten Gänge liefen. Immerhin wurden keine Dementoren mehr eingesetzt.
Mit zittrigen Knien stoppte er, als der Wärter, dem sie folgten, auf eine Zelle zeigte. Der Wärter zog sich einige Schritte zurück und Draco trat langsam näher an die Zelle. Seine Tante gesellte sich zu dem Wächter, wollte ihn wohl nicht stören.
»Vater?«, rief er zögernd und schaute den Mann an, der sein Vater war. Seine langen blonden Haare waren ungepflegt und fettig. Sein Bart schien richtig gewuchert zu haben und seine Augen wirkten leer. Und in den abgetragenen Gefängnisroben wirkte er nicht mehr wie ein Malfoy.
»Draco?«, die Stimme von ihm klang schwach und ungläubig.
»Mein Sohn?«, setzte er hinzu und setzte sich von seiner Pritsche auf. Mit schwachen Schritten kam er zu dem Gitter, vor dem er stand und Draco konnte jetzt schon die Tränen in den Augen seines Vaters sehen.
Als er vor dem Gitter stehen blieb, umklammerte er die Streben mit seinen dünnen ausgelaugten Händen und starrte ihn immer noch an, als wäre er ein Geist.
Draco ging den letzten Schritt zum Gitter und umschloss die Hände seines Vaters mit seinen.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren, dich und Narzissa«, schluchzte sein Vater jetzt richtig auf und Draco wusste nicht, was er machen sollte. Er hatte seinen Vater noch nie weinen sehen. Allgemein erinnerte ihn nichts mehr an den Vater, den er kannte.
Schluckend ließ Draco seinen Blick auf ihre verschlungenen Hände wandern. Die seines Vaters waren ungewohnt rau aber es machte ihm nichts aus, sie krallten sich regelrecht in seine.
Es dauerte, bis sein Vater sich beruhigte und Draco fragte sich nur, wie lange er bleiben könnte.
»Als ich dich damals fallen sehen habe, war ich einfach nur geschockt, deine Mutter hat viel schneller reagiert und ist zu dir gelaufen. Ich habe genau gesehen wie sie von einem Avada getroffen wurde. Draco, mein Schock hat sich einfach nur in Wut, in unbändige Wut verwandelt. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren, habe alles angegriffen, was sich bewegt hat. Im Endeffekt wurde ich deswegen verurteilt.«
Draco lauschte der Erklärung seines Vaters. Teilweise stockte er und er hörte sich nicht wirklich sicher an. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es für ihn gewesen sein müsste.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst«, kam es dann heißer und Draco ließ seinen Blick endlich wieder auf das Gesicht seines Vaters wandern.
»Ich war ohnmächtig und beim Fallen habe ich mir eine Kopfverletzung zugezogen, weswegen ich im Koma lag«, brachte er raus und sein Vater nickte mit einem nachdenklichen Ausdruck.
»Wie lange musst du?«, Draco traute es sich nicht die Frage komplett auszusprechen.
»20 Jahre«, sein Vater verstand ihn trotzdem und Draco verzog den Mund. 20 Jahre. Er sah nach einem halben Jahr schon so schlimm aus.
»Draco, es wird es mir einiges leichter machen, jetzt wo ich weiß, dass du noch lebst. Ich habe wieder einen Grund mich nicht so gehen zu lassen und mittlerweile sind es nur noch neunzehneinhalb.«
»Die Besuchszeit ist vorbei«, kam der Wärter dazwischen. Unsicher löste Draco seine Hände von den Gitterstäben und den Händen seines Vaters.
»Ich werde dich wieder besuchen kommen«, sagte er zum Abschied. Er bildete sich wirklich ein, dass sein Vater schon etwas besser aussah.
»Ich werde hier auf dich warten.«
Mit einem schlechten Gewissen drehte er sich um und warf nochmal einen Blick über die Schulter. Sein Vater hatte die Hände immer noch im die Gitterstäbe gelegt und schaute ihm nach.
In Trance folgte er seiner Tante und hing in seinen Gedanken. Er wollte nicht nach Askaban.

»Draco, du hast niemanden getötet, dein Vater hat bei seinem Wutanfall gleich zwei Menschen getötet und mehrere verletzt. Du hast niemanden umgebracht und wirst deswegen auch nicht nach Askaban kommen«, seine Tante konnte jetzt wohl auch noch seine Gedanken lesen. Als sie im Wohnzimmer ankamen, hatte sie ihn einfach in eine Umarmung gezogen und Draco hatte das erste Mal seit langem das Gefühl sich fallen zu lassen.
Er ließ seinen Kopf auf die Schulter seiner Tante sinken und schloss die Augen. Er genoss die Nähe und musste sich zusammenreißen, um nicht einfach loszuheulen. Es hatte ihn wirklich fertiggemacht seinen Vater so zu sehen.
»Du wirst sehen, morgen wirst du freigesprochen«, und damit hatte sie es wieder geschafft ihn nervös zu machen.
Morgen war seine Verhandlung, die über seine Zukunft entscheiden würde.

 



Als Draco die Augen öffnete, wusste er sofort, was für ein Tag es war. Samstag, der Tag seiner Verhandlung.
Seine Tante hatte an die Tür geklopft um ihn zu wecken und wie so oft funktionierte er einfach ohne nachzudenken machte er sich fertig und ging runter in die Küche.
Andromeda wuselte aufgeregt hin und her und hielt ihm ohne zu fragen eine Tasse Kaffee unter die Nase. Dadurch, dass seine Tante sonst eigentlich sehr sicher war, machte ihr verhalten sie nur noch nervöser.
Langsam trank er seinen Kaffee und störte sich nicht daran, als er sich seine Zunge verbrannte. Seine Tante kam zu ihm und richtete die schwarze Krawatte, die er trug. Dann schaute sie ihm in die Augen und ihm war klar, das sie jetzt losmussten.
Mit einem Kinderwagen, in dem Teddy schlief, machten sie sich auf den Weg.
Im Ministerium angekommen, freute er sich eigentlich nur darauf Hermine wieder zu sehen. Denn ansonsten war er so abgestumpft, dass er die Blicke der Leute nicht wahrnahm.
Er folgte einfach ohne nachzudenken seiner Tante, bis sie schließlich von einer großen Holztür stehenblieben.
Andromeda drehte sich zu ihm um.
»Hier triffst du den Auror, der dich gleich separat zum Verhandlungssaal bringt«, meinte sie dann und Draco starrte die Tür einfach an.
»Bis gleich«, sie legte eine Hand auf seine Schulter und drückte, ehe sie den Kinderwagen weiterschob.
Auf sich alleingestellt öffnete Draco schließlich die Tür und fand einen Mann vor, den er nicht kannte. Der Mann begrüßte ihn förmlich und wies ihn dann auch schon an ihn zu folgen. Den Namen hatte er schon wieder vergessen, als er ihm folgte.
Die Hände in den Taschen seiner Anzugshose vergraben hielt er an, als ihm der Mann anwies stehenzubleiben und zu warten. Er verschwand in einem Raum. Wahrscheinlich würde er ihn ankündigen oder was auch immer.
Draco lehnte sich gegen die Wand und starrte auf die Wand ihm gegenüber. Er konnte nur noch sein eigenes schnell schlagendes Herz hören.
»Draco?«, geschockt schaute er auf.
Hermine kam im Schlepptau mit Blaise, Pansy, Potter und den beiden jüngsten Weasley Geschwistern.
»Keine Sorge, es wird reine Formsache, du hast einige die für dich aussagen werden«, lächelte sie ihn an, als sie näher kam und schließlich vor ihm stehen blieb.
Aber ehe er etwas antworten konnte, wurde er gerufen. Er nickte den anderen zu und ging in den Raum. Wie von selbst lief er auf den großen Stuhl in der Mitte zu. Er schaute den Zaubergammot-Vorsteher an, der ihn anwies sich hinzusetzten. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie sich Hermine mit den anderen zu seiner Tante in die erste Reihe setzte.
Draco machte seine Aussage, wiederholte einige Teile unter Einfluss von Veritaserum, und als seine Tante, Potter und Hermine für ihn aussagten, hatte er wirklich ein gutes Gefühl.

»Freispruch in allen Punkten der Anklage!«
Er hörte den Satz und konnte es nicht glauben. Der Zaubergammot-Vorsteher schlug mit seinem Hammer auf das Podest und es kam ihm so vor, als wäre es eine Feststellung.
Seine Tante war, die Erste die ihn in eine Umarmung zog und jetzt sickerte es ihm erst wirklich durch. Er wurde wirklich freigesprochen.
Freudig erwiderte er die Umarmung, ließ seinen Blick über die Schulter seiner Tante wandern und sah Hermine, die jetzt auch auf ihm zukam.
Er löste sich mit einem nervösen Schlucken von seiner Tante, und Hermine nutzte die Gelegenheit sofort, um ihm zu umarmen.
»Siehst du, ich habe es dir doch gesagt«, lachte sie und schlug ihm einmal sanft auf die Brust. Verdutzt schaute er sie an, bis Potter sie etwas beiseiteschob, um von ihm wahrgenommen zuwerden.
»Ich schätze, den darf ich dir jetzt wiedergeben«, meinte er und hielt ihm einen Zauberstab hin. Erst nach zweimal hinsehen fiel ihm auf, das es nicht irgendein Zauberstab war, es war sein Zauberstab!
Ehrfürchtig nahm er ihn in die Hände und funken sprühten aus der Spitze. Wahrscheinlich freute er sich auch, wieder mit seinem richtigen Besitzer vereint zu sein.
»Danke«, bedankte er sich bei Potter, der einfach nur leicht lächelnd nickte.
Blaise zog ihn eine enge Umarmung und Pansy fing an zu heulen, als er auch sie umarmte.

Dann ging alles ganz schnell. Nur Hermine, Blaise, Pansy, Potter und klein Weasley kamen mit zu seiner Tante, um seinen Freispruch zu feiern. Ronald Weasley war gegangen, da er angeblich noch zutun hatte. Aber ganz ehrlich, Draco wollte ihn auch nicht wirklich um sich haben.
Fröhlich stießen sie mit Butterbier und Feuerwhiskey auf seinen Freispruch an und Draco hatte endlich wieder das Gefühl fröhlich sein zu dürfen.
»Ich würde gerne mit dir reden, unter vier Augen«, meinte Hermine nach zwei Runden und Draco stand nur zu gerne auf, um mit ihr den Raum zu verlassen. Er konnte Blaise und Pansy hinter sich kichern hören. Sie waren wohl schon betrunken und dachten an unanständigen Sachen.

Als er schließlich neben Hermine auf seinem Bett saß, schaute er sie fragend an. Sie hatte eine Strähne ihrer Locken in der Hand und spielte nervös damit.
»Ich hätte nicht zurückzucken sollen«, sagte sie dann ziemlich zusammenhanglos.
Ihr Blick traf seinen und plötzlich begriff Draco, was sie meinte. Gefangen von ihren Augen näherte er sich ihr, ignorierte sein Verlangen sie einfach zu überfallen und schaute sie noch einmal fragend an.
»Küss mich endlich!«, befahl sie in einer süßen Stimmlage.
Dann brauchte er nicht mehr lange zu überlegen. Ohne lange zu überlegen, näherte er sich ihr, den Blick mit ihren braunen Augen verschlungen. Sie schloss langsam ihre Augen und Draco machte es ihr nach, als ihre Lippen sich sanft berührten. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und er konnte spüren, wie sie eine Hand in seinem Haar vergrub.
Der Kuss war zaghaft, fast schüchtern. Keiner traute sich seine Lippen richtig zu bewegen. Draco strich mit einer Hand ihre Wange entlang und ließ sie schließlich in ihre Haare wandern.
Widerwillig löste er sich von ihr, als er plötzlich Kopfschmerzen bekam. Stöhnend drückte er mit seinen Handflächen gegen seine Schläfen.
»Draco?«, er konnte ihre Stimme unter dem Dröhnen in seinem Kopf kaum hören.
Jede Menge Bilder konnte er vor seinem Innerenauge sehen und sie ließen ihn wieder erinnern.
Als es schließlich stoppte, starrte er heftig keuchend auf den Boden. Er konnte sich an alles erinnern.
Langsam hob er seinen Blick und ließ seine Hände von seinen Schläfen wandern. Hermine schaute ihn ziemlich verwirrt an.
»Hermine«, brachte er raus und lächelte.
»Was ist passiert?«, fragte sie zögernd und er nahm einfach ihre Hände in seine.
»Ich kann mich erinnern, an alles«, ihre Augen weiteten sich, bis sie schließlich breit lächelte und ihre Hände miteinander verschränkte.
»Du musst mir noch einen Frisierzauber beibringen.«

ENDE

 


Narzissa Malfoy schaute hinab zu ihrem Sohn. So lange beobachtete sie ihn schon und war mehr als froh, dass er es endlich geschafft hatte, sich an Hermine Granger zu erinnern. Sie war so froh, dass sich alles zum Guten gewandt hatte. Ihre Schwester Bellatrix war wieder in der Hölle und konnte Hermine nichts mehr antun. Glücklicherweise hatte es Draco gerade noch rechtzeitig geschafft sich seine Gefühle für sie einzugestehen. Und als er wieder in der Pforte zwischen Leben und Tod landete, hatte es Bellatrix in die Hölle geschickt. Draco war der Anker, der Bellatrix und auch sie selber in der Welt der Lebenden gehalten hatte. Auch sie hatte es wieder in den Himmel getrieben. Aber sie fand es weitaus weniger schlimm als ihre Schwester. Denn hier konnte sie wenigstens auf Draco aufpassen. Als sie gesehen hatte, wie Bellatrix sich an seinen Geist geheftet hatte, war es ihr gerade noch gelungen, sich auch an ihn zu hängen.
Narzissa schmunzelte und streckte sich auf ihrer Wolke. Der Himmel war so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Dabei hatte sie nicht einmal erwartet, hierher zu kommen. Doch hatte man die Hintergründe ihrer Taten verstanden, ihren Sohn zu schützen.
Jetzt, wo sie wieder ihr Dasein auf den Wolken verbrachte, beobachtete sie Draco fast den ganzen Tag. Sie hatte geweint, als Draco seinen Vater besucht hatte. Ihr Lucius hatte zu viele schlechte Entscheidungen getroffen. Seit dem Tag wanderte ihr Blick auch öfter zu ihrem Mann, der ehrlich zu bereuen schien.
Aber viel lieber begleitete sie Draco weiter durch sein Leben. Als Draco ihr Grab besucht hatte, kam es ihr so vor, als würde sie seine Anwesenheit spüren. Auch wenn sie wusste, dass dies unmöglich war. Bei seinem Prozess war sie so nervös gewesen und dann so erleichtert, als er freigesprochen wurde. Und dann, als Draco und Hermine sich das erste Mal geküsst hatten. Narzissa hatte sich ihr Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht wischen können. Von da an schien Draco sein zweites Leben zu führen. Und sie war verdammt stolz auf ihn.
Er hatte die Chance erhalten, sein Jahr auf Hogwarts nachzuholen. Hermine war leider nicht mehr zusammen mit ihm auf der Schule, da sie ihr Jahr nachgeholt hatte, als Draco im Koma lag. Aber trotzdem sahen sie sich regelmäßig am Wochenende und ihre Beziehung wurde nur noch stärker.
Während Draco anfing magisches Recht zu studieren, bekam Hermine eine hohe Position im Ministerium.
Zehn Jahre nachdem Draco aus dem Koma erwacht war, hatte er alles erreicht, was Narzissa sich immer für ihn gewünscht hatte.
Er hatte die Frau geheiratet, die er liebte.
Er hatte das ehemals düstere Malfoy Manor in einen Ort voller Leben verwandelt.
Er hatte echte Freunde gefunden. Und das neben Blaise und Pansy ausgerechnet in Harry Potter und Ronald Weasley. Bei Letzterem hatte es zwar länger gedauert aber, seit er mit einer Muggeldame verheiratet war, schien er auch neu aufzublühen.
Und jetzt wurde er auch noch Vater.
Als er seinen Sohn das erste Mal in den Händen hielt, flossen bei Narzissa wieder die Tränen. Schwerfällig wandte sie den Blick von ihm ab. Sie schaute zu den anderen Wolken und hing in ihren Gedanken.
Er brauchte sie jetzt nicht mehr. Er hatte seine eigene kleine Familie aufgebaut. So gerne wäre sie als Großmutter ein Teil von ihr gewesen.
Mit Tränen in den Augen schaute sie wieder auf die Erde und ließ ihren Blick auf Lucius fallen. Draco hatte magisches Recht studiert, um seinen Vater aus Askaban zu holen, hatte aber schnell verstanden, dass die Taten seines Vaters zu schlimm waren, als das man ihn früher entlassen konnte. Trotzdem besuchte er ihn noch oft und Narzissa war etwas neidisch auf ihn. Er könnte seinen Enkel in einigen Jahren in den Armen halten, sie würde es niemals können.
Sie ließ ihrem Blick wieder auf Draco wandern und musste abermals lächeln. Er strahlte über sein gesamtes Gesicht und drückte Hermine einen Kuss auf die Stirn, die immer noch im Krankenhausbett lag.
Immer noch lächelnd schloss Narzissa die Augen und schluckte schwer.
Es war wirklich an der Zeit ihn ziehen zu lassen. Ihr kleiner Draco ist erwachsen geworden und brauchte ihre Hilfe nicht mehr.
Ein letztes Mal schaute Narzissa ihren Sohn und seine Familie an, dann wandte sie ihren Blick für immer ab.

 

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Achatauras Profilbild
Achataura Am 04.11.2018 um 0:21 Uhr Mit 1. Kapitel verknüpft
Hey also ich habe gerade deine Geschichte entdeckt und finde sie eigentlich ganz interessant. Vorallem wie kommt man auf die Idee. Sie ist echt gut. Ich lese auf jeden Fall weiter. Von mir gibts ein Daumen nach oben

Autor

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Eine Bewertung

Statistik

Kapitel: 21
Sätze: 1.929
Wörter: 24.042
Zeichen: 139.904

Kurzbeschreibung

»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.« Draco liegt seit der großen Schlacht um Hogwarts im Koma. Nicht richtig tot aber auch nicht richtig lebendig. Als Geist muss er beweisen, ob er es wert ist weiter zu leben. Und dafür muss er der Person helfen, die er am meisten verletzt hat, Hermine Granger. Doch er wird nicht der einzige Geist bleiben ...