******************** Schreib mit! Der Weltenspiegel - Kapitel 1 von Communitas ******************** ++++++++++++++++++++ Kurzbeschreibung ++++++++++++++++++++ Die vierzehnjährige Lisa Karben träumt davon, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Denn diese jagt im Namen einer magischen Geheimgesellschaft Dämonen, Vampire und andere böse Gestalten. Doch als Lisa eines Morgens aufwacht und ihre Mutter entführt wurde, wird ihr Traum plötzlich zu grausamer Wirklichkeit. Nur der Weltenspiegel, ein magisches Artefakt, kann ihr den Aufenthaltsort ihrer Mutter verraten. Doch auf dem Spiegel liegt ein Fluch. Um ihn zu brechen muss Lisa in fünf Welten reisen und fünf Aufgaben bestehen. Wem wird Lisa am Ende gegenübertreten? Multicrossover und Gemeinschaftsgeschichte - hier könnt ihr selbst mitschreiben! ++++++++++++++++++++ Autorennotiz ++++++++++++++++++++ Hallo! Schön, dass ihr hereinschaut. Dies ist das 1. Kapitel der Multicrossover-Gemeinschaftsfanfiction „Der Weltenspiegel“. Sie wartet nur darauf, von euch fortgesetzt zu werden!Unsere Hauptfigur Lisa Karben soll nacheinander in fünf verschiedene Fandoms reisen (ein Kapitel pro Fandom) und der Lösungs des Rätsels um die Entführung ihrer Mutter immer näher kommen. Hierzu sind im Fließtext des ersten Kapitels zwischen den Zeilen fünf Aufgaben gestellt, die Lisa bewältigen muss und fünf Fragen genannt, die sie dem Spiegel zu stellen hat. Pro Kapitel sollte Lisa eine Aufgabe meistern und eine Frage stellen. Diese dürfen sich nicht wiederholen. Wenn euer Vorgänger also schon die "Wie"-Frage beantwortet oder eine bestimmte Aufgabe bearbeitet hat, dürft ihr diese nicht noch einmal verwenden. Ansonsten habt ihr die freie Wahl. Die Fandoms dieses Kapitels werden nach und nach durch eure ersetzt werden. Am Ende schreiben wir ein Schlusskapitel, in dem wir eure Ideen verwenden, um Lisas Mutter zu befreien. Habt ihr Lust "Der Weltenspiegel" weiterzuschreiben? Dann schaut in unserer Readlist nach, ob die Geschichte noch läuft. Falls ja, könnt ihr sie fortsetzen. Lest sie euch dazu bis zum letzten Kapitel durch, haltet euch an die Altersbeschränkung und oben genannte Anweisung, kopiert den Titel und schreibt die richtige Seitenzahl hinzu, verweist in der Autorennotiz für genauere Regeln auf das Startkapitel und ladet euer Kapitel mit Status "fertiggestellt" in euer Fandom hoch. Schickt uns im Anschluss eine PN, damit euer Kapitel in die zugehörige Readlist aufgenommen wird. Viel Spaß beim Lesen und Schreiben! Zunächst bemerkte Lisa nichts außer der Kälte. Kleine Atemwolken schwebten vor ihren Augen als sie im Morgenlicht blinzelte und ihr Gesicht fühlte sich eisig an. Doch das war nichts Ungewöhnliches in diesen Tagen. Der Winter in Berlin war hart in diesem Jahr und zu allem Überfluss war auch noch die Heizung in der heruntergekommenen Kreuzberger Wohnung ausgefallen. Zum Glück waren noch immer Weihnachtsferien. So konnte sie sich wenigstens noch ein wenig in die warmen Decken kuscheln ehe sie aufstehen und dieses Schrottteil von Radiator anschmeißen würde. Schlafrunken wälzte Lisa sich auf dem Kopfkissen zur Seite und musste plötzlich laut gähnen. In der Nacht hatte sie kaum ein Auge zugemacht und das rächte sich jetzt. Doch was hätte sie tun sollen, wenn sie einfach keinen Schlaf fand, weil sie andauernd an ihre Mutter denken musste? Marianne Karben arbeitete halbtags als Verkäuferin in einem Discounter. Doch das war nicht ihr einziger Job. Nachts, wenn der Mond am Himmel stand und die ganze Welt außer Berlin in den Federn lag, war sie im Auftrag des Geheimkonvents der Lichtbringer auf einsamen Straßen unterwegs und jagte allerlei seltsames Volk, das nichts Gutes im Schilde führte. Vampire, Werwölfe, Dämonen und böse Geister, schwarze Magier und noch andere, groteskere Kreaturen und Monster, deren Erscheinung sich Lisa kaum vorstellen konnte.  Finstere Gestalten, von denen der Rest der Welt glaubte, dass sie allenfalls in Schauermärchen existieren, der Arbeit des weltweit operierenden Konvents sei Dank, der ihre Existenz geheimhielt. Wann immer ihre Mutter zu einem Auftrag gerufen wurde, fand Lisa danach keine Ruhe mehr. Wie viele Nächte hatte schon im Wohnzimmersessel gesessen und versucht, sich die Zeit totzuschlagen, bis sie wieder zurückkehren würde? Sie konnte es nicht mehr zählen. Doch war es nicht nur die Sorge, die ihre Nerven aufrieb, sondern auch das Adrenalin in den Adern, das ihr Blut aufpeitschte, wenn sie an die Abenteuer dachte, die da draußen in dieser fremden Welt lauerten. „Lisa, du bist erst vierzehn. Du bist zu jung, um dir über all diese Dinge den Kopf zu zerbrechen. Du solltest ins Bett gehen und deine Gedanken vor dem Einschlafen lieber auf deine Schularbeiten richten“, hatte ihre Mutter, die sie sehr wohl durchschaute, ihr einst ins Gewissen geredet, „Wenn du alt genug bist, die Ausbildung anzutreten, werde ich dich zum Konvent begleiten. Doch bis dahin musst du dich noch ein paar Jahre gedulden.“ Doch Lisa hatte keine Lust zu warten. Seitdem sie als kleines Mädchen von gerade einmal drei Jahren zum ersten Mal einen Geist gesehen hatte und es klar war, dass sie die Kräfte ihrer Mutter geerbt hatte, brannte sie nur darauf, Marianne zu begleiten. Sie wollte den Nervenkitzel erleben, sie wollte für das Gute kämpfen und sie wollte ihrer Mutter beistehen in all den Gefahren, die ihr da draußen drohten. Gefahren, die Lisa manchmal fast um ihren Verstand brachten, wenn sie zu sehr darüber nachdachte und über die sie mit niemandem sprechen konnte. Nicht einmal mit ihrem Vater. Denn den hatte Lisa nie kennengelernt. „Wenn du dir Sorgen um mich machst“, hatte Marianna seufzend hinzugefügt, „Dann befrage den Weltenspiegel und du wirst wissen wo ich bin und wie es mir geht und kannst notfalls Hilfe rufen“. Der Weltenspiegel, das war ein großer Handspiegel, der stets in der obersten Schublade von Mariannes Nachttisch lag. Er musste wohl schon ihrer Großmutter gehört haben, denn er war sehr alt. Doch das war nicht das Ungewöhnlichste an ihm. Tatsächlich war der Spiegel magisch. Ein Geist hauste in ihm, der Lisa stets Antwort gab, wenn sie ihn nach dem Aufenthalt ihrer Mutter befragte oder ihr Bilder von den Orten zeigte, diesseits und jenseits dieser Welt. Denn manche der bösen Kreaturen, die ihre Mutter jagte, kamen durch Portale aus Paralleluniversen nach Berlin und dann mussten Marianna und ihre Kollegen sie zuweilen bis in deren Welt verfolgen. Und der Spiegel besaß noch mehr Funktionen, das wusste Lisa, doch sie hatte keine Ahnung welche. Ihre Mutter schwieg sich darüber aus. Und auch der Spiegelgeist, der auf seine Herrin hörte, verweigerte ihr stets die Auskunft. Lisa hoffte, dass sie einst selbst einen solchen Zauberspiegel finden würde, der ihr dann all seine Geheimnisse preisgab. Es musste noch mehr auf der Welt geben, immerhin existierte dieses Märchen, Schneewittchen. Und Lisa hatte seit ihrer frühsten Kindheit gelernt, dass Märchen mehr Wahrheiten enthielten als die Menschheit sich erträumen konnte. Doch wo sie beginnen sollte nach solchem Spiegel zu suchen, das war ihr ein Rätsel.      So gingen Lisas Gedanken auf Wanderschaft, während sie versuchte, in ihrem eiskalten Zimmer wieder einzuschlafen. Aber das Morgenlicht ließ sich einfach nicht wegblinzeln. Und… da war noch etwas. Lisa konnte nicht sagen, was ihre Sinne reizte. Sie roch, spürte, schmeckte, und hörte nichts Ungewöhnliches. Und doch, jetzt, wo sie im Halbschlaf lag und allmählich immer wacher wurde, spürte sie, dass irgendetwas anders war als sonst. Es war als ob irgendetwas in der Luft hinge. Und dieses Etwas machte sie nervös. Ruckartig riss Lisa die Augen auf und kam endlich gänzlich zu sich. In dieser Sekunde wusste sie, warum für ihre Nase, ihre Zunge, ihre Augen, Haut und Ohren alles ruhig erschien. Dieses Etwas kitzelte ihre höheren, ihre anderen Sinne. Dieses Etwas in der Luft roch ganz klar nach Magie. Verwirrt rieb Lisa sich die Augen. Außer ihr, Marianne und dem Spiegel hatte nie etwas Magisches die Schwelle dieser Wohnung übertreten. Gerade grübelte Lisa noch über diese Absonderlichkeit, da fiel ihr mit Schrecken ein, dass sie ihre Mutter heute Nacht gar mehr nicht nachhause hatte kommen sehen. Die Müdigkeit hatte sie übermannt, wohl auch weil eine harte Woche hinter ihr lag, in der Marianne nahezu jede Nacht auf Patrouille gewesen war. Konnte irgendetwas schiefgegangen sein? Mit einem unguten Gefühl schlug Lisa die Bettdecke beiseite und schlüpfte in ihre Hüttenschuhe. Die Kälte im Raum richtete sofort die Härchen auf ihren Armen auf und trieb ihr einen Kälteschauer durch die Glieder. Doch Lisa interessierte es nicht mehr. Die Muskeln angespannt eilte sie hinaus auf den Flur und die drei Türen hinab zu Mariannes Schlafzimmer. Jetzt reagierten endlich auch ihre gewöhnlichen Sinne, reagierten auf das, was ihre magischen Antennen schon registriert hatten. Lisa war es als läge ein übler, fauliger Gestank in der Luft, der ihr auf den Magen schlug. Die Zeichen dunkler Zauberei wurden immer stärker. Es war ihr als folge sie einer Spur. Da war das Schlafzimmer. Lisa riss die Tür auf – und wich zurück. Eine Woge des Gestanks, von dem sie nicht sicher war, ob er wirklich existierte oder ihre Magie ihre Nase eingenommen hatte, schlug ihr derart heftig entgegen, dass es sie würgte. Im Reflex riss Lisa sich den Saum ihres Schlafanzugs über Mund und Nase und einen Augenblick später hatte sich ihr Würgreiz gegeben. Schließlich trat Lisa ein, mit pochendem Herzen und schlotternden Knie. Doch welche Gräuel sie auch immer erwartet hatte, ihre erste Reaktion war ein Ausatmen. Auf den ersten Blick sah das Zimmer aus wie eh und je. Keine demolierten Möbel, keine zerfetzen Leichen, nur ein ganz gewöhnliches Schlafzimmer. Doch schon im nächsten Augenblick spürte Lisa, dort wo ihre Augen nichts sehen konnten, etwas am Boden kleben und von den Wänden triefen, als wären Teppich und Tapeten ringsherum mit unsichtbarem Blut bespritzt. Und das Bett ihrer Mutter war leer!  Atemstillstand für einen Augenblick. Lisa stürzte in den Raum. Decke und Kissen waren heftig zerwühlt wie nach einer Kissenschlacht. Das kleine Sofakissen, das Marianna als Nackenstütze verwendete, war in Stücke gerissen und verteilte seine flauschige Füllwatte quer über die Matratze. Und dort, in der Mitte auf dem Laken war, was Lisa befürchtet hatte, ein Blutfleck, wenn auch nur ein kleiner. Lisa brauchte keinen zweiten Blick: Hier hatte ein Kampf stattgefunden. Aber wie... aber was…?! Plötzlich fiel ihr der Weltenspiegel ein. Zitternd und geistesabwesend, denn Lisa konnte noch immer nicht begreifen, was hier geschehen war, tastete sie nach der Nachtischschublade. „Spiegelgeist, erhör mein Rufen!“, murmelte sie die altbekannte Formel, ehe sie den Blick vom Bett abwandte und auf ihre Hände sah und vor dann vor Schrecken die Augen aufriss und spitzen Schrei fahren ließ. Der Handspiegel, der ihr immer geholfen hatte, war blind! Vor Entsetzen hätte Lisa den Weltenspiegel fast fallen lassen. Doch in diesem Moment erklang die vertraute Stimme des Spiegelgeistes. „Ich höre, Lisa Karben, was ist Euer Begehr?“, sprach er, die Stimme wie durch Watte gedämpft. „Was..was ist geschehen? Meine Mutter!“, stammelte Lisa, irritiert von diesem Klang. „Meine Herrin wurde von einer dunklen Macht entführt“, antwortete der Spiegel und etwas Trauriges lag in seinem Ton. Lisa spürte wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich und für eine Sekunde schien ihr Herz nicht mehr zu schlagen. „Ist… ist sie etwa…?!“, murmelte sie gegen den Kloß in ihrer Kehle an. „Nein, sie ist am Leben“, antwortete der Spiegelgeist schlicht und Lisa fiel ein Stein vom Herzen. Doch im nächsten Augenblick schon kehrte ihre Aufregung zurück. Sie musste Hilfe holen. Sie musste ihre Mutter befreien!   „Wo ist sie? Zeig es mir, sofort!“ befahl sie dem Spiegel hastig und aufgeregt. Doch der Spiegelgeist rührte sich nicht. Für einen Augenblick schwieg der, was er nie in ihrem ganzen Leben bisher hatte, dann seufzte er schwer. „Das kann ich nicht“, erklärte er hohl, „Die Macht, welche meine Herrin entführte, hat mich mit einem Fluch belegt. Ich bin bei meinem wahren Namen gebunden, nichts über ihren Verbleib und ihren Entführer zu verraten. Dunkle Magie knebelt meine Zunge.“ Lisa traute ihren Ohren nicht. Der Boden musste sich unter ihr auftun und sie in ein tiefes, dunkles Loch fallen, zumindest fühlte es sich so an. „Also kann ich nichts tun! Ich muss warten bis die Lichtbringer sie selber finden und dann ist es vielleicht zu spät“, stellte sie fest, nüchternen als es ihrer Verzweiflung entsprach. „Ihr irrt. Es gibt einen Weg“, widersprach ihr da der Spiegel und Lisa wurde mit einem Mal hellhörig. „Dann spann mich nicht auf die Folter. Rück raus mit der Sprache! Es geht um meine Mutter“, blaffte sie den Spiegelgeist an, der sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Der, der mich verfluchte, übersah eine magische Lücke im Ritual. Kennt Ihr die fünf Tugenden, die ein jeder Lichtbringer braucht, um die Wesen der Finsternis zu besiegen, Junkerin?“ „Natürlich und sag Lisa“, erwiderte Lisa, sie hasste es, wenn er sie Junkerin nannte, „Bedacht und Hoffnung, ein reines Herz, Mut und Willenskraft.“ Sie mochte zwar noch zu jung sein, um für den Konvent zu arbeiten, doch da sie eines Tages in Mariannes Fußstapfen treten würde, hatte ihre Mutter ihr diese Tugenden schon von kleinauf eingerichtet, auch wenn Lisa sie manchmal eher für heiße Luft hielt. Oder konnte eine Mutter, die einem eine ganze Woche Fernsehverbot erteilte, wirklich ein reines Herz haben?! „Richtig“, fuhr der Spiegelgeist fort, „Und diese fünf Tugenden haben die Macht, meine Fesseln zu lösen.“ Lisa runzelte die Stirn „Wie das denn?!“ „Fünf Menschen oder ihnen Verwandte wie Elben oder Außerirdischen in fernen Reichen, die auf das Bestreben meiner Herrin hin für einen Augenblick nur ihren Pfad verlassen und eine der Tugenden annehmen, können den Bann brechen.“ Nun hob Lisa auch noch die Augenbrauen. Wollte der Spiegelgeist sie veräppeln?! „Aber meine Mutter ist entführt! Wie kann sie da irgendwelchen Menschen oder Elben etwas erzählen“, empörte sie sich.  Der Spiegelgeist räusperte sich als würde er sich für eine Festrede vorbereiten und als er zu sprechen begann, war Lisas Skepsis mit einem Schlag wie weggewischt. „Junkerin, Ihr seid die Tochter meiner Herrin. Ihr seid meine Herrin“, erklärte er gewichtig, „Ihr könnt den Bann brechen. Findet einen Verzweifelten und lasst ihn einen Hoffnungsschimmer sehen, so dass er in seiner Traurigkeit auch nur zaghaft zu lächeln vermag. Sucht einen Übermütigen und lasst ihn in seiner Kopflosigkeit für einen Augenblick innehalten, so dass er nur einmal davon absieht, einen Fehler zu begehen. Findet einen Bösen, dessen Seele schwarz vor Missetaten ist und gießt ihm Reue ins Herz, so dass auch er nur eine  einzige gute Tat vollbringt. Sucht einen Furchtsamen, der sich zitternd vor der Welt versteckt und flüstert ihm Mut zu, so dass er nur einer einzigen Herausforderung aufrecht entgegengeht. Und findet einen Getriebenen, der wie ein Spielball von verführerischen Mächten hin und hergeworfen wird und seid ihm ein Lot, so dass er ein einziges Mal nur den Versuchungen trotzt. Wenn Ihr Eure Aufgabe meisterst, so wird ein jeder der Fünfen, sei es Mann oder Frau, Mensch oder Wesen, Euch eine Träne schenken. Verwahrt sie gut, denn sie ist kostbar. Mit dieser Träne scheuert mein Silberglas und ein Teil meines Knebels aus schwarzer Magie wird brechen. Für jede Träne werde ich Euch eine Frage beantworten können. Wer Eure Mutter entführt hat, wo er sie gefangen hält, wie er sie bewacht, wann seine Macht am schwächsten ist und welche Waffe ihn bändigen kann. Es liegt in Eurer Hand, Junkerin. Ihr allein könnt Eure Mutter befreien.“ Im Schlafzimmer herrschte für einen Augenblick Totenstille. Lisa hielt den Spiegel in den Händen und lauschte der Rede des Spiegelgeistes mit offenem Mund. In ihrem Kopf stürzte alles übereinander wie ein Kartenhaus. Der Spiegel wollte, dass sie, sie selbst auf Abenteuer ginge. Für einen Herzschlag wollte Lisa aufspringen. Es schien als sei mit einem Mal der Tag gekommen auf den sie so lange gewartet hatte. Doch die Wirklichkeit goss ihr bitteren Wermut in die Freude und statt Sprunggelenken bestanden ihre Beine gefühlt aus Blei. Wenn sie scheitern würde, dann wäre ihre Mutter verloren. Doch was hatte sie für eine andere Wahl?!  „Gut, dann steht heute also durch Berlin laufen und fünf Leute auftreiben auf dem Programm. Sollte nicht so schwer sein“, dachte Lisa laut, „Die Bösen finde ich sicher auf irgendeiner Polizeiwache und die ohne Willenskraft vermutlich im Reichstag, zumindest sagt das Sabrina nach Fridays for Future immer, dass die alle kein Rückgrat hätten. Und-“ „-Haltet ein, Junkerin!“, fiel ihr da der Spiegelgeist ins Wort, „Eure Stadt wird euch nicht von Nutzen sein. Es muss in einer fremden Welt geschehen, einem Paralleluniverum oder einem ganz anderen Reich. Das ist Gesetz der Weltenspiegelmagie.“ Lisa starrte den Spiegel an, während all ihre Pläne plötzlich in ein gedankliches Vakuum stürzten. „Aber wie soll ich denn in eine fremde Welt kommen?!“, rutschte es ihr heraus. Ja, ihre Mutter konnte in Paralleluniversen reisen. Aber sie selbst hatte keinen blassen Schimmer von solchen Sachen.   „Durch mich“, erwiderte der Spiegel knapp, „Ich bin ein Portal in alle Welten“. Stille. Lisa brauchte eine Sekunde. Sie brauchte sie, um zu begreifen, dass der Spiegelgeist ihr soeben das Geheimnis offenbart hatte, das er ihre Mutter ihr stets vorenthalten hatte. Sie war erstaunt, doch hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.  „Gut, dann bring mich in die Welt dieser fünf Typen und ich schwöre, ich werde dich mit Tränen scheuern bis du glänzt.“ Sie meinte ein leises Lachen zu hören, doch war sich nicht sicher. Gewiss aber hörte sie ein Seufzen. „Ich bedaure, doch das vermag ich nicht“, erwiderte der Spiegelgeist, „Ihr müsst verzeihen, aber ich bin nur ein Tor zu den Welten. Über ihre Bewohner habe ich keine Macht. Ihr werdet Eure Fünf selbst finden müssen und vielleicht begegnet Euch nur einer in jeder Welt, die Ihr bereist. Wählt Euer Ziel also weise. Ich kann euch in Tausend Welten bringen.“ Lisa presste die Lippen aufeinander und dachte nach. Vielleicht würde das doch länger dauern als erwartet. Sollte sie tatsächlich in fünf Welten reisen müssen, würde sie aber nach jeder davon erstmal eine Frage stellen. Ihr brannte das Schicksal ihrer Mutter zu sehr unter den Nägeln, um sich zu gedulden. „Wie komme ich eigentlich wieder nachhause?“, fragte sie den Spiegelgeist, nur um sich selbst ein wenig abzulenken. „Berührt nur Euer Spiegelbild wo immer Ihr es seht, so werdet Ihr einen Augenblick später wieder in diesem Zimmer stehen“, antworte dieser prompt. Lisa nickte, dann legte sie den Spiegel beiseite. „Einen Augenblick nur, bin gleich zurück“, rief sie und verschwand aus der Tür. Ihre Füße trugen Lisa schneller ins Badezimmer als sie erwartet hatte und mit einem Schritt war sie an der Hausapotheke und entnahm ihr eine kleine Pipette. Mit irgendetwas musste sie die Tränen schließlich aufsammeln. Für einen nachdenklichen Augenblick wog Lisa den Gegenstand in ihren Händen. Besaß sie eigentlich selbst die Tugenden? Würde sie ihre Aufgaben meistern? Mit einem Mal wurde ihr etwas flau bei dem Abenteuer, das ihr bevorstand. Doch dann verschloss Lisa die Hände und ging in ihr Zimmer. Scheitern war keine Option! Sie würde es schaffen, irgendwie! Schnell hatte Lisa ihre Hose und ihren Pulli von gestern angezogen, ihren Rucksack für Wandertage aus dem Regal gezerrt, Kleidung für jedes Wetter, ein paar Sachen aus dem Kühlschrank, ihre Zahnbürste, Tampons und andere Kosmetikartikeln hineingestopft, ihre Schuhe und Jacke angezogen und eilte wieder zurück ins Schlafzimmer ihrer Mutter. Der Spiegel lag so trüb und blind wie zuvor auf dem zerwühlten Bett. Einmal noch ging Lisa im Geiste das „Survival-Kit“ auf ihrem Rücken durch. Einmal noch atmete sie tief durch. Dann nahm sie den Spiegel wieder in die Hand.  „Spiegelgeist, erhör mein Rufen!“, sprach zum zweiten Mal an diesem Tag. „Ich erhöre Euch, Lisa Karben, was ist Euer Begehr?“, antwortete der Spiegelgeist wie ein Déjà-vu. „Ich bin soweit“, erklärte Lisa ruhig und ihr war ein wenig mulmig zumute. „Gut“, entgegnete der Spiegel ernst, „Dann lasst mich Euch die Welten zeigen. Habt Ihr eure Wahl getroffen, so legt nur den Finger auf mein Spiegelglas und schon habt Ihr das Portal durchschritten.“ Lisa nickte, obwohl ihr abermals ein Kloß im Hals anschwoll.  Vor ihren Augen änderte sich auf einmal das Spiegelbild. Im blinden Silber erschienen plötzlich die Schemen von Landschaften. Sie trugen nicht die klaren, satten Farben wie Lisa sie sonst gewohnt war, sondern wirkten eher wie durch einen Regenschleier betrachtet, doch waren sie sehr wohl zu erkennen. Lisa folgte ihnen, versuchte sich auf die fünf Tugenden zu konzentrieren. Dann geschah es. Ein Bild stach ihr besonders ins Auge. „Halt!“, rief Lisa auf und die Bilderflut des Spiegels hielt inne. Vorsichtig streckte Lisa den Finger nach dem Silberglas aus. Sie hatte ihr erstes Reiseziel gefunden. ******************** Am 14.7.2019 um 19:26 von Communitas auf StoryHub veröffentlicht (https://storyhub.de/?s=7x%C3%B6x%C3%96) ********************